Man erlaube mir, wie bisher, zum Ueber¬ gange einige allgemeine Betrachtungen.
Es sind wenig Biographieen, welche ei¬ nen reinen, ruhigen, stäten Fortschritt des Individuums darstellen können. Unser Leben ist, wie das Ganze in dem wir enthalten sind, auf eine unbegreifiiche Weise aus Frey¬ heit und Nothwendigkeit zusammengesetzt. Un¬ ser Wollen ist ein Vorausverkünden dessen, was wir unter allen Umständen thun werden. Diese Umstände aber ergreifen uns auf ihre eigne Weise. Das Was liegt in uns, das Wie hängt selten von uns ab, nach dem Warum dürfen wir nicht fragen, und des¬ halb verweist man uns mit Recht auf's Quia.
Die französische Sprache war mir von Jugend auf lieb; ich hatte sie in einem be¬ wegteren Leben, und ein bewegteres Leben durch sie kennen gelernt. Sie war mir ohne Grammatik und Unterricht, durch Umgang
Man erlaube mir, wie bisher, zum Ueber¬ gange einige allgemeine Betrachtungen.
Es ſind wenig Biographieen, welche ei¬ nen reinen, ruhigen, ſtaͤten Fortſchritt des Individuums darſtellen koͤnnen. Unſer Leben iſt, wie das Ganze in dem wir enthalten ſind, auf eine unbegreifiiche Weiſe aus Frey¬ heit und Nothwendigkeit zuſammengeſetzt. Un¬ ſer Wollen iſt ein Vorausverkuͤnden deſſen, was wir unter allen Umſtaͤnden thun werden. Dieſe Umſtaͤnde aber ergreifen uns auf ihre eigne Weiſe. Das Was liegt in uns, das Wie haͤngt ſelten von uns ab, nach dem Warum duͤrfen wir nicht fragen, und des¬ halb verweiſt man uns mit Recht auf's Quia.
Die franzoͤſiſche Sprache war mir von Jugend auf lieb; ich hatte ſie in einem be¬ wegteren Leben, und ein bewegteres Leben durch ſie kennen gelernt. Sie war mir ohne Grammatik und Unterricht, durch Umgang
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Man erlaube mir, wie bisher, zum Ueber¬
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nen reinen, ruhigen, ſtaͤten Fortſchritt des
Individuums darſtellen koͤnnen. Unſer Leben
iſt, wie das Ganze in dem wir enthalten
ſind, auf eine unbegreifiiche Weiſe aus Frey¬
heit und Nothwendigkeit zuſammengeſetzt. Un¬
ſer Wollen iſt ein Vorausverkuͤnden deſſen,
was wir unter allen Umſtaͤnden thun werden.
Dieſe Umſtaͤnde aber ergreifen uns auf ihre
eigne Weiſe. Das Was liegt in uns, das
Wie haͤngt ſelten von uns ab, nach dem
Warum duͤrfen wir nicht fragen, und des¬
halb verweiſt man uns mit Recht auf's Quia.
Die franzoͤſiſche Sprache war mir von
Jugend auf lieb; ich hatte ſie in einem be¬
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durch ſie kennen gelernt. Sie war mir ohne
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/83>, abgerufen am 31.10.2024.
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