Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.dem Verleger abgeredeten Bezahlung, an einen sei- ner Arbeiter ab. Dieser verdingt es gemeiniglich ge- gen drey Viertheil dessen was ihm der Hochwürdige Herr gönnen will, an einen dritten, der es zuweilen, wenn die Fabrik stark gehet, an einen vierten gegen funfzehen Sechzehntheile deßen was er bekomt, ab- läßt. Dieser übersetzt es wirklich, so gut oder schlecht er kann. Bey dicken Beweisen daß der Meßias schon gekommen ist, bey biblischen Geschichten in zwölf Bän- den, bey voluminösen Dogmatiken, bey Predigten aus dem französischen oder engländischen übersetzt, kann dis ohne Bedenken gewagt werden, denn die Leser, die solche Bücher lesen, merken nicht, ob ir- gendwo etwas falsch sey, und die theologische Kunst- richter sind nicht so schlimm, daß sie durch den Na- men eines berühmten Vorredners oder durch ein höfli- ches Schreiben eines Bruders im Herrn, nicht solten zur Duldung und Schonung einer schlechten Ueber- setzung bewegt werden können. Die Ausgaben der Uebersetzungen historischer Werke, Reisebeschreibungen u. d. gl. sind meistens das Werk der Buchhändler, die sich dazu einen Wohlgebohrnen oder Hochedelge- bohrnen Herrn aussuchen, weil in diesem Fache die Uebersetzungsentrepreneure nicht so häufig sind, als im theologischen Fache. Doch werden solche Ue- berse- G 4
dem Verleger abgeredeten Bezahlung, an einen ſei- ner Arbeiter ab. Dieſer verdingt es gemeiniglich ge- gen drey Viertheil deſſen was ihm der Hochwuͤrdige Herr goͤnnen will, an einen dritten, der es zuweilen, wenn die Fabrik ſtark gehet, an einen vierten gegen funfzehen Sechzehntheile deßen was er bekomt, ab- laͤßt. Dieſer uͤberſetzt es wirklich, ſo gut oder ſchlecht er kann. Bey dicken Beweiſen daß der Meßias ſchon gekommen iſt, bey bibliſchen Geſchichten in zwoͤlf Baͤn- den, bey voluminoͤſen Dogmatiken, bey Predigten aus dem franzoͤſiſchen oder englaͤndiſchen uͤberſetzt, kann dis ohne Bedenken gewagt werden, denn die Leſer, die ſolche Buͤcher leſen, merken nicht, ob ir- gendwo etwas falſch ſey, und die theologiſche Kunſt- richter ſind nicht ſo ſchlimm, daß ſie durch den Na- men eines beruͤhmten Vorredners oder durch ein hoͤfli- ches Schreiben eines Bruders im Herrn, nicht ſolten zur Duldung und Schonung einer ſchlechten Ueber- ſetzung bewegt werden koͤnnen. Die Ausgaben der Ueberſetzungen hiſtoriſcher Werke, Reiſebeſchreibungen u. d. gl. ſind meiſtens das Werk der Buchhaͤndler, die ſich dazu einen Wohlgebohrnen oder Hochedelge- bohrnen Herrn ausſuchen, weil in dieſem Fache die Ueberſetzungsentrepreneure nicht ſo haͤufig ſind, als im theologiſchen Fache. Doch werden ſolche Ue- berſe- G 4
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gen drey Viertheil deſſen was ihm der Hochwuͤrdige
Herr goͤnnen will, an einen dritten, der es zuweilen,
wenn die Fabrik ſtark gehet, an einen vierten gegen
funfzehen Sechzehntheile deßen was er bekomt, ab-
laͤßt. Dieſer uͤberſetzt es wirklich, ſo gut oder ſchlecht
er kann. Bey dicken Beweiſen daß der Meßias ſchon
gekommen iſt, bey bibliſchen Geſchichten in zwoͤlf Baͤn-
den, bey voluminoͤſen Dogmatiken, bey Predigten
aus dem franzoͤſiſchen oder englaͤndiſchen uͤberſetzt,
kann dis ohne Bedenken gewagt werden, denn die
Leſer, die ſolche Buͤcher leſen, merken nicht, ob ir-
gendwo etwas falſch ſey, und die theologiſche Kunſt-
richter ſind nicht ſo ſchlimm, daß ſie durch den Na-
men eines beruͤhmten Vorredners oder durch ein hoͤfli-
ches Schreiben eines Bruders im Herrn, nicht ſolten
zur Duldung und Schonung einer ſchlechten Ueber-
ſetzung bewegt werden koͤnnen. Die Ausgaben der
Ueberſetzungen hiſtoriſcher Werke, Reiſebeſchreibungen
u. d. gl. ſind meiſtens das Werk der Buchhaͤndler,
die ſich dazu einen Wohlgebohrnen oder Hochedelge-
bohrnen Herrn ausſuchen, weil in dieſem Fache die
Ueberſetzungsentrepreneure nicht ſo haͤufig ſind,
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