[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.Fodert nicht zu viel von dem Jüngling, Väter! Ich muß mit der goldenen Locke zuvor Troknen meine heisse Wange, Eh ich singe den grösten der Söhne Mana's. Darmond. Thränen wein' ich der Wut! Und will sie nicht troknen! Fließt, fließt die glühende Wang' herab, Thränen der Wut! Sie sind nicht stumm. Du vernimmst, was sie rauschen! Fluch ists! Höre sie, Hela! Keiner der Verräther des Vaterlands, die ihn tödteten, Sterb' in der Schlacht! Werdomar. Sehet ihr den Waldstrom stürzen (Hela)Hinunter in der Felsenkluft? Stürzen mit ihm gewälzte Tannen Zu Hermanns Todtenfeuer? Bald (Hela) Sie herrscht in denen traurigen Gegenden, wo die-
jenigen nach dem Tode sind, die nicht in der Schlacht sterben. Fodert nicht zu viel von dem Juͤngling, Vaͤter! Ich muß mit der goldenen Locke zuvor Troknen meine heiſſe Wange, Eh ich ſinge den groͤſten der Soͤhne Mana’s. Darmond. Thraͤnen wein’ ich der Wut! Und will ſie nicht troknen! Fließt, fließt die gluͤhende Wang’ herab, Thraͤnen der Wut! Sie ſind nicht ſtumm. Du vernimmſt, was ſie rauſchen! Fluch iſts! Hoͤre ſie, Hela! Keiner der Verraͤther des Vaterlands, die ihn toͤdteten, Sterb’ in der Schlacht! Werdomar. Sehet ihr den Waldſtrom ſtuͤrzen (Hela)Hinunter in der Felſenkluft? Stuͤrzen mit ihm gewaͤlzte Tannen Zu Hermanns Todtenfeuer? Bald (Hela) Sie herrſcht in denen traurigen Gegenden, wo die-
jenigen nach dem Tode ſind, die nicht in der Schlacht ſterben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg> <pb facs="#f0211" n="203"/> <lg n="354"> <l><hi rendition="#in">F</hi>odert nicht zu viel von dem Juͤngling, Vaͤter!</l><lb/> <l>Ich muß mit der goldenen Locke zuvor</l><lb/> <l>Troknen meine heiſſe Wange,</l><lb/> <l>Eh ich ſinge den groͤſten der Soͤhne Mana’s.</l> </lg> </lg><lb/> <lg> <head> <hi rendition="#b">Darmond.</hi> </head><lb/> <lg n="355"> <l><hi rendition="#in">T</hi>hraͤnen wein’ ich der Wut!</l><lb/> <l>Und will ſie nicht troknen!</l><lb/> <l>Fließt, fließt die gluͤhende Wang’ herab,</l><lb/> <l>Thraͤnen der Wut!</l> </lg><lb/> <lg n="356"> <l><hi rendition="#in">S</hi>ie ſind nicht ſtumm. Du vernimmſt, was ſie rauſchen!</l><lb/> <l>Fluch iſts! Hoͤre ſie, Hela!</l><lb/> <l>Keiner der Verraͤther des Vaterlands, die ihn<lb/><hi rendition="#et">toͤdteten,</hi></l><lb/> <l>Sterb’ in der Schlacht!</l> </lg> </lg><lb/> <lg> <head> <hi rendition="#b">Werdomar.</hi> </head><lb/> <lg n="357"> <l><hi rendition="#in">S</hi>ehet ihr den Waldſtrom ſtuͤrzen</l><lb/> <l>Hinunter in der Felſenkluft?</l><lb/> <l>Stuͤrzen mit ihm gewaͤlzte Tannen</l><lb/> <l>Zu Hermanns Todtenfeuer?</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Bald</fw><lb/> <note place="foot" n="(Hela)">Sie herrſcht in denen traurigen Gegenden, wo die-<lb/> jenigen nach dem Tode ſind, die nicht in der<lb/> Schlacht ſterben.</note><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [203/0211]
Fodert nicht zu viel von dem Juͤngling, Vaͤter!
Ich muß mit der goldenen Locke zuvor
Troknen meine heiſſe Wange,
Eh ich ſinge den groͤſten der Soͤhne Mana’s.
Darmond.
Thraͤnen wein’ ich der Wut!
Und will ſie nicht troknen!
Fließt, fließt die gluͤhende Wang’ herab,
Thraͤnen der Wut!
Sie ſind nicht ſtumm. Du vernimmſt, was ſie rauſchen!
Fluch iſts! Hoͤre ſie, Hela!
Keiner der Verraͤther des Vaterlands, die ihn
toͤdteten,
Sterb’ in der Schlacht!
Werdomar.
Sehet ihr den Waldſtrom ſtuͤrzen
Hinunter in der Felſenkluft?
Stuͤrzen mit ihm gewaͤlzte Tannen
Zu Hermanns Todtenfeuer?
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jenigen nach dem Tode ſind, die nicht in der
Schlacht ſterben.
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