Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Erbförster.
(Er liest weiter, mit jedem Wort wird sein Wesen ruhiger und gewisser,
der Ton seiner Stimme kräftiger.)
"Wer irgend einen Menschen
erschlägt, der soll des Todes sterben."
(Legt die Bibel hin.)
Stein.
In diesen Worten findet er Beruhigung?
Pastor.
Gönnt jedem den Trost, der ihn tröstet.
Förster
(nimmt die Bibel wieder auf; der Ausdruck seines Wesens steigt bis zur
Freudigkeit).

Das ist Gewißheit, das ist Verheißung, das zwingt;
kein Aber und kein Wenn. Wer irgend einen Menschen
erschlägt, der soll des Todes sterben; das heißt: dann
ist's gebüßt, dann ist's ausgelöscht und er ist wieder rein.

(Er setzt seinen Hut auf und knöpft sich ein.)
Ich geh' in die Gerichte. (Will geh'n.)
Stein.
Und Du meinst, sie werden Dich tödten?
Förster (bleibt steh'n und wendet sich).
Pastor.
Man hat Schuldigere begnadigt als Sie.
Förster.
Zum Zuchthaus -- was? wie den Lentner? der --
Ja sie richten nicht recht, nicht wie's dasteht in ihren
Der Erbförſter.
(Er lieſt weiter, mit jedem Wort wird ſein Weſen ruhiger und gewiſſer,
der Ton ſeiner Stimme kräftiger.)
„Wer irgend einen Menſchen
erſchlägt, der ſoll des Todes ſterben.“
(Legt die Bibel hin.)
Stein.
In dieſen Worten findet er Beruhigung?
Paſtor.
Gönnt jedem den Troſt, der ihn tröſtet.
Förſter
(nimmt die Bibel wieder auf; der Ausdruck ſeines Weſens ſteigt bis zur
Freudigkeit).

Das iſt Gewißheit, das iſt Verheißung, das zwingt;
kein Aber und kein Wenn. Wer irgend einen Menſchen
erſchlägt, der ſoll des Todes ſterben; das heißt: dann
iſt’s gebüßt, dann iſt’s ausgelöſcht und er iſt wieder rein.

(Er ſetzt ſeinen Hut auf und knöpft ſich ein.)
Ich geh’ in die Gerichte. (Will geh’n.)
Stein.
Und Du meinſt, ſie werden Dich tödten?
Förſter (bleibt ſteh’n und wendet ſich).
Paſtor.
Man hat Schuldigere begnadigt als Sie.
Förſter.
Zum Zuchthaus — was? wie den Lentner? der —
Ja ſie richten nicht recht, nicht wie’s daſteht in ihren
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#CHR">
            <pb facs="#f0190" n="176"/>
            <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Erbför&#x017F;ter</hi>.</fw><lb/>
            <stage>(Er lie&#x017F;t weiter, mit jedem Wort wird &#x017F;ein We&#x017F;en ruhiger und gewi&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
der Ton &#x017F;einer Stimme kräftiger.)</stage>
            <p>&#x201E;Wer irgend einen Men&#x017F;chen<lb/>
er&#x017F;chlägt, der &#x017F;oll des Todes &#x017F;terben.&#x201C;</p>
            <stage>(Legt die Bibel hin.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STE">
            <speaker> <hi rendition="#b">Stein.</hi> </speaker><lb/>
            <p>In die&#x017F;en Worten findet er Beruhigung?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PAST">
            <speaker> <hi rendition="#b">Pa&#x017F;tor.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Gönnt jedem <hi rendition="#g">den</hi> Tro&#x017F;t, der <hi rendition="#g">ihn</hi> trö&#x017F;tet.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHR">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;ter</hi> </speaker><lb/>
            <stage>(nimmt die Bibel wieder auf; der Ausdruck &#x017F;eines We&#x017F;ens &#x017F;teigt bis zur<lb/>
Freudigkeit).</stage><lb/>
            <p>Das i&#x017F;t Gewißheit, das i&#x017F;t Verheißung, das zwingt;<lb/>
kein Aber und kein Wenn. Wer irgend einen Men&#x017F;chen<lb/>
er&#x017F;chlägt, der &#x017F;oll des Todes &#x017F;terben; das heißt: dann<lb/>
i&#x017F;t&#x2019;s gebüßt, dann i&#x017F;t&#x2019;s ausgelö&#x017F;cht und er i&#x017F;t wieder rein.</p><lb/>
            <stage>(Er &#x017F;etzt &#x017F;einen Hut auf und knöpft &#x017F;ich ein.)</stage><lb/>
            <p>Ich geh&#x2019; in die Gerichte.</p>
            <stage>(Will geh&#x2019;n.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STE">
            <speaker> <hi rendition="#b">Stein.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Und Du mein&#x017F;t, &#x017F;ie werden Dich tödten?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHR">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;ter</hi> </speaker>
            <stage>(bleibt &#x017F;teh&#x2019;n und wendet &#x017F;ich).</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PAST">
            <speaker> <hi rendition="#b">Pa&#x017F;tor.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Man hat Schuldigere begnadigt als Sie.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHR">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;ter.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Zum Zuchthaus &#x2014; was? wie den Lentner? der &#x2014;<lb/>
Ja &#x017F;ie richten nicht recht, nicht wie&#x2019;s da&#x017F;teht in ihren<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0190] Der Erbförſter. (Er lieſt weiter, mit jedem Wort wird ſein Weſen ruhiger und gewiſſer, der Ton ſeiner Stimme kräftiger.) „Wer irgend einen Menſchen erſchlägt, der ſoll des Todes ſterben.“ (Legt die Bibel hin.) Stein. In dieſen Worten findet er Beruhigung? Paſtor. Gönnt jedem den Troſt, der ihn tröſtet. Förſter (nimmt die Bibel wieder auf; der Ausdruck ſeines Weſens ſteigt bis zur Freudigkeit). Das iſt Gewißheit, das iſt Verheißung, das zwingt; kein Aber und kein Wenn. Wer irgend einen Menſchen erſchlägt, der ſoll des Todes ſterben; das heißt: dann iſt’s gebüßt, dann iſt’s ausgelöſcht und er iſt wieder rein. (Er ſetzt ſeinen Hut auf und knöpft ſich ein.) Ich geh’ in die Gerichte. (Will geh’n.) Stein. Und Du meinſt, ſie werden Dich tödten? Förſter (bleibt ſteh’n und wendet ſich). Paſtor. Man hat Schuldigere begnadigt als Sie. Förſter. Zum Zuchthaus — was? wie den Lentner? der — Ja ſie richten nicht recht, nicht wie’s daſteht in ihren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/190
Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/190>, abgerufen am 31.10.2024.