Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1772.Septem- ber.Obersläche des Wassers fiel es auf 74; und in einer Tiefe von 85 Faden war es bis auf 66 gefallen. Wir ließen es 30 Minuten unter Wasser und es wurden zum Wiederheraufziehen 271/2 Minute Zeit erfordert. Auf unsrer Fahrt im Boot ereignete sich Gelegenheit eine Art von Blubbers oder See-Nesseln zu untersuchen, die Linnäus, Medusa Pelagica genant hat. Auch fingen wir ein anders See-Thier Doris lävis genannt; und machten getreuere Zeichnungen von demselben, als die bisherigen gewesen sind. Mittags hatten wir 0°. 52 Minuten nördlicher Breite. Am 9ten paßirten wir die Linie bey einer gelind wehenden Luft. Unsre Wir fiengen heute verschiedne Doraden und ein fliegender Fisch, der *) Siehe Hawkesworths Geschichte der engl. See-Reisen in 4. zweyter Band, p. 2.
Forſter’s Reiſe um die Welt 1772.Septem- ber.Oberſlaͤche des Waſſers fiel es auf 74; und in einer Tiefe von 85 Faden war es bis auf 66 gefallen. Wir ließen es 30 Minuten unter Waſſer und es wurden zum Wiederheraufziehen 27½ Minute Zeit erfordert. Auf unſrer Fahrt im Boot ereignete ſich Gelegenheit eine Art von Blubbers oder See-Neſſeln zu unterſuchen, die Linnaͤus, Meduſa Pelagica genant hat. Auch fingen wir ein anders See-Thier Doris laͤvis genannt; und machten getreuere Zeichnungen von demſelben, als die bisherigen geweſen ſind. Mittags hatten wir 0°. 52 Minuten noͤrdlicher Breite. Am 9ten paßirten wir die Linie bey einer gelind wehenden Luft. Unſre Wir fiengen heute verſchiedne Doraden und ein fliegender Fiſch, der *) Siehe Hawkesworths Geſchichte der engl. See-Reiſen in 4. zweyter Band, p. 2.
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Forſter’s Reiſe um die Welt
Oberſlaͤche des Waſſers fiel es auf 74; und in einer Tiefe von 85 Faden war
es bis auf 66 gefallen. Wir ließen es 30 Minuten unter Waſſer und es wurden
zum Wiederheraufziehen 27½ Minute Zeit erfordert. Auf unſrer Fahrt im
Boot ereignete ſich Gelegenheit eine Art von Blubbers oder See-Neſſeln zu
unterſuchen, die Linnaͤus, Meduſa Pelagica genant hat. Auch fingen wir ein
anders See-Thier Doris laͤvis genannt; und machten getreuere Zeichnungen
von demſelben, als die bisherigen geweſen ſind. Mittags hatten wir 0°. 52
Minuten noͤrdlicher Breite.
1772.
Septem-
ber.
Am 9ten paßirten wir die Linie bey einer gelind wehenden Luft. Unſre
Matroſen tauften ihre Cameraden, welche ſie noch nie paßirt hatten und ſich
nicht durch Trankgelder loskaufen wollten. Wer die Saltz-Taufe uͤber ſich er-
gehen ließ, zog, ſo bald die Operation vorbey war, friſche Waͤſche und Kleider
an; und da das auf der See, beſonders bey heißem Wetter, nicht zu oft ge-
ſchehen kann, ſo war ihnen das Untertauchen, anſtatt eine Art von Strafe zu
ſeyn, vielmehr heilſam und geſund. Fuͤr die Trankgelder der uͤbrigen wurden
ſtarke Getraͤnke angeſchaft und dieſe vermehrten die Luſtigkeit und Laune, welche
den herrſchenden Character der Matroſen ausmacht. Der Wind drehte ſich heute
nach Suͤden, wandte ſich nach und nach durch Suͤden nach Oſten und Suͤd-Suͤd-
Oſten herum und ſetzte ſich endlich in den gewoͤhnlichen Paßat-Wind feſt.
Wir fiengen heute verſchiedne Doraden und ein fliegender Fiſch, der
voͤllig einen Fus lang war, fiel aufs Verdeck. Seit dem 8ten hatten ſich be-
ſtaͤndig mehrere Arten von See-Voͤgeln als, Fregatten (pelecanus aquilus &
ſula) Sturmvoͤgel, Mewen, und Tropic-Voͤgel (phaëton æthereus) ſehen
laſſen. Auch war einigemal die See mit Molluſcis bedeckt. Unter dieſen letztern
gab es eine Art die blau, ohngefaͤhr als eine Acker-Schnecke geſtaltet, und mit
vier Aermen verſehen war, die ſich in viele Aeſte theilten. Wir nannten ſie
Glaucus atlanticus. Eine andre Art war durchſichtig als Glas, und von die-
ſer hiengen oft ihrer viele, wie an einer langen Schnur aufgereihet, aneinander.
Wir rechneten ſie zu dem Geſchlecht Dagyſa, deſſen auch in Herrn Cooks Reiſe
in der Endeavour Erwaͤhnung geſchieht. *) Zwey andre Arten von Molluſ-
cis, welche von den Matroſen Salee- und Portugieſiſche Men of war, von den
*) Siehe Hawkesworths Geſchichte der engl. See-Reiſen in 4. zweyter Band, p. 2.
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