[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.Du, der bald Zweifler, und Philosoph bald war, Bald Spötter aller menschlichen Handlungen, Bald Miltons und Homerus Priester, Bald Misanthrope, bald Freund, bald Dichter, Viel Zeiten, Kühnert, hast du schon durchgelebt, Von Eisen Zeiten, silberne, goldene! Komm, Freund, komm wieder zu des Milton Und zu der Zeit des Homer zurücke! Noch zween erblick ich. Den hat vereintes Blut, Mehr noch die Freundschaft, zärtlich mir zugesellt, Und den des Umgangs süsse Reitzung Und der Geschmack mit der hellen Stirne. Schmidt, der mir gleich ist, den die Unsterblichen Des Hains Gesängen neben mir auferziehn! Und Rothe, der sich freyer Weisheit Und der geselligen Freundschaft weihte. Viertes Lied. Ihr Freunde fehlt noch, die ihr mich künftig liebt! Wo seyd ihr? Eile! säume nicht, schöne Zeit! Kommt, auserkohrne, helle Stunden, Da ich sie seh, und sie sanft umarme! Und du, o Freundin, die du mich lieben wirst, Wo bist du? Dich sucht, Beste, mein einsames Mein fühlend Herz, in dunkler Zukunft, Durch Labyrinthe der Nacht hin suchts dich! Hält
Du, der bald Zweifler, und Philoſoph bald war, Bald Spoͤtter aller menſchlichen Handlungen, Bald Miltons und Homerus Prieſter, Bald Miſanthrope, bald Freund, bald Dichter, Viel Zeiten, Kuͤhnert, haſt du ſchon durchgelebt, Von Eiſen Zeiten, ſilberne, goldene! Komm, Freund, komm wieder zu des Milton Und zu der Zeit des Homer zuruͤcke! Noch zween erblick ich. Den hat vereintes Blut, Mehr noch die Freundſchaft, zaͤrtlich mir zugeſellt, Und den des Umgangs ſuͤſſe Reitzung Und der Geſchmack mit der hellen Stirne. Schmidt, der mir gleich iſt, den die Unſterblichen Des Hains Geſaͤngen neben mir auferziehn! Und Rothe, der ſich freyer Weisheit Und der geſelligen Freundſchaft weihte. Viertes Lied. Ihr Freunde fehlt noch, die ihr mich kuͤnftig liebt! Wo ſeyd ihr? Eile! ſaͤume nicht, ſchoͤne Zeit! Kommt, auserkohrne, helle Stunden, Da ich ſie ſeh, und ſie ſanft umarme! Und du, o Freundin, die du mich lieben wirſt, Wo biſt du? Dich ſucht, Beſte, mein einſames Mein fuͤhlend Herz, in dunkler Zukunft, Durch Labyrinthe der Nacht hin ſuchts dich! Haͤlt
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Du, der bald Zweifler, und Philoſoph bald war,
Bald Spoͤtter aller menſchlichen Handlungen,
Bald Miltons und Homerus Prieſter,
Bald Miſanthrope, bald Freund, bald Dichter,
Viel Zeiten, Kuͤhnert, haſt du ſchon durchgelebt,
Von Eiſen Zeiten, ſilberne, goldene!
Komm, Freund, komm wieder zu des Milton
Und zu der Zeit des Homer zuruͤcke!
Noch zween erblick ich. Den hat vereintes Blut,
Mehr noch die Freundſchaft, zaͤrtlich mir zugeſellt,
Und den des Umgangs ſuͤſſe Reitzung
Und der Geſchmack mit der hellen Stirne.
Schmidt, der mir gleich iſt, den die Unſterblichen
Des Hains Geſaͤngen neben mir auferziehn!
Und Rothe, der ſich freyer Weisheit
Und der geſelligen Freundſchaft weihte.
Viertes Lied.
Ihr Freunde fehlt noch, die ihr mich kuͤnftig liebt!
Wo ſeyd ihr? Eile! ſaͤume nicht, ſchoͤne Zeit!
Kommt, auserkohrne, helle Stunden,
Da ich ſie ſeh, und ſie ſanft umarme!
Und du, o Freundin, die du mich lieben wirſt,
Wo biſt du? Dich ſucht, Beſte, mein einſames
Mein fuͤhlend Herz, in dunkler Zukunft,
Durch Labyrinthe der Nacht hin ſuchts dich!
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