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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

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sehen, wenn sie ihre Eigenschaften einer neuen
Umgebung mittheilt.

Dadurch ward sie den Männern, wie von
Anfang so immer mehr, daß wir es nur mit
dem rechten Namen nennen, ein wahrer Au¬
gentrost. Denn wenn der Smaragd durch
seine herrliche Farbe dem Gesicht wohl thut,
ja sogar einige Heilkraft an diesem edlen Sinn
ausübt; so wirkt die menschliche Schönheit
noch mit weit größerer Gewalt auf den äu¬
ßern und inneren Sinn. Wer sie erblickt,
den kann nichts übles anwehen; er fühlt sich
mit sich selbst und mit der Welt in Ueber¬
einstimmung.

Auf manche Weise hatte daher die Ge¬
sellschaft durch Ottiliens Ankunft gewonnen.
Die beyden Freunde hielten regelmäßiger die
Stunden, ja die Minuten der Zusammen¬
künfte. Sie ließen weder zum Essen, noch
zum Thee, noch zum Spaziergang länger als

ſehen, wenn ſie ihre Eigenſchaften einer neuen
Umgebung mittheilt.

Dadurch ward ſie den Maͤnnern, wie von
Anfang ſo immer mehr, daß wir es nur mit
dem rechten Namen nennen, ein wahrer Au¬
gentroſt. Denn wenn der Smaragd durch
ſeine herrliche Farbe dem Geſicht wohl thut,
ja ſogar einige Heilkraft an dieſem edlen Sinn
ausuͤbt; ſo wirkt die menſchliche Schoͤnheit
noch mit weit groͤßerer Gewalt auf den aͤu¬
ßern und inneren Sinn. Wer ſie erblickt,
den kann nichts uͤbles anwehen; er fuͤhlt ſich
mit ſich ſelbſt und mit der Welt in Ueber¬
einſtimmung.

Auf manche Weiſe hatte daher die Ge¬
ſellſchaft durch Ottiliens Ankunft gewonnen.
Die beyden Freunde hielten regelmaͤßiger die
Stunden, ja die Minuten der Zuſammen¬
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[109/0114] ſehen, wenn ſie ihre Eigenſchaften einer neuen Umgebung mittheilt. Dadurch ward ſie den Maͤnnern, wie von Anfang ſo immer mehr, daß wir es nur mit dem rechten Namen nennen, ein wahrer Au¬ gentroſt. Denn wenn der Smaragd durch ſeine herrliche Farbe dem Geſicht wohl thut, ja ſogar einige Heilkraft an dieſem edlen Sinn ausuͤbt; ſo wirkt die menſchliche Schoͤnheit noch mit weit groͤßerer Gewalt auf den aͤu¬ ßern und inneren Sinn. Wer ſie erblickt, den kann nichts uͤbles anwehen; er fuͤhlt ſich mit ſich ſelbſt und mit der Welt in Ueber¬ einſtimmung. Auf manche Weiſe hatte daher die Ge¬ ſellſchaft durch Ottiliens Ankunft gewonnen. Die beyden Freunde hielten regelmaͤßiger die Stunden, ja die Minuten der Zuſammen¬ kuͤnfte. Sie ließen weder zum Eſſen, noch zum Thee, noch zum Spaziergang laͤnger als

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/114>, abgerufen am 01.11.2024.