Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.durch bloße Erzählung der Wahrheit seine Feinde zu beschämen. Hieronymus aber, der einige mehrere Erfah- Nachdem beide den wahren Zustand der Sachen Das Empfehlungsschreiben des Majors nach Ber- er
durch bloße Erzaͤhlung der Wahrheit ſeine Feinde zu beſchaͤmen. Hieronymus aber, der einige mehrere Erfah- Nachdem beide den wahren Zuſtand der Sachen Das Empfehlungsſchreiben des Majors nach Ber- er
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durch bloße Erzaͤhlung der Wahrheit ſeine Feinde zu
beſchaͤmen.
Hieronymus aber, der einige mehrere Erfah-
rung in Welthaͤndeln hatte, verſicherte ihn: „daß der-
„jenige, der wiſſentlich eine falſche Anklage thue,
„nicht durch die Wahrheit beſchaͤmet werde; daß man
„einen maͤchtigen Mann alsdenn am meiſten fuͤrch-
„ten muͤſſe, wenn er offenbar ungerecht anklage, und daß
„bey einem fiskaliſchen Proceſſe nie etwas zu gewin-
„nen, ſehr oft aber viel zu verlieren ſey.‟
Nachdem beide den wahren Zuſtand der Sachen
reiflicher uͤberlegt hatten, ſo kamen ſie uͤberein, daß
den maͤchtigen Feinden des Sebaldus ſeine Gegen-
wart im Lande zuwider waͤre, und daß es fuͤr ihn
ſicherer ſeyn moͤchte, itzt abzuziehen, als ſich mit Ge-
walt wegtreiben zu laſſen.
Das Empfehlungsſchreiben des Majors nach Ber-
lin ward alſo hervorgeſucht. Hieronymus ſchrieb
auch eins, an einen ſeiner dortigen Handlungsgenoſ-
ſen, das, wenn ſich nichts beſſers faͤnde den Se-
baldus, wenigſtens wieder zu der Wuͤrde eines Cor-
rectors erheben ſollte, zugleich ſtellte er demſelben eine
Summe Geldes zu, welche er aus den bey ihm zu-
ruͤckgelaſſenen Mobilien geloͤſet zu haben verſicherte,
die aber Sebaldus Erwartung ſo ſehr uͤbertraf, daß
er
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