Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
Hermann.

Durch die Barden:
Werdomar, Kerding, und Darmond.

Werdomar.
Auf diesem Steine der alternden Moose,
Wollen wir sizen, o Barden, und ihn singen.
Keiner tret' hervor, und blick hinab über das Ge-
sträuch,

Das ihn verdeckt den edelsten Sohn des Vater-
lands.
Denn dort liegt er in seinem Blut
Er, selbst da, der geheime Schrecken Roms,
Da sie mit Kriegestanz und Flötenspiel des Triumphs
Seine Thusnelda führten.
Blikt nicht hin, ihr weintet;
Sähet ihr ihn in seinem Blute liegen!
Und nicht Thränen soll die Telyn tönen;
Sie soll den Unsterblichen singen!
Kerding.
Hell ist noch mein Jünglingshaar,
Umgürtet ward ich heut mit dem ersten Schwert,
Gewafnet das erstemal mit der Lanz' und der Telyn;
Und ich soll Hermann singen?
Fodert
Hermann.

Durch die Barden:
Werdomar, Kerding, und Darmond.

Werdomar.
Auf dieſem Steine der alternden Mooſe,
Wollen wir ſizen, o Barden, und ihn ſingen.
Keiner tret’ hervor, und blick hinab uͤber das Ge-
ſtraͤuch,

Das ihn verdeckt den edelſten Sohn des Vater-
lands.
Denn dort liegt er in ſeinem Blut
Er, ſelbſt da, der geheime Schrecken Roms,
Da ſie mit Kriegestanz und Floͤtenſpiel des Triumphs
Seine Thusnelda fuͤhrten.
Blikt nicht hin, ihr weintet;
Saͤhet ihr ihn in ſeinem Blute liegen!
Und nicht Thraͤnen ſoll die Telyn toͤnen;
Sie ſoll den Unſterblichen ſingen!
Kerding.
Hell iſt noch mein Juͤnglingshaar,
Umguͤrtet ward ich heut mit dem erſten Schwert,
Gewafnet das erſtemal mit der Lanz’ und der Telyn;
Und ich ſoll Hermann ſingen?
Fodert
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0210" n="202"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hermann.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Durch die Barden:<lb/>
Werdomar, Kerding, und Darmond.</hi> </hi> </p><lb/>
          <lg>
            <head> <hi rendition="#b">Werdomar.</hi> </head><lb/>
            <lg n="350">
              <l>Auf die&#x017F;em Steine der alternden Moo&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>Wollen wir &#x017F;izen, o Barden, und ihn &#x017F;ingen.</l><lb/>
              <l>Keiner tret&#x2019; hervor, und blick hinab u&#x0364;ber das Ge-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tra&#x0364;uch,</hi></l><lb/>
              <l>Das ihn verdeckt den edel&#x017F;ten Sohn des Vater-<lb/><hi rendition="#et">lands.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="351">
              <l>Denn dort liegt er in &#x017F;einem Blut</l><lb/>
              <l>Er, &#x017F;elb&#x017F;t da, der geheime Schrecken Roms,</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;ie mit Kriegestanz und Flo&#x0364;ten&#x017F;piel des Triumphs</l><lb/>
              <l>Seine Thusnelda fu&#x0364;hrten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="352">
              <l>Blikt nicht hin, ihr weintet;</l><lb/>
              <l>Sa&#x0364;het ihr ihn in &#x017F;einem Blute liegen!</l><lb/>
              <l>Und nicht Thra&#x0364;nen &#x017F;oll die Telyn to&#x0364;nen;</l><lb/>
              <l>Sie &#x017F;oll den Un&#x017F;terblichen &#x017F;ingen!</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <head> <hi rendition="#b">Kerding.</hi> </head><lb/>
            <lg n="353">
              <l>Hell i&#x017F;t noch mein Ju&#x0364;nglingshaar,</l><lb/>
              <l>Umgu&#x0364;rtet ward ich heut mit dem er&#x017F;ten Schwert,</l><lb/>
              <l>Gewafnet das er&#x017F;temal mit der Lanz&#x2019; und der Telyn;</l><lb/>
              <l>Und ich &#x017F;oll Hermann &#x017F;ingen?</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Fodert</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[202/0210] Hermann. Durch die Barden: Werdomar, Kerding, und Darmond. Werdomar. Auf dieſem Steine der alternden Mooſe, Wollen wir ſizen, o Barden, und ihn ſingen. Keiner tret’ hervor, und blick hinab uͤber das Ge- ſtraͤuch, Das ihn verdeckt den edelſten Sohn des Vater- lands. Denn dort liegt er in ſeinem Blut Er, ſelbſt da, der geheime Schrecken Roms, Da ſie mit Kriegestanz und Floͤtenſpiel des Triumphs Seine Thusnelda fuͤhrten. Blikt nicht hin, ihr weintet; Saͤhet ihr ihn in ſeinem Blute liegen! Und nicht Thraͤnen ſoll die Telyn toͤnen; Sie ſoll den Unſterblichen ſingen! Kerding. Hell iſt noch mein Juͤnglingshaar, Umguͤrtet ward ich heut mit dem erſten Schwert, Gewafnet das erſtemal mit der Lanz’ und der Telyn; Und ich ſoll Hermann ſingen? Fodert

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/210
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/210>, abgerufen am 31.10.2024.