Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.Er hatte diesen Nachmittag wieder ein Klistier und des Morgens eine Purganz bekommen. Seine Zunge soll sehr unrein und sein Stuhlgang sehr stinkend gewesen seyn. Die Ursache scheint also im Unterleibe zu seyn. Auch itzt, da er völlig erwacht war, wollte er mir beym Weggehn die Hand küssen, welches er die beiden vorhergehenden Tage in seinem Schlafwandeln, sonst aber nie gethan hat. Also hat vielleicht die Handlung, die er im Schlafe vorgenommen, eine mechanische Disposition erzeugt. Beobachtungen über Herrn Ch. den 24sten Januar geschrieben. Nachdem Herr Ch. durch viele Evacuationen dahin gebracht war, daß er mehrere Tage hintereinander sich wohl befand, nur daß er mehr als gewöhnlichen Reizen zum Lachen unterworfen war, wozu sich bisweilen schmerzhafte Krämpfe gesellten: so wurde er wieder rückfällig. Bei diesem Rückfall hatte er, wenn er einschlief, die meiste Zeit die Augen ganz weit offen; und es bewies sich, daß er vieles sehr deutlich sah; ob er gleich keine völlige Besinnung und Gegenwart des Geistes hatte, und an alles, was er that, hernach beim völligen Erwachen sich nicht erinnerte. So sahe er es z.B. daß eine anwesende Person nähte, und sagte: Mademoiselle L. Schneider; daß einer seiner Freunde den Hut unter dem Er hatte diesen Nachmittag wieder ein Klistier und des Morgens eine Purganz bekommen. Seine Zunge soll sehr unrein und sein Stuhlgang sehr stinkend gewesen seyn. Die Ursache scheint also im Unterleibe zu seyn. Auch itzt, da er voͤllig erwacht war, wollte er mir beym Weggehn die Hand kuͤssen, welches er die beiden vorhergehenden Tage in seinem Schlafwandeln, sonst aber nie gethan hat. Also hat vielleicht die Handlung, die er im Schlafe vorgenommen, eine mechanische Disposition erzeugt. Beobachtungen uͤber Herrn Ch. den 24sten Januar geschrieben. Nachdem Herr Ch. durch viele Evacuationen dahin gebracht war, daß er mehrere Tage hintereinander sich wohl befand, nur daß er mehr als gewoͤhnlichen Reizen zum Lachen unterworfen war, wozu sich bisweilen schmerzhafte Kraͤmpfe gesellten: so wurde er wieder ruͤckfaͤllig. Bei diesem Ruͤckfall hatte er, wenn er einschlief, die meiste Zeit die Augen ganz weit offen; und es bewies sich, daß er vieles sehr deutlich sah; ob er gleich keine voͤllige Besinnung und Gegenwart des Geistes hatte, und an alles, was er that, hernach beim voͤlligen Erwachen sich nicht erinnerte. So sahe er es z.B. daß eine anwesende Person naͤhte, und sagte: Mademoiselle L. Schneider; daß einer seiner Freunde den Hut unter dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0092" n="92"/><lb/> <p>Er hatte diesen Nachmittag wieder ein Klistier und des Morgens eine Purganz bekommen. Seine Zunge soll sehr unrein und sein Stuhlgang sehr stinkend gewesen seyn. Die Ursache scheint also im Unterleibe zu seyn.</p> <p>Auch itzt, da er voͤllig erwacht war, wollte er mir beym Weggehn die Hand kuͤssen, welches er die beiden vorhergehenden Tage in seinem Schlafwandeln, sonst aber nie gethan hat. Also hat vielleicht die Handlung, die er im Schlafe vorgenommen, eine mechanische Disposition erzeugt.</p> </div> <div n="4"> <head>Beobachtungen uͤber Herrn Ch. den 24sten Januar geschrieben.</head><lb/> <p>Nachdem Herr Ch. durch viele Evacuationen dahin gebracht war, daß er mehrere Tage hintereinander sich wohl befand, nur daß er mehr als gewoͤhnlichen Reizen zum Lachen unterworfen war, wozu sich bisweilen schmerzhafte Kraͤmpfe gesellten: so wurde er wieder ruͤckfaͤllig.</p> <p>Bei diesem Ruͤckfall hatte er, wenn er einschlief, die meiste Zeit die Augen ganz weit offen; und es bewies sich, daß er vieles sehr deutlich <hi rendition="#b">sah;</hi> ob er gleich keine voͤllige Besinnung und Gegenwart des Geistes hatte, und an alles, was er that, hernach beim voͤlligen Erwachen sich nicht erinnerte.</p> <p>So sahe er es z.B. daß eine anwesende Person naͤhte, und sagte: <hi rendition="#b">Mademoiselle L. Schneider;</hi> daß einer seiner Freunde den Hut unter dem<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0092]
Er hatte diesen Nachmittag wieder ein Klistier und des Morgens eine Purganz bekommen. Seine Zunge soll sehr unrein und sein Stuhlgang sehr stinkend gewesen seyn. Die Ursache scheint also im Unterleibe zu seyn.
Auch itzt, da er voͤllig erwacht war, wollte er mir beym Weggehn die Hand kuͤssen, welches er die beiden vorhergehenden Tage in seinem Schlafwandeln, sonst aber nie gethan hat. Also hat vielleicht die Handlung, die er im Schlafe vorgenommen, eine mechanische Disposition erzeugt.
Beobachtungen uͤber Herrn Ch. den 24sten Januar geschrieben.
Nachdem Herr Ch. durch viele Evacuationen dahin gebracht war, daß er mehrere Tage hintereinander sich wohl befand, nur daß er mehr als gewoͤhnlichen Reizen zum Lachen unterworfen war, wozu sich bisweilen schmerzhafte Kraͤmpfe gesellten: so wurde er wieder ruͤckfaͤllig.
Bei diesem Ruͤckfall hatte er, wenn er einschlief, die meiste Zeit die Augen ganz weit offen; und es bewies sich, daß er vieles sehr deutlich sah; ob er gleich keine voͤllige Besinnung und Gegenwart des Geistes hatte, und an alles, was er that, hernach beim voͤlligen Erwachen sich nicht erinnerte.
So sahe er es z.B. daß eine anwesende Person naͤhte, und sagte: Mademoiselle L. Schneider; daß einer seiner Freunde den Hut unter dem
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/92>, abgerufen am 14.06.2024. |