Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.sein könne, deckte aber die Hände über die Au- ſein koͤnne, deckte aber die Haͤnde uͤber die Au- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0197" n="183"/> ſein koͤnne, deckte aber die Haͤnde uͤber die Au-<lb/> gen, und ſagte: mache mich nicht in meiner<lb/> Todesſtunde durch Schrecken toll. Wenn Du<lb/> ein entſetzliches Antlitz hinter dem Schleier traͤgſt,<lb/> ſo luͤfte ihn nicht, und richte mich, ohne daß ich<lb/> Dich ſchaue. — Ach, entgegnete die Wandrerin,<lb/> willſt Du mich denn nicht noch ein einziges mal<lb/> ſehn? Ich bin ſchoͤn, wie als Du auf der See-<lb/> ſpitze um mich warbſt. — O, wenn das waͤre!<lb/> ſeufzte Huldbrand; und wenn ich ſterben duͤrfte<lb/> an einem Kuſſe von Dir. — Recht gern, mein<lb/> Liebling, ſagte ſie. Und ihre Schleier ſchlug<lb/> ſie zuruͤck, und himmliſch ſchoͤn laͤchelte ihr hol-<lb/> des Antlitz daraus hervor. Bebend vor Liebe<lb/> und Todesnaͤhe neigte ſich der Ritter ihr entge-<lb/> gen, ſie kuͤßte ihn mit einem himmliſchen Kuſſe,<lb/> aber ſie ließ ihn nicht mehr los, ſie druͤckte ihn<lb/> inniger an ſich, und weinte, als wolle ſie ihre<lb/> Seele fortweinen. Die Thraͤnen drangen in<lb/> des Ritters Augen, und wogten im lieblichen<lb/> Wehe durch ſeine Bruſt, bis ihm endlich der<lb/> Athem entging, und er aus den ſchoͤnen Armen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [183/0197]
ſein koͤnne, deckte aber die Haͤnde uͤber die Au-
gen, und ſagte: mache mich nicht in meiner
Todesſtunde durch Schrecken toll. Wenn Du
ein entſetzliches Antlitz hinter dem Schleier traͤgſt,
ſo luͤfte ihn nicht, und richte mich, ohne daß ich
Dich ſchaue. — Ach, entgegnete die Wandrerin,
willſt Du mich denn nicht noch ein einziges mal
ſehn? Ich bin ſchoͤn, wie als Du auf der See-
ſpitze um mich warbſt. — O, wenn das waͤre!
ſeufzte Huldbrand; und wenn ich ſterben duͤrfte
an einem Kuſſe von Dir. — Recht gern, mein
Liebling, ſagte ſie. Und ihre Schleier ſchlug
ſie zuruͤck, und himmliſch ſchoͤn laͤchelte ihr hol-
des Antlitz daraus hervor. Bebend vor Liebe
und Todesnaͤhe neigte ſich der Ritter ihr entge-
gen, ſie kuͤßte ihn mit einem himmliſchen Kuſſe,
aber ſie ließ ihn nicht mehr los, ſie druͤckte ihn
inniger an ſich, und weinte, als wolle ſie ihre
Seele fortweinen. Die Thraͤnen drangen in
des Ritters Augen, und wogten im lieblichen
Wehe durch ſeine Bruſt, bis ihm endlich der
Athem entging, und er aus den ſchoͤnen Armen
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