Allgemeine Zeitung, Nr. 32, 8. August 1914.Allgemeine Zeitung 8. August 1914. [Spaltenumbruch]
gezwungenen Kampf aufzunehmen und mit dem letzten Bluts-tropfen für Deutschlands nationale Unabhängigkeit, Ruhm und Größe einzutreten. Dieses Verhalten unserer Sozialisten wird im Auslande seinen Eindruck nicht verfehlen! Man hat dort einmal wieder die Rechnung ohne den Wirt gemacht, wenn man hoffte, die Umstürzler würden auf das nationale Empfinden unseres deut- schen Volkes irgendwelchen Einfluß bekommen. Als ein einig Volk von Brüdern gehen wir in den Kampf, der uns zum herrlichen Siege führen muß! Der Krieg mit Frankreich. Aus Straßburg wird Zur Ermordung Jaures'. Durch den nebelhaften Die Haltung der ungarischen Rumänen. Aus Eine Kundgebung des Polenklubs in Krakau. Das Präsidium des Polenklubs hielt eine Sitzung ab, über Politik und Wirtschaft Dokumente zur Kriegslage. Zur Mobilmachung der deutschen Armee, die in dem Augen- Der Kaiser hat am 1. August nachmittags die Mobilmachung Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser, Berlin. Das bayerische Heer ist heute mit dem Beginn der Mobili- Allgemeine Zeitung 8. Auguſt 1914. [Spaltenumbruch]
gezwungenen Kampf aufzunehmen und mit dem letzten Bluts-tropfen für Deutſchlands nationale Unabhängigkeit, Ruhm und Größe einzutreten. Dieſes Verhalten unſerer Sozialiſten wird im Auslande ſeinen Eindruck nicht verfehlen! Man hat dort einmal wieder die Rechnung ohne den Wirt gemacht, wenn man hoffte, die Umſtürzler würden auf das nationale Empfinden unſeres deut- ſchen Volkes irgendwelchen Einfluß bekommen. Als ein einig Volk von Brüdern gehen wir in den Kampf, der uns zum herrlichen Siege führen muß! Der Krieg mit Frankreich. Aus Straßburg wird Zur Ermordung Jaurés’. Durch den nebelhaften Die Haltung der ungariſchen Rumänen. Aus Eine Kundgebung des Polenklubs in Krakau. Das Präſidium des Polenklubs hielt eine Sitzung ab, über Politik und Wirtſchaft Dokumente zur Kriegslage. Zur Mobilmachung der deutſchen Armee, die in dem Augen- Der Kaiſer hat am 1. Auguſt nachmittags die Mobilmachung Seiner Majeſtät dem Deutſchen Kaiſer, Berlin. 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Im Anſchluß an die Tatſache von der<lb/> Ermordung des Friedensapoſtels werden in Berlin und anderen<lb/> Orten Mitteilungen über Unruhen in der franzöſiſchen Hauptſtadt<lb/> laut, die bereits einen revolutionären Charakter angenommen haben<lb/> ſollen. Zuverläſſig ſind dieſe Nachrichten nicht. Bei der jetzigen Lage<lb/> und nach dem Ausbruch des Kriegs mit Rußland glauben wir be-<lb/> ſtimmt, daß auch in Frankreich die chauviniſtiſche Richtung das Ueber-<lb/> gewicht erhält und zum Kriege mit Deutſchland treibt. Mag er<lb/> kommen, wir ſind bereit, dem erſten franzöſiſchen Krieg einen zwei-<lb/> ten folgen zu laſſen, deſſen Ende für Frankreich noch weit verderben-<lb/> bringender ſein wird.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jComment" n="2"> <head><hi rendition="#g">Die Haltung der ungariſchen Rumänen</hi>.</head> <p>Aus<lb/> Oeſterreich-Ungarn laufen Nachrichten nur ſpärlich ein. Der Brief-<lb/> und Zeitungsverkehr hat faſt ganz aufgehört. 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In dem Augenblicke, da<lb/> das Schickſal von Europa entſchieden werden ſoll, da die größte<lb/> Umwälzung, welche je die Geſchichte gekannt hat, naht, wiſſen wir<lb/> Polen dieſes Landes, verſtehen und fühlen es, daß die Treue gegen-<lb/> über dem Monarchen und die Fürſorge für dieſen Staat, dem wir<lb/> alles gegeben haben, was ſeine Macht verlangte, mit den Inter-<lb/> eſſen unſeres Volkes übereinſtimmen. Das Präſidium des Polen-<lb/> klubs, das in ſich die Vertrauensmänner aller durch Solidarität<lb/> verbundenen Parteien vereinigt, nimmt das Wort, um im Namen<lb/> des Polenklubs, der Repräſentation der polniſchen Bevölkerung<lb/> dieſes Landes, dem Monarchen die Huldigung darzubringen, und<lb/> glaubt der Welt bekunden zu ſollen, daß die Polen das Vertrauen,<lb/> das der Monarch in ſeinem Manifeſt ausſprach, nicht enttäuſchen<lb/> werden. Wir ſind zu den höchſten Opfern bereit. 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Allgemeine Zeitung 8. Auguſt 1914.
gezwungenen Kampf aufzunehmen und mit dem letzten Bluts-
tropfen für Deutſchlands nationale Unabhängigkeit, Ruhm und
Größe einzutreten. Dieſes Verhalten unſerer Sozialiſten wird im
Auslande ſeinen Eindruck nicht verfehlen! Man hat dort einmal
wieder die Rechnung ohne den Wirt gemacht, wenn man hoffte,
die Umſtürzler würden auf das nationale Empfinden unſeres deut-
ſchen Volkes irgendwelchen Einfluß bekommen. Als ein einig Volk
von Brüdern gehen wir in den Kampf, der uns zum herrlichen
Siege führen muß!
Der Krieg mit Frankreich.Aus Straßburg wird
uns geſchrieben: Heute früh eilte die Kunde durch die Stadt, daß die
diplomatiſchen Beziehungen mit Frankreich abgebrochen, der deutſche
Botſchafter in Paris ſeine Päſſe zurückforderte! Auf die Grenzver-
letzungen, wie ſie hier ſchon ſeit Tagen kurſieren und jetzt offiziell
beſtätigt werden, auf die bombenwerfenden Flieger war das die
einzig richtige Antwort. Bemerkenswert iſt, daß auch die elſäſſiſche
Bevölkerung dieſe Kunde begeiſtert aufnimmt, daß man ſich all-
gemein ſagt, daß auf den Bund mit dem ruſſiſchen Barbarenſtaat
ein ſolches Ende kommen mußte. Niemand fürchtet ſich hier vor
dieſem Krieg mit Frankreich, jeder, auch der Elſäſſer, iſt der Ueber-
zeugung, daß die deutſchen Waffen den Sieg erringen werden. Viel
zur Beruhigung der Bevölkerung und zur Hebung des Mutes trägt
die ſtaunenswerte Sicherheit bei, mit der hier die Militärverwal-
tung arbeitet! Zehntauſende von Einberufenen ziehen Tag und
Nacht durch die Stadt. Viele Tauſende von Eingekleideten ſind
hier. Und dennoch hatten wir bis jetzt keine Einquartierung, auch
können trotz der Einberufung des Landſturms alle Lebensmittel be-
zogen werden. Dazu welche eiſerne Ruhe und Ordnung iſt in dieſer
Stadt, trotz allem Haſten und Drängen! Fürwahr das Wort gilt:
Lieb Vaterland magſt ruhig ſein, feſt ſteht und treu die Wacht am
Rhein! Die Elſäſſer haben in der Tat recht, wenn ſie ſagen, daß
der Bund der franzöſiſchen Republik mit dem ruſſiſchen Barbaren-
ſtaat für Frankreich verderbenbringend war! Bis jetzt mußte es
für dieſen Bund zahlen, immer zahlen! Jetzt muß es für ihn
bluten! Wie viel leichter hätte es Frankreich bei einem wirklich
freundſchaftlichen Verhältnis mit Deutſchland gehabt! Nur wahn-
ſinniger Großmachtskitzel konnte es zu einem Zuſammengehen mit
einem Staat zwingen, der nach ſeiner ganzen politiſchen Struktur
ſein unverſöhnlicher Gegner ſein mußte. Allein der blinde Haß
gegen Deutſchland war es, der die beiden ſo ungleichen Brüder zu-
ſammenſchmiedete! Dieſer Haß ließ Frankreich Tag und Nacht
keine Ruhe; dieſer Haß iſt wohl auch die tiefſte Urſache des ganzen
Krieges auch mit Rußland, an dieſem Haß wird Frankreich zu-
grunde gehen!
Zur Ermordung Jaurés’.Durch den nebelhaften
Schleier, der uns im Augenblick, wo dies geſchrieben wird, Frank-
reichs politiſches Handeln verhüllt, vermochte nur eine Nachricht
ſicher und beſtimmt zu dringen. Der franzöſiſche Sozialiſtenführer
ſtarb durch Mörderhand. Krieg dem Kriege! Das war die unauf-
hörliche Predigt dieſes ſozialiſtiſchen Friedensapoſtels. Obwohl Voll-
blutfranzoſe, ſtellte er ſich als Politiker zum Dreibund freundlich und
betonte wiederholt, daß ſich Deutſchland in ſeiner gegenwärtigen
Generation bemühe, mit Frankreich friedliche Beziehungen herzu-
ſtellen. Er wagte es, ſeinen Landsleuten in dieſem Sinne zu emp-
fehlen, ſich mit der Vergangenheit abzufinden und die Heilung der
elſaß-lothringiſchen Wunde dem Siege der Friedensfreunde und der
allgemeinen Abrüſtung zu überlaſſen. Dieſer optimiſtiſche Idealis-
mus beherrſchte auch ſeine Stellungnahme zu den Fragen der hohen
Politik, insbeſondere zu der Marokkofrage. Die Art ſeiner Er-
mordung läßt wohl die Vermutung berechtigt erſcheinen, daß man
ſich ſeiner im Augenblick, wo ſich Frankreich anſchickt, mit dem ruſ-
ſiſchen Barbaren zuſammen einen freventlichen Friedensbruch zu
begehen, entledigen wollte. Im Anſchluß an die Tatſache von der
Ermordung des Friedensapoſtels werden in Berlin und anderen
Orten Mitteilungen über Unruhen in der franzöſiſchen Hauptſtadt
laut, die bereits einen revolutionären Charakter angenommen haben
ſollen. Zuverläſſig ſind dieſe Nachrichten nicht. Bei der jetzigen Lage
und nach dem Ausbruch des Kriegs mit Rußland glauben wir be-
ſtimmt, daß auch in Frankreich die chauviniſtiſche Richtung das Ueber-
gewicht erhält und zum Kriege mit Deutſchland treibt. Mag er
kommen, wir ſind bereit, dem erſten franzöſiſchen Krieg einen zwei-
ten folgen zu laſſen, deſſen Ende für Frankreich noch weit verderben-
bringender ſein wird.
Die Haltung der ungariſchen Rumänen.Aus
Oeſterreich-Ungarn laufen Nachrichten nur ſpärlich ein. Der Brief-
und Zeitungsverkehr hat faſt ganz aufgehört. Nach einem Tele-
gramm der „Neuen Freien Preſſe“ äußerte ſich Graf Tisza vor
einem Führer ungarländiſcher Rumänen ſehr befriedigt über die
patriotiſche Haltung der ſüdungariſchen rumäniſchen Reſerviſten und
drückte die Hoffnung aus, daß die Siebenbürger Rumänen, die erſt
jetzt mobiliſiert werden, dem Beiſpiel folgen werden. In den gegen-
wärtigen Zeiten, wo aller kleinlicher Hader verſchwindet, müſſen die
Rumänen fühlen, daß ihr Intereſſe eine deutſch-ungariſche Führung
der Monarchie erfordere und daß ſie ſich gemeinſam mit den Deut-
ſchen und den Ungarn gegen den Panſlawismus wenden müſſen.
Die gegenwärtigen Tage bilden eine große Zeit auch für die Rumä-
nen. Die gewiſſenloſe Agitation, mit welcher man das rumäniſche
Volk gegen ſeine eigenen Lebensintereſſen ins Schlepptau einer
panſlawiſtiſchen Politik nehmen wollte, müſſe zunichte werden.
Treues Feſthalten am Vaterlande in der Stunde der Gefahr werde
alle Spuren vergangener Gegenſätze verwiſchen und die Grund-
lage für ein harmoniſches Zuſammenwirken von Ungarn und
Rumänen ſchaffen.
Eine Kundgebung des Polenklubs in Krakau.Das Präſidium des Polenklubs hielt eine Sitzung ab, über
welche folgendes Communiqué ausgegeben wurde: „Ich vertraue
auf Meine Völker,“ lauteten die Worte des Manifeſtes, in welchem
der Monarch bekanntgab, daß er um der Würde und der Sicherheit
des Staates willen die Waffen zu ergreifen genötigt ſei. Dieſer
Appell findet bei der polniſchen Bevölkerung unſeres Landes einen
Nachhall, wie die Wahrheit in dem Gerechten ihren Nachhall findet.
Die Polen dieſes Landes ſcharen ſich um den Thron. Dankbarkeit,
Ehrgefühl und politiſcher Verſtand weiſen ſie dorthin. Wir ſind
dem Monarchen dafür dankbar, daß es uns in ſeinem Reiche erlaubt
iſt, Polen zu ſein, während überall anderswo uns Unrecht und
Verfolgung zuteil werden. Die Ehre befiehlt uns, in ſchweren
Augenblicken treu zu dem zu ſtehen, mit dem wir die Wohltaten
des Friedens geteilt haben. Der Verſtand zeigt uns den Weg der
Pflicht, den einzigen, der nicht verſagt. In dem Augenblicke, da
das Schickſal von Europa entſchieden werden ſoll, da die größte
Umwälzung, welche je die Geſchichte gekannt hat, naht, wiſſen wir
Polen dieſes Landes, verſtehen und fühlen es, daß die Treue gegen-
über dem Monarchen und die Fürſorge für dieſen Staat, dem wir
alles gegeben haben, was ſeine Macht verlangte, mit den Inter-
eſſen unſeres Volkes übereinſtimmen. Das Präſidium des Polen-
klubs, das in ſich die Vertrauensmänner aller durch Solidarität
verbundenen Parteien vereinigt, nimmt das Wort, um im Namen
des Polenklubs, der Repräſentation der polniſchen Bevölkerung
dieſes Landes, dem Monarchen die Huldigung darzubringen, und
glaubt der Welt bekunden zu ſollen, daß die Polen das Vertrauen,
das der Monarch in ſeinem Manifeſt ausſprach, nicht enttäuſchen
werden. Wir ſind zu den höchſten Opfern bereit. Laßt uns durch-
drungen ſein von männlicher Ruhe, geleitet von dem Glauben,
daß unſere Nation, die ſo vieles gelitten hat, ihre Rechte zurück-
erlangen werde, die Rechte, die immer lebendig und immer die-
ſelben ſind, ſo wie das Gefühl der Gerechtigkeit lebendig und uner-
ſchütterlich iſt.“
Politik und Wirtſchaft
Dokumente zur Kriegslage.
Zur Mobilmachung der deutſchen Armee, die in dem Augen-
blick erfolgte, als unſere letzte Nummer herausgegeben war, teilen
wir heute unſeren Leſern die hauptſächlichſten Schriftſtücke mit, die
hiſtoriſch für Bayern für heute und wohl für alle Zukunft ihre Be-
deutung behalten und zwar vor allen das Telegramm des Königs
Ludwig an den Kaiſer und das Manifeſt des Königs an ſein Heer.
Der Kaiſer hat am 1. Auguſt nachmittags die Mobilmachung
der geſamten deutſchen Streitkräfte angeordnet. Der 2. Auguſt
war der erſte Mobilmachungstag. Seine Majeſtät der König hat
am 1. Auguſt nachmittags nach erfolgter Mobilmachung der ge-
ſamten deutſchen Armee an Seine Majeſtät den Deutſchen Kaiſer
nachſtehendes Telegramm gerichtet:
Seiner Majeſtät dem Deutſchen Kaiſer, Berlin.
Das bayeriſche Heer iſt heute mit dem Beginn der Mobili-
ſierung unter Deinen Befehl als Bundesfeldherrn getreten. Schon
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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