Allgemeine Zeitung, Nr. 9, 9. Januar 1872.[Spaltenumbruch]
Sultan über die Wahl seines neuen Großwessiers noch nicht mit sich selbst einig Inzwischen fährt der jetzige Großwessier in der von ihm begonnenen Weise Die Sanitätsbehörde ist leider in ihrer olympischen Ruhe schon wieder ge Diese Woche rief wieder einen Repräsentanten des echten urtürkischen Aus der französischen Nationalversammlung. * Versailles, 4 Jan. Auf der Tagesordnung steht der Gesetzentwurf des * Versailles, 5 Jan. Die Kammer votirt einstimmig einen Credit von Vor Beginn der Sitzung vom 4 Jan. wurde die Commission zur Prüfung Deutsches Reich. [] München, 7 Jan. Se. Maj. der König wird in nächster Woche von : München, 7 Jan. Se. Maj. der König hat dem kgl. Polizeidirector x München, 7 Jan. Zu Friedensrichtern in Elsaß-Lothringen sind [Spaltenumbruch]
Sultan über die Wahl ſeines neuen Großweſſiers noch nicht mit ſich ſelbſt einig Inzwiſchen fährt der jetzige Großweſſier in der von ihm begonnenen Weiſe Die Sanitätsbehörde iſt leider in ihrer olympiſchen Ruhe ſchon wieder ge Dieſe Woche rief wieder einen Repräſentanten des echten urtürkiſchen Aus der franzöſiſchen Nationalverſammlung. * Verſailles, 4 Jan. Auf der Tagesordnung ſteht der Geſetzentwurf des * Verſailles, 5 Jan. Die Kammer votirt einſtimmig einen Credit von Vor Beginn der Sitzung vom 4 Jan. wurde die Commiſſion zur Prüfung Deutſches Reich. [] München, 7 Jan. Se. Maj. der König wird in nächſter Woche von : München, 7 Jan. Se. Maj. der König hat dem kgl. Polizeidirector × München, 7 Jan. Zu Friedensrichtern in Elſaß-Lothringen ſind <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0003" n="115"/><cb/> Sultan über die Wahl ſeines neuen Großweſſiers noch nicht mit ſich ſelbſt einig<lb/> iſt, indem er zwiſchen Midhat Paſcha, Generalgouverneur von Bagdad, und<lb/> Rüſchdi Paſcha, dem vorigen Juſtizminiſter und ehemaligen Großweſſier, ſchwankt.</p><lb/> <p>Inzwiſchen fährt der jetzige Großweſſier in der von ihm begonnenen Weiſe<lb/> fort; die Civil- und Criminalgerichte, in denen bis jetzt ziemlich genau die Hälfte<lb/> der Präſidenten und Richter aus Mohammedanern und die andere Hälfte aus<lb/> Chriſten beſtand, ſind aufgelöst, und der „civiliſationsfreundliche,“ der „libe-<lb/> rale,“ der „Freimaurer“ Muſtafa Fazyl Paſcha, der Bruder des Vicekönigs von<lb/> Aegypten, hat uns geſtern mit einer neuen Beſetzung dieſer Gerichte überraſcht,<lb/> in denen auf 37 Präſidenten und Richter 28 Mohammedaner und 9 Chriſten kom-<lb/> men, die Zahl der chriſtlichen Beamten alſo auf weniger als ein Viertel reducirt<lb/> iſt; hoffentlich wird der Vertreter des chriſtlichen Englands, Hr. Elliot, nicht ver-<lb/> fehlen den Großvezier dafür wieder nächſtens ſeinen officiellen Glückwunſch ab-<lb/> zuſtatten. Auch der Stadt-Präfect von Konſtantinopel ſetzt ſeine Experimente als<lb/> Plänkler des Großveziers fort; da er die Tramways in Konſtantinopel nicht<lb/> rückgängig machen konnte, ſo hat er ſeinen Zorn an den Stationshäuſern<lb/> der Tramways ausgelaſſen, und von ſieben derſelben ſechs einreißen laſſen; die<lb/> Compagnie hat natürlich ſofort ihre Entſchädigungsklage eingereicht, und die<lb/> Staatscaſſe, in deren Intereſſe alle dieſe Experimente angeblich gemacht werden,<lb/> kann nächſtens 300 bis 400 Pf. St. für dieſes Privatvergnügen des Stadt-Prä-<lb/> fecten auszahlen.</p><lb/> <p>Die Sanitätsbehörde iſt leider in ihrer olympiſchen Ruhe ſchon wieder ge<lb/> ſtört worden; in der letzten Sitzung trat der engliſche Delegirte <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Dickſon mit<lb/> dem Antrag auf: dieſe Behörde, die während der letzten Epidemie ſo handgreifliche<lb/> Beweiſe von ihrer Unfähigkeit in der Erfüllung ihrer internationalen Pflichten<lb/> gegeben habe, von ihrem Amte zu entbinden und ihre Functionen einer von den<lb/> europäiſchen Mächten eingeſetzten Behörde anzuvertrauen. Dieſer Antrag fiel<lb/> wie eine Bombe hinein, und die Collegen des <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Dickſon, die Delegirten der andern<lb/> Staaten, welche ſich durch ihr leiſetreten des Verfahren ſchon eine hübſche Samm-<lb/> lung von Ordens-Decorationen aller europäiſchen und ſelbſt aſiatiſchen Potentaten<lb/> erſchwiegen hatten, fühlten ſich auch dießmal nicht aufgelegt ihr majeſtätiſches<lb/> Schweigen zu brechen. Die Cholera hat noch immer nicht ganz aufgehört; indeſſen<lb/> hat ſie doch ſchon ihren epidemiſchen Charakter verloren und tritt nur noch<lb/> ſporadiſch auf.</p><lb/> <p>Dieſe Woche rief wieder einen Repräſentanten des echten urtürkiſchen<lb/> Typus ab: Muſtafa Naili Paſcha; er ſtarb am vorigen Mittwoch (27 Dec.) nach<lb/> einer längeren Krankheit; über ſein Alter ſchwanken die Angaben zwiſchen 75 und<lb/> 95 Jahren; die Wahrheit dürfte in der Mitte liegen. Geboren im Diſtrict Kesrie<lb/> bei Monaſtir in Albanien, begab er ſich in ſeinem 12. Jahre nach Aegypten und<lb/> trat in die Dienſte ſeines Landsmannes Mehemed Ali Paſcha, und machte als<lb/> Officier in dem irregulären Arnauten-Corps den Feldzug gegen die Wechabiten in<lb/> Hidſchaz mit; ſpäter wurde er nach Kreta geſchickt, um die dortigen griechiſchen<lb/> Inſurgenten zu bekämpfen, erwarb ſich hier den Grad eines Oberſten und<lb/> blieb dort als Statthalter. Als Mehemed Ali Paſcha 1832 Syrien eroberte,<lb/> ward Muſtafa Paſcha Statthalter dieſer neuen Provinz, jedoch nur wenige Monate,<lb/> worauf er wieder als Statthalter nach Kreta zurückkehrte und bis 1841 im Dienſte<lb/> des Vicekönigs blieb. 1841 wurde Kreta wieder unter die unmittelbare Herrſchaft<lb/> des Sultans gebracht, Muſtafa Paſcha aber ward in ſeinem Poſten beſtätigt und<lb/> blieb bis zum Jahre 1850. Während dieſer 16jährigen Statthalterſchaft wußte<lb/> er durch geſchickte Operationen einerſeits ſich die Zuneigung der Einwohner zu<lb/> erwerben, andrerſeits aber auch ſeinen perſönlichen Nutzen zu befördern,<lb/> indem er ſich einen Grundbeſitz verſchaffte der faſt die Hälfte der Inſel begriff.<lb/> Bei ſeiner Ankunft in Konſtantinopel erhielt er den Rang eines Vezirs und ward<lb/> 1853 Großvezir, konnte jedoch dieſen Poſten nur kurze Zeit behaupten, und blieb<lb/> ſeitdem Miniſter ohne Portefeuille. 1866 wurde er nach Kreta geſchickt, um den<lb/> dortigen Aufſtand zu bewältigen; das gänzliche Fehlſchlagen dieſer Miſſion iſt noch<lb/> in jedermanns Andenken, aber das Geheimniß dieſes Nichterfolgs hat er wohl mit<lb/> ins Grab genommen. Daß es ſeinem perſönlichen Intereſſe nicht conveniren konnte<lb/> bei einer ernſtlichen Bekämpfung der Inſurgenten ſeine eigenen Beſitzungen zu<lb/> ruiniren, lag auf der Hand, und ſchon aus dieſem Grunde war ſeine Wahl eine ſehr<lb/> unglückliche. Unbegreiflich iſt es aber noch wie er damals von Woche zu Woche<lb/> pomphafte Berichte über Gefechte, Schlachten, Belagerungen und Eroberungen ein-<lb/> ſchicken konnte, die gänzlich aus der Luft gegriffen waren, ſo daß am Ende, als man<lb/> ihn abberief, die ganze Inſel mit Ausnahme der Küſtenfeſtungen ſich im Beſitze der<lb/> Aufſtändiſchen befand. Seit jenem Ereigniß hatte er ſich von allem Antheil an<lb/> Staatsgeſchäften fern gehalten. Von ſeinen Söhnen ſind mehrere bereits wohlbe-<lb/> kannt. Veli Paſcha, Vertreter der Türkei in Paris während des Krim-Krieges, machte<lb/> in zwei Jahren eine Million Franken Schulden, welche der Vater bezahlte; noch<lb/> ein oder zweimal bezahlte er die Schulden ſeines Sohnes, dann aber ward er es<lb/> überdrüſſig, und ſo mußte Veli Paſcha alle ſeine Habe verkaufen. Ein anderer Sohn,<lb/> Mehemed Bey, war längere Zeit Präſes des Handelsgerichtes, mußte aber von<lb/> Kabuli Paſcha wegen ſchamloſer Beſtechungen abgeſetzt werden, und friſtet jetzt ſeine<lb/> Exiſtenz als Stockjobber. Kurz, die Herren Söhne werden ſchon mit dem bereits<lb/> bedeutend reducirten Vermögen des Herrn Papa fertig werden.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Aus der franzöſiſchen Nationalverſammlung.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Verſailles,</hi> 4 Jan.</dateline><lb/> <p>Auf der Tagesordnung ſteht der Geſetzentwurf des<lb/> Deputirten <hi rendition="#g">Princeteau,</hi> welcher den Deputirten die nicht Beamte ſind unterſagt<lb/> bezahlte Stellungen anzunehmen, oder denen welche dem Beamtenſtand angehören jedes<lb/> Avancement für die Dauer ihres Mandats verweigert. Ausgenommen ſollen ſein nach<lb/> dem Antragſteller die Miniſter, die Botſchafter, der Seinepräfect, die Stellungen welche<lb/> durch Preisbewerbungen oder durch Wahl zu erhalten ſind und das Avancement im<lb/> Soldatenſtande. Hr. <hi rendition="#g">Berthauld:</hi> Ich finde das Geſetz unnütz, unzureichend und<lb/> deſpotiſch. Ich begreife nicht wie man dieſe Kammer für eine allen ehrgeizigen Be-<lb/> ſtrebungen erſchloſſene Armee darſtellen kann. Sind wir denn derart käuflich? Der<lb/> Antrag iſt unzureichend; denn wenn ein Deputirter überhaupt ſollicitiren will, ſo wird<lb/> er es, wenn nicht für ſich, ſo doch für ſeine Familie thun. Kann man den Nepotismus<lb/> verhindern? Warum nimmt die Vorlage die Botſchafter aus? Hat man nicht geſehen<lb/><cb/> wie Diplomaten eines ſchönen Tages in der Treibhaus-Atmoſphäre eines Salons auf-<lb/> ſprießen (Gelächter), während die richterliche Laufbahn, die man den Deputirten ver-<lb/> ſchließen will, nur nach mühevoller Arbeit zu erreichen iſt? Warum alſo dieſes diplo-<lb/> matiſche Privilegium? Streichen Sie es; es iſt vielleicht ein Mittel ſich unbequemer<lb/> Diplomaten zu entledigen. (Wachſende Heiterkeit.) Dieſe Vorlage wurde uns unter-<lb/> breitet im Augenblicke da ein Gouverneur der Bank von Frankreich ernannt werden<lb/> ſollte; urplötzlich iſt aus dieſem Gouverneur (Erneſt Picard) ein Diplomat geworden.<lb/> (Gelächter.) Vergeſſen Sie nicht daß die Kammern des Kaiſerreichs keine Beamten ent-<lb/> hielten, was keineswegs eine Bürgſchaft ihrer Unabhängigkeit war. Der Wähler allein<lb/> ſoll die Erwählten beurtheilen. Der Berichterſtatter <hi rendition="#g">Gaslonde</hi> erläutert: daß der De-<lb/> putirte welcher im Augenblicke ſeiner Erwählung Beamtenqualität beſitze auch Beamter<lb/> bleiben dürfe; er ſolle nur gehindert werden während der Dauer ſeines Mandats ſeine<lb/> Stellung zu verändern. Darauf hin wird der Art. 1 der Vorlage, dahin lautend daß<lb/> ein Deputirter während der Dauer ſeines Mandats und ſechs Monate nachher, aus-<lb/> genommen den Fall einer Auflöſung, keine bezahlte Stellung annehmen dürfe, mit 472<lb/> Stimmen gegen 92 votirt. Der Miniſter des Innern, <hi rendition="#g">Caſimir P<hi rendition="#aq">é</hi>rier,</hi> ergreift zu<lb/> Art. 2 das Wort, welcher die Ausnahmen präciſirt. Er wünſcht dieſelben zahlreicher als<lb/> der Entwurf, und ſchlägt vor: außer den ſchon Genannten auch noch die bevollmächtigten<lb/> Geſandten, den Polizeipräfecten, die Unterſtaatsſecretäre (Lärm), die erſten Präſidenten<lb/> des Caſſations- und des Rechnungshofs und die Generalprocuratoren dieſer beiden<lb/> Höfe in die Zahl der Ausnahmen einzubegreifen. (Lärm.) Dieſe neuen Vorſchläge<lb/> werden nacheinander zur Abſtimmung gebracht und verworfen; nur die bevollmächtigten<lb/> Miniſter werden mit ſchwacher Mehrheit zugelaſſen. Der Art. 3, welcher den Abgeord-<lb/> neten geſtattet zeitweilige und außerordentliche Miſſionen anzunehmen, wird adoptirt.<lb/> Der Art. 4 dagegen, welcher für Officiere während ihrer Abgeordnetenlaufbahn das<lb/> reglementsmäßige Avancement für zuläſſig erklärt, wird behufs klarerer Faſſung an<lb/> die Commiſſion zurückverwieſen. Präſident <hi rendition="#g">Gr<hi rendition="#aq">é</hi>vy</hi> zeigt an daß folgender Zuſatzartikel<lb/> zur Vorlage bei ihm niedergelegt worden iſt: „Abgeordnete können im Orden der Ehren-<lb/> legion weder ernannt noch befördert werden.“ (Heiterkeit.) Damit ſchließt die Sitzung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Verſailles,</hi> 5 Jan.</dateline><lb/> <p>Die Kammer votirt einſtimmig einen Credit von<lb/> 2,228,000 Fr., um die Soldaten der Gendarmerie und der republicaniſchen Garde für<lb/> die Verluſte zu entſchädigen die ſie während des Kriegs und während der Dauer des<lb/> Pariſer Aufſtandes erlitten haben. Mit 561 gegen eine Stimme wird darauf dem Kriegs-<lb/> miniſter ein Credit von 6 Millionen eröffnet behufs Fabrication von Kriegswaffen.<lb/> Daran ſchließt ſich faſt ohne Debatte die Votirung des Geſetzentwurfs über das Avan-<lb/> cement in den niedern Graden für Infanterie und Cavallerie, ſowie das Geſetz über die<lb/> Penſionirung der Officiere nach 25 Dienſtjahren. Damit iſt die Tagesordnung erſchöpft,<lb/> und Hr. v. <hi rendition="#g">Laſteyrie</hi> theilt von Seiten der Budgetcommiſſion mit daß dieſelbe, da<lb/> ihr eigener Geſetzentwurf über die Einkommenſteuer von der Kammer ſo übel aufge-<lb/> nommen worden ſei, darauf verzichten wolle dieſen aufs neue der Kammer zu unter-<lb/> breiten. Finanzminiſter <hi rendition="#g">Pouyer-Quertier:</hi> Wäre es nicht beſſer daß die Commiſ-<lb/> ſion zum wenigſten einen mündlichen Bericht über dieſe Fragen und ihre Entſcheidungen<lb/> formulirte? Präſident <hi rendition="#g">Gr<hi rendition="#aq">é</hi>vy:</hi> Die Lage iſt ſehr einfach; da die Regierungsvorlage<lb/> der Commiſſion als Amendement zugewieſen wurde, ſo muß dieſe Bericht erſtatten.<lb/> Dabei bleibt es, und die Sitzung wird geſchloſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>Vor Beginn der Sitzung vom 4 Jan. wurde die <hi rendition="#g">Commiſſion</hi> zur Prüfung<lb/> des neuen <hi rendition="#g">Unterrichtsgeſetzes</hi> gewählt. Von den Commiſſionsmitgliedern gehören<lb/> elf den Gegnern der Jules Simon’ſchen Vorlage an, und zwar die HH. Gaslonde<lb/> (Staatsrath unter dem Empire), Ernoul (energiſcher Legitimiſt), de Corcelles (der Mann<lb/> der Expedition nach Rom), Delpit (Reactionär), Abb<hi rendition="#aq">é</hi> Jaffré, Mſgr. Dupanloup (beider<lb/> Namen bedürfen keines Commentars), Richemond, Tailhand (beide erklärte Gegner des<lb/> obligatoriſchen wie des unentgeltlichen Unterrichts), Lacombe (früherer Redacteur der<lb/> „Gazette de France“), Keller (bekannter zelotiſcher Klerikaler), Cumont (rechter Arm des<lb/> Biſchofs Greppel). Nur zwei der Erwählten, die HH. Ricard und Carnot, ſind der Vor-<lb/> lage günſtig. Vor den Wahlen fand ſchon in den einzelnen Bureaux eine ſehr lebhafte<lb/> Debatte über die Unterrichtsfrage ſtatt. Die meiſten Redner, darunter beſonders Biſchof<lb/> Dupanloup in längerer Rede, bekämpften den Geſetzentwurf. Am 5 haben auch das erſte<lb/> und das ſechste Bureau der Nationalverſammlung die in ihnen noch rückſtändigen Wahlen<lb/> für die Unterrichtscommiſſion vorgenommen. Nach heißen Debatten und mehrmaligen<lb/> Wahlgängen wurden im erſten Bureau der Vicomte v. Meaux und im ſechsten der<lb/> Graf v. Reſſ<hi rendition="#aq">é</hi>guier, beide anerkannte Gegner des Unterrichtsgeſetzes, ernannt. Die Com-<lb/> miſſion beſteht mithin aus zwei Vertheidigern und dreizehn Gegnern der Regierungs-<lb/> vorlage. Eine Reform des Unterrichts iſt von dieſer Commiſſion nicht zu erwarten.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Deutſches Reich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><supplied>&#xfffc;</supplied><hi rendition="#b">München,</hi> 7 Jan.</dateline><lb/> <p>Se. Maj. der König wird in nächſter Woche von<lb/> Hohenſchwangau zurückerwartet, um für den Reſt des Winters hierſelbſt Aufenthalt<lb/> zu nehmen. — Der öſterreichiſche Geſandte Frhr. v. Bruck, deſſen gerüchtweiſe ge-<lb/> meldete Abberufung von ſeinem hieſigen Poſten wieder dementirt wird, hat Ein-<lb/> ladungen zu drei großen Ballfeſten ergehen laſſen, von welchen das erſte bereits<lb/> am Dienſtag den 9 d. ſtattfindet. — Sir H. F. Howard, der abberufene engliſche<lb/> Geſandte, hat bereits ſeine Abſchiedsbeſuche gemacht, und wird demnächſt durch Hrn.<lb/> Morrier, den bisherigen Geſchäftsträger in Stuttgart, abgelöst werden. — Der<lb/> erkrankte Oberſthofmarſchall Graf Moy, von deſſen Penſionirung bereits vielfach|die<lb/> Rede war, befindet ſich wieder in voller Reconvaleſcenz, und es iſt daher ein Wechſel<lb/> in der Beſetzung der oberſten Hofämter vorläufig nicht zu erwarten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">: München,</hi> 7 Jan.</dateline><lb/> <p>Se. Maj. der König hat dem kgl. Polizeidirector<lb/> und Regierungsrath K. Frhrn. v. Burchtorff den Titel und Rang eines kgl. Re-<lb/> gierungsdirectors verliehen, derſelbe verbleibt übrigens in ſeiner dermaligen dienſt-<lb/> lichen Stellung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>× <hi rendition="#b">München,</hi> 7 Jan.</dateline><lb/> <p>Zu Friedensrichtern in Elſaß-Lothringen ſind<lb/> neuerdings vierundzwanzig bayeriſche Landrichter, Gerichtsaſſeſſoren und Acceſ-<lb/> ſiſten ernannt worden. — Die nächſte öffentliche Sitzung der Kammer der Abge-<lb/> ordneten iſt auf künftigen Donnerstag anberaumt. In derſelben erfolgt Be-<lb/> rathung über das Referat des Abg. Crämer bezüglich der Eingabe des Stadtmagi-<lb/> ſtrats Pfarrkirchen, die Erbauung einer Eiſenbahn von Mühldorf über Eggenfelden,<lb/> Pfarrkirchen nach Vilshofen betr., ſowie über die zu dieſer Eingabe eingelaufenen<lb/> Beitrittserklärungen der Marktgemeinden Eggenfelden und Aidenbach. — Künf-<lb/> tigen Dienſtag Vormittags hält der <hi rendition="#aq">II.</hi> Ausſchuß der Kammer der Abgeordneten<lb/> Sitzung. In derſelben erfolgt Berathung und Beſchlußfaſſung über: 1) Vortrag<lb/> des Abgeordneten Kühlmann über die Eiſenbahnerträgniſſe im Jahre 1869 und<lb/> über die Remuneration der Bedienſteten der k. Verkehrsanſtalten, veziehungsweiſe<lb/> Vorberathung über die Kammerbeſchlüſſe vom 3 und 4 Januar; 2) Vortrag des<lb/> Abgeordneten G. F. Kolb über die Rechnungsnachweilſungen des Bergweſens für<lb/> 1869; 3) Vortrag des Abgeordneten <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Anton Schmid über die Deckung des De-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [115/0003]
Sultan über die Wahl ſeines neuen Großweſſiers noch nicht mit ſich ſelbſt einig
iſt, indem er zwiſchen Midhat Paſcha, Generalgouverneur von Bagdad, und
Rüſchdi Paſcha, dem vorigen Juſtizminiſter und ehemaligen Großweſſier, ſchwankt.
Inzwiſchen fährt der jetzige Großweſſier in der von ihm begonnenen Weiſe
fort; die Civil- und Criminalgerichte, in denen bis jetzt ziemlich genau die Hälfte
der Präſidenten und Richter aus Mohammedanern und die andere Hälfte aus
Chriſten beſtand, ſind aufgelöst, und der „civiliſationsfreundliche,“ der „libe-
rale,“ der „Freimaurer“ Muſtafa Fazyl Paſcha, der Bruder des Vicekönigs von
Aegypten, hat uns geſtern mit einer neuen Beſetzung dieſer Gerichte überraſcht,
in denen auf 37 Präſidenten und Richter 28 Mohammedaner und 9 Chriſten kom-
men, die Zahl der chriſtlichen Beamten alſo auf weniger als ein Viertel reducirt
iſt; hoffentlich wird der Vertreter des chriſtlichen Englands, Hr. Elliot, nicht ver-
fehlen den Großvezier dafür wieder nächſtens ſeinen officiellen Glückwunſch ab-
zuſtatten. Auch der Stadt-Präfect von Konſtantinopel ſetzt ſeine Experimente als
Plänkler des Großveziers fort; da er die Tramways in Konſtantinopel nicht
rückgängig machen konnte, ſo hat er ſeinen Zorn an den Stationshäuſern
der Tramways ausgelaſſen, und von ſieben derſelben ſechs einreißen laſſen; die
Compagnie hat natürlich ſofort ihre Entſchädigungsklage eingereicht, und die
Staatscaſſe, in deren Intereſſe alle dieſe Experimente angeblich gemacht werden,
kann nächſtens 300 bis 400 Pf. St. für dieſes Privatvergnügen des Stadt-Prä-
fecten auszahlen.
Die Sanitätsbehörde iſt leider in ihrer olympiſchen Ruhe ſchon wieder ge
ſtört worden; in der letzten Sitzung trat der engliſche Delegirte Dr. Dickſon mit
dem Antrag auf: dieſe Behörde, die während der letzten Epidemie ſo handgreifliche
Beweiſe von ihrer Unfähigkeit in der Erfüllung ihrer internationalen Pflichten
gegeben habe, von ihrem Amte zu entbinden und ihre Functionen einer von den
europäiſchen Mächten eingeſetzten Behörde anzuvertrauen. Dieſer Antrag fiel
wie eine Bombe hinein, und die Collegen des Dr. Dickſon, die Delegirten der andern
Staaten, welche ſich durch ihr leiſetreten des Verfahren ſchon eine hübſche Samm-
lung von Ordens-Decorationen aller europäiſchen und ſelbſt aſiatiſchen Potentaten
erſchwiegen hatten, fühlten ſich auch dießmal nicht aufgelegt ihr majeſtätiſches
Schweigen zu brechen. Die Cholera hat noch immer nicht ganz aufgehört; indeſſen
hat ſie doch ſchon ihren epidemiſchen Charakter verloren und tritt nur noch
ſporadiſch auf.
Dieſe Woche rief wieder einen Repräſentanten des echten urtürkiſchen
Typus ab: Muſtafa Naili Paſcha; er ſtarb am vorigen Mittwoch (27 Dec.) nach
einer längeren Krankheit; über ſein Alter ſchwanken die Angaben zwiſchen 75 und
95 Jahren; die Wahrheit dürfte in der Mitte liegen. Geboren im Diſtrict Kesrie
bei Monaſtir in Albanien, begab er ſich in ſeinem 12. Jahre nach Aegypten und
trat in die Dienſte ſeines Landsmannes Mehemed Ali Paſcha, und machte als
Officier in dem irregulären Arnauten-Corps den Feldzug gegen die Wechabiten in
Hidſchaz mit; ſpäter wurde er nach Kreta geſchickt, um die dortigen griechiſchen
Inſurgenten zu bekämpfen, erwarb ſich hier den Grad eines Oberſten und
blieb dort als Statthalter. Als Mehemed Ali Paſcha 1832 Syrien eroberte,
ward Muſtafa Paſcha Statthalter dieſer neuen Provinz, jedoch nur wenige Monate,
worauf er wieder als Statthalter nach Kreta zurückkehrte und bis 1841 im Dienſte
des Vicekönigs blieb. 1841 wurde Kreta wieder unter die unmittelbare Herrſchaft
des Sultans gebracht, Muſtafa Paſcha aber ward in ſeinem Poſten beſtätigt und
blieb bis zum Jahre 1850. Während dieſer 16jährigen Statthalterſchaft wußte
er durch geſchickte Operationen einerſeits ſich die Zuneigung der Einwohner zu
erwerben, andrerſeits aber auch ſeinen perſönlichen Nutzen zu befördern,
indem er ſich einen Grundbeſitz verſchaffte der faſt die Hälfte der Inſel begriff.
Bei ſeiner Ankunft in Konſtantinopel erhielt er den Rang eines Vezirs und ward
1853 Großvezir, konnte jedoch dieſen Poſten nur kurze Zeit behaupten, und blieb
ſeitdem Miniſter ohne Portefeuille. 1866 wurde er nach Kreta geſchickt, um den
dortigen Aufſtand zu bewältigen; das gänzliche Fehlſchlagen dieſer Miſſion iſt noch
in jedermanns Andenken, aber das Geheimniß dieſes Nichterfolgs hat er wohl mit
ins Grab genommen. Daß es ſeinem perſönlichen Intereſſe nicht conveniren konnte
bei einer ernſtlichen Bekämpfung der Inſurgenten ſeine eigenen Beſitzungen zu
ruiniren, lag auf der Hand, und ſchon aus dieſem Grunde war ſeine Wahl eine ſehr
unglückliche. Unbegreiflich iſt es aber noch wie er damals von Woche zu Woche
pomphafte Berichte über Gefechte, Schlachten, Belagerungen und Eroberungen ein-
ſchicken konnte, die gänzlich aus der Luft gegriffen waren, ſo daß am Ende, als man
ihn abberief, die ganze Inſel mit Ausnahme der Küſtenfeſtungen ſich im Beſitze der
Aufſtändiſchen befand. Seit jenem Ereigniß hatte er ſich von allem Antheil an
Staatsgeſchäften fern gehalten. Von ſeinen Söhnen ſind mehrere bereits wohlbe-
kannt. Veli Paſcha, Vertreter der Türkei in Paris während des Krim-Krieges, machte
in zwei Jahren eine Million Franken Schulden, welche der Vater bezahlte; noch
ein oder zweimal bezahlte er die Schulden ſeines Sohnes, dann aber ward er es
überdrüſſig, und ſo mußte Veli Paſcha alle ſeine Habe verkaufen. Ein anderer Sohn,
Mehemed Bey, war längere Zeit Präſes des Handelsgerichtes, mußte aber von
Kabuli Paſcha wegen ſchamloſer Beſtechungen abgeſetzt werden, und friſtet jetzt ſeine
Exiſtenz als Stockjobber. Kurz, die Herren Söhne werden ſchon mit dem bereits
bedeutend reducirten Vermögen des Herrn Papa fertig werden.
Aus der franzöſiſchen Nationalverſammlung.
* Verſailles, 4 Jan.
Auf der Tagesordnung ſteht der Geſetzentwurf des
Deputirten Princeteau, welcher den Deputirten die nicht Beamte ſind unterſagt
bezahlte Stellungen anzunehmen, oder denen welche dem Beamtenſtand angehören jedes
Avancement für die Dauer ihres Mandats verweigert. Ausgenommen ſollen ſein nach
dem Antragſteller die Miniſter, die Botſchafter, der Seinepräfect, die Stellungen welche
durch Preisbewerbungen oder durch Wahl zu erhalten ſind und das Avancement im
Soldatenſtande. Hr. Berthauld: Ich finde das Geſetz unnütz, unzureichend und
deſpotiſch. Ich begreife nicht wie man dieſe Kammer für eine allen ehrgeizigen Be-
ſtrebungen erſchloſſene Armee darſtellen kann. Sind wir denn derart käuflich? Der
Antrag iſt unzureichend; denn wenn ein Deputirter überhaupt ſollicitiren will, ſo wird
er es, wenn nicht für ſich, ſo doch für ſeine Familie thun. Kann man den Nepotismus
verhindern? Warum nimmt die Vorlage die Botſchafter aus? Hat man nicht geſehen
wie Diplomaten eines ſchönen Tages in der Treibhaus-Atmoſphäre eines Salons auf-
ſprießen (Gelächter), während die richterliche Laufbahn, die man den Deputirten ver-
ſchließen will, nur nach mühevoller Arbeit zu erreichen iſt? Warum alſo dieſes diplo-
matiſche Privilegium? Streichen Sie es; es iſt vielleicht ein Mittel ſich unbequemer
Diplomaten zu entledigen. (Wachſende Heiterkeit.) Dieſe Vorlage wurde uns unter-
breitet im Augenblicke da ein Gouverneur der Bank von Frankreich ernannt werden
ſollte; urplötzlich iſt aus dieſem Gouverneur (Erneſt Picard) ein Diplomat geworden.
(Gelächter.) Vergeſſen Sie nicht daß die Kammern des Kaiſerreichs keine Beamten ent-
hielten, was keineswegs eine Bürgſchaft ihrer Unabhängigkeit war. Der Wähler allein
ſoll die Erwählten beurtheilen. Der Berichterſtatter Gaslonde erläutert: daß der De-
putirte welcher im Augenblicke ſeiner Erwählung Beamtenqualität beſitze auch Beamter
bleiben dürfe; er ſolle nur gehindert werden während der Dauer ſeines Mandats ſeine
Stellung zu verändern. Darauf hin wird der Art. 1 der Vorlage, dahin lautend daß
ein Deputirter während der Dauer ſeines Mandats und ſechs Monate nachher, aus-
genommen den Fall einer Auflöſung, keine bezahlte Stellung annehmen dürfe, mit 472
Stimmen gegen 92 votirt. Der Miniſter des Innern, Caſimir Périer, ergreift zu
Art. 2 das Wort, welcher die Ausnahmen präciſirt. Er wünſcht dieſelben zahlreicher als
der Entwurf, und ſchlägt vor: außer den ſchon Genannten auch noch die bevollmächtigten
Geſandten, den Polizeipräfecten, die Unterſtaatsſecretäre (Lärm), die erſten Präſidenten
des Caſſations- und des Rechnungshofs und die Generalprocuratoren dieſer beiden
Höfe in die Zahl der Ausnahmen einzubegreifen. (Lärm.) Dieſe neuen Vorſchläge
werden nacheinander zur Abſtimmung gebracht und verworfen; nur die bevollmächtigten
Miniſter werden mit ſchwacher Mehrheit zugelaſſen. Der Art. 3, welcher den Abgeord-
neten geſtattet zeitweilige und außerordentliche Miſſionen anzunehmen, wird adoptirt.
Der Art. 4 dagegen, welcher für Officiere während ihrer Abgeordnetenlaufbahn das
reglementsmäßige Avancement für zuläſſig erklärt, wird behufs klarerer Faſſung an
die Commiſſion zurückverwieſen. Präſident Grévy zeigt an daß folgender Zuſatzartikel
zur Vorlage bei ihm niedergelegt worden iſt: „Abgeordnete können im Orden der Ehren-
legion weder ernannt noch befördert werden.“ (Heiterkeit.) Damit ſchließt die Sitzung.
* Verſailles, 5 Jan.
Die Kammer votirt einſtimmig einen Credit von
2,228,000 Fr., um die Soldaten der Gendarmerie und der republicaniſchen Garde für
die Verluſte zu entſchädigen die ſie während des Kriegs und während der Dauer des
Pariſer Aufſtandes erlitten haben. Mit 561 gegen eine Stimme wird darauf dem Kriegs-
miniſter ein Credit von 6 Millionen eröffnet behufs Fabrication von Kriegswaffen.
Daran ſchließt ſich faſt ohne Debatte die Votirung des Geſetzentwurfs über das Avan-
cement in den niedern Graden für Infanterie und Cavallerie, ſowie das Geſetz über die
Penſionirung der Officiere nach 25 Dienſtjahren. Damit iſt die Tagesordnung erſchöpft,
und Hr. v. Laſteyrie theilt von Seiten der Budgetcommiſſion mit daß dieſelbe, da
ihr eigener Geſetzentwurf über die Einkommenſteuer von der Kammer ſo übel aufge-
nommen worden ſei, darauf verzichten wolle dieſen aufs neue der Kammer zu unter-
breiten. Finanzminiſter Pouyer-Quertier: Wäre es nicht beſſer daß die Commiſ-
ſion zum wenigſten einen mündlichen Bericht über dieſe Fragen und ihre Entſcheidungen
formulirte? Präſident Grévy: Die Lage iſt ſehr einfach; da die Regierungsvorlage
der Commiſſion als Amendement zugewieſen wurde, ſo muß dieſe Bericht erſtatten.
Dabei bleibt es, und die Sitzung wird geſchloſſen.
Vor Beginn der Sitzung vom 4 Jan. wurde die Commiſſion zur Prüfung
des neuen Unterrichtsgeſetzes gewählt. Von den Commiſſionsmitgliedern gehören
elf den Gegnern der Jules Simon’ſchen Vorlage an, und zwar die HH. Gaslonde
(Staatsrath unter dem Empire), Ernoul (energiſcher Legitimiſt), de Corcelles (der Mann
der Expedition nach Rom), Delpit (Reactionär), Abbé Jaffré, Mſgr. Dupanloup (beider
Namen bedürfen keines Commentars), Richemond, Tailhand (beide erklärte Gegner des
obligatoriſchen wie des unentgeltlichen Unterrichts), Lacombe (früherer Redacteur der
„Gazette de France“), Keller (bekannter zelotiſcher Klerikaler), Cumont (rechter Arm des
Biſchofs Greppel). Nur zwei der Erwählten, die HH. Ricard und Carnot, ſind der Vor-
lage günſtig. Vor den Wahlen fand ſchon in den einzelnen Bureaux eine ſehr lebhafte
Debatte über die Unterrichtsfrage ſtatt. Die meiſten Redner, darunter beſonders Biſchof
Dupanloup in längerer Rede, bekämpften den Geſetzentwurf. Am 5 haben auch das erſte
und das ſechste Bureau der Nationalverſammlung die in ihnen noch rückſtändigen Wahlen
für die Unterrichtscommiſſion vorgenommen. Nach heißen Debatten und mehrmaligen
Wahlgängen wurden im erſten Bureau der Vicomte v. Meaux und im ſechsten der
Graf v. Reſſéguier, beide anerkannte Gegner des Unterrichtsgeſetzes, ernannt. Die Com-
miſſion beſteht mithin aus zwei Vertheidigern und dreizehn Gegnern der Regierungs-
vorlage. Eine Reform des Unterrichts iſt von dieſer Commiſſion nicht zu erwarten.
Deutſches Reich.
 München, 7 Jan.
Se. Maj. der König wird in nächſter Woche von
Hohenſchwangau zurückerwartet, um für den Reſt des Winters hierſelbſt Aufenthalt
zu nehmen. — Der öſterreichiſche Geſandte Frhr. v. Bruck, deſſen gerüchtweiſe ge-
meldete Abberufung von ſeinem hieſigen Poſten wieder dementirt wird, hat Ein-
ladungen zu drei großen Ballfeſten ergehen laſſen, von welchen das erſte bereits
am Dienſtag den 9 d. ſtattfindet. — Sir H. F. Howard, der abberufene engliſche
Geſandte, hat bereits ſeine Abſchiedsbeſuche gemacht, und wird demnächſt durch Hrn.
Morrier, den bisherigen Geſchäftsträger in Stuttgart, abgelöst werden. — Der
erkrankte Oberſthofmarſchall Graf Moy, von deſſen Penſionirung bereits vielfach|die
Rede war, befindet ſich wieder in voller Reconvaleſcenz, und es iſt daher ein Wechſel
in der Beſetzung der oberſten Hofämter vorläufig nicht zu erwarten.
: München, 7 Jan.
Se. Maj. der König hat dem kgl. Polizeidirector
und Regierungsrath K. Frhrn. v. Burchtorff den Titel und Rang eines kgl. Re-
gierungsdirectors verliehen, derſelbe verbleibt übrigens in ſeiner dermaligen dienſt-
lichen Stellung.
× München, 7 Jan.
Zu Friedensrichtern in Elſaß-Lothringen ſind
neuerdings vierundzwanzig bayeriſche Landrichter, Gerichtsaſſeſſoren und Acceſ-
ſiſten ernannt worden. — Die nächſte öffentliche Sitzung der Kammer der Abge-
ordneten iſt auf künftigen Donnerstag anberaumt. In derſelben erfolgt Be-
rathung über das Referat des Abg. Crämer bezüglich der Eingabe des Stadtmagi-
ſtrats Pfarrkirchen, die Erbauung einer Eiſenbahn von Mühldorf über Eggenfelden,
Pfarrkirchen nach Vilshofen betr., ſowie über die zu dieſer Eingabe eingelaufenen
Beitrittserklärungen der Marktgemeinden Eggenfelden und Aidenbach. — Künf-
tigen Dienſtag Vormittags hält der II. Ausſchuß der Kammer der Abgeordneten
Sitzung. In derſelben erfolgt Berathung und Beſchlußfaſſung über: 1) Vortrag
des Abgeordneten Kühlmann über die Eiſenbahnerträgniſſe im Jahre 1869 und
über die Remuneration der Bedienſteten der k. Verkehrsanſtalten, veziehungsweiſe
Vorberathung über die Kammerbeſchlüſſe vom 3 und 4 Januar; 2) Vortrag des
Abgeordneten G. F. Kolb über die Rechnungsnachweilſungen des Bergweſens für
1869; 3) Vortrag des Abgeordneten Dr. Anton Schmid über die Deckung des De-
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(2022-02-11T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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