Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

Heftigkeit, womit ich diese Worte ausstieß,
schien meinen Begleiter zu beunruhigen. "Ei,
sprach er: wie sollten wir denn Euern Nah¬
men nicht wissen? Der Mann, der Euch
herbrachte, nannte ihn ja ausdrücklich, und
ihr seyd eingetragen in die Register des Hau¬
ses: Medardus, Bruder des Capuzinerklo¬
sters zu B." -- Eiskalt bebte es mir durch die
Glieder. Aber mochte der Unbekannte, der
mich in das Krankenhaus gebracht hatte,
seyn wer er wollte, mochte er eingeweiht
seyn in mein entsetzliches Geheimniß: er
konnte nicht Böses wollen, denn er hatte ja
freundlich für mich gesorgt, und ich war ja
frei. --

Ich lag im offnen Fenster und ath¬
mete in vollen Zügen die herrliche, warme
Luft ein, die durch Mark und Adern strömend
neues Leben in mir entzündete, als ich eine
kleine, dürre Figur, ein spitzes Hütchen auf
dem Kopfe, und in einen ärmlichen erbliche¬
nen Ueberrock gekleidet, den Hauptgang nach

II. [ 11 ]

Heftigkeit, womit ich dieſe Worte ausſtieß,
ſchien meinen Begleiter zu beunruhigen. „Ei,
ſprach er: wie ſollten wir denn Euern Nah¬
men nicht wiſſen? Der Mann, der Euch
herbrachte, nannte ihn ja ausdruͤcklich, und
ihr ſeyd eingetragen in die Regiſter des Hau¬
ſes: Medardus, Bruder des Capuzinerklo¬
ſters zu B.“ — Eiskalt bebte es mir durch die
Glieder. Aber mochte der Unbekannte, der
mich in das Krankenhaus gebracht hatte,
ſeyn wer er wollte, mochte er eingeweiht
ſeyn in mein entſetzliches Geheimniß: er
konnte nicht Boͤſes wollen, denn er hatte ja
freundlich fuͤr mich geſorgt, und ich war ja
frei. —

Ich lag im offnen Fenſter und ath¬
mete in vollen Zuͤgen die herrliche, warme
Luft ein, die durch Mark und Adern ſtroͤmend
neues Leben in mir entzuͤndete, als ich eine
kleine, duͤrre Figur, ein ſpitzes Huͤtchen auf
dem Kopfe, und in einen aͤrmlichen erbliche¬
nen Ueberrock gekleidet, den Hauptgang nach

II. [ 11 ]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0169" n="161"/>
Heftigkeit, womit ich die&#x017F;e Worte aus&#x017F;tieß,<lb/>
&#x017F;chien meinen Begleiter zu beunruhigen. &#x201E;Ei,<lb/>
&#x017F;prach er: wie &#x017F;ollten wir denn Euern Nah¬<lb/>
men nicht wi&#x017F;&#x017F;en? Der Mann, der Euch<lb/>
herbrachte, nannte ihn ja ausdru&#x0364;cklich, und<lb/>
ihr &#x017F;eyd eingetragen in die Regi&#x017F;ter des Hau¬<lb/>
&#x017F;es: Medardus, Bruder des Capuzinerklo¬<lb/>
&#x017F;ters zu B.&#x201C; &#x2014; Eiskalt bebte es mir durch die<lb/>
Glieder. Aber mochte der Unbekannte, der<lb/>
mich in das Krankenhaus gebracht hatte,<lb/>
&#x017F;eyn wer er wollte, mochte er eingeweiht<lb/>
&#x017F;eyn in mein ent&#x017F;etzliches Geheimniß: er<lb/>
konnte nicht Bo&#x0364;&#x017F;es wollen, denn er hatte ja<lb/>
freundlich fu&#x0364;r mich ge&#x017F;orgt, und ich war ja<lb/>
frei. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Ich lag im offnen Fen&#x017F;ter und ath¬<lb/>
mete in vollen Zu&#x0364;gen die herrliche, warme<lb/>
Luft ein, die durch Mark und Adern &#x017F;tro&#x0364;mend<lb/>
neues Leben in mir entzu&#x0364;ndete, als ich eine<lb/>
kleine, du&#x0364;rre Figur, ein &#x017F;pitzes Hu&#x0364;tchen auf<lb/>
dem Kopfe, und in einen a&#x0364;rmlichen erbliche¬<lb/>
nen Ueberrock gekleidet, den Hauptgang nach<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II</hi>. [ 11 ]<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0169] Heftigkeit, womit ich dieſe Worte ausſtieß, ſchien meinen Begleiter zu beunruhigen. „Ei, ſprach er: wie ſollten wir denn Euern Nah¬ men nicht wiſſen? Der Mann, der Euch herbrachte, nannte ihn ja ausdruͤcklich, und ihr ſeyd eingetragen in die Regiſter des Hau¬ ſes: Medardus, Bruder des Capuzinerklo¬ ſters zu B.“ — Eiskalt bebte es mir durch die Glieder. Aber mochte der Unbekannte, der mich in das Krankenhaus gebracht hatte, ſeyn wer er wollte, mochte er eingeweiht ſeyn in mein entſetzliches Geheimniß: er konnte nicht Boͤſes wollen, denn er hatte ja freundlich fuͤr mich geſorgt, und ich war ja frei. — Ich lag im offnen Fenſter und ath¬ mete in vollen Zuͤgen die herrliche, warme Luft ein, die durch Mark und Adern ſtroͤmend neues Leben in mir entzuͤndete, als ich eine kleine, duͤrre Figur, ein ſpitzes Huͤtchen auf dem Kopfe, und in einen aͤrmlichen erbliche¬ nen Ueberrock gekleidet, den Hauptgang nach II. [ 11 ]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/169
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/169>, abgerufen am 01.11.2024.