Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.in den Jahren 1772 bis 1775. wozu uns die Einwohner niemals den Eingang gestatten wollten. Die isländi-1774.März. schen Höhlen sind so geräumig, daß einige Tausend Menschen darinn Platz ha- ben; und es ist sehr wahrscheinlich, daß ähnliche Höhlen, in einem eben so volcanischen Lande geräumig genug seyn können, um einige Hundert Menschen zu fassen. Wir sahen zwar nicht ein, warum die Oster-Eyländer auf ihre Wei- ber eifersüchtiger seyn sollten, als die Tahitier; wir wissen aber, wie aus- schweifend und zügellos das Seevolk ist, besonders wenn es über die Indianer eine solche Ueberlegenheit hat, als die Holländer und Spanier über die Leute auf Oster-Eyland gehabt haben müssen. Der stärkste Einwurf, den man noch ge- gen diese Hypothese machen könnte, liegt darinn, daß die Anzahl von Kindern, die uns hier zu Gesicht kam, und die man doch eben nicht zu verbergen nöthig hatte, wenigstens nicht aus dem Grunde, aus dem man etwa die Weiber versteckt haben mogte, eben so gering und unbeträchtlich war. Wir müssen die Sache unentschieden lassen. Sollte indessen die Anzahl der Weiber würklich so geringe seyn, als wir sie angegeben haben, so muß sie durch einen ganz außeror- dentlichen Zufall vermindert worden seyn, und davon wären die Einwohner allein im Stande gewesen, uns einige Nachricht mitzutheilen; aber bey allen unsern Versuchen und Nachfragen, konnten wir wegen Mangel der Bekannt- schaft mit ihrer Sprache nichts entscheidendes herausbringen. Am folgenden Morgen ward ein Boot ans Land geschickt, um Wasser Wir hatten geglaubt, daß wir hier einen guten Erfrischungs- und Hand- in den Jahren 1772 bis 1775. wozu uns die Einwohner niemals den Eingang geſtatten wollten. Die islaͤndi-1774.Maͤrz. ſchen Hoͤhlen ſind ſo geraͤumig, daß einige Tauſend Menſchen darinn Platz ha- ben; und es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß aͤhnliche Hoͤhlen, in einem eben ſo volcaniſchen Lande geraͤumig genug ſeyn koͤnnen, um einige Hundert Menſchen zu faſſen. Wir ſahen zwar nicht ein, warum die Oſter-Eylaͤnder auf ihre Wei- ber eiferſuͤchtiger ſeyn ſollten, als die Tahitier; wir wiſſen aber, wie aus- ſchweifend und zuͤgellos das Seevolk iſt, beſonders wenn es uͤber die Indianer eine ſolche Ueberlegenheit hat, als die Hollaͤnder und Spanier uͤber die Leute auf Oſter-Eyland gehabt haben muͤſſen. Der ſtaͤrkſte Einwurf, den man noch ge- gen dieſe Hypotheſe machen koͤnnte, liegt darinn, daß die Anzahl von Kindern, die uns hier zu Geſicht kam, und die man doch eben nicht zu verbergen noͤthig hatte, wenigſtens nicht aus dem Grunde, aus dem man etwa die Weiber verſteckt haben mogte, eben ſo gering und unbetraͤchtlich war. Wir muͤſſen die Sache unentſchieden laſſen. Sollte indeſſen die Anzahl der Weiber wuͤrklich ſo geringe ſeyn, als wir ſie angegeben haben, ſo muß ſie durch einen ganz außeror- dentlichen Zufall vermindert worden ſeyn, und davon waͤren die Einwohner allein im Stande geweſen, uns einige Nachricht mitzutheilen; aber bey allen unſern Verſuchen und Nachfragen, konnten wir wegen Mangel der Bekannt- ſchaft mit ihrer Sprache nichts entſcheidendes herausbringen. 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Nachmittags gieng noch ein Boot<lb/> ans Land; da ſich aber gegen Abend, ein Wind erhob, ſo wurde eine Canone<lb/> abgefeuert, worauf es ſogleich an Bord zuruͤck kam, und hierauf ſeegelten wir<lb/> von Nord-Weſt nach Weſten ab.</p><lb/> <p>Wir hatten geglaubt, daß wir hier einen guten Erfriſchungs- und Hand-<lb/> lungsplatz finden wuͤrden; aber unſre Hoffnung fehl <choice><sic>fehl </sic><corr/></choice>geſchlagen. Den einzigen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [447/0506]
in den Jahren 1772 bis 1775.
wozu uns die Einwohner niemals den Eingang geſtatten wollten. Die islaͤndi-
ſchen Hoͤhlen ſind ſo geraͤumig, daß einige Tauſend Menſchen darinn Platz ha-
ben; und es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß aͤhnliche Hoͤhlen, in einem eben ſo
volcaniſchen Lande geraͤumig genug ſeyn koͤnnen, um einige Hundert Menſchen
zu faſſen. Wir ſahen zwar nicht ein, warum die Oſter-Eylaͤnder auf ihre Wei-
ber eiferſuͤchtiger ſeyn ſollten, als die Tahitier; wir wiſſen aber, wie aus-
ſchweifend und zuͤgellos das Seevolk iſt, beſonders wenn es uͤber die Indianer
eine ſolche Ueberlegenheit hat, als die Hollaͤnder und Spanier uͤber die Leute auf
Oſter-Eyland gehabt haben muͤſſen. Der ſtaͤrkſte Einwurf, den man noch ge-
gen dieſe Hypotheſe machen koͤnnte, liegt darinn, daß die Anzahl von Kindern,
die uns hier zu Geſicht kam, und die man doch eben nicht zu verbergen noͤthig
hatte, wenigſtens nicht aus dem Grunde, aus dem man etwa die Weiber
verſteckt haben mogte, eben ſo gering und unbetraͤchtlich war. Wir muͤſſen die
Sache unentſchieden laſſen. Sollte indeſſen die Anzahl der Weiber wuͤrklich ſo
geringe ſeyn, als wir ſie angegeben haben, ſo muß ſie durch einen ganz außeror-
dentlichen Zufall vermindert worden ſeyn, und davon waͤren die Einwohner
allein im Stande geweſen, uns einige Nachricht mitzutheilen; aber bey allen
unſern Verſuchen und Nachfragen, konnten wir wegen Mangel der Bekannt-
ſchaft mit ihrer Sprache nichts entſcheidendes herausbringen.
1774.
Maͤrz.
Am folgenden Morgen ward ein Boot ans Land geſchickt, um Waſſer
einzunehmen; und da es grade windſtille war, ſo gieng ein zweytes ab, um un-
ſern Vorrath von Kartoffeln, durch Handel mit den Einwohnern zu vermehren.
Auch einer von den Eingebohrnen gieng in dem geflickten Canot vom Lande ab
und zu, um Kartoffeln und Piſangs aus Schiff zu bringen. Ein ſtarker Regen-
Guß gab unſern Leuten Gelegenheit, einen guten Vorrath friſches Waſſer mit
Huͤlfe der Seegel und Decken, aufzufangen. Nachmittags gieng noch ein Boot
ans Land; da ſich aber gegen Abend, ein Wind erhob, ſo wurde eine Canone
abgefeuert, worauf es ſogleich an Bord zuruͤck kam, und hierauf ſeegelten wir
von Nord-Weſt nach Weſten ab.
Wir hatten geglaubt, daß wir hier einen guten Erfriſchungs- und Hand-
lungsplatz finden wuͤrden; aber unſre Hoffnung fehl geſchlagen. Den einzigen
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