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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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weniger beweglich, hörten so mancherley von
dem dortigen Leben, von der wachsenden An¬
muth der Töchter, selbst von meinem Einfluß,
daß sie mich erst wollten kennen lernen, und
nachdem ich sie öfters besucht und auch bey
ihnen wohl empfangen war, uns auch alle
einmal beysammen zu sehen verlangten, zu¬
mal als sie jenen auch eine freundliche Ge¬
genaufnahme schuldig zu seyn glaubten.

Lange ward hierüber hin und her gehan¬
delt. Die Mutter konnte sich schwer von der
Haushaltung trennen, Olivie hatte einen Ab¬
scheu vor der Stadt, in die sie nicht paßte,
Friedrike keine Neigung dahin; und so ver¬
zögerte sich die Sache, bis sie endlich dadurch
entschieden ward, daß es mir unmöglich fiel,
innerhalb vierzehn Tagen auf's Land zu kom¬
men, da man sich denn lieber in der Stadt
und mit einigem Zwange als gar nicht sehen
wollte. Und so fand ich nun meine Freun¬
dinnen, die ich nur auf ländlicher Scene zu

weniger beweglich, hoͤrten ſo mancherley von
dem dortigen Leben, von der wachſenden An¬
muth der Toͤchter, ſelbſt von meinem Einfluß,
daß ſie mich erſt wollten kennen lernen, und
nachdem ich ſie oͤfters beſucht und auch bey
ihnen wohl empfangen war, uns auch alle
einmal beyſammen zu ſehen verlangten, zu¬
mal als ſie jenen auch eine freundliche Ge¬
genaufnahme ſchuldig zu ſeyn glaubten.

Lange ward hieruͤber hin und her gehan¬
delt. Die Mutter konnte ſich ſchwer von der
Haushaltung trennen, Olivie hatte einen Ab¬
ſcheu vor der Stadt, in die ſie nicht paßte,
Friedrike keine Neigung dahin; und ſo ver¬
zoͤgerte ſich die Sache, bis ſie endlich dadurch
entſchieden ward, daß es mir unmoͤglich fiel,
innerhalb vierzehn Tagen auf's Land zu kom¬
men, da man ſich denn lieber in der Stadt
und mit einigem Zwange als gar nicht ſehen
wollte. Und ſo fand ich nun meine Freun¬
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[50/0058] weniger beweglich, hoͤrten ſo mancherley von dem dortigen Leben, von der wachſenden An¬ muth der Toͤchter, ſelbſt von meinem Einfluß, daß ſie mich erſt wollten kennen lernen, und nachdem ich ſie oͤfters beſucht und auch bey ihnen wohl empfangen war, uns auch alle einmal beyſammen zu ſehen verlangten, zu¬ mal als ſie jenen auch eine freundliche Ge¬ genaufnahme ſchuldig zu ſeyn glaubten. Lange ward hieruͤber hin und her gehan¬ delt. Die Mutter konnte ſich ſchwer von der Haushaltung trennen, Olivie hatte einen Ab¬ ſcheu vor der Stadt, in die ſie nicht paßte, Friedrike keine Neigung dahin; und ſo ver¬ zoͤgerte ſich die Sache, bis ſie endlich dadurch entſchieden ward, daß es mir unmoͤglich fiel, innerhalb vierzehn Tagen auf's Land zu kom¬ men, da man ſich denn lieber in der Stadt und mit einigem Zwange als gar nicht ſehen wollte. Und ſo fand ich nun meine Freun¬ dinnen, die ich nur auf laͤndlicher Scene zu

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/58>, abgerufen am 31.10.2024.