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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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suchet hätten? und wäre wol die Materia medica iemahls so überreich geworden, als wie sie heut zu Tage ist, dafern diejenigen, denen wir dergleichen köstliche, entdeckte Dinge hoch zu dancken haben, an den Materialien sich begnügen lassen, welche ihre Vorfahren gebrauchet? Desgleichen sehen wir, wie daß diejenigen Medici, so die Artzney-Kunst mit dem grösten Glücke treiben, sich auch am meisten auf Erkäntniß der Materialien gelegt. Ein herrliches Exempel haben wir an der Person des Herrn Fagon, Königl. Majest. obersten Leib-Medici. Dann, obschon dieser grosse und vornehme Mann, sich höchlich hat auf alles das beflissen, was einen recht geschickten Medicum ausmachen kan, so mag man jedoch sagen, daß nichts soviel zu dieser hohen Ehren-Würde, darein ihn seine hochbeglückte Praxis hat versetzet, beygetragen, als eben der beständige Fleiß und Nachforschung solcher Artzney-Mittel, die aus den Thieren, den Gewächsen und den Mineralien zu ziehen sind.

Derohalben kan allen denenjenigen, welche sich auf die Artzney-Kunst legen wollen, nicht gnugsam anbefohlen werden, daß sie sich mit dem grösten Ernste der Erkäntniß der Materialien befleissen sollen, und trachten, wie sie hinter dererselben verborgne Kräfte kommen mögen, indem es sicher ist, daß nicht eines zu finden, das ohne eine sonderliche Kraft zu Heilung und Vertreibung der Kranckheiten solte seyn.

Ich gestehe gerne, daß es wenig Personen giebet, da Zeit und Vermögen leiden wollen, daß sie sich gäntzlich auf dergleichen Dinge legen mögen: doch bin ich gegentheils versichert, daß nicht ein Medicus, noch Apothecker sey zu finden, er mag so fleißig seyn, als er nur will, welcher nicht zum wenigsten, Zeit seines Lebens, eine besondere Wirckung an einem und dem anderen Material entdecken solte, wolte er sich nur darum bemühen: das könnte mit der Zeit die Artzney-Kunst mit viel sicherern, viel kräftigern und auch viel simplerern Artzney-Mitteln, als wie ietzo gebräuchlich sind, bereichern.

Der Autor meldet im übrigen und noch zuletzt, wie daß nicht nur bey dieser anderen Edition, nach welcher unsre Ubersetzung ist verfertigt worden, eine gute Anzahl Articul, so in der ersten gar nicht zu befinden, eingerücket worden: sondern es wären auch noch sehr viel Figuren, so wol von gemeinen, als auch nicht so gar bekannten Gewächsen, darzu gekommen, damit er einen und anderen Personen, welchen dieses Studium gar angenehme sey, und welche ihn um diese kleine Hülffe, gleichwie er sie nennt, ersuchet hätten, ein Vergnügen geben möchte; zumahl, da ers dem publico zugleich nicht für undienlich achten können.

suchet hätten? und wäre wol die Materia medica iemahls so überreich geworden, als wie sie heut zu Tage ist, dafern diejenigen, denen wir dergleichen köstliche, entdeckte Dinge hoch zu dancken haben, an den Materialien sich begnügen lassen, welche ihre Vorfahren gebrauchet? Desgleichen sehen wir, wie daß diejenigen Medici, so die Artzney-Kunst mit dem grösten Glücke treiben, sich auch am meisten auf Erkäntniß der Materialien gelegt. Ein herrliches Exempel haben wir an der Person des Herrn Fagon, Königl. Majest. obersten Leib-Medici. Dann, obschon dieser grosse und vornehme Mann, sich höchlich hat auf alles das beflissen, was einen recht geschickten Medicum ausmachen kan, so mag man jedoch sagen, daß nichts soviel zu dieser hohen Ehren-Würde, darein ihn seine hochbeglückte Praxis hat versetzet, beygetragen, als eben der beständige Fleiß und Nachforschung solcher Artzney-Mittel, die aus den Thieren, den Gewächsen und den Mineralien zu ziehen sind.

Derohalben kan allen denenjenigen, welche sich auf die Artzney-Kunst legen wollen, nicht gnugsam anbefohlen werden, daß sie sich mit dem grösten Ernste der Erkäntniß der Materialien befleissen sollen, und trachten, wie sie hinter dererselben verborgne Kräfte kommen mögen, indem es sicher ist, daß nicht eines zu finden, das ohne eine sonderliche Kraft zu Heilung und Vertreibung der Kranckheiten solte seyn.

Ich gestehe gerne, daß es wenig Personen giebet, da Zeit und Vermögen leiden wollen, daß sie sich gäntzlich auf dergleichen Dinge legen mögen: doch bin ich gegentheils versichert, daß nicht ein Medicus, noch Apothecker sey zu finden, er mag so fleißig seyn, als er nur will, welcher nicht zum wenigsten, Zeit seines Lebens, eine besondere Wirckung an einem und dem anderen Material entdecken solte, wolte er sich nur darum bemühen: das könnte mit der Zeit die Artzney-Kunst mit viel sicherern, viel kräftigern und auch viel simplerern Artzney-Mitteln, als wie ietzo gebräuchlich sind, bereichern.

Der Autor meldet im übrigen und noch zuletzt, wie daß nicht nur bey dieser anderen Edition, nach welcher unsre Ubersetzung ist verfertigt worden, eine gute Anzahl Articul, so in der ersten gar nicht zu befinden, eingerücket worden: sondern es wären auch noch sehr viel Figuren, so wol von gemeinen, als auch nicht so gar bekannten Gewächsen, darzu gekommen, damit er einen und anderen Personen, welchen dieses Studium gar angenehme sey, und welche ihn um diese kleine Hülffe, gleichwie er sie nennt, ersuchet hätten, ein Vergnügen geben möchte; zumahl, da ers dem publico zugleich nicht für undienlich achten können.

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/14>, abgerufen am 29.04.2024.