Seb. Und daß nach diesem Leben noch ein künf- tiges zu gewarten sey?
Maj. Nein, mit dem Tode ist alles aus.
Seb. Jch habe zuweilen aus Jhren Reden geschlos- sen, daß Sie eine solche Meinung hegten, ohne daß es sich gefügt hätte, sie näher erläutern zu können. Wäre diese Meinung wahr, so wären wir, wie Sie selbst nicht läugnen werden, in vielen Begegnissen des Lebens völlig trostlos. Gott hat aber, wie ich glaube, so wie er kein Uebel, ohne zu gutem Zwecke zuläßt, auch, als ein gütiger Vater, für jedes Uebel den Trost in die Natur gelegt. Dieß hat mir schon vor langen Jahren über diese Meinung näher nachzuden- ken Gelegenheit gegeben; ich weiß daher, daß, in der Vernunft und in der Schrift, viele Gründe zu finden sind, die sehr bald das Gegentheil wahrscheinlich, und, bey reiferm Nachdenken, gewiß machen.
Maj. Herr! ich habe immer gedacht, daß die Ver- nunft nicht einmal weiß, wenn ein Todter recht todt ist, wie sollte sie wissen, was nach dem Tode vorge- het. Wenigstens meine Vernunft reicht so weit nicht. Was die Schrift betrifft, so steht viel gutes darinn. Jch habe alles gelesen. Es läßt sich vieles hier in diesem Leben recht wohl nützen. Aber von einem künf- tigen Leben, so wie von so viel andern unbegreifli-
chen
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Seb. Und daß nach dieſem Leben noch ein kuͤnf- tiges zu gewarten ſey?
Maj. Nein, mit dem Tode iſt alles aus.
Seb. Jch habe zuweilen aus Jhren Reden geſchloſ- ſen, daß Sie eine ſolche Meinung hegten, ohne daß es ſich gefuͤgt haͤtte, ſie naͤher erlaͤutern zu koͤnnen. Waͤre dieſe Meinung wahr, ſo waͤren wir, wie Sie ſelbſt nicht laͤugnen werden, in vielen Begegniſſen des Lebens voͤllig troſtlos. Gott hat aber, wie ich glaube, ſo wie er kein Uebel, ohne zu gutem Zwecke zulaͤßt, auch, als ein guͤtiger Vater, fuͤr jedes Uebel den Troſt in die Natur gelegt. Dieß hat mir ſchon vor langen Jahren uͤber dieſe Meinung naͤher nachzuden- ken Gelegenheit gegeben; ich weiß daher, daß, in der Vernunft und in der Schrift, viele Gruͤnde zu finden ſind, die ſehr bald das Gegentheil wahrſcheinlich, und, bey reiferm Nachdenken, gewiß machen.
Maj. Herr! ich habe immer gedacht, daß die Ver- nunft nicht einmal weiß, wenn ein Todter recht todt iſt, wie ſollte ſie wiſſen, was nach dem Tode vorge- het. Wenigſtens meine Vernunft reicht ſo weit nicht. Was die Schrift betrifft, ſo ſteht viel gutes darinn. Jch habe alles geleſen. Es laͤßt ſich vieles hier in dieſem Leben recht wohl nuͤtzen. Aber von einem kuͤnf- tigen Leben, ſo wie von ſo viel andern unbegreifli-
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Seb. Und daß nach dieſem Leben noch ein kuͤnf-
tiges zu gewarten ſey?
Maj. Nein, mit dem Tode iſt alles aus.
Seb. Jch habe zuweilen aus Jhren Reden geſchloſ-
ſen, daß Sie eine ſolche Meinung hegten, ohne daß
es ſich gefuͤgt haͤtte, ſie naͤher erlaͤutern zu koͤnnen.
Waͤre dieſe Meinung wahr, ſo waͤren wir, wie Sie
ſelbſt nicht laͤugnen werden, in vielen Begegniſſen des
Lebens voͤllig troſtlos. Gott hat aber, wie ich glaube,
ſo wie er kein Uebel, ohne zu gutem Zwecke zulaͤßt,
auch, als ein guͤtiger Vater, fuͤr jedes Uebel den
Troſt in die Natur gelegt. Dieß hat mir ſchon vor
langen Jahren uͤber dieſe Meinung naͤher nachzuden-
ken Gelegenheit gegeben; ich weiß daher, daß, in der
Vernunft und in der Schrift, viele Gruͤnde zu finden
ſind, die ſehr bald das Gegentheil wahrſcheinlich, und,
bey reiferm Nachdenken, gewiß machen.
Maj. Herr! ich habe immer gedacht, daß die Ver-
nunft nicht einmal weiß, wenn ein Todter recht todt
iſt, wie ſollte ſie wiſſen, was nach dem Tode vorge-
het. Wenigſtens meine Vernunft reicht ſo weit nicht.
Was die Schrift betrifft, ſo ſteht viel gutes darinn.
Jch habe alles geleſen. Es laͤßt ſich vieles hier in
dieſem Leben recht wohl nuͤtzen. Aber von einem kuͤnf-
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/127>, abgerufen am 15.06.2024.
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