Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.
Es ist also möglich, daß er auch bei den vorhergehenden Schlafwandlungen, wo es doch schien, daß er die Augen geschlossen hatte, von Zeit zu Zeit einiges gesehn. Und es wird wahrscheinlich, bei dem vorher bemerkten Aufschlagen der ihm interessanten Stellen in den Compendien und nachgeschriebenen Discoursen, wegen des Umstandes insbesondere auch, daß er seine Hefte über die Moral kurz vorher erst hatte binden lassen, und also keine mechanische Disposition just da sie zu öfnen, wo die angezeigten Stellen waren, vorausgesetzt werden kann. Er hat auch dem Professor K., als der ihn besuchte, genau gezeigt, wo er in der biblischen Erklärung stehen blieb, als er das letztemal das Collegium besucht hatte. Ein sonderbarer Zufall hat sich gestern ereignet. Er hatte seit einigen Tagen die meiste Zeit in seinem unnatürlichen halben Schlaf zugebracht. Die ganzen letzten zwölf Stunden über, oder noch länger, schwärmte die Zahl 6 in seinem Kopfe, auf vielerlei Weise. So wollte er z.B. 6 mal um den Wall herumgeführt seyn, und ließ sich, als ob es auf dem Wall wäre, 6 mal in der Stube im Kreis herumführen; wobei er die Thore ordentlich angab, wie eines auf das andere folgte, und befahl, daß jeder-
Es ist also moͤglich, daß er auch bei den vorhergehenden Schlafwandlungen, wo es doch schien, daß er die Augen geschlossen hatte, von Zeit zu Zeit einiges gesehn. Und es wird wahrscheinlich, bei dem vorher bemerkten Aufschlagen der ihm interessanten Stellen in den Compendien und nachgeschriebenen Discoursen, wegen des Umstandes insbesondere auch, daß er seine Hefte uͤber die Moral kurz vorher erst hatte binden lassen, und also keine mechanische Disposition just da sie zu oͤfnen, wo die angezeigten Stellen waren, vorausgesetzt werden kann. Er hat auch dem Professor K., als der ihn besuchte, genau gezeigt, wo er in der biblischen Erklaͤrung stehen blieb, als er das letztemal das Collegium besucht hatte. Ein sonderbarer Zufall hat sich gestern ereignet. Er hatte seit einigen Tagen die meiste Zeit in seinem unnatuͤrlichen halben Schlaf zugebracht. Die ganzen letzten zwoͤlf Stunden uͤber, oder noch laͤnger, schwaͤrmte die Zahl 6 in seinem Kopfe, auf vielerlei Weise. So wollte er z.B. 6 mal um den Wall herumgefuͤhrt seyn, und ließ sich, als ob es auf dem Wall waͤre, 6 mal in der Stube im Kreis herumfuͤhren; wobei er die Thore ordentlich angab, wie eines auf das andere folgte, und befahl, daß jeder- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0093" n="93"/><lb/> Arm hielt, und sagte: <hi rendition="#b">L. Hut unterm Arm, L.</hi> Petit Maitre u.d.gl. mehr.</p> <p>Es ist also moͤglich, daß er auch bei den vorhergehenden Schlafwandlungen, wo es doch schien, daß er die Augen geschlossen hatte, <hi rendition="#b">von Zeit zu Zeit</hi> einiges gesehn.</p> <p>Und es wird wahrscheinlich, bei dem vorher bemerkten Aufschlagen der ihm interessanten Stellen in den Compendien und nachgeschriebenen Discoursen, wegen des Umstandes insbesondere auch, daß er seine Hefte uͤber die Moral kurz vorher erst hatte binden lassen, und also keine mechanische Disposition just da sie zu oͤfnen, wo die angezeigten Stellen waren, vorausgesetzt werden kann.</p> <p>Er hat auch dem Professor K., als der ihn besuchte, genau gezeigt, wo er in der biblischen Erklaͤrung stehen blieb, als er das letztemal das Collegium besucht hatte.</p> <p>Ein sonderbarer Zufall hat sich gestern ereignet. Er hatte seit einigen Tagen die meiste Zeit in seinem unnatuͤrlichen halben Schlaf zugebracht. Die ganzen letzten zwoͤlf Stunden uͤber, oder noch laͤnger, schwaͤrmte die Zahl 6 in seinem Kopfe, auf vielerlei Weise.</p> <p>So wollte er z.B. 6 mal um den Wall herumgefuͤhrt seyn, und ließ sich, als ob es auf dem Wall waͤre, 6 mal in der Stube im Kreis herumfuͤhren; wobei er die Thore ordentlich angab, wie eines auf das andere folgte, und befahl, daß jeder-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [93/0093]
Arm hielt, und sagte: L. Hut unterm Arm, L. Petit Maitre u.d.gl. mehr.
Es ist also moͤglich, daß er auch bei den vorhergehenden Schlafwandlungen, wo es doch schien, daß er die Augen geschlossen hatte, von Zeit zu Zeit einiges gesehn.
Und es wird wahrscheinlich, bei dem vorher bemerkten Aufschlagen der ihm interessanten Stellen in den Compendien und nachgeschriebenen Discoursen, wegen des Umstandes insbesondere auch, daß er seine Hefte uͤber die Moral kurz vorher erst hatte binden lassen, und also keine mechanische Disposition just da sie zu oͤfnen, wo die angezeigten Stellen waren, vorausgesetzt werden kann.
Er hat auch dem Professor K., als der ihn besuchte, genau gezeigt, wo er in der biblischen Erklaͤrung stehen blieb, als er das letztemal das Collegium besucht hatte.
Ein sonderbarer Zufall hat sich gestern ereignet. Er hatte seit einigen Tagen die meiste Zeit in seinem unnatuͤrlichen halben Schlaf zugebracht. Die ganzen letzten zwoͤlf Stunden uͤber, oder noch laͤnger, schwaͤrmte die Zahl 6 in seinem Kopfe, auf vielerlei Weise.
So wollte er z.B. 6 mal um den Wall herumgefuͤhrt seyn, und ließ sich, als ob es auf dem Wall waͤre, 6 mal in der Stube im Kreis herumfuͤhren; wobei er die Thore ordentlich angab, wie eines auf das andere folgte, und befahl, daß jeder-
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/93>, abgerufen am 14.06.2024. |