dem Hause herauf mehr hüpfen und trip¬ peln als gehen sah. Als er mich erblickte schwenkte er den Hut in der Luft und warf mir Kußhändchen zu. Das Männlein hatte etwas bekanntes, doch konnte ich die Ge¬ sichtszüge nicht deutlich erkennen, und er ver¬ schwand unter den Bäumen, ehe ich mit mir einig worden, wer es wohl seyn möge. Doch nicht lange dauerte es, so klopfte es an meine Thüre, ich öffnete, und dieselbe Figur, die ich im Garten gesehen, trat her¬ ein. "Schönfeld, rief ich voll Verwunder¬ ung: Schönfeld, wie kommen Sie her, um des Himmels willen?" -- Es war jener närrische Friseur aus der Handelsstadt, der mich damals rettete aus großer Gefahr. "Ach -- ach ach! seufzte er, indem sich sein Ge¬ sicht auf komische Weise weinerlich verzog: wie soll ich denn herkommen, ehrwürdiger Herr! wie soll ich denn herkommen anders, als geworfen -- geschleudert, von dem bösen Verhängniß, das alle Genies verfolgt! Eines
dem Hauſe herauf mehr huͤpfen und trip¬ peln als gehen ſah. Als er mich erblickte ſchwenkte er den Hut in der Luft und warf mir Kußhaͤndchen zu. Das Maͤnnlein hatte etwas bekanntes, doch konnte ich die Ge¬ ſichtszuͤge nicht deutlich erkennen, und er ver¬ ſchwand unter den Baͤumen, ehe ich mit mir einig worden, wer es wohl ſeyn moͤge. Doch nicht lange dauerte es, ſo klopfte es an meine Thuͤre, ich oͤffnete, und dieſelbe Figur, die ich im Garten geſehen, trat her¬ ein. „Schoͤnfeld, rief ich voll Verwunder¬ ung: Schoͤnfeld, wie kommen Sie her, um des Himmels willen?“ — Es war jener naͤrriſche Friſeur aus der Handelsſtadt, der mich damals rettete aus großer Gefahr. „Ach — ach ach! ſeufzte er, indem ſich ſein Ge¬ ſicht auf komiſche Weiſe weinerlich verzog: wie ſoll ich denn herkommen, ehrwuͤrdiger Herr! wie ſoll ich denn herkommen anders, als geworfen — geſchleudert, von dem boͤſen Verhaͤngniß, das alle Genies verfolgt! Eines
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dem Hauſe herauf mehr huͤpfen und trip¬
peln als gehen ſah. Als er mich erblickte
ſchwenkte er den Hut in der Luft und warf
mir Kußhaͤndchen zu. Das Maͤnnlein hatte
etwas bekanntes, doch konnte ich die Ge¬
ſichtszuͤge nicht deutlich erkennen, und er ver¬
ſchwand unter den Baͤumen, ehe ich mit mir
einig worden, wer es wohl ſeyn moͤge.
Doch nicht lange dauerte es, ſo klopfte es
an meine Thuͤre, ich oͤffnete, und dieſelbe
Figur, die ich im Garten geſehen, trat her¬
ein. „Schoͤnfeld, rief ich voll Verwunder¬
ung: Schoͤnfeld, wie kommen Sie her, um
des Himmels willen?“ — Es war jener
naͤrriſche Friſeur aus der Handelsſtadt, der
mich damals rettete aus großer Gefahr. „Ach
— ach ach! ſeufzte er, indem ſich ſein Ge¬
ſicht auf komiſche Weiſe weinerlich verzog:
wie ſoll ich denn herkommen, ehrwuͤrdiger
Herr! wie ſoll ich denn herkommen anders,
als geworfen — geſchleudert, von dem boͤſen
Verhaͤngniß, das alle Genies verfolgt! Eines
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/170>, abgerufen am 01.11.2024.
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