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Allgemeine Zeitung, Nr. 14, 17. Januar 1929.

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Donnerslag, den 17. Januar "AZ am Abend" Nr. 14
Wissenschaft im Dienst
des täglichen Lebens
Heutige Psychologie und An-
wendung im praktischen Leben

Erster Abend im Vortragszyklus des Vereins für
Fraueninteressen und Frauenarbeit.

Den Auftakt zu dieser Reihe von fünf Vorträ-
gen gab Prof. Dr. Moritz Geiger-Göttingen mit
einer Einführung in die verschiedenen Richtungen
und Strömungen der heutigen Psychologie.

Nach kurzem Ueberblick über die drei Haupt-
erscheinungsformen dieser Wissenschaft: die Aristo-
telische des Altertums, -- den Dualismus Augustins
im Christentum, -- endlich die Moderne, über-
raschte der Redner mit der Bemerkung, die heu-
tige Psychologie sei in ein Chaos von Richtungen
ausgeartet.

Eine interessante Bestätigung unserer Erfah-
rungen bildete die Ausführung über Berufspsy-
chologie. Heute interessiert am Menschen nur mehr
die Leistung, an ethischen und inneren Eigenschaf-
ten aber nur gerade noch diejenigen, welche eben
zu jener Leistung führen. Nicht das Individuum
erfährt Beachtung, sondern nur die Tatsache, wie-
weit sich [verlorenes Material - 1 Wort fehlt] Einzelmensch brauchbar erweist und
reibungslos einordnet in den allgemeinen Lebens-
prozeß.

Die Eignungsprüfung, das Tailorsystem, un-
zweideutige Errungenschaften unserer Zeit sind
die notwendigen Aeußerungen dieser Einstellung.
Aber nicht auf Charaktereigenschaften wird der
Berufsanwärter geprüft, sondern auf Eignung im
äußeren Sinne, auf technische Fähigkeiten, eben
auf Leistung.

Nicht die Maschine ist mehr Ersatz für den
Menschen, sondern es ergibt sich das Groteske,
daß der Mensch nur ein schwacher Ersatz für die
Maschine ist, denn Charaktereigenschaften sind in
bezug auf Leistung in diesem Sinne nur störend.

Ueber Erwähnung einer Reihe anderer psycho-
logischer Strömungen und Ausdrucksformen, --
der Experimentellen, der Biologischen, der
Phänomenologischen -- kam der Redner zur
Pathologie, die als Reaktionsprozeß angesprochen
werden müsse, als Krankheit, durch die das Subjekt
sowohl als auch die Masse die ihm ungenehme,
aufgezwungene Seelenlosigkeit abreagieren müsse
um zurückzukehren zur persönlichen Geltung als
Seelenwesen. So kam man zur Psychoanalyse und
zur Individualpsychologie von Adler.

Die Auslöschung des Ich wurde gerade von den
besten zu schwer empfunden. Während die Men-
schen mit der amerikanischen Seele mitten im Le-
ben als Leistungsfaktor und Produkt der Techni-
sierung ihr Genügen finden, kranken die anderen
an Minderwertigkeitsgefühlen gegenüber der kras-
sen Forderung nach Leistung und nur Leistung
und flüchteten als Neurotiker zum heutigen Er-
löser der Menschheit, zum Psychoanalytiker.

Probleme der Wünschelrute

Vortrag im Museum

Wünschelrute, -- Rutengänger, -- sie sind von
jeher stark von Romantik umwittert. Das Ge-
heimnisvolle, Unerklärliche der unbestreitbaren
Sucherfolge mancher Rutengänger vermochte zwar
das Problem von der praktischen Seite her aus-
zuwerten, wissenschaftlich jedoch fand man über
die physiologischen Vorgänge noch keine endgül-
tige Erklärung.

[Spaltenumbruch]

So viel steht fest, daß sensitive, sensible, sehr
nervöse Menschen am besten auf die Rute reagie-
ren. Daß Nerven- und Seelenkräfte mit am
Werke sind, beweisen die ungeheure physische und
psychische Ermüdung und die Verausgabung,
welche die meisten Wünschelruten-Medien nach
getaner Arbeit erleiden.

An praktischen Exempeln zeigte der Vortra-
gende, welch großen Nutzen die Industrie, Be-
hörden und auch Privatpersonen aus den Hin-
weisen seriöser Rutengänger zu ziehen vermoch-
ten. Große Volksvermögen wurden schon ein-
gespart, erhebliche Reichtümer neu erschlossen,
handelte es sich um Wasser-, Metall- oder Ge-
steinssuche.

Die Rute arbeite, so wurde erklärt, nach den
Gesetzen des siderischen Pendels, welche auch
mehr praktisch erprobt als wissenschaftlich ein-
wandfrei erklärt sind.

Ein großer Schaden für die Wertung des
Problems seien die wilden Rutengänger, welche
aus materiellen Gründen diesen Beruf ausüben
und oft falsche und spekulative Angaben machen,
ehe sie einen Mißerfolg eingestehen.

Rutengänger habe es gegeben, so lange man
denken könne und ihre Erfolge seien so alt wie
die Geschichte reicht, aber sie harren des Tages,
da die Wissenschaft sie aus einem Wust von Aber-
glauben und Geheimniskrämerei ans Licht der
Eraktheit ziehen werde. Die Anfänge eines In-
stituts zur Erforschung der Wünschelrutenfrage
befindet sich hier in der Gabelsbergerstraße 3.

(K-B-E)

Meteorologie

Der Mensch kann Wetter und Klima nicht be-
einflussen, er kann sich ihnen aber anpassen.

Wie das mit vielem Geschick geschieht und wel-
chen Faktor die Meteorologie als Beraterin dar-
stellt, zeigte der Leiter der Bayerischen Landes-
wetterwarte, Privatdozent Anton Huber, in einem
Vortrag des Polytechnischen Vereins.

Es gilt, günstige Naturgewalten zu nützen, die
schädlichen dagegen zu meiden. Dazu hilft vor
allem die Wettervorhersage. Sie ist heute unent-
behrlich für den Wasser-, Land- und Luftverkehr,
erhalten doch die großen Ueberlandflugzeuge wie
auch die Ozeandampfer während der Reise oft ge-
nug warnende Wettermeldungen, welche oft, wie
zum Beispiel beim Ozeanflug des "Graf Zeppe-
lin", ausschlaggebend für das Gelingen einer
Unternehmung sind.

Die Meteorologie dient neben anderem dem
Landwirt, dem Weinbau, der Forstwirtschaft, der
öffentlichen Gesundheitspflege, dem Handel, wenn
zum Beispiel große Sendungen leicht verderblicher
Waren auf den Weg gebracht werden sollen, oder
vor Frostperioden, dem Gaststättenbesitzer und der
Staatsbahn vor Sonn- und Feiertagen, wenn
Dispositionen getroffen werden müssen.

Sogar die Jurisprudenz bedient sich der meteo-
rologischen Auskünfte bei Beurteilung von Straf-
taten, hat man doch längst erkannt, daß gewisse
Wetterlagen geradezu Verbrechen prädestinieren.
Im italienischen Strafrecht gilt der Scirocco aus-
drücklich als strafmildernd bei Sittlichkeitsdelikten.

Der Beziehung zwischen Städtebauwesen und
Meteorologie golten weitsichtige Ausführungen.
Ebenso dem Hochwasser-Warnungsdienst, der ge-
rade in unserem Gebiet schon viel Unheil ver-
hüten konnte.

(K-B-E.)



Der erste Alterstag
in München

Der erste Alterstag in München, den die
Gesellschaft der Altersfreunde am 13. Januar ver-
anstaltete, hat einen sehr erfreulichen Verlauf ge-
nommen. Dank der Hilfsbereitschaft und wert-
vollen Mitarbeit vieler Künstler und Gelehrter
war die Möglichkeit zu einer Reihe seltener Dar-
bietungen gegeben. So fand am Samstag, den
12. Januar, in der Universität ein Vortrag von
Geheimrat Spiegelberg statt, in dem der Vor-
tragende in großen Zügen den Jenseitsglauben
der alten Aegypter anschaulich darstellte.

Der Alterstag selbst begann mit einer Straßen-
sammlung, die, soweit bisher bekannt ist, einen
guten Erfolg zu verzeichnen hat. Es hatten sich
zu dieser Sammlung, unter Leitung des Hilfs-
bundes der Münchner Einwohnerschaft, die
Schüler der Mittelschulen und zahlreiche Erwach-
sene mit großem Eifer zur Verfügung gestellt. Am
Nachmittag fanden in der Ludwigs- und Mat-
thäuskirche kirchliche Feiern statt.


Meisterkonzert im Odeon, 20. Januar, 20 Uhr,
zugunsten der Altershilfe, veranstaltet von der
Gesellschaft der Altersfreunde, unter Mitwirkung
von Kammersängerin Elisabeth Feuge, Kam-
mersängerin Luise Willer, Kammersänger Paul
Bender, Staatsopernsänger Julius Patzak,
Kammersänger Wilhelm Rode. Am Flügel:
Staatskapellmeister Karl Elmendorff, Stu-
deny-Quartett unter Mitwirkung von Kammer-
virtuos Professor Karl Wagner. Karten 10.--
Mark bis 1.50 Mark bei Bauer, Halbreiter,
Schmid, Hieber und Amtl. Reisebüro.




Der Vertrieb der Wohlfahrtsbriefmarken 1928/
1929 wird bei den Postämtern und bei den pri-
vaten Stellen ab 31. Januar geschlossen. Die
postalische Gültigkeit der Marken läuft noch bis
zum 30. April 1929. Wer sich also noch mit den
schönen Wappenmarken und mit der besonders
begehrten Glückspostkarte der Deutschen Nothilfe
vor Schluß der Abgabe versehen will, kann die-
selben außer bei den Postanstalten bei allen
Spitzenverbänden der freien Wohlfahrt, ferner bei
der Städt. Spar- und Girokasse und bei der Städt.
Hauptkasse und bei der Geschäftsstelle der Deut-
[Spaltenumbruch] schen Nothilfe in Bayern, Theatinerstraße 3/2,
beziehen.

Da erfahrungsgemäß meist nach dem Schluß
des Verkaufes noch Anfragen kommen, sei be-
merkt, daß nach dieser Zeit keine Marken mehr
abgegeben werden können.



Schiller-Akademie

Die Schiller-Akademie beginnt ihre Veranstal-
tungen in diesem Jahre mit einem Lichtbilder-
zyklus Dr. Michael Hartig "Deutsche Städte-
bilder" Donnerstag, 17. Januar, 20 Uhr, in der
Alten Akademie, Neuhauserstraße. Karten im
Vorverkauf bei Max Hieber und an der Abend-
kasse.



Kreisverband München für freie Volksbildung

Der unter Leitung von Staatsbibliothekar Dr.
Fischer (Amtliche Beratungsstelle für Vollsbüche-
reien) stattfindende Volksbüchereikurs beginnt
am Freitag, den 18. Januar, abends 8 Uhr, in
der Universität, Hörsaal 138.




Volkshochschulverein München e. V. Freitag,
18. Januar,
beginnt der fünfstündige Vor-
lesungszyklus VIII von Universitätsprofessor Dr.
Richard Freiherr Notthafft von Weißen-
stein
über: "Haut und Haar in gesun-
den und kranken Tagen."
Mit Projek-
tionen und Lichtbildern.

Die weiteren Vorlesungen finden statt Dienstag,
22., Freitag, 26., Dienstag, 29. Januar, und Frei-
tag, 1. Februar, 20 Uhr, im Hörsaal Nr. 201 der
Universität.

Montag, 21. Januar, beginnt als weite-
rer Kurs der Zyklus VII von Universitäts-Pro-
fessor Dr. Hans Heinrich Borcherdt über:
"Weltanschauungsfragen in der
deutschen Literatur der Gegenwart
".
Die weiteren Vorlesungen finden statt: Donners-
tag, 24., Montag, 28., und Donnerstag, 31. Ja-
nuar im Hörsaal Nr. 201 der Universiät, 20 Uhr.



[irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
Mit der Rakete durch den Fasching
Was ist los?

Vollständige Liste der Faschings-
Veranstaltungen.

Heute

Deutsches Theater: Fest in Reklamien.
Bürgerbräukeller: Leiber-Vereinigung,
Bauernball. Schwabinger Brauerei:
Hausball. Löwenbräukeller: Vereinigung
ehem. Angehöriger des Inf.-Regt. I. Wagner-
Saal:
Fußball-Klub Wacker. Kolosseum:
Karnevalsgesellschaft. Bayerischer Hof:
Korps Agronomia. Park-Hotel: Karnevali-
stischer Stimmungsabend. Cafe Luitpold:
Ein Abend in der Residenz d. off. Prinzen Karne-
val. Simplizissimus: Faschingstreiben vor
20 Jahren. Hackerbräukeller: Ball. Mal-
kasten:
Lustiger Faschingsabend mit Kabarett-
programm. Reigen: Faschingstanzabend. Cafe
Fischer:
Hausball. Odeon-Casino: Fa-
schingsfest. Annast: Festabend in der Hochburg
des Exprinzen Karneval. Cafe Hartung:
Großer Hausball. Grünes Schiff: Faschings-
Unterhaltung mit Tanz: Cafe Arkadia. Bö-
ser Bubenball.

Morgen

Deutsches Theater: Maskenball des
Sportvereins 1860. Bürgerbräukeller:
Fußballklub Stern, Ball. Schwabinger
Brauerei:
Künstlervereinigung München 1928,
"Die schönste Nacht aus 1001 Nacht". Löwen-
bräukeller:
Turngemeinde. Wagner-
Saal:
Ball der Naturfreunde. Vier Jahres-
zeiten:
Ball der Kammerspiele "Hokus-Pokus".
Kolosseum: Tapezierer - Verband. Hotel
Bayerischer Hof:
Studentenverbindung
Rhätia. Park-Hotel: Karnevalistischer Stim-
mungsabend. Annast: Hausball. Tabarin
Luitpold:
Tabarin-Maskenball. Cafe
Luitpold:
Ein Abend in der offiziellen Resi-
denz des Prinzen Karneval. Simplicissi-
mus:
Faschingstreiben vor 20 Jahren. Hacker-
bräukeller:
Ball. Malkasten: Lustiger
Faschingsabend mit Kabarettprogramm. Rei-
gen:
Faschingstanzabend. Blüte: Künstler-
bund "Unabhängige". Bayerischer Hof:
Rothenburg Stud-Verb. Rhaetia. Odeon-Ka-
sino:
Faschingsfest. Cafe Arkadia: Fa-
schingsrummel mit Tanz.

Wir bitten Vereine und Gesellschaften, uns ihre Veranstal-
tungen zur Veröffenlichung in dieser Rubrik rechtzeitig zu über-
mitteln.
Künstlerfest Arche Noah

Das diesjährige Faschingsfest der Künstlerver-
einigung Arche Noah am Sonntag, 27. Januar,
im Deutschen Theater wird, wie seit Jahren, in
seiner Farbigkeit, seinem einheitlich gewahrten
künstlerischen Stil und der Größe der dekorativen
Raumausstattung einen Höhepunkt des Münchener
Karnevals bilden. Eröffnet wird die Veranstaltung
durch ein phantasievolles Festspiel (orientalische
Tempelßene), an dem eine Tänzerinnengruppe
der Rhea-Glus-Schule, Rena Pawlinina mit Theo
Stark und J. H. Spiegel mitwirken.

Ueber die Beschaffung orientalischer Kostüme
geben die Firmen Krell-Ucko und Wallach Aus-
kunft. Nichtmaskierte Damen werden gebeten,
orientalischen Kopfputz zu tragen, für Herren, die
in Frack oder Smoking erscheinen, ist Lösung eines
Maskenzeichens erforderlich. Der Kartenvorver-
kauf im Deutschen Theater hat bereits begonnen.
Kategoriekarten nur bei Asta der Universität und
Technischen Hochschule.

Olymp

Das Fest der Gesellschaft, veranstaltet von der
geselligen Vereinigung "Olymp", findet am Frei-
tag, den 18. Januar, im Odeon-Kasino statt.
Motto: "Ball der Masken".

Vorverkauf Donnerstag, 17. Januar, von 15
bis 19 Uhr Uhr und 18. Januar von 10--12 Uhr
bei Max Hieber, Marienplatz.

Kartenvorverkauf für das Pressefest

Der Verkauf aller Logenplätze, der numerierten
Sitzplätze und eines guten Teiles der Saalkarten
für das Pressefest ist heuer in das zentral ge-
legene Bureau des Hilfsbundes der Mün-
chener Einwohnerschaft,
Theatiner-
straße 3/2, Telephon 92377, verlegt. Dort findet
täglich von 1/29--16 Uhr die Kartenabgabe statt.
Es empfiehlt sich, numerierte Plätze baldigst zu
bestellen. Das Pressefest findet unter dem Titel
"Winter in Bayern" Montag, 4. Februar,
im Deutschen Theater statt; Merkblätter über die
Toiletten und Kostümvorschriften werden dort und
im Hilfsbund unentgeltlich abgegeben.

Was war
Modellball in der Blüte

Modellball, hu! denkt der Faschingsanfänger.
Modellball! Na warte, denkt die unerfahrene Ehe-
frau oder das Bräutchen, das nicht mit darf.

Und ist gar nicht wahr, dieser Hu. Modell, das
ist erstens nicht immer Aktmodell und diese wollen
gerade einmal maskiert, nicht im Berufe sein.

Und so war es auch. Das Völkchen, das sich
heute auch nicht mehr die sorglose Heiterkeit lei-
sten kann, war einmal fröhlich zum Tanz in die
Blüte gekommen. Gute Figuren, Charakterköpfe,
Typen da und dort, das versteht sich.

"Marmorgruppen" gaben dem Fest das spezi-
fische Gepräge. Daß der Verband Münchner Be-
rufsmodelle sein Bestes ins Feld stellte, selbstver-
ständlich.

[Spaltenumbruch]
Auf Safari!

Ein anderer Weltteil ist ins Deutsche Theater
versetzt. Zeltartiger Baldachin über dem großen
Saal, Embleme in reicher Zahl und von der
Deckenmitte einen phantastisch Riesenpalme fast bis
zum Boden niederhängend, Lichterspiel im Geäst.

Und eine Unzahl von sehr originellen oder
museumswertigen Masken, die den Festcharakter
wahrten, so daß die wenigen Frackträger inmitten
der fröhlichen Farbentollheit untergingen.

Ehe die Hochflut des karnevalistischen Trei-
bens für diesen Abend einsetzte, gab es einige
Vorführungen voll Humor, aber trotzdem auch von
Sachkenntnis geleitet. Afrika war ja die Parole.

So waren also Fürstlichkeit und Tanz in die-
sem Milieu.

Daß sich gute Gesellschaft dort traf, versteht sich.
Die kolonialen Verbände, die als Veranstalter
zeichnen, haben dem "Safari" einen im Münchner
Fasching beachtlichen Namen gemacht.

Nur allzu plötzlich fiel die Polizeistunde über
die afrikanischen Völker her, als wollte ein Feind
die Eingeborenen von ihrem Land verjagen. Auch
in Afrika heißt das manchmal Kultur und Zivili-
sation.

Tausend und eine Nacht
in der Schwabinger Brauerei

Schwabing! Schwabinger Brauerei! Künstler-
fest! Tausendundeine Nacht! Das sind Trümpfe,
die die Münchener Künstlergesellschaft 1927 aus-
spielen konnte.

Was sah -- nein, erlebte man? Viele, sehr
gute Masken. wenig Zivil. Eine schmissig ge-
hängte und gelegte Dekoration von Schmidt-Hus
und Rein. Lebendig, lustig, ein farbiges Bac-
chanal dies tanzende Gequirl zu Fred Stelzers
Weisen.

Sind halt Künstler aller Sorten: Musiker,
Theaterleute, Maler und so fort.

Im Festspiel -- ein Märchen aus Tausendund-
einer Nacht -- oberbayerisch abgewandelt trotz
seines orientalischen Gewandes. Viel feiner
Rhythmus. Kühles-Carlo und v. Tschebulz die
Hauptmacher. Unter den Tänzerinnen Frau
Junkerowa und Fräulein Sorra und die junge
Koloratursängerin Kofler.

Später tänzerisch feine, aparte Schattenbilder
und andere Produktionen.

Hauptleitung: Der Vorstand Schmidt-Hus.

Kurz, waschechter Schwabinger Fasching, der
sich am 22. in der Blüte wiederhlken will.

Schade, daß eine recht zweifelhafte Konkurrenz-
reklame durch die Veranstalter eines Festes mit
ähnlichem Namen vom Freitag dem Zulauf Ab-
bruch tat. Freilich, für die Gäste war es ange-
nehmer, daß der bekannte Heringsbüchsenzustand
nicht eintrat.

Ballfest im Cherubin

Das war kein Fasching, das war ein Ballfest,
ein Rendez vous des vor- und nachkriegs-offiziel-
len München.

Keine Masken, keine Karnevalsleidenschaft, --
der distinguierte, beherrschte Ton, den man aristo-
kratisch nennt, den das Milieu von Einst forderte.

Die Ungarn -- Veranstalter war der ungarische
Hilfsverein -- gaben dem Fest einen sympathischen
Beigeschmack von Liebenswürdigkeit und Gastlich-
keit.

Die Brüder Alfred und Otto Walterspiel als
Hausherren trugen, unterstützt von ihren tüch-
tigen Helfern, in den wohl abgezirkelten Rhyth-
mus und in den Ablauf dieses Wohltätigkeits-
festes die weltmännische Note.

Bea von Egerpary, eine jugendliche Ungarin
eröffnete den Abend mit der tänzerischen Gestal-
tung der 2. Rhapsodie von Lißt. Dann spielten
die Kapellen Mohrbeck und Ragotzky zum Tanz.

R.

Kostüm-Moden-Schau bei Wallach

Von den wertvollsten Originaltrachten bis zu
den leichtesten und wohlfeilsten Phantasiekostümen
eigenen Entwurfs und eigener Herstellung beweg-
ten sich in farbenbuntem Reigen männliche und
weibliche Mannequins vor den geladenen Gästen.

Wahrlich, der Sorge um das Kostüm zum Fa-
sching darf man gänzlich enthoben sein, man wird
höchstens die Qual der Wahl empfinden angesichts
der schönen und originellen Masken, die mit
künstlerischem Impuls entworfen und von ge-
schickter Hand ausgeführt wurden.

In einem Geleitwort wurde zu Recht betont,
wie unrecht es ist, der deutschen Wirtschaft und
den Münchener Künstlern gegenüber, daß viele
diesjährige Faschingsdekorationen aus dem Aus-
land bezogen wurden, daß man das Münchener
Textilgewerbe sowie auch die Münchener Künstler
bei den Aufträgen übergangen hat.

Besonderen Beifall fanden ein Safarikostüm,
eine reizvolle Schäferin, ein Fürstenmantel mit
reichen und wertvollen Goldapplikationen in
Handarbeit, dann einige leichte, sehr effektvolle
Phantasiekostüme aus Dachauer Stoffen von über-
raschend schönen und eigenartigen Farbenzusam-
menstellungen.

Eine venezianische Dogaressa in Seide und
Spitzen dürfte wohl zu den schönsten Kostümen
gehören, die dieses Jahr überhaupt für den Fa-
sching geschaffen wurden. (K-B-E.)

[irrelevantes Material]
Donnerslag, den 17. Januar „AZ am Abend“ Nr. 14
Wiſſenſchaft im Dienſt
des täglichen Lebens
Heutige Pſychologie und An-
wendung im praktiſchen Leben

Erſter Abend im Vortragszyklus des Vereins für
Frauenintereſſen und Frauenarbeit.

Den Auftakt zu dieſer Reihe von fünf Vorträ-
gen gab Prof. Dr. Moritz Geiger-Göttingen mit
einer Einführung in die verſchiedenen Richtungen
und Strömungen der heutigen Pſychologie.

Nach kurzem Ueberblick über die drei Haupt-
erſcheinungsformen dieſer Wiſſenſchaft: die Ariſto-
teliſche des Altertums, — den Dualismus Auguſtins
im Chriſtentum, — endlich die Moderne, über-
raſchte der Redner mit der Bemerkung, die heu-
tige Pſychologie ſei in ein Chaos von Richtungen
ausgeartet.

Eine intereſſante Beſtätigung unſerer Erfah-
rungen bildete die Ausführung über Berufspſy-
chologie. Heute intereſſiert am Menſchen nur mehr
die Leiſtung, an ethiſchen und inneren Eigenſchaf-
ten aber nur gerade noch diejenigen, welche eben
zu jener Leiſtung führen. Nicht das Individuum
erfährt Beachtung, ſondern nur die Tatſache, wie-
weit ſich [verlorenes Material – 1 Wort fehlt] Einzelmenſch brauchbar erweiſt und
reibungslos einordnet in den allgemeinen Lebens-
prozeß.

Die Eignungsprüfung, das Tailorſyſtem, un-
zweideutige Errungenſchaften unſerer Zeit ſind
die notwendigen Aeußerungen dieſer Einſtellung.
Aber nicht auf Charaktereigenſchaften wird der
Berufsanwärter geprüft, ſondern auf Eignung im
äußeren Sinne, auf techniſche Fähigkeiten, eben
auf Leiſtung.

Nicht die Maſchine iſt mehr Erſatz für den
Menſchen, ſondern es ergibt ſich das Groteske,
daß der Menſch nur ein ſchwacher Erſatz für die
Maſchine iſt, denn Charaktereigenſchaften ſind in
bezug auf Leiſtung in dieſem Sinne nur ſtörend.

Ueber Erwähnung einer Reihe anderer pſycho-
logiſcher Strömungen und Ausdrucksformen, —
der Experimentellen, der Biologiſchen, der
Phänomenologiſchen — kam der Redner zur
Pathologie, die als Reaktionsprozeß angeſprochen
werden müſſe, als Krankheit, durch die das Subjekt
ſowohl als auch die Maſſe die ihm ungenehme,
aufgezwungene Seelenloſigkeit abreagieren müſſe
um zurückzukehren zur perſönlichen Geltung als
Seelenweſen. So kam man zur Pſychoanalyſe und
zur Individualpſychologie von Adler.

Die Auslöſchung des Ich wurde gerade von den
beſten zu ſchwer empfunden. Während die Men-
ſchen mit der amerikaniſchen Seele mitten im Le-
ben als Leiſtungsfaktor und Produkt der Techni-
ſierung ihr Genügen finden, kranken die anderen
an Minderwertigkeitsgefühlen gegenüber der kraſ-
ſen Forderung nach Leiſtung und nur Leiſtung
und flüchteten als Neurotiker zum heutigen Er-
löſer der Menſchheit, zum Pſychoanalytiker.

Probleme der Wünſchelrute

Vortrag im Muſeum

Wünſchelrute, — Rutengänger, — ſie ſind von
jeher ſtark von Romantik umwittert. Das Ge-
heimnisvolle, Unerklärliche der unbeſtreitbaren
Sucherfolge mancher Rutengänger vermochte zwar
das Problem von der praktiſchen Seite her aus-
zuwerten, wiſſenſchaftlich jedoch fand man über
die phyſiologiſchen Vorgänge noch keine endgül-
tige Erklärung.

[Spaltenumbruch]

So viel ſteht feſt, daß ſenſitive, ſenſible, ſehr
nervöſe Menſchen am beſten auf die Rute reagie-
ren. Daß Nerven- und Seelenkräfte mit am
Werke ſind, beweiſen die ungeheure phyſiſche und
pſychiſche Ermüdung und die Verausgabung,
welche die meiſten Wünſchelruten-Medien nach
getaner Arbeit erleiden.

An praktiſchen Exempeln zeigte der Vortra-
gende, welch großen Nutzen die Induſtrie, Be-
hörden und auch Privatperſonen aus den Hin-
weiſen ſeriöſer Rutengänger zu ziehen vermoch-
ten. Große Volksvermögen wurden ſchon ein-
geſpart, erhebliche Reichtümer neu erſchloſſen,
handelte es ſich um Waſſer-, Metall- oder Ge-
ſteinsſuche.

Die Rute arbeite, ſo wurde erklärt, nach den
Geſetzen des ſideriſchen Pendels, welche auch
mehr praktiſch erprobt als wiſſenſchaftlich ein-
wandfrei erklärt ſind.

Ein großer Schaden für die Wertung des
Problems ſeien die wilden Rutengänger, welche
aus materiellen Gründen dieſen Beruf ausüben
und oft falſche und ſpekulative Angaben machen,
ehe ſie einen Mißerfolg eingeſtehen.

Rutengänger habe es gegeben, ſo lange man
denken könne und ihre Erfolge ſeien ſo alt wie
die Geſchichte reicht, aber ſie harren des Tages,
da die Wiſſenſchaft ſie aus einem Wuſt von Aber-
glauben und Geheimniskrämerei ans Licht der
Eraktheit ziehen werde. Die Anfänge eines In-
ſtituts zur Erforſchung der Wünſchelrutenfrage
befindet ſich hier in der Gabelsbergerſtraße 3.

(K-B-E)

Meteorologie

Der Menſch kann Wetter und Klima nicht be-
einfluſſen, er kann ſich ihnen aber anpaſſen.

Wie das mit vielem Geſchick geſchieht und wel-
chen Faktor die Meteorologie als Beraterin dar-
ſtellt, zeigte der Leiter der Bayeriſchen Landes-
wetterwarte, Privatdozent Anton Huber, in einem
Vortrag des Polytechniſchen Vereins.

Es gilt, günſtige Naturgewalten zu nützen, die
ſchädlichen dagegen zu meiden. Dazu hilft vor
allem die Wettervorherſage. Sie iſt heute unent-
behrlich für den Waſſer-, Land- und Luftverkehr,
erhalten doch die großen Ueberlandflugzeuge wie
auch die Ozeandampfer während der Reiſe oft ge-
nug warnende Wettermeldungen, welche oft, wie
zum Beiſpiel beim Ozeanflug des „Graf Zeppe-
lin“, ausſchlaggebend für das Gelingen einer
Unternehmung ſind.

Die Meteorologie dient neben anderem dem
Landwirt, dem Weinbau, der Forſtwirtſchaft, der
öffentlichen Geſundheitspflege, dem Handel, wenn
zum Beiſpiel große Sendungen leicht verderblicher
Waren auf den Weg gebracht werden ſollen, oder
vor Froſtperioden, dem Gaſtſtättenbeſitzer und der
Staatsbahn vor Sonn- und Feiertagen, wenn
Dispoſitionen getroffen werden müſſen.

Sogar die Jurisprudenz bedient ſich der meteo-
rologiſchen Auskünfte bei Beurteilung von Straf-
taten, hat man doch längſt erkannt, daß gewiſſe
Wetterlagen geradezu Verbrechen prädeſtinieren.
Im italieniſchen Strafrecht gilt der Scirocco aus-
drücklich als ſtrafmildernd bei Sittlichkeitsdelikten.

Der Beziehung zwiſchen Städtebauweſen und
Meteorologie golten weitſichtige Ausführungen.
Ebenſo dem Hochwaſſer-Warnungsdienſt, der ge-
rade in unſerem Gebiet ſchon viel Unheil ver-
hüten konnte.

(K-B-E.)



Der erſte Alterstag
in München

Der erſte Alterstag in München, den die
Geſellſchaft der Altersfreunde am 13. Januar ver-
anſtaltete, hat einen ſehr erfreulichen Verlauf ge-
nommen. Dank der Hilfsbereitſchaft und wert-
vollen Mitarbeit vieler Künſtler und Gelehrter
war die Möglichkeit zu einer Reihe ſeltener Dar-
bietungen gegeben. So fand am Samstag, den
12. Januar, in der Univerſität ein Vortrag von
Geheimrat Spiegelberg ſtatt, in dem der Vor-
tragende in großen Zügen den Jenſeitsglauben
der alten Aegypter anſchaulich darſtellte.

Der Alterstag ſelbſt begann mit einer Straßen-
ſammlung, die, ſoweit bisher bekannt iſt, einen
guten Erfolg zu verzeichnen hat. Es hatten ſich
zu dieſer Sammlung, unter Leitung des Hilfs-
bundes der Münchner Einwohnerſchaft, die
Schüler der Mittelſchulen und zahlreiche Erwach-
ſene mit großem Eifer zur Verfügung geſtellt. Am
Nachmittag fanden in der Ludwigs- und Mat-
thäuskirche kirchliche Feiern ſtatt.


Meiſterkonzert im Odeon, 20. Januar, 20 Uhr,
zugunſten der Altershilfe, veranſtaltet von der
Geſellſchaft der Altersfreunde, unter Mitwirkung
von Kammerſängerin Eliſabeth Feuge, Kam-
merſängerin Luiſe Willer, Kammerſänger Paul
Bender, Staatsopernſänger Julius Patzak,
Kammerſänger Wilhelm Rode. Am Flügel:
Staatskapellmeiſter Karl Elmendorff, Stu-
deny-Quartett unter Mitwirkung von Kammer-
virtuos Profeſſor Karl Wagner. Karten 10.—
Mark bis 1.50 Mark bei Bauer, Halbreiter,
Schmid, Hieber und Amtl. Reiſebüro.




Der Vertrieb der Wohlfahrtsbriefmarken 1928/
1929 wird bei den Poſtämtern und bei den pri-
vaten Stellen ab 31. Januar geſchloſſen. Die
poſtaliſche Gültigkeit der Marken läuft noch bis
zum 30. April 1929. Wer ſich alſo noch mit den
ſchönen Wappenmarken und mit der beſonders
begehrten Glückspoſtkarte der Deutſchen Nothilfe
vor Schluß der Abgabe verſehen will, kann die-
ſelben außer bei den Poſtanſtalten bei allen
Spitzenverbänden der freien Wohlfahrt, ferner bei
der Städt. Spar- und Girokaſſe und bei der Städt.
Hauptkaſſe und bei der Geſchäftsſtelle der Deut-
[Spaltenumbruch] ſchen Nothilfe in Bayern, Theatinerſtraße 3/2,
beziehen.

Da erfahrungsgemäß meiſt nach dem Schluß
des Verkaufes noch Anfragen kommen, ſei be-
merkt, daß nach dieſer Zeit keine Marken mehr
abgegeben werden können.



Schiller-Akademie

Die Schiller-Akademie beginnt ihre Veranſtal-
tungen in dieſem Jahre mit einem Lichtbilder-
zyklus Dr. Michael Hartig „Deutſche Städte-
bilder“ Donnerstag, 17. Januar, 20 Uhr, in der
Alten Akademie, Neuhauſerſtraße. Karten im
Vorverkauf bei Max Hieber und an der Abend-
kaſſe.



Kreisverband München für freie Volksbildung

Der unter Leitung von Staatsbibliothekar Dr.
Fiſcher (Amtliche Beratungsſtelle für Vollsbüche-
reien) ſtattfindende Volksbüchereikurs beginnt
am Freitag, den 18. Januar, abends 8 Uhr, in
der Univerſität, Hörſaal 138.




Volkshochſchulverein München e. V. Freitag,
18. Januar,
beginnt der fünfſtündige Vor-
leſungszyklus VIII von Univerſitätsprofeſſor Dr.
Richard Freiherr Notthafft von Weißen-
ſtein
über: „Haut und Haar in geſun-
den und kranken Tagen.“
Mit Projek-
tionen und Lichtbildern.

Die weiteren Vorleſungen finden ſtatt Dienstag,
22., Freitag, 26., Dienstag, 29. Januar, und Frei-
tag, 1. Februar, 20 Uhr, im Hörſaal Nr. 201 der
Univerſität.

Montag, 21. Januar, beginnt als weite-
rer Kurs der Zyklus VII von Univerſitäts-Pro-
feſſor Dr. Hans Heinrich Borcherdt über:
Weltanſchauungsfragen in der
deutſchen Literatur der Gegenwart
“.
Die weiteren Vorleſungen finden ſtatt: Donners-
tag, 24., Montag, 28., und Donnerstag, 31. Ja-
nuar im Hörſaal Nr. 201 der Univerſiät, 20 Uhr.



[irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
Mit der Rakete durch den Faſching
Was iſt los?

Vollſtändige Liſte der Faſchings-
Veranſtaltungen.

Heute

Deutſches Theater: Feſt in Reklamien.
Bürgerbräukeller: Leiber-Vereinigung,
Bauernball. Schwabinger Brauerei:
Hausball. Löwenbräukeller: Vereinigung
ehem. Angehöriger des Inf.-Regt. I. Wagner-
Saal:
Fußball-Klub Wacker. Koloſſeum:
Karnevalsgeſellſchaft. Bayeriſcher Hof:
Korps Agronomia. Park-Hotel: Karnevali-
ſtiſcher Stimmungsabend. Café Luitpold:
Ein Abend in der Reſidenz d. off. Prinzen Karne-
val. Simpliziſſimus: Faſchingstreiben vor
20 Jahren. Hackerbräukeller: Ball. Mal-
kaſten:
Luſtiger Faſchingsabend mit Kabarett-
programm. Reigen: Faſchingstanzabend. Café
Fiſcher:
Hausball. Odeon-Caſino: Fa-
ſchingsfeſt. Annaſt: Feſtabend in der Hochburg
des Exprinzen Karneval. Café Hartung:
Großer Hausball. Grünes Schiff: Faſchings-
Unterhaltung mit Tanz: Café Arkadia. Bö-
ſer Bubenball.

Morgen

Deutſches Theater: Maskenball des
Sportvereins 1860. Bürgerbräukeller:
Fußballklub Stern, Ball. Schwabinger
Brauerei:
Künſtlervereinigung München 1928,
„Die ſchönſte Nacht aus 1001 Nacht“. Löwen-
bräukeller:
Turngemeinde. Wagner-
Saal:
Ball der Naturfreunde. Vier Jahres-
zeiten:
Ball der Kammerſpiele „Hokus-Pokus“.
Koloſſeum: Tapezierer - Verband. Hotel
Bayeriſcher Hof:
Studentenverbindung
Rhätia. Park-Hotel: Karnevaliſtiſcher Stim-
mungsabend. Annaſt: Hausball. Tabarin
Luitpold:
Tabarin-Maskenball. Café
Luitpold:
Ein Abend in der offiziellen Reſi-
denz des Prinzen Karneval. Simpliciſſi-
mus:
Faſchingstreiben vor 20 Jahren. Hacker-
bräukeller:
Ball. Malkaſten: Luſtiger
Faſchingsabend mit Kabarettprogramm. Rei-
gen:
Faſchingstanzabend. Blüte: Künſtler-
bund „Unabhängige“. Bayeriſcher Hof:
Rothenburg Stud-Verb. Rhaetia. Odeon-Ka-
ſino:
Faſchingsfeſt. Café Arkadia: Fa-
ſchingsrummel mit Tanz.

Wir bitten Vereine und Geſellſchaften, uns ihre Veranſtal-
tungen zur Veröffenlichung in dieſer Rubrik rechtzeitig zu über-
mitteln.
Künſtlerfeſt Arche Noah

Das diesjährige Faſchingsfeſt der Künſtlerver-
einigung Arche Noah am Sonntag, 27. Januar,
im Deutſchen Theater wird, wie ſeit Jahren, in
ſeiner Farbigkeit, ſeinem einheitlich gewahrten
künſtleriſchen Stil und der Größe der dekorativen
Raumausſtattung einen Höhepunkt des Münchener
Karnevals bilden. Eröffnet wird die Veranſtaltung
durch ein phantaſievolles Feſtſpiel (orientaliſche
Tempelſzene), an dem eine Tänzerinnengruppe
der Rhea-Glus-Schule, Rena Pawlinina mit Theo
Stark und J. H. Spiegel mitwirken.

Ueber die Beſchaffung orientaliſcher Koſtüme
geben die Firmen Krell-Ucko und Wallach Aus-
kunft. Nichtmaskierte Damen werden gebeten,
orientaliſchen Kopfputz zu tragen, für Herren, die
in Frack oder Smoking erſcheinen, iſt Löſung eines
Maskenzeichens erforderlich. Der Kartenvorver-
kauf im Deutſchen Theater hat bereits begonnen.
Kategoriekarten nur bei Aſta der Univerſität und
Techniſchen Hochſchule.

Olymp

Das Feſt der Geſellſchaft, veranſtaltet von der
geſelligen Vereinigung „Olymp“, findet am Frei-
tag, den 18. Januar, im Odeon-Kaſino ſtatt.
Motto: „Ball der Masken“.

Vorverkauf Donnerstag, 17. Januar, von 15
bis 19 Uhr Uhr und 18. Januar von 10—12 Uhr
bei Max Hieber, Marienplatz.

Kartenvorverkauf für das Preſſefeſt

Der Verkauf aller Logenplätze, der numerierten
Sitzplätze und eines guten Teiles der Saalkarten
für das Preſſefeſt iſt heuer in das zentral ge-
legene Bureau des Hilfsbundes der Mün-
chener Einwohnerſchaft,
Theatiner-
ſtraße 3/2, Telephon 92377, verlegt. Dort findet
täglich von ½9—16 Uhr die Kartenabgabe ſtatt.
Es empfiehlt ſich, numerierte Plätze baldigſt zu
beſtellen. Das Preſſefeſt findet unter dem Titel
Winter in Bayern“ Montag, 4. Februar,
im Deutſchen Theater ſtatt; Merkblätter über die
Toiletten und Koſtümvorſchriften werden dort und
im Hilfsbund unentgeltlich abgegeben.

Was war
Modellball in der Blüte

Modellball, hu! denkt der Faſchingsanfänger.
Modellball! Na warte, denkt die unerfahrene Ehe-
frau oder das Bräutchen, das nicht mit darf.

Und iſt gar nicht wahr, dieſer Hu. Modell, das
iſt erſtens nicht immer Aktmodell und dieſe wollen
gerade einmal maskiert, nicht im Berufe ſein.

Und ſo war es auch. Das Völkchen, das ſich
heute auch nicht mehr die ſorgloſe Heiterkeit lei-
ſten kann, war einmal fröhlich zum Tanz in die
Blüte gekommen. Gute Figuren, Charakterköpfe,
Typen da und dort, das verſteht ſich.

„Marmorgruppen“ gaben dem Feſt das ſpezi-
fiſche Gepräge. Daß der Verband Münchner Be-
rufsmodelle ſein Beſtes ins Feld ſtellte, ſelbſtver-
ſtändlich.

[Spaltenumbruch]
Auf Safari!

Ein anderer Weltteil iſt ins Deutſche Theater
verſetzt. Zeltartiger Baldachin über dem großen
Saal, Embleme in reicher Zahl und von der
Deckenmitte einen phantaſtiſch Rieſenpalme faſt bis
zum Boden niederhängend, Lichterſpiel im Geäſt.

Und eine Unzahl von ſehr originellen oder
muſeumswertigen Masken, die den Feſtcharakter
wahrten, ſo daß die wenigen Frackträger inmitten
der fröhlichen Farbentollheit untergingen.

Ehe die Hochflut des karnevaliſtiſchen Trei-
bens für dieſen Abend einſetzte, gab es einige
Vorführungen voll Humor, aber trotzdem auch von
Sachkenntnis geleitet. Afrika war ja die Parole.

So waren alſo Fürſtlichkeit und Tanz in die-
ſem Milieu.

Daß ſich gute Geſellſchaft dort traf, verſteht ſich.
Die kolonialen Verbände, die als Veranſtalter
zeichnen, haben dem „Safari“ einen im Münchner
Faſching beachtlichen Namen gemacht.

Nur allzu plötzlich fiel die Polizeiſtunde über
die afrikaniſchen Völker her, als wollte ein Feind
die Eingeborenen von ihrem Land verjagen. Auch
in Afrika heißt das manchmal Kultur und Zivili-
ſation.

Tauſend und eine Nacht
in der Schwabinger Brauerei

Schwabing! Schwabinger Brauerei! Künſtler-
feſt! Tauſendundeine Nacht! Das ſind Trümpfe,
die die Münchener Künſtlergeſellſchaft 1927 aus-
ſpielen konnte.

Was ſah — nein, erlebte man? Viele, ſehr
gute Masken. wenig Zivil. Eine ſchmiſſig ge-
hängte und gelegte Dekoration von Schmidt-Hus
und Rein. Lebendig, luſtig, ein farbiges Bac-
chanal dies tanzende Gequirl zu Fred Stelzers
Weiſen.

Sind halt Künſtler aller Sorten: Muſiker,
Theaterleute, Maler und ſo fort.

Im Feſtſpiel — ein Märchen aus Tauſendund-
einer Nacht — oberbayeriſch abgewandelt trotz
ſeines orientaliſchen Gewandes. Viel feiner
Rhythmus. Kühles-Carlo und v. Tſchebulz die
Hauptmacher. Unter den Tänzerinnen Frau
Junkerowa und Fräulein Sorra und die junge
Koloraturſängerin Kofler.

Später tänzeriſch feine, aparte Schattenbilder
und andere Produktionen.

Hauptleitung: Der Vorſtand Schmidt-Hus.

Kurz, waſchechter Schwabinger Faſching, der
ſich am 22. in der Blüte wiederhlken will.

Schade, daß eine recht zweifelhafte Konkurrenz-
reklame durch die Veranſtalter eines Feſtes mit
ähnlichem Namen vom Freitag dem Zulauf Ab-
bruch tat. Freilich, für die Gäſte war es ange-
nehmer, daß der bekannte Heringsbüchſenzuſtand
nicht eintrat.

Ballfeſt im Cherubin

Das war kein Faſching, das war ein Ballfeſt,
ein Rendez vous des vor- und nachkriegs-offiziel-
len München.

Keine Masken, keine Karnevalsleidenſchaft, —
der diſtinguierte, beherrſchte Ton, den man ariſto-
kratiſch nennt, den das Milieu von Einſt forderte.

Die Ungarn — Veranſtalter war der ungariſche
Hilfsverein — gaben dem Feſt einen ſympathiſchen
Beigeſchmack von Liebenswürdigkeit und Gaſtlich-
keit.

Die Brüder Alfred und Otto Walterſpiel als
Hausherren trugen, unterſtützt von ihren tüch-
tigen Helfern, in den wohl abgezirkelten Rhyth-
mus und in den Ablauf dieſes Wohltätigkeits-
feſtes die weltmänniſche Note.

Bea von Egerpáry, eine jugendliche Ungarin
eröffnete den Abend mit der tänzeriſchen Geſtal-
tung der 2. Rhapſodie von Liſzt. Dann ſpielten
die Kapellen Mohrbeck und Ragotzky zum Tanz.

R.

Koſtüm-Moden-Schau bei Wallach

Von den wertvollſten Originaltrachten bis zu
den leichteſten und wohlfeilſten Phantaſiekoſtümen
eigenen Entwurfs und eigener Herſtellung beweg-
ten ſich in farbenbuntem Reigen männliche und
weibliche Mannequins vor den geladenen Gäſten.

Wahrlich, der Sorge um das Koſtüm zum Fa-
ſching darf man gänzlich enthoben ſein, man wird
höchſtens die Qual der Wahl empfinden angeſichts
der ſchönen und originellen Masken, die mit
künſtleriſchem Impuls entworfen und von ge-
ſchickter Hand ausgeführt wurden.

In einem Geleitwort wurde zu Recht betont,
wie unrecht es iſt, der deutſchen Wirtſchaft und
den Münchener Künſtlern gegenüber, daß viele
diesjährige Faſchingsdekorationen aus dem Aus-
land bezogen wurden, daß man das Münchener
Textilgewerbe ſowie auch die Münchener Künſtler
bei den Aufträgen übergangen hat.

Beſonderen Beifall fanden ein Safarikoſtüm,
eine reizvolle Schäferin, ein Fürſtenmantel mit
reichen und wertvollen Goldapplikationen in
Handarbeit, dann einige leichte, ſehr effektvolle
Phantaſiekoſtüme aus Dachauer Stoffen von über-
raſchend ſchönen und eigenartigen Farbenzuſam-
menſtellungen.

Eine venezianiſche Dogareſſa in Seide und
Spitzen dürfte wohl zu den ſchönſten Koſtümen
gehören, die dieſes Jahr überhaupt für den Fa-
ſching geſchaffen wurden. (K-B-E.)

[irrelevantes Material]
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[Seite 5[5]/0005] Donnerslag, den 17. Januar „AZ am Abend“ Nr. 14 Wiſſenſchaft im Dienſt des täglichen Lebens Heutige Pſychologie und An- wendung im praktiſchen Leben Erſter Abend im Vortragszyklus des Vereins für Frauenintereſſen und Frauenarbeit. Den Auftakt zu dieſer Reihe von fünf Vorträ- gen gab Prof. Dr. Moritz Geiger-Göttingen mit einer Einführung in die verſchiedenen Richtungen und Strömungen der heutigen Pſychologie. Nach kurzem Ueberblick über die drei Haupt- erſcheinungsformen dieſer Wiſſenſchaft: die Ariſto- teliſche des Altertums, — den Dualismus Auguſtins im Chriſtentum, — endlich die Moderne, über- raſchte der Redner mit der Bemerkung, die heu- tige Pſychologie ſei in ein Chaos von Richtungen ausgeartet. Eine intereſſante Beſtätigung unſerer Erfah- rungen bildete die Ausführung über Berufspſy- chologie. Heute intereſſiert am Menſchen nur mehr die Leiſtung, an ethiſchen und inneren Eigenſchaf- ten aber nur gerade noch diejenigen, welche eben zu jener Leiſtung führen. Nicht das Individuum erfährt Beachtung, ſondern nur die Tatſache, wie- weit ſich _ Einzelmenſch brauchbar erweiſt und reibungslos einordnet in den allgemeinen Lebens- prozeß. Die Eignungsprüfung, das Tailorſyſtem, un- zweideutige Errungenſchaften unſerer Zeit ſind die notwendigen Aeußerungen dieſer Einſtellung. Aber nicht auf Charaktereigenſchaften wird der Berufsanwärter geprüft, ſondern auf Eignung im äußeren Sinne, auf techniſche Fähigkeiten, eben auf Leiſtung. Nicht die Maſchine iſt mehr Erſatz für den Menſchen, ſondern es ergibt ſich das Groteske, daß der Menſch nur ein ſchwacher Erſatz für die Maſchine iſt, denn Charaktereigenſchaften ſind in bezug auf Leiſtung in dieſem Sinne nur ſtörend. Ueber Erwähnung einer Reihe anderer pſycho- logiſcher Strömungen und Ausdrucksformen, — der Experimentellen, der Biologiſchen, der Phänomenologiſchen — kam der Redner zur Pathologie, die als Reaktionsprozeß angeſprochen werden müſſe, als Krankheit, durch die das Subjekt ſowohl als auch die Maſſe die ihm ungenehme, aufgezwungene Seelenloſigkeit abreagieren müſſe um zurückzukehren zur perſönlichen Geltung als Seelenweſen. So kam man zur Pſychoanalyſe und zur Individualpſychologie von Adler. Die Auslöſchung des Ich wurde gerade von den beſten zu ſchwer empfunden. Während die Men- ſchen mit der amerikaniſchen Seele mitten im Le- ben als Leiſtungsfaktor und Produkt der Techni- ſierung ihr Genügen finden, kranken die anderen an Minderwertigkeitsgefühlen gegenüber der kraſ- ſen Forderung nach Leiſtung und nur Leiſtung und flüchteten als Neurotiker zum heutigen Er- löſer der Menſchheit, zum Pſychoanalytiker. Probleme der Wünſchelrute Vortrag im Muſeum Wünſchelrute, — Rutengänger, — ſie ſind von jeher ſtark von Romantik umwittert. Das Ge- heimnisvolle, Unerklärliche der unbeſtreitbaren Sucherfolge mancher Rutengänger vermochte zwar das Problem von der praktiſchen Seite her aus- zuwerten, wiſſenſchaftlich jedoch fand man über die phyſiologiſchen Vorgänge noch keine endgül- tige Erklärung. So viel ſteht feſt, daß ſenſitive, ſenſible, ſehr nervöſe Menſchen am beſten auf die Rute reagie- ren. Daß Nerven- und Seelenkräfte mit am Werke ſind, beweiſen die ungeheure phyſiſche und pſychiſche Ermüdung und die Verausgabung, welche die meiſten Wünſchelruten-Medien nach getaner Arbeit erleiden. An praktiſchen Exempeln zeigte der Vortra- gende, welch großen Nutzen die Induſtrie, Be- hörden und auch Privatperſonen aus den Hin- weiſen ſeriöſer Rutengänger zu ziehen vermoch- ten. Große Volksvermögen wurden ſchon ein- geſpart, erhebliche Reichtümer neu erſchloſſen, handelte es ſich um Waſſer-, Metall- oder Ge- ſteinsſuche. Die Rute arbeite, ſo wurde erklärt, nach den Geſetzen des ſideriſchen Pendels, welche auch mehr praktiſch erprobt als wiſſenſchaftlich ein- wandfrei erklärt ſind. Ein großer Schaden für die Wertung des Problems ſeien die wilden Rutengänger, welche aus materiellen Gründen dieſen Beruf ausüben und oft falſche und ſpekulative Angaben machen, ehe ſie einen Mißerfolg eingeſtehen. Rutengänger habe es gegeben, ſo lange man denken könne und ihre Erfolge ſeien ſo alt wie die Geſchichte reicht, aber ſie harren des Tages, da die Wiſſenſchaft ſie aus einem Wuſt von Aber- glauben und Geheimniskrämerei ans Licht der Eraktheit ziehen werde. Die Anfänge eines In- ſtituts zur Erforſchung der Wünſchelrutenfrage befindet ſich hier in der Gabelsbergerſtraße 3. (K-B-E) Meteorologie Der Menſch kann Wetter und Klima nicht be- einfluſſen, er kann ſich ihnen aber anpaſſen. Wie das mit vielem Geſchick geſchieht und wel- chen Faktor die Meteorologie als Beraterin dar- ſtellt, zeigte der Leiter der Bayeriſchen Landes- wetterwarte, Privatdozent Anton Huber, in einem Vortrag des Polytechniſchen Vereins. Es gilt, günſtige Naturgewalten zu nützen, die ſchädlichen dagegen zu meiden. Dazu hilft vor allem die Wettervorherſage. Sie iſt heute unent- behrlich für den Waſſer-, Land- und Luftverkehr, erhalten doch die großen Ueberlandflugzeuge wie auch die Ozeandampfer während der Reiſe oft ge- nug warnende Wettermeldungen, welche oft, wie zum Beiſpiel beim Ozeanflug des „Graf Zeppe- lin“, ausſchlaggebend für das Gelingen einer Unternehmung ſind. Die Meteorologie dient neben anderem dem Landwirt, dem Weinbau, der Forſtwirtſchaft, der öffentlichen Geſundheitspflege, dem Handel, wenn zum Beiſpiel große Sendungen leicht verderblicher Waren auf den Weg gebracht werden ſollen, oder vor Froſtperioden, dem Gaſtſtättenbeſitzer und der Staatsbahn vor Sonn- und Feiertagen, wenn Dispoſitionen getroffen werden müſſen. Sogar die Jurisprudenz bedient ſich der meteo- rologiſchen Auskünfte bei Beurteilung von Straf- taten, hat man doch längſt erkannt, daß gewiſſe Wetterlagen geradezu Verbrechen prädeſtinieren. Im italieniſchen Strafrecht gilt der Scirocco aus- drücklich als ſtrafmildernd bei Sittlichkeitsdelikten. Der Beziehung zwiſchen Städtebauweſen und Meteorologie golten weitſichtige Ausführungen. Ebenſo dem Hochwaſſer-Warnungsdienſt, der ge- rade in unſerem Gebiet ſchon viel Unheil ver- hüten konnte. (K-B-E.) Der erſte Alterstag in München Der erſte Alterstag in München, den die Geſellſchaft der Altersfreunde am 13. Januar ver- anſtaltete, hat einen ſehr erfreulichen Verlauf ge- nommen. Dank der Hilfsbereitſchaft und wert- vollen Mitarbeit vieler Künſtler und Gelehrter war die Möglichkeit zu einer Reihe ſeltener Dar- bietungen gegeben. So fand am Samstag, den 12. Januar, in der Univerſität ein Vortrag von Geheimrat Spiegelberg ſtatt, in dem der Vor- tragende in großen Zügen den Jenſeitsglauben der alten Aegypter anſchaulich darſtellte. Der Alterstag ſelbſt begann mit einer Straßen- ſammlung, die, ſoweit bisher bekannt iſt, einen guten Erfolg zu verzeichnen hat. Es hatten ſich zu dieſer Sammlung, unter Leitung des Hilfs- bundes der Münchner Einwohnerſchaft, die Schüler der Mittelſchulen und zahlreiche Erwach- ſene mit großem Eifer zur Verfügung geſtellt. Am Nachmittag fanden in der Ludwigs- und Mat- thäuskirche kirchliche Feiern ſtatt. Meiſterkonzert im Odeon, 20. Januar, 20 Uhr, zugunſten der Altershilfe, veranſtaltet von der Geſellſchaft der Altersfreunde, unter Mitwirkung von Kammerſängerin Eliſabeth Feuge, Kam- merſängerin Luiſe Willer, Kammerſänger Paul Bender, Staatsopernſänger Julius Patzak, Kammerſänger Wilhelm Rode. Am Flügel: Staatskapellmeiſter Karl Elmendorff, Stu- deny-Quartett unter Mitwirkung von Kammer- virtuos Profeſſor Karl Wagner. Karten 10.— Mark bis 1.50 Mark bei Bauer, Halbreiter, Schmid, Hieber und Amtl. Reiſebüro. Der Vertrieb der Wohlfahrtsbriefmarken 1928/ 1929 wird bei den Poſtämtern und bei den pri- vaten Stellen ab 31. Januar geſchloſſen. Die poſtaliſche Gültigkeit der Marken läuft noch bis zum 30. April 1929. Wer ſich alſo noch mit den ſchönen Wappenmarken und mit der beſonders begehrten Glückspoſtkarte der Deutſchen Nothilfe vor Schluß der Abgabe verſehen will, kann die- ſelben außer bei den Poſtanſtalten bei allen Spitzenverbänden der freien Wohlfahrt, ferner bei der Städt. Spar- und Girokaſſe und bei der Städt. Hauptkaſſe und bei der Geſchäftsſtelle der Deut- ſchen Nothilfe in Bayern, Theatinerſtraße 3/2, beziehen. Da erfahrungsgemäß meiſt nach dem Schluß des Verkaufes noch Anfragen kommen, ſei be- merkt, daß nach dieſer Zeit keine Marken mehr abgegeben werden können. Schiller-Akademie Die Schiller-Akademie beginnt ihre Veranſtal- tungen in dieſem Jahre mit einem Lichtbilder- zyklus Dr. Michael Hartig „Deutſche Städte- bilder“ Donnerstag, 17. Januar, 20 Uhr, in der Alten Akademie, Neuhauſerſtraße. Karten im Vorverkauf bei Max Hieber und an der Abend- kaſſe. Kreisverband München für freie Volksbildung Der unter Leitung von Staatsbibliothekar Dr. Fiſcher (Amtliche Beratungsſtelle für Vollsbüche- reien) ſtattfindende Volksbüchereikurs beginnt am Freitag, den 18. Januar, abends 8 Uhr, in der Univerſität, Hörſaal 138. Volkshochſchulverein München e. V. Freitag, 18. Januar, beginnt der fünfſtündige Vor- leſungszyklus VIII von Univerſitätsprofeſſor Dr. Richard Freiherr Notthafft von Weißen- ſtein über: „Haut und Haar in geſun- den und kranken Tagen.“ Mit Projek- tionen und Lichtbildern. Die weiteren Vorleſungen finden ſtatt Dienstag, 22., Freitag, 26., Dienstag, 29. Januar, und Frei- tag, 1. Februar, 20 Uhr, im Hörſaal Nr. 201 der Univerſität. Montag, 21. Januar, beginnt als weite- rer Kurs der Zyklus VII von Univerſitäts-Pro- feſſor Dr. Hans Heinrich Borcherdt über: „Weltanſchauungsfragen in der deutſchen Literatur der Gegenwart“. Die weiteren Vorleſungen finden ſtatt: Donners- tag, 24., Montag, 28., und Donnerstag, 31. Ja- nuar im Hörſaal Nr. 201 der Univerſiät, 20 Uhr. _ Mit der Rakete durch den Faſching Was iſt los? Vollſtändige Liſte der Faſchings- Veranſtaltungen. Heute Deutſches Theater: Feſt in Reklamien. Bürgerbräukeller: Leiber-Vereinigung, Bauernball. Schwabinger Brauerei: Hausball. Löwenbräukeller: Vereinigung ehem. Angehöriger des Inf.-Regt. I. Wagner- Saal: Fußball-Klub Wacker. Koloſſeum: Karnevalsgeſellſchaft. Bayeriſcher Hof: Korps Agronomia. Park-Hotel: Karnevali- ſtiſcher Stimmungsabend. Café Luitpold: Ein Abend in der Reſidenz d. off. Prinzen Karne- val. Simpliziſſimus: Faſchingstreiben vor 20 Jahren. Hackerbräukeller: Ball. Mal- kaſten: Luſtiger Faſchingsabend mit Kabarett- programm. Reigen: Faſchingstanzabend. Café Fiſcher: Hausball. Odeon-Caſino: Fa- ſchingsfeſt. Annaſt: Feſtabend in der Hochburg des Exprinzen Karneval. Café Hartung: Großer Hausball. Grünes Schiff: Faſchings- Unterhaltung mit Tanz: Café Arkadia. Bö- ſer Bubenball. Morgen Deutſches Theater: Maskenball des Sportvereins 1860. Bürgerbräukeller: Fußballklub Stern, Ball. Schwabinger Brauerei: Künſtlervereinigung München 1928, „Die ſchönſte Nacht aus 1001 Nacht“. Löwen- bräukeller: Turngemeinde. Wagner- Saal: Ball der Naturfreunde. Vier Jahres- zeiten: Ball der Kammerſpiele „Hokus-Pokus“. Koloſſeum: Tapezierer - Verband. Hotel Bayeriſcher Hof: Studentenverbindung Rhätia. Park-Hotel: Karnevaliſtiſcher Stim- mungsabend. Annaſt: Hausball. Tabarin Luitpold: Tabarin-Maskenball. Café Luitpold: Ein Abend in der offiziellen Reſi- denz des Prinzen Karneval. Simpliciſſi- mus: Faſchingstreiben vor 20 Jahren. Hacker- bräukeller: Ball. Malkaſten: Luſtiger Faſchingsabend mit Kabarettprogramm. Rei- gen: Faſchingstanzabend. Blüte: Künſtler- bund „Unabhängige“. Bayeriſcher Hof: Rothenburg Stud-Verb. Rhaetia. Odeon-Ka- ſino: Faſchingsfeſt. Café Arkadia: Fa- ſchingsrummel mit Tanz. Wir bitten Vereine und Geſellſchaften, uns ihre Veranſtal- tungen zur Veröffenlichung in dieſer Rubrik rechtzeitig zu über- mitteln. Künſtlerfeſt Arche Noah Das diesjährige Faſchingsfeſt der Künſtlerver- einigung Arche Noah am Sonntag, 27. Januar, im Deutſchen Theater wird, wie ſeit Jahren, in ſeiner Farbigkeit, ſeinem einheitlich gewahrten künſtleriſchen Stil und der Größe der dekorativen Raumausſtattung einen Höhepunkt des Münchener Karnevals bilden. Eröffnet wird die Veranſtaltung durch ein phantaſievolles Feſtſpiel (orientaliſche Tempelſzene), an dem eine Tänzerinnengruppe der Rhea-Glus-Schule, Rena Pawlinina mit Theo Stark und J. H. Spiegel mitwirken. Ueber die Beſchaffung orientaliſcher Koſtüme geben die Firmen Krell-Ucko und Wallach Aus- kunft. Nichtmaskierte Damen werden gebeten, orientaliſchen Kopfputz zu tragen, für Herren, die in Frack oder Smoking erſcheinen, iſt Löſung eines Maskenzeichens erforderlich. Der Kartenvorver- kauf im Deutſchen Theater hat bereits begonnen. Kategoriekarten nur bei Aſta der Univerſität und Techniſchen Hochſchule. Olymp Das Feſt der Geſellſchaft, veranſtaltet von der geſelligen Vereinigung „Olymp“, findet am Frei- tag, den 18. Januar, im Odeon-Kaſino ſtatt. Motto: „Ball der Masken“. Vorverkauf Donnerstag, 17. Januar, von 15 bis 19 Uhr Uhr und 18. Januar von 10—12 Uhr bei Max Hieber, Marienplatz. Kartenvorverkauf für das Preſſefeſt Der Verkauf aller Logenplätze, der numerierten Sitzplätze und eines guten Teiles der Saalkarten für das Preſſefeſt iſt heuer in das zentral ge- legene Bureau des Hilfsbundes der Mün- chener Einwohnerſchaft, Theatiner- ſtraße 3/2, Telephon 92377, verlegt. Dort findet täglich von ½9—16 Uhr die Kartenabgabe ſtatt. Es empfiehlt ſich, numerierte Plätze baldigſt zu beſtellen. Das Preſſefeſt findet unter dem Titel „Winter in Bayern“ Montag, 4. Februar, im Deutſchen Theater ſtatt; Merkblätter über die Toiletten und Koſtümvorſchriften werden dort und im Hilfsbund unentgeltlich abgegeben. Was war Modellball in der Blüte Modellball, hu! denkt der Faſchingsanfänger. Modellball! Na warte, denkt die unerfahrene Ehe- frau oder das Bräutchen, das nicht mit darf. Und iſt gar nicht wahr, dieſer Hu. Modell, das iſt erſtens nicht immer Aktmodell und dieſe wollen gerade einmal maskiert, nicht im Berufe ſein. Und ſo war es auch. Das Völkchen, das ſich heute auch nicht mehr die ſorgloſe Heiterkeit lei- ſten kann, war einmal fröhlich zum Tanz in die Blüte gekommen. Gute Figuren, Charakterköpfe, Typen da und dort, das verſteht ſich. „Marmorgruppen“ gaben dem Feſt das ſpezi- fiſche Gepräge. Daß der Verband Münchner Be- rufsmodelle ſein Beſtes ins Feld ſtellte, ſelbſtver- ſtändlich. Auf Safari! Ein anderer Weltteil iſt ins Deutſche Theater verſetzt. Zeltartiger Baldachin über dem großen Saal, Embleme in reicher Zahl und von der Deckenmitte einen phantaſtiſch Rieſenpalme faſt bis zum Boden niederhängend, Lichterſpiel im Geäſt. Und eine Unzahl von ſehr originellen oder muſeumswertigen Masken, die den Feſtcharakter wahrten, ſo daß die wenigen Frackträger inmitten der fröhlichen Farbentollheit untergingen. Ehe die Hochflut des karnevaliſtiſchen Trei- bens für dieſen Abend einſetzte, gab es einige Vorführungen voll Humor, aber trotzdem auch von Sachkenntnis geleitet. Afrika war ja die Parole. So waren alſo Fürſtlichkeit und Tanz in die- ſem Milieu. Daß ſich gute Geſellſchaft dort traf, verſteht ſich. Die kolonialen Verbände, die als Veranſtalter zeichnen, haben dem „Safari“ einen im Münchner Faſching beachtlichen Namen gemacht. Nur allzu plötzlich fiel die Polizeiſtunde über die afrikaniſchen Völker her, als wollte ein Feind die Eingeborenen von ihrem Land verjagen. Auch in Afrika heißt das manchmal Kultur und Zivili- ſation. Tauſend und eine Nacht in der Schwabinger Brauerei Schwabing! Schwabinger Brauerei! Künſtler- feſt! Tauſendundeine Nacht! Das ſind Trümpfe, die die Münchener Künſtlergeſellſchaft 1927 aus- ſpielen konnte. Was ſah — nein, erlebte man? Viele, ſehr gute Masken. wenig Zivil. Eine ſchmiſſig ge- hängte und gelegte Dekoration von Schmidt-Hus und Rein. Lebendig, luſtig, ein farbiges Bac- chanal dies tanzende Gequirl zu Fred Stelzers Weiſen. Sind halt Künſtler aller Sorten: Muſiker, Theaterleute, Maler und ſo fort. Im Feſtſpiel — ein Märchen aus Tauſendund- einer Nacht — oberbayeriſch abgewandelt trotz ſeines orientaliſchen Gewandes. Viel feiner Rhythmus. Kühles-Carlo und v. Tſchebulz die Hauptmacher. Unter den Tänzerinnen Frau Junkerowa und Fräulein Sorra und die junge Koloraturſängerin Kofler. Später tänzeriſch feine, aparte Schattenbilder und andere Produktionen. Hauptleitung: Der Vorſtand Schmidt-Hus. Kurz, waſchechter Schwabinger Faſching, der ſich am 22. in der Blüte wiederhlken will. Schade, daß eine recht zweifelhafte Konkurrenz- reklame durch die Veranſtalter eines Feſtes mit ähnlichem Namen vom Freitag dem Zulauf Ab- bruch tat. Freilich, für die Gäſte war es ange- nehmer, daß der bekannte Heringsbüchſenzuſtand nicht eintrat. Ballfeſt im Cherubin Das war kein Faſching, das war ein Ballfeſt, ein Rendez vous des vor- und nachkriegs-offiziel- len München. Keine Masken, keine Karnevalsleidenſchaft, — der diſtinguierte, beherrſchte Ton, den man ariſto- kratiſch nennt, den das Milieu von Einſt forderte. Die Ungarn — Veranſtalter war der ungariſche Hilfsverein — gaben dem Feſt einen ſympathiſchen Beigeſchmack von Liebenswürdigkeit und Gaſtlich- keit. Die Brüder Alfred und Otto Walterſpiel als Hausherren trugen, unterſtützt von ihren tüch- tigen Helfern, in den wohl abgezirkelten Rhyth- mus und in den Ablauf dieſes Wohltätigkeits- feſtes die weltmänniſche Note. Bea von Egerpáry, eine jugendliche Ungarin eröffnete den Abend mit der tänzeriſchen Geſtal- tung der 2. Rhapſodie von Liſzt. Dann ſpielten die Kapellen Mohrbeck und Ragotzky zum Tanz. R. Koſtüm-Moden-Schau bei Wallach Von den wertvollſten Originaltrachten bis zu den leichteſten und wohlfeilſten Phantaſiekoſtümen eigenen Entwurfs und eigener Herſtellung beweg- ten ſich in farbenbuntem Reigen männliche und weibliche Mannequins vor den geladenen Gäſten. Wahrlich, der Sorge um das Koſtüm zum Fa- ſching darf man gänzlich enthoben ſein, man wird höchſtens die Qual der Wahl empfinden angeſichts der ſchönen und originellen Masken, die mit künſtleriſchem Impuls entworfen und von ge- ſchickter Hand ausgeführt wurden. In einem Geleitwort wurde zu Recht betont, wie unrecht es iſt, der deutſchen Wirtſchaft und den Münchener Künſtlern gegenüber, daß viele diesjährige Faſchingsdekorationen aus dem Aus- land bezogen wurden, daß man das Münchener Textilgewerbe ſowie auch die Münchener Künſtler bei den Aufträgen übergangen hat. Beſonderen Beifall fanden ein Safarikoſtüm, eine reizvolle Schäferin, ein Fürſtenmantel mit reichen und wertvollen Goldapplikationen in Handarbeit, dann einige leichte, ſehr effektvolle Phantaſiekoſtüme aus Dachauer Stoffen von über- raſchend ſchönen und eigenartigen Farbenzuſam- menſtellungen. Eine venezianiſche Dogareſſa in Seide und Spitzen dürfte wohl zu den ſchönſten Koſtümen gehören, die dieſes Jahr überhaupt für den Fa- ſching geſchaffen wurden. (K-B-E.) _

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-02-11T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 14, 17. Januar 1929, S. Seite 5[5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine14_1929/5>, abgerufen am 12.06.2024.