für 100 Meilen 1/2 Fuß, für 200 Meilen 1/8 , für 300 Meilen 1/18, für 400 Meilen 1/32 Fuß u. f. betragen.
Man sieht daraus, daß die Art, nach welcher die Anziehung der Körper wirkt, bei allen dieselbe, daß aber die Größe dieser Anziehung bei verschiedenen Körpern auch sehr verschieden seyn kann, ganz so, wie z. B. alle Pferde den Wagen, vor den sie gespannt werden, auf dieselbe Weise ziehen, während doch das eine derselben ihn viel stärker oder schwächer ziehen kann, als das andere, je nachdem es mit einer größern oder geringern Muskel- kraft begabt ist. Was ist es nun, das diese Stelle der Muskel- kraft bei den Körpern des Himmels vertritt?
Wir werden uns nicht bei der Untersuchung aufhalten, was diese Kraft der Himmelskörper, mit welcher sie alle anderen Kör- per anziehen, eigentlich sey oder woher sie komme. Die Meta- physiker, die sich so gern mit Fragen dieser Art beschäftigen, mögen sie beantworten, wenn sie können. Uns genügt es, das Daseyn einer solchen Kraft aus ihren unbestreitbaren Wirkungen zu er- kennen. Diese sehen wir täglich und immerwährend in unend- lichen Abwechslungen sowohl um uns, als auch selbst in uns. Ueberall in der Natur bemerken wir diesen Hang der Körper, sich anzuziehen, sich zu vereinigen, sich zur Kugelgestalt abzurunden Der Thautropfen auf dem Kohlblatte, und die Gestirne des Him- mels sind gleich gute Beispiele für den Beweis dieses Satzes. Aber die Ursache dieser Erscheinung? --
Wir empfinden den Duft, den die Blume ausbaucht; wir ergötzen unser Auge an dem Lichte- und an den Farben der Körper; wir erfreuen unser Ohr mit den harmonischen Tönen der Musik; wir sehen die ganze Erde mit allen ihren Reitzen unter, und den endlosen Himmel mit allen seinen Wundern über uns -- aber was wissen wir davon? Daß sie da sind, und nichts weiter. Woher sie kommen, und wohin sie gehen, ist uns unbe- kannt. Wir können eben so wenig den Hauch der Blumen, als die Feinheit des Lichtes berechnen, und der innere Zusammenhang der Dinge auf der Erde ist uns eben so ein Räthsel, als jene Zauberkraft, die den Himmel zusammenhält oder als das magi- sche Band, das unsere Erde an die Sonne, und uns selbst an
5 *
Maſſen und Dichtigkeiten der Himmelskörper.
für 100 Meilen ½ Fuß, für 200 Meilen ⅛, für 300 Meilen 1/18, für 400 Meilen 1/32 Fuß u. f. betragen.
Man ſieht daraus, daß die Art, nach welcher die Anziehung der Körper wirkt, bei allen dieſelbe, daß aber die Größe dieſer Anziehung bei verſchiedenen Körpern auch ſehr verſchieden ſeyn kann, ganz ſo, wie z. B. alle Pferde den Wagen, vor den ſie geſpannt werden, auf dieſelbe Weiſe ziehen, während doch das eine derſelben ihn viel ſtärker oder ſchwächer ziehen kann, als das andere, je nachdem es mit einer größern oder geringern Muskel- kraft begabt iſt. Was iſt es nun, das dieſe Stelle der Muskel- kraft bei den Körpern des Himmels vertritt?
Wir werden uns nicht bei der Unterſuchung aufhalten, was dieſe Kraft der Himmelskörper, mit welcher ſie alle anderen Kör- per anziehen, eigentlich ſey oder woher ſie komme. Die Meta- phyſiker, die ſich ſo gern mit Fragen dieſer Art beſchäftigen, mögen ſie beantworten, wenn ſie können. Uns genügt es, das Daſeyn einer ſolchen Kraft aus ihren unbeſtreitbaren Wirkungen zu er- kennen. Dieſe ſehen wir täglich und immerwährend in unend- lichen Abwechslungen ſowohl um uns, als auch ſelbſt in uns. Ueberall in der Natur bemerken wir dieſen Hang der Körper, ſich anzuziehen, ſich zu vereinigen, ſich zur Kugelgeſtalt abzurunden Der Thautropfen auf dem Kohlblatte, und die Geſtirne des Him- mels ſind gleich gute Beiſpiele für den Beweis dieſes Satzes. Aber die Urſache dieſer Erſcheinung? —
Wir empfinden den Duft, den die Blume ausbaucht; wir ergötzen unſer Auge an dem Lichte- und an den Farben der Körper; wir erfreuen unſer Ohr mit den harmoniſchen Tönen der Muſik; wir ſehen die ganze Erde mit allen ihren Reitzen unter, und den endloſen Himmel mit allen ſeinen Wundern über uns — aber was wiſſen wir davon? Daß ſie da ſind, und nichts weiter. Woher ſie kommen, und wohin ſie gehen, iſt uns unbe- kannt. Wir können eben ſo wenig den Hauch der Blumen, als die Feinheit des Lichtes berechnen, und der innere Zuſammenhang der Dinge auf der Erde iſt uns eben ſo ein Räthſel, als jene Zauberkraft, die den Himmel zuſammenhält oder als das magi- ſche Band, das unſere Erde an die Sonne, und uns ſelbſt an
5 *
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0079"n="67"/><fwplace="top"type="header">Maſſen und Dichtigkeiten der Himmelskörper.</fw><lb/>
für 100 Meilen ½ Fuß, für 200 Meilen ⅛, für 300 Meilen 1/18,<lb/>
für 400 Meilen 1/32 Fuß u. f. betragen.</p><lb/><p>Man ſieht daraus, daß die <hirendition="#g">Art</hi>, nach welcher die Anziehung<lb/>
der Körper wirkt, bei allen dieſelbe, daß aber die <hirendition="#g">Größe</hi> dieſer<lb/>
Anziehung bei verſchiedenen Körpern auch ſehr verſchieden ſeyn<lb/>
kann, ganz ſo, wie z. B. alle Pferde den Wagen, vor den ſie<lb/>
geſpannt werden, auf dieſelbe Weiſe ziehen, während doch das<lb/>
eine derſelben ihn viel ſtärker oder ſchwächer ziehen kann, als das<lb/>
andere, je nachdem es mit einer größern oder geringern Muskel-<lb/>
kraft begabt iſt. Was iſt es nun, das dieſe Stelle der Muskel-<lb/>
kraft bei den Körpern des Himmels vertritt?</p><lb/><p>Wir werden uns nicht bei der Unterſuchung aufhalten, was<lb/>
dieſe Kraft der Himmelskörper, mit welcher ſie alle anderen Kör-<lb/>
per anziehen, eigentlich ſey oder woher ſie komme. Die Meta-<lb/>
phyſiker, die ſich ſo gern mit Fragen dieſer Art beſchäftigen, mögen<lb/>ſie beantworten, wenn ſie können. Uns genügt es, das Daſeyn<lb/>
einer ſolchen Kraft aus ihren unbeſtreitbaren Wirkungen zu er-<lb/>
kennen. <hirendition="#g">Dieſe</hi>ſehen wir täglich und immerwährend in unend-<lb/>
lichen Abwechslungen ſowohl um uns, als auch ſelbſt in uns.<lb/>
Ueberall in der Natur bemerken wir dieſen Hang der Körper, ſich<lb/>
anzuziehen, ſich zu vereinigen, ſich zur Kugelgeſtalt abzurunden<lb/>
Der Thautropfen auf dem Kohlblatte, und die Geſtirne des Him-<lb/>
mels ſind gleich gute Beiſpiele für den Beweis dieſes Satzes.<lb/>
Aber die Urſache dieſer Erſcheinung? —</p><lb/><p>Wir empfinden den Duft, den die Blume ausbaucht; wir<lb/>
ergötzen unſer Auge an dem Lichte- und an den Farben der<lb/>
Körper; wir erfreuen unſer Ohr mit den harmoniſchen Tönen der<lb/>
Muſik; wir ſehen die ganze Erde mit allen ihren Reitzen unter,<lb/>
und den endloſen Himmel mit allen ſeinen Wundern über uns —<lb/>
aber <hirendition="#g">was</hi> wiſſen wir davon? <hirendition="#g">Daß ſie da ſind</hi>, und nichts<lb/>
weiter. Woher ſie kommen, und wohin ſie gehen, iſt uns unbe-<lb/>
kannt. Wir können eben ſo wenig den Hauch der Blumen, als<lb/>
die Feinheit des Lichtes berechnen, und der innere Zuſammenhang<lb/>
der Dinge auf der Erde iſt uns eben ſo ein Räthſel, als jene<lb/>
Zauberkraft, die den Himmel zuſammenhält oder als das magi-<lb/>ſche Band, das unſere Erde an die Sonne, und uns ſelbſt an<lb/><fwplace="bottom"type="sig">5 *</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[67/0079]
Maſſen und Dichtigkeiten der Himmelskörper.
für 100 Meilen ½ Fuß, für 200 Meilen ⅛, für 300 Meilen 1/18,
für 400 Meilen 1/32 Fuß u. f. betragen.
Man ſieht daraus, daß die Art, nach welcher die Anziehung
der Körper wirkt, bei allen dieſelbe, daß aber die Größe dieſer
Anziehung bei verſchiedenen Körpern auch ſehr verſchieden ſeyn
kann, ganz ſo, wie z. B. alle Pferde den Wagen, vor den ſie
geſpannt werden, auf dieſelbe Weiſe ziehen, während doch das
eine derſelben ihn viel ſtärker oder ſchwächer ziehen kann, als das
andere, je nachdem es mit einer größern oder geringern Muskel-
kraft begabt iſt. Was iſt es nun, das dieſe Stelle der Muskel-
kraft bei den Körpern des Himmels vertritt?
Wir werden uns nicht bei der Unterſuchung aufhalten, was
dieſe Kraft der Himmelskörper, mit welcher ſie alle anderen Kör-
per anziehen, eigentlich ſey oder woher ſie komme. Die Meta-
phyſiker, die ſich ſo gern mit Fragen dieſer Art beſchäftigen, mögen
ſie beantworten, wenn ſie können. Uns genügt es, das Daſeyn
einer ſolchen Kraft aus ihren unbeſtreitbaren Wirkungen zu er-
kennen. Dieſe ſehen wir täglich und immerwährend in unend-
lichen Abwechslungen ſowohl um uns, als auch ſelbſt in uns.
Ueberall in der Natur bemerken wir dieſen Hang der Körper, ſich
anzuziehen, ſich zu vereinigen, ſich zur Kugelgeſtalt abzurunden
Der Thautropfen auf dem Kohlblatte, und die Geſtirne des Him-
mels ſind gleich gute Beiſpiele für den Beweis dieſes Satzes.
Aber die Urſache dieſer Erſcheinung? —
Wir empfinden den Duft, den die Blume ausbaucht; wir
ergötzen unſer Auge an dem Lichte- und an den Farben der
Körper; wir erfreuen unſer Ohr mit den harmoniſchen Tönen der
Muſik; wir ſehen die ganze Erde mit allen ihren Reitzen unter,
und den endloſen Himmel mit allen ſeinen Wundern über uns —
aber was wiſſen wir davon? Daß ſie da ſind, und nichts
weiter. Woher ſie kommen, und wohin ſie gehen, iſt uns unbe-
kannt. Wir können eben ſo wenig den Hauch der Blumen, als
die Feinheit des Lichtes berechnen, und der innere Zuſammenhang
der Dinge auf der Erde iſt uns eben ſo ein Räthſel, als jene
Zauberkraft, die den Himmel zuſammenhält oder als das magi-
ſche Band, das unſere Erde an die Sonne, und uns ſelbſt an
5 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/79>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.