Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

Bild:
<< vorherige Seite

ster war zur Stelle. Dazu kam noch eben, daß
ein zürnender Blick der Hausfrau das schöne
Mädchen traf, weil sie sich in Gegenwart des
geistlichen Herren so dicht an ihren Liebling
lehnte, und es schien, als wolle ein Strom von
unerfreulichen Worten folgen. Da brach es aus
des Ritters Munde, daß er, gegen den Priester
gewandt, sagte: Ihr seht hier ein Brautpaar
vor Euch, ehrwürdiger Herr, und wenn dies
Mädchen und die guten alten Fischersleute nichts
dawider haben, sollt Ihr uns Heute Abend noch
zusammengeben.

Die beiden alten Eheleute waren sehr ver-
wundert. Sie hatten zwar bisher oft so etwas
gedacht, aber ausgesprochen hatten sie es doch
niemals, und wie nun der Ritter dies that, kam
es ihnen als etwas ganz Neues und Unerhörtes
vor. Undine war plötzlich ernst geworden, und
sah tiefsinnig vor sich nieder, während der Prie-
ster nach den nähern Umständen fragte, und sich
bei den Alten nach ihrer Einwilligung erkundig-
te. Man kam nach mannigfachem Hin- und

E 2

ſter war zur Stelle. Dazu kam noch eben, daß
ein zuͤrnender Blick der Hausfrau das ſchoͤne
Maͤdchen traf, weil ſie ſich in Gegenwart des
geiſtlichen Herren ſo dicht an ihren Liebling
lehnte, und es ſchien, als wolle ein Strom von
unerfreulichen Worten folgen. Da brach es aus
des Ritters Munde, daß er, gegen den Prieſter
gewandt, ſagte: Ihr ſeht hier ein Brautpaar
vor Euch, ehrwuͤrdiger Herr, und wenn dies
Maͤdchen und die guten alten Fiſchersleute nichts
dawider haben, ſollt Ihr uns Heute Abend noch
zuſammengeben.

Die beiden alten Eheleute waren ſehr ver-
wundert. Sie hatten zwar bisher oft ſo etwas
gedacht, aber ausgeſprochen hatten ſie es doch
niemals, und wie nun der Ritter dies that, kam
es ihnen als etwas ganz Neues und Unerhoͤrtes
vor. Undine war ploͤtzlich ernſt geworden, und
ſah tiefſinnig vor ſich nieder, waͤhrend der Prie-
ſter nach den naͤhern Umſtaͤnden fragte, und ſich
bei den Alten nach ihrer Einwilligung erkundig-
te. Man kam nach mannigfachem Hin- und

E 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0081" n="67"/>
&#x017F;ter war zur Stelle. Dazu kam noch eben, daß<lb/>
ein zu&#x0364;rnender Blick der Hausfrau das &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Ma&#x0364;dchen traf, weil &#x017F;ie &#x017F;ich in Gegenwart des<lb/>
gei&#x017F;tlichen Herren &#x017F;o dicht an ihren Liebling<lb/>
lehnte, und es &#x017F;chien, als wolle ein Strom von<lb/>
unerfreulichen Worten folgen. Da brach es aus<lb/>
des Ritters Munde, daß er, gegen den Prie&#x017F;ter<lb/>
gewandt, &#x017F;agte: Ihr &#x017F;eht hier ein Brautpaar<lb/>
vor Euch, ehrwu&#x0364;rdiger Herr, und wenn dies<lb/>
Ma&#x0364;dchen und die guten alten Fi&#x017F;chersleute nichts<lb/>
dawider haben, &#x017F;ollt Ihr uns Heute Abend noch<lb/>
zu&#x017F;ammengeben.</p><lb/>
          <p>Die beiden alten Eheleute waren &#x017F;ehr ver-<lb/>
wundert. Sie hatten zwar bisher oft &#x017F;o etwas<lb/>
gedacht, aber ausge&#x017F;prochen hatten &#x017F;ie es doch<lb/>
niemals, und wie nun der Ritter dies that, kam<lb/>
es ihnen als etwas ganz Neues und Unerho&#x0364;rtes<lb/>
vor. Undine war plo&#x0364;tzlich ern&#x017F;t geworden, und<lb/>
&#x017F;ah tief&#x017F;innig vor &#x017F;ich nieder, wa&#x0364;hrend der Prie-<lb/>
&#x017F;ter nach den na&#x0364;hern Um&#x017F;ta&#x0364;nden fragte, und &#x017F;ich<lb/>
bei den Alten nach ihrer Einwilligung erkundig-<lb/>
te. Man kam nach mannigfachem Hin- und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 2</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0081] ſter war zur Stelle. Dazu kam noch eben, daß ein zuͤrnender Blick der Hausfrau das ſchoͤne Maͤdchen traf, weil ſie ſich in Gegenwart des geiſtlichen Herren ſo dicht an ihren Liebling lehnte, und es ſchien, als wolle ein Strom von unerfreulichen Worten folgen. Da brach es aus des Ritters Munde, daß er, gegen den Prieſter gewandt, ſagte: Ihr ſeht hier ein Brautpaar vor Euch, ehrwuͤrdiger Herr, und wenn dies Maͤdchen und die guten alten Fiſchersleute nichts dawider haben, ſollt Ihr uns Heute Abend noch zuſammengeben. Die beiden alten Eheleute waren ſehr ver- wundert. Sie hatten zwar bisher oft ſo etwas gedacht, aber ausgeſprochen hatten ſie es doch niemals, und wie nun der Ritter dies that, kam es ihnen als etwas ganz Neues und Unerhoͤrtes vor. Undine war ploͤtzlich ernſt geworden, und ſah tiefſinnig vor ſich nieder, waͤhrend der Prie- ſter nach den naͤhern Umſtaͤnden fragte, und ſich bei den Alten nach ihrer Einwilligung erkundig- te. Man kam nach mannigfachem Hin- und E 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/81
Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/81>, abgerufen am 31.10.2024.