Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.Allgemeine Schwere. Vermöge des Wurfes der Hand geht der Stein in der Richtungdieses Wurfs in einer geraden Linie, in derselben geraden Linie fort, die er beschreiben würde, wenn die Erde keine anziehende Kraft hätte. Und vermöge dieser letzten Kraft fällt er ganz eben so in senkrechter Richtung zur Erde, als er gefallen seyn würde, wenn jener Wurf der Hand nicht statt gehabt hätte, sondern wenn der Stein nur aus der ruhenden Hand gefallen wäre. Beide Kräfte zusammen aber bewirken die krummlinige Bahn dieses Steines, deren jedes noch so kleine Theilchen, jedes Element, aus dem Elemente dieser geraden Wurflinie und aus dem Elemente jener senkrechten Falllinie zusammengesetzt ist. Dasselbe wird also auch von dem Monde gelten, und unmit- Welches ist aber diese letzte gerade Linie, um welche sich der §. 32. (Anwendung des Vorhergehenden auf den Mond.) Sey Allgemeine Schwere. Vermöge des Wurfes der Hand geht der Stein in der Richtungdieſes Wurfs in einer geraden Linie, in derſelben geraden Linie fort, die er beſchreiben würde, wenn die Erde keine anziehende Kraft hätte. Und vermöge dieſer letzten Kraft fällt er ganz eben ſo in ſenkrechter Richtung zur Erde, als er gefallen ſeyn würde, wenn jener Wurf der Hand nicht ſtatt gehabt hätte, ſondern wenn der Stein nur aus der ruhenden Hand gefallen wäre. Beide Kräfte zuſammen aber bewirken die krummlinige Bahn dieſes Steines, deren jedes noch ſo kleine Theilchen, jedes Element, aus dem Elemente dieſer geraden Wurflinie und aus dem Elemente jener ſenkrechten Falllinie zuſammengeſetzt iſt. Daſſelbe wird alſo auch von dem Monde gelten, und unmit- Welches iſt aber dieſe letzte gerade Linie, um welche ſich der §. 32. (Anwendung des Vorhergehenden auf den Mond.) Sey <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0059" n="47"/><fw place="top" type="header">Allgemeine Schwere.</fw><lb/> Vermöge des Wurfes der Hand geht der Stein in der Richtung<lb/> dieſes Wurfs in einer geraden Linie, in derſelben geraden Linie<lb/> fort, die er beſchreiben würde, wenn die Erde keine anziehende<lb/> Kraft hätte. Und vermöge dieſer letzten Kraft fällt er ganz eben<lb/> ſo in ſenkrechter Richtung zur Erde, als er gefallen ſeyn würde,<lb/> wenn jener Wurf der Hand nicht ſtatt gehabt hätte, ſondern wenn<lb/> der Stein nur aus der ruhenden Hand gefallen wäre. Beide<lb/> Kräfte zuſammen aber bewirken die krummlinige Bahn dieſes<lb/> Steines, deren jedes noch ſo kleine Theilchen, jedes Element, aus<lb/> dem Elemente dieſer geraden Wurflinie und aus dem Elemente<lb/> jener ſenkrechten Falllinie zuſammengeſetzt iſt.</p><lb/> <p>Daſſelbe wird alſo auch von dem Monde gelten, und unmit-<lb/> telbar auf ihn angewendet werden können. Die gerade Linie, in<lb/> welcher er ſich, vermöge ſeiner urſprünglichen Wurfkraft zu be-<lb/> wegen ſucht, wird die auf den Halbmeſſer ſeines Kreiſes ſenk-<lb/> rechte Tangente ſeyn, in welcher er jeden Augenblick von der Erde<lb/> fortgehen will, und auch in der That fortgehen würde, wenn die<lb/> Anziehung der Erde ihn nicht zurückhielte. Und dieſe Anziehung<lb/> der Erde wird wieder die kleine gerade Linie ſeyn, um welche er,<lb/> indem er die Richtung jener Tangente verläßt, in jeder Sekunde<lb/> der Erde näher rückt, oder eigentlich zu ihr hinfällt.</p><lb/> <p>Welches iſt aber dieſe letzte gerade Linie, um welche ſich der<lb/> Mond in jeder Sekunde der Erde nähert? —</p><lb/> <p>§. 32. (Anwendung des Vorhergehenden auf den Mond.) Sey<lb/><hi rendition="#aq">C</hi> Fig. <hi rendition="#aq">I</hi> der Mittelpunkt der Erde, und zugleich jener der<lb/> Mondsbahn <hi rendition="#aq">AMD.</hi> Indem der Mittelpunkt <hi rendition="#aq">A</hi> des Mondes dieſen<lb/> Punkt <hi rendition="#aq">A</hi> ſeiner Bahn verläßt, um ſeinen Weg fortzuſetzen, wird<lb/> er, wenn keine andere Kraft auf ihn wirkte, nicht anders, als in<lb/> der Richtung, die er bei ſeiner Ankunft in <hi rendition="#aq">A</hi> hatte, d. h. er wird<lb/> in der geradlinigen Tangente <hi rendition="#aq">AB</hi> ſeiner Bahn, die auf ſeiner<lb/> Entfernung <hi rendition="#aq">CA</hi> ſenkrecht ſteht, fortgehen. Allein da er zugleich<lb/> von der Erde angezogen wird, ſo kann er, am Ende der erſten<lb/> Sekunde, nicht in dem Punkte <hi rendition="#aq">B</hi> dieſer Tangente, ſondern er muß<lb/> in irgend einem der Erde <hi rendition="#aq">C</hi> nähern Punkte, nämlich in dem<lb/> Punkte <hi rendition="#aq">M</hi> ſeiner kreisförmigen Bahn ſeyn, ganz eben ſo, wie<lb/> vorhin die Kugel der ihr gegenüber ſtehenden Wand nicht in dem<lb/> horizontalen Viſirpunkte, ſondern in einem anderen, tieferen<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0059]
Allgemeine Schwere.
Vermöge des Wurfes der Hand geht der Stein in der Richtung
dieſes Wurfs in einer geraden Linie, in derſelben geraden Linie
fort, die er beſchreiben würde, wenn die Erde keine anziehende
Kraft hätte. Und vermöge dieſer letzten Kraft fällt er ganz eben
ſo in ſenkrechter Richtung zur Erde, als er gefallen ſeyn würde,
wenn jener Wurf der Hand nicht ſtatt gehabt hätte, ſondern wenn
der Stein nur aus der ruhenden Hand gefallen wäre. Beide
Kräfte zuſammen aber bewirken die krummlinige Bahn dieſes
Steines, deren jedes noch ſo kleine Theilchen, jedes Element, aus
dem Elemente dieſer geraden Wurflinie und aus dem Elemente
jener ſenkrechten Falllinie zuſammengeſetzt iſt.
Daſſelbe wird alſo auch von dem Monde gelten, und unmit-
telbar auf ihn angewendet werden können. Die gerade Linie, in
welcher er ſich, vermöge ſeiner urſprünglichen Wurfkraft zu be-
wegen ſucht, wird die auf den Halbmeſſer ſeines Kreiſes ſenk-
rechte Tangente ſeyn, in welcher er jeden Augenblick von der Erde
fortgehen will, und auch in der That fortgehen würde, wenn die
Anziehung der Erde ihn nicht zurückhielte. Und dieſe Anziehung
der Erde wird wieder die kleine gerade Linie ſeyn, um welche er,
indem er die Richtung jener Tangente verläßt, in jeder Sekunde
der Erde näher rückt, oder eigentlich zu ihr hinfällt.
Welches iſt aber dieſe letzte gerade Linie, um welche ſich der
Mond in jeder Sekunde der Erde nähert? —
§. 32. (Anwendung des Vorhergehenden auf den Mond.) Sey
C Fig. I der Mittelpunkt der Erde, und zugleich jener der
Mondsbahn AMD. Indem der Mittelpunkt A des Mondes dieſen
Punkt A ſeiner Bahn verläßt, um ſeinen Weg fortzuſetzen, wird
er, wenn keine andere Kraft auf ihn wirkte, nicht anders, als in
der Richtung, die er bei ſeiner Ankunft in A hatte, d. h. er wird
in der geradlinigen Tangente AB ſeiner Bahn, die auf ſeiner
Entfernung CA ſenkrecht ſteht, fortgehen. Allein da er zugleich
von der Erde angezogen wird, ſo kann er, am Ende der erſten
Sekunde, nicht in dem Punkte B dieſer Tangente, ſondern er muß
in irgend einem der Erde C nähern Punkte, nämlich in dem
Punkte M ſeiner kreisförmigen Bahn ſeyn, ganz eben ſo, wie
vorhin die Kugel der ihr gegenüber ſtehenden Wand nicht in dem
horizontalen Viſirpunkte, ſondern in einem anderen, tieferen
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