Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.er vermuthete und es |sich merken ließ, sein Freund habe auch hier als Freund gehandelt. Die Post nach Berlin war bestellt. Sebaldus, Nun setzte er sich, nach zärtlichem Abschiede von Jn der zweyten Nacht ward der Postwagen, gelas- L 2
er vermuthete und es |ſich merken ließ, ſein Freund habe auch hier als Freund gehandelt. Die Poſt nach Berlin war beſtellt. Sebaldus, Nun ſetzte er ſich, nach zaͤrtlichem Abſchiede von Jn der zweyten Nacht ward der Poſtwagen, gelaſ- L 2
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er vermuthete und es |ſich merken ließ, ſein Freund
habe auch hier als Freund gehandelt.
Die Poſt nach Berlin war beſtellt. Sebaldus,
weil er noch nicht wußte, wie lang ſein Aufenthalt
in Berlin dauern koͤnnte, nahm nur in einem kleinen
Kuffer das allernothwendigſte zu ſich. Das uͤbrige,
worunter auch ſein Commentar uͤber die Apoca-
lypſe war, der ſchon zu ein paar hundert Heften an-
gewachſen ſeyn mochte, ließ er bey ſeinem Freunde
Hieronymus ſtehen.
Nun ſetzte er ſich, nach zaͤrtlichem Abſchiede von
ſeinem Freunde, auf den Poſtwagen, und trat ſeine
Reiſe an.
Jn der zweyten Nacht ward der Poſtwagen,
ohnweit der Brandenburgiſchen Graͤnze, in einem
Walde unvermuthet von Raͤubern uͤberfallen; ſie ſchlu-
gen den Poſtillion auf der Stelle tod, und Sebal-
dus, der der einzige Paſſagier war, empfing einen
Schlag auf den Kopf, davon er betaͤubt zur Erden fiel.
Als er wieder zu ſich kam, war die Sonne aufgegan-
gen, der Poſtillion lag todt ausgeſtreckt, der Poſtwa-
gen war beraubt, und ſein eigner Kuffer war gaͤnz-
lich ausgeleert. Als er ſich ſelbſt beſah, fand er, daß
die Raͤuber ihm ſeine Kleider, deren ſchlechtes Anſe-
hen ſie vermuthlich nicht in Verſuchung fuͤhren konte,
gelaſ-
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