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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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libald, "daß Harscher sich die Taschen mit Spätkir¬
schen vollgestopft hat, die er, irgend ein Madrigal
süß lamentirend, den Damen präsentiren wird.
Da er aber wie Friedrich der zweite den Spaniol
ohne Dose in der Tasche ausgeschüttet trägt, wird
er mit seiner Galanterie nur widerwilliges Ab¬
lehnen und finstre Gesichter einärndten." --
Ueberall war nun der türkische Gesandte so wie
der Held des siebenjährigen Krieges mit Freude
und Jubel empfangen worden. Letzterer wurde
von Julchen Foerd mit kindlicher Demuth be¬
grüßt, tief beugte sie sich vor dem alten Herrn
und wollte ihm die Hand küßen, da sprang aber
der türkische Gesandte wild dazwischen, rief: "Narr¬
heiten, tolles Zeug!" umarmte Julchen mit Hef¬
tigkeit, wobey er dem Commerzien-Rath Harscher
sehr hart auf die Füße trat, der aber vor Schmerz
nur ein ganz klein wenig miaute und rannte dann
mit Julien, die er unter den Arm gefaßt, davon.
-- Man sah, daß er sehr eifrig mit den Händen
focht, den Turban auf und abstülpte u. s. w.
"Was hat der Alte mit dem Mädchen vor?"

libald, „daß Harſcher ſich die Taſchen mit Spaͤtkir¬
ſchen vollgeſtopft hat, die er, irgend ein Madrigal
ſuͤß lamentirend, den Damen praͤſentiren wird.
Da er aber wie Friedrich der zweite den Spaniol
ohne Doſe in der Taſche ausgeſchuͤttet traͤgt, wird
er mit ſeiner Galanterie nur widerwilliges Ab¬
lehnen und finſtre Geſichter einaͤrndten.“ —
Ueberall war nun der tuͤrkiſche Geſandte ſo wie
der Held des ſiebenjaͤhrigen Krieges mit Freude
und Jubel empfangen worden. Letzterer wurde
von Julchen Foerd mit kindlicher Demuth be¬
gruͤßt, tief beugte ſie ſich vor dem alten Herrn
und wollte ihm die Hand kuͤßen, da ſprang aber
der tuͤrkiſche Geſandte wild dazwiſchen, rief: „Narr¬
heiten, tolles Zeug!“ umarmte Julchen mit Hef¬
tigkeit, wobey er dem Commerzien-Rath Harſcher
ſehr hart auf die Fuͤße trat, der aber vor Schmerz
nur ein ganz klein wenig miaute und rannte dann
mit Julien, die er unter den Arm gefaßt, davon.
— Man ſah, daß er ſehr eifrig mit den Haͤnden
focht, den Turban auf und abſtuͤlpte u. ſ. w.
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[344/0352] libald, „daß Harſcher ſich die Taſchen mit Spaͤtkir¬ ſchen vollgeſtopft hat, die er, irgend ein Madrigal ſuͤß lamentirend, den Damen praͤſentiren wird. Da er aber wie Friedrich der zweite den Spaniol ohne Doſe in der Taſche ausgeſchuͤttet traͤgt, wird er mit ſeiner Galanterie nur widerwilliges Ab¬ lehnen und finſtre Geſichter einaͤrndten.“ — Ueberall war nun der tuͤrkiſche Geſandte ſo wie der Held des ſiebenjaͤhrigen Krieges mit Freude und Jubel empfangen worden. Letzterer wurde von Julchen Foerd mit kindlicher Demuth be¬ gruͤßt, tief beugte ſie ſich vor dem alten Herrn und wollte ihm die Hand kuͤßen, da ſprang aber der tuͤrkiſche Geſandte wild dazwiſchen, rief: „Narr¬ heiten, tolles Zeug!“ umarmte Julchen mit Hef¬ tigkeit, wobey er dem Commerzien-Rath Harſcher ſehr hart auf die Fuͤße trat, der aber vor Schmerz nur ein ganz klein wenig miaute und rannte dann mit Julien, die er unter den Arm gefaßt, davon. — Man ſah, daß er ſehr eifrig mit den Haͤnden focht, den Turban auf und abſtuͤlpte u. ſ. w. „Was hat der Alte mit dem Maͤdchen vor?“

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/352>, abgerufen am 31.10.2024.