Allgemeine Zeitung, Nr. 10, 10. Januar 1830.10 Januar. Beilage zur Allgemeinen Zeitung. Nro. 10. 1830.[Spaltenumbruch] Bemerkungen über den mitteldeutschen Verein.*) Im Jahre 1828 vereinigte sich Würtemberg mit Bayern zu *) Nach Briefen aus Frankfurt a. M. vor Kurzem allen Mitglie-
dern des dortigen gesezgebenden Körpers zugestellt. 10 Januar. Beilage zur Allgemeinen Zeitung. Nro. 10. 1830.[Spaltenumbruch] Bemerkungen über den mitteldeutſchen Verein.*) Im Jahre 1828 vereinigte ſich Würtemberg mit Bayern zu *) Nach Briefen aus Frankfurt a. M. vor Kurzem allen Mitglie-
dern des dortigen geſezgebenden Körpers zugeſtellt. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0005"/> <div type="jSupplement"> <floatingText> <front> <titlePage type="heading"> <docImprint> <docDate>10 Januar.</docDate> </docImprint><lb/> <docTitle> <titlePart type="main"><hi rendition="#g">Beilage zur Allgemeinen Zeitung</hi>.</titlePart> </docTitle><lb/> <docImprint> <docDate><hi rendition="#aq">N<hi rendition="#uu"><hi rendition="#sup">ro.</hi></hi></hi> 10. 1830.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFinancialNews" n="2"> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Bemerkungen</hi><lb/> über den<lb/><hi rendition="#g">mitteldeutſchen Verein.</hi><note place="foot" n="*)">Nach Briefen aus Frankfurt a. M. vor Kurzem allen Mitglie-<lb/> dern des dortigen geſezgebenden Körpers zugeſtellt.</note></hi> </head><lb/> <p>Im Jahre 1828 vereinigte ſich Würtemberg mit Bayern zu<lb/> einem gemeinſchaftlichen Zollſyſteme. Eine ähnliche Vereinigung<lb/> erfolgte im nemlichen Jahre zwiſchen Preußen und Heſſen-Darm-<lb/> ſtadt. Mehrere der übrigen deutſchen Bundesſtaaten glaubten es<lb/> ihrem Intereſſe angemeſſen, einer weitern Ausdehnung ſolcher<lb/> Zollvereinigungen, die nach jenen Vorgängen möglich ſchien, durch<lb/> geeignete Schritte vorzubeugen. Sie ſandten deshalb im Som-<lb/> mer 1828 Abgeordnete nach Kaſſel, durch welche, mit Genehmi-<lb/> gung der reſp. Regierungen, noch im nemlichen Jahre unter dem<lb/> Namen „mitteldeutſcher Verein“ ein Vertrag (dem auch Frank-<lb/> furt beitrat), zum Abſchluß kam, vermöge deſſen ſämtliche Mit-<lb/> glieder dieſes Vereins die Verbindlichkeiten übernahmen, ſich kei-<lb/> nem der vorgedachten Zollſyſteme anzuſchließen, und die in ihren<lb/> reſp. Ländern bereits beſtehenden Durchgangszölle nicht zu erhö-<lb/> hen. Die Dauer des Vertrags wurde auf ſechs Jahre, deſſen<lb/> Ende mithin auf das Jahr 1834 feſtgeſezt; auch ſollten künftig-<lb/> hin von Zeit zu Zeit Zuſammenkünfte der Abgeordneten der Ver-<lb/> einsſtaaten in Kaſſel ſtatt finden, um ſich über das Intereſſe des<lb/> Vereins gemeinſchaftlich zu berathen. Schon bei der zweiten Zu-<lb/> ſammenkunft im Sommer dieſes Jahrs mußte man indeſſen be-<lb/> merken, daß der mitteldeutſche Verein den Zwek, welchen man<lb/> bei deſſen Abſchluſſe im Auge hatte, nur höchſt unvollſtändig zu<lb/> erfüllen vermöge. Preußen, Bayern, Würtemberg und Heſſen-<lb/> Darmſtadt hatten ſich nemlich mittlerweile zu einem am erſten<lb/> Jan. 1830 in Ausübung kommenden Zollvertrage vereinigt und<lb/> Sachſen-Meiningen und Koburg (beide Mitglieder des mittel-<lb/> deutſchen Vereins) hatten, vermöge beſonderer mit Preußen ge-<lb/> troffener Uebereinkunft, zum offenbaren Nachtheile des mittel-<lb/> deutſchen Vereins, eine freie Kommunikationsſtraße, zwiſchen<lb/> Preußen und Bayern, durch das Gebiet jener Herzogthümer ver-<lb/> ſtattet. — Wie man bei ſo entmuthigenden Umſtänden, unter<lb/> welchen die zweite Zuſammenkunft in Kaſſel gehalten wurde, auf<lb/> den Gedanken kommen konnte, für den, erſt im Jahre 1834 ab-<lb/> laufenden Kaſſeler Vertrag, eine Verlängerung bis zum Jahre<lb/> 1841, blos deswegen vorzuſchlagen, weil auch Preußen, Bayern ꝛc.<lb/> ihrem vorerwähnten Zollvertrage vorerſt gleiche Dauer angewieſen<lb/> hatten, iſt allerdings ſchwer zu begreifen. Der Vorſchlag iſt in-<lb/> deſſen gemacht und Frankfurt anfgefordert worden, demſelben ge-<lb/> nehmigend beizutreten. Es mag daher der Mühe wohl werth<lb/> ſeyn, Frankfurts dermalige Lage und die Vortheile, welche der<lb/> mitteldeutſche Verein demſelben gewährt hat oder gewähren kan,<lb/> näher ins Auge zu faſſen, um darnach zu beſtimmen, inwiefern<lb/> Frankfurt wohl thun würde, in gedachte Verlängerung jezt ſchon<lb/> zu willigen. Wir bleiben bei Thatſachen, als der ſicherſten Baſis<lb/> eines richtigen Urtheils ſtehen, und führen als ſolche an: 1) ein<lb/> großer Theil der ſonſt ſo blühenden Frankfurter Meſſen iſt nach<lb/> Offenbach gewandert. 2) Frankfurter Handlungshäuſer, die in<lb/> Tuch, Leinen, Elberfelder Zeugen und Garnen, rohen Häuten,<lb/> Eiſen, Wein, Leder, Glas u. ſ. w. Geſchäfte machen, haben in<lb/><cb/> großer Anzahl Niederlagen ihrer Waaren in Offenbach (mitunter<lb/> auch in Mainz und andern Pläzen) errichten müſſen, wie ſich<lb/> ſolches aus dem Offenbacher Adreßkalender genugſam ergibt; 3) von<lb/> dem Frankfurter Speditionsgeſchäfte hat ſich ein großer Theil nach<lb/> Offenbach gezogen; 4) Rheinbayern, wohin bisher noch alle Waa-<lb/> ren ungehindert verſendet werden konnten, iſt in Folge des preu-<lb/> ßiſch-bayeriſchen Zollvertrags durch eine neue Mauthlinie gegen<lb/> Frankfurt abgeſchloſſen worden. Für den Frankfurter Kaufmann<lb/> ſind dieſe Verhältniſſe zwar allerdings nicht angenehm, im Gan-<lb/> zen jedoch, vornemlich für die Großhandlungen, ziemlich gleichgül-<lb/> tig oder doch erträglich, denn dieſe können ihr Geſchäft eben ſo<lb/> gut, mitunter ſogar noch wohlfeiler und beſſer in Offenbach als<lb/> in Frankfurt betreiben; aber für <hi rendition="#g">Frankfurt als Stadt</hi> iſt<lb/> die Sache <hi rendition="#g">nicht</hi> gleichgültig, wie ſich aus folgenden wenigen An-<lb/> führungen zur Genüge ergeben wird: <hi rendition="#aq">a)</hi> der Werth der Häuſer,<lb/> Magazine, Keller und Meßläden iſt, wie Jedermann weiß, hier<lb/> bedeutend geſunken, und ſinkt zum großen Schaden der Eigen-<lb/> thümer täglich noch weiter, während er in Offenbach beinahe mit<lb/> jedem Tage anſehnlich ſteigt. <hi rendition="#aq">b)</hi> Ein großer Theil hieſiger Klein-<lb/> händler und Handwerker, wie z. B. Tapezierer, Zinngießer,<lb/> Spengler, Bürſtenbinder, Dreher u. ſ. w. ſezt alle Tage weniger<lb/> ab, weil für die umliegende Gegend nichts hier gekauft werden<lb/> darf, was nicht in Offenbach, Iſenburg, Vilbel, Höchſt, an der<lb/> Mainkur ꝛc. Zoll bezahlen muß; auch ſind die hieſigen Binder-<lb/> meiſter durch die auswärtigen Weinlager fühlbar in ihrer Nah-<lb/> rung beeinträchtigt; <hi rendition="#aq">c)</hi> Tabak, Spielkarten, Eſſigfabriken, Schrift-<lb/> gießereien ꝛc. gehen aus obigen Gründen täglich weiter zurük;<lb/><hi rendition="#aq">d)</hi> der Erwerb der Güterſchafner, Einiler, Abläder ꝛc. nimmt<lb/> von Tag zu Tag mehr ab, weil die Waaren, welche hieſige Kauf-<lb/> leute auswärts lagern müſſen, nicht mehr durch ihre Hände gehen<lb/> können, und den hieſigen Wirthen geſchieht großer Abbruch, weil<lb/> viele Fuhrleute nicht mehr hier, ſondern ſtatt deſſen auswärts<lb/> auf- und abladen müſſen. Es wird Jedem, auch dem Unerfah-<lb/> renſten klar ſeyn, daß aus dieſer Sachlage höchſt empfindliche<lb/> Nachtheile für Frankfurt und ſeine Bürger erwachſen. Dieſe<lb/> Nachtheile fließen zwar nicht unmittelbar aus dem Kaſſeler Vereine,<lb/> aber der Kaſſeler Verein hat uns auch nicht dagegen zu ſchüzen, oder<lb/> ſie nur im Mindeſten abzuwenden vermocht. Trüber noch als die<lb/> Gegenwart iſt indeſſen die Zukunft. Schon die Vereinigung Darm-<lb/> ſtadts mit Preußen hat hieſiger Stadt ſehr wehe gethan, noch<lb/> viel mehr aber wird es ihr wehe thun, daß nun auch Würtem-<lb/> berg und (Alt- und Rhein-) Bayern am nächſtbevorſtehenden<lb/> 1 Januar mit Preußen in Handelsbund tritt. Das was wir<lb/> bereits empfunden haben, iſt nur ſchwacher Vorgeſchmak deſſen<lb/> was kommen wird. Wir werden dieſes theilweiſe ſchon im näch-<lb/> ſten, mehr aber noch in den nachfolgenden Jahren ſchmerzlich<lb/> verſpüren. Die bayeriſchen und würtembergiſchen Ein- und Ver-<lb/> käufer, die noch in lezter Meſſe hieher kamen, ſind nun ebenfalls<lb/> genöthigt, ſich nach Offenbach zu wenden, und haben ſchon jezt<lb/> Frankfurter Handlungshäuſer ſich bewogen geſehen, in Offenbach<lb/> nicht allein Waarenlager, ſondern förmliche Etabliſſements zu er-<lb/> richten, ſo werden bald noch viel mehr derſelben folgen, ihre Ge-<lb/> ſchäfte daſelbſt betreiben, daſelbſt wohnen und leben müſſen. Wan-<lb/> dern aber Kaufleute und mit ihnen natürlich auch ihr Kapital<lb/> von Frankfurt nach und nach aus — wo wird dann Frankfurts<lb/></p> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [0005]
10 Januar.
Beilage zur Allgemeinen Zeitung.
Nro. 10. 1830.
Bemerkungen
über den
mitteldeutſchen Verein. *)
Im Jahre 1828 vereinigte ſich Würtemberg mit Bayern zu
einem gemeinſchaftlichen Zollſyſteme. Eine ähnliche Vereinigung
erfolgte im nemlichen Jahre zwiſchen Preußen und Heſſen-Darm-
ſtadt. Mehrere der übrigen deutſchen Bundesſtaaten glaubten es
ihrem Intereſſe angemeſſen, einer weitern Ausdehnung ſolcher
Zollvereinigungen, die nach jenen Vorgängen möglich ſchien, durch
geeignete Schritte vorzubeugen. Sie ſandten deshalb im Som-
mer 1828 Abgeordnete nach Kaſſel, durch welche, mit Genehmi-
gung der reſp. Regierungen, noch im nemlichen Jahre unter dem
Namen „mitteldeutſcher Verein“ ein Vertrag (dem auch Frank-
furt beitrat), zum Abſchluß kam, vermöge deſſen ſämtliche Mit-
glieder dieſes Vereins die Verbindlichkeiten übernahmen, ſich kei-
nem der vorgedachten Zollſyſteme anzuſchließen, und die in ihren
reſp. Ländern bereits beſtehenden Durchgangszölle nicht zu erhö-
hen. Die Dauer des Vertrags wurde auf ſechs Jahre, deſſen
Ende mithin auf das Jahr 1834 feſtgeſezt; auch ſollten künftig-
hin von Zeit zu Zeit Zuſammenkünfte der Abgeordneten der Ver-
einsſtaaten in Kaſſel ſtatt finden, um ſich über das Intereſſe des
Vereins gemeinſchaftlich zu berathen. Schon bei der zweiten Zu-
ſammenkunft im Sommer dieſes Jahrs mußte man indeſſen be-
merken, daß der mitteldeutſche Verein den Zwek, welchen man
bei deſſen Abſchluſſe im Auge hatte, nur höchſt unvollſtändig zu
erfüllen vermöge. Preußen, Bayern, Würtemberg und Heſſen-
Darmſtadt hatten ſich nemlich mittlerweile zu einem am erſten
Jan. 1830 in Ausübung kommenden Zollvertrage vereinigt und
Sachſen-Meiningen und Koburg (beide Mitglieder des mittel-
deutſchen Vereins) hatten, vermöge beſonderer mit Preußen ge-
troffener Uebereinkunft, zum offenbaren Nachtheile des mittel-
deutſchen Vereins, eine freie Kommunikationsſtraße, zwiſchen
Preußen und Bayern, durch das Gebiet jener Herzogthümer ver-
ſtattet. — Wie man bei ſo entmuthigenden Umſtänden, unter
welchen die zweite Zuſammenkunft in Kaſſel gehalten wurde, auf
den Gedanken kommen konnte, für den, erſt im Jahre 1834 ab-
laufenden Kaſſeler Vertrag, eine Verlängerung bis zum Jahre
1841, blos deswegen vorzuſchlagen, weil auch Preußen, Bayern ꝛc.
ihrem vorerwähnten Zollvertrage vorerſt gleiche Dauer angewieſen
hatten, iſt allerdings ſchwer zu begreifen. Der Vorſchlag iſt in-
deſſen gemacht und Frankfurt anfgefordert worden, demſelben ge-
nehmigend beizutreten. Es mag daher der Mühe wohl werth
ſeyn, Frankfurts dermalige Lage und die Vortheile, welche der
mitteldeutſche Verein demſelben gewährt hat oder gewähren kan,
näher ins Auge zu faſſen, um darnach zu beſtimmen, inwiefern
Frankfurt wohl thun würde, in gedachte Verlängerung jezt ſchon
zu willigen. Wir bleiben bei Thatſachen, als der ſicherſten Baſis
eines richtigen Urtheils ſtehen, und führen als ſolche an: 1) ein
großer Theil der ſonſt ſo blühenden Frankfurter Meſſen iſt nach
Offenbach gewandert. 2) Frankfurter Handlungshäuſer, die in
Tuch, Leinen, Elberfelder Zeugen und Garnen, rohen Häuten,
Eiſen, Wein, Leder, Glas u. ſ. w. Geſchäfte machen, haben in
großer Anzahl Niederlagen ihrer Waaren in Offenbach (mitunter
auch in Mainz und andern Pläzen) errichten müſſen, wie ſich
ſolches aus dem Offenbacher Adreßkalender genugſam ergibt; 3) von
dem Frankfurter Speditionsgeſchäfte hat ſich ein großer Theil nach
Offenbach gezogen; 4) Rheinbayern, wohin bisher noch alle Waa-
ren ungehindert verſendet werden konnten, iſt in Folge des preu-
ßiſch-bayeriſchen Zollvertrags durch eine neue Mauthlinie gegen
Frankfurt abgeſchloſſen worden. Für den Frankfurter Kaufmann
ſind dieſe Verhältniſſe zwar allerdings nicht angenehm, im Gan-
zen jedoch, vornemlich für die Großhandlungen, ziemlich gleichgül-
tig oder doch erträglich, denn dieſe können ihr Geſchäft eben ſo
gut, mitunter ſogar noch wohlfeiler und beſſer in Offenbach als
in Frankfurt betreiben; aber für Frankfurt als Stadt iſt
die Sache nicht gleichgültig, wie ſich aus folgenden wenigen An-
führungen zur Genüge ergeben wird: a) der Werth der Häuſer,
Magazine, Keller und Meßläden iſt, wie Jedermann weiß, hier
bedeutend geſunken, und ſinkt zum großen Schaden der Eigen-
thümer täglich noch weiter, während er in Offenbach beinahe mit
jedem Tage anſehnlich ſteigt. b) Ein großer Theil hieſiger Klein-
händler und Handwerker, wie z. B. Tapezierer, Zinngießer,
Spengler, Bürſtenbinder, Dreher u. ſ. w. ſezt alle Tage weniger
ab, weil für die umliegende Gegend nichts hier gekauft werden
darf, was nicht in Offenbach, Iſenburg, Vilbel, Höchſt, an der
Mainkur ꝛc. Zoll bezahlen muß; auch ſind die hieſigen Binder-
meiſter durch die auswärtigen Weinlager fühlbar in ihrer Nah-
rung beeinträchtigt; c) Tabak, Spielkarten, Eſſigfabriken, Schrift-
gießereien ꝛc. gehen aus obigen Gründen täglich weiter zurük;
d) der Erwerb der Güterſchafner, Einiler, Abläder ꝛc. nimmt
von Tag zu Tag mehr ab, weil die Waaren, welche hieſige Kauf-
leute auswärts lagern müſſen, nicht mehr durch ihre Hände gehen
können, und den hieſigen Wirthen geſchieht großer Abbruch, weil
viele Fuhrleute nicht mehr hier, ſondern ſtatt deſſen auswärts
auf- und abladen müſſen. Es wird Jedem, auch dem Unerfah-
renſten klar ſeyn, daß aus dieſer Sachlage höchſt empfindliche
Nachtheile für Frankfurt und ſeine Bürger erwachſen. Dieſe
Nachtheile fließen zwar nicht unmittelbar aus dem Kaſſeler Vereine,
aber der Kaſſeler Verein hat uns auch nicht dagegen zu ſchüzen, oder
ſie nur im Mindeſten abzuwenden vermocht. Trüber noch als die
Gegenwart iſt indeſſen die Zukunft. Schon die Vereinigung Darm-
ſtadts mit Preußen hat hieſiger Stadt ſehr wehe gethan, noch
viel mehr aber wird es ihr wehe thun, daß nun auch Würtem-
berg und (Alt- und Rhein-) Bayern am nächſtbevorſtehenden
1 Januar mit Preußen in Handelsbund tritt. Das was wir
bereits empfunden haben, iſt nur ſchwacher Vorgeſchmak deſſen
was kommen wird. Wir werden dieſes theilweiſe ſchon im näch-
ſten, mehr aber noch in den nachfolgenden Jahren ſchmerzlich
verſpüren. Die bayeriſchen und würtembergiſchen Ein- und Ver-
käufer, die noch in lezter Meſſe hieher kamen, ſind nun ebenfalls
genöthigt, ſich nach Offenbach zu wenden, und haben ſchon jezt
Frankfurter Handlungshäuſer ſich bewogen geſehen, in Offenbach
nicht allein Waarenlager, ſondern förmliche Etabliſſements zu er-
richten, ſo werden bald noch viel mehr derſelben folgen, ihre Ge-
ſchäfte daſelbſt betreiben, daſelbſt wohnen und leben müſſen. Wan-
dern aber Kaufleute und mit ihnen natürlich auch ihr Kapital
von Frankfurt nach und nach aus — wo wird dann Frankfurts
*) Nach Briefen aus Frankfurt a. M. vor Kurzem allen Mitglie-
dern des dortigen geſezgebenden Körpers zugeſtellt.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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