Allgemeine Zeitung, Nr. 137, 23. März 1908.München, Montag Allgemeine Zeitung 23. März 1908. Nr. 137. [Spaltenumbruch]
fest gewillt, seine kommerziellen Interessen einmal zu wahren,dann aber auch zu verstärken. Der herzliche Empfang, den er bei den Vertretern der anderen hier interessierten Mächte ge- funden habe, bürge dem Grafen dafür, daß auf diesem Gebiete etwa auftauchende Fragen zur allseitigen Befriedigung ihre Er- ledigung finden werden. Der Tod des englischen Botschafters in Konstantinopel. Am Donnerstag Nachmittag starb in Konstantinopel, Der verstorbene Botschafter ist, wie sein Name zeigt, Politische Nachrichten. Die Benützung unserer Originalnachrichten ist nur mit der Quellenangabe"Allg. Ztg." gestattet. Die neue Gestaltung des Flottenvereins. * Augsburg, 21. März. Die Augsburger Abendzeitung Ein Internationaler Verband der Vereine von Handlungs- * London, 21. März. reisenden. Handelsminister Lloyd- Ein österreichisches Ministerium für öffentliche Arbeiten. * Wien, 21. März. Der Kaiser genehmigte die Zum Fall Wahrmund. p. Innsbruck, 21. März, 7.45 N. (Privattelegr.) a. Wien, 21. März, 9.15 N. (Privattelegr.) p. Innsbruck, 21. März, 11.20 N. (Privattelegr.) Das Gefecht in Kamerun. * Berlin, 21. März. Ueber die Expedition in General Robilant Nachfolger de Giorgis. gl. Rom, 21. März, 4.20 N. (Privattelegramm.) Marokko. * Tanger, 21. März. Gutem Vernehmen nach dürfte die * Casablanca, 21. März. Die Europäer Paret und n. Berlin, 21. März, 8.50 N. (Privattelegr.) * Berlin, 21. März. Dem Reichstage ist heute ein Antrag * Sigmaringen, 21. März. Der König von Sachsen ist * Paris, 21. März. Auf Veranlassung des Unterstaats- z. London, 21. März, 3.10 N. (Privattelegr.) a. Odessa, 21. März, 6.40 N. (Privattelegr.) Schiffbruch eines deutschen Dampfers. z. London, 21. März, 4.58 N. (Privattelegramm.) Theaternachrichten. k. Berlin, 21. März, 11.10 N. (Privattelegramm.) [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
Heimliche Liebe. (34) (Nachdruck verboten.) Nun fing Georg an zu begreifen und wurde unruhig. "Ado Kramsdorff? So ... ja -- nun ..., aber woher Hanna wagte nicht aufzusehen. "Von Herrn von Halbach. Er erzählte es mir vor acht "Was heißt: die einzigen?" Georg zitterte bereits vor innerer Erregung. Er stellte Hannas Augen füllten sich langsam mit Tränen. "Die einzigen," antwortete sie, "die es bisher der Schweigend hatte Georg ihr zugehört. Jedes ihrer "Aber das ist doch alles... Nein, Hanna! Ich -- "Was ist eine Vermutung?" Sie hatte sich jäh aufgerichtet und sah ihn finster und Georg erschrak vor der Härte ihres Blickes. "Daß .. ich meine das Unglück .. daß Rudolf selbst..." Da erhob sie sich. "O, wie erbärmlich! Dahin also ist es schon gekommen, Georg entgegnete nichts mehr. Sie hatte ja recht -- Das also war der Grund ihrer Versunkenheit, ihres In den Tagen, die nun folgten, wurde die Stimmung Mitte Januar gaben sie ihre erste Gesellschaft. Udo Kramsdorff war inzwischen wieder abgereist -- Die beiden Schwestern Udos hatten sich schließlich doch Seit Tagen hatte Hanna schon diesen Gesellschafts- So wurde denn der ganze Silberschatz des Hauses auf Georg und Hanna selbst waren in "großer Toilette" Hanna leitete das Ganze ruhig und vornehm; und sie München, Montag Allgemeine Zeitung 23. März 1908. Nr. 137. [Spaltenumbruch]
feſt gewillt, ſeine kommerziellen Intereſſen einmal zu wahren,dann aber auch zu verſtärken. Der herzliche Empfang, den er bei den Vertretern der anderen hier intereſſierten Mächte ge- funden habe, bürge dem Grafen dafür, daß auf dieſem Gebiete etwa auftauchende Fragen zur allſeitigen Befriedigung ihre Er- ledigung finden werden. Der Tod des engliſchen Botſchafters in Konſtantinopel. Am Donnerstag Nachmittag ſtarb in Konſtantinopel, Der verſtorbene Botſchafter iſt, wie ſein Name zeigt, Politiſche Nachrichten. Die Benützung unſerer Originalnachrichten iſt nur mit der Quellenangabe„Allg. Ztg.“ geſtattet. Die neue Geſtaltung des Flottenvereins. * Augsburg, 21. März. Die Augsburger Abendzeitung Ein Internationaler Verband der Vereine von Handlungs- * London, 21. März. reiſenden. Handelsminiſter Lloyd- Ein öſterreichiſches Miniſterium für öffentliche Arbeiten. * Wien, 21. März. Der Kaiſer genehmigte die Zum Fall Wahrmund. p. Innsbruck, 21. März, 7.45 N. (Privattelegr.) a. Wien, 21. März, 9.15 N. (Privattelegr.) p. Innsbruck, 21. März, 11.20 N. (Privattelegr.) Das Gefecht in Kamerun. * Berlin, 21. März. Ueber die Expedition in General Robilant Nachfolger de Giorgis. gl. Rom, 21. März, 4.20 N. (Privattelegramm.) Marokko. * Tanger, 21. März. Gutem Vernehmen nach dürfte die * Caſablanca, 21. März. Die Europäer Paret und n. Berlin, 21. März, 8.50 N. (Privattelegr.) * Berlin, 21. März. Dem Reichstage iſt heute ein Antrag * Sigmaringen, 21. März. Der König von Sachſen iſt * Paris, 21. März. Auf Veranlaſſung des Unterſtaats- z. London, 21. März, 3.10 N. (Privattelegr.) a. Odeſſa, 21. März, 6.40 N. (Privattelegr.) Schiffbruch eines deutſchen Dampfers. z. London, 21. März, 4.58 N. (Privattelegramm.) Theaternachrichten. k. Berlin, 21. März, 11.10 N. (Privattelegramm.) [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
Heimliche Liebe. (34) (Nachdruck verboten.) Nun fing Georg an zu begreifen und wurde unruhig. „Ado Kramsdorff? So ... ja — nun ..., aber woher Hanna wagte nicht aufzuſehen. „Von Herrn von Halbach. Er erzählte es mir vor acht „Was heißt: die einzigen?“ Georg zitterte bereits vor innerer Erregung. Er ſtellte Hannas Augen füllten ſich langſam mit Tränen. „Die einzigen,“ antwortete ſie, „die es bisher der Schweigend hatte Georg ihr zugehört. Jedes ihrer „Aber das iſt doch alles... Nein, Hanna! Ich — „Was iſt eine Vermutung?“ Sie hatte ſich jäh aufgerichtet und ſah ihn finſter und Georg erſchrak vor der Härte ihres Blickes. „Daß .. ich meine das Unglück .. daß Rudolf ſelbſt...“ Da erhob ſie ſich. „O, wie erbärmlich! Dahin alſo iſt es ſchon gekommen, Georg entgegnete nichts mehr. Sie hatte ja recht — Das alſo war der Grund ihrer Verſunkenheit, ihres In den Tagen, die nun folgten, wurde die Stimmung Mitte Januar gaben ſie ihre erſte Geſellſchaft. Udo Kramsdorff war inzwiſchen wieder abgereiſt — Die beiden Schweſtern Udos hatten ſich ſchließlich doch Seit Tagen hatte Hanna ſchon dieſen Geſellſchafts- So wurde denn der ganze Silberſchatz des Hauſes auf Georg und Hanna ſelbſt waren in „großer Toilette“ Hanna leitete das Ganze ruhig und vornehm; und ſie <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0002" n="2"/><fw place="top" type="header">München, Montag Allgemeine Zeitung 23. März 1908. Nr. 137.</fw><lb/><cb/> feſt gewillt, ſeine kommerziellen Intereſſen einmal zu wahren,<lb/> dann aber auch zu verſtärken. Der herzliche Empfang, den er<lb/> bei den Vertretern der anderen hier intereſſierten Mächte ge-<lb/> funden habe, bürge dem Grafen dafür, daß auf dieſem Gebiete<lb/> etwa auftauchende Fragen zur allſeitigen Befriedigung ihre Er-<lb/> ledigung finden werden.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Der Tod des engliſchen Botſchafters in Konſtantinopel.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Am Donnerstag Nachmittag ſtarb in Konſtantinopel,<lb/> wie wir bereits gemeldet haben, Sir Nicholas O’Connor,<lb/> der britiſche Botſchafter, der nahezu zehn Jahre lang mit<lb/> der Löſung der ſchweren Aufgabe beſchäftigt war, für maze-<lb/> doniſche Reformen zu ſorgen und dabei gleichzeitig die<lb/> Freundſchaft zwiſchen England und der Türkei im Inter-<lb/> eſſe des engliſchen Vorteils zu wahren.</p><lb/> <p>Der verſtorbene Botſchafter iſt, wie ſein Name zeigt,<lb/> iriſcher Nationalität und ſtammt von Sir Hugh O’Connor,<lb/> von Ballintobber Caſtle, ab, d. h. von dem anerkannten<lb/> Nachkommen der letzten Könige von Irland. Er galt in<lb/> England nicht als ſo gewandt, wie beiſpielsweiſe ein Can-<lb/> ning oder ein Lord Dufferin, aber er war ein ſehr fleißiger<lb/> Diplomat von beträchtlicher Intelligenz. Man verhehlt<lb/> ſich nicht, daß es ihm nicht immer gelang, die ihm geſtellten<lb/> Aufgaben zu löſen. Während ſeines Aufenthaltes in China<lb/> in den Jahren 1892 bis 1895 wuchs der ruſſiſche Einfluß<lb/> über das chineſiſche Reich beträchtlich, und in dem diplo-<lb/> matiſchen Kampfe mit dem Grafen Murawiew um den<lb/> Beſitz von Port Arthur blieb O’Connor nicht Sieger. Er<lb/> erlebte allerdings, vielleicht zu ſeiner Genugtuung, den Zu-<lb/> ſammenbruch der kühnen Pläne des Fürſten Lobanow und<lb/> des Grafen Murawiew im fernen Oſten. Seine erfolg-<lb/> reichſte Zeit in der diplomatiſchen Laufbahn war wohl ohne<lb/> Zweifel die Zeit, die er in der türkiſchen Hauptſtadt ver-<lb/> lebte, und man wird ihn in der Kriſis, die durch den Vor-<lb/> ſchlag des Sir Edward Grey in bezug auf Mazedonien ge-<lb/> ſchaffen wurde, als erfahrenen Ratgeber ſehr vermiſſen.<lb/> Der Verſtorbene wurde am 3. Juli 1843 geboren. Er hei-<lb/> ratete im Jahre 1887 eine Nichte des Herzogs von Norfolk.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Politiſche Nachrichten.</hi> </head><lb/> <byline> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Eigener telegr. Dienſt der „Allgemeinen Zeitung“.</hi> </hi> </byline><lb/> <note> <hi rendition="#c">Die Benützung unſerer Originalnachrichten iſt nur mit der Quellenangabe<lb/> „Allg. Ztg.“ geſtattet.</hi> </note><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Die neue Geſtaltung des Flottenvereins.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">Augsburg,</hi> 21. März.</dateline> <p>Die Augsburger Abendzeitung<lb/> meldet: In <hi rendition="#g">Dresden</hi> fand vor einigen Tagen eine <hi rendition="#g">ver-<lb/> trauliche Beſprechung</hi> zwiſchen Vertretern der<lb/> Landesverbände des <hi rendition="#g">Deutſchen Flottenvereins</hi><lb/> ſtatt. Es waren mit Ausnahme dreier Verbände, der von<lb/> Oſtpreußen, Weſtpreußen und Poſen, ſämtliche vertreten.<lb/> Auch <hi rendition="#g">Bayern</hi> hatte <hi rendition="#g">zwei Delegierte</hi> entſandt. Die<lb/> Verbandsvertreter einigten ſich dahin, der Hauptverſamm-<lb/> lung in Danzig ein Präſidium vorzuſchlagen, in welchem<lb/><hi rendition="#g">kein einziger Herr</hi> des früheren Präſidiums ver-<lb/> treten ſei. Dabei wird für die Stelle des erſten Präſidenten<lb/> an Fürſt Salms Stelle Großadmiral v. <hi rendition="#g">Köſter</hi> vorge-<lb/> ſchlagen, für den erſten Vizepräſidenten Exzellenz General-<lb/> leutnant z. D. <hi rendition="#g">Liebermann,</hi> für den zweiten Vize-<lb/> präſidenten Kommerzienrat <hi rendition="#g">Körner-Nürnberg;</hi><lb/> für den erſten geſchäftsführenden Vorſitzenden an General<lb/> Keims Stelle <hi rendition="#g">Konteradmiral z. D. Siegel,</hi> der<lb/> frühere Marineattach<hi rendition="#aq">é</hi> in Paris, für den ſtellvertretenden<lb/> Vorſitzenden Geheimrat <hi rendition="#g">Michaelis</hi>-Breslau. Dieſe<lb/> Vorſchlagsliſte dürfe als außerordentlich glücklich bezeichnet<lb/> werden und werde in Danzig jedenfalls durchgehen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Ein Internationaler Verband der Vereine von Handlungs-<lb/> reiſenden.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">London,</hi> 21. März.</dateline> <p>Handelsminiſter <hi rendition="#g">Lloyd-<lb/> George</hi> führte den Vorſitz in einer Verſammlung, die<lb/> behufs Gründung eines <hi rendition="#g">Internationalen Ver-<lb/> bandes der Vereine von Handlungsreiſen-<lb/> den</hi> einberufen worden war. Zweck der Gründung iſt die<lb/> Unterſtützung der Vertreter des britiſchen Handels, welche<lb/> das Ausland, und der ausländiſchen Handelsvertreter,<lb/> welche England beſuchen. Delegierte aus <hi rendition="#g">Deutſchland,</hi><lb/> Frankreich und aus anderen Ländern waren zugegen. Lloyd-<lb/> George betonte die Wichtigkeit des Planes vom Stand-<lb/><cb/> punkte ſowohl des Handels und der internationalen Inter-<lb/> eſſen als auch der <hi rendition="#g">Förderung des Friedens</hi> unter<lb/> den Nationen aus. Aus Deutſchland, der Schweiz, Frank-<lb/> reich, Ungarn und Dänemark ſind zuſtimmende Erklärungen<lb/> eingegangen. Eine Reſolution zugunſten der Gründung<lb/> des Verbandes fand einſtimmige Annahme.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Ein öſterreichiſches Miniſterium für öffentliche Arbeiten.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">Wien,</hi> 21. März.</dateline> <p>Der <hi rendition="#g">Kaiſer</hi> genehmigte die<lb/> Errichtung eines Miniſteriums für öffentliche Arbeiten<lb/> und ernannte den Miniſter ohne Portefeuille, <hi rendition="#g">Glas-<lb/> mann,</hi> zum Miniſter für öffentliche Arbeiten. Das neue<lb/> Miniſterium umfaßt Bauangelegenheiten und zwar ad-<lb/> miniſtrative und techniſche, den Hochbau und Waſſerbau,<lb/> die Straßenbahn, ferner das Bergweſen, die Förderung des<lb/> Gewerbes und die Förderung der Güterverwertung und<lb/> des Fremdenverkehrs.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Zum Fall Wahrmund.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#aq">p.</hi><hi rendition="#b">Innsbruck,</hi> 21. März, 7.45 <hi rendition="#aq">N.</hi></dateline> <p>(<hi rendition="#g">Privattelegr.</hi>)<lb/> Der akademiſche Senat der Innsbrucker Univerſität ver-<lb/> ſammelte ſich heute, um eine Eingabe an das Unterrichts-<lb/> miniſterium in Angelegenheit der bekannten Forderung<lb/><hi rendition="#g">des päpſtlichen Nuntius</hi> am Wiener Hofe zu be-<lb/> ſchließen. Die Eingabe kennzeichnet in lapidaren Sätzen<lb/> den Standpunkt der nächſtbeteiligten Univerſität, läßt aber<lb/> die <hi rendition="#g">politiſche Seite</hi> der Intervention <hi rendition="#g">beiſeite.</hi><lb/> Die Eingabe wurde noch heute an das Unterrichtsmini-<lb/> ſterium abgeſandt</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">a.</hi><hi rendition="#b">Wien,</hi> 21. März, 9.15 <hi rendition="#aq">N.</hi></dateline> <p>(<hi rendition="#g">Privattelegr.</hi>)<lb/> Der akademiſche Senat der <hi rendition="#g">Wiener Univerſität</hi> be-<lb/> ſchloß anläßlich der Affäre Wahrmund eine Reſolution,<lb/> worin er erklärt, daß die Univerſität nur der Aufſicht des<lb/> Staates unterſtehe und jeden Verſuch kirchlichen Einfluſſes<lb/><hi rendition="#g">unbeugſamen Widerſtand</hi> entgegenſetze.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">p.</hi><hi rendition="#b">Innsbruck,</hi> 21. März, 11.20 <hi rendition="#aq">N.</hi></dateline> <p>(<hi rendition="#g">Privattelegr.</hi>)<lb/> In einer heute abend ſtattgefundenen ſehr zahlreich beſuch-<lb/> ten Verſammlung des <hi rendition="#g">Deutſchen Wählervereins<lb/> für Tirol,</hi> bei der Reichsratsabgeordneter Malik ſprach,<lb/> wurde Profeſſor <hi rendition="#g">Wahrmund</hi> einſtimmig als Kandidat<lb/> für die kommende <hi rendition="#g">Reichratserſatzwahl</hi> in Inns-<lb/> bruck aufgeſtellt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Das Gefecht in Kamerun.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 21. März.</dateline> <p>Ueber die <hi rendition="#g">Expedition in<lb/> Kamerun,</hi> bei der Hauptmann <hi rendition="#g">Glauning</hi> den Tod<lb/> gefunden hat, wird nunmehr amtlich gemeldet: <cit><quote>Um die<lb/> bevorſtehenden Arbeiten der <hi rendition="#g">Grenzkommiſſion<lb/> an der deutſch-engliſchen Weſtgrenze Ka-<lb/> meruns</hi> zu ermöglichen, mußten die dort wohnenden<lb/> kriegeriſchen Stämme zur Anerkennung der Oberhoheit des<lb/> Deutſchen Reiches gebracht werden. Infolgedeſſen war<lb/> Major <hi rendition="#g">Puder,</hi> der Kommandeur der Schutztruppe für<lb/> Kamerun, auf Befehl des Gouverneurs am 28. Oktober<lb/> 1907 mit der 6. Kompagnie von der Küſte aufgebrochen,<lb/> um im Verein mit der 2. und 4. Kompagnie (Bamenda<lb/> und Banjo) die Gebiete längs der deutſch-engliſchen Grenze<lb/> zu durchqueren und zu befrieden. Das Häuptlingsdorf von<lb/> Alkaſim wurde am 19. Dezember ohne Kampf beſetzt. Dann<lb/> erhielt die 4. Kompagnie, die aus dem Verbande der Ex-<lb/> pedition ausſchied, den Auftrag, das <hi rendition="#g">Alkaſim-Gebiet</hi><lb/> und die nördlich und nordweſtlich davon im <hi rendition="#g">Banjo-<lb/> Bezirk</hi> liegenden Gebiete unter Verwaltung zu nehmen.<lb/> Die 6. und die 2. Kompagnie ſetzte die Expedition in das<lb/> weſtliche Grenzgebiet an dem Katſema fort. Hierbei iſt am<lb/> 5, März <hi rendition="#g">nach ſiegreichem Gefecht</hi> gegen die Mun-<lb/> tſchis der Hauptmann Glauning, der Führer der 2. Kom-<lb/> pagnie und Chef des Bezirks Bamenda, gefallen.</quote></cit></p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">General Robilant Nachfolger de Giorgis.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#aq">gl.</hi><hi rendition="#b">Rom,</hi> 21. März, 4.20 <hi rendition="#aq">N.</hi></dateline> <p>(<hi rendition="#g">Privattelegramm.</hi>)<lb/> Graf <hi rendition="#g">Robilant,</hi> Brigadegeneral in Turin, iſt plötzlich hierher<lb/> beordert und ſofort vom Kriegsminiſter, dem Miniſter des<lb/> Aeußern und vom <hi rendition="#g">König</hi> empfangen worden. Der König<lb/> teilte ihm perſönlich mit, er ſei zum <hi rendition="#g">Nachfolger des Gene-<lb/> rals de Giorgis</hi> auserſehen, da er ſich am beſten für dieſen<lb/> Poſten eigne, für den nicht nur hervorragende militäriſche, ſon-<lb/> dern auch diplomatiſche Eigenſchaften unentbehrlich ſeien.<lb/> Robilant ſprach ſeinen Dank aus für den neuen Gnadenbeweis.<lb/> General Robilant vertrat Italien im vorigen Jahr im Haag.</p><lb/> <cb/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Marokko.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Tanger,</hi> 21. März.</dateline> <p>Gutem Vernehmen nach dürfte die<lb/> franzöſiſche Regierung <hi rendition="#g">Abd ul Aſis</hi> den eindringlichen Rat<lb/> erteilen, bei den von ihm geplanten militäriſchen Unter-<lb/> nehmungen zur Beſetzung von Saffi und Azzemur mit <hi rendition="#g">mög-<lb/> lichſter Vorſicht</hi> und Zurückhaltung vorzugehen, um Ruhe-<lb/> ſtörungen, insbeſondere die Gefährdung und Schädigung der<lb/> europäiſchen Kaufleute, zu vermeiden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Caſablanca,</hi> 21. März.</dateline> <p>Die Europäer <hi rendition="#g">Paret</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Bianchi,</hi> die von den Medakra gefangen genommen worden<lb/> waren, ſind <hi rendition="#g">freigelaſſen</hi> worden und heute in Caſablanca<lb/> eingetroffen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">n.</hi><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 21. März, 8.50 <hi rendition="#aq">N.</hi></dateline> <p>(<hi rendition="#g">Privattelegr.</hi>)<lb/> Das <hi rendition="#g">preußiſche Staatsminiſterium</hi> trat unter<lb/> dem Vorſitz des <hi rendition="#g">Fürſten Bülow</hi> heute zu einer Sitzung<lb/> zuſammen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">* Berlin,</hi> 21. März.</dateline> <p>Dem Reichstage iſt heute ein Antrag<lb/> Brandys und Genoſſen zugegangen, der Reichstag wolle be-<lb/> ſchließen, den Reichskanzler zu erſuchen, in dem Geſetzentwurf<lb/> zur Feſtſtellung des Reichshaushaltsetats für 1909 eine ent-<lb/> ſprechende Summe anzufordern zur Beſtreitung der Koſten einer<lb/> aus Mitgliedern der verbündeten Regierungen und des Reichs-<lb/> tages zuſammengeſetzten Enquetekommiſſion behufs Unterſuchung<lb/> der politiſchen Verhältniſſe der polniſchen Bevölkerung im Deut-<lb/> ſchen Reiche.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">* Sigmaringen,</hi> 21. März.</dateline> <p>Der <hi rendition="#g">König von Sachſen</hi> iſt<lb/> zum Beſuch ſeiner Tante, der Fürſtin Leopold von Hohenzollern,<lb/> am fürſtlichen Hofe eingetroffen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Paris,</hi> 21. März.</dateline> <p>Auf Veranlaſſung des Unterſtaats-<lb/> ſekretärs der ſchönen Künſte <hi rendition="#g">Dujardin-Beaumetz</hi> ordnete<lb/> die Polizeipräfektur an, daß mehrere, von einem polniſchen Maler<lb/> in dem geſtern eröffneten Salon der Unabhängigen ausgeſtellte<lb/> abgeſchmackte <hi rendition="#g">Zerrbilder</hi> des <hi rendition="#g">Kaiſers Wilhelm</hi> und<lb/> des <hi rendition="#g">Zaren Nikolaus entfernt</hi> werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">z.</hi><hi rendition="#b">London,</hi> 21. März, 3.10 <hi rendition="#aq">N.</hi></dateline> <p>(<hi rendition="#g">Privattelegr.</hi>)<lb/> Nach einer New-Yorker Meldung fehlt noch die Beſtätigung<lb/> der Nachricht, daß die Unionsregierung <hi rendition="#g">Japans Ein-<lb/> ladung</hi> der amerikaniſchen Flotte nach einigen japani-<lb/> ſchen Häfen annehme, doch rief das Gerücht im ganzen<lb/> Lande große Befriedigung hervor. Man glaubt, die Flotte<lb/> werde eventuell <hi rendition="#g">Yokohama</hi> beſuchen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">a.</hi><hi rendition="#b">Odeſſa,</hi> 21. März, 6.40 <hi rendition="#aq">N.</hi></dateline> <p>(<hi rendition="#g">Privattelegr.</hi>)<lb/> Drei Bataillone <hi rendition="#g">türkiſcher Truppen</hi> haben in der<lb/> Nähe von Chanekin, nördlich von Bagdad, die perſiſche<lb/> Grenze überſchritten und halten perſiſches Gebiet <hi rendition="#g">beſetzt.</hi></p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Schiffbruch eines deutſchen Dampfers.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#aq">z.</hi><hi rendition="#b">London,</hi> 21. März, 4.58 <hi rendition="#aq">N.</hi></dateline> <p>(<hi rendition="#g">Privattelegramm.</hi>)<lb/> Den Daily Mail wird aus Aden telegraphiert, daß der deutſche<lb/> Paſſagierdampfer <hi rendition="#g">Laeisz</hi> der deutſch-auſtraliſchen Linie auf<lb/> der Heimfahrt und ohne Paſſagiere im Roten Meere am Dienstag<lb/> früh <hi rendition="#g">Schiffbruch</hi> erlitten habe. Es heißt, daß die Offiziere<lb/> die Inſtruktionen des Kapitäns mißverſtanden hätten und einen<lb/> falſchen Kurs einſchlugen, als ſich der Kapitän zu Bette gelegt<lb/> hatte. Der Dampfer ſank 25 Minuten, nachdem er auf einen<lb/> Felſen aufgelaufen war. Die aus 55 Perſonen beſtehende Be-<lb/> ſatzung ſchiffte ſich in die Boote ein. Die Mannſchaft wurde von<lb/> einem engliſchen Dampfer Mittwoch früh 4 Uhr aufgefunden, an<lb/> Bord genommen und nach Aden gebracht.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Theaternachrichten.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#aq">k.</hi><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 21. März, 11.10 <hi rendition="#aq">N.</hi></dateline> <p>(<hi rendition="#g">Privattelegramm.</hi>)<lb/> Im <hi rendition="#g">Friedrich Wilhelmſtädtiſchen Schauſpiel-<lb/> haus</hi> erlebte heute das vor 25 Jahren entſtandene Schauſpiel<lb/> „<hi rendition="#g">Die Rantzau und die Pogwiſch</hi>“ von <hi rendition="#g">Detlev von<lb/> Liliencron</hi> ſeine Uraufführung. Das Publikum dankte dem<lb/> Dichter, der uns inzwiſchen mit köſtlichen Gaben ſo überreich be-<lb/> ſchenkt, durch eine mehr als achtungsvolle Aufnahme ſeines Wer-<lb/> kes, das trotz des veralteten Stils und der wirren Handlung<lb/> Sinn für dramatiſche und theatraliſche Wirkungen verrät und dem<lb/> Verfaſſer darin Recht gibt, daß man ihm, wie er äußerte, als dra-<lb/> matiſchen Neuling vor 20 Jahren hätte Beachtung ſchenken ſollen.</p> </div> </div><lb/> <div type="jAn" n="2"> <gap reason="insignificant"/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="a1a" next="#a1b" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Heimliche Liebe.</hi> </hi> </head><lb/> <byline> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Roman von <hi rendition="#g">Konrad Remling.</hi></hi> </hi> </byline><lb/> <note>(34) <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> (Nachdruck verboten.)</note><lb/> <p>Nun fing Georg an zu begreifen und wurde unruhig.<lb/> Eine leichte Röte der Verlegenheit ging über ſein Geſicht,<lb/> und er ſah zur Seite.</p><lb/> <p>„Ado Kramsdorff? So ... ja — nun ..., aber woher<lb/> weißt du das alles?“</p><lb/> <p>Hanna wagte nicht aufzuſehen.</p><lb/> <p>„Von Herrn von Halbach. Er erzählte es mir vor acht<lb/> Tagen, als er uns ſeinen Gegenbeſuch machte.“ — Sie<lb/> atmete ſchwer und fügte nach einer Pauſe hinzu: „Er und<lb/> Rittmeiſter Degenhardt waren bisher die einzigen...“</p><lb/> <p>„Was heißt: die einzigen?“</p><lb/> <p>Georg zitterte bereits vor innerer Erregung. Er ſtellte<lb/> dieſe Frage, obwohl er ſehr gut wußte, was ſie mit der<lb/> Bemerkung ſagen wollte.</p><lb/> <p>Hannas Augen füllten ſich langſam mit Tränen.</p><lb/> <p>„Die einzigen,“ antwortete ſie, „die es bisher der<lb/> Mühe für wert gehalten haben...“ Plötzlich begann ſie<lb/> zu ſchluchzen. „O, mein Gott, Georg! Und alles dies um<lb/> meinetwillen! Ich habe es kommen ſehen — ſchon ſeit<lb/> Wochen. Und du ſelbſt — du mußt es ja doch auch emp-<lb/> funden haben. Du willſt mich nur ſchonen... Die kühle<lb/> Höflichkeit, mit der man uns empfing ... die Zurückhal-<lb/> tung! Wir werden nie, niemals feſten Fuß faſſen hier!<lb/> Man weiß, oder man ahnt, man ſpricht davon... Nein,<lb/> ſage nicht, das es übergroße Empfindlichkeit iſt! Ich habe<lb/> geſchwiegen bisher, aber nun ertrage ich es nicht länger...<lb/> Ich wage kaum mehr, das Haus zu verlaſſen... Unſere<lb/> eigenen Leute, die Leute im Dorfe — ich habe das Gefühl,<lb/> als wiche ein jeder mir aus, als ſähen ſie mich an —<lb/> fragend, vorwurfsvoll, gehäſſig, mitleidslos...“</p><lb/> <p>Schweigend hatte Georg ihr zugehört. Jedes ihrer<lb/> Worte empfand er wie einen körperlichen Schmerz. Alle<lb/> Farbe war aus ſeinem Geſicht gewichen. Er preßte die<lb/> Lippen feſt aufeinander und ballte die Hände. Er wollte<lb/> ſprechen; aber ein trockenes Würgen ſchnürte ihm die Kehle<lb/> zuſammen. Endlich ſtieß er mühſam hervor:</p><lb/> <p>„Aber das iſt doch alles... Nein, Hanna! Ich —<lb/><cb/> woher ſollte denn jemand davon wiſſen? ... Für uns<lb/> ſelbſt iſt es ja doch ſchließlich auch nur eine Vermutung...“</p><lb/> <p>„Was iſt eine Vermutung?“</p><lb/> <p>Sie hatte ſich jäh aufgerichtet und ſah ihn finſter und<lb/> beinahe drohend an.</p><lb/> <p>Georg erſchrak vor der Härte ihres Blickes.</p><lb/> <p>„Daß .. ich meine das Unglück .. daß Rudolf ſelbſt...“</p><lb/> <p>Da erhob ſie ſich.</p><lb/> <p>„O, wie erbärmlich! Dahin alſo iſt es ſchon gekommen,<lb/> daß wir ſelbſt anfangen, einander zu belügen! Wie feige<lb/> und erbärmlich, daß wir nicht einmal mehr den Mut haben,<lb/> vor uns ſelber wahr zu ſein!“</p><lb/> <p>Georg entgegnete nichts mehr. Sie hatte ja recht —<lb/> mit jedem Worte, das ſie ſprach.</p><lb/> <p>Das alſo war der Grund ihrer Verſunkenheit, ihres<lb/> dumpfen Hindämmerns alle die Wochen hindurch! Sie<lb/> hatte geglaubt, allein fertig zu werden damit, hatte die<lb/> Qual in ihrem Innern verſchloſſen; und nun brach ſie her-<lb/> vor mit einer Leidenſchaftlichkeit, die ihn erſchütterte.</p><lb/> <p>In den Tagen, die nun folgten, wurde die Stimmung<lb/> noch banger und ſchwüler zwiſchen den beiden. Bei den<lb/> Mahlzeiten ſaßen ſie verlegen und ſcheu einander gegen-<lb/> über. Geſpräche über die nichtigſten Dinge hervorſuchend<lb/> und in die Länge ziehend, weil jeder Augenblick des Schwei-<lb/> gens für ſie zur Qual wurde.</p><lb/> <p>Mitte Januar gaben ſie ihre erſte Geſellſchaft.</p><lb/> <p>Udo Kramsdorff war inzwiſchen wieder abgereiſt —<lb/> ohne einen Beſuch in Helldorf gemacht zu haben. Es war<lb/> alſo der erſte, der offen mit Georg und Hanna brach. Er<lb/> hatte nicht den Mut gefunden, den beiden unbefangen<lb/> gegenüberzutreten. „Eigentlich iſt es ja nur ſelbſtver-<lb/> ſtändlich, daß er nicht gekommen iſt,“ ſagte ſich Hanna und<lb/> dachte dabei an jene Szene im Walde, am Silveſterabend.<lb/> Georg aber, der davon nichts wußte, war völlig ratlos.<lb/> Am liebſten wäre er dem Grafen nachgereiſt nach Hannover,<lb/> um ihn zur Rede zu ſtellen und Aufklärung zu fordern. Er<lb/> ſah jedoch das Törichte und Lächerliche einer ſolchen Hand-<lb/> lungsweiſe ein und verſuchte, ſeinen Grimm und ſeine Em-<lb/> pörung — ſo gut es ging — vor Hanna zu verbergen.</p><lb/> <p>Die beiden Schweſtern Udos hatten ſich ſchließlich doch<lb/> bewogen gefühlt, wenn auch erſt nach Wochen, ihren Gegen-<lb/> beſuch zu machen, und hatten auch die Einladung ange-<lb/> nommen.</p><lb/> <cb/> <p>Seit Tagen hatte Hanna ſchon dieſen Geſellſchafts-<lb/> abend vorbereitet. Georg ſelbſt drang darauf, daß alles<lb/> in großartigſtem Stile hergerichtet würde. Er wollte<lb/> blenden mit ſeinem Haushalte — um jeden Preis. So<lb/> weit war es ſchon mit ihm gekommen, daß er hoffte, durch<lb/> unerhörte Prachtentfaltung die Leute noch für ſich gewin-<lb/> nen zu können. Der Aermſte merkte nicht einmal mehr,<lb/> wie unvornehm das Poſieren war, wie wenig würdig des<lb/> alten Namens Helldorf.</p><lb/> <p>So wurde denn der ganze Silberſchatz des Hauſes auf<lb/> die Tafel geſchleppt, das reiche, funkelnde Kriſtall, Gläſer,<lb/> die ſonſt nur den Zierſchrank geſchmückt hatten und deren<lb/> jedes eine kleine Geſchichte in der Chronik der Helldorfs<lb/> hatte. Das ſorgſam gehütete koſtbare Porzellan, das er<lb/> ſchon als Knabe beinahe ehrfürchtig bewundert und das<lb/> ſeine Mutter nur bei ganz beſonders feſtlichen Gelegen-<lb/> heiten herausgegeben hatte. Obwohl das Gut ein eigenes<lb/> kleines Treibhaus beſaß, ließ er aus Berlin eine verſchwen-<lb/> deriſche Fülle von Blumen kommen. Im Speiſeſaal ſelbſt<lb/> brannten nur Wachskerzen auf der Tafel in ſchweren Silber-<lb/> leuchtern und in den vier Ecken des Saales in mannshohen.<lb/> Bronzeſtändern orientaliſcher Arbeit, die der alte Herr<lb/> von Helldorf von einer Reiſe nach Aegypten aus Kairo<lb/> mitgebracht hatte. Die Zahl der „Gänge“ überſtieg bei<lb/> weitem das Maß, das bei ſolchen Gelegenheiten üblich<lb/> war, und die Weine hätte vielleicht nur der alte Herr von<lb/> Halbach in rechter Weiſe zu würdigen verſtanden — wenn<lb/> ihm nicht die geſuchte und aufdringliche Art des Ganzen,<lb/> die ſo gar nicht zu den Gewohnheiten eines alten, derben<lb/> Landedelmannes paßte, von vornherein die Stimmung<lb/> verdorben hätte.</p><lb/> <p>Georg und Hanna ſelbſt waren in „großer Toilette“<lb/> und empfingen die Gäſte im Vorſaal: ſteif, förmlich, mit<lb/> ausgeſuchter Höflichkeit, aber ohne jede Herzlichkeit im<lb/> Tone ihrer Begrüßungsworte.</p><lb/> <p>Hanna leitete das Ganze ruhig und vornehm; und ſie<lb/> wußte ſich ſo meiſterhaft zu beherrſchen, daß niemand ahnte,<lb/> wie mühſam ſie das Lächeln auf ihre Lippen quälen mußte,<lb/> wie fieberhaft ſie auf jedes Flüſtern achtete, um in den<lb/> Seelen dieſer Menſchen zu leſen; ſie ſah bezaubernd aus<lb/> und zitterte bei dem Gedanken, daß jemand bemerken<lb/> könnte, daß ſie — zum erſtenmal in ihrem Leben — Rot<lb/> aufgelegt hatte; ſie wußte zu unterhalten, lebhaft und doch</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [2/0002]
München, Montag Allgemeine Zeitung 23. März 1908. Nr. 137.
feſt gewillt, ſeine kommerziellen Intereſſen einmal zu wahren,
dann aber auch zu verſtärken. Der herzliche Empfang, den er
bei den Vertretern der anderen hier intereſſierten Mächte ge-
funden habe, bürge dem Grafen dafür, daß auf dieſem Gebiete
etwa auftauchende Fragen zur allſeitigen Befriedigung ihre Er-
ledigung finden werden.
Der Tod des engliſchen Botſchafters in Konſtantinopel.
Am Donnerstag Nachmittag ſtarb in Konſtantinopel,
wie wir bereits gemeldet haben, Sir Nicholas O’Connor,
der britiſche Botſchafter, der nahezu zehn Jahre lang mit
der Löſung der ſchweren Aufgabe beſchäftigt war, für maze-
doniſche Reformen zu ſorgen und dabei gleichzeitig die
Freundſchaft zwiſchen England und der Türkei im Inter-
eſſe des engliſchen Vorteils zu wahren.
Der verſtorbene Botſchafter iſt, wie ſein Name zeigt,
iriſcher Nationalität und ſtammt von Sir Hugh O’Connor,
von Ballintobber Caſtle, ab, d. h. von dem anerkannten
Nachkommen der letzten Könige von Irland. Er galt in
England nicht als ſo gewandt, wie beiſpielsweiſe ein Can-
ning oder ein Lord Dufferin, aber er war ein ſehr fleißiger
Diplomat von beträchtlicher Intelligenz. Man verhehlt
ſich nicht, daß es ihm nicht immer gelang, die ihm geſtellten
Aufgaben zu löſen. Während ſeines Aufenthaltes in China
in den Jahren 1892 bis 1895 wuchs der ruſſiſche Einfluß
über das chineſiſche Reich beträchtlich, und in dem diplo-
matiſchen Kampfe mit dem Grafen Murawiew um den
Beſitz von Port Arthur blieb O’Connor nicht Sieger. Er
erlebte allerdings, vielleicht zu ſeiner Genugtuung, den Zu-
ſammenbruch der kühnen Pläne des Fürſten Lobanow und
des Grafen Murawiew im fernen Oſten. Seine erfolg-
reichſte Zeit in der diplomatiſchen Laufbahn war wohl ohne
Zweifel die Zeit, die er in der türkiſchen Hauptſtadt ver-
lebte, und man wird ihn in der Kriſis, die durch den Vor-
ſchlag des Sir Edward Grey in bezug auf Mazedonien ge-
ſchaffen wurde, als erfahrenen Ratgeber ſehr vermiſſen.
Der Verſtorbene wurde am 3. Juli 1843 geboren. Er hei-
ratete im Jahre 1887 eine Nichte des Herzogs von Norfolk.
Politiſche Nachrichten.
Eigener telegr. Dienſt der „Allgemeinen Zeitung“.
Die Benützung unſerer Originalnachrichten iſt nur mit der Quellenangabe
„Allg. Ztg.“ geſtattet.
Die neue Geſtaltung des Flottenvereins.
* Augsburg, 21. März. Die Augsburger Abendzeitung
meldet: In Dresden fand vor einigen Tagen eine ver-
trauliche Beſprechung zwiſchen Vertretern der
Landesverbände des Deutſchen Flottenvereins
ſtatt. Es waren mit Ausnahme dreier Verbände, der von
Oſtpreußen, Weſtpreußen und Poſen, ſämtliche vertreten.
Auch Bayern hatte zwei Delegierte entſandt. Die
Verbandsvertreter einigten ſich dahin, der Hauptverſamm-
lung in Danzig ein Präſidium vorzuſchlagen, in welchem
kein einziger Herr des früheren Präſidiums ver-
treten ſei. Dabei wird für die Stelle des erſten Präſidenten
an Fürſt Salms Stelle Großadmiral v. Köſter vorge-
ſchlagen, für den erſten Vizepräſidenten Exzellenz General-
leutnant z. D. Liebermann, für den zweiten Vize-
präſidenten Kommerzienrat Körner-Nürnberg;
für den erſten geſchäftsführenden Vorſitzenden an General
Keims Stelle Konteradmiral z. D. Siegel, der
frühere Marineattaché in Paris, für den ſtellvertretenden
Vorſitzenden Geheimrat Michaelis-Breslau. Dieſe
Vorſchlagsliſte dürfe als außerordentlich glücklich bezeichnet
werden und werde in Danzig jedenfalls durchgehen.
Ein Internationaler Verband der Vereine von Handlungs-
reiſenden.
* London, 21. März. Handelsminiſter Lloyd-
George führte den Vorſitz in einer Verſammlung, die
behufs Gründung eines Internationalen Ver-
bandes der Vereine von Handlungsreiſen-
den einberufen worden war. Zweck der Gründung iſt die
Unterſtützung der Vertreter des britiſchen Handels, welche
das Ausland, und der ausländiſchen Handelsvertreter,
welche England beſuchen. Delegierte aus Deutſchland,
Frankreich und aus anderen Ländern waren zugegen. Lloyd-
George betonte die Wichtigkeit des Planes vom Stand-
punkte ſowohl des Handels und der internationalen Inter-
eſſen als auch der Förderung des Friedens unter
den Nationen aus. Aus Deutſchland, der Schweiz, Frank-
reich, Ungarn und Dänemark ſind zuſtimmende Erklärungen
eingegangen. Eine Reſolution zugunſten der Gründung
des Verbandes fand einſtimmige Annahme.
Ein öſterreichiſches Miniſterium für öffentliche Arbeiten.
* Wien, 21. März. Der Kaiſer genehmigte die
Errichtung eines Miniſteriums für öffentliche Arbeiten
und ernannte den Miniſter ohne Portefeuille, Glas-
mann, zum Miniſter für öffentliche Arbeiten. Das neue
Miniſterium umfaßt Bauangelegenheiten und zwar ad-
miniſtrative und techniſche, den Hochbau und Waſſerbau,
die Straßenbahn, ferner das Bergweſen, die Förderung des
Gewerbes und die Förderung der Güterverwertung und
des Fremdenverkehrs.
Zum Fall Wahrmund.
p. Innsbruck, 21. März, 7.45 N. (Privattelegr.)
Der akademiſche Senat der Innsbrucker Univerſität ver-
ſammelte ſich heute, um eine Eingabe an das Unterrichts-
miniſterium in Angelegenheit der bekannten Forderung
des päpſtlichen Nuntius am Wiener Hofe zu be-
ſchließen. Die Eingabe kennzeichnet in lapidaren Sätzen
den Standpunkt der nächſtbeteiligten Univerſität, läßt aber
die politiſche Seite der Intervention beiſeite.
Die Eingabe wurde noch heute an das Unterrichtsmini-
ſterium abgeſandt
a. Wien, 21. März, 9.15 N. (Privattelegr.)
Der akademiſche Senat der Wiener Univerſität be-
ſchloß anläßlich der Affäre Wahrmund eine Reſolution,
worin er erklärt, daß die Univerſität nur der Aufſicht des
Staates unterſtehe und jeden Verſuch kirchlichen Einfluſſes
unbeugſamen Widerſtand entgegenſetze.
p. Innsbruck, 21. März, 11.20 N. (Privattelegr.)
In einer heute abend ſtattgefundenen ſehr zahlreich beſuch-
ten Verſammlung des Deutſchen Wählervereins
für Tirol, bei der Reichsratsabgeordneter Malik ſprach,
wurde Profeſſor Wahrmund einſtimmig als Kandidat
für die kommende Reichratserſatzwahl in Inns-
bruck aufgeſtellt.
Das Gefecht in Kamerun.
* Berlin, 21. März. Ueber die Expedition in
Kamerun, bei der Hauptmann Glauning den Tod
gefunden hat, wird nunmehr amtlich gemeldet: Um die
bevorſtehenden Arbeiten der Grenzkommiſſion
an der deutſch-engliſchen Weſtgrenze Ka-
meruns zu ermöglichen, mußten die dort wohnenden
kriegeriſchen Stämme zur Anerkennung der Oberhoheit des
Deutſchen Reiches gebracht werden. Infolgedeſſen war
Major Puder, der Kommandeur der Schutztruppe für
Kamerun, auf Befehl des Gouverneurs am 28. Oktober
1907 mit der 6. Kompagnie von der Küſte aufgebrochen,
um im Verein mit der 2. und 4. Kompagnie (Bamenda
und Banjo) die Gebiete längs der deutſch-engliſchen Grenze
zu durchqueren und zu befrieden. Das Häuptlingsdorf von
Alkaſim wurde am 19. Dezember ohne Kampf beſetzt. Dann
erhielt die 4. Kompagnie, die aus dem Verbande der Ex-
pedition ausſchied, den Auftrag, das Alkaſim-Gebiet
und die nördlich und nordweſtlich davon im Banjo-
Bezirk liegenden Gebiete unter Verwaltung zu nehmen.
Die 6. und die 2. Kompagnie ſetzte die Expedition in das
weſtliche Grenzgebiet an dem Katſema fort. Hierbei iſt am
5, März nach ſiegreichem Gefecht gegen die Mun-
tſchis der Hauptmann Glauning, der Führer der 2. Kom-
pagnie und Chef des Bezirks Bamenda, gefallen.
General Robilant Nachfolger de Giorgis.
gl. Rom, 21. März, 4.20 N. (Privattelegramm.)
Graf Robilant, Brigadegeneral in Turin, iſt plötzlich hierher
beordert und ſofort vom Kriegsminiſter, dem Miniſter des
Aeußern und vom König empfangen worden. Der König
teilte ihm perſönlich mit, er ſei zum Nachfolger des Gene-
rals de Giorgis auserſehen, da er ſich am beſten für dieſen
Poſten eigne, für den nicht nur hervorragende militäriſche, ſon-
dern auch diplomatiſche Eigenſchaften unentbehrlich ſeien.
Robilant ſprach ſeinen Dank aus für den neuen Gnadenbeweis.
General Robilant vertrat Italien im vorigen Jahr im Haag.
Marokko.
* Tanger, 21. März. Gutem Vernehmen nach dürfte die
franzöſiſche Regierung Abd ul Aſis den eindringlichen Rat
erteilen, bei den von ihm geplanten militäriſchen Unter-
nehmungen zur Beſetzung von Saffi und Azzemur mit mög-
lichſter Vorſicht und Zurückhaltung vorzugehen, um Ruhe-
ſtörungen, insbeſondere die Gefährdung und Schädigung der
europäiſchen Kaufleute, zu vermeiden.
* Caſablanca, 21. März. Die Europäer Paret und
Bianchi, die von den Medakra gefangen genommen worden
waren, ſind freigelaſſen worden und heute in Caſablanca
eingetroffen.
n. Berlin, 21. März, 8.50 N. (Privattelegr.)
Das preußiſche Staatsminiſterium trat unter
dem Vorſitz des Fürſten Bülow heute zu einer Sitzung
zuſammen.
* Berlin, 21. März. Dem Reichstage iſt heute ein Antrag
Brandys und Genoſſen zugegangen, der Reichstag wolle be-
ſchließen, den Reichskanzler zu erſuchen, in dem Geſetzentwurf
zur Feſtſtellung des Reichshaushaltsetats für 1909 eine ent-
ſprechende Summe anzufordern zur Beſtreitung der Koſten einer
aus Mitgliedern der verbündeten Regierungen und des Reichs-
tages zuſammengeſetzten Enquetekommiſſion behufs Unterſuchung
der politiſchen Verhältniſſe der polniſchen Bevölkerung im Deut-
ſchen Reiche.
* Sigmaringen, 21. März. Der König von Sachſen iſt
zum Beſuch ſeiner Tante, der Fürſtin Leopold von Hohenzollern,
am fürſtlichen Hofe eingetroffen.
* Paris, 21. März. Auf Veranlaſſung des Unterſtaats-
ſekretärs der ſchönen Künſte Dujardin-Beaumetz ordnete
die Polizeipräfektur an, daß mehrere, von einem polniſchen Maler
in dem geſtern eröffneten Salon der Unabhängigen ausgeſtellte
abgeſchmackte Zerrbilder des Kaiſers Wilhelm und
des Zaren Nikolaus entfernt werden.
z. London, 21. März, 3.10 N. (Privattelegr.)
Nach einer New-Yorker Meldung fehlt noch die Beſtätigung
der Nachricht, daß die Unionsregierung Japans Ein-
ladung der amerikaniſchen Flotte nach einigen japani-
ſchen Häfen annehme, doch rief das Gerücht im ganzen
Lande große Befriedigung hervor. Man glaubt, die Flotte
werde eventuell Yokohama beſuchen.
a. Odeſſa, 21. März, 6.40 N. (Privattelegr.)
Drei Bataillone türkiſcher Truppen haben in der
Nähe von Chanekin, nördlich von Bagdad, die perſiſche
Grenze überſchritten und halten perſiſches Gebiet beſetzt.
Schiffbruch eines deutſchen Dampfers.
z. London, 21. März, 4.58 N. (Privattelegramm.)
Den Daily Mail wird aus Aden telegraphiert, daß der deutſche
Paſſagierdampfer Laeisz der deutſch-auſtraliſchen Linie auf
der Heimfahrt und ohne Paſſagiere im Roten Meere am Dienstag
früh Schiffbruch erlitten habe. Es heißt, daß die Offiziere
die Inſtruktionen des Kapitäns mißverſtanden hätten und einen
falſchen Kurs einſchlugen, als ſich der Kapitän zu Bette gelegt
hatte. Der Dampfer ſank 25 Minuten, nachdem er auf einen
Felſen aufgelaufen war. Die aus 55 Perſonen beſtehende Be-
ſatzung ſchiffte ſich in die Boote ein. Die Mannſchaft wurde von
einem engliſchen Dampfer Mittwoch früh 4 Uhr aufgefunden, an
Bord genommen und nach Aden gebracht.
Theaternachrichten.
k. Berlin, 21. März, 11.10 N. (Privattelegramm.)
Im Friedrich Wilhelmſtädtiſchen Schauſpiel-
haus erlebte heute das vor 25 Jahren entſtandene Schauſpiel
„Die Rantzau und die Pogwiſch“ von Detlev von
Liliencron ſeine Uraufführung. Das Publikum dankte dem
Dichter, der uns inzwiſchen mit köſtlichen Gaben ſo überreich be-
ſchenkt, durch eine mehr als achtungsvolle Aufnahme ſeines Wer-
kes, das trotz des veralteten Stils und der wirren Handlung
Sinn für dramatiſche und theatraliſche Wirkungen verrät und dem
Verfaſſer darin Recht gibt, daß man ihm, wie er äußerte, als dra-
matiſchen Neuling vor 20 Jahren hätte Beachtung ſchenken ſollen.
_
Heimliche Liebe.
Roman von Konrad Remling.
(34)
(Nachdruck verboten.)
Nun fing Georg an zu begreifen und wurde unruhig.
Eine leichte Röte der Verlegenheit ging über ſein Geſicht,
und er ſah zur Seite.
„Ado Kramsdorff? So ... ja — nun ..., aber woher
weißt du das alles?“
Hanna wagte nicht aufzuſehen.
„Von Herrn von Halbach. Er erzählte es mir vor acht
Tagen, als er uns ſeinen Gegenbeſuch machte.“ — Sie
atmete ſchwer und fügte nach einer Pauſe hinzu: „Er und
Rittmeiſter Degenhardt waren bisher die einzigen...“
„Was heißt: die einzigen?“
Georg zitterte bereits vor innerer Erregung. Er ſtellte
dieſe Frage, obwohl er ſehr gut wußte, was ſie mit der
Bemerkung ſagen wollte.
Hannas Augen füllten ſich langſam mit Tränen.
„Die einzigen,“ antwortete ſie, „die es bisher der
Mühe für wert gehalten haben...“ Plötzlich begann ſie
zu ſchluchzen. „O, mein Gott, Georg! Und alles dies um
meinetwillen! Ich habe es kommen ſehen — ſchon ſeit
Wochen. Und du ſelbſt — du mußt es ja doch auch emp-
funden haben. Du willſt mich nur ſchonen... Die kühle
Höflichkeit, mit der man uns empfing ... die Zurückhal-
tung! Wir werden nie, niemals feſten Fuß faſſen hier!
Man weiß, oder man ahnt, man ſpricht davon... Nein,
ſage nicht, das es übergroße Empfindlichkeit iſt! Ich habe
geſchwiegen bisher, aber nun ertrage ich es nicht länger...
Ich wage kaum mehr, das Haus zu verlaſſen... Unſere
eigenen Leute, die Leute im Dorfe — ich habe das Gefühl,
als wiche ein jeder mir aus, als ſähen ſie mich an —
fragend, vorwurfsvoll, gehäſſig, mitleidslos...“
Schweigend hatte Georg ihr zugehört. Jedes ihrer
Worte empfand er wie einen körperlichen Schmerz. Alle
Farbe war aus ſeinem Geſicht gewichen. Er preßte die
Lippen feſt aufeinander und ballte die Hände. Er wollte
ſprechen; aber ein trockenes Würgen ſchnürte ihm die Kehle
zuſammen. Endlich ſtieß er mühſam hervor:
„Aber das iſt doch alles... Nein, Hanna! Ich —
woher ſollte denn jemand davon wiſſen? ... Für uns
ſelbſt iſt es ja doch ſchließlich auch nur eine Vermutung...“
„Was iſt eine Vermutung?“
Sie hatte ſich jäh aufgerichtet und ſah ihn finſter und
beinahe drohend an.
Georg erſchrak vor der Härte ihres Blickes.
„Daß .. ich meine das Unglück .. daß Rudolf ſelbſt...“
Da erhob ſie ſich.
„O, wie erbärmlich! Dahin alſo iſt es ſchon gekommen,
daß wir ſelbſt anfangen, einander zu belügen! Wie feige
und erbärmlich, daß wir nicht einmal mehr den Mut haben,
vor uns ſelber wahr zu ſein!“
Georg entgegnete nichts mehr. Sie hatte ja recht —
mit jedem Worte, das ſie ſprach.
Das alſo war der Grund ihrer Verſunkenheit, ihres
dumpfen Hindämmerns alle die Wochen hindurch! Sie
hatte geglaubt, allein fertig zu werden damit, hatte die
Qual in ihrem Innern verſchloſſen; und nun brach ſie her-
vor mit einer Leidenſchaftlichkeit, die ihn erſchütterte.
In den Tagen, die nun folgten, wurde die Stimmung
noch banger und ſchwüler zwiſchen den beiden. Bei den
Mahlzeiten ſaßen ſie verlegen und ſcheu einander gegen-
über. Geſpräche über die nichtigſten Dinge hervorſuchend
und in die Länge ziehend, weil jeder Augenblick des Schwei-
gens für ſie zur Qual wurde.
Mitte Januar gaben ſie ihre erſte Geſellſchaft.
Udo Kramsdorff war inzwiſchen wieder abgereiſt —
ohne einen Beſuch in Helldorf gemacht zu haben. Es war
alſo der erſte, der offen mit Georg und Hanna brach. Er
hatte nicht den Mut gefunden, den beiden unbefangen
gegenüberzutreten. „Eigentlich iſt es ja nur ſelbſtver-
ſtändlich, daß er nicht gekommen iſt,“ ſagte ſich Hanna und
dachte dabei an jene Szene im Walde, am Silveſterabend.
Georg aber, der davon nichts wußte, war völlig ratlos.
Am liebſten wäre er dem Grafen nachgereiſt nach Hannover,
um ihn zur Rede zu ſtellen und Aufklärung zu fordern. Er
ſah jedoch das Törichte und Lächerliche einer ſolchen Hand-
lungsweiſe ein und verſuchte, ſeinen Grimm und ſeine Em-
pörung — ſo gut es ging — vor Hanna zu verbergen.
Die beiden Schweſtern Udos hatten ſich ſchließlich doch
bewogen gefühlt, wenn auch erſt nach Wochen, ihren Gegen-
beſuch zu machen, und hatten auch die Einladung ange-
nommen.
Seit Tagen hatte Hanna ſchon dieſen Geſellſchafts-
abend vorbereitet. Georg ſelbſt drang darauf, daß alles
in großartigſtem Stile hergerichtet würde. Er wollte
blenden mit ſeinem Haushalte — um jeden Preis. So
weit war es ſchon mit ihm gekommen, daß er hoffte, durch
unerhörte Prachtentfaltung die Leute noch für ſich gewin-
nen zu können. Der Aermſte merkte nicht einmal mehr,
wie unvornehm das Poſieren war, wie wenig würdig des
alten Namens Helldorf.
So wurde denn der ganze Silberſchatz des Hauſes auf
die Tafel geſchleppt, das reiche, funkelnde Kriſtall, Gläſer,
die ſonſt nur den Zierſchrank geſchmückt hatten und deren
jedes eine kleine Geſchichte in der Chronik der Helldorfs
hatte. Das ſorgſam gehütete koſtbare Porzellan, das er
ſchon als Knabe beinahe ehrfürchtig bewundert und das
ſeine Mutter nur bei ganz beſonders feſtlichen Gelegen-
heiten herausgegeben hatte. Obwohl das Gut ein eigenes
kleines Treibhaus beſaß, ließ er aus Berlin eine verſchwen-
deriſche Fülle von Blumen kommen. Im Speiſeſaal ſelbſt
brannten nur Wachskerzen auf der Tafel in ſchweren Silber-
leuchtern und in den vier Ecken des Saales in mannshohen.
Bronzeſtändern orientaliſcher Arbeit, die der alte Herr
von Helldorf von einer Reiſe nach Aegypten aus Kairo
mitgebracht hatte. Die Zahl der „Gänge“ überſtieg bei
weitem das Maß, das bei ſolchen Gelegenheiten üblich
war, und die Weine hätte vielleicht nur der alte Herr von
Halbach in rechter Weiſe zu würdigen verſtanden — wenn
ihm nicht die geſuchte und aufdringliche Art des Ganzen,
die ſo gar nicht zu den Gewohnheiten eines alten, derben
Landedelmannes paßte, von vornherein die Stimmung
verdorben hätte.
Georg und Hanna ſelbſt waren in „großer Toilette“
und empfingen die Gäſte im Vorſaal: ſteif, förmlich, mit
ausgeſuchter Höflichkeit, aber ohne jede Herzlichkeit im
Tone ihrer Begrüßungsworte.
Hanna leitete das Ganze ruhig und vornehm; und ſie
wußte ſich ſo meiſterhaft zu beherrſchen, daß niemand ahnte,
wie mühſam ſie das Lächeln auf ihre Lippen quälen mußte,
wie fieberhaft ſie auf jedes Flüſtern achtete, um in den
Seelen dieſer Menſchen zu leſen; ſie ſah bezaubernd aus
und zitterte bei dem Gedanken, daß jemand bemerken
könnte, daß ſie — zum erſtenmal in ihrem Leben — Rot
aufgelegt hatte; ſie wußte zu unterhalten, lebhaft und doch
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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