[Spaltenumbruch]
der Oerter 1 Cor. 9, 24. u. f. Phil. 2, 14. u. f. 1 Tim. 4, 7. 8. Offenb. 2, 10.
V. 6.
Es soll der Acker-Mann, der den Acker bauet (und also die rechte Arbeit dar- an thut) der Früchte am ersten geniessen.
Anmerckungen.
1. Der Apostel bedienet sich dieses Gleich- nisses auch 1 Cor. 9, 10. aber da thut er es zu dem Zweck, daß er zeige, es sey ein Lehrer, als Arbei- ter, seines Lohnes, oder hinlänglichen Unterhalts, werth. Da man aber an einem Ackermann die- se zwey Stücke findet, erstlich, daß er einen Acker wohl bauet und bearbeitet: und denn daß er sich da- von Nähret: so siehet der Apostel am gegenwärti- gen Orte sonderlich auf das erste Stück und will, daß die Arbeit-volle Bestellung des Ackers mit al- lem Fleisse geschehen solle; da denn die Früchte sich wol finden würden, also daß er zuvorderst selbst derselben geniesse. Es lieget demnach in dem Worte kopionta, der da bauet, oder bearbei- tet, ein besonderer Nachdruck; und würde der Apostel, wenn er dieses Wort mündlich ausge- sprochen hätte, dasselbe gewiß mit einem sonder- baren Accent beleget haben: gleichwie in dem vorhergehenden Vers der Nachdrucke lieget in den Worten: er kämpfe denn recht.
2. Nun folget zwar aus diesen Worten auch dieses, daß kein Aeltester der Gemeine, um des geistlichen Kirchen-Ackers recht zu warten, sich in Händel der Nahrung einflechten lassen, son- dern dagegen von der Gemeine seinen Unterhalt nehmen solte: er siehet doch aber wol eigentlich auf die geistliche Früchte der Arbeit, welche so wol bey der Gemeine in Gewinnung und Bevestigung immer mehrer Seelen, als auch bey den Lehrern selbst in Vermehrung der schon beygelegten Heils- Güter und sonderlich in gewisser Empfahung der verheissenen Ehren-Crone, daher entstehen würde: gleichwie Paulus in der Ordnung des wohl voll- endeten Kampfs und Laufs solche erwartete, und auch Timotheum nebst andern Lehrern in den vorhergehenden Worten von der Crone der recht kämpfenden darauf führete.
3. Welcher gestalt der Acker-Bau dem Leh- rer seine Pflicht fast in allen Stücken seines Amts vorstellet, wird eines ieden eigner Medita- tion überlassen und itzt nur diß einige erinnert, was GOtt bey dem Jeremia c. 4, 3. saget: Pflü- get ein neues; und säet nicht unter die Hecken. Denn das ist eines der Haupt-Stücke, nemlich die Vorsichtigkeit, nicht unter die Hecken zu säen oder die Evangelische Gnaden-Verheis- sungen und Heils-Güter den Unbekehrten ohne die Ordnung wahrer Hertzens-Aenderung zu ap- pliciren, sondern dißfalls auf das Umpflügen des wüsten Hertzens-Ackers zu sehen. Woraus denn auch Zuhörer leichtlich erkennen können was ihre Pflicht sey.
V. 7.
Mercke, was ich sage (wie überhaupt in diesem gantzen Briefe, also insonderheit das im Gleichnisse vom Streiter, Kämpfer und Acker- mann, welches ich ohne Application vorstelle [Spaltenumbruch]
daß du sie, in eigentlicher Einsicht meines Sinnes, selbst machest.) der HErr aber (der Dreyei- nige GOtt, und in der heiligen Drey-Einigkeit besonders der im alten und neuen Testamente sonderlich mit dem Namen Jehova, oder HErr, benennete Sohn GOttes) wird dir (wie in diesen Stücken, also auch in den andern) allen (die zu deinem eigenen Heil und zur würdigen Füh- rung deines Amts nöthig und nützlich sind) Ver- stand geben (doe gebe, nemlich solchen Ver- stand, daß du geistliche Dinge im göttlichen Licht auch geistlich beurtheilen könnest. 1 Cor. 11, 13. 14. 15. Col. 1, 9.)
Anmerckung.
Man hat sowol im hören, als im lesen bey göttlichen Dingen mit besonderer Aufmercksam- keit auf den rechten geistlichen Verstand mit geist- licher Beurtheilung zu gehen und sich öfters dieses Paulinischen Zurufs zu erinnern: Mercke, was ich sage. Jnsonderheit finden Academische Auditores alhier ihre Erinnerung, da sie in Theologischen lectionibus mehr auf das Nachschreiben, als auf das rechte Nachdencken gehen. Denn auch hier heißts nicht sowol: schreibe als mercke, was ich sage; bey wel- cher aufmercksamen Fassung des eigentlichen Verstandes doch auch einige Aufzeichnung statt behält.
V. 8.
Halt im (gläubigen und lebendigen) Ge- dächtniß (zum kräftigen Trost in allen Leiden) JEsum Christum, der auferstanden ist von den todten, (und nach der von den todten er- weckten menschlichen Natur herkömmt) aus dem Samen David (2 Sam. 7, 12. Ps. 132, 11. Jes. 11, 1. Jer. 23, 6. Matth. 1, 1. u. f. Apost. Gesch. 2, 30. Röm. 1, 3. c. 9, 5.) nach mei- nem Evangelio (darinnen diese Lehre von Christi Person, Amt, und Stande das rechte Haupt-Stücke ist.)
Anmerckungen.
1. Bey der Auferstehung Christi ist zu mercken die Auferstehung selbst und die Aufer- weckung. Die Auferweckung wird dem Va- ter zugeschrieben Röm. 6, 4. c. 8, 10. u. s. w. und weil der Sohn mit dem Vater eines We- sens ist, so kömmt sie auch der göttlichen Natur Christi zu. Und daher ist denn die Auferstehung Christi auch aus eigner Kraft geschehen; wie er bezeuget Joh. 2, 19 u. f. c. 10. 17, 18. darum er sich die Auferstehung selbst und das Leben nennet. c. 11 25.
2. Nun sagt zwar Paulus 1 Cor. 2, 2. ich hielte mich nicht dafür, daß ich etwas wüste unter euch, ohn allein Christum den gecreutzigten: weil aber der Tod und die Auf- erstehung bey Christo unzertrennlich gewesen Röm. 4, 25. c. 6, 4, 5. so wird der gecreutzigte zugleich auch als der auferstandene betrachtet. Darum der Apostel auch in eben diesem Briefe c. 15, 3, 4. beydes den Tod und die Auferstehung Christi, als den Haupt-Jnnhalt seines Evangelii, gar nachdrücklich zusammen setzet, und spricht: Jch habe euch zuvorderst gegeben, wel-
ches
Erklaͤrung des andern Briefes Pauli C. 2. v. 6-8.
[Spaltenumbruch]
der Oerter 1 Cor. 9, 24. u. f. Phil. 2, 14. u. f. 1 Tim. 4, 7. 8. Offenb. 2, 10.
V. 6.
Es ſoll der Acker-Mann, der den Acker bauet (und alſo die rechte Arbeit dar- an thut) der Fruͤchte am erſten genieſſen.
Anmerckungen.
1. Der Apoſtel bedienet ſich dieſes Gleich- niſſes auch 1 Cor. 9, 10. aber da thut er es zu dem Zweck, daß er zeige, es ſey ein Lehrer, als Arbei- ter, ſeines Lohnes, oder hinlaͤnglichen Unterhalts, werth. Da man aber an einem Ackermann die- ſe zwey Stuͤcke findet, erſtlich, daß er einen Acker wohl bauet und bearbeitet: und denn daß er ſich da- von Naͤhret: ſo ſiehet der Apoſtel am gegenwaͤrti- gen Orte ſonderlich auf das erſte Stuͤck und will, daß die Arbeit-volle Beſtellung des Ackers mit al- lem Fleiſſe geſchehen ſolle; da denn die Fruͤchte ſich wol finden wuͤrden, alſo daß er zuvorderſt ſelbſt derſelben genieſſe. Es lieget demnach in dem Worte κοπιῶντα, der da bauet, oder bearbei- tet, ein beſonderer Nachdruck; und wuͤrde der Apoſtel, wenn er dieſes Wort muͤndlich ausge- ſprochen haͤtte, daſſelbe gewiß mit einem ſonder- baren Accent beleget haben: gleichwie in dem vorhergehenden Vers der Nachdrucke lieget in den Worten: er kaͤmpfe denn recht.
2. Nun folget zwar aus dieſen Worten auch dieſes, daß kein Aelteſter der Gemeine, um des geiſtlichen Kirchen-Ackers recht zu warten, ſich in Haͤndel der Nahrung einflechten laſſen, ſon- dern dagegen von der Gemeine ſeinen Unterhalt nehmen ſolte: er ſiehet doch aber wol eigentlich auf die geiſtliche Fruͤchte der Arbeit, welche ſo wol bey der Gemeine in Gewinnung und Beveſtigung immer mehrer Seelen, als auch bey den Lehrern ſelbſt in Vermehrung der ſchon beygelegten Heils- Guͤter und ſonderlich in gewiſſer Empfahung der verheiſſenen Ehren-Crone, daher entſtehen wuͤrde: gleichwie Paulus in der Ordnung des wohl voll- endeten Kampfs und Laufs ſolche erwartete, und auch Timotheum nebſt andern Lehrern in den vorhergehenden Worten von der Crone der recht kaͤmpfenden darauf fuͤhrete.
3. Welcher geſtalt der Acker-Bau dem Leh- rer ſeine Pflicht faſt in allen Stuͤcken ſeines Amts vorſtellet, wird eines ieden eigner Medita- tion uͤberlaſſen und itzt nur diß einige erinnert, was GOtt bey dem Jeremia c. 4, 3. ſaget: Pfluͤ- get ein neues; und ſaͤet nicht unter die Hecken. Denn das iſt eines der Haupt-Stuͤcke, nemlich die Vorſichtigkeit, nicht unter die Hecken zu ſaͤen oder die Evangeliſche Gnaden-Verheiſ- ſungen und Heils-Guͤter den Unbekehrten ohne die Ordnung wahrer Hertzens-Aenderung zu ap- pliciren, ſondern dißfalls auf das Umpfluͤgen des wuͤſten Hertzens-Ackers zu ſehen. Woraus denn auch Zuhoͤrer leichtlich erkennen koͤnnen was ihre Pflicht ſey.
V. 7.
Mercke, was ich ſage (wie uͤberhaupt in dieſem gantzen Briefe, alſo inſonderheit das im Gleichniſſe vom Streiter, Kaͤmpfer und Acker- mann, welches ich ohne Application vorſtelle [Spaltenumbruch]
daß du ſie, in eigentlicher Einſicht meines Sinnes, ſelbſt macheſt.) der HErr aber (der Dreyei- nige GOtt, und in der heiligen Drey-Einigkeit beſonders der im alten und neuen Teſtamente ſonderlich mit dem Namen Jehova, oder HErr, benennete Sohn GOttes) wird dir (wie in dieſen Stuͤcken, alſo auch in den andern) allen (die zu deinem eigenen Heil und zur wuͤrdigen Fuͤh- rung deines Amts noͤthig und nuͤtzlich ſind) Ver- ſtand geben (δωη gebe, nemlich ſolchen Ver- ſtand, daß du geiſtliche Dinge im goͤttlichen Licht auch geiſtlich beurtheilen koͤnneſt. 1 Cor. 11, 13. 14. 15. Col. 1, 9.)
Anmerckung.
Man hat ſowol im hoͤren, als im leſen bey goͤttlichen Dingen mit beſonderer Aufmerckſam- keit auf den rechten geiſtlichen Verſtand mit geiſt- licher Beurtheilung zu gehen und ſich oͤfters dieſes Pauliniſchen Zurufs zu erinnern: Mercke, was ich ſage. Jnſonderheit finden Academiſche Auditores alhier ihre Erinnerung, da ſie in Theologiſchen lectionibus mehr auf das Nachſchreiben, als auf das rechte Nachdencken gehen. Denn auch hier heißts nicht ſowol: ſchreibe als mercke, was ich ſage; bey wel- cher aufmerckſamen Faſſung des eigentlichen Verſtandes doch auch einige Aufzeichnung ſtatt behaͤlt.
V. 8.
Halt im (glaͤubigen und lebendigen) Ge- daͤchtniß (zum kraͤftigen Troſt in allen Leiden) JEſum Chriſtum, der auferſtanden iſt von den todten, (und nach der von den todten er- weckten menſchlichen Natur herkoͤmmt) aus dem Samen David (2 Sam. 7, 12. Pſ. 132, 11. Jeſ. 11, 1. Jer. 23, 6. Matth. 1, 1. u. f. Apoſt. Geſch. 2, 30. Roͤm. 1, 3. c. 9, 5.) nach mei- nem Evangelio (darinnen dieſe Lehre von Chriſti Perſon, Amt, und Stande das rechte Haupt-Stuͤcke iſt.)
Anmerckungen.
1. Bey der Auferſtehung Chriſti iſt zu mercken die Auferſtehung ſelbſt und die Aufer- weckung. Die Auferweckung wird dem Va- ter zugeſchrieben Roͤm. 6, 4. c. 8, 10. u. ſ. w. und weil der Sohn mit dem Vater eines We- ſens iſt, ſo koͤmmt ſie auch der goͤttlichen Natur Chriſti zu. Und daher iſt denn die Auferſtehung Chriſti auch aus eigner Kraft geſchehen; wie er bezeuget Joh. 2, 19 u. f. c. 10. 17, 18. darum er ſich die Auferſtehung ſelbſt und das Leben nennet. c. 11 25.
2. Nun ſagt zwar Paulus 1 Cor. 2, 2. ich hielte mich nicht dafuͤr, daß ich etwas wuͤſte unter euch, ohn allein Chriſtum den gecreutzigten: weil aber der Tod und die Auf- erſtehung bey Chriſto unzertrennlich geweſen Roͤm. 4, 25. c. 6, 4, 5. ſo wird der gecreutzigte zugleich auch als der auferſtandene betrachtet. Darum der Apoſtel auch in eben dieſem Briefe c. 15, 3, 4. beydes den Tod und die Auferſtehung Chriſti, als den Haupt-Jnnhalt ſeines Evangelii, gar nachdruͤcklich zuſammen ſetzet, und ſpricht: Jch habe euch zuvorderſt gegeben, wel-
ches
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0160"n="158"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Erklaͤrung des andern Briefes Pauli C. 2. v. 6-8.</hi></fw><lb/><cb/>
der Oerter 1 Cor. 9, 24. u. f. Phil. 2, 14. u. f.<lb/>
1 Tim. 4, 7. 8. Offenb. 2, 10.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">V. 6.</hi></head><lb/><p><hirendition="#fr">Es ſoll der Acker-Mann, der den<lb/>
Acker bauet</hi> (und alſo die rechte Arbeit dar-<lb/>
an thut) <hirendition="#fr">der Fruͤchte am erſten genieſſen.</hi></p><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Anmerckungen.</hi></head><lb/><p>1. Der Apoſtel bedienet ſich dieſes Gleich-<lb/>
niſſes auch 1 Cor. 9, 10. aber da thut er es zu dem<lb/>
Zweck, daß er zeige, es ſey ein Lehrer, als Arbei-<lb/>
ter, ſeines Lohnes, oder hinlaͤnglichen Unterhalts,<lb/>
werth. Da man aber an einem Ackermann die-<lb/>ſe zwey Stuͤcke findet, erſtlich, daß er einen Acker<lb/>
wohl bauet und bearbeitet: und denn daß er ſich da-<lb/>
von Naͤhret: ſo ſiehet der Apoſtel am gegenwaͤrti-<lb/>
gen Orte ſonderlich auf das erſte Stuͤck und will,<lb/>
daß die Arbeit-volle Beſtellung des Ackers mit al-<lb/>
lem Fleiſſe geſchehen ſolle; da denn die Fruͤchte<lb/>ſich wol finden wuͤrden, alſo daß er zuvorderſt<lb/>ſelbſt derſelben genieſſe. Es lieget demnach in dem<lb/>
Worte κοπιῶντα, <hirendition="#fr">der da bauet,</hi> oder bearbei-<lb/>
tet, ein beſonderer Nachdruck; und wuͤrde der<lb/>
Apoſtel, wenn er dieſes Wort muͤndlich ausge-<lb/>ſprochen haͤtte, daſſelbe gewiß mit einem ſonder-<lb/>
baren <hirendition="#aq">Accent</hi> beleget haben: gleichwie in dem<lb/>
vorhergehenden Vers der Nachdrucke lieget in den<lb/>
Worten: <hirendition="#fr">er kaͤmpfe denn recht.</hi></p><lb/><p>2. Nun folget zwar aus dieſen Worten<lb/>
auch dieſes, daß kein Aelteſter der Gemeine, um<lb/>
des geiſtlichen Kirchen-Ackers recht zu warten,<lb/>ſich in Haͤndel der Nahrung einflechten laſſen, ſon-<lb/>
dern dagegen von der Gemeine ſeinen Unterhalt<lb/>
nehmen ſolte: er ſiehet doch aber wol eigentlich<lb/>
auf die geiſtliche Fruͤchte der Arbeit, welche ſo wol<lb/>
bey der Gemeine in Gewinnung und Beveſtigung<lb/>
immer mehrer Seelen, als auch bey den Lehrern<lb/>ſelbſt in Vermehrung der ſchon beygelegten Heils-<lb/>
Guͤter und ſonderlich in gewiſſer Empfahung der<lb/>
verheiſſenen Ehren-Crone, daher entſtehen wuͤrde:<lb/>
gleichwie Paulus in der Ordnung des wohl voll-<lb/>
endeten Kampfs und Laufs ſolche erwartete,<lb/>
und auch Timotheum nebſt andern Lehrern in den<lb/>
vorhergehenden Worten von der Crone der recht<lb/>
kaͤmpfenden darauf fuͤhrete.</p><lb/><p>3. Welcher geſtalt der Acker-Bau dem Leh-<lb/>
rer ſeine Pflicht faſt in allen Stuͤcken ſeines<lb/>
Amts vorſtellet, wird eines ieden eigner <hirendition="#aq">Medita-<lb/>
tion</hi> uͤberlaſſen und itzt nur diß einige erinnert,<lb/>
was GOtt bey dem Jeremia c. 4, 3. ſaget: <hirendition="#fr">Pfluͤ-<lb/>
get ein neues; und ſaͤet nicht unter die<lb/>
Hecken.</hi> Denn das iſt eines der Haupt-Stuͤcke,<lb/>
nemlich die Vorſichtigkeit, nicht unter die Hecken<lb/>
zu ſaͤen oder die Evangeliſche Gnaden-Verheiſ-<lb/>ſungen und Heils-Guͤter den Unbekehrten ohne<lb/>
die Ordnung wahrer Hertzens-Aenderung zu <hirendition="#aq">ap-<lb/>
plicir</hi>en, ſondern dißfalls auf das Umpfluͤgen<lb/>
des wuͤſten Hertzens-Ackers zu ſehen. Woraus<lb/>
denn auch Zuhoͤrer leichtlich erkennen koͤnnen<lb/>
was ihre Pflicht ſey.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">V. 7.</hi></head><lb/><p><hirendition="#fr">Mercke, was ich ſage</hi> (wie uͤberhaupt<lb/>
in dieſem gantzen Briefe, alſo inſonderheit das im<lb/>
Gleichniſſe vom Streiter, Kaͤmpfer und Acker-<lb/>
mann, welches ich ohne <hirendition="#aq">Application</hi> vorſtelle<lb/><cb/>
daß du ſie, in eigentlicher Einſicht meines Sinnes,<lb/>ſelbſt macheſt.) <hirendition="#fr">der HErr aber</hi> (der Dreyei-<lb/>
nige GOtt, und in der heiligen Drey-Einigkeit<lb/>
beſonders der im alten und neuen Teſtamente<lb/>ſonderlich mit dem Namen Jehova, oder HErr,<lb/>
benennete Sohn GOttes) <hirendition="#fr">wird dir</hi> (wie in<lb/>
dieſen Stuͤcken, alſo auch in den andern) <hirendition="#fr">allen</hi><lb/>
(die zu deinem eigenen Heil und zur wuͤrdigen Fuͤh-<lb/>
rung deines Amts noͤthig und nuͤtzlich ſind) <hirendition="#fr">Ver-<lb/>ſtand geben</hi> (δωη gebe, nemlich ſolchen Ver-<lb/>ſtand, daß du geiſtliche Dinge im goͤttlichen Licht<lb/>
auch geiſtlich beurtheilen koͤnneſt. 1 Cor. 11, 13.<lb/>
14. 15. Col. 1, 9.)</p><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Anmerckung.</hi></head><lb/><p>Man hat ſowol im <hirendition="#fr">hoͤren,</hi> als im <hirendition="#fr">leſen</hi> bey<lb/>
goͤttlichen Dingen mit beſonderer Aufmerckſam-<lb/>
keit auf den rechten geiſtlichen Verſtand mit geiſt-<lb/>
licher Beurtheilung zu gehen und ſich oͤfters dieſes<lb/>
Pauliniſchen Zurufs zu erinnern: <hirendition="#fr">Mercke, was<lb/>
ich ſage.</hi> Jnſonderheit finden <hirendition="#aq">Academi</hi>ſche<lb/><hirendition="#aq">Auditores</hi> alhier ihre Erinnerung, da ſie in<lb/><hirendition="#aq">Theologi</hi>ſchen <hirendition="#aq">lectionibus</hi> mehr auf das<lb/>
Nachſchreiben, als auf das rechte Nachdencken<lb/>
gehen. Denn auch hier heißts nicht ſowol:<lb/><hirendition="#fr">ſchreibe als mercke, was ich ſage;</hi> bey wel-<lb/>
cher aufmerckſamen Faſſung des eigentlichen<lb/>
Verſtandes doch auch einige Aufzeichnung ſtatt<lb/>
behaͤlt.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">V. 8.</hi></head><lb/><p><hirendition="#fr">Halt im</hi> (glaͤubigen und lebendigen) <hirendition="#fr">Ge-<lb/>
daͤchtniß</hi> (zum kraͤftigen Troſt in allen Leiden)<lb/><hirendition="#fr">JEſum Chriſtum, der auferſtanden iſt von<lb/>
den todten,</hi> (und nach der von den todten er-<lb/>
weckten menſchlichen Natur herkoͤmmt) <hirendition="#fr">aus<lb/>
dem Samen David</hi> (2 Sam. 7, 12. Pſ. 132,<lb/>
11. Jeſ. 11, 1. Jer. 23, 6. Matth. 1, 1. u. f. Apoſt.<lb/>
Geſch. 2, 30. Roͤm. 1, 3. c. 9, 5.) <hirendition="#fr">nach mei-<lb/>
nem Evangelio</hi> (darinnen dieſe Lehre von<lb/>
Chriſti Perſon, Amt, und Stande das rechte<lb/>
Haupt-Stuͤcke iſt.)</p><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Anmerckungen.</hi></head><lb/><p>1. Bey der <hirendition="#fr">Auferſtehung</hi> Chriſti iſt zu<lb/>
mercken die <hirendition="#fr">Auferſtehung</hi>ſelbſt und die <hirendition="#fr">Aufer-<lb/>
weckung.</hi> Die <hirendition="#fr">Auferweckung</hi> wird dem Va-<lb/>
ter zugeſchrieben Roͤm. 6, 4. c. 8, 10. u. ſ. w.<lb/>
und weil der Sohn mit dem Vater eines We-<lb/>ſens iſt, ſo koͤmmt ſie auch der goͤttlichen Natur<lb/>
Chriſti zu. Und daher iſt denn die <hirendition="#fr">Auferſtehung</hi><lb/>
Chriſti auch aus eigner Kraft geſchehen; wie er<lb/>
bezeuget Joh. 2, 19 u. f. c. 10. 17, 18. darum er<lb/>ſich die <hirendition="#fr">Auferſtehung ſelbſt und das Leben</hi><lb/>
nennet. c. 11 25.</p><lb/><p>2. Nun ſagt zwar Paulus 1 Cor. 2, 2. <hirendition="#fr">ich<lb/>
hielte mich nicht dafuͤr, daß ich etwas<lb/>
wuͤſte unter euch, ohn allein Chriſtum den<lb/>
gecreutzigten:</hi> weil aber der Tod und die Auf-<lb/>
erſtehung bey Chriſto unzertrennlich geweſen<lb/>
Roͤm. 4, 25. c. 6, 4, 5. ſo wird der <hirendition="#fr">gecreutzigte</hi><lb/>
zugleich auch als der <hirendition="#fr">auferſtandene</hi> betrachtet.<lb/>
Darum der Apoſtel auch in eben dieſem Briefe<lb/>
c. 15, 3, 4. beydes den Tod und die Auferſtehung<lb/>
Chriſti, als den Haupt-Jnnhalt ſeines Evangelii,<lb/>
gar nachdruͤcklich zuſammen ſetzet, und ſpricht:<lb/><hirendition="#fr">Jch habe euch zuvorderſt gegeben, wel-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">ches</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[158/0160]
Erklaͤrung des andern Briefes Pauli C. 2. v. 6-8.
der Oerter 1 Cor. 9, 24. u. f. Phil. 2, 14. u. f.
1 Tim. 4, 7. 8. Offenb. 2, 10.
V. 6.
Es ſoll der Acker-Mann, der den
Acker bauet (und alſo die rechte Arbeit dar-
an thut) der Fruͤchte am erſten genieſſen.
Anmerckungen.
1. Der Apoſtel bedienet ſich dieſes Gleich-
niſſes auch 1 Cor. 9, 10. aber da thut er es zu dem
Zweck, daß er zeige, es ſey ein Lehrer, als Arbei-
ter, ſeines Lohnes, oder hinlaͤnglichen Unterhalts,
werth. Da man aber an einem Ackermann die-
ſe zwey Stuͤcke findet, erſtlich, daß er einen Acker
wohl bauet und bearbeitet: und denn daß er ſich da-
von Naͤhret: ſo ſiehet der Apoſtel am gegenwaͤrti-
gen Orte ſonderlich auf das erſte Stuͤck und will,
daß die Arbeit-volle Beſtellung des Ackers mit al-
lem Fleiſſe geſchehen ſolle; da denn die Fruͤchte
ſich wol finden wuͤrden, alſo daß er zuvorderſt
ſelbſt derſelben genieſſe. Es lieget demnach in dem
Worte κοπιῶντα, der da bauet, oder bearbei-
tet, ein beſonderer Nachdruck; und wuͤrde der
Apoſtel, wenn er dieſes Wort muͤndlich ausge-
ſprochen haͤtte, daſſelbe gewiß mit einem ſonder-
baren Accent beleget haben: gleichwie in dem
vorhergehenden Vers der Nachdrucke lieget in den
Worten: er kaͤmpfe denn recht.
2. Nun folget zwar aus dieſen Worten
auch dieſes, daß kein Aelteſter der Gemeine, um
des geiſtlichen Kirchen-Ackers recht zu warten,
ſich in Haͤndel der Nahrung einflechten laſſen, ſon-
dern dagegen von der Gemeine ſeinen Unterhalt
nehmen ſolte: er ſiehet doch aber wol eigentlich
auf die geiſtliche Fruͤchte der Arbeit, welche ſo wol
bey der Gemeine in Gewinnung und Beveſtigung
immer mehrer Seelen, als auch bey den Lehrern
ſelbſt in Vermehrung der ſchon beygelegten Heils-
Guͤter und ſonderlich in gewiſſer Empfahung der
verheiſſenen Ehren-Crone, daher entſtehen wuͤrde:
gleichwie Paulus in der Ordnung des wohl voll-
endeten Kampfs und Laufs ſolche erwartete,
und auch Timotheum nebſt andern Lehrern in den
vorhergehenden Worten von der Crone der recht
kaͤmpfenden darauf fuͤhrete.
3. Welcher geſtalt der Acker-Bau dem Leh-
rer ſeine Pflicht faſt in allen Stuͤcken ſeines
Amts vorſtellet, wird eines ieden eigner Medita-
tion uͤberlaſſen und itzt nur diß einige erinnert,
was GOtt bey dem Jeremia c. 4, 3. ſaget: Pfluͤ-
get ein neues; und ſaͤet nicht unter die
Hecken. Denn das iſt eines der Haupt-Stuͤcke,
nemlich die Vorſichtigkeit, nicht unter die Hecken
zu ſaͤen oder die Evangeliſche Gnaden-Verheiſ-
ſungen und Heils-Guͤter den Unbekehrten ohne
die Ordnung wahrer Hertzens-Aenderung zu ap-
pliciren, ſondern dißfalls auf das Umpfluͤgen
des wuͤſten Hertzens-Ackers zu ſehen. Woraus
denn auch Zuhoͤrer leichtlich erkennen koͤnnen
was ihre Pflicht ſey.
V. 7.
Mercke, was ich ſage (wie uͤberhaupt
in dieſem gantzen Briefe, alſo inſonderheit das im
Gleichniſſe vom Streiter, Kaͤmpfer und Acker-
mann, welches ich ohne Application vorſtelle
daß du ſie, in eigentlicher Einſicht meines Sinnes,
ſelbſt macheſt.) der HErr aber (der Dreyei-
nige GOtt, und in der heiligen Drey-Einigkeit
beſonders der im alten und neuen Teſtamente
ſonderlich mit dem Namen Jehova, oder HErr,
benennete Sohn GOttes) wird dir (wie in
dieſen Stuͤcken, alſo auch in den andern) allen
(die zu deinem eigenen Heil und zur wuͤrdigen Fuͤh-
rung deines Amts noͤthig und nuͤtzlich ſind) Ver-
ſtand geben (δωη gebe, nemlich ſolchen Ver-
ſtand, daß du geiſtliche Dinge im goͤttlichen Licht
auch geiſtlich beurtheilen koͤnneſt. 1 Cor. 11, 13.
14. 15. Col. 1, 9.)
Anmerckung.
Man hat ſowol im hoͤren, als im leſen bey
goͤttlichen Dingen mit beſonderer Aufmerckſam-
keit auf den rechten geiſtlichen Verſtand mit geiſt-
licher Beurtheilung zu gehen und ſich oͤfters dieſes
Pauliniſchen Zurufs zu erinnern: Mercke, was
ich ſage. Jnſonderheit finden Academiſche
Auditores alhier ihre Erinnerung, da ſie in
Theologiſchen lectionibus mehr auf das
Nachſchreiben, als auf das rechte Nachdencken
gehen. Denn auch hier heißts nicht ſowol:
ſchreibe als mercke, was ich ſage; bey wel-
cher aufmerckſamen Faſſung des eigentlichen
Verſtandes doch auch einige Aufzeichnung ſtatt
behaͤlt.
V. 8.
Halt im (glaͤubigen und lebendigen) Ge-
daͤchtniß (zum kraͤftigen Troſt in allen Leiden)
JEſum Chriſtum, der auferſtanden iſt von
den todten, (und nach der von den todten er-
weckten menſchlichen Natur herkoͤmmt) aus
dem Samen David (2 Sam. 7, 12. Pſ. 132,
11. Jeſ. 11, 1. Jer. 23, 6. Matth. 1, 1. u. f. Apoſt.
Geſch. 2, 30. Roͤm. 1, 3. c. 9, 5.) nach mei-
nem Evangelio (darinnen dieſe Lehre von
Chriſti Perſon, Amt, und Stande das rechte
Haupt-Stuͤcke iſt.)
Anmerckungen.
1. Bey der Auferſtehung Chriſti iſt zu
mercken die Auferſtehung ſelbſt und die Aufer-
weckung. Die Auferweckung wird dem Va-
ter zugeſchrieben Roͤm. 6, 4. c. 8, 10. u. ſ. w.
und weil der Sohn mit dem Vater eines We-
ſens iſt, ſo koͤmmt ſie auch der goͤttlichen Natur
Chriſti zu. Und daher iſt denn die Auferſtehung
Chriſti auch aus eigner Kraft geſchehen; wie er
bezeuget Joh. 2, 19 u. f. c. 10. 17, 18. darum er
ſich die Auferſtehung ſelbſt und das Leben
nennet. c. 11 25.
2. Nun ſagt zwar Paulus 1 Cor. 2, 2. ich
hielte mich nicht dafuͤr, daß ich etwas
wuͤſte unter euch, ohn allein Chriſtum den
gecreutzigten: weil aber der Tod und die Auf-
erſtehung bey Chriſto unzertrennlich geweſen
Roͤm. 4, 25. c. 6, 4, 5. ſo wird der gecreutzigte
zugleich auch als der auferſtandene betrachtet.
Darum der Apoſtel auch in eben dieſem Briefe
c. 15, 3, 4. beydes den Tod und die Auferſtehung
Chriſti, als den Haupt-Jnnhalt ſeines Evangelii,
gar nachdruͤcklich zuſammen ſetzet, und ſpricht:
Jch habe euch zuvorderſt gegeben, wel-
ches
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/160>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.