Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Erklärung des andern Briefes Pauli C. 4. v. 13. [Spaltenumbruch]
Sack, ein Reise-Beutel, ein Fell Eisen, wel-ches man auch im gehen zur Noth tragen und mit sich führen kan. Nachdem man aber an- gefangen, dieses Wort von einem Mantel zu verstehen, so ist nach und nach in einige grie- chische Codices aus Veranlassung des Worts paenula, penula, in den Text das griechische Wort phainoles, welches einen Reise-Mantel bedeutet, eingeschlichen. Daß aber phailo- nes ein solches Behältniß bedeutet, darinnen man auf der Reise etwas verwahrlich mit sich führet, ist den der griechischen Sprache kundi- gen aus den alten Auctoribus und Lexico- graphis bekannt. b. Weil es nicht wahrscheinlich ist, daß der Apostel einen Reise-Mantel, da er sich auf die Reise begeben, würde zurück gelassen; und erst nach der Reise gefordert haben; und zwar, daß er ihm bey zweyhundert Meile Weges aus Asien nach Rom mitgebracht werde. c. Weil ein solcher schlechter Mantel leichtlich zu Rom zu haben war, und nicht vermuthlich ist, daß es ihm daran gefehlet habe, oder die gläu- bigen Römer würden haben fehlen lassen, wenn er ihn auch gebrauchet hätte. Dessen er doch, da er keine Reisen im Wetter mehr vor sich sahe, sondern, nach V. 7. 8. sein Ende erwartete, nicht benöthigt war. 2. Daß es aber hingegen ein Reise-Sack a. Die eigentliche Bedeutung des Griechi- chischen Worts phailones davon man aus- ser der Syrischen Version unter andern den alten Lexicographum, Hesychium, und den Criticum, Suidam, nachschlagen kan. Und dahin gehen unter den alten Griechischen Auslegern Chrysostomus und Oecume- nius; unter den Neuern der sel. Weinri- chius; wie auch Osiander in System. Theol. Loco de Script. S. p. 57. b. Der gar fügliche Verstand, welchen das Wort von dieser Bedeutung mit den folgen- den Worten hat. Denn die Bücher schickten sich zu einem solchen Behältniß, um sie bequem fort zu bringen. Daß aber Paulus der Bücher be- sonders gedacht, ist wol daher geschehen, weil sie ausser demselben zum Gebrauch in der gläu- bigen Handen gewesen, und ohne den da zu verfertigten Reise-Sack, oder Reise-Fell, nicht füglich konten fortgebracht werden, und da- her in dasselbe gethan werden musten; dessen denn dieser wegen auch besonders gedacht worden. 3. Was nun die Bücher betrift, welche 4. Diesen Vorrath von Büchern hat der Zeit
Erklaͤrung des andern Briefes Pauli C. 4. v. 13. [Spaltenumbruch]
Sack, ein Reiſe-Beutel, ein Fell Eiſen, wel-ches man auch im gehen zur Noth tragen und mit ſich fuͤhren kan. Nachdem man aber an- gefangen, dieſes Wort von einem Mantel zu verſtehen, ſo iſt nach und nach in einige grie- chiſche Codices aus Veranlaſſung des Worts pænula, penula, in den Text das griechiſche Wort φαινόλης, welches einen Reiſe-Mantel bedeutet, eingeſchlichen. Daß aber ϕαιλό- νης ein ſolches Behaͤltniß bedeutet, darinnen man auf der Reiſe etwas verwahrlich mit ſich fuͤhret, iſt den der griechiſchen Sprache kundi- gen aus den alten Auctoribus und Lexico- graphis bekannt. b. Weil es nicht wahrſcheinlich iſt, daß der Apoſtel einen Reiſe-Mantel, da er ſich auf die Reiſe begeben, wuͤrde zuruͤck gelaſſen; und erſt nach der Reiſe gefordert haben; und zwar, daß er ihm bey zweyhundert Meile Weges aus Aſien nach Rom mitgebracht werde. c. Weil ein ſolcher ſchlechter Mantel leichtlich zu Rom zu haben war, und nicht vermuthlich iſt, daß es ihm daran gefehlet habe, oder die glaͤu- bigen Roͤmer wuͤrden haben fehlen laſſen, wenn er ihn auch gebrauchet haͤtte. Deſſen er doch, da er keine Reiſen im Wetter mehr vor ſich ſahe, ſondern, nach V. 7. 8. ſein Ende erwartete, nicht benoͤthigt war. 2. Daß es aber hingegen ein Reiſe-Sack a. Die eigentliche Bedeutung des Griechi- chiſchen Worts ϕαιλόνης davon man auſ- ſer der Syriſchen Verſion unter andern den alten Lexicographum, Heſychium, und den Criticum, Suidam, nachſchlagen kan. Und dahin gehen unter den alten Griechiſchen Auslegern Chryſoſtomus und Oecume- nius; unter den Neuern der ſel. Weinri- chius; wie auch Oſiander in Syſtem. Theol. Loco de Script. S. p. 57. b. Der gar fuͤgliche Verſtand, welchen das Wort von dieſer Bedeutung mit den folgen- den Worten hat. Deñ die Buͤcher ſchickten ſich zu einem ſolchen Behaͤltniß, um ſie bequem fort zu bringen. Daß aber Paulus der Buͤcher be- ſonders gedacht, iſt wol daher geſchehen, weil ſie auſſer demſelben zum Gebrauch in der glaͤu- bigen Handen geweſen, und ohne den da zu verfertigten Reiſe-Sack, oder Reiſe-Fell, nicht fuͤglich konten fortgebracht werden, und da- her in daſſelbe gethan werden muſten; deſſen denn dieſer wegen auch beſonders gedacht worden. 3. Was nun die Buͤcher betrift, welche 4. Dieſen Vorrath von Buͤchern hat der Zeit
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Und da zu<lb/> dieſer Zeit die Schriften der Evangeliſten, auſ-<lb/> ſer dem Evangelio Johannis, nebſt den Ge-<lb/> ſchichten der Apoſtel, ſchon ans Licht geſtellt<lb/> waren; ſo mag er davon, wie auch von ſeinen<lb/> eigenen vorher geſchriebenen Briefen, wol einige<lb/> Abſchriften gehabt haben. 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Erklaͤrung des andern Briefes Pauli C. 4. v. 13.
Sack, ein Reiſe-Beutel, ein Fell Eiſen, wel-
ches man auch im gehen zur Noth tragen und
mit ſich fuͤhren kan. Nachdem man aber an-
gefangen, dieſes Wort von einem Mantel zu
verſtehen, ſo iſt nach und nach in einige grie-
chiſche Codices aus Veranlaſſung des Worts
pænula, penula, in den Text das griechiſche
Wort φαινόλης, welches einen Reiſe-Mantel
bedeutet, eingeſchlichen. Daß aber ϕαιλό-
νης ein ſolches Behaͤltniß bedeutet, darinnen
man auf der Reiſe etwas verwahrlich mit ſich
fuͤhret, iſt den der griechiſchen Sprache kundi-
gen aus den alten Auctoribus und Lexico-
graphis bekannt.
b. Weil es nicht wahrſcheinlich iſt, daß der
Apoſtel einen Reiſe-Mantel, da er ſich auf die
Reiſe begeben, wuͤrde zuruͤck gelaſſen; und
erſt nach der Reiſe gefordert haben; und zwar,
daß er ihm bey zweyhundert Meile Weges aus
Aſien nach Rom mitgebracht werde.
c. Weil ein ſolcher ſchlechter Mantel leichtlich zu
Rom zu haben war, und nicht vermuthlich iſt,
daß es ihm daran gefehlet habe, oder die glaͤu-
bigen Roͤmer wuͤrden haben fehlen laſſen, wenn
er ihn auch gebrauchet haͤtte. Deſſen er doch,
da er keine Reiſen im Wetter mehr vor ſich
ſahe, ſondern, nach V. 7. 8. ſein Ende erwartete,
nicht benoͤthigt war.
2. Daß es aber hingegen ein Reiſe-Sack
oder gewiſſe Art von Fell-Eiſen geweſen, das
zeigen folgende Gruͤnde an:
a. Die eigentliche Bedeutung des Griechi-
chiſchen Worts ϕαιλόνης davon man auſ-
ſer der Syriſchen Verſion unter andern den
alten Lexicographum, Heſychium, und
den Criticum, Suidam, nachſchlagen kan.
Und dahin gehen unter den alten Griechiſchen
Auslegern Chryſoſtomus und Oecume-
nius; unter den Neuern der ſel. Weinri-
chius; wie auch Oſiander in Syſtem.
Theol. Loco de Script. S. p. 57.
b. Der gar fuͤgliche Verſtand, welchen das
Wort von dieſer Bedeutung mit den folgen-
den Worten hat. Deñ die Buͤcher ſchickten ſich
zu einem ſolchen Behaͤltniß, um ſie bequem fort
zu bringen. Daß aber Paulus der Buͤcher be-
ſonders gedacht, iſt wol daher geſchehen, weil
ſie auſſer demſelben zum Gebrauch in der glaͤu-
bigen Handen geweſen, und ohne den da zu
verfertigten Reiſe-Sack, oder Reiſe-Fell, nicht
fuͤglich konten fortgebracht werden, und da-
her in daſſelbe gethan werden muſten; deſſen
denn dieſer wegen auch beſonders gedacht
worden.
3. Was nun die Buͤcher betrift, welche
Paulus verlanget, ſo iſt es wohl an dem, daß
es keine ſolche Schriften geweſen, welche auf
die Litteratur, und natuͤrliche Gelehrſamkeit
gegangen. Denn ob er wol auch darinnen zu
Tarſus nicht wenig war unterrichtet worden,
und er ſich auch manche Auctores der Griechen,
ſonderlich Poeten, bekannt gemachet, auch aus
ihnen, inſonderheit dem Arato Ap. Geſ. 17, 28.
dem Menandro 1 Cor. 15, 33. und dem Epime-
nide Tit. 1, 12. etwas anfuͤhret: ſo war es doch
fern von ihm, daß er ſolche und dergleichen Buͤ-
cher auf ſeinen ſo weiten und ohne das be-
ſchwerlichen Reiſen ſolte mit ſich gefuͤhret, ge-
ſchweige gegen ſeinen Abſchied aus dieſer Welt
nach Rom verlanget haben. Da es nun hinge-
gen geiſtliche Schriften geweſen, unter ſolchen
aber die heilige Schrift des Alten Teſtaments
billig oben anſtehet, ja wol faſt allein bey Pau-
lo ihren Platz gefunden: ſo iſt wol kein Zweifel,
daß er nicht darauf ſonderlich ſolte geſehen ha-
ben. Dazu denn auch wol ohne Zweifel die
Griechiſche Uberſetzung der Hebraͤiſchen Buͤ-
cher des alten Teſtaments gehoͤret hat: als deſ-
ſen ſich Paulus nebſt dem Hebraͤiſchen Text wol
fleißig wird bedienet haben; wie er denn dieſe
unter den Griechen ſehr bekannte und gemeine
Verſion auch in ſeinen Briefen zum oͤftern an-
fuͤhret Denn ob er gleich die Gnade und Gabe
der goͤttlichen Inſpiration hatte; ſo ſchloß doch
dieſe den fleißigen Gebrauch der heiligen Schrift
nicht aus. Und da der Apoſtel dem Timotheo
befiehlet, daß er mit Leſung, nemlich der heiligen
Schrift, anhalten ſolte, 1 Tim. 4, 13. 15. ſie ihm
auch von ihrem ſo herrlichen und vielfachen Nu-
tzen aufs beſte anpreiſet: 2 Tim. 3, 15. 16. 17.
wer wolte denn zweifeln, daß er ſie nicht ſelbſt
gar fleißig ſolte geforſchet haben? Und da zu
dieſer Zeit die Schriften der Evangeliſten, auſ-
ſer dem Evangelio Johannis, nebſt den Ge-
ſchichten der Apoſtel, ſchon ans Licht geſtellt
waren; ſo mag er davon, wie auch von ſeinen
eigenen vorher geſchriebenen Briefen, wol einige
Abſchriften gehabt haben. Es koͤnnen dabey
auch einige Verzeichniſſe von allerhand Sachen
und Begebenheiten der Kirche geweſen ſeyn.
Und da ſonderlich der Membranarum, oder der
Pergamene, welche, weil ſie an ſtatt des Aegy-
ptiſchen Papiers zu Pergamus in Aſien aus
Haͤuten oder Fellen gewiſſer Thiere verfertiget
worden, den Namen des Pergamens bekom-
men haben, gedacht wird; ſo hat der Apoſtel
dadurch vermuthlich diejenigen aus ſolchem Per-
gamen gemachten Rollen verſtanden, worauf
der hebraͤiſche Text des alten Teſtaments nach
damaliger Gewohnheit aufs zierlichſte und ac-
curateſte geſchrieben geweſen: und zwar wol
ſchon in der Jugend mit ſeiner eigenen Hand;
alſo daß er ſich daran gewehnet, und darinnen
die den fleißigen Bibel-Leſern ſehr nuͤtzliche me-
moriam localem gehabt hat. Daher es ihm
denn vor andern um dieſe Pergamene zu thun
geweſen iſt.
4. Dieſen Vorrath von Buͤchern hat der
Apoſtel auf ſeiner letzten Reiſe, da er von Troa-
de, einer in Phrygien am Meer gelegenen be-
kannten Handels-Stadt, nach Rom gegangen,
bey Carpo gelaſſen, entweder daß er von da
noch erſt nach einem andern Orte zu Lande gerei-
ſet, und wol zu Fuſſe gegangen, und ihn nicht
fuͤglich mit ſich nehmen koͤnnen, oder ihm, als
einem vielleicht ſchon Gefangenen, bey der ſchleu-
nigen Abfuͤhrung nicht verſtattet worden, ihn
mit zu nehmen; oder aber, daß er von Carpo
und andern Glaͤubigen gebeten worden, dieſen
edlen Schatz ihnen zu ihrer Erbauung auf einige
Zeit
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