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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.

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Mein Herze zittert! herrschend und ungestüm
Bebt mir die Freude durch mein Gebein dahin!
Evan, mit deinem Weinlaubstabe
Schone mit deiner gefüllten Schaale!
Ihn deckt' als Jüngling eine Lyäerin,
Nicht Orpheus Feindin, weislich mit Reben zu!
Und dieß war allen Wassertrinkern
Wundersam, und die in Thälern wohnen,
In die des Wassers viel von den Hügeln her
Stürzt, und kein Weinberg längere Schatten [st]reckt.
So schlief er, keinen Schwätzer fürchtend,
Nicht ohne Götter, ein kühner Jüngling.
Mit seinem Lorbeer hat dir auch Patareus,
Und eingeflochtner Myrthe das Haupt umkränzt!
Wie Pfeile von dem goldnen Köcher,
Tönet dein Lied, wie des Jünglings Pfeile
Schnellrauschend klangen, da der Unsterbliche
Nach Peneus Tochter durch die Gefilde flog!
Oft wie des Satyrs Hohngelächter,
Als er den Wald noch nicht laut durchlachte.
Zu Wein und Liedern wähnet der Thore dich nur
Allein geschaffen. Denn den Unwissenden
Ist, was das Herz der Edlen hebet,
Unsichtbar stets und verdeckt gewesen!

Dir

Mein Herze zittert! herrſchend und ungeſtuͤm
Bebt mir die Freude durch mein Gebein dahin!
Evan, mit deinem Weinlaubſtabe
Schone mit deiner gefuͤllten Schaale!
Ihn deckt’ als Juͤngling eine Lyaͤerin,
Nicht Orpheus Feindin, weislich mit Reben zu!
Und dieß war allen Waſſertrinkern
Wunderſam, und die in Thaͤlern wohnen,
In die des Waſſers viel von den Huͤgeln her
Stuͤrzt, und kein Weinberg laͤngere Schatten [st]reckt.
So ſchlief er, keinen Schwaͤtzer fuͤrchtend,
Nicht ohne Goͤtter, ein kuͤhner Juͤngling.
Mit ſeinem Lorbeer hat dir auch Patareus,
Und eingeflochtner Myrthe das Haupt umkraͤnzt!
Wie Pfeile von dem goldnen Koͤcher,
Toͤnet dein Lied, wie des Juͤnglings Pfeile
Schnellrauſchend klangen, da der Unſterbliche
Nach Peneus Tochter durch die Gefilde flog!
Oft wie des Satyrs Hohngelaͤchter,
Als er den Wald noch nicht laut durchlachte.
Zu Wein und Liedern waͤhnet der Thore dich nur
Allein geſchaffen. Denn den Unwiſſenden
Iſt, was das Herz der Edlen hebet,
Unſichtbar ſtets und verdeckt geweſen!

Dir
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[70/0078] Mein Herze zittert! herrſchend und ungeſtuͤm Bebt mir die Freude durch mein Gebein dahin! Evan, mit deinem Weinlaubſtabe Schone mit deiner gefuͤllten Schaale! Ihn deckt’ als Juͤngling eine Lyaͤerin, Nicht Orpheus Feindin, weislich mit Reben zu! Und dieß war allen Waſſertrinkern Wunderſam, und die in Thaͤlern wohnen, In die des Waſſers viel von den Huͤgeln her Stuͤrzt, und kein Weinberg laͤngere Schatten streckt. So ſchlief er, keinen Schwaͤtzer fuͤrchtend, Nicht ohne Goͤtter, ein kuͤhner Juͤngling. Mit ſeinem Lorbeer hat dir auch Patareus, Und eingeflochtner Myrthe das Haupt umkraͤnzt! Wie Pfeile von dem goldnen Koͤcher, Toͤnet dein Lied, wie des Juͤnglings Pfeile Schnellrauſchend klangen, da der Unſterbliche Nach Peneus Tochter durch die Gefilde flog! Oft wie des Satyrs Hohngelaͤchter, Als er den Wald noch nicht laut durchlachte. Zu Wein und Liedern waͤhnet der Thore dich nur Allein geſchaffen. Denn den Unwiſſenden Iſt, was das Herz der Edlen hebet, Unſichtbar ſtets und verdeckt geweſen! Dir

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/78>, abgerufen am 31.10.2024.