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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769].

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gend eines Helden, oder einer Heldinn, der
Stoff gewesen ist. Man halte einmal den Po-
lyeukt gegen den Brutus, oder auch die Alzire
gegen den Mithridat: so wird man gleich sehen,
daß sich keinesweges einerley Musik dazu schicket.
Ein Trauerspiel, in welchem die Religion und
Gottesfurcht den Helden, oder die Heldinn, in
allen Zufällen begleiten, erfordert auch solche
Symphonien, die gewissermaßen das Prächtige
und Ernsthafte der Kirchenmusik beweisen.
Wenn aber die Großmuth, die Tapferkeit, oder
die Standhaftigkeit in allerley Unglücksfällen
im Trauerspiele herrschen: so muß auch die
Musik weit feuriger und lebhafter seyn. Von
dieser letztern Art sind die Trauerspiele Cato,
Brutus, Mithridat. Alzire aber und Zaire
erfordern hingegen schon eine etwas veränderte
Musik, weil die Begebenheiten und die Cha-
raktere in diesen Stücken von einer andern Be-
schaffenheit sind, und mehr Veränderung der
Affekten zeigen."

"Eben so müssen die Komödiensymphonien
überhaupt frey, fließend, und zuweilen auch
scherzhaft seyn; insbesondere aber sich nach dem
eigenthümlichen Inhalte einer jeden Komödie
richten. So wie die Komödie bald ernsthafter,
bald verliebter, bald scherzhafter ist, so muß
auch die Symphonie beschaffen seyn. Z. E. die
Komödien, der Falke und die beyderseitige Un-
be-
gend eines Helden, oder einer Heldinn, der
Stoff geweſen iſt. Man halte einmal den Po-
lyeukt gegen den Brutus, oder auch die Alzire
gegen den Mithridat: ſo wird man gleich ſehen,
daß ſich keinesweges einerley Muſik dazu ſchicket.
Ein Trauerſpiel, in welchem die Religion und
Gottesfurcht den Helden, oder die Heldinn, in
allen Zufaͤllen begleiten, erfordert auch ſolche
Symphonien, die gewiſſermaßen das Praͤchtige
und Ernſthafte der Kirchenmuſik beweiſen.
Wenn aber die Großmuth, die Tapferkeit, oder
die Standhaftigkeit in allerley Ungluͤcksfaͤllen
im Trauerſpiele herrſchen: ſo muß auch die
Muſik weit feuriger und lebhafter ſeyn. Von
dieſer letztern Art ſind die Trauerſpiele Cato,
Brutus, Mithridat. Alzire aber und Zaire
erfordern hingegen ſchon eine etwas veraͤnderte
Muſik, weil die Begebenheiten und die Cha-
raktere in dieſen Stuͤcken von einer andern Be-
ſchaffenheit ſind, und mehr Veraͤnderung der
Affekten zeigen.〟

〟Eben ſo muͤſſen die Komoͤdienſymphonien
uͤberhaupt frey, fließend, und zuweilen auch
ſcherzhaft ſeyn; insbeſondere aber ſich nach dem
eigenthuͤmlichen Inhalte einer jeden Komoͤdie
richten. So wie die Komoͤdie bald ernſthafter,
bald verliebter, bald ſcherzhafter iſt, ſo muß
auch die Symphonie beſchaffen ſeyn. Z. E. die
Komoͤdien, der Falke und die beyderſeitige Un-
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[204/0218] gend eines Helden, oder einer Heldinn, der Stoff geweſen iſt. Man halte einmal den Po- lyeukt gegen den Brutus, oder auch die Alzire gegen den Mithridat: ſo wird man gleich ſehen, daß ſich keinesweges einerley Muſik dazu ſchicket. Ein Trauerſpiel, in welchem die Religion und Gottesfurcht den Helden, oder die Heldinn, in allen Zufaͤllen begleiten, erfordert auch ſolche Symphonien, die gewiſſermaßen das Praͤchtige und Ernſthafte der Kirchenmuſik beweiſen. Wenn aber die Großmuth, die Tapferkeit, oder die Standhaftigkeit in allerley Ungluͤcksfaͤllen im Trauerſpiele herrſchen: ſo muß auch die Muſik weit feuriger und lebhafter ſeyn. Von dieſer letztern Art ſind die Trauerſpiele Cato, Brutus, Mithridat. Alzire aber und Zaire erfordern hingegen ſchon eine etwas veraͤnderte Muſik, weil die Begebenheiten und die Cha- raktere in dieſen Stuͤcken von einer andern Be- ſchaffenheit ſind, und mehr Veraͤnderung der Affekten zeigen.〟 〟Eben ſo muͤſſen die Komoͤdienſymphonien uͤberhaupt frey, fließend, und zuweilen auch ſcherzhaft ſeyn; insbeſondere aber ſich nach dem eigenthuͤmlichen Inhalte einer jeden Komoͤdie richten. So wie die Komoͤdie bald ernſthafter, bald verliebter, bald ſcherzhafter iſt, ſo muß auch die Symphonie beſchaffen ſeyn. Z. E. die Komoͤdien, der Falke und die beyderſeitige Un- be-

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Zitationshilfe: [Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/218>, abgerufen am 31.10.2024.