wie ein Pfarrherr am Todtenbette thun soll, recht wie es vorgeschrieben ist.
Seb. Jch würde mich warlich freuen, wenn ich zur Beruhigung eines Mannes, den ich so werth schätze, etwas beytragen könnte. Da Jhr Gemüth gelassen ist, so ist es vielleicht am nützlichsten, wenn ich Sie an verschiedene Wahrheiten, die den Men- schen ehrwürdig und wichtig seyn müssen, erinnere. Jch kann nicht wissen, ob Sie dieselben in Jhrer ge- hörigen Verbindung gedacht haben; wäre dieses nicht, so könnte ich vielleicht ihre Wirkungen vermehren, wenn ich, durch eine kurze Ueberlegung, eine Lücke zwischen denselben ausfüllen könnte. Dieserhalb wünschte ich Jhre Gesinnungen über gewisse Lehr- punkte zu wissen.
Maj. Ganz recht; examiniren Sie mich nur, ich will auf alles antworten.
Seb. Sie glauben vermuthlich, daß ein Gott da ist, der Himmel und Erde geschaffen hat?
Maj. Ja, freylich! Wer sollte nicht an Gott glauben?
Seb. Sie glauben auch, daß Gott die Welt, und alle Dinge darinn, mit einer weisen Vorsehung re- giere?
Maj. Freylich! ohne Gott geschiehet nichts.
Seb.
wie ein Pfarrherr am Todtenbette thun ſoll, recht wie es vorgeſchrieben iſt.
Seb. Jch wuͤrde mich warlich freuen, wenn ich zur Beruhigung eines Mannes, den ich ſo werth ſchaͤtze, etwas beytragen koͤnnte. Da Jhr Gemuͤth gelaſſen iſt, ſo iſt es vielleicht am nuͤtzlichſten, wenn ich Sie an verſchiedene Wahrheiten, die den Men- ſchen ehrwuͤrdig und wichtig ſeyn muͤſſen, erinnere. Jch kann nicht wiſſen, ob Sie dieſelben in Jhrer ge- hoͤrigen Verbindung gedacht haben; waͤre dieſes nicht, ſo koͤnnte ich vielleicht ihre Wirkungen vermehren, wenn ich, durch eine kurze Ueberlegung, eine Luͤcke zwiſchen denſelben ausfuͤllen koͤnnte. Dieſerhalb wuͤnſchte ich Jhre Geſinnungen uͤber gewiſſe Lehr- punkte zu wiſſen.
Maj. Ganz recht; examiniren Sie mich nur, ich will auf alles antworten.
Seb. Sie glauben vermuthlich, daß ein Gott da iſt, der Himmel und Erde geſchaffen hat?
Maj. Ja, freylich! Wer ſollte nicht an Gott glauben?
Seb. Sie glauben auch, daß Gott die Welt, und alle Dinge darinn, mit einer weiſen Vorſehung re- giere?
Maj. Freylich! ohne Gott geſchiehet nichts.
Seb.
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wie ein Pfarrherr am Todtenbette thun ſoll, recht
wie es vorgeſchrieben iſt.
Seb. Jch wuͤrde mich warlich freuen, wenn ich
zur Beruhigung eines Mannes, den ich ſo werth
ſchaͤtze, etwas beytragen koͤnnte. Da Jhr Gemuͤth
gelaſſen iſt, ſo iſt es vielleicht am nuͤtzlichſten, wenn
ich Sie an verſchiedene Wahrheiten, die den Men-
ſchen ehrwuͤrdig und wichtig ſeyn muͤſſen, erinnere.
Jch kann nicht wiſſen, ob Sie dieſelben in Jhrer ge-
hoͤrigen Verbindung gedacht haben; waͤre dieſes nicht,
ſo koͤnnte ich vielleicht ihre Wirkungen vermehren,
wenn ich, durch eine kurze Ueberlegung, eine Luͤcke
zwiſchen denſelben ausfuͤllen koͤnnte. Dieſerhalb
wuͤnſchte ich Jhre Geſinnungen uͤber gewiſſe Lehr-
punkte zu wiſſen.
Maj. Ganz recht; examiniren Sie mich nur, ich
will auf alles antworten.
Seb. Sie glauben vermuthlich, daß ein Gott da
iſt, der Himmel und Erde geſchaffen hat?
Maj. Ja, freylich! Wer ſollte nicht an Gott
glauben?
Seb. Sie glauben auch, daß Gott die Welt, und
alle Dinge darinn, mit einer weiſen Vorſehung re-
giere?
Maj. Freylich! ohne Gott geſchiehet nichts.
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/126>, abgerufen am 15.06.2024.
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