Allgemeine Zeitung. Nr. 127. München, 17. März 1908.Nr. 127. München, Dienstag Allgemeine Zeitung 17. März 1908. Hof und Gesellschaft. * München, 16. März.-- Se. kgl. Hoheit der Prinzregent nahm Sams- -- Bei Sr. kgl. Hoheit dem Prinzregenten waren -- Prinz Ludwig wohnte gestern dem Kommerse des -- Die Großherzogin von Toskana traf mit ihren -- Prinzessin Adelgunde und Klara wohnten gestern -- König Friedrich August von Sachsen Münchener Stadtanzeiger. * München, 16. März.Auf dem Nockherberg. Es ist nicht zu leugnen, daß man in München die Stimmung In endlosem Zuge pilgerten am gestrigen Sonntag Münchens Die festliche Halle liegt im tiefen Nachmittagsdämmer. Und das Bier? Braucht man ihm zu Ehren noch ein Wort = Papstjubiläum. Die vom Komitee großartig ange- * Der Korpsphilister-Verband hielt am Samstag, 14. März, m. Krieger-Kommers. Wie alle Jahre, so beging auch * Internationale Antwortscheine. Der Vereinbarung * Die Schlierseer im Deutschen Theater haben in der ersten * Vermittlung von Kostplätzen für Pflegekinder. Auf * Der Münchener Chorschulverein veranstaltet am 17. März m. Erdbebenregistrierung. Wie bereits am 3. März Um 8 Uhr 33 Min. 48 Sek. setzte eine neue Bewegung Am Sonntag, 15. März früh folgte ein Nah- * Marya Delvard im Intimen Theater. Frau Delvard ist [irrelevantes Material] Theater und Musik. Abend gibt wohl Gelegenheit dazu. Zunächst möchte ich, nach k. Berlin, 14. März. Im Hebbel-Theater fand heute von t. Mannheim, 15. März. Hof- und Nationaltheater. "Wie wir auch schneiden und pflastern und schmieren, Das ist das Gerippe einer Handlung, um das sich prächtig bm. Wiener Theater. Zwei Schüsseln, die das Burgtheater Bildende Kunst. * Der Delegiertentag des Verbandes Deutscher Kunstgewerbe- Bunte Chronik. * Caruso. Dieser Name, der sich einen so hellen Klang er- 1) Im Buchverlag erschienen bei Georg Müller,
München. Nr. 127. München, Dienstag Allgemeine Zeitung 17. März 1908. Hof und Geſellſchaft. * München, 16. März.— Se. kgl. Hoheit der Prinzregent nahm Sams- — Bei Sr. kgl. Hoheit dem Prinzregenten waren — Prinz Ludwig wohnte geſtern dem Kommerſe des — Die Großherzogin von Toskana traf mit ihren — Prinzeſſin Adelgunde und Klara wohnten geſtern — König Friedrich Auguſt von Sachſen Münchener Stadtanzeiger. * München, 16. März.Auf dem Nockherberg. Es iſt nicht zu leugnen, daß man in München die Stimmung In endloſem Zuge pilgerten am geſtrigen Sonntag Münchens Die feſtliche Halle liegt im tiefen Nachmittagsdämmer. Und das Bier? Braucht man ihm zu Ehren noch ein Wort = Papſtjubiläum. Die vom Komitee großartig ange- * Der Korpsphiliſter-Verband hielt am Samstag, 14. März, m. Krieger-Kommers. Wie alle Jahre, ſo beging auch * Internationale Antwortſcheine. Der Vereinbarung * Die Schlierſeer im Deutſchen Theater haben in der erſten * Vermittlung von Koſtplätzen für Pflegekinder. Auf * Der Münchener Chorſchulverein veranſtaltet am 17. März m. Erdbebenregiſtrierung. Wie bereits am 3. März Um 8 Uhr 33 Min. 48 Sek. ſetzte eine neue Bewegung Am Sonntag, 15. März früh folgte ein Nah- * Marya Delvard im Intimen Theater. Frau Delvard iſt [irrelevantes Material] Theater und Muſik. Abend gibt wohl Gelegenheit dazu. Zunächſt möchte ich, nach k. Berlin, 14. März. Im Hebbel-Theater fand heute von t. Mannheim, 15. März. Hof- und Nationaltheater. „Wie wir auch ſchneiden und pflaſtern und ſchmieren, Das iſt das Gerippe einer Handlung, um das ſich prächtig bm. Wiener Theater. Zwei Schüſſeln, die das Burgtheater Bildende Kunſt. * Der Delegiertentag des Verbandes Deutſcher Kunſtgewerbe- Bunte Chronik. * Caruſo. Dieſer Name, der ſich einen ſo hellen Klang er- 1) Im Buchverlag erſchienen bei Georg Müller,
München. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="Seite 3[3]"/> <fw place="top" type="header">Nr. 127. München, Dienstag Allgemeine Zeitung 17. März 1908.</fw><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hof und Geſellſchaft.</hi> </head><lb/> <dateline>* München, 16. März.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Se. kgl. Hoheit der <hi rendition="#g">Prinzregent</hi> nahm Sams-<lb/> tag vor der Paradetafel durch den Kriegsminiſter Frhrn. von<lb/> Horn zahlreiche Vorſtellungen neu beförderter, ſowie hier-<lb/> her verſetzter Offiziere, ſowie ſolcher auswärtiger Staaten<lb/> entgegen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Bei Sr. kgl. Hoheit dem <hi rendition="#g">Prinzregenten</hi> waren<lb/> geſtern <hi rendition="#g">zur Tafel geladen:</hi> Maximiliane Gräfin<lb/> v. <hi rendition="#g">Holnſtein,</hi> kgl. Palaſtdame; Dr. Georg Frhr. <hi rendition="#g">von<lb/> Hertling,</hi> kgl. Kämmerer, lebenslänglicher Reichsrat,<lb/> mit Gemahlin; Friedrich Graf zu <hi rendition="#g">Pappenheim,</hi> kgl.<lb/> Rittmeiſter und perſönlicher Adjutant, mit Gemahlin; Karl<lb/> Frhr. v. <hi rendition="#g">Hertling,</hi> kgl. Kammerjunker und Leutnant<lb/> im 3. Feldartillerie-Regiment, mit Gemahlin; und Agnes<lb/> Freifrau v. <hi rendition="#g">Herman,</hi> kgl. Kämmerers- und Senatspräſi-<lb/> dentenswitwe, mit Tochter Amanda.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Prinz <hi rendition="#g">Ludwig</hi> wohnte geſtern dem Kommerſe des<lb/><hi rendition="#g">Krieger- und Veteranenvereins</hi> im Feſtſaale des<lb/> kgl. Hofbräuhauſes bei.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Die <hi rendition="#g">Großherzogin von Toskana</hi> traf mit ihren<lb/> drei Töchtern geſtern abend 6 Uhr, von Salzburg kommend, hier<lb/> ein. Zu ihrer Begrüßung hatte ſich Prinzeſſin Ludwig im Haupt-<lb/> bahnhof eingefunden, die ſich alsdann nach dem Wittelsbacher<lb/> Palais zurückbegab. Die Großherzogin begab ſich mit ihren<lb/> Töchtern und ihrem Sohne, dem Erzherzog Heinrich, der ſie eben-<lb/> falls erwartet hatte, zu Fuß in die Stadt. Abends erfolgte die<lb/> Weiterreiſe nach Italien.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Prinzeſſin <hi rendition="#g">Adelgunde</hi> und <hi rendition="#g">Klara</hi> wohnten geſtern<lb/> dem Vortrag des franzöſiſchen Publiziſten Viktor de Bled im<lb/> Inſtitut Savgete bei.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— <hi rendition="#g">König Friedrich Auguſt von Sachſen</hi><lb/> wird auf ſeiner Auslandsreiſe, die er am 20. März von<lb/> Dresden aus antritt, am 27. März in Genua eintreffen<lb/> und ſich noch am ſelben Tage auf dem Lloyddampfer „Großer<lb/> Kurfürſt“ einſchiffen. Die Seereiſe wird bis Antwerpen<lb/> direkt erfolgen, ohne daß Zwiſchenhäfen angelaufen wer-<lb/> den. Der Dampfer ſoll am 5. April in <hi rendition="#g">Antwerpen</hi> ein-<lb/> treffen. Von dort beabſichtigt der König dem holländiſchen<lb/> Hofe einen Beſuch abzuſtatten.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Münchener Stadtanzeiger.</hi> </head><lb/> <dateline>* München, 16. März.</dateline><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Auf dem Nockherberg.</hi> </head><lb/> <p>Es iſt nicht zu leugnen, daß man in München die Stimmung<lb/> aller Feſtlichkeiten durch reichlichen Alkoholgenuß zu erhöhen<lb/> pflegt. Nur die Dulten mit ihren roſafarbenen Limonaden<lb/> bilden eine Ausnahme. Doch tritt bei den meiſten dieſer fröh-<lb/> lichen Gelegenheiten der geſellige Zweck in den Vordergrund.<lb/> Nur eine Feſtwoche gibt es in München, da das Bier als einziger<lb/> Zweck der Uebung gepflegt wird: die Salvatorzeit. Hier iſt die<lb/> Begeiſterung ganz dem Stoff gewidmet.</p><lb/> <p>In endloſem Zuge pilgerten am geſtrigen Sonntag Münchens<lb/> Bürger zu der Hochburg aller Biere. Im feſten, würdevollen<lb/> Schritt kamen die Ehepaare daher, behender trottete die verlobte<lb/> Jugend, äußerſt eilig hatten es die Junggeſellen. Kaum war<lb/> die Halle geöffnet — da war ſie auch ſchon gefüllt. Auf den<lb/> langen harten Bänken faßen die Münchener Idealiſten. Ge-<lb/> ſprochen wurde weiter nicht viel. Was ſoll man auch dazu ſagen?<lb/> Ab und zu ſchrie einer auf, dann ſchrien andere dazwiſchen.<lb/> Warum, weiß niemand. Es war auch niemand neugierig. Nur<lb/> ſo ein behagliches Grunzen wurde hier und da vernehmbar. Die<lb/> Muſikanten aber blieſen mit vollen Backen in ihre Inſtrumente<lb/> hinein, wenn ſie nicht gerade durch Trinken verhindert waren.</p><lb/> <p>Die feſtliche Halle liegt im tiefen Nachmittagsdämmer.<lb/> Schwarzſchwärzlich ſitzt die Menge Kopf an Kopf. Die Menſchen<lb/> ſind faſt unkenntlich. Sie erkennen auch niemand mehr. Nur<lb/> die eine Perſon, die ihnen den Stoff immer neu zuführt, iſt für<lb/> ſie einigermaßen intereſſant. Um 3½ Uhr iſt die Halle gefüllt —<lb/> ſie wird polizeilich geſperrt. Draußen iſt es ſo kalt — aber der<lb/> Salvator macht warm und ſo kampiert man halt im Freien.<lb/> Und immer neue Mengen von Menſchen ſtürmen den Berg<lb/> hinan....</p><lb/> <p>Und das Bier? Braucht man ihm zu Ehren noch ein Wort<lb/> zu ſagen? Die tiefe, innige Zärtlichkeit, die aus den Blicken der<lb/> Estrinkenden leuchtete, ſprach Bände — Bände —.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">= Papſtjubiläum.</hi> </head><lb/> <p>Die vom Komitee großartig ange-<lb/> legte Papſtjubiläumsfeier am Donnerstag findet für die<lb/><hi rendition="#g">katholiſche Männerwelt</hi> in der Frauenkirche um<lb/> 10 Uhr, jene für die <hi rendition="#g">katholiſche Frauenwelt</hi> um<lb/> 11 Uhr in der St. Cajetanshofkirche ſtatt. In der Aller-<lb/> heiligenkirche wird an dieſem Tage zu Ehren des hl. Joſeph<lb/> wie gewöhnlich Gottesdienſt abgehalten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* <hi rendition="#b">Der Korpsphiliſter-Verband</hi> hielt am Samstag, 14. März,<lb/> eine fröhliche Herrenkneipe im großen Saal des Löwenbräu-<lb/> Kellers, zu der ſich zahlreiche alte Herren, aber auch die Aktivitas<lb/> in ſtattlicher Korona eingefunden hatten. Viele hohe Beamte<lb/> und namhafte Perſönlichkeiten waren unter den Anweſenden, die<lb/> der Vorſitzende des Verbandes, Prof. Dr. <hi rendition="#g">Schlöſſer,</hi> herzlich<lb/> begrüßte. Der Senior des präſidierenden Korps Brunsvigia<lb/> erwiderte dankend. Offizielle Reden wurden nicht gehalten, da-<lb/> gegen erfreute ein gediegenes und luſtiges Programm die den<lb/> ganzen Saal füllende Zuhörerſchaft, die im Schmuck der farbigen<lb/> Mützen ein feſtlich-heiteres Bild bot. Die Aktivitas hatte ſogar<lb/> ein Orcheſter geſtellt. Hervorragende Bühnenmitglieder, die zum<lb/> Teil ſelbſt Korpsphiliſter ſind, halfen bei der Durchführung des<lb/> gelungenen Abends mit.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">m.</hi> <hi rendition="#b">Krieger-Kommers.</hi> </head><lb/> <p>Wie alle Jahre, ſo beging auch<lb/> heuer wieder der <hi rendition="#g">Bayeriſche Veteranen- und<lb/> Kriegerbund</hi> das Geburtsfeſt ſeines Protektors des<lb/><hi rendition="#g">Prinzregenten</hi> mit einem Feſtkommers. Der große<lb/> Saal des Hofbräuhauſes war faſt zu klein, um all die<lb/> Bundesmitglieder und ihre Ehrengäſte zu faſſen. An der<lb/> oberen Breitſeite des Saales war in einem Hain von<lb/> Zypreſſen, Lorbeerbäumen und Palmen die Büſte des<lb/> Regenten, umgeben von den reich geſtickten Fahnen, Stan-<lb/> darten und Bannern der verſchiedenen Vereine aufgeſtellt;<lb/> auf der darüber liegenden Galerie hatte die Muſik des In-<lb/> fanterie-Leibregiments unter Leitung ihres Muſikdirektors<lb/> Max Högg Platz genommen. Von Ehrengäſten waren er-<lb/> ſchienen: die Prinzen <hi rendition="#g">Ludwig, Rupprecht</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Franz</hi> mit ihren perſönlichen Adjutanten, der Ge-<lb/> neralmajor und Stadtkommandant <hi rendition="#g">Naegelsbach,</hi> der<lb/> Diviſionskommandeur Generalleutnant Frhr. v. <hi rendition="#g">Kreß,</hi><lb/> die Brigadekommandeure v. Brug, Frhr. v. Kreß, v. From-<lb/> mel, die Generale Frhr. v. Nagel, Frhr. v. Stengel, Graf<lb/> Tauffkirchen, Cornet der Leibgarde der Hartſchiere, von<lb/> Schenk, v. Leeb, v. Betzel, Mayer und Hagn; der Komman-<lb/> deur des Infanterie-Leibregiments Graf Montgelas; die<lb/> Miniſter v. Brettreich, Graf Crailsheim und Graf Feilitzſch,<lb/> Polizeidirektor Frhr. v. d. Heydte, Unterſtaatsſekretär Prof.<lb/> v. Mayr, Geh. Kommerzienrat <hi rendition="#g">Brauſer</hi> u. a. m. Beim<lb/> Eintritt der Prinzen intonierte die Muſik den Hünnſchen<lb/> Marſch „Hoch Wittelsbach“. Nach einem weiteren Konzert-<lb/> ſtücke und einem von den Sängerkorps des „Veteranen- und<lb/> Kriegervereins“, des „Deutſchen Kriegerbundes“ und der<lb/> Sängerabteilung des „Veteranen- und Kriegervereins<lb/> München-Iſarvorſtadt“ unter der Direktion des Chor-<lb/> meiſters Oskar Kraus vorgetragenen Liedes „An das<lb/> Vaterland“ von Kreutzer, ergriff der Bundespräſident Ge-<lb/> neralleutnant v. <hi rendition="#g">Winneberger</hi> an Stelle des am Er-<lb/> ſcheinen verhinderten Ehrenpräſidenten des Bundes<lb/> Prinzen <hi rendition="#g">Leopold</hi> das Wort zur Feſtrede. In zündenden<lb/> Worten feierte er unſeren Regenten, den ein gütiges Geſchick<lb/> zum Wohle aller Landeskinder in vollſter Friſche und<lb/> Rüſtigkeit das Alter von 87 Jahren erreichen ließ. Mit<lb/> dem Gelöbnis unwandelbarer Treue und Anhänglichkeit<lb/> und einem dreifachen begeiſtert aufgenommenene „Hoch auf<lb/> den Regenten“ ſchloß die Rede, worauf die Königshymne<lb/> einſetzte. In einem tief empfundenen Prolog feierte<lb/> Schriftſteller Julius <hi rendition="#g">Beck</hi> den Regenten, der das wahre<lb/> Glück nicht in äußerem Glanz und Ehren, ſondern in der<lb/> guten Tat, dem Wohle ſeiner Landeskinder erblicke. Stür-<lb/> miſcher Beifall lohnte den Dichter und Vortragenden, der<lb/> auch von den Prinzen des königlichen Hauſes herzlich be-<lb/> glückwünſcht wurde. In raſcher Reihenfolge wechſelten<lb/> Muſikſtücke mit Geſangsvorträgen und in animierteſter<lb/> Stimmung verlief der glänzende Abend.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Internationale Antwortſcheine.</hi> </head><lb/> <p>Der Vereinbarung<lb/> über den <hi rendition="#g">Umtauſch der internationalen Ant-<lb/> woriſcheine</hi> ſind nachträglich beigetreten <hi rendition="#g">Spanien</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Auſtralaſien</hi> (mit Ausnahme Brit. Neuguinea<lb/> und der Fidſchi-Inſeln).</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* <hi rendition="#b">Die Schlierſeer im Deutſchen Theater</hi> haben in der erſten<lb/> Spielwoche durchwegs volle, zum großen Teil ausverkaufte Häu-<lb/> ſer erzielt. Mit der Aufführung der Bauernkomödie „<hi rendition="#g">Der ver-<lb/><cb/> kehrte Hof</hi>“ haben die Bauernſpieler einen neuen Schlager<lb/> gewonnen. Im Lauſe der kommenden Woche erſcheint „Der ver-<lb/> kehrte Hof“ am Montag und Mittwoch in dem abwechslungs-<lb/> reichen Spielplan. Der überaus rege Beſuch der Vorſtellungen<lb/> deutet darauf hin, daß für die ſchlichten Darbietungen der<lb/> Bauernſpieler allgemeines Intereſſe vorhanden iſt. Allerhöchſte<lb/> Herrſchaften, hoher Adel und die verſchiedenſten bürgerlichen<lb/> Kreiſe finden ſich täglich in den eleganten Räumen des Deutſchen<lb/> Theaters ein. Einzelne Sitz-Kategorien, insbeſondere Galerie-<lb/> plätze, ſind gewöhnlich ſchon tagsüber ausverkauft. Ungemein<lb/> ſtimmungsvoll iſt bei den Schlierſeern in den muſtergültigen Vor-<lb/> ſtellungen auch die geſamte dekorative Ausſtattung. Der von<lb/> dem Kunſtmaler Kunz Maier hergeſtellte Originalvorhang des<lb/> Schlierſeer Bauerntheaters wirkt ſchon bei Betreten des Theaters<lb/> ausßerordentlich ſtimmungsvoll. Die Dekorationen, Koſtüme und<lb/> Requiſiten ſind ſtilvoll und zum Teil echt, und es iſt daher nicht<lb/> zu verwundern, wenn die Vorſtellungen einen ſo allgemein<lb/> befriedigenden Verlauf nehmen. — Als nächſte Novität iſt<lb/> „<hi rendition="#g">Sherlock Holmes im Gebirge</hi>“ von Hartl-Mitius an-<lb/> geſetzt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Vermittlung von Koſtplätzen für Pflegekinder.</hi> </head><lb/> <p>Auf<lb/> Anregung des Ausſchuſſes der Zentrale für Säuglingsfür-<lb/> ſorge in München hat das <hi rendition="#g">Arbeitsamt München</hi> ab<lb/> 1. Januar 1908 verſuchsweiſe die unentgeltliche Vermitt-<lb/> lung von Koſtplätzen für Pflegekinder übernommen. Die<lb/> gleiche Einrichtung iſt nunmehr auch für die ſtädtiſchen<lb/> Arbeitsämter Freiſing, Roſenheim, Traunſtein, Berchtes-<lb/> gaden, Bad Reichenhall, Mühldorf und Waſſerburg ge-<lb/> troffen worden. Es beſteht Veranlaſſung, Intereſſenten<lb/> auf dieſe Einrichtung beſonders hinzuweiſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p><hi rendition="#b">* Der Münchener Chorſchulverein</hi> veranſtaltet am 17. März<lb/> im Odeon ein Konzert, in welchem die achtſtimmige Motette<lb/> „Komm, Jeſu, komm“ von J. S. Bach, italieniſche Madrigale von<lb/> Orlando di Laſſo, Chöre von Joſeph Schmid, ferner durch Fräul.<lb/> Elſe Widen und Frau Erler-Schnaudt der Pſalm „<hi rendition="#aq">O Dio perchè</hi>“<lb/> von Benedetto Marcello, ſowie anderweitige Sologeſänge von<lb/> Händel und Brahms zum Vortrag gelangen. Kartenverkauf bei<lb/> Joſ. Aibls Sortiment.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">m.</hi> <hi rendition="#b">Erdbebenregiſtrierung.</hi> </head><lb/> <p>Wie bereits am 3. März<lb/> vermutet wurde, nimmt die Bebentätigkeit nach der großen<lb/> Ruhe im Februar wieder ſtärker zu. Am Samstag, den<lb/> 14. März wurden von dem regiſtrierenden Seismometer<lb/> der Erdbebenſtation in München kurz hintereinander zwei<lb/> Beben aufgezeichnet. Das erſte war zwiſchen 5 Uhr 22 und<lb/> 48 Min. bemerklich und beſtand meiſt aus äußerſt kleinen<lb/> Zitterbewegungen, die nur gegen 5 Uhr 42 Min, von lang-<lb/> gezogenen Wellen abgelöſt wurden. Der Bebherd muß <hi rendition="#g">in<lb/> ſehr großer Entfernung</hi> liegen, der aber wegen<lb/> der Kleinheit der Aufzeichnungen nicht mit Sicherheit be-<lb/> rechnet werden kann.</p><lb/> <p>Um 8 Uhr 33 Min. 48 Sek. ſetzte eine neue Bewegung<lb/> ein, die nach vier Minuten ihren größten Wert erreichte<lb/> und gegen 8 Uhr 45 Min. beendet war. Die Erſchütterun-<lb/> gen waren zur Maximalepoche viel ſtärker als im vorher-<lb/> gehenden Falle, doch überſtiegen die Bodenbewegungen<lb/> dabei auch nicht viel das Zehntel-Millimeter. Das Schütter-<lb/> gebiet ſcheint in etwas über 200 Kilometer Entfernung in<lb/> den Alpen zu liegen und es iſt anzunehmen, daß auch direkte<lb/> Wahrnehmungen gemacht wurden.</p><lb/> <p>Am <hi rendition="#g">Sonntag,</hi> 15. März früh folgte ein <hi rendition="#g">Nah-<lb/> beben,</hi> deſſen Herd in der Gegend des <hi rendition="#g">Kaiſerge-<lb/> birges</hi> gelegen ſein dürfte. Die Aufzeichnungen der<lb/> Münchener Erdbebenſtation begannen mit kurzen und<lb/> raſchen Stößen um 8 Uhr 39 Min. 48 Sek. Das Maximum<lb/> mit Bewegungen von ein Zehntel-Millimeter war eine<lb/> Minute ſpäter, während bald darauf das Ende eintrat.<lb/> Angaben über direkte Wahrnehmungen liegen noch nicht<lb/> vor, ſind aber gegebenenfalls am beſten der oben bezeich-<lb/> neten Erdbebenſtation einzuſenden.</p> </div><lb/> <div xml:id="a02a" next="#a02b" type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Marya Delvard im Intimen Theater.</hi> </head><lb/> <p>Frau Delvard iſt<lb/> allen Kabarett-Gemeinden eine geſchätzte Bekannte. Und beim<lb/> geſtrigen Beginn ihres neuen Münchener Séjours bereiteten ihr<lb/> die vielen, denen ſie von den „Elf Scharfrichtern“ her in beſter</p> </div><lb/> <div type="jAn" n="3"> <gap reason="insignificant"/> </div> </div> </div> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Theater und Muſik.</hi> </head> <div xml:id="a01b" prev="#a01a" type="jComment" n="3"> <p>Abend gibt wohl Gelegenheit dazu. Zunächſt möchte ich, nach<lb/> dem, was man ſpäter hörte, glauben, Backhaus ſei nicht in Stim-<lb/> mung geweſen; auch ein Vergreifen an Stellen, die ſeinem Ge-<lb/> ſchick nicht die mindeſten Schwierigkeiten bieten konnten, ließ mich<lb/> darauf ſchließen. Jedenfalls verfügt Backhaus über ein phänome-<lb/> nales Können, und über mehr als das; er iſt ernſteſter Be-<lb/> achtung wert.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">k.</hi><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 14. März.</dateline><lb/> <p>Im <hi rendition="#g">Hebbel-Theater</hi> fand heute von<lb/> den drei alten Einaktern <hi rendition="#g">Auguſt Stringbergs:</hi> „Vom Tode“,<lb/> „Samum“ und „Mit dem Feuer ſpielen“, nur die letztgenannte<lb/> Komödie einen ſtarken äußeren Erfolg. Dieſes Stück, die jetzt<lb/> erfolgreiche Komödie, fiel vor 15 Jahren bei ihrer Berliner<lb/> Uraufführung durch.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">t.</hi><hi rendition="#b">Mannheim,</hi> 15. März.</dateline><lb/> <p><hi rendition="#g">Hof- und Nationaltheater.</hi><lb/> Otto <hi rendition="#g">Falckenbergs</hi> vieraltige Komödie „<hi rendition="#g">Doktor Eiſen-<lb/> hart</hi>“<note place="foot" n="1)">Im Buchverlag erſchienen bei <hi rendition="#g">Georg Müller,</hi><lb/> München.</note> erlebte geſtern, Samstag, abend hier ſeine Uraufführung.<lb/> Der Erfolg, den der Münchener Poet für ſein Werk einheimſte,<lb/> war ſtark, ſtärker als es ſonſt in Mannheim üblich iſt. Die<lb/> Oppoſition, die ſich zu Worte meldete, verſtummte in dem<lb/> frenetiſchen Beifallsgetoſe. — Hans Godeck als Träger der Titel-<lb/> rolle und Alexander Kökert als Hanswurſt boten in ihrer<lb/> geſchmackvollen Maßhaltung ſehr beachtenswerte Leiſtungen.<lb/> Emil Reiters ſorgfältige Inſzenierung hatte die Volksſzenen<lb/> lebendig durchgearbeitet und damit eine Baſis für den Erfolg<lb/> geſchaffen. — Mit geſchicktem Griff hat ſich der Dichter jener<lb/> volkstümlichen Geſtalt, des Erzvaters aller Kurpfuſcher, verſichert<lb/> und ſie in die Mitte einer ſaftigen Komödie geſtellt. Die Hand-<lb/> lung hebt da an, wo Eiſenbart auf der Rutſchbahn des Lebens<lb/> wieder unten angekommen iſt. Vom Glücke und ſcheinbar auch<lb/> von ſeinem Weibe betrogen, ſchickt er ſich an, dem Rufe des<lb/> Herzogs Folge zu leiſten, um an der Gemahlin dieſes eine ſeiner<lb/> berühmteſten Wunderkuren zu vollziehen, die dem Lande einen<lb/> Thronerben verſchaffen ſoll. Die Kur würde alle Chancen haben.<lb/> Denn Eiſenbart hat einſt mit der unberührten Flamme der<lb/> Jugend um die Unvermählte vergebens geworben. Als die einem<lb/> alternden Gatten Angetraute kommt ſie ſeinen Wünſchen zuvor,<lb/> ja ſie ſucht ſie zu provozieren. Aber Dr. Eiſenbart erkennt zur<lb/> rechten Zeit die unanfechtbare Treue ſeiner Frau Käthe, von der<lb/> er ſich mit einem durchaus platoniſchen Anbeter — Graf Dürr-<lb/> hahn — betrogen glaubte. Dieſer ſoll die Kur an der Herzogin<lb/> ausführen. In einer ſehr ergötzlichen, auf der Scheide des Mög-<lb/> lichen balanzierenden Szene hetzt er den ſich zaghaft ſträubenden<lb/> Platoniker in die aufflackernde Glut des reiſen Weibes. Die<lb/> Kur hat alſo Ausſicht zu gelingen. Aber zu früh gerufen, kehrt<lb/><cb/> der Herzog mißtraniſch zurück. Er beſchuldigt Eiſenbart des Be-<lb/> truges und läßt ihn verhaften. Der Tod wird angedroht, wenn<lb/> nicht in neun Monaten der Erfolg der Behandlung ſich einſtellt.<lb/> Eiſenbart wird eingeſperrt, die Kur aber glücklicherweiſe vom<lb/> Grafen Dürrhahn wieder aufgenommen. Eiſenbart ſcheint dem<lb/> Henker verfallen, er ſoll am Galgen enden. Aber wie das nur dem<lb/> Doktor Eiſenbart paſſieren kann, der Henker iſt ſein alter Freund<lb/> und Begleiter auf den Jahrmärkten, der Hanswurſt. Dieſer wird<lb/> ihn retten. Schon hängt Eiſenbart unter dem Galgen, da flattert<lb/> auf dem Schloſſe eine Fahne empor: die Kur hat doch an-<lb/> geſchlagen, ein Prinz iſt geboren. Der tote Eiſenbart ſteht alſo<lb/> auf, ſichert ſich den bedungenen Lohn aus, geht mit ſeinem wieder-<lb/> gefundenen Weibe davon. Die Patienten, die aller Enden ihn<lb/> erwarten, überläßt er ſeinem gelehrigen Schüler Dürrhahn und<lb/> dem Hanswurſten. Dieſer verabſchiedet uns mit der tröſtlichen<lb/> Sentenz:</p><lb/> <cit> <quote>„Wie wir auch ſchneiden und pflaſtern und ſchmieren,<lb/> Wir werden die Menſchheit nie auskurieren.<lb/> Pah! Laßt euch getröſten den Jammer und Graus,<lb/> Denn auch der Eiſenbart ſtirbt niemals aus.“</quote> </cit><lb/> <p>Das iſt das Gerippe einer Handlung, um das ſich prächtig<lb/> erfundene Epiſoden gruppieren. Die Signatur der Komödie iſt<lb/> eine fröhliche Unbedenklichkeit. Derbes und Gerades ſteht Sinnig-<lb/> Poetiſchem und Feinempfundenem gegenüber. Lyriſche Stim-<lb/> mungen klingen zuſammen mit friſchen, volkstümlichen Weiſen.<lb/> Vieles geht vor. Jeder Sinn kommt auf ſeine Koſten. Das Ende<lb/> iſt ein zufriedenes Lachen. Ein deutſcher Schwank, der uns die<lb/> Faſtenzeit kürzen ſoll!</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">bm.</hi> <hi rendition="#b">Wiener Theater.</hi> </head><lb/> <p>Zwei Schüſſeln, die das Burgtheater<lb/> ſeinen Gäſten aus guten Gründen nicht auftiſchen mochte, haben<lb/> Samstag im Deutſchen Volkstheater den Kennern ſo wenig wie<lb/> den Gründlingen geſchmeckt. Nachdem drei von <hi rendition="#g">Sudermanns</hi><lb/> „Roſen“ (Margot, Der letzte Beſuch, Die ferne Prinzeſſin) am<lb/> Franzensring längſt abgeblüht ſind, kam in der Bellariaſtraße<lb/> Nummer Vier „<hi rendition="#g">Die Lichtbänder</hi>“ zum Vorſchein. Un-<lb/> natürlich und geſpreizt wie dieſer Titel iſt das grelle, gottlob<lb/> nur einaktige, mit Gattenmord endende Ehebruchſtück, zu deſſen<lb/> Requiſiten zwei Lotterbetten, fünf Haremspolſter. Roſa „Thea“<lb/> (aus dem „Blumenboot“), ein nichtsnutziger Lebelnabe und der<lb/> herkömmliche betrogene plebejiſche Biedermann gehören. Von<lb/> der Nieſe, Girardi und Thaller parodiſtiſch geſprochen und ge-<lb/> ſpielt, würde der Text möglicherweiſe befreiend wirken; in<lb/> vollem Ernſt dargeſtellt, erſcheinen „Die Lichtbänder“ als einer<lb/> der ärgſten Mißgriſſe Sudermanns. <hi rendition="#g">Ganghofers</hi> Satyrſpiel<lb/> „<hi rendition="#g">Das Recht auf Treue</hi>“, den Münchnern kürzlich vorgeführt<lb/> und raſch entſchwunden, wandelt das franzöſiſche Proverbe <hi rendition="#aq">à bon<lb/> chat bon rat ou le meilleur ne vaut rien</hi> ein bißchen gar zu<lb/> umſtändlich ab. Anfangs von Frl. Mallentin und den Herren<lb/><cb/> Homma, Kramer, Klitſch munter belebt, wurde die Komödie<lb/> belächelt; zuletzt kam ſie den Wohlwollendſten etwas langſtielig<lb/> und leer vor. Ein belangloſer Faſtnachtsſcherz „<hi rendition="#g">Venus im<lb/> Grünen</hi>“ von Rudolf <hi rendition="#g">Lothar</hi> hatte den unergiebigen Abend<lb/> eingeleitet. Von ſolchen Anfechtungen hat die Alltagsmoral auf<lb/> die Dauer nichts zu befürchten: „Die Lichtbänder“ und „Das<lb/> Recht auf Treue“ werden raſcher verſchwinden als die geltenden<lb/> Anſichten über die Grenzen des guten Geſchmackes in den freien<lb/> (d. h. noch lange nicht zügelloſen) Künſten</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Bildende Kunſt.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p><hi rendition="#b">* Der Delegiertentag des Verbandes Deutſcher Kunſtgewerbe-<lb/> vereine,</hi> der am 22. März dieſes Jahres in <hi rendition="#g">Hannover</hi> zu-<lb/> ſammentritt, hat eine ſehr umfangreiche Tagesordnung zu er-<lb/> ledigen. Er hat nicht nur die Berichte über die geſchäftlichen<lb/> Angelegenheiten des Verbandes entgegenzunehmen, er wird ſich<lb/> auch nicht allein, wie ſchon mitgeteilt, mit der kunſtgewerblichen<lb/> Gebührenordnung, mit dem Rechte der Angeſtellten an ihren<lb/> Entwürfen, mit Lehrwerkſtätten und Wanderausſtellungen be-<lb/> ſchäftigen, ſondern er wird auch über kunſtgewerbliche Fachzeit-<lb/> ſchriften, über Kunſtgewerbe- und Gewerbemuſeen, über den Aus-<lb/> tauſch von Jahresberichten, über die Beziehungen zum Deutſchen<lb/> Werkbunde und endlich über den Wert der techniſchen Arbeit<lb/> als Erziehungsmittel beraten. Als Punkt 13 ſteht auf der Tages-<lb/> ordnung: Antrag des <hi rendition="#g">Bayeriſchen Kunſtgewerbe-<lb/> vereins in München:</hi> Erſcheint den Verbandsvereinen die<lb/> Abhaltung eines Kunſtgewerbetages anläßlich der Ausſtellung<lb/> „München 1908“ erwünſcht?</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Bunte Chronik.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head> <hi rendition="#b">* Caruſo.</hi> </head><lb/> <p>Dieſer Name, der ſich einen ſo hellen Klang er-<lb/> worben hat, beſitzt auch eine Bedeutung, welche unſere Leſer inter-<lb/> eſſieren dürfte. Den Hamburger Nachrichten wird hierzu ge-<lb/> ſchrieben: In der 1846 erſchienenen Felix Liebrechtſchen Ueber-<lb/> ſetzung des Pentamerone von Giambattiſta Baſile findet ſich zu<lb/> der Stelle: „Haar abſchneiden“ folgende Bemerkung: <cit><quote>„Dies taten<lb/> in alten Zeiten eigentlich nur die Frauen beim Tode ihrer<lb/> Männer, banden dann die Haare an die Hände des Verſtorbenen,<lb/> mit welchem ſie ſo begraben wurden, und verheirateten ſich nicht<lb/> eher zum zweiten Mal, als bis ihre Haare wieder die Länge der<lb/> abgeſchnittenen erreicht hatten, eine Sitte, die in einigen Gegen-<lb/> den des Königreichs Neapel auch jetzt noch beſteht. Man nennt<lb/> dies Abſchneiden der Haare <hi rendition="#aq">carosare,</hi> daher <hi rendition="#aq">caruso,</hi> der glatt<lb/> geſchorene Kopf, und <hi rendition="#aq">carosa,</hi> die Witwe.“</quote></cit></p> </div> </div> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [Seite 3[3]/0003]
Nr. 127. München, Dienstag Allgemeine Zeitung 17. März 1908.
Hof und Geſellſchaft.
* München, 16. März.
— Se. kgl. Hoheit der Prinzregent nahm Sams-
tag vor der Paradetafel durch den Kriegsminiſter Frhrn. von
Horn zahlreiche Vorſtellungen neu beförderter, ſowie hier-
her verſetzter Offiziere, ſowie ſolcher auswärtiger Staaten
entgegen.
— Bei Sr. kgl. Hoheit dem Prinzregenten waren
geſtern zur Tafel geladen: Maximiliane Gräfin
v. Holnſtein, kgl. Palaſtdame; Dr. Georg Frhr. von
Hertling, kgl. Kämmerer, lebenslänglicher Reichsrat,
mit Gemahlin; Friedrich Graf zu Pappenheim, kgl.
Rittmeiſter und perſönlicher Adjutant, mit Gemahlin; Karl
Frhr. v. Hertling, kgl. Kammerjunker und Leutnant
im 3. Feldartillerie-Regiment, mit Gemahlin; und Agnes
Freifrau v. Herman, kgl. Kämmerers- und Senatspräſi-
dentenswitwe, mit Tochter Amanda.
— Prinz Ludwig wohnte geſtern dem Kommerſe des
Krieger- und Veteranenvereins im Feſtſaale des
kgl. Hofbräuhauſes bei.
— Die Großherzogin von Toskana traf mit ihren
drei Töchtern geſtern abend 6 Uhr, von Salzburg kommend, hier
ein. Zu ihrer Begrüßung hatte ſich Prinzeſſin Ludwig im Haupt-
bahnhof eingefunden, die ſich alsdann nach dem Wittelsbacher
Palais zurückbegab. Die Großherzogin begab ſich mit ihren
Töchtern und ihrem Sohne, dem Erzherzog Heinrich, der ſie eben-
falls erwartet hatte, zu Fuß in die Stadt. Abends erfolgte die
Weiterreiſe nach Italien.
— Prinzeſſin Adelgunde und Klara wohnten geſtern
dem Vortrag des franzöſiſchen Publiziſten Viktor de Bled im
Inſtitut Savgete bei.
— König Friedrich Auguſt von Sachſen
wird auf ſeiner Auslandsreiſe, die er am 20. März von
Dresden aus antritt, am 27. März in Genua eintreffen
und ſich noch am ſelben Tage auf dem Lloyddampfer „Großer
Kurfürſt“ einſchiffen. Die Seereiſe wird bis Antwerpen
direkt erfolgen, ohne daß Zwiſchenhäfen angelaufen wer-
den. Der Dampfer ſoll am 5. April in Antwerpen ein-
treffen. Von dort beabſichtigt der König dem holländiſchen
Hofe einen Beſuch abzuſtatten.
Münchener Stadtanzeiger.
* München, 16. März.
Auf dem Nockherberg.
Es iſt nicht zu leugnen, daß man in München die Stimmung
aller Feſtlichkeiten durch reichlichen Alkoholgenuß zu erhöhen
pflegt. Nur die Dulten mit ihren roſafarbenen Limonaden
bilden eine Ausnahme. Doch tritt bei den meiſten dieſer fröh-
lichen Gelegenheiten der geſellige Zweck in den Vordergrund.
Nur eine Feſtwoche gibt es in München, da das Bier als einziger
Zweck der Uebung gepflegt wird: die Salvatorzeit. Hier iſt die
Begeiſterung ganz dem Stoff gewidmet.
In endloſem Zuge pilgerten am geſtrigen Sonntag Münchens
Bürger zu der Hochburg aller Biere. Im feſten, würdevollen
Schritt kamen die Ehepaare daher, behender trottete die verlobte
Jugend, äußerſt eilig hatten es die Junggeſellen. Kaum war
die Halle geöffnet — da war ſie auch ſchon gefüllt. Auf den
langen harten Bänken faßen die Münchener Idealiſten. Ge-
ſprochen wurde weiter nicht viel. Was ſoll man auch dazu ſagen?
Ab und zu ſchrie einer auf, dann ſchrien andere dazwiſchen.
Warum, weiß niemand. Es war auch niemand neugierig. Nur
ſo ein behagliches Grunzen wurde hier und da vernehmbar. Die
Muſikanten aber blieſen mit vollen Backen in ihre Inſtrumente
hinein, wenn ſie nicht gerade durch Trinken verhindert waren.
Die feſtliche Halle liegt im tiefen Nachmittagsdämmer.
Schwarzſchwärzlich ſitzt die Menge Kopf an Kopf. Die Menſchen
ſind faſt unkenntlich. Sie erkennen auch niemand mehr. Nur
die eine Perſon, die ihnen den Stoff immer neu zuführt, iſt für
ſie einigermaßen intereſſant. Um 3½ Uhr iſt die Halle gefüllt —
ſie wird polizeilich geſperrt. Draußen iſt es ſo kalt — aber der
Salvator macht warm und ſo kampiert man halt im Freien.
Und immer neue Mengen von Menſchen ſtürmen den Berg
hinan....
Und das Bier? Braucht man ihm zu Ehren noch ein Wort
zu ſagen? Die tiefe, innige Zärtlichkeit, die aus den Blicken der
Estrinkenden leuchtete, ſprach Bände — Bände —.
= Papſtjubiläum.
Die vom Komitee großartig ange-
legte Papſtjubiläumsfeier am Donnerstag findet für die
katholiſche Männerwelt in der Frauenkirche um
10 Uhr, jene für die katholiſche Frauenwelt um
11 Uhr in der St. Cajetanshofkirche ſtatt. In der Aller-
heiligenkirche wird an dieſem Tage zu Ehren des hl. Joſeph
wie gewöhnlich Gottesdienſt abgehalten.
* Der Korpsphiliſter-Verband hielt am Samstag, 14. März,
eine fröhliche Herrenkneipe im großen Saal des Löwenbräu-
Kellers, zu der ſich zahlreiche alte Herren, aber auch die Aktivitas
in ſtattlicher Korona eingefunden hatten. Viele hohe Beamte
und namhafte Perſönlichkeiten waren unter den Anweſenden, die
der Vorſitzende des Verbandes, Prof. Dr. Schlöſſer, herzlich
begrüßte. Der Senior des präſidierenden Korps Brunsvigia
erwiderte dankend. Offizielle Reden wurden nicht gehalten, da-
gegen erfreute ein gediegenes und luſtiges Programm die den
ganzen Saal füllende Zuhörerſchaft, die im Schmuck der farbigen
Mützen ein feſtlich-heiteres Bild bot. Die Aktivitas hatte ſogar
ein Orcheſter geſtellt. Hervorragende Bühnenmitglieder, die zum
Teil ſelbſt Korpsphiliſter ſind, halfen bei der Durchführung des
gelungenen Abends mit.
m. Krieger-Kommers.
Wie alle Jahre, ſo beging auch
heuer wieder der Bayeriſche Veteranen- und
Kriegerbund das Geburtsfeſt ſeines Protektors des
Prinzregenten mit einem Feſtkommers. Der große
Saal des Hofbräuhauſes war faſt zu klein, um all die
Bundesmitglieder und ihre Ehrengäſte zu faſſen. An der
oberen Breitſeite des Saales war in einem Hain von
Zypreſſen, Lorbeerbäumen und Palmen die Büſte des
Regenten, umgeben von den reich geſtickten Fahnen, Stan-
darten und Bannern der verſchiedenen Vereine aufgeſtellt;
auf der darüber liegenden Galerie hatte die Muſik des In-
fanterie-Leibregiments unter Leitung ihres Muſikdirektors
Max Högg Platz genommen. Von Ehrengäſten waren er-
ſchienen: die Prinzen Ludwig, Rupprecht und
Franz mit ihren perſönlichen Adjutanten, der Ge-
neralmajor und Stadtkommandant Naegelsbach, der
Diviſionskommandeur Generalleutnant Frhr. v. Kreß,
die Brigadekommandeure v. Brug, Frhr. v. Kreß, v. From-
mel, die Generale Frhr. v. Nagel, Frhr. v. Stengel, Graf
Tauffkirchen, Cornet der Leibgarde der Hartſchiere, von
Schenk, v. Leeb, v. Betzel, Mayer und Hagn; der Komman-
deur des Infanterie-Leibregiments Graf Montgelas; die
Miniſter v. Brettreich, Graf Crailsheim und Graf Feilitzſch,
Polizeidirektor Frhr. v. d. Heydte, Unterſtaatsſekretär Prof.
v. Mayr, Geh. Kommerzienrat Brauſer u. a. m. Beim
Eintritt der Prinzen intonierte die Muſik den Hünnſchen
Marſch „Hoch Wittelsbach“. Nach einem weiteren Konzert-
ſtücke und einem von den Sängerkorps des „Veteranen- und
Kriegervereins“, des „Deutſchen Kriegerbundes“ und der
Sängerabteilung des „Veteranen- und Kriegervereins
München-Iſarvorſtadt“ unter der Direktion des Chor-
meiſters Oskar Kraus vorgetragenen Liedes „An das
Vaterland“ von Kreutzer, ergriff der Bundespräſident Ge-
neralleutnant v. Winneberger an Stelle des am Er-
ſcheinen verhinderten Ehrenpräſidenten des Bundes
Prinzen Leopold das Wort zur Feſtrede. In zündenden
Worten feierte er unſeren Regenten, den ein gütiges Geſchick
zum Wohle aller Landeskinder in vollſter Friſche und
Rüſtigkeit das Alter von 87 Jahren erreichen ließ. Mit
dem Gelöbnis unwandelbarer Treue und Anhänglichkeit
und einem dreifachen begeiſtert aufgenommenene „Hoch auf
den Regenten“ ſchloß die Rede, worauf die Königshymne
einſetzte. In einem tief empfundenen Prolog feierte
Schriftſteller Julius Beck den Regenten, der das wahre
Glück nicht in äußerem Glanz und Ehren, ſondern in der
guten Tat, dem Wohle ſeiner Landeskinder erblicke. Stür-
miſcher Beifall lohnte den Dichter und Vortragenden, der
auch von den Prinzen des königlichen Hauſes herzlich be-
glückwünſcht wurde. In raſcher Reihenfolge wechſelten
Muſikſtücke mit Geſangsvorträgen und in animierteſter
Stimmung verlief der glänzende Abend.
* Internationale Antwortſcheine.
Der Vereinbarung
über den Umtauſch der internationalen Ant-
woriſcheine ſind nachträglich beigetreten Spanien
und Auſtralaſien (mit Ausnahme Brit. Neuguinea
und der Fidſchi-Inſeln).
* Die Schlierſeer im Deutſchen Theater haben in der erſten
Spielwoche durchwegs volle, zum großen Teil ausverkaufte Häu-
ſer erzielt. Mit der Aufführung der Bauernkomödie „Der ver-
kehrte Hof“ haben die Bauernſpieler einen neuen Schlager
gewonnen. Im Lauſe der kommenden Woche erſcheint „Der ver-
kehrte Hof“ am Montag und Mittwoch in dem abwechslungs-
reichen Spielplan. Der überaus rege Beſuch der Vorſtellungen
deutet darauf hin, daß für die ſchlichten Darbietungen der
Bauernſpieler allgemeines Intereſſe vorhanden iſt. Allerhöchſte
Herrſchaften, hoher Adel und die verſchiedenſten bürgerlichen
Kreiſe finden ſich täglich in den eleganten Räumen des Deutſchen
Theaters ein. Einzelne Sitz-Kategorien, insbeſondere Galerie-
plätze, ſind gewöhnlich ſchon tagsüber ausverkauft. Ungemein
ſtimmungsvoll iſt bei den Schlierſeern in den muſtergültigen Vor-
ſtellungen auch die geſamte dekorative Ausſtattung. Der von
dem Kunſtmaler Kunz Maier hergeſtellte Originalvorhang des
Schlierſeer Bauerntheaters wirkt ſchon bei Betreten des Theaters
ausßerordentlich ſtimmungsvoll. Die Dekorationen, Koſtüme und
Requiſiten ſind ſtilvoll und zum Teil echt, und es iſt daher nicht
zu verwundern, wenn die Vorſtellungen einen ſo allgemein
befriedigenden Verlauf nehmen. — Als nächſte Novität iſt
„Sherlock Holmes im Gebirge“ von Hartl-Mitius an-
geſetzt.
* Vermittlung von Koſtplätzen für Pflegekinder.
Auf
Anregung des Ausſchuſſes der Zentrale für Säuglingsfür-
ſorge in München hat das Arbeitsamt München ab
1. Januar 1908 verſuchsweiſe die unentgeltliche Vermitt-
lung von Koſtplätzen für Pflegekinder übernommen. Die
gleiche Einrichtung iſt nunmehr auch für die ſtädtiſchen
Arbeitsämter Freiſing, Roſenheim, Traunſtein, Berchtes-
gaden, Bad Reichenhall, Mühldorf und Waſſerburg ge-
troffen worden. Es beſteht Veranlaſſung, Intereſſenten
auf dieſe Einrichtung beſonders hinzuweiſen.
* Der Münchener Chorſchulverein veranſtaltet am 17. März
im Odeon ein Konzert, in welchem die achtſtimmige Motette
„Komm, Jeſu, komm“ von J. S. Bach, italieniſche Madrigale von
Orlando di Laſſo, Chöre von Joſeph Schmid, ferner durch Fräul.
Elſe Widen und Frau Erler-Schnaudt der Pſalm „O Dio perchè“
von Benedetto Marcello, ſowie anderweitige Sologeſänge von
Händel und Brahms zum Vortrag gelangen. Kartenverkauf bei
Joſ. Aibls Sortiment.
m. Erdbebenregiſtrierung.
Wie bereits am 3. März
vermutet wurde, nimmt die Bebentätigkeit nach der großen
Ruhe im Februar wieder ſtärker zu. Am Samstag, den
14. März wurden von dem regiſtrierenden Seismometer
der Erdbebenſtation in München kurz hintereinander zwei
Beben aufgezeichnet. Das erſte war zwiſchen 5 Uhr 22 und
48 Min. bemerklich und beſtand meiſt aus äußerſt kleinen
Zitterbewegungen, die nur gegen 5 Uhr 42 Min, von lang-
gezogenen Wellen abgelöſt wurden. Der Bebherd muß in
ſehr großer Entfernung liegen, der aber wegen
der Kleinheit der Aufzeichnungen nicht mit Sicherheit be-
rechnet werden kann.
Um 8 Uhr 33 Min. 48 Sek. ſetzte eine neue Bewegung
ein, die nach vier Minuten ihren größten Wert erreichte
und gegen 8 Uhr 45 Min. beendet war. Die Erſchütterun-
gen waren zur Maximalepoche viel ſtärker als im vorher-
gehenden Falle, doch überſtiegen die Bodenbewegungen
dabei auch nicht viel das Zehntel-Millimeter. Das Schütter-
gebiet ſcheint in etwas über 200 Kilometer Entfernung in
den Alpen zu liegen und es iſt anzunehmen, daß auch direkte
Wahrnehmungen gemacht wurden.
Am Sonntag, 15. März früh folgte ein Nah-
beben, deſſen Herd in der Gegend des Kaiſerge-
birges gelegen ſein dürfte. Die Aufzeichnungen der
Münchener Erdbebenſtation begannen mit kurzen und
raſchen Stößen um 8 Uhr 39 Min. 48 Sek. Das Maximum
mit Bewegungen von ein Zehntel-Millimeter war eine
Minute ſpäter, während bald darauf das Ende eintrat.
Angaben über direkte Wahrnehmungen liegen noch nicht
vor, ſind aber gegebenenfalls am beſten der oben bezeich-
neten Erdbebenſtation einzuſenden.
* Marya Delvard im Intimen Theater.
Frau Delvard iſt
allen Kabarett-Gemeinden eine geſchätzte Bekannte. Und beim
geſtrigen Beginn ihres neuen Münchener Séjours bereiteten ihr
die vielen, denen ſie von den „Elf Scharfrichtern“ her in beſter
_
Theater und Muſik.Abend gibt wohl Gelegenheit dazu. Zunächſt möchte ich, nach
dem, was man ſpäter hörte, glauben, Backhaus ſei nicht in Stim-
mung geweſen; auch ein Vergreifen an Stellen, die ſeinem Ge-
ſchick nicht die mindeſten Schwierigkeiten bieten konnten, ließ mich
darauf ſchließen. Jedenfalls verfügt Backhaus über ein phänome-
nales Können, und über mehr als das; er iſt ernſteſter Be-
achtung wert.
k. Berlin, 14. März.
Im Hebbel-Theater fand heute von
den drei alten Einaktern Auguſt Stringbergs: „Vom Tode“,
„Samum“ und „Mit dem Feuer ſpielen“, nur die letztgenannte
Komödie einen ſtarken äußeren Erfolg. Dieſes Stück, die jetzt
erfolgreiche Komödie, fiel vor 15 Jahren bei ihrer Berliner
Uraufführung durch.
t. Mannheim, 15. März.
Hof- und Nationaltheater.
Otto Falckenbergs vieraltige Komödie „Doktor Eiſen-
hart“ 1) erlebte geſtern, Samstag, abend hier ſeine Uraufführung.
Der Erfolg, den der Münchener Poet für ſein Werk einheimſte,
war ſtark, ſtärker als es ſonſt in Mannheim üblich iſt. Die
Oppoſition, die ſich zu Worte meldete, verſtummte in dem
frenetiſchen Beifallsgetoſe. — Hans Godeck als Träger der Titel-
rolle und Alexander Kökert als Hanswurſt boten in ihrer
geſchmackvollen Maßhaltung ſehr beachtenswerte Leiſtungen.
Emil Reiters ſorgfältige Inſzenierung hatte die Volksſzenen
lebendig durchgearbeitet und damit eine Baſis für den Erfolg
geſchaffen. — Mit geſchicktem Griff hat ſich der Dichter jener
volkstümlichen Geſtalt, des Erzvaters aller Kurpfuſcher, verſichert
und ſie in die Mitte einer ſaftigen Komödie geſtellt. Die Hand-
lung hebt da an, wo Eiſenbart auf der Rutſchbahn des Lebens
wieder unten angekommen iſt. Vom Glücke und ſcheinbar auch
von ſeinem Weibe betrogen, ſchickt er ſich an, dem Rufe des
Herzogs Folge zu leiſten, um an der Gemahlin dieſes eine ſeiner
berühmteſten Wunderkuren zu vollziehen, die dem Lande einen
Thronerben verſchaffen ſoll. Die Kur würde alle Chancen haben.
Denn Eiſenbart hat einſt mit der unberührten Flamme der
Jugend um die Unvermählte vergebens geworben. Als die einem
alternden Gatten Angetraute kommt ſie ſeinen Wünſchen zuvor,
ja ſie ſucht ſie zu provozieren. Aber Dr. Eiſenbart erkennt zur
rechten Zeit die unanfechtbare Treue ſeiner Frau Käthe, von der
er ſich mit einem durchaus platoniſchen Anbeter — Graf Dürr-
hahn — betrogen glaubte. Dieſer ſoll die Kur an der Herzogin
ausführen. In einer ſehr ergötzlichen, auf der Scheide des Mög-
lichen balanzierenden Szene hetzt er den ſich zaghaft ſträubenden
Platoniker in die aufflackernde Glut des reiſen Weibes. Die
Kur hat alſo Ausſicht zu gelingen. Aber zu früh gerufen, kehrt
der Herzog mißtraniſch zurück. Er beſchuldigt Eiſenbart des Be-
truges und läßt ihn verhaften. Der Tod wird angedroht, wenn
nicht in neun Monaten der Erfolg der Behandlung ſich einſtellt.
Eiſenbart wird eingeſperrt, die Kur aber glücklicherweiſe vom
Grafen Dürrhahn wieder aufgenommen. Eiſenbart ſcheint dem
Henker verfallen, er ſoll am Galgen enden. Aber wie das nur dem
Doktor Eiſenbart paſſieren kann, der Henker iſt ſein alter Freund
und Begleiter auf den Jahrmärkten, der Hanswurſt. Dieſer wird
ihn retten. Schon hängt Eiſenbart unter dem Galgen, da flattert
auf dem Schloſſe eine Fahne empor: die Kur hat doch an-
geſchlagen, ein Prinz iſt geboren. Der tote Eiſenbart ſteht alſo
auf, ſichert ſich den bedungenen Lohn aus, geht mit ſeinem wieder-
gefundenen Weibe davon. Die Patienten, die aller Enden ihn
erwarten, überläßt er ſeinem gelehrigen Schüler Dürrhahn und
dem Hanswurſten. Dieſer verabſchiedet uns mit der tröſtlichen
Sentenz:
„Wie wir auch ſchneiden und pflaſtern und ſchmieren,
Wir werden die Menſchheit nie auskurieren.
Pah! Laßt euch getröſten den Jammer und Graus,
Denn auch der Eiſenbart ſtirbt niemals aus.“
Das iſt das Gerippe einer Handlung, um das ſich prächtig
erfundene Epiſoden gruppieren. Die Signatur der Komödie iſt
eine fröhliche Unbedenklichkeit. Derbes und Gerades ſteht Sinnig-
Poetiſchem und Feinempfundenem gegenüber. Lyriſche Stim-
mungen klingen zuſammen mit friſchen, volkstümlichen Weiſen.
Vieles geht vor. Jeder Sinn kommt auf ſeine Koſten. Das Ende
iſt ein zufriedenes Lachen. Ein deutſcher Schwank, der uns die
Faſtenzeit kürzen ſoll!
bm. Wiener Theater.
Zwei Schüſſeln, die das Burgtheater
ſeinen Gäſten aus guten Gründen nicht auftiſchen mochte, haben
Samstag im Deutſchen Volkstheater den Kennern ſo wenig wie
den Gründlingen geſchmeckt. Nachdem drei von Sudermanns
„Roſen“ (Margot, Der letzte Beſuch, Die ferne Prinzeſſin) am
Franzensring längſt abgeblüht ſind, kam in der Bellariaſtraße
Nummer Vier „Die Lichtbänder“ zum Vorſchein. Un-
natürlich und geſpreizt wie dieſer Titel iſt das grelle, gottlob
nur einaktige, mit Gattenmord endende Ehebruchſtück, zu deſſen
Requiſiten zwei Lotterbetten, fünf Haremspolſter. Roſa „Thea“
(aus dem „Blumenboot“), ein nichtsnutziger Lebelnabe und der
herkömmliche betrogene plebejiſche Biedermann gehören. Von
der Nieſe, Girardi und Thaller parodiſtiſch geſprochen und ge-
ſpielt, würde der Text möglicherweiſe befreiend wirken; in
vollem Ernſt dargeſtellt, erſcheinen „Die Lichtbänder“ als einer
der ärgſten Mißgriſſe Sudermanns. Ganghofers Satyrſpiel
„Das Recht auf Treue“, den Münchnern kürzlich vorgeführt
und raſch entſchwunden, wandelt das franzöſiſche Proverbe à bon
chat bon rat ou le meilleur ne vaut rien ein bißchen gar zu
umſtändlich ab. Anfangs von Frl. Mallentin und den Herren
Homma, Kramer, Klitſch munter belebt, wurde die Komödie
belächelt; zuletzt kam ſie den Wohlwollendſten etwas langſtielig
und leer vor. Ein belangloſer Faſtnachtsſcherz „Venus im
Grünen“ von Rudolf Lothar hatte den unergiebigen Abend
eingeleitet. Von ſolchen Anfechtungen hat die Alltagsmoral auf
die Dauer nichts zu befürchten: „Die Lichtbänder“ und „Das
Recht auf Treue“ werden raſcher verſchwinden als die geltenden
Anſichten über die Grenzen des guten Geſchmackes in den freien
(d. h. noch lange nicht zügelloſen) Künſten
Bildende Kunſt.
* Der Delegiertentag des Verbandes Deutſcher Kunſtgewerbe-
vereine, der am 22. März dieſes Jahres in Hannover zu-
ſammentritt, hat eine ſehr umfangreiche Tagesordnung zu er-
ledigen. Er hat nicht nur die Berichte über die geſchäftlichen
Angelegenheiten des Verbandes entgegenzunehmen, er wird ſich
auch nicht allein, wie ſchon mitgeteilt, mit der kunſtgewerblichen
Gebührenordnung, mit dem Rechte der Angeſtellten an ihren
Entwürfen, mit Lehrwerkſtätten und Wanderausſtellungen be-
ſchäftigen, ſondern er wird auch über kunſtgewerbliche Fachzeit-
ſchriften, über Kunſtgewerbe- und Gewerbemuſeen, über den Aus-
tauſch von Jahresberichten, über die Beziehungen zum Deutſchen
Werkbunde und endlich über den Wert der techniſchen Arbeit
als Erziehungsmittel beraten. Als Punkt 13 ſteht auf der Tages-
ordnung: Antrag des Bayeriſchen Kunſtgewerbe-
vereins in München: Erſcheint den Verbandsvereinen die
Abhaltung eines Kunſtgewerbetages anläßlich der Ausſtellung
„München 1908“ erwünſcht?
Bunte Chronik.
* Caruſo.
Dieſer Name, der ſich einen ſo hellen Klang er-
worben hat, beſitzt auch eine Bedeutung, welche unſere Leſer inter-
eſſieren dürfte. Den Hamburger Nachrichten wird hierzu ge-
ſchrieben: In der 1846 erſchienenen Felix Liebrechtſchen Ueber-
ſetzung des Pentamerone von Giambattiſta Baſile findet ſich zu
der Stelle: „Haar abſchneiden“ folgende Bemerkung: „Dies taten
in alten Zeiten eigentlich nur die Frauen beim Tode ihrer
Männer, banden dann die Haare an die Hände des Verſtorbenen,
mit welchem ſie ſo begraben wurden, und verheirateten ſich nicht
eher zum zweiten Mal, als bis ihre Haare wieder die Länge der
abgeſchnittenen erreicht hatten, eine Sitte, die in einigen Gegen-
den des Königreichs Neapel auch jetzt noch beſteht. Man nennt
dies Abſchneiden der Haare carosare, daher caruso, der glatt
geſchorene Kopf, und carosa, die Witwe.“
1) Im Buchverlag erſchienen bei Georg Müller,
München.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2021-09-13T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |