Krieger, Ernst: [Lebenserinnerungen des Ernst Krieger]. Um 1907.aus dem Gussstahlwerke zu Bochum gegriffen, die zwar einen harten aber sehr durchdringenden Klang hatten. Den Tadlern stopfte ich den Mund, indem ich ihnen die hohle Hand hinhielt: geben Sie mir das Geld, dann sind Bronzeglocken bald gekauft. Am 8. Sept 1859 wurde die Einweihung der Kirche unter riesiger Betheiligung aus der Nähe und Ferne und mit verhältnismässigem Pompe gehalten. Der Festzug bewegte sich durch die ganze Stadt. Ich höre noch das Brausen des Gesanges der während des Zuges gesungenen, von der Knappschaftskapelle begleiteten Lieder: Lobe den Herren, den mächtigen König... und Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ. Die Weihe vollzog Konsistorialrat Börsch, die Predigt hielt ich über Petri 2,5-9. Meinen Freunden war bange, ob ich sie halten könne, denn bei Beginn des Weihe-Gottesdienstes hatte mich die Freude über die Vollendung des Werkes und über die Überwindung der langen Kämpfe und Mühen so ergriffen, dass mir die Thränen strömten und ich das laute Weinen kaum unterdrücken konnte. - Ich rede thörlich, wenn ich sage: die Kirche war mein Werk, wie noch selten eine Kirche das Werk des Geistlichen der Gemeinde war. Ich sage dies hier zum ersten Mal und rede die Wahrheit. Gott sei Dank, dass ich noch gewisser zur Wahrheit komme und kund thun kann: nicht ich habe gearbeitet und Opfer gebracht, sondern Gottes Gnade, die mit mir war. Es focht mich wenig an, dass die Gustav Adolfs Kirche in St. Ingbert von gewisser Seite scharfe Angriffe erfuhr, die zu bitteren Vorwürfen für mich wurden. Im "Pfälzischen Kurier" wurden das Kreuz auf dem Thurme, die Chornische, das Cruzifix über dem Altare, der Taufstein als spezifisch katholische Wahrzeichen hingestellt und schrecklich darüber gezetert, dass protestantisches Geld zu einem solchen Bau missbraucht worden sei. Das böse Gerücht, welches das Scheelauge des Pfarrers B. B. (Bährig) der Kirche und mir angehängt hatte, hielt sich bis zu dem in St. Ingbert im Jahre 1868 gefeierten pfälz. Haupt-Gustav Adolf Feste, bei welchem ich in der Kirche selbst aufforderte, jenes böswillige Gerede zu prüfen, und die Genugthuung bekam, dass dessen Grundlosigkeit konstatiert wurde. aus dem Gussstahlwerke zu Bochum gegriffen, die zwar einen harten aber sehr durchdringenden Klang hatten. Den Tadlern stopfte ich den Mund, indem ich ihnen die hohle Hand hinhielt: geben Sie mir das Geld, dann sind Bronzeglocken bald gekauft. Am 8. Sept 1859 wurde die Einweihung der Kirche unter riesiger Betheiligung aus der Nähe und Ferne und mit verhältnismässigem Pompe gehalten. Der Festzug bewegte sich durch die ganze Stadt. Ich höre noch das Brausen des Gesanges der während des Zuges gesungenen, von der Knappschaftskapelle begleiteten Lieder: Lobe den Herren, den mächtigen König... und Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ. Die Weihe vollzog Konsistorialrat Börsch, die Predigt hielt ich über Petri 2,5-9. Meinen Freunden war bange, ob ich sie halten könne, denn bei Beginn des Weihe-Gottesdienstes hatte mich die Freude über die Vollendung des Werkes und über die Überwindung der langen Kämpfe und Mühen so ergriffen, dass mir die Thränen strömten und ich das laute Weinen kaum unterdrücken konnte. - Ich rede thörlich, wenn ich sage: die Kirche war mein Werk, wie noch selten eine Kirche das Werk des Geistlichen der Gemeinde war. Ich sage dies hier zum ersten Mal und rede die Wahrheit. Gott sei Dank, dass ich noch gewisser zur Wahrheit komme und kund thun kann: nicht ich habe gearbeitet und Opfer gebracht, sondern Gottes Gnade, die mit mir war. Es focht mich wenig an, dass die Gustav Adolfs Kirche in St. Ingbert von gewisser Seite scharfe Angriffe erfuhr, die zu bitteren Vorwürfen für mich wurden. Im ”Pfälzischen Kurier“ wurden das Kreuz auf dem Thurme, die Chornische, das Cruzifix über dem Altare, der Taufstein als spezifisch katholische Wahrzeichen hingestellt und schrecklich darüber gezetert, dass protestantisches Geld zu einem solchen Bau missbraucht worden sei. Das böse Gerücht, welches das Scheelauge des Pfarrers B. B. (Bährig) der Kirche und mir angehängt hatte, hielt sich bis zu dem in St. Ingbert im Jahre 1868 gefeierten pfälz. Haupt-Gustav Adolf Feste, bei welchem ich in der Kirche selbst aufforderte, jenes böswillige Gerede zu prüfen, und die Genugthuung bekam, dass dessen Grundlosigkeit konstatiert wurde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0059" n="59"/> aus dem Gussstahlwerke zu Bochum gegriffen, die zwar einen harten aber sehr durchdringenden Klang hatten. Den Tadlern stopfte ich den Mund, indem ich ihnen die hohle Hand hinhielt: geben Sie mir das Geld, dann sind Bronzeglocken bald gekauft.</p> <p>Am 8. Sept 1859 wurde die Einweihung der Kirche unter riesiger Betheiligung aus der Nähe und Ferne und mit verhältnismässigem Pompe gehalten. Der Festzug bewegte sich durch die ganze Stadt. Ich höre noch das Brausen des Gesanges der während des Zuges gesungenen, von der Knappschaftskapelle begleiteten Lieder: Lobe den Herren, den mächtigen König... und Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ. Die Weihe vollzog Konsistorialrat Börsch, die Predigt hielt ich über Petri 2,5-9. Meinen Freunden war bange, ob ich sie halten könne, denn bei Beginn des Weihe-Gottesdienstes hatte mich die Freude über die Vollendung des Werkes und über die Überwindung der langen Kämpfe und Mühen so ergriffen, dass mir die Thränen strömten und ich das laute Weinen kaum unterdrücken konnte. - Ich rede thörlich, wenn ich sage: die Kirche war mein Werk, wie noch selten eine Kirche das Werk des Geistlichen der Gemeinde war. Ich sage dies hier zum ersten Mal und rede die Wahrheit. Gott sei Dank, dass ich noch gewisser zur Wahrheit komme und kund thun kann: nicht ich habe gearbeitet und Opfer gebracht, sondern Gottes Gnade, die mit mir war.</p> <p>Es focht mich wenig an, dass die Gustav Adolfs Kirche in St. Ingbert von gewisser Seite scharfe Angriffe erfuhr, die zu bitteren Vorwürfen für mich wurden. Im ”Pfälzischen Kurier“ wurden das Kreuz auf dem Thurme, die Chornische, das Cruzifix über dem Altare, der Taufstein als spezifisch katholische Wahrzeichen hingestellt und schrecklich darüber gezetert, dass protestantisches Geld zu einem solchen Bau missbraucht worden sei. Das böse Gerücht, welches das Scheelauge des Pfarrers B. B. (Bährig) der Kirche und mir angehängt hatte, hielt sich bis zu dem in St. Ingbert im Jahre 1868 gefeierten pfälz. Haupt-Gustav Adolf Feste, bei welchem ich in der Kirche selbst aufforderte, jenes böswillige Gerede zu prüfen, und die Genugthuung bekam, dass dessen Grundlosigkeit konstatiert wurde. </p> </div> </body> </text> </TEI> [59/0059]
aus dem Gussstahlwerke zu Bochum gegriffen, die zwar einen harten aber sehr durchdringenden Klang hatten. Den Tadlern stopfte ich den Mund, indem ich ihnen die hohle Hand hinhielt: geben Sie mir das Geld, dann sind Bronzeglocken bald gekauft.
Am 8. Sept 1859 wurde die Einweihung der Kirche unter riesiger Betheiligung aus der Nähe und Ferne und mit verhältnismässigem Pompe gehalten. Der Festzug bewegte sich durch die ganze Stadt. Ich höre noch das Brausen des Gesanges der während des Zuges gesungenen, von der Knappschaftskapelle begleiteten Lieder: Lobe den Herren, den mächtigen König... und Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ. Die Weihe vollzog Konsistorialrat Börsch, die Predigt hielt ich über Petri 2,5-9. Meinen Freunden war bange, ob ich sie halten könne, denn bei Beginn des Weihe-Gottesdienstes hatte mich die Freude über die Vollendung des Werkes und über die Überwindung der langen Kämpfe und Mühen so ergriffen, dass mir die Thränen strömten und ich das laute Weinen kaum unterdrücken konnte. - Ich rede thörlich, wenn ich sage: die Kirche war mein Werk, wie noch selten eine Kirche das Werk des Geistlichen der Gemeinde war. Ich sage dies hier zum ersten Mal und rede die Wahrheit. Gott sei Dank, dass ich noch gewisser zur Wahrheit komme und kund thun kann: nicht ich habe gearbeitet und Opfer gebracht, sondern Gottes Gnade, die mit mir war.
Es focht mich wenig an, dass die Gustav Adolfs Kirche in St. Ingbert von gewisser Seite scharfe Angriffe erfuhr, die zu bitteren Vorwürfen für mich wurden. Im ”Pfälzischen Kurier“ wurden das Kreuz auf dem Thurme, die Chornische, das Cruzifix über dem Altare, der Taufstein als spezifisch katholische Wahrzeichen hingestellt und schrecklich darüber gezetert, dass protestantisches Geld zu einem solchen Bau missbraucht worden sei. Das böse Gerücht, welches das Scheelauge des Pfarrers B. B. (Bährig) der Kirche und mir angehängt hatte, hielt sich bis zu dem in St. Ingbert im Jahre 1868 gefeierten pfälz. Haupt-Gustav Adolf Feste, bei welchem ich in der Kirche selbst aufforderte, jenes böswillige Gerede zu prüfen, und die Genugthuung bekam, dass dessen Grundlosigkeit konstatiert wurde.
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