Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Kämpfers Geschichte von Japan. Viertes Buch. desselben ist De sima d. i. vor (nemlich der Stadt) liegende Jnsel, oder De sima matz,d. i. (weil sie vor eine Straße gerechnet wird) die Vorinsel Straße. Sie ist neben der Stadt aus dem Grunde des Seebusens, der hier sandig und voller Klippen, und bei der Ebbe ohne Wasser ist, 11/2 bis zwei Faden mit Felssteinen aufgeführt, und steht einen hal- ben Faden über das höchste Wasser hervor. Sie hat die Figur eines Sonnenwedels ohne Stiel, oder eines zirkelförmigen Viereks nach der Krümme der Stadt, mit der sie durch eine Brücke (A auf der Zeichnung) von Quadersteinen, die nur wenig Schritte lang, ver- bunden ist, und von der sie durch eine starke Wachtpforte (B) abgeschlossen wird. An der Nordseite hat sie zwei starke Wasserpforten, (cc) die nur beim Ein- und Ausladen der Schiffe unter der Aufsicht einiger deputirten Edlen des Gouverneurs geöfnet werden. Die ganze Jnsel ist mit hohen Dielen und deren Bedeckung nach Art der spanischen Reuter Cheval de Frize gemacht, (DDD) und mit einem doppelten Staket (Befriedigung) (D) umge- ben; doch ist alle diese Befestigung von so schwachem Holz, daß sie gegen feindliche Gewalt wenig Widerstand zu thun würde im Stande seyn. Wenige Schritte von dieser äußersten Befestigung stehn dreizehn hohe Pfähle (E) aus dem Wasser hervor, jedoch mit einem Bret versehn, auf dem ein Verbot geschrieben steht, daß niemand innerhalb dieser Pfähle mit ei- nem Kahn durchfahren und der Jnsel sich nähern sol. Vor der Stadtbrücke ist ein etwas erhabener Plaz, (F) aus Quadersteinen, der Der Flächeninhalt dieser Jnsel wird auf ein Stadium, oder 600 Fus in die Länge, gasse
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Viertes Buch. deſſelben iſt De ſima d. i. vor (nemlich der Stadt) liegende Jnſel, oder De ſima matz,d. i. (weil ſie vor eine Straße gerechnet wird) die Vorinſel Straße. Sie iſt neben der Stadt aus dem Grunde des Seebuſens, der hier ſandig und voller Klippen, und bei der Ebbe ohne Waſſer iſt, 1½ bis zwei Faden mit Felsſteinen aufgefuͤhrt, und ſteht einen hal- ben Faden uͤber das hoͤchſte Waſſer hervor. Sie hat die Figur eines Sonnenwedels ohne Stiel, oder eines zirkelfoͤrmigen Viereks nach der Kruͤmme der Stadt, mit der ſie durch eine Bruͤcke (A auf der Zeichnung) von Quaderſteinen, die nur wenig Schritte lang, ver- bunden iſt, und von der ſie durch eine ſtarke Wachtpforte (B) abgeſchloſſen wird. An der Nordſeite hat ſie zwei ſtarke Waſſerpforten, (cc) die nur beim Ein- und Ausladen der Schiffe unter der Aufſicht einiger deputirten Edlen des Gouverneurs geoͤfnet werden. Die ganze Jnſel iſt mit hohen Dielen und deren Bedeckung nach Art der ſpaniſchen Reuter Cheval de Frize gemacht, (DDD) und mit einem doppelten Staket (Befriedigung) (D) umge- ben; doch iſt alle dieſe Befeſtigung von ſo ſchwachem Holz, daß ſie gegen feindliche Gewalt wenig Widerſtand zu thun wuͤrde im Stande ſeyn. Wenige Schritte von dieſer aͤußerſten Befeſtigung ſtehn dreizehn hohe Pfaͤhle (E) aus dem Waſſer hervor, jedoch mit einem Bret verſehn, auf dem ein Verbot geſchrieben ſteht, daß niemand innerhalb dieſer Pfaͤhle mit ei- nem Kahn durchfahren und der Jnſel ſich naͤhern ſol. Vor der Stadtbruͤcke iſt ein etwas erhabener Plaz, (F) aus Quaderſteinen, der Der Flaͤcheninhalt dieſer Jnſel wird auf ein Stadium, oder 600 Fus in die Laͤnge, gaſſe
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Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Viertes Buch.
deſſelben iſt De ſima d. i. vor (nemlich der Stadt) liegende Jnſel, oder De ſima matz,
d. i. (weil ſie vor eine Straße gerechnet wird) die Vorinſel Straße. Sie iſt neben der
Stadt aus dem Grunde des Seebuſens, der hier ſandig und voller Klippen, und bei der
Ebbe ohne Waſſer iſt, 1½ bis zwei Faden mit Felsſteinen aufgefuͤhrt, und ſteht einen hal-
ben Faden uͤber das hoͤchſte Waſſer hervor. Sie hat die Figur eines Sonnenwedels ohne
Stiel, oder eines zirkelfoͤrmigen Viereks nach der Kruͤmme der Stadt, mit der ſie durch
eine Bruͤcke (A auf der Zeichnung) von Quaderſteinen, die nur wenig Schritte lang, ver-
bunden iſt, und von der ſie durch eine ſtarke Wachtpforte (B) abgeſchloſſen wird. An der
Nordſeite hat ſie zwei ſtarke Waſſerpforten, (cc) die nur beim Ein- und Ausladen der Schiffe
unter der Aufſicht einiger deputirten Edlen des Gouverneurs geoͤfnet werden. Die ganze
Jnſel iſt mit hohen Dielen und deren Bedeckung nach Art der ſpaniſchen Reuter Cheval
de Frize gemacht, (DDD) und mit einem doppelten Staket (Befriedigung) (D) umge-
ben; doch iſt alle dieſe Befeſtigung von ſo ſchwachem Holz, daß ſie gegen feindliche Gewalt
wenig Widerſtand zu thun wuͤrde im Stande ſeyn. Wenige Schritte von dieſer aͤußerſten
Befeſtigung ſtehn dreizehn hohe Pfaͤhle (E) aus dem Waſſer hervor, jedoch mit einem Bret
verſehn, auf dem ein Verbot geſchrieben ſteht, daß niemand innerhalb dieſer Pfaͤhle mit ei-
nem Kahn durchfahren und der Jnſel ſich naͤhern ſol.
Vor der Stadtbruͤcke iſt ein etwas erhabener Plaz, (F) aus Quaderſteinen, der
beſonders dazu dient, zwei auf Brettern beſchriebne Befehle der Gouverneurs zu publiciren,
von denen eins zu den Reglements der Thorwachen und das andre zu Befehlen fuͤr die Be-
dienten der Straße Deſima und alle Einpaſſirende gebraucht wird. Fuͤr die leztere hat
auch noch unſer (nemlich der von Deſima) Gaſſenrichter geſorgt, da er auch von der innern
Seite der Stadt ein Placat (G) affigiren laſſen, das ohngefaͤhr von gleichem Jnhalt mit
dem vorigen iſt und vorzuͤglich nur dient, die Autoritaͤt und Wachſamkeit dieſer Magiſirats-
perſonen zu beweiſen. Jch habe alle dieſe Verordnungen im folgenden zehnten Kapitel
geſamlet.
Der Flaͤcheninhalt dieſer Jnſel wird auf ein Stadium, oder 600 Fus in die Laͤnge,
und 240 in die Breite geſchaͤzt; aber nach meiner angeſtelten genauen Meſſung hat ſie in
der Breite 82, in der Laͤnge nach ihrer Kruͤmme durch die Mitte 236 gemeine Schritte,
weniger an der Stadtſeite und mehr an der Seeſeite nach der Natur dieſer Figur. Eine
Kreuzgaſſe laͤuft durch die ganze Jnſel, und innerhalb den Schranken iſt auch eine Gaſſe,
die rund um die Jnſel geht, und die nach Gutfinden abgeſchloſſen werden kan. Die Regen-
waſſer laufen alle durch eine tiefe Kruͤmme in ihren Gaſſen nach der See, damit auch durch
dieſes Mittel nichts in die Jnſel oder heraus gebracht werden kann. Nur die große Kreuz-
gaſſe
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