Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Sechst. Kap. Von der Verfas. der Holländer in Japan überhaupt. gasse hat an beiden Seiten Häuser. Diese Häuser sind auf Kosten einiger Bürger vonNangasacki gebaut, von denen auch die Anlage der ganzen Jnsel herrührt, deren Erben nur noch immer nach dem ersten sehr unbilligen Accord eine jährliche Miethe von 6500 Sjamo bezahlen müssen. Es sind sehr schlechte Gebäude, die etwa das Anfehn von Zie- genställen haben, von Leimen- und Tannenholz aneinander gepapt, bestehn aus zwei Stok- werken, von denen das untere zu Pakkellern und Niederlagen, der Söller aber zur Woh- nung dient. Der Bewohner pflegt den leztern auf eigne Kosten mit buntem Papier und ge- fütterten Bodenmatten nach japanischer Manier zu bekleiden, und mit Thüren oder Schau- ben zu versehn. Jnnerhalb den Schranken hat die Jnsel noch drei Wachhäuser, (H) die an jedem So ist der enge Raum eingerichtet, auf welchen die Holländer in diesem Reiche der- K 2
Sechſt. Kap. Von der Verfaſ. der Hollaͤnder in Japan uͤberhaupt. gaſſe hat an beiden Seiten Haͤuſer. Dieſe Haͤuſer ſind auf Koſten einiger Buͤrger vonNangaſacki gebaut, von denen auch die Anlage der ganzen Jnſel herruͤhrt, deren Erben nur noch immer nach dem erſten ſehr unbilligen Accord eine jaͤhrliche Miethe von 6500 Sjamo bezahlen muͤſſen. Es ſind ſehr ſchlechte Gebaͤude, die etwa das Anfehn von Zie- genſtaͤllen haben, von Leimen- und Tannenholz aneinander gepapt, beſtehn aus zwei Stok- werken, von denen das untere zu Pakkellern und Niederlagen, der Soͤller aber zur Woh- nung dient. Der Bewohner pflegt den leztern auf eigne Koſten mit buntem Papier und ge- fuͤtterten Bodenmatten nach japaniſcher Manier zu bekleiden, und mit Thuͤren oder Schau- ben zu verſehn. Jnnerhalb den Schranken hat die Jnſel noch drei Wachhaͤuſer, (H) die an jedem So iſt der enge Raum eingerichtet, auf welchen die Hollaͤnder in dieſem Reiche der- K 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0089" n="75"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sechſt. Kap. Von der Verfaſ. der Hollaͤnder in Japan uͤberhaupt.</hi></fw><lb/> gaſſe hat an beiden Seiten Haͤuſer. Dieſe Haͤuſer ſind auf Koſten einiger Buͤrger von<lb/> Nangaſacki gebaut, von denen auch die Anlage der ganzen Jnſel herruͤhrt, deren Erben<lb/> nur noch immer nach dem erſten ſehr unbilligen Accord eine jaͤhrliche Miethe von 6500<lb/><hi rendition="#fr">Sjamo</hi> bezahlen muͤſſen. Es ſind ſehr ſchlechte Gebaͤude, die etwa das Anfehn von Zie-<lb/> genſtaͤllen haben, von Leimen- und Tannenholz aneinander gepapt, beſtehn aus zwei Stok-<lb/> werken, von denen das untere zu Pakkellern und Niederlagen, der Soͤller aber zur Woh-<lb/> nung dient. Der Bewohner pflegt den leztern auf eigne Koſten mit buntem Papier und ge-<lb/> fuͤtterten Bodenmatten nach japaniſcher Manier zu bekleiden, und mit Thuͤren oder Schau-<lb/> ben zu verſehn.</p><lb/> <p>Jnnerhalb den Schranken hat die Jnſel noch drei Wachhaͤuſer, (<hi rendition="#aq">H</hi>) die an jedem<lb/> Ende und in der Mitte vertheilt liegen, und am Eingang iſt ein mit noͤthigem Loͤſchungsge-<lb/> raͤth verſehener Brandplaz. Bei Feuersbruͤnſten dienen auch noch die Waſſerpforten und<lb/> Roͤhren, die ſo eingerichtet ſind, daß ſie in der Zeit der Noth aufgebrochen werden koͤnnen.<lb/> Durch einen andern Kanal von Bambusrohr (<hi rendition="#aq">K</hi>) wird das Kuhwaſſer aus dem Strohm<lb/> in einen Waſſerbach (<hi rendition="#aq">I</hi>) geleitet, von welchem aber jaͤhrlich noch beſonders bezahlt werden<lb/> mus. Den uͤbrigen Raum hinter der Gaſſe haben die unſren zum Theil aus eignen Mit-<lb/> teln angebaut, mit einem zum Handeln beſtimten Hauſe, (<hi rendition="#aq">L</hi>) zween feuerfeſten Vorraths-<lb/> haͤuſern, (<hi rendition="#aq">M</hi>) weil die Paklager unter den ordentlichen Wohnungen vor Regen, Brand und<lb/> Dieben nicht genug verwahrt ſind. Ferner eine anſehnliche Kuͤche (<hi rendition="#aq">N</hi>) ein Haus (<hi rendition="#aq">O</hi>)<lb/> vor die von den Stathaltern abgeſchikte Deputirte und auch die Handelsgeſchaͤfte; ein Haus<lb/> fuͤr die Dolmetſcher, (<hi rendition="#aq">P</hi>) welches nur die noͤthige Zeit gebraucht wird. Ferner ein Garten<lb/> zu Kuͤchengewaͤchſen (<hi rendition="#aq">Q</hi>) und ein andrer zum Vergnuͤgen (<hi rendition="#aq">R</hi>) ein Plaz zum Waſchen (<hi rendition="#aq">S</hi>)<lb/> einige kleine Privatgaͤrten (<hi rendition="#aq">T</hi>) und eine Badſtube (<hi rendition="#aq">V</hi>). Einen Theil des Raums hat der<lb/> Gaſſenrichter zu ſeinen Wohn- und Luſthaͤuſern (<hi rendition="#aq">W</hi> und <hi rendition="#aq">X</hi>) Kuͤche (<hi rendition="#aq">Y</hi>) und einem Gaͤrt-<lb/> chen (<hi rendition="#aq">Z</hi>) das blos zum Vergnuͤgen dient, eingenommen. Ein Theil dieſes Platzes endlich<lb/> bleibt noch uͤbrig fuͤr Kramlaͤden, die bei Anweſenheit der Schiffe aufgeſtelt werden, und<lb/> ein andrer dient zur Niederlage der ausgepakten Waaren; auch iſt hier ohnlaͤngſt noch ein<lb/> blutiger Gerichtsplaz eingeweiht worden, wo die Schleichhaͤndler kuͤnftig hingerichtet werden<lb/> ſollen, und zwar (wie uns der Stathalter noch ohnlaͤngſt verſicherte,) nicht nur die Japa-<lb/> ner, ſondern auch die Hollaͤnder.</p><lb/> <p>So iſt der enge Raum eingerichtet, auf welchen die Hollaͤnder in dieſem Reiche<lb/> beſchraͤnkt ſind. Wenn unſre Schiffe in dieſen Hafen einlaufen, (welches alle Jahr einmal<lb/> geſchieht,) ſo duͤrfen ſie ihre Leute, (nachdem vorher jeder auf das genaueſte viſitirt und auf-<lb/> gezeichnet worden,) nach einander auf die Jnſel abtreten laſſen, um ſich zu verfriſchen. Nach<lb/> <fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><fw place="bottom" type="catch">der-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [75/0089]
Sechſt. Kap. Von der Verfaſ. der Hollaͤnder in Japan uͤberhaupt.
gaſſe hat an beiden Seiten Haͤuſer. Dieſe Haͤuſer ſind auf Koſten einiger Buͤrger von
Nangaſacki gebaut, von denen auch die Anlage der ganzen Jnſel herruͤhrt, deren Erben
nur noch immer nach dem erſten ſehr unbilligen Accord eine jaͤhrliche Miethe von 6500
Sjamo bezahlen muͤſſen. Es ſind ſehr ſchlechte Gebaͤude, die etwa das Anfehn von Zie-
genſtaͤllen haben, von Leimen- und Tannenholz aneinander gepapt, beſtehn aus zwei Stok-
werken, von denen das untere zu Pakkellern und Niederlagen, der Soͤller aber zur Woh-
nung dient. Der Bewohner pflegt den leztern auf eigne Koſten mit buntem Papier und ge-
fuͤtterten Bodenmatten nach japaniſcher Manier zu bekleiden, und mit Thuͤren oder Schau-
ben zu verſehn.
Jnnerhalb den Schranken hat die Jnſel noch drei Wachhaͤuſer, (H) die an jedem
Ende und in der Mitte vertheilt liegen, und am Eingang iſt ein mit noͤthigem Loͤſchungsge-
raͤth verſehener Brandplaz. Bei Feuersbruͤnſten dienen auch noch die Waſſerpforten und
Roͤhren, die ſo eingerichtet ſind, daß ſie in der Zeit der Noth aufgebrochen werden koͤnnen.
Durch einen andern Kanal von Bambusrohr (K) wird das Kuhwaſſer aus dem Strohm
in einen Waſſerbach (I) geleitet, von welchem aber jaͤhrlich noch beſonders bezahlt werden
mus. Den uͤbrigen Raum hinter der Gaſſe haben die unſren zum Theil aus eignen Mit-
teln angebaut, mit einem zum Handeln beſtimten Hauſe, (L) zween feuerfeſten Vorraths-
haͤuſern, (M) weil die Paklager unter den ordentlichen Wohnungen vor Regen, Brand und
Dieben nicht genug verwahrt ſind. Ferner eine anſehnliche Kuͤche (N) ein Haus (O)
vor die von den Stathaltern abgeſchikte Deputirte und auch die Handelsgeſchaͤfte; ein Haus
fuͤr die Dolmetſcher, (P) welches nur die noͤthige Zeit gebraucht wird. Ferner ein Garten
zu Kuͤchengewaͤchſen (Q) und ein andrer zum Vergnuͤgen (R) ein Plaz zum Waſchen (S)
einige kleine Privatgaͤrten (T) und eine Badſtube (V). Einen Theil des Raums hat der
Gaſſenrichter zu ſeinen Wohn- und Luſthaͤuſern (W und X) Kuͤche (Y) und einem Gaͤrt-
chen (Z) das blos zum Vergnuͤgen dient, eingenommen. Ein Theil dieſes Platzes endlich
bleibt noch uͤbrig fuͤr Kramlaͤden, die bei Anweſenheit der Schiffe aufgeſtelt werden, und
ein andrer dient zur Niederlage der ausgepakten Waaren; auch iſt hier ohnlaͤngſt noch ein
blutiger Gerichtsplaz eingeweiht worden, wo die Schleichhaͤndler kuͤnftig hingerichtet werden
ſollen, und zwar (wie uns der Stathalter noch ohnlaͤngſt verſicherte,) nicht nur die Japa-
ner, ſondern auch die Hollaͤnder.
So iſt der enge Raum eingerichtet, auf welchen die Hollaͤnder in dieſem Reiche
beſchraͤnkt ſind. Wenn unſre Schiffe in dieſen Hafen einlaufen, (welches alle Jahr einmal
geſchieht,) ſo duͤrfen ſie ihre Leute, (nachdem vorher jeder auf das genaueſte viſitirt und auf-
gezeichnet worden,) nach einander auf die Jnſel abtreten laſſen, um ſich zu verfriſchen. Nach
der-
K 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |