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Allgemeine Zeitung, Nr. 10, 10. Januar 1830.

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Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag Nro. 10. 10 Januar 1830.


Spanisches Amerika.
-- Großbritannien. (Schreiben aus London.)
-- Frankreich. (Schreiben aus Paris.)
-- Deutschland.
-- Preußen.
-- Rußland.
-- Oestreich.
-- Beilage Nro. 10.
Bemerkungen über den mitteldeutschen Verein.
-- Briefe aus dem Haag und von der
kurhessischen Gränze.
-- Rußland.
-- Türtische Amnestie für die Raaja's.
-- Ankündigungen.



[Spaltenumbruch]
Spanisches Amerika.

Die Times sagen: "Die lezten mericanischen Zeitungen ent-
halten angenehme Beweise von der, durch die lezte Invasion er-
zeugten Eintracht der Parteien, und von politischen Maaßregeln,
um in Zukunft des Schuzes einer Nationalarmee versichert zu
seyn. General Santa-Anna's Sieg über die spanische Invasions-
Armee ist in den verschiedenen Provinzen der Republik gefeiert,
und er selbst von mehrern Munizipalitäten für einen um den
Staat verdienten Bürger erklärt worden. In Puebla hat der
Kongreß dem siegreichen General und allen Anführern unter ihm
das Bürgerrecht ertheilt, auch angeordnet, daß den Gebliebe-
nen ein ehrenvolles Leichenbegängniß, und ihren dürftigen Witt-
wen oder Müttern Pensionen zu Theil werden sollen. In der
Zeitung "Espiritu Publico" vom 21 Oktober finden wir ein
Schreiben Santa-Anna's, worin er auf die ihm Schuld ge-
gebenen gefährlichen Absichten anspielt, und sie mit großem Eifer
und anscheinender Aufrichtigkeit abläugnet. Kein Grund könne an-
geführt werden -- sagt er -- um die Absichten eines Anführers zu
verdächtigen, dessen einziges Bestreben auf die Vergrößerung sei-
nes Vaterlandes gerichtet gewesen sey. Wenn einige Personen
ihn als revolutionair und ehrgeizig geschildert hätten, so müsse
ihre Zahl gering seyn, und die Gründe ihres Verdachts müßten
mehr auf ihrer eigenen Einbildung, als auf den Handlungen sei-
nes Lebens beruhen. Das Schreiben schließt mit einer nachdrük-
lichen Betheuerung seines Entschlusses, die bestehende Regierung
aufrecht zu erhalten."

Großbritannien.

Konsol. 3Proz. 95 3/8 ; griechische
Fonds 311/2.

Die türkische Anleihe, von der zu London seit einiger Zeit ge-
sprochen wird, soll, dem Vernehmen nach, sechs Millionen Pfund
Sterl. betragen, 6 Proz Zinsen bringen und binnen 30 Jahren
rükzahlbar seyn.

Die Nachricht von der Erhebung des
Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg auf den Thron von Griechen-
land, die dem Publikum gestern zuerst aus Frankreich glaubwür-
dig bekannt wurde, erregt hier im Allgemeinen -- da man sich
doch einmal den Fügungen der Vorsehung unterwerfen muß, wel-
che die endliche Freiheit der Griechen aussprach, -- eine freudige
Theilnahme. Das Protokoll, welches den Kontinent Griechenlands
und die benachbarten Inseln zu einem unabhängigen Reiche bil-
dete, hat die Wolken vertrieben, welche bei der Morgenröthe der
politischen Freiheit Griechenlands am 6 Jul. 1827 den Freunden
einer freien Civilisation eine so trübe Zukunft verkündigten. Grie-
chenland wird kein Vasall der Pforte; es tritt in die Reihe der
[Spaltenumbruch] unabhängigen christlichen Staaten Europa's, mit dem Vortheile
einer so allgemeinen Zuneigung und Theilnahme der Völker dis-
seits und jenseits des Oceans, wie sich deren wohl bisher kein
anderes, einem Sklavenjoche sich entziehendes Volk zu erfreuen
hatte. Auch nur ein oberstächlicher Blik auf die innern Verhält-
nisse des griechischen Volkes, auf dem Kontinente wie auf den In-
seln, und noch mehr auf die nachbarlichen Verhältnisse des neuen
Staates zu der Türkei, zum russischen Reiche und zur dermaligen
Regierung der jonischen Inseln, wird jedem Unbefangenen die Ue-
berzeugung gewähren, daß nur ein konstitutionelles Königthum
diejenige Regierungssorm seyn konnte, die den Griechen dauerhafte
Grundlagen für ihren innern Frieden, ihre Selbstständigkeit und
ihr Fortschreiten zum Bessern sichert. Man darf sich daher freuen,
daß der zu der neuen Krone berufene Fürst alle diese Anforderun-
gen befriedigend lösen wird. Prinz Leopold hat unter mannichfa-
chen Verhältnissen, seitdem er zu der Königsfamilie Großbritan-
niens gehört, sich die ungeheuchelte Achtung Aller erworben, die
ihm nahe stehen; Charakterstärke mit Mäßigung verbindend, hat
er stets mit Klugheit und Standhaftigkeit unbillige Ansprüche zu-
rükgewiesen, und jede Einmischung vermieden, die ihn in das La-
byrinth eines ihm immerhin fremden Parteistreites hätte verwi-
keln müssen. Es ist Thatsache, daß Prinz Leopold in dem jezt
verflossenen Jahre auf dem festen Lande länger als gewöhnlich ver-
weilte, blos um jeder Annäherung zu irgend einer Partei in der
irländischen Emanzipations-Angelegenheit auszuweichen. Der Prinz
kannte die wahren Gesinnungen des Hofes und der Minister, des
hohen Adels und des Volkes, und handelte daher ganz der Klug-
heit gemäß, indem er ruhiger Zuschauer in der Ferne blieb. Sein
großes Vermögen macht es ihm leicht ein Wohlthäter seines neuen
Reiches zu werden, wo alle Institutionen einer civilisirten Gesell-
schaft noch so sehr einer kräftigen schaffenden Hand bedürfen; ein
Umstand, welcher unsern scharfsehenden Börsenmännern nicht ent-
ging, die in der Thronbesteigung des Prinzen die beste Garantie
für die künftige Entrichtung der Zinsen der griechischen Anleihe
erbliken; die griechischen Fonds stiegen gestern von 27 auf 321/2.
Heute sind sie 291/2 notirt.

Frankreich.

Der Moniteur enthält eine königliche Ordonnanz vom
30 Dec. 1829, wodurch, wie es im Eingange heißt, ohne den auf
Dienste gegründeten Rechten Eintrag zu thun, und ohne die
Grundlage der Organisation der Douanen zu ändern, Ersparungen
und Modifikationen bei dieser Verwaltung eingeführt werden sol-
len, die mit der Wichtigkeit der Interessen, die sie beschüzt, im
Einklange seyen. In Erwägung, daß es zwekmäßig sey, den hö-
hern Douanenbeamten einen mit der Beschaffenheit ihrer Verrich-

Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchſten Privilegien.
Sonntag Nro. 10. 10 Januar 1830.


Spaniſches Amerika.
— Großbritannien. (Schreiben aus London.)
— Frankreich. (Schreiben aus Paris.)
— Deutſchland.
— Preußen.
— Rußland.
— Oeſtreich.
— Beilage Nro. 10.
Bemerkungen über den mitteldeutſchen Verein.
— Briefe aus dem Haag und von der
kurheſſiſchen Gränze.
— Rußland.
— Türtiſche Amneſtie für die Raaja’s.
— Ankündigungen.



[Spaltenumbruch]
Spaniſches Amerika.

Die Times ſagen: „Die lezten mericaniſchen Zeitungen ent-
halten angenehme Beweiſe von der, durch die lezte Invaſion er-
zeugten Eintracht der Parteien, und von politiſchen Maaßregeln,
um in Zukunft des Schuzes einer Nationalarmee verſichert zu
ſeyn. General Santa-Anna’s Sieg über die ſpaniſche Invaſions-
Armee iſt in den verſchiedenen Provinzen der Republik gefeiert,
und er ſelbſt von mehrern Munizipalitäten für einen um den
Staat verdienten Bürger erklärt worden. In Puebla hat der
Kongreß dem ſiegreichen General und allen Anführern unter ihm
das Bürgerrecht ertheilt, auch angeordnet, daß den Gebliebe-
nen ein ehrenvolles Leichenbegängniß, und ihren dürftigen Witt-
wen oder Müttern Penſionen zu Theil werden ſollen. In der
Zeitung „Espiritu Publico“ vom 21 Oktober finden wir ein
Schreiben Santa-Anna’s, worin er auf die ihm Schuld ge-
gebenen gefährlichen Abſichten anſpielt, und ſie mit großem Eifer
und anſcheinender Aufrichtigkeit abläugnet. Kein Grund könne an-
geführt werden — ſagt er — um die Abſichten eines Anführers zu
verdächtigen, deſſen einziges Beſtreben auf die Vergrößerung ſei-
nes Vaterlandes gerichtet geweſen ſey. Wenn einige Perſonen
ihn als revolutionair und ehrgeizig geſchildert hätten, ſo müſſe
ihre Zahl gering ſeyn, und die Gründe ihres Verdachts müßten
mehr auf ihrer eigenen Einbildung, als auf den Handlungen ſei-
nes Lebens beruhen. Das Schreiben ſchließt mit einer nachdrük-
lichen Betheuerung ſeines Entſchluſſes, die beſtehende Regierung
aufrecht zu erhalten.“

Großbritannien.

Konſol. 3Proz. 95⅜; griechiſche
Fonds 31½.

Die türkiſche Anleihe, von der zu London ſeit einiger Zeit ge-
ſprochen wird, ſoll, dem Vernehmen nach, ſechs Millionen Pfund
Sterl. betragen, 6 Proz Zinſen bringen und binnen 30 Jahren
rükzahlbar ſeyn.

Die Nachricht von der Erhebung des
Prinzen Leopold von Sachſen-Koburg auf den Thron von Griechen-
land, die dem Publikum geſtern zuerſt aus Frankreich glaubwür-
dig bekannt wurde, erregt hier im Allgemeinen — da man ſich
doch einmal den Fügungen der Vorſehung unterwerfen muß, wel-
che die endliche Freiheit der Griechen ausſprach, — eine freudige
Theilnahme. Das Protokoll, welches den Kontinent Griechenlands
und die benachbarten Inſeln zu einem unabhängigen Reiche bil-
dete, hat die Wolken vertrieben, welche bei der Morgenröthe der
politiſchen Freiheit Griechenlands am 6 Jul. 1827 den Freunden
einer freien Civiliſation eine ſo trübe Zukunft verkündigten. Grie-
chenland wird kein Vaſall der Pforte; es tritt in die Reihe der
[Spaltenumbruch] unabhängigen chriſtlichen Staaten Europa’s, mit dem Vortheile
einer ſo allgemeinen Zuneigung und Theilnahme der Völker dis-
ſeits und jenſeits des Oceans, wie ſich deren wohl bisher kein
anderes, einem Sklavenjoche ſich entziehendes Volk zu erfreuen
hatte. Auch nur ein oberſtächlicher Blik auf die innern Verhält-
niſſe des griechiſchen Volkes, auf dem Kontinente wie auf den In-
ſeln, und noch mehr auf die nachbarlichen Verhältniſſe des neuen
Staates zu der Türkei, zum ruſſiſchen Reiche und zur dermaligen
Regierung der joniſchen Inſeln, wird jedem Unbefangenen die Ue-
berzeugung gewähren, daß nur ein konſtitutionelles Königthum
diejenige Regierungsſorm ſeyn konnte, die den Griechen dauerhafte
Grundlagen für ihren innern Frieden, ihre Selbſtſtändigkeit und
ihr Fortſchreiten zum Beſſern ſichert. Man darf ſich daher freuen,
daß der zu der neuen Krone berufene Fürſt alle dieſe Anforderun-
gen befriedigend löſen wird. Prinz Leopold hat unter mannichfa-
chen Verhältniſſen, ſeitdem er zu der Königsfamilie Großbritan-
niens gehört, ſich die ungeheuchelte Achtung Aller erworben, die
ihm nahe ſtehen; Charakterſtärke mit Mäßigung verbindend, hat
er ſtets mit Klugheit und Standhaftigkeit unbillige Anſprüche zu-
rükgewieſen, und jede Einmiſchung vermieden, die ihn in das La-
byrinth eines ihm immerhin fremden Parteiſtreites hätte verwi-
keln müſſen. Es iſt Thatſache, daß Prinz Leopold in dem jezt
verfloſſenen Jahre auf dem feſten Lande länger als gewöhnlich ver-
weilte, blos um jeder Annäherung zu irgend einer Partei in der
irländiſchen Emanzipations-Angelegenheit auszuweichen. Der Prinz
kannte die wahren Geſinnungen des Hofes und der Miniſter, des
hohen Adels und des Volkes, und handelte daher ganz der Klug-
heit gemäß, indem er ruhiger Zuſchauer in der Ferne blieb. Sein
großes Vermögen macht es ihm leicht ein Wohlthäter ſeines neuen
Reiches zu werden, wo alle Inſtitutionen einer civiliſirten Geſell-
ſchaft noch ſo ſehr einer kräftigen ſchaffenden Hand bedürfen; ein
Umſtand, welcher unſern ſcharfſehenden Börſenmännern nicht ent-
ging, die in der Thronbeſteigung des Prinzen die beſte Garantie
für die künftige Entrichtung der Zinſen der griechiſchen Anleihe
erbliken; die griechiſchen Fonds ſtiegen geſtern von 27 auf 32½.
Heute ſind ſie 29½ notirt.

Frankreich.

Der Moniteur enthält eine königliche Ordonnanz vom
30 Dec. 1829, wodurch, wie es im Eingange heißt, ohne den auf
Dienſte gegründeten Rechten Eintrag zu thun, und ohne die
Grundlage der Organiſation der Douanen zu ändern, Erſparungen
und Modifikationen bei dieſer Verwaltung eingeführt werden ſol-
len, die mit der Wichtigkeit der Intereſſen, die ſie beſchüzt, im
Einklange ſeyen. In Erwägung, daß es zwekmäßig ſey, den hö-
hern Douanenbeamten einen mit der Beſchaffenheit ihrer Verrich-

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[0001] Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchſten Privilegien. Sonntag Nro. 10. 10 Januar 1830. Spaniſches Amerika. — Großbritannien. (Schreiben aus London.) — Frankreich. (Schreiben aus Paris.) — Deutſchland. — Preußen. — Rußland. — Oeſtreich. — Beilage Nro. 10. Bemerkungen über den mitteldeutſchen Verein. — Briefe aus dem Haag und von der kurheſſiſchen Gränze. — Rußland. — Türtiſche Amneſtie für die Raaja’s. — Ankündigungen. Spaniſches Amerika. Die Times ſagen: „Die lezten mericaniſchen Zeitungen ent- halten angenehme Beweiſe von der, durch die lezte Invaſion er- zeugten Eintracht der Parteien, und von politiſchen Maaßregeln, um in Zukunft des Schuzes einer Nationalarmee verſichert zu ſeyn. General Santa-Anna’s Sieg über die ſpaniſche Invaſions- Armee iſt in den verſchiedenen Provinzen der Republik gefeiert, und er ſelbſt von mehrern Munizipalitäten für einen um den Staat verdienten Bürger erklärt worden. In Puebla hat der Kongreß dem ſiegreichen General und allen Anführern unter ihm das Bürgerrecht ertheilt, auch angeordnet, daß den Gebliebe- nen ein ehrenvolles Leichenbegängniß, und ihren dürftigen Witt- wen oder Müttern Penſionen zu Theil werden ſollen. In der Zeitung „Espiritu Publico“ vom 21 Oktober finden wir ein Schreiben Santa-Anna’s, worin er auf die ihm Schuld ge- gebenen gefährlichen Abſichten anſpielt, und ſie mit großem Eifer und anſcheinender Aufrichtigkeit abläugnet. Kein Grund könne an- geführt werden — ſagt er — um die Abſichten eines Anführers zu verdächtigen, deſſen einziges Beſtreben auf die Vergrößerung ſei- nes Vaterlandes gerichtet geweſen ſey. Wenn einige Perſonen ihn als revolutionair und ehrgeizig geſchildert hätten, ſo müſſe ihre Zahl gering ſeyn, und die Gründe ihres Verdachts müßten mehr auf ihrer eigenen Einbildung, als auf den Handlungen ſei- nes Lebens beruhen. Das Schreiben ſchließt mit einer nachdrük- lichen Betheuerung ſeines Entſchluſſes, die beſtehende Regierung aufrecht zu erhalten.“ Großbritannien. London, 31 Dec.Konſol. 3Proz. 95⅜; griechiſche Fonds 31½. Die türkiſche Anleihe, von der zu London ſeit einiger Zeit ge- ſprochen wird, ſoll, dem Vernehmen nach, ſechs Millionen Pfund Sterl. betragen, 6 Proz Zinſen bringen und binnen 30 Jahren rükzahlbar ſeyn. **London, 51 Dec.Die Nachricht von der Erhebung des Prinzen Leopold von Sachſen-Koburg auf den Thron von Griechen- land, die dem Publikum geſtern zuerſt aus Frankreich glaubwür- dig bekannt wurde, erregt hier im Allgemeinen — da man ſich doch einmal den Fügungen der Vorſehung unterwerfen muß, wel- che die endliche Freiheit der Griechen ausſprach, — eine freudige Theilnahme. Das Protokoll, welches den Kontinent Griechenlands und die benachbarten Inſeln zu einem unabhängigen Reiche bil- dete, hat die Wolken vertrieben, welche bei der Morgenröthe der politiſchen Freiheit Griechenlands am 6 Jul. 1827 den Freunden einer freien Civiliſation eine ſo trübe Zukunft verkündigten. Grie- chenland wird kein Vaſall der Pforte; es tritt in die Reihe der unabhängigen chriſtlichen Staaten Europa’s, mit dem Vortheile einer ſo allgemeinen Zuneigung und Theilnahme der Völker dis- ſeits und jenſeits des Oceans, wie ſich deren wohl bisher kein anderes, einem Sklavenjoche ſich entziehendes Volk zu erfreuen hatte. Auch nur ein oberſtächlicher Blik auf die innern Verhält- niſſe des griechiſchen Volkes, auf dem Kontinente wie auf den In- ſeln, und noch mehr auf die nachbarlichen Verhältniſſe des neuen Staates zu der Türkei, zum ruſſiſchen Reiche und zur dermaligen Regierung der joniſchen Inſeln, wird jedem Unbefangenen die Ue- berzeugung gewähren, daß nur ein konſtitutionelles Königthum diejenige Regierungsſorm ſeyn konnte, die den Griechen dauerhafte Grundlagen für ihren innern Frieden, ihre Selbſtſtändigkeit und ihr Fortſchreiten zum Beſſern ſichert. Man darf ſich daher freuen, daß der zu der neuen Krone berufene Fürſt alle dieſe Anforderun- gen befriedigend löſen wird. Prinz Leopold hat unter mannichfa- chen Verhältniſſen, ſeitdem er zu der Königsfamilie Großbritan- niens gehört, ſich die ungeheuchelte Achtung Aller erworben, die ihm nahe ſtehen; Charakterſtärke mit Mäßigung verbindend, hat er ſtets mit Klugheit und Standhaftigkeit unbillige Anſprüche zu- rükgewieſen, und jede Einmiſchung vermieden, die ihn in das La- byrinth eines ihm immerhin fremden Parteiſtreites hätte verwi- keln müſſen. Es iſt Thatſache, daß Prinz Leopold in dem jezt verfloſſenen Jahre auf dem feſten Lande länger als gewöhnlich ver- weilte, blos um jeder Annäherung zu irgend einer Partei in der irländiſchen Emanzipations-Angelegenheit auszuweichen. Der Prinz kannte die wahren Geſinnungen des Hofes und der Miniſter, des hohen Adels und des Volkes, und handelte daher ganz der Klug- heit gemäß, indem er ruhiger Zuſchauer in der Ferne blieb. Sein großes Vermögen macht es ihm leicht ein Wohlthäter ſeines neuen Reiches zu werden, wo alle Inſtitutionen einer civiliſirten Geſell- ſchaft noch ſo ſehr einer kräftigen ſchaffenden Hand bedürfen; ein Umſtand, welcher unſern ſcharfſehenden Börſenmännern nicht ent- ging, die in der Thronbeſteigung des Prinzen die beſte Garantie für die künftige Entrichtung der Zinſen der griechiſchen Anleihe erbliken; die griechiſchen Fonds ſtiegen geſtern von 27 auf 32½. Heute ſind ſie 29½ notirt. Frankreich. Der Moniteur enthält eine königliche Ordonnanz vom 30 Dec. 1829, wodurch, wie es im Eingange heißt, ohne den auf Dienſte gegründeten Rechten Eintrag zu thun, und ohne die Grundlage der Organiſation der Douanen zu ändern, Erſparungen und Modifikationen bei dieſer Verwaltung eingeführt werden ſol- len, die mit der Wichtigkeit der Intereſſen, die ſie beſchüzt, im Einklange ſeyen. In Erwägung, daß es zwekmäßig ſey, den hö- hern Douanenbeamten einen mit der Beſchaffenheit ihrer Verrich-

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 10, 10. Januar 1830, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine10_1830/1>, abgerufen am 16.05.2024.