[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.Dir schlägt ein männlich Herz auch! Dein Leben tönt Mehr Harmonien, als ein unsterblich Lied! In unsokratischem Jahrhundert Bist du für wenige Freund' ein Muster! Siebendes Lied. Er sangs. Jetzt sah ich fern in der Dämmerung Des Hains am Wingolf Schlegeln aus dichtrischen Geweihten Eichenschatten schweben, Und in Begeisterung vertieft und ernstvoll, Auf Lieder sinnen. Tönet! da töneten Ihm Lieder, nahmen Geniusbildungen Schnell an! In sie hatt' er der Dichtkunst Flamme geströmt, aus der vollen Urne! Noch Eins nur fehlt dir! falt' auch des Richters Stirn, Daß, wenn zu uns sie etwa vom Himmel kömmt Die goldne Zeit, der Hain Thuiskens Leer des undichtrischen Schwarmes schatte. Achtes Lied. Komm, goldne Zeit, die selten zu Sterblichen Heruntersteiget, laß dich erflehn, und komm Zu uns, wo dir es schon im Haine Weht, und herab von dem Quell schon tönet! Ge- E 4
Dir ſchlaͤgt ein maͤnnlich Herz auch! Dein Leben toͤnt Mehr Harmonien, als ein unſterblich Lied! In unſokratiſchem Jahrhundert Biſt du fuͤr wenige Freund’ ein Muſter! Siebendes Lied. Er ſangs. Jetzt ſah ich fern in der Daͤmmerung Des Hains am Wingolf Schlegeln aus dichtriſchen Geweihten Eichenſchatten ſchweben, Und in Begeiſterung vertieft und ernſtvoll, Auf Lieder ſinnen. Toͤnet! da toͤneten Ihm Lieder, nahmen Geniusbildungen Schnell an! In ſie hatt’ er der Dichtkunſt Flamme geſtroͤmt, aus der vollen Urne! Noch Eins nur fehlt dir! falt’ auch des Richters Stirn, Daß, wenn zu uns ſie etwa vom Himmel koͤmmt Die goldne Zeit, der Hain Thuiskens Leer des undichtriſchen Schwarmes ſchatte. Achtes Lied. Komm, goldne Zeit, die ſelten zu Sterblichen Herunterſteiget, laß dich erflehn, und komm Zu uns, wo dir es ſchon im Haine Weht, und herab von dem Quell ſchon toͤnet! Ge- E 4
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Dir ſchlaͤgt ein maͤnnlich Herz auch! Dein Leben toͤnt
Mehr Harmonien, als ein unſterblich Lied!
In unſokratiſchem Jahrhundert
Biſt du fuͤr wenige Freund’ ein Muſter!
Siebendes Lied.
Er ſangs. Jetzt ſah ich fern in der Daͤmmerung
Des Hains am Wingolf Schlegeln aus dichtriſchen
Geweihten Eichenſchatten ſchweben,
Und in Begeiſterung vertieft und ernſtvoll,
Auf Lieder ſinnen. Toͤnet! da toͤneten
Ihm Lieder, nahmen Geniusbildungen
Schnell an! In ſie hatt’ er der Dichtkunſt
Flamme geſtroͤmt, aus der vollen Urne!
Noch Eins nur fehlt dir! falt’ auch des Richters
Stirn,
Daß, wenn zu uns ſie etwa vom Himmel koͤmmt
Die goldne Zeit, der Hain Thuiskens
Leer des undichtriſchen Schwarmes ſchatte.
Achtes Lied.
Komm, goldne Zeit, die ſelten zu Sterblichen
Herunterſteiget, laß dich erflehn, und komm
Zu uns, wo dir es ſchon im Haine
Weht, und herab von dem Quell ſchon toͤnet!
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