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Allgemeine Zeitung, Nr. 6, 6. Januar 1830.

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[Spaltenumbruch] spruch. Die Idee, Armenkolonien zu stiften, und die abhängi-
gen Taglöhner durch Gewährung einiger Acres Landes zu einer un-
abhängigen Bauernklasse umzuwandeln, gewinnt daher bei uns
viele Anhänger unter einflußreichen Männern. Andere Maaß-
regeln, z. B. Vermehrung des Umlaufes des Silbergeldes durch
Aufhebung der bisherigen Zahlungsbeschränkung in Silber von
2 Pf. auf 50 Pf., werden die Minister vorschlagen. Dagegen sind
die Verhältnisse in mehrern Manufakturdistrikten entschieden gün-
stiger. So erfreute sich die Wollmanufaktur, nach den Versicherun-
gen mehrerer Fabrikherren und Wollhändler, in den lezten Mona-
ten einer größern Thätigkeit -- bei einem immerhin geringfügi-
gen Gewinne -- als die Zeitverhältnisse es erwarten ließen.

Frankreich.

Konsol. 5 Proz. 108, 45; 3 Proz. 83, 70;
Falconnet 91, 60.


Der Moniteur enthält eine Zuschrift des (in unserm gestri-
gen Pariser Briefe erwähnten) Hrn. Cochin, Maire's des zwölften
Bezirks von Paris, worin derselbe erklärt, sein Beitritt zu
der Pariser Association sey nur bedingt gewesen. Die Worte sei-
nes Beitritts lauteten so: "Ich gehe gern die Verpflichtung ein, an
der Pariser Association oder an irgend einem andern Assekuranz-
mittel gegen die Ungesezmäßigkeit der Auflagen Theil zu nehmen,
von dem Tage an wo eine Steuer ohne die von den Art. 15, 16
und 17 der konstitutionellen Charte verlangten Formen ausgeschrie-
ben werden sollte."
Der Constitutionnel bemerkt hiezu:
Diese Verpflichtung ist in der That keine gegenwärtige; sie hat nichts
Veleidigendes für die Regierung; sie vereinigt die Ehrfurcht vor
dem König und vor dem konstitutionellen Geseze; aber sie ist die
förmliche Anerkennung eines bereits durch mehrere denkwürdige
Beschlüsse geweihten Rechtspunktes, über den alle weisen und
aufgeklärten Männer und alle guten Bürger einig seyn müssen.


Die Gazette de France bemerkt: "Ein Journal hat be-
hauptet, daß man dem Herzog von Mortemart einen Urlaub zur
Rükkehr nach Frankreich verweigert habe. Es ward aber dem Herzog
v. Mortemart ein fakultativer Urlaub zugestanden und vor etwa 14 Ta-
gen zugeschikt, den er benüzen kan, so wie er dis ohne Schaden
für den Dienst des Königs thun zu können für passend erachten
sollte."


Auch sagt die Gazette: "Die Revue de Paris und der Mes-
sager des Chambres haben in offenbar böswilliger Absicht gemel-
det, daß man auf dem lezten Balle des russischen Botschafters
keines der Mitglieder des gegenwärtigen Ministeriums gesehen
habe. Diese beiden Journale sind in völligem Irrthum, denn
Hr. v. Polignac speiste an diesem Tage bei Hrn. Pozzo di Borgo."


Die Akademie der Wissenschaften hat in ihrer Sizung vom
29 Dec. Hrn. Serrulas an die Stelle des verewigteu Vauquelin
zu ihrem Mitgliede erwählt.


Die France nouvelle sagt: "Man spricht schon von vier
Anträgen zur Adjudikation der Anleihe von 80 Millionen, die
noch immer auf den nächsten 12 Jan. bestimmt ist. Hr. Aguado
soll den ersten gemacht haben, die Generaleinnehmer den zweiten;
für den dritten nennt man die HH. Delessert und Sanlot-Bague-
nault, und für den vierten eine Kompagnie, deren Zusammen-
sezung wir noch nicht kennen. Das Anerbieten der Generalein-
nehmer beträgt 106 Fr. für 4 Fr. Rente."

Das Journal du Commerce sagt, man habe auf der Börse
[Spaltenumbruch] vom 28 Dec. versichert, daß die Ausführung der Maaßregel zu
einer außerordentlichen Garantie der Zeitkäufe der spanischen Rente
um einen Monat verschoben werden solle. Der erste Entschluß
habe ein Fallen der beständigen Rente von 68 auf 601/2, der
zweite wieder ein Steigen von 60 auf 61 hervorgebracht. Man
behaupte, Hr. Aguado hätte gesagt, er habe jezt schon die Sensa-
len gezwungen, ihren Entschluß zu modificiren, und er werde sie
schon dahin zu bringen wissen, ihn ganz aufzugeben. "Wir ha-
ben, sezt das Journal du Commerce hinzu, in den Entschlusse der
Syndikatskammer nur eine neue Warnung an das Publikum ge-
sehen, und diese Warnung wird bleiben. Um so schlimmer für
diejenigen, die sie nicht benüzen."


Der Constitutionnel meldet aus Toulon die Ankunft
der Brigg Komet von Navarin. Der Trident solle am 20 Dec.
mit Admiral Rosamel an Bord, Morea verlassen, und zugleich
eine Abtheilung von Truppen der französischen Expedition mitneh-
men. Uebrigens werde noch im Peloponnese und in den Hauptfe-
stungen des Landes eine hinreichende Besazung zurükgelassen, um
sich irgend einem Einfalle zu widersezen. Alles deute darauf hin,
daß die französische Regierung Morea nicht ganz räumen wolle,
weil Gegenbefehl gegeben worden sey, Artillerievorräthe, Spital-
effekten und Gepäk der Armee nach Marseille zurükzuschiken. Ad-
miral Rigny befinde sich an Bord des Conquerant auf der Rhede
von Aegina, zur Ausgleichung des Streits zwischen der Partei des
Präsidenten und der Opposition, über die griechischen Angelegenhei-
ten. Da die Engländer eine ihrer Fregatten zu Konstantinopel
gelassen hätten, so habe Admiral Rigny die Fregatte Fleur de Lys
ebenfalls dahin geschikt, um die Interessen Frankreichs zu wahren.



Sie haben einen Korrespondenten, der
ganz besondere Dinge sieht, wenn er auf das Hochgebirg gestiegen
ist, von dem aus er Ihnen schreibt. (Beilage zu Nro. 359. der
Allg. Zeitung.) Nach den Regeln der Perspektive macht die Ent-
fernung die Gegenstände kleiner; es muß aber auf dem Hochge-
birge anders seyn, weil man von dort aus eine Krise entdekt, die
in Frankreich nahe am Ausbruche sey, und weil man dort die Flam-
men des Bürgerkriegs erblikt. Es sey mir demnach erlaubt, Ih-
ren Korrespondenten zu bitten, die Gläser seines Fernrohrs zu
wechseln, da sie ihn ausnehmend täuschen. Die französische Nation
mochte wohl für den Augenblik durch die kühnen Lügen der Blät-
ter des Liberalism beunruhigt werden, selbst aber in dem Zeit-
punkte, wo sie täglich den Umsturz ihrer Institutionen erwartete,
hat man nicht die geringste Anzeige von jenen theilweisen Auf-
ständen bemerkt, die noch weit von einem Bürgerkriege entfernt
sind. Die Franzosen haben so viel von dieser Art von Widerstand
zu Anfang der Revolution ausgestanden, daß sie später Alles er-
duldeten, ohne die Fahne des Aufruhrs aufzupflanzen. Bonaparte
war nicht enthaltsam in Staatsstreichen; er vernichtete die Kon-
stitutionen, sezte die Gesezgeber vor die Thüre, machte Konsuln,
Könige, Kaiser, bedrükte den Handel, verbreitete allgemeines
Elend, und nahm jeder Familie selbst das lezte ihrer Kinder, ohne
den Bürgerkrieg zu entzünden; durch welche Fatalität sollten nun
jezt die Bourbons, die den Franzosen alle Hofnungen, die sie ver-
nünftigerweise hegen konnten, erfüllten, die der Revolution ein
Ende machten, indem sie 15 Jahre hindurch die Charte vollzogen,
auf einmal den Vürgerkrieg auf das Geschrei einiger politischen
Schwäzer ausbrechen sehen, welche den Schreken in ihren revolu-
tionairen Blättern verkaufen, bis sie sich der Guillotine zu des-

[Spaltenumbruch] ſpruch. Die Idee, Armenkolonien zu ſtiften, und die abhängi-
gen Taglöhner durch Gewährung einiger Acres Landes zu einer un-
abhängigen Bauernklaſſe umzuwandeln, gewinnt daher bei uns
viele Anhänger unter einflußreichen Männern. Andere Maaß-
regeln, z. B. Vermehrung des Umlaufes des Silbergeldes durch
Aufhebung der bisherigen Zahlungsbeſchränkung in Silber von
2 Pf. auf 50 Pf., werden die Miniſter vorſchlagen. Dagegen ſind
die Verhältniſſe in mehrern Manufakturdiſtrikten entſchieden gün-
ſtiger. So erfreute ſich die Wollmanufaktur, nach den Verſicherun-
gen mehrerer Fabrikherren und Wollhändler, in den lezten Mona-
ten einer größern Thätigkeit — bei einem immerhin geringfügi-
gen Gewinne — als die Zeitverhältniſſe es erwarten ließen.

Frankreich.

Konſol. 5 Proz. 108, 45; 3 Proz. 83, 70;
Falconnet 91, 60.


Der Moniteur enthält eine Zuſchrift des (in unſerm geſtri-
gen Pariſer Briefe erwähnten) Hrn. Cochin, Maire’s des zwölften
Bezirks von Paris, worin derſelbe erklärt, ſein Beitritt zu
der Pariſer Aſſociation ſey nur bedingt geweſen. Die Worte ſei-
nes Beitritts lauteten ſo: „Ich gehe gern die Verpflichtung ein, an
der Pariſer Aſſociation oder an irgend einem andern Aſſekuranz-
mittel gegen die Ungeſezmäßigkeit der Auflagen Theil zu nehmen,
von dem Tage an wo eine Steuer ohne die von den Art. 15, 16
und 17 der konſtitutionellen Charte verlangten Formen ausgeſchrie-
ben werden ſollte.“
Der Conſtitutionnel bemerkt hiezu:
Dieſe Verpflichtung iſt in der That keine gegenwärtige; ſie hat nichts
Veleidigendes für die Regierung; ſie vereinigt die Ehrfurcht vor
dem König und vor dem konſtitutionellen Geſeze; aber ſie iſt die
förmliche Anerkennung eines bereits durch mehrere denkwürdige
Beſchlüſſe geweihten Rechtspunktes, über den alle weiſen und
aufgeklärten Männer und alle guten Bürger einig ſeyn müſſen.


Die Gazette de France bemerkt: „Ein Journal hat be-
hauptet, daß man dem Herzog von Mortemart einen Urlaub zur
Rükkehr nach Frankreich verweigert habe. Es ward aber dem Herzog
v. Mortemart ein fakultativer Urlaub zugeſtanden und vor etwa 14 Ta-
gen zugeſchikt, den er benüzen kan, ſo wie er dis ohne Schaden
für den Dienſt des Königs thun zu können für paſſend erachten
ſollte.“


Auch ſagt die Gazette: „Die Revue de Paris und der Meſ-
ſager des Chambres haben in offenbar böswilliger Abſicht gemel-
det, daß man auf dem lezten Balle des ruſſiſchen Botſchafters
keines der Mitglieder des gegenwärtigen Miniſteriums geſehen
habe. Dieſe beiden Journale ſind in völligem Irrthum, denn
Hr. v. Polignac ſpeiste an dieſem Tage bei Hrn. Pozzo di Borgo.“


Die Akademie der Wiſſenſchaften hat in ihrer Sizung vom
29 Dec. Hrn. Serrulas an die Stelle des verewigteu Vauquelin
zu ihrem Mitgliede erwählt.


Die France nouvelle ſagt: „Man ſpricht ſchon von vier
Anträgen zur Adjudikation der Anleihe von 80 Millionen, die
noch immer auf den nächſten 12 Jan. beſtimmt iſt. Hr. Aguado
ſoll den erſten gemacht haben, die Generaleinnehmer den zweiten;
für den dritten nennt man die HH. Deleſſert und Sanlot-Bague-
nault, und für den vierten eine Kompagnie, deren Zuſammen-
ſezung wir noch nicht kennen. Das Anerbieten der Generalein-
nehmer beträgt 106 Fr. für 4 Fr. Rente.“

Das Journal du Commerce ſagt, man habe auf der Börſe
[Spaltenumbruch] vom 28 Dec. verſichert, daß die Ausführung der Maaßregel zu
einer außerordentlichen Garantie der Zeitkäufe der ſpaniſchen Rente
um einen Monat verſchoben werden ſolle. Der erſte Entſchluß
habe ein Fallen der beſtändigen Rente von 68 auf 60½, der
zweite wieder ein Steigen von 60 auf 61 hervorgebracht. Man
behaupte, Hr. Aguado hätte geſagt, er habe jezt ſchon die Senſa-
len gezwungen, ihren Entſchluß zu modificiren, und er werde ſie
ſchon dahin zu bringen wiſſen, ihn ganz aufzugeben. „Wir ha-
ben, ſezt das Journal du Commerce hinzu, in den Entſchluſſe der
Syndikatskammer nur eine neue Warnung an das Publikum ge-
ſehen, und dieſe Warnung wird bleiben. Um ſo ſchlimmer für
diejenigen, die ſie nicht benüzen.“


Der Conſtitutionnel meldet aus Toulon die Ankunft
der Brigg Komet von Navarin. Der Trident ſolle am 20 Dec.
mit Admiral Roſamel an Bord, Morea verlaſſen, und zugleich
eine Abtheilung von Truppen der franzöſiſchen Expedition mitneh-
men. Uebrigens werde noch im Peloponneſe und in den Hauptfe-
ſtungen des Landes eine hinreichende Beſazung zurükgelaſſen, um
ſich irgend einem Einfalle zu widerſezen. Alles deute darauf hin,
daß die franzöſiſche Regierung Morea nicht ganz räumen wolle,
weil Gegenbefehl gegeben worden ſey, Artillerievorräthe, Spital-
effekten und Gepäk der Armee nach Marſeille zurükzuſchiken. Ad-
miral Rigny befinde ſich an Bord des Conquérant auf der Rhede
von Aegina, zur Ausgleichung des Streits zwiſchen der Partei des
Präſidenten und der Oppoſition, über die griechiſchen Angelegenhei-
ten. Da die Engländer eine ihrer Fregatten zu Konſtantinopel
gelaſſen hätten, ſo habe Admiral Rigny die Fregatte Fleur de Lys
ebenfalls dahin geſchikt, um die Intereſſen Frankreichs zu wahren.



Sie haben einen Korreſpondenten, der
ganz beſondere Dinge ſieht, wenn er auf das Hochgebirg geſtiegen
iſt, von dem aus er Ihnen ſchreibt. (Beilage zu Nro. 359. der
Allg. Zeitung.) Nach den Regeln der Perſpektive macht die Ent-
fernung die Gegenſtände kleiner; es muß aber auf dem Hochge-
birge anders ſeyn, weil man von dort aus eine Kriſe entdekt, die
in Frankreich nahe am Ausbruche ſey, und weil man dort die Flam-
men des Bürgerkriegs erblikt. Es ſey mir demnach erlaubt, Ih-
ren Korreſpondenten zu bitten, die Gläſer ſeines Fernrohrs zu
wechſeln, da ſie ihn ausnehmend täuſchen. Die franzöſiſche Nation
mochte wohl für den Augenblik durch die kühnen Lügen der Blät-
ter des Liberalism beunruhigt werden, ſelbſt aber in dem Zeit-
punkte, wo ſie täglich den Umſturz ihrer Inſtitutionen erwartete,
hat man nicht die geringſte Anzeige von jenen theilweiſen Auf-
ſtänden bemerkt, die noch weit von einem Bürgerkriege entfernt
ſind. Die Franzoſen haben ſo viel von dieſer Art von Widerſtand
zu Anfang der Revolution ausgeſtanden, daß ſie ſpäter Alles er-
duldeten, ohne die Fahne des Aufruhrs aufzupflanzen. Bonaparte
war nicht enthaltſam in Staatsſtreichen; er vernichtete die Kon-
ſtitutionen, ſezte die Geſezgeber vor die Thüre, machte Konſuln,
Könige, Kaiſer, bedrükte den Handel, verbreitete allgemeines
Elend, und nahm jeder Familie ſelbſt das lezte ihrer Kinder, ohne
den Bürgerkrieg zu entzünden; durch welche Fatalität ſollten nun
jezt die Bourbons, die den Franzoſen alle Hofnungen, die ſie ver-
nünftigerweiſe hegen konnten, erfüllten, die der Revolution ein
Ende machten, indem ſie 15 Jahre hindurch die Charte vollzogen,
auf einmal den Vürgerkrieg auf das Geſchrei einiger politiſchen
Schwäzer ausbrechen ſehen, welche den Schreken in ihren revolu-
tionairen Blättern verkaufen, bis ſie ſich der Guillotine zu deſ-

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[22/0002] ſpruch. Die Idee, Armenkolonien zu ſtiften, und die abhängi- gen Taglöhner durch Gewährung einiger Acres Landes zu einer un- abhängigen Bauernklaſſe umzuwandeln, gewinnt daher bei uns viele Anhänger unter einflußreichen Männern. Andere Maaß- regeln, z. B. Vermehrung des Umlaufes des Silbergeldes durch Aufhebung der bisherigen Zahlungsbeſchränkung in Silber von 2 Pf. auf 50 Pf., werden die Miniſter vorſchlagen. Dagegen ſind die Verhältniſſe in mehrern Manufakturdiſtrikten entſchieden gün- ſtiger. So erfreute ſich die Wollmanufaktur, nach den Verſicherun- gen mehrerer Fabrikherren und Wollhändler, in den lezten Mona- ten einer größern Thätigkeit — bei einem immerhin geringfügi- gen Gewinne — als die Zeitverhältniſſe es erwarten ließen. Frankreich. Paris, 29 Dec. Konſol. 5 Proz. 108, 45; 3 Proz. 83, 70; Falconnet 91, 60. Der Moniteur enthält eine Zuſchrift des (in unſerm geſtri- gen Pariſer Briefe erwähnten) Hrn. Cochin, Maire’s des zwölften Bezirks von Paris, worin derſelbe erklärt, ſein Beitritt zu der Pariſer Aſſociation ſey nur bedingt geweſen. Die Worte ſei- nes Beitritts lauteten ſo: „Ich gehe gern die Verpflichtung ein, an der Pariſer Aſſociation oder an irgend einem andern Aſſekuranz- mittel gegen die Ungeſezmäßigkeit der Auflagen Theil zu nehmen, von dem Tage an wo eine Steuer ohne die von den Art. 15, 16 und 17 der konſtitutionellen Charte verlangten Formen ausgeſchrie- ben werden ſollte.“ Der Conſtitutionnel bemerkt hiezu: Dieſe Verpflichtung iſt in der That keine gegenwärtige; ſie hat nichts Veleidigendes für die Regierung; ſie vereinigt die Ehrfurcht vor dem König und vor dem konſtitutionellen Geſeze; aber ſie iſt die förmliche Anerkennung eines bereits durch mehrere denkwürdige Beſchlüſſe geweihten Rechtspunktes, über den alle weiſen und aufgeklärten Männer und alle guten Bürger einig ſeyn müſſen. Die Gazette de France bemerkt: „Ein Journal hat be- hauptet, daß man dem Herzog von Mortemart einen Urlaub zur Rükkehr nach Frankreich verweigert habe. Es ward aber dem Herzog v. Mortemart ein fakultativer Urlaub zugeſtanden und vor etwa 14 Ta- gen zugeſchikt, den er benüzen kan, ſo wie er dis ohne Schaden für den Dienſt des Königs thun zu können für paſſend erachten ſollte.“ Auch ſagt die Gazette: „Die Revue de Paris und der Meſ- ſager des Chambres haben in offenbar böswilliger Abſicht gemel- det, daß man auf dem lezten Balle des ruſſiſchen Botſchafters keines der Mitglieder des gegenwärtigen Miniſteriums geſehen habe. Dieſe beiden Journale ſind in völligem Irrthum, denn Hr. v. Polignac ſpeiste an dieſem Tage bei Hrn. Pozzo di Borgo.“ Die Akademie der Wiſſenſchaften hat in ihrer Sizung vom 29 Dec. Hrn. Serrulas an die Stelle des verewigteu Vauquelin zu ihrem Mitgliede erwählt. Die France nouvelle ſagt: „Man ſpricht ſchon von vier Anträgen zur Adjudikation der Anleihe von 80 Millionen, die noch immer auf den nächſten 12 Jan. beſtimmt iſt. Hr. Aguado ſoll den erſten gemacht haben, die Generaleinnehmer den zweiten; für den dritten nennt man die HH. Deleſſert und Sanlot-Bague- nault, und für den vierten eine Kompagnie, deren Zuſammen- ſezung wir noch nicht kennen. Das Anerbieten der Generalein- nehmer beträgt 106 Fr. für 4 Fr. Rente.“ Das Journal du Commerce ſagt, man habe auf der Börſe vom 28 Dec. verſichert, daß die Ausführung der Maaßregel zu einer außerordentlichen Garantie der Zeitkäufe der ſpaniſchen Rente um einen Monat verſchoben werden ſolle. Der erſte Entſchluß habe ein Fallen der beſtändigen Rente von 68 auf 60½, der zweite wieder ein Steigen von 60 auf 61 hervorgebracht. Man behaupte, Hr. Aguado hätte geſagt, er habe jezt ſchon die Senſa- len gezwungen, ihren Entſchluß zu modificiren, und er werde ſie ſchon dahin zu bringen wiſſen, ihn ganz aufzugeben. „Wir ha- ben, ſezt das Journal du Commerce hinzu, in den Entſchluſſe der Syndikatskammer nur eine neue Warnung an das Publikum ge- ſehen, und dieſe Warnung wird bleiben. Um ſo ſchlimmer für diejenigen, die ſie nicht benüzen.“ Der Conſtitutionnel meldet aus Toulon die Ankunft der Brigg Komet von Navarin. Der Trident ſolle am 20 Dec. mit Admiral Roſamel an Bord, Morea verlaſſen, und zugleich eine Abtheilung von Truppen der franzöſiſchen Expedition mitneh- men. Uebrigens werde noch im Peloponneſe und in den Hauptfe- ſtungen des Landes eine hinreichende Beſazung zurükgelaſſen, um ſich irgend einem Einfalle zu widerſezen. Alles deute darauf hin, daß die franzöſiſche Regierung Morea nicht ganz räumen wolle, weil Gegenbefehl gegeben worden ſey, Artillerievorräthe, Spital- effekten und Gepäk der Armee nach Marſeille zurükzuſchiken. Ad- miral Rigny befinde ſich an Bord des Conquérant auf der Rhede von Aegina, zur Ausgleichung des Streits zwiſchen der Partei des Präſidenten und der Oppoſition, über die griechiſchen Angelegenhei- ten. Da die Engländer eine ihrer Fregatten zu Konſtantinopel gelaſſen hätten, ſo habe Admiral Rigny die Fregatte Fleur de Lys ebenfalls dahin geſchikt, um die Intereſſen Frankreichs zu wahren. * † Lyon, 30 Dec. Sie haben einen Korreſpondenten, der ganz beſondere Dinge ſieht, wenn er auf das Hochgebirg geſtiegen iſt, von dem aus er Ihnen ſchreibt. (Beilage zu Nro. 359. der Allg. Zeitung.) Nach den Regeln der Perſpektive macht die Ent- fernung die Gegenſtände kleiner; es muß aber auf dem Hochge- birge anders ſeyn, weil man von dort aus eine Kriſe entdekt, die in Frankreich nahe am Ausbruche ſey, und weil man dort die Flam- men des Bürgerkriegs erblikt. Es ſey mir demnach erlaubt, Ih- ren Korreſpondenten zu bitten, die Gläſer ſeines Fernrohrs zu wechſeln, da ſie ihn ausnehmend täuſchen. Die franzöſiſche Nation mochte wohl für den Augenblik durch die kühnen Lügen der Blät- ter des Liberalism beunruhigt werden, ſelbſt aber in dem Zeit- punkte, wo ſie täglich den Umſturz ihrer Inſtitutionen erwartete, hat man nicht die geringſte Anzeige von jenen theilweiſen Auf- ſtänden bemerkt, die noch weit von einem Bürgerkriege entfernt ſind. Die Franzoſen haben ſo viel von dieſer Art von Widerſtand zu Anfang der Revolution ausgeſtanden, daß ſie ſpäter Alles er- duldeten, ohne die Fahne des Aufruhrs aufzupflanzen. Bonaparte war nicht enthaltſam in Staatsſtreichen; er vernichtete die Kon- ſtitutionen, ſezte die Geſezgeber vor die Thüre, machte Konſuln, Könige, Kaiſer, bedrükte den Handel, verbreitete allgemeines Elend, und nahm jeder Familie ſelbſt das lezte ihrer Kinder, ohne den Bürgerkrieg zu entzünden; durch welche Fatalität ſollten nun jezt die Bourbons, die den Franzoſen alle Hofnungen, die ſie ver- nünftigerweiſe hegen konnten, erfüllten, die der Revolution ein Ende machten, indem ſie 15 Jahre hindurch die Charte vollzogen, auf einmal den Vürgerkrieg auf das Geſchrei einiger politiſchen Schwäzer ausbrechen ſehen, welche den Schreken in ihren revolu- tionairen Blättern verkaufen, bis ſie ſich der Guillotine zu deſ-

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 6, 6. Januar 1830, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine06_1830/2>, abgerufen am 01.06.2024.