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Allgemeine Zeitung. Nr. 334. München, 2. Dezember 1890.

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München, Dienstag Allgemeine Zeitung 2. December 1890. Morgenblatt Nr. 334.


[Spaltenumbruch] an, wo die Ausbreitung der Industrie auf dem Gebiet des Armen-
wesens unbaltbare Verhältnisse geschaffen habe. Redner, der sich
rückhaltlos als Anhänger der Socialpolitik der Regierung bekennt,
hegt indeß Bedenken, ob die geplanten Zweckverbände den gehegten
Erwartungen entsprechen würden.

Abg. Schröder (Pole) erklärt, daß seine Partei auf dem
Boden der Vorlage stehe, wünscht jedoch größere Freiheit für die
Communen. Im Princip sei er auch für Zweckverbände, doch halte
er deren obligatorische Einführung nicht für zweckmäßig. An der
Bildung derselben könne man dem Bauer eine bedeutende Mit-
wirkung gestatten. Bei der Commune schwinde der Unterschied
zwischen Polen und Deutschen.

Die Discussion wird hierauf geschlossen. Nach persönlichen Be-
merkungen der Abgg. v. Schalscha, Meyer und Rickert wird
die Vorlage an eine Commission von 28 Mitgliedern verwiesen.
Nächste Sitzung Donnerstag 11 Uhr. Tagesordnung: Antrag
Conrad, betreffend das Wildschadengesetz, und Antrag Strutz, be-
treffend Aenderung des Jagdpolizeigesetzes.



Zur Reform des Schulwesens in Preußen.
Telegramm.

Der "Reichs-Anzeiger" meldet: Die
Conferenz zur Berathung von Fragen, das höhere Schul-
wesen
betreffend, wird allerhöchster Bestimmung zufolge
Donnerstag, den 4. December d. J., in den Räumen des Cultus-
ministeriums eröffnet werden. Se. Majestät der Kaiser und
König
beabsichtigen, Allerhöchstselbst der Eröffnung beizuwohnen.
Zur Theilnahme an der Verathung sind mit Genehmigung Sr.
Majestät die in dem nachstehenden Verzeichniß benannten Ver-
trauensmänner unter dem 31. October d. J. eingeladen worden
und haben demnächst sämmtlich mit Ausnahme des Geheimen
Medicinalraths Professors Dr. Koch, welcher mit Rücksicht auf
seine anderweitigen dringenden Arbeiten um Dispensation gebeten
hat, der Einladung bereitwillig entsprochen. Die der Conferenz
vorzulegenden Fragen, welche in dem (morgen. D. N.) nachfolgenden
Fragebogen enthalten sind, sind unter dem 12. Nov. d. J. sämmt-
lichen Theilnehmern der Conferenz mit getheilt worden, nachdem vorher
schon den von dem Unterrichtsminister bezeichneten Berichterstattern
und Mitberichterstattern die ihnen besonders überwiesenen Fragen
zugestellt waren. Die von denselben der Conferenz zu unterbrei-
tenden Thesen sind eingegangen und durch den Druck vervielfältigt.
Was die äußere Einrichtung der Verhandlungen angeht, so werden
dieselben sich in den herkömmlichen Formen auf Grund einer be-
sonderen, den Mitgliedern der Conferenz mitgetheilten Geschäfts-
ordnung vollziehen. Den Vorsitz in der Versammlung wird, so
weit er nicht durch anderweitige Berufspflichten, insbesondere die
Theilnahme an den Berathungen des Hauses der Abgeordneten in
Anspruch genommen ist, der Unterrichtsminister führen. Als
Vertreter der Staatsregierung werden außerdem Commissare
der ersten Unterrichtsabtheilung des Cultusministeriums, ferner
des Finanzministeriums, des Kriegsministeriums und des Mini-
steriums für Landwirthschaft den Berathungen anwohnen, ohne
jedoch an den Abstimmungen theilzunehmen. Ueber die Verhand-
lungen werden außer dem Sitzungsprotokoll stenographische Berichte
aufgenommen werden. Bezüglich der Veröffentlichung der
Berathungen bleibt weitere Entschließung vorbe-
halten
. Dagegen werden sofort nach dem Schluß jeder Sitzung
in dem "Reichs- und Staats-Anzeiger" kurze Berichte über den
Inhalt der betreffenden Verhandlungen erscheinen.

Verzeichniß der Mitglieder der Conferenz zur Be-
rathung von Fragen, das höhere Schulwesen betreffend: 1) Dr.
Albrecht, kaiserlicher Oberschulrath, Geh. Regierungsrath in
Straßburg i. Elsaß; 2) Dr. Betram, Stadtschulrath in Berlin;
3) Dr. v. Bodelschwingh, Pastor in Bielefeld; 4) Dr. Deiters,
königlicher Provincialschulrath in Koblenz; 5) Graf Douglas,
Bergwerksbesitzer und Mitglied des Hauses der Abgeordneten in
Berlin; 6) Dr. Eitner, Gymnasialdirector in Görlitz; 7) Ende,
königlicher Geh. Regierungsrath, Professor in Wannsee bei Berlin;
8) Dr. Fiedler, Oberrealschuldirector in Breslau; 9) Dr. Frick,
Director der Francke'schen Stiftungen in Halle a. S.; 10) D.
Frommel, Hofprediger und Militäroberpfarrer in Berlin;
11) Frowein, Fabrikbesitzer in Elberfeld; 12) Dr. Göring in
Berlin; 13) Dr. Graf, königlicher Geh. Sanitätsrath, Vorsitzender
des Deutschen Aerztevereins, in Elberfeld; 14) Dr. Güßfeldt,
Privatgelehrter, Rittmeister der Reserve des Leib-Garde-Husaren-
Negiments, in Berlin; 15) Dr. Hartwig, Gymnasialdirector,
Professor in Frankfurt a. M.; 16) Dr. v. Helmholtz, königlicher
ordentlicher Professor, Präsident der Physikalisch-Technischen Reichs-
anstalt in Charlottenburg; 17) Dr. Frhr. v. Heereman, Regie-
rungsrath a. D. in Münster; 18) Dr. Hinzpeter, königlicher
Geh. Oberregierungsrath in Bielefeld; 19) Dr. Holzmüller,
Gewerbeschuldirector in Hagen; 20) Hornemann, Oberlehrer an
Lyceum in Hannover; 21) Dr. Jäger, königlicher Gymnasial-
director in Köln; 22) Kaselowsky, Director der Berliner
Maschinenbauactiengesellschaft, Commercienrath in Berlin; 23)
Dr. Klix, königlicher Geh. Regierungs- und Provincialschulrath in
Berlin; 24) Dr. Koch, königlicher Geh. Medicinalrath, Professor
in Berlin; 25) Dr. Kopp, Fürstbischof in Breslau; 26) Dr.
Kropatscheck, Oberlehrer a. D., Mitglied des Reichstages und
des Hauses der Abgeordneten, in Berlin; 27) Dr. Kruse, könig-
licher Geh. Regierungs- und Provincialschulrath in Danzig; 28) Dr.
Matthias, Realgymnasialdirector in Düsseldorf; 29) D. Mosler,
Domherr und Professor in Trier; 30) Dr. Paulsen, königlicher
außerordentlicher Professor, in Steglitz bei Berlin; 31) Dr.
Paehler, königlicher Gymnastaldirector in Wiesbaden; 32) Dr.
Schauenburg, Realgymnasialdirector in Krefeld; 33) v. Schencken-
dorff,
Telegraphendirectionsrath a. D., Mitglied des Hauses der
Abgeordneten, in Görlitz; 34) Dr. Schiller, großherzoglich
hessischer Gymnasialdirector, Professor und Geh. Oberschulrath in
Gießen; 35) Dr. Schlee, königlicher Realgymnasialdirector in
Altona; 36) Dr. Schottmüller, königlicher Geh. Regierungs-
rath, Professor, in Zehlendorf bei Berlin; 37) Dr. Schrader,
königlicher Universitätscurator, Geh. Oberregierungsrath, in Halle a. S.
38) Dr. Schulze, königlicher Gymnasialdirector in Berlin; 39) Dr.
Tobler, königlicher ordentlicher Professor, Rector der Universität
in Berlin; 40) D. Uhlhorn, Abt zu Loccum, königlicher Ober-
consistorialrath in Hannover; 41) Dr. Uhlig, großherzoglich
badischer Gymnasialdirector, Professor in Heidelberg; 42) Dr.
Bolkmann, Rector der Landesschule in Pforta; 43) Dr. Birchow,
königlicher ordentlicher Professor, Geh. Medicinalrath in Berlin;
44) Dr. Zeller, königlicher ordentlicher Professor, Geh. Regie-
rungsrath in Berlin.



Deutsches Reich.

Tel. Die heutige militärische Feier
anläßlich der Thronbesteigung des Großen Kurfürsten nahm
einen glänzenden Verlauf. Der Kaiser hatte schon früh einen
prachtvollen großen Lorbeerkranz, dessen Atlasschleifen den
Namenszug des Kaisers und eine Krone trugen, vor dem Stand-
bilde des Kurfürsten niederlegen lassen; über dem Standbild
war ein Baldachin mit Fahnenschmuck errichtet; bei demselben
[Spaltenumbruch] hielten zwei Leibcürassiere, ein Gardecürassier und ein Grenadier
des zweiten Garderegiments die Ehrenwache. Nachdem die dazu
befohlenen hiesigen Truppen und die Deputationen auswärtiger
Regimenter mit den Fahnen und Standarten in der Nähe des
Standbildes auf dem Schloßplatze Aufstellung genommen, trat
der Kaiser in der Uniform des Leibcürassierregiments "Großer
Kurfürst" Punkt 11 Uhr, umgeben von dem Kronprinzen von
Griechenland, den Prinzen Leopold, Albrecht und Alexander
und zahlreichen anderen Fürstlichkeiten, mit glänzender Suite
aus dem Schloßportale. Die Truppen präsentirten, der Kaiser
hielt eine kurze, auf die Feier bezügliche Ansprache, an deren
Schlusse die Leibbatterie mit 101 Schüssen salutirte. Die
Truppen rückten sodann durch den Lustgarten ab, der Kaiser
stieg zu Pferde, ritt die Front der Unter den Linden zur
Parade aufgestellten Truppen entlang und nahm alsdann vor
dem Blücherdenkmal den Vorbeimarsch ab. Der Kaiser sprach sich
höchst befriedigt über den Verlauf der Parade, sowie darüber aus,
daß er die früher übliche Abnahme der Parade Unter den
Linden wieder eingeführt habe. Die Generalfeldmarschälle
Grafen Moltke und Blumenthal wohnten ebenfalls der Parade
bei. Der Kaiser wurde überall mit begeistertem Jubel begrüßt.
-- Der "Reichs-Anzeiger" hebt in einem diesem Jahres-
tage gewidmeten Artikel hervor: "Drei Gedanken durchziehen die
Politik des Großen Kurfürsten: den Staat militärisch stark und
krästig zu machen und ihn von fremden Gewalten zu befreien,
die Unterthanen mit dem Bewußtsein des einheitlichen Staates
zu durchdringen und die Staatsgewalt im Sinne ausgleichen-
der Gerechtigkeit zu handhaben. Auf dem Wahrspruche des
Großen Kurfürsten: "Ich werde die fürstliche Gewalt
so führen, daß Ich weiß, es ist nicht Meine Privat-
sache, sondern Volkssache
", arbeiteten die Könige und
Kaiser weiter bis heute, wo das damals begonnene Werk
blühend, glänzend, gesund und krästig als Bürgschaft des
Friedens im Innern und nach außen dasteht. Der Kaiser gab
heute am Denkmal des Großen Kurfürsten den Gefühlen der
Dankbarkeit, der Ehrfurcht und der Bewunderung vor dem
Geiste Ausdruck, welcher Preußen geschaffen und erhalten; mit
dem Kaiser schlagen heute alle Preußenherzen höher und ge-
loben, festzuhalten an den Grundlagen, welche der Große
Kurfürst geschaffen, und auf ihnen weiterzubauen."

Der Kaiser hat heute folgenden Armeebefehl erlassen:

Heute vor 250 Jahren bestieg mein Ahnherr, der Große
Kurfürst, den Thron Meiner Väter. Sein Regierungsantritt
bedeutet für Mein Haus und Preußen den Ausschwung zu poli-
tischer Macht, zur Wohlfahrt und zu hohen geistigen Be-
strebungen; die Schaffung eines stehenden Heeres legte den
Grund zu der militärischen Machtentfaltung des Staates. Ich
habe die Feldzeichen, welche aus jener glorreichen Zeit in der
Armee vorhanden sind, bier um das Denkmal des Großen Kur-
fürsten versammelt, damit sie die Erinnerung wachrufen an seine
Thaten und an diejenigen seines Heeres. Diese Thaten konnten
nur vollbracht werden durch den Geist der Treue, der Gottes-
furcht, des Gehorsams und der Tapferkeit, welchen der Große
Kurfürst in seinem Heere zu erwecken und zu erhalten wußte.
Dieser Geist ist durch mehr als zwei Jahrhunderte Eigenthum
des Heeres geblieben; auf ihm beruht die Größe und Stärke
des Vaterlandes; ihn zu bewahren und zu pflegen, ist auch
heute noch die heiligste Pflicht der Armee, und im Hinblick auf
den Großen Kurfürsten von Brandenburg und sein ruhmreiches
Heer soll und wird jeder Einzelne Meiner Armee dieser Pflicht
eingedenk bleiben.


Luxemburg.

Am Dienstag früh wird Groß-
herzog Adolf von Luxemburg Frankfurt a. M. verlassen, um sich
über Koblenz und Köln nach dem Haag zu den Bestattungsfeier-
lichkeiten weiland Wilhelms III. zu begeben. Der Erbgroßherzog
Wilhelm und einige Herren des Gefolges werden ihn begleiten.
In Koblenz wird Staatsminister Dr. Eyschen sich dem Großherzog
anschließen. Von der großherzoglichen Regierung werden außer-
dem in Delft anwesend sein die Herren Generaldirectoren Kirpach
und Mongenast, sowie Hr. Regierungsrath Ruppert. Die Depu-
tirtenkammer wird vertreten durch ihren Präsidenten de Waequant
und die durch das Loos bezeichneten Abgg. Crocius und Bech;
der Staatsrath durch seinen Vicepräsidenten Bannerus, Vorsitzenden
des Obergerichtshofes, und Staatsrath Chome, Oberstaatsanwalt.
Die Hauptstadt des Landes ist repräsentirt durch den Bürgermeister
E. Fischer. Sämmtliche Abordnungen werden prachtvolle Kränze
niederlegen. -- Auf Wunsch J. Maj. der Königin Emma wird
der Großherzog im k. Palais absteigen. Am Samstag erfolgt die
Rückreise des Großherzogs nach Frankfurt a. M.

Oesterreich-Ungarn.

Tel. Der Führer der Deutschen, Dr. Plener,
sprach heute vor seinen Wählern, der hiesigen Handelskammer, und
äußerte sich über die Lage im wesentlichen folgendermaßen: Der
Inhalt der Ausgleichsgesetze ist Regierungsprogramm
geworden. Keine Negierung darf dieselben mehr ignoriren. Das
jetzige Cabinet läßt es bisher allerdings an Energie fehlen, doch
kann es davon nicht mehr zurückweichen. Ueber die Nichtbeschickung
der Ausstellung sagte Dr. Plener: Angesichts der politischen
Lage im Lande und im Landtage, sowie angesichts der Unmöglich-
keit, ein politisches Ausgleichsgesetz durchzubringen, konnten wir
als ernsthafte Politiker nicht anders, als die Nichtbeschickung der
Ausstellung den deutschen Industriellen zu empfehlen. Es hat uns
bei unserm Beschlusse schmerzlich berührt, daß es sich dabei um ein
Unternehmen handelt, welchem das Protectorat des Kaisers zutheil
wurde. In unsrer gegenwärtigen in neren Politik herrscht keine
einfache, natürliche Logik, sonst hätten im Januar die Consequenzen
der damaligen politischen Wendung, die schon in der Einberufung
der Conferenz lag, gezogen werden müssen, und müßten jetzt hin-
wiederum die Folgerungen des theilweisen Scheiterns des Ausgleichs
gezogen werden. Diese einfachen und klaren Folgen werden aber
bei uns nicht gezogen, und darum enthalte ich mich aller
Conjecturalpolitik. Die Forderungen unsrer Partei, die sich aus
der gegenwärtigen Situation ergeben, werden wir am passenden
Orte und zu passender Zeit vorbringen, und es wird sich zeigen,
ob die Regierung der Entwicklung der Dinge in Böhmen einfach
mit verschränkten Armen ferner wird zusehen können. Unsre Partei
steht nach außen Achtung gebietend vor der Oeffentlichkeit und
wird hoffentlich diese Stellung auch im letzten Sessionsabschnitt
der Wahlperiode des Reichsrathes behaupten. (Beifall.) Redner
spricht über die bevorstehenden Arbeiten der nächsten Session
und über die bevorstehenden Handelsvertragsverhandlungen
mit Deutschland. Oesterreich sei hiebei in einer günstigen Lage.
Jn Deutschland sei die frühere Coalition der Großgrundbesitzer
und der Großindustriellen, die als Cartellparteien die Neichstagsmehr-
heit bildeten, gelöst, in der Bevölkerung herrsche große Bewegung
auf Verbilligung der Lebensmittel, Aufhebung der Getreidezölle
und Freigebung der Vieheinfuhr. Deutschland müsse dabei aus
[Spaltenumbruch] innerpolitischen Gründen hier Ermäßigungen unter allen Umständen
eintreten lassen, ohne dafür erst von Oesterreich-Ungarn besondere
Compensationen verlangen zu können. Die österreichischen Unter-
händler müßten darum bestrebt sein, österreichischerseits Concessionen
erst für differentielle Begünstigung der österreichischen landwirth-
schaftlichen Ausfuhr zu gewähren. Erst auf dieser Basis werde den
gegenwärtig in Deutschland herrschenden Verhältnissen Rechnung
getragen. Der Abschluß eines Tarifvertrages sei lebhaft zu
wünschen, damit der für zwei international so eng verbündete
Staaten unverständliche und schädliche Zollkampf hinwegfalle und
die Industrie Sicherung gegen sprunghafte einseitige Tariferhöhungen
erhalte. "Die unter der Herrschaft der Zollpolitik der letzten
12 Jahre entstandenen industriellen Interessen verdienen forgsamste
Beachtung, und wir wollen hoffen, daß es unsern Unterhändlern
gelingen wird, bei allem Entgegenkommen gegen Deutschland den
richtigen Standpunkt zur Wahrung unsrer Interessen zu finden."

(Zustimmung.)

Großbritannien.

Das Parnell'sche Manifest
an das irische Volk hat in den hiesigen Clubs und maßgebenden
politischen Kreisen eine ungeheuere Sensation erregt, nicht so-
wohl deshalb weil er auf den unmittelbaren Anlaß seiner Aech-
tung, den O'Shea'schen Scheidungsproceß, mit keiner Silbe
eingeht, sondern hauptsächlich weil er Gladstone und Morley,
seinen alten Bundesgenossen, in der unverschämtesten Weise den
Fehdehandschuh hinwirft und eine Reihe von vertraulichen
Unterhandlungen mit grober Verletzung des parlamentarischen
Ehrencodex an die Oeffentlichkeit zerrt. Allerdings gewähren
diese Indiscretionen einen Einblick in die radicalen Meinungsver-
schiedenheiten innerhalb des Parnell-Gladstone'schen Bündnisses,
worüber die Conservativen sich ins Fäusichen lachen werden, da sie
eine Wiederverföhnung dieser beiden "Obstructionsparteien" un-
möglich zu machen scheinen. Parnells Taktik zielt offenbar
darauf ab, durch sein Zerwürfniß mit der Gladstone'schen
Partei den Riß zwischen dieser letzteren und den Unionisten
zu heilen, die Conservativen durch die Rückkehr dieser
Letzteren ins liberale Lager zu schwächen und somit die nume-
rische Gleichheit der beiden Hauptparteien wieder herzustellen,
wobei dann eine unabhängige irische Partei das Zünglein der
Wage bei jeder Abstimmung je nach Belieben nach rechts oder
nach links dirigiren könnte. Auch die Abtrünnigkeit einer
großen Anzahl der nationalistischen Abgeordneten scheint ihm
nur wenig Kopfzerbrechen zu machen. Er behandelt sie mit
der nämlichen Verachtung, mit welcher er sie stets behandelt
hat, und über sie hinweg appellirt er an das souveräne irische
Volk. Wird diese Berufung zu seinen Gunsten ausfallen?
Wir können natürlich nur mit bekannten Factoren rechnen; diese
zeigen uns allerdings einen tiefgehenden Riß in dem nationali-
stischen Lager, den auch das Manifest nicht verringert hat,
aber fast scheint es, als ob Parnell für sich eine Unterstützung von
Seiten des irischen Episkopats oder doch des niederen Klerus
erwarte; bisher haben die Bischöfe sich jeder Meinungs-
äußerung enthalten, nur Erzbischof Walsh hat einen
Brief geschrieben, in welchem er sich sehr unbestimmt aus-
drückt und seine Stellungnahme bis nach dem Mee-
ting der irischen Abgeordneten am Montag hinausschiebt.
(S. indessen die telegraph. Meldungen im gestrigen Abend-
blatt. D. N.) Nach Veröffentlichung seines Manifestes, welche
der "große Taktiker", wie ihn seine Freunde zu nennen pflegten,
bis gegen Mitternacht verschob, wohl um eine Erwiderung
feiner parlamentarischen Collegen unmöglich zu machen, wollte sich
Parnell heute nach Cork begeben, um sich von seinen Wählern
ein Vertrauensvotum zu holen. Die augenblickliche Lage --
bei dem schnellen Wechsel der Positionen sind nur Moment-
photographien möglich -- läßt sich nicht besser skizziren, als
durch Wiedergabe der folgenden Zeilen aus dem "Star", dem
Londoner Organ der nationalistischen Partei. "Mit raschen
Schritten consolidirt sich die Lage hier in London gegen Parnell.
Die feindliche Majorität ist im Wachsen begriffen und wird
ohne Zweifel noch weiter zunehmen in Folge dieses Mani-
festes, welches er veröffentlicht hat, ohne die Zustimmung seiner
Collegen oder der ganzen Partei zu erhalten, ja ohne sie auch nur
zu Nathe gezogen zu haben. Alle maßgebenden Mitglieder der
Partei sind gegen ihn: Dillon, O'Brien, Healey, Sexton,
T. P. O'Connor, McCarthy und Clancy. Tim Harrington
hat sich noch nicht geäußert, und so sind denn die HH.
John Nedmond und Dr. Kenny die einzigen Männer von
Gewicht, die an Parnells Führerschaft hangen. Ja, trotz der Oppo-
sition des "Freeman" (des in Dublin erscheinenden Partei-
organs) consolidirt die Partei sich schleunigst auf anti-parnelli-
stischen Grundlagen. Die erklärten Gegner zählen 43 und haben
sonach die Majorität, da nur 23 erklärte Anhänger Parnells
sind, während 13 sich neutral verhalten; indeß auch von diesen
letzteren werden immerbin einige gegen eine Dictatur stimmen,
wie Hr. Parnell sie jetzt für sich beansprucht. Im Parlaments-
foyer kam es gestern Abend zu ganz ungeschminkten Meinungs-
äußerungen. Hrn. Parnells befremdende Abschließung, seine
Weigerung, den Nath der Collegen zu befragen, seine bittere
Feindschaft gegen die früheren Verbündeten, alles dies gab zu
recht derben Bemerkungen Anlaß seitens der Männer, die so
lange Jahre ihr ganzes Vertrauen auf ihn gesetzt hatten."

An einer anderen Stelle bringt das nämliche Blatt einen Leit-
artikel unter der Ueberschrift "Parnells Selbstmord", in welchem
nach irischer Art die Kraftausdrücke nicht gespart werden.



Bayerische Chronik.
Amtliche Nachrichten.
* Orden.

Der Militärverdienstorden wurde nachbenannten
k. preußischen Officieren verliehen: dem General der Cavallerie Grafen
v. Häseler, commandirender General des XVI. Armeecorps, das
Großkrenz; den Generallientenants v. Fischer, Gonverneur von Metz,
v. Laue, Commandant von Metz, v. Bergmann, Commandeur der
33. Division, v. Goetze, Commandeur der 30. Division, und
v. Bartenwerffer, Commandeur der 34. Division, das Groß-
comthurkrenz; dem Major v. Hausmann im Generalstabe der
34. Division das Ritterkrenz erster Classe; dem Hauptmann des Barres
vom 5. badischen Infanterieregiment Nr. 113, Adjutanten bei der
34. Division, das Ritterkrenz zweiter Classe; der Oberst z. D. Eder,
Adjutant bei der Inspection der Militärbildungsanstalten, wurde aus
der zweiten in die erste Classe der Ritter des Militärverdienstordens
befördert. Ferner wurde dem Oberstlientenant Frhrn. v. Waldenfels,
a la suite des 4. Infanterieregiments König Karl von Württemberg
und Commandeur des Cadettencorps, die Erlaubniß zur Annahme und
zum Tragen des k. preußischen Kronenordens dritter Classe ertheilt.

* Militärdienstesnachrichten.

Se. kgl. Hoh. der Prinz-Regent
hat dem Major Hartmann, etatsmäßiger Stabsofficier des 2. Schw.
Reiter-Reg., den Abschied mit Pension und mit der Erlaubniß zum
Tragen der Uniform bewilligt; den Major Rosenbusch vom General-
stabe der 1. Division als etatsm. Stabsofficier zum 2. Schw. Reiter-
Reg. und den Major Frhrn. Kreß v. Kreßenstein von der Central-
stelle des Generalstabs zum Generalstabe der 1. Division versetzt; den
Second-Lientenant a. D. Friedrich Wagner mit einem Patent vom
1. Juli 1885 im 2. Train-Bat. wieder angestellt; die Stabs- und Bat.-

München, Dienſtag Allgemeine Zeitung 2. December 1890. Morgenblatt Nr. 334.


[Spaltenumbruch] an, wo die Ausbreitung der Induſtrie auf dem Gebiet des Armen-
weſens unbaltbare Verhältniſſe geſchaffen habe. Redner, der ſich
rückhaltlos als Anhänger der Socialpolitik der Regierung bekennt,
hegt indeß Bedenken, ob die geplanten Zweckverbände den gehegten
Erwartungen entſprechen würden.

Abg. Schröder (Pole) erklärt, daß ſeine Partei auf dem
Boden der Vorlage ſtehe, wünſcht jedoch größere Freiheit für die
Communen. Im Princip ſei er auch für Zweckverbände, doch halte
er deren obligatoriſche Einführung nicht für zweckmäßig. An der
Bildung derſelben könne man dem Bauer eine bedeutende Mit-
wirkung geſtatten. Bei der Commune ſchwinde der Unterſchied
zwiſchen Polen und Deutſchen.

Die Discuſſion wird hierauf geſchloſſen. Nach perſönlichen Be-
merkungen der Abgg. v. Schalſcha, Meyer und Rickert wird
die Vorlage an eine Commiſſion von 28 Mitgliedern verwieſen.
Nächſte Sitzung Donnerſtag 11 Uhr. Tagesordnung: Antrag
Conrad, betreffend das Wildſchadengeſetz, und Antrag Strutz, be-
treffend Aenderung des Jagdpolizeigeſetzes.



Zur Reform des Schulweſens in Preußen.
Telegramm.

Der „Reichs-Anzeiger“ meldet: Die
Conferenz zur Berathung von Fragen, das höhere Schul-
weſen
betreffend, wird allerhöchſter Beſtimmung zufolge
Donnerſtag, den 4. December d. J., in den Räumen des Cultus-
miniſteriums eröffnet werden. Se. Majeſtät der Kaiſer und
König
beabſichtigen, Allerhöchſtſelbſt der Eröffnung beizuwohnen.
Zur Theilnahme an der Verathung ſind mit Genehmigung Sr.
Majeſtät die in dem nachſtehenden Verzeichniß benannten Ver-
trauensmänner unter dem 31. October d. J. eingeladen worden
und haben demnächſt ſämmtlich mit Ausnahme des Geheimen
Medicinalraths Profeſſors Dr. Koch, welcher mit Rückſicht auf
ſeine anderweitigen dringenden Arbeiten um Diſpenſation gebeten
hat, der Einladung bereitwillig entſprochen. Die der Conferenz
vorzulegenden Fragen, welche in dem (morgen. D. N.) nachfolgenden
Fragebogen enthalten ſind, ſind unter dem 12. Nov. d. J. ſämmt-
lichen Theilnehmern der Conferenz mit getheilt worden, nachdem vorher
ſchon den von dem Unterrichtsminiſter bezeichneten Berichterſtattern
und Mitberichterſtattern die ihnen beſonders überwieſenen Fragen
zugeſtellt waren. Die von denſelben der Conferenz zu unterbrei-
tenden Theſen ſind eingegangen und durch den Druck vervielfältigt.
Was die äußere Einrichtung der Verhandlungen angeht, ſo werden
dieſelben ſich in den herkömmlichen Formen auf Grund einer be-
ſonderen, den Mitgliedern der Conferenz mitgetheilten Geſchäfts-
ordnung vollziehen. Den Vorſitz in der Verſammlung wird, ſo
weit er nicht durch anderweitige Berufspflichten, insbeſondere die
Theilnahme an den Berathungen des Hauſes der Abgeordneten in
Anſpruch genommen iſt, der Unterrichtsminiſter führen. Als
Vertreter der Staatsregierung werden außerdem Commiſſare
der erſten Unterrichtsabtheilung des Cultusminiſteriums, ferner
des Finanzminiſteriums, des Kriegsminiſteriums und des Mini-
ſteriums für Landwirthſchaft den Berathungen anwohnen, ohne
jedoch an den Abſtimmungen theilzunehmen. Ueber die Verhand-
lungen werden außer dem Sitzungsprotokoll ſtenographiſche Berichte
aufgenommen werden. Bezüglich der Veröffentlichung der
Berathungen bleibt weitere Entſchließung vorbe-
halten
. Dagegen werden ſofort nach dem Schluß jeder Sitzung
in dem „Reichs- und Staats-Anzeiger“ kurze Berichte über den
Inhalt der betreffenden Verhandlungen erſcheinen.

Verzeichniß der Mitglieder der Conferenz zur Be-
rathung von Fragen, das höhere Schulweſen betreffend: 1) Dr.
Albrecht, kaiſerlicher Oberſchulrath, Geh. Regierungsrath in
Straßburg i. Elſaß; 2) Dr. Betram, Stadtſchulrath in Berlin;
3) Dr. v. Bodelſchwingh, Paſtor in Bielefeld; 4) Dr. Deiters,
königlicher Provincialſchulrath in Koblenz; 5) Graf Douglas,
Bergwerksbeſitzer und Mitglied des Hauſes der Abgeordneten in
Berlin; 6) Dr. Eitner, Gymnaſialdirector in Görlitz; 7) Ende,
königlicher Geh. Regierungsrath, Profeſſor in Wannſee bei Berlin;
8) Dr. Fiedler, Oberrealſchuldirector in Breslau; 9) Dr. Frick,
Director der Francke’ſchen Stiftungen in Halle a. S.; 10) D.
Frommel, Hofprediger und Militäroberpfarrer in Berlin;
11) Frowein, Fabrikbeſitzer in Elberfeld; 12) Dr. Göring in
Berlin; 13) Dr. Graf, königlicher Geh. Sanitätsrath, Vorſitzender
des Deutſchen Aerztevereins, in Elberfeld; 14) Dr. Güßfeldt,
Privatgelehrter, Rittmeiſter der Reſerve des Leib-Garde-Huſaren-
Negiments, in Berlin; 15) Dr. Hartwig, Gymnaſialdirector,
Profeſſor in Frankfurt a. M.; 16) Dr. v. Helmholtz, königlicher
ordentlicher Profeſſor, Präſident der Phyſikaliſch-Techniſchen Reichs-
anſtalt in Charlottenburg; 17) Dr. Frhr. v. Heereman, Regie-
rungsrath a. D. in Münſter; 18) Dr. Hinzpeter, königlicher
Geh. Oberregierungsrath in Bielefeld; 19) Dr. Holzmüller,
Gewerbeſchuldirector in Hagen; 20) Hornemann, Oberlehrer an
Lyceum in Hannover; 21) Dr. Jäger, königlicher Gymnaſial-
director in Köln; 22) Kaſelowsky, Director der Berliner
Maſchinenbauactiengeſellſchaft, Commercienrath in Berlin; 23)
Dr. Klix, königlicher Geh. Regierungs- und Provincialſchulrath in
Berlin; 24) Dr. Koch, königlicher Geh. Medicinalrath, Profeſſor
in Berlin; 25) Dr. Kopp, Fürſtbiſchof in Breslau; 26) Dr.
Kropatſcheck, Oberlehrer a. D., Mitglied des Reichstages und
des Hauſes der Abgeordneten, in Berlin; 27) Dr. Kruſe, könig-
licher Geh. Regierungs- und Provincialſchulrath in Danzig; 28) Dr.
Matthias, Realgymnaſialdirector in Düſſeldorf; 29) D. Mosler,
Domherr und Profeſſor in Trier; 30) Dr. Paulſen, königlicher
außerordentlicher Profeſſor, in Steglitz bei Berlin; 31) Dr.
Paehler, königlicher Gymnaſtaldirector in Wiesbaden; 32) Dr.
Schauenburg, Realgymnaſialdirector in Krefeld; 33) v. Schencken-
dorff,
Telegraphendirectionsrath a. D., Mitglied des Hauſes der
Abgeordneten, in Görlitz; 34) Dr. Schiller, großherzoglich
heſſiſcher Gymnaſialdirector, Profeſſor und Geh. Oberſchulrath in
Gießen; 35) Dr. Schlee, königlicher Realgymnaſialdirector in
Altona; 36) Dr. Schottmüller, königlicher Geh. Regierungs-
rath, Profeſſor, in Zehlendorf bei Berlin; 37) Dr. Schrader,
königlicher Univerſitätscurator, Geh. Oberregierungsrath, in Halle a. S.
38) Dr. Schulze, königlicher Gymnaſialdirector in Berlin; 39) Dr.
Tobler, königlicher ordentlicher Profeſſor, Rector der Univerſität
in Berlin; 40) D. Uhlhorn, Abt zu Loccum, königlicher Ober-
conſiſtorialrath in Hannover; 41) Dr. Uhlig, großherzoglich
badiſcher Gymnaſialdirector, Profeſſor in Heidelberg; 42) Dr.
Bolkmann, Rector der Landesſchule in Pforta; 43) Dr. Birchow,
königlicher ordentlicher Profeſſor, Geh. Medicinalrath in Berlin;
44) Dr. Zeller, königlicher ordentlicher Profeſſor, Geh. Regie-
rungsrath in Berlin.



Deutſches Reich.

Tel. Die heutige militäriſche Feier
anläßlich der Thronbeſteigung des Großen Kurfürſten nahm
einen glänzenden Verlauf. Der Kaiſer hatte ſchon früh einen
prachtvollen großen Lorbeerkranz, deſſen Atlasſchleifen den
Namenszug des Kaiſers und eine Krone trugen, vor dem Stand-
bilde des Kurfürſten niederlegen laſſen; über dem Standbild
war ein Baldachin mit Fahnenſchmuck errichtet; bei demſelben
[Spaltenumbruch] hielten zwei Leibcüraſſiere, ein Gardecüraſſier und ein Grenadier
des zweiten Garderegiments die Ehrenwache. Nachdem die dazu
befohlenen hieſigen Truppen und die Deputationen auswärtiger
Regimenter mit den Fahnen und Standarten in der Nähe des
Standbildes auf dem Schloßplatze Aufſtellung genommen, trat
der Kaiſer in der Uniform des Leibcüraſſierregiments „Großer
Kurfürſt“ Punkt 11 Uhr, umgeben von dem Kronprinzen von
Griechenland, den Prinzen Leopold, Albrecht und Alexander
und zahlreichen anderen Fürſtlichkeiten, mit glänzender Suite
aus dem Schloßportale. Die Truppen präſentirten, der Kaiſer
hielt eine kurze, auf die Feier bezügliche Anſprache, an deren
Schluſſe die Leibbatterie mit 101 Schüſſen ſalutirte. Die
Truppen rückten ſodann durch den Luſtgarten ab, der Kaiſer
ſtieg zu Pferde, ritt die Front der Unter den Linden zur
Parade aufgeſtellten Truppen entlang und nahm alsdann vor
dem Blücherdenkmal den Vorbeimarſch ab. Der Kaiſer ſprach ſich
höchſt befriedigt über den Verlauf der Parade, ſowie darüber aus,
daß er die früher übliche Abnahme der Parade Unter den
Linden wieder eingeführt habe. Die Generalfeldmarſchälle
Grafen Moltke und Blumenthal wohnten ebenfalls der Parade
bei. Der Kaiſer wurde überall mit begeiſtertem Jubel begrüßt.
— Der „Reichs-Anzeiger“ hebt in einem dieſem Jahres-
tage gewidmeten Artikel hervor: „Drei Gedanken durchziehen die
Politik des Großen Kurfürſten: den Staat militäriſch ſtark und
kräſtig zu machen und ihn von fremden Gewalten zu befreien,
die Unterthanen mit dem Bewußtſein des einheitlichen Staates
zu durchdringen und die Staatsgewalt im Sinne ausgleichen-
der Gerechtigkeit zu handhaben. Auf dem Wahrſpruche des
Großen Kurfürſten: „Ich werde die fürſtliche Gewalt
ſo führen, daß Ich weiß, es iſt nicht Meine Privat-
ſache, ſondern Volksſache
“, arbeiteten die Könige und
Kaiſer weiter bis heute, wo das damals begonnene Werk
blühend, glänzend, geſund und kräſtig als Bürgſchaft des
Friedens im Innern und nach außen daſteht. Der Kaiſer gab
heute am Denkmal des Großen Kurfürſten den Gefühlen der
Dankbarkeit, der Ehrfurcht und der Bewunderung vor dem
Geiſte Ausdruck, welcher Preußen geſchaffen und erhalten; mit
dem Kaiſer ſchlagen heute alle Preußenherzen höher und ge-
loben, feſtzuhalten an den Grundlagen, welche der Große
Kurfürſt geſchaffen, und auf ihnen weiterzubauen.“

Der Kaiſer hat heute folgenden Armeebefehl erlaſſen:

Heute vor 250 Jahren beſtieg mein Ahnherr, der Große
Kurfürſt, den Thron Meiner Väter. Sein Regierungsantritt
bedeutet für Mein Haus und Preußen den Auſſchwung zu poli-
tiſcher Macht, zur Wohlfahrt und zu hohen geiſtigen Be-
ſtrebungen; die Schaffung eines ſtehenden Heeres legte den
Grund zu der militäriſchen Machtentfaltung des Staates. Ich
habe die Feldzeichen, welche aus jener glorreichen Zeit in der
Armee vorhanden ſind, bier um das Denkmal des Großen Kur-
fürſten verſammelt, damit ſie die Erinnerung wachrufen an ſeine
Thaten und an diejenigen ſeines Heeres. Dieſe Thaten konnten
nur vollbracht werden durch den Geiſt der Treue, der Gottes-
furcht, des Gehorſams und der Tapferkeit, welchen der Große
Kurfürſt in ſeinem Heere zu erwecken und zu erhalten wußte.
Dieſer Geiſt iſt durch mehr als zwei Jahrhunderte Eigenthum
des Heeres geblieben; auf ihm beruht die Größe und Stärke
des Vaterlandes; ihn zu bewahren und zu pflegen, iſt auch
heute noch die heiligſte Pflicht der Armee, und im Hinblick auf
den Großen Kurfürſten von Brandenburg und ſein ruhmreiches
Heer ſoll und wird jeder Einzelne Meiner Armee dieſer Pflicht
eingedenk bleiben.


Luxemburg.

Am Dienſtag früh wird Groß-
herzog Adolf von Luxemburg Frankfurt a. M. verlaſſen, um ſich
über Koblenz und Köln nach dem Haag zu den Beſtattungsfeier-
lichkeiten weiland Wilhelms III. zu begeben. Der Erbgroßherzog
Wilhelm und einige Herren des Gefolges werden ihn begleiten.
In Koblenz wird Staatsminiſter Dr. Eyſchen ſich dem Großherzog
anſchließen. Von der großherzoglichen Regierung werden außer-
dem in Delft anweſend ſein die Herren Generaldirectoren Kirpach
und Mongenaſt, ſowie Hr. Regierungsrath Ruppert. Die Depu-
tirtenkammer wird vertreten durch ihren Präſidenten de Waequant
und die durch das Loos bezeichneten Abgg. Crocius und Bech;
der Staatsrath durch ſeinen Vicepräſidenten Bannerus, Vorſitzenden
des Obergerichtshofes, und Staatsrath Chomé, Oberſtaatsanwalt.
Die Hauptſtadt des Landes iſt repräſentirt durch den Bürgermeiſter
E. Fiſcher. Sämmtliche Abordnungen werden prachtvolle Kränze
niederlegen. — Auf Wunſch J. Maj. der Königin Emma wird
der Großherzog im k. Palais abſteigen. Am Samſtag erfolgt die
Rückreiſe des Großherzogs nach Frankfurt a. M.

Oeſterreich-Ungarn.

Tel. Der Führer der Deutſchen, Dr. Plener,
ſprach heute vor ſeinen Wählern, der hieſigen Handelskammer, und
äußerte ſich über die Lage im weſentlichen folgendermaßen: Der
Inhalt der Ausgleichsgeſetze iſt Regierungsprogramm
geworden. Keine Negierung darf dieſelben mehr ignoriren. Das
jetzige Cabinet läßt es bisher allerdings an Energie fehlen, doch
kann es davon nicht mehr zurückweichen. Ueber die Nichtbeſchickung
der Ausſtellung ſagte Dr. Plener: Angeſichts der politiſchen
Lage im Lande und im Landtage, ſowie angeſichts der Unmöglich-
keit, ein politiſches Ausgleichsgeſetz durchzubringen, konnten wir
als ernſthafte Politiker nicht anders, als die Nichtbeſchickung der
Ausſtellung den deutſchen Induſtriellen zu empfehlen. Es hat uns
bei unſerm Beſchluſſe ſchmerzlich berührt, daß es ſich dabei um ein
Unternehmen handelt, welchem das Protectorat des Kaiſers zutheil
wurde. In unſrer gegenwärtigen in neren Politik herrſcht keine
einfache, natürliche Logik, ſonſt hätten im Januar die Conſequenzen
der damaligen politiſchen Wendung, die ſchon in der Einberufung
der Conferenz lag, gezogen werden müſſen, und müßten jetzt hin-
wiederum die Folgerungen des theilweiſen Scheiterns des Ausgleichs
gezogen werden. Dieſe einfachen und klaren Folgen werden aber
bei uns nicht gezogen, und darum enthalte ich mich aller
Conjecturalpolitik. Die Forderungen unſrer Partei, die ſich aus
der gegenwärtigen Situation ergeben, werden wir am paſſenden
Orte und zu paſſender Zeit vorbringen, und es wird ſich zeigen,
ob die Regierung der Entwicklung der Dinge in Böhmen einfach
mit verſchränkten Armen ferner wird zuſehen können. Unſre Partei
ſteht nach außen Achtung gebietend vor der Oeffentlichkeit und
wird hoffentlich dieſe Stellung auch im letzten Seſſionsabſchnitt
der Wahlperiode des Reichsrathes behaupten. (Beifall.) Redner
ſpricht über die bevorſtehenden Arbeiten der nächſten Seſſion
und über die bevorſtehenden Handelsvertragsverhandlungen
mit Deutſchland. Oeſterreich ſei hiebei in einer günſtigen Lage.
Jn Deutſchland ſei die frühere Coalition der Großgrundbeſitzer
und der Großinduſtriellen, die als Cartellparteien die Neichstagsmehr-
heit bildeten, gelöst, in der Bevölkerung herrſche große Bewegung
auf Verbilligung der Lebensmittel, Aufhebung der Getreidezölle
und Freigebung der Vieheinfuhr. Deutſchland müſſe dabei aus
[Spaltenumbruch] innerpolitiſchen Gründen hier Ermäßigungen unter allen Umſtänden
eintreten laſſen, ohne dafür erſt von Oeſterreich-Ungarn beſondere
Compenſationen verlangen zu können. Die öſterreichiſchen Unter-
händler müßten darum beſtrebt ſein, öſterreichiſcherſeits Conceſſionen
erſt für differentielle Begünſtigung der öſterreichiſchen landwirth-
ſchaftlichen Ausfuhr zu gewähren. Erſt auf dieſer Baſis werde den
gegenwärtig in Deutſchland herrſchenden Verhältniſſen Rechnung
getragen. Der Abſchluß eines Tarifvertrages ſei lebhaft zu
wünſchen, damit der für zwei international ſo eng verbündete
Staaten unverſtändliche und ſchädliche Zollkampf hinwegfalle und
die Induſtrie Sicherung gegen ſprunghafte einſeitige Tariferhöhungen
erhalte. „Die unter der Herrſchaft der Zollpolitik der letzten
12 Jahre entſtandenen induſtriellen Intereſſen verdienen forgſamſte
Beachtung, und wir wollen hoffen, daß es unſern Unterhändlern
gelingen wird, bei allem Entgegenkommen gegen Deutſchland den
richtigen Standpunkt zur Wahrung unſrer Intereſſen zu finden.“

(Zuſtimmung.)

Großbritannien.

Das Parnell’ſche Manifeſt
an das iriſche Volk hat in den hieſigen Clubs und maßgebenden
politiſchen Kreiſen eine ungeheuere Senſation erregt, nicht ſo-
wohl deshalb weil er auf den unmittelbaren Anlaß ſeiner Aech-
tung, den O’Shea’ſchen Scheidungsproceß, mit keiner Silbe
eingeht, ſondern hauptſächlich weil er Gladſtone und Morley,
ſeinen alten Bundesgenoſſen, in der unverſchämteſten Weiſe den
Fehdehandſchuh hinwirft und eine Reihe von vertraulichen
Unterhandlungen mit grober Verletzung des parlamentariſchen
Ehrencodex an die Oeffentlichkeit zerrt. Allerdings gewähren
dieſe Indiscretionen einen Einblick in die radicalen Meinungsver-
ſchiedenheiten innerhalb des Parnell-Gladſtone’ſchen Bündniſſes,
worüber die Conſervativen ſich ins Fäuſichen lachen werden, da ſie
eine Wiederverföhnung dieſer beiden „Obſtructionsparteien“ un-
möglich zu machen ſcheinen. Parnells Taktik zielt offenbar
darauf ab, durch ſein Zerwürfniß mit der Gladſtone’ſchen
Partei den Riß zwiſchen dieſer letzteren und den Unioniſten
zu heilen, die Conſervativen durch die Rückkehr dieſer
Letzteren ins liberale Lager zu ſchwächen und ſomit die nume-
riſche Gleichheit der beiden Hauptparteien wieder herzuſtellen,
wobei dann eine unabhängige iriſche Partei das Zünglein der
Wage bei jeder Abſtimmung je nach Belieben nach rechts oder
nach links dirigiren könnte. Auch die Abtrünnigkeit einer
großen Anzahl der nationaliſtiſchen Abgeordneten ſcheint ihm
nur wenig Kopfzerbrechen zu machen. Er behandelt ſie mit
der nämlichen Verachtung, mit welcher er ſie ſtets behandelt
hat, und über ſie hinweg appellirt er an das ſouveräne iriſche
Volk. Wird dieſe Berufung zu ſeinen Gunſten ausfallen?
Wir können natürlich nur mit bekannten Factoren rechnen; dieſe
zeigen uns allerdings einen tiefgehenden Riß in dem nationali-
ſtiſchen Lager, den auch das Manifeſt nicht verringert hat,
aber faſt ſcheint es, als ob Parnell für ſich eine Unterſtützung von
Seiten des iriſchen Epiſkopats oder doch des niederen Klerus
erwarte; bisher haben die Biſchöfe ſich jeder Meinungs-
äußerung enthalten, nur Erzbiſchof Walſh hat einen
Brief geſchrieben, in welchem er ſich ſehr unbeſtimmt aus-
drückt und ſeine Stellungnahme bis nach dem Mee-
ting der iriſchen Abgeordneten am Montag hinausſchiebt.
(S. indeſſen die telegraph. Meldungen im geſtrigen Abend-
blatt. D. N.) Nach Veröffentlichung ſeines Manifeſtes, welche
der „große Taktiker“, wie ihn ſeine Freunde zu nennen pflegten,
bis gegen Mitternacht verſchob, wohl um eine Erwiderung
feiner parlamentariſchen Collegen unmöglich zu machen, wollte ſich
Parnell heute nach Cork begeben, um ſich von ſeinen Wählern
ein Vertrauensvotum zu holen. Die augenblickliche Lage —
bei dem ſchnellen Wechſel der Poſitionen ſind nur Moment-
photographien möglich — läßt ſich nicht beſſer ſkizziren, als
durch Wiedergabe der folgenden Zeilen aus dem „Star“, dem
Londoner Organ der nationaliſtiſchen Partei. „Mit raſchen
Schritten conſolidirt ſich die Lage hier in London gegen Parnell.
Die feindliche Majorität iſt im Wachſen begriffen und wird
ohne Zweifel noch weiter zunehmen in Folge dieſes Mani-
feſtes, welches er veröffentlicht hat, ohne die Zuſtimmung ſeiner
Collegen oder der ganzen Partei zu erhalten, ja ohne ſie auch nur
zu Nathe gezogen zu haben. Alle maßgebenden Mitglieder der
Partei ſind gegen ihn: Dillon, O’Brien, Healey, Sexton,
T. P. O’Connor, McCarthy und Clancy. Tim Harrington
hat ſich noch nicht geäußert, und ſo ſind denn die HH.
John Nedmond und Dr. Kenny die einzigen Männer von
Gewicht, die an Parnells Führerſchaft hangen. Ja, trotz der Oppo-
ſition des „Freeman“ (des in Dublin erſcheinenden Partei-
organs) conſolidirt die Partei ſich ſchleunigſt auf anti-parnelli-
ſtiſchen Grundlagen. Die erklärten Gegner zählen 43 und haben
ſonach die Majorität, da nur 23 erklärte Anhänger Parnells
ſind, während 13 ſich neutral verhalten; indeß auch von dieſen
letzteren werden immerbin einige gegen eine Dictatur ſtimmen,
wie Hr. Parnell ſie jetzt für ſich beanſprucht. Im Parlaments-
foyer kam es geſtern Abend zu ganz ungeſchminkten Meinungs-
äußerungen. Hrn. Parnells befremdende Abſchließung, ſeine
Weigerung, den Nath der Collegen zu befragen, ſeine bittere
Feindſchaft gegen die früheren Verbündeten, alles dies gab zu
recht derben Bemerkungen Anlaß ſeitens der Männer, die ſo
lange Jahre ihr ganzes Vertrauen auf ihn geſetzt hatten.“

An einer anderen Stelle bringt das nämliche Blatt einen Leit-
artikel unter der Ueberſchrift „Parnells Selbſtmord“, in welchem
nach iriſcher Art die Kraftausdrücke nicht geſpart werden.



Bayeriſche Chronik.
Amtliche Nachrichten.
* Orden.

Der Militärverdienſtorden wurde nachbenannten
k. preußiſchen Officieren verliehen: dem General der Cavallerie Grafen
v. Häſeler, commandirender General des XVI. Armeecorps, das
Großkrenz; den Generallientenants v. Fiſcher, Gonverneur von Metz,
v. Laue, Commandant von Metz, v. Bergmann, Commandeur der
33. Diviſion, v. Goetze, Commandeur der 30. Diviſion, und
v. Bartenwerffer, Commandeur der 34. Diviſion, das Groß-
comthurkrenz; dem Major v. Hausmann im Generalſtabe der
34. Diviſion das Ritterkrenz erſter Claſſe; dem Hauptmann des Barres
vom 5. badiſchen Infanterieregiment Nr. 113, Adjutanten bei der
34. Diviſion, das Ritterkrenz zweiter Claſſe; der Oberſt z. D. Eder,
Adjutant bei der Inſpection der Militärbildungsanſtalten, wurde aus
der zweiten in die erſte Claſſe der Ritter des Militärverdienſtordens
befördert. Ferner wurde dem Oberſtlientenant Frhrn. v. Waldenfels,
à la suite des 4. Infanterieregiments König Karl von Württemberg
und Commandeur des Cadettencorps, die Erlaubniß zur Annahme und
zum Tragen des k. preußiſchen Kronenordens dritter Claſſe ertheilt.

* Militärdienſtesnachrichten.

Se. kgl. Hoh. der Prinz-Regent
hat dem Major Hartmann, etatsmäßiger Stabsofficier des 2. Schw.
Reiter-Reg., den Abſchied mit Penſion und mit der Erlaubniß zum
Tragen der Uniform bewilligt; den Major Roſenbuſch vom General-
ſtabe der 1. Diviſion als etatsm. Stabsofficier zum 2. Schw. Reiter-
Reg. und den Major Frhrn. Kreß v. Kreßenſtein von der Central-
ſtelle des Generalſtabs zum Generalſtabe der 1. Diviſion verſetzt; den
Second-Lientenant a. D. Friedrich Wagner mit einem Patent vom
1. Juli 1885 im 2. Train-Bat. wieder angeſtellt; die Stabs- und Bat.-

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Gießen; 35) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Schlee,</hi> königlicher Realgymna&#x017F;ialdirector in<lb/>
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rath, Profe&#x017F;&#x017F;or, in Zehlendorf bei Berlin; 37) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Schrader,</hi><lb/>
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Namenszug des Kai&#x017F;ers und eine Krone trugen, vor dem Stand-<lb/>
bilde des Kurfür&#x017F;ten niederlegen la&#x017F;&#x017F;en; über dem Standbild<lb/>
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Regimenter mit den Fahnen und Standarten in der Nähe des<lb/>
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der Kai&#x017F;er in der Uniform des Leibcüra&#x017F;&#x017F;ierregiments &#x201E;Großer<lb/>
Kurfür&#x017F;t&#x201C; Punkt 11 Uhr, umgeben von dem Kronprinzen von<lb/>
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aus dem Schloßportale. Die Truppen prä&#x017F;entirten, der Kai&#x017F;er<lb/>
hielt eine kurze, auf die Feier bezügliche An&#x017F;prache, an deren<lb/>
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Truppen rückten &#x017F;odann durch den Lu&#x017F;tgarten ab, der Kai&#x017F;er<lb/>
&#x017F;tieg zu Pferde, ritt die Front der Unter den Linden zur<lb/>
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Linden wieder eingeführt habe. Die Generalfeldmar&#x017F;chälle<lb/>
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bei. Der Kai&#x017F;er wurde überall mit begei&#x017F;tertem Jubel begrüßt.<lb/>
&#x2014; Der &#x201E;<hi rendition="#g">Reichs-Anzeiger</hi>&#x201C; hebt in einem die&#x017F;em Jahres-<lb/>
tage gewidmeten Artikel hervor: &#x201E;Drei Gedanken durchziehen die<lb/>
Politik des Großen Kurfür&#x017F;ten: den Staat militäri&#x017F;ch &#x017F;tark und<lb/>
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Großen Kurfür&#x017F;ten: &#x201E;<hi rendition="#g">Ich werde die für&#x017F;tliche Gewalt<lb/>
&#x017F;o führen, daß Ich weiß, es i&#x017F;t nicht Meine Privat-<lb/>
&#x017F;ache, &#x017F;ondern Volks&#x017F;ache</hi>&#x201C;, arbeiteten die Könige und<lb/>
Kai&#x017F;er weiter bis heute, wo das damals begonnene Werk<lb/>
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Friedens im Innern und nach außen da&#x017F;teht. Der Kai&#x017F;er gab<lb/>
heute am Denkmal des Großen Kurfür&#x017F;ten den Gefühlen der<lb/>
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Gei&#x017F;te Ausdruck, welcher Preußen ge&#x017F;chaffen und erhalten; mit<lb/>
dem Kai&#x017F;er &#x017F;chlagen heute alle Preußenherzen höher und ge-<lb/>
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            <p>Der <hi rendition="#g">Kai&#x017F;er</hi> hat heute folgenden <hi rendition="#g">Armeebefehl</hi> erla&#x017F;&#x017F;en:</p><lb/>
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                  <p>Heute vor 250 Jahren be&#x017F;tieg mein Ahnherr, der Große<lb/>
Kurfür&#x017F;t, den Thron Meiner Väter. Sein Regierungsantritt<lb/>
bedeutet für Mein Haus und Preußen den Au&#x017F;&#x017F;chwung zu poli-<lb/>
ti&#x017F;cher Macht, zur Wohlfahrt und zu hohen gei&#x017F;tigen Be-<lb/>
&#x017F;trebungen; die Schaffung eines &#x017F;tehenden Heeres legte den<lb/>
Grund zu der militäri&#x017F;chen Machtentfaltung des Staates. Ich<lb/>
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Thaten und an diejenigen &#x017F;eines Heeres. Die&#x017F;e Thaten konnten<lb/>
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Kurfür&#x017F;t in &#x017F;einem Heere zu erwecken und zu erhalten wußte.<lb/>
Die&#x017F;er Gei&#x017F;t i&#x017F;t durch mehr als zwei Jahrhunderte Eigenthum<lb/>
des Heeres geblieben; auf ihm beruht die Größe und Stärke<lb/>
des Vaterlandes; ihn zu bewahren und zu pflegen, i&#x017F;t auch<lb/>
heute noch die heilig&#x017F;te Pflicht der Armee, und im Hinblick auf<lb/>
den Großen Kurfür&#x017F;ten von Brandenburg und &#x017F;ein ruhmreiches<lb/>
Heer &#x017F;oll und wird jeder Einzelne Meiner Armee die&#x017F;er Pflicht<lb/>
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lichkeiten weiland Wilhelms <hi rendition="#aq">III.</hi> zu begeben. Der Erbgroßherzog<lb/>
Wilhelm und einige Herren des Gefolges werden ihn begleiten.<lb/>
In Koblenz wird Staatsmini&#x017F;ter <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Ey&#x017F;chen &#x017F;ich dem Großherzog<lb/>
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und Mongena&#x017F;t, &#x017F;owie Hr. Regierungsrath Ruppert. Die Depu-<lb/>
tirtenkammer wird vertreten durch ihren Prä&#x017F;identen de Waequant<lb/>
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Die Haupt&#x017F;tadt des Landes i&#x017F;t reprä&#x017F;entirt durch den Bürgermei&#x017F;ter<lb/>
E. Fi&#x017F;cher. Sämmtliche Abordnungen werden prachtvolle Kränze<lb/>
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der Großherzog im k. Palais ab&#x017F;teigen. Am Sam&#x017F;tag erfolgt die<lb/>
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Conjecturalpolitik. Die Forderungen un&#x017F;rer Partei, die &#x017F;ich aus<lb/>
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erhalte. <cit><quote>&#x201E;Die unter der Herr&#x017F;chaft der Zollpolitik der letzten<lb/>
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[2/0002] München, Dienſtag Allgemeine Zeitung 2. December 1890. Morgenblatt Nr. 334. an, wo die Ausbreitung der Induſtrie auf dem Gebiet des Armen- weſens unbaltbare Verhältniſſe geſchaffen habe. Redner, der ſich rückhaltlos als Anhänger der Socialpolitik der Regierung bekennt, hegt indeß Bedenken, ob die geplanten Zweckverbände den gehegten Erwartungen entſprechen würden. Abg. Schröder (Pole) erklärt, daß ſeine Partei auf dem Boden der Vorlage ſtehe, wünſcht jedoch größere Freiheit für die Communen. Im Princip ſei er auch für Zweckverbände, doch halte er deren obligatoriſche Einführung nicht für zweckmäßig. An der Bildung derſelben könne man dem Bauer eine bedeutende Mit- wirkung geſtatten. Bei der Commune ſchwinde der Unterſchied zwiſchen Polen und Deutſchen. Die Discuſſion wird hierauf geſchloſſen. Nach perſönlichen Be- merkungen der Abgg. v. Schalſcha, Meyer und Rickert wird die Vorlage an eine Commiſſion von 28 Mitgliedern verwieſen. Nächſte Sitzung Donnerſtag 11 Uhr. Tagesordnung: Antrag Conrad, betreffend das Wildſchadengeſetz, und Antrag Strutz, be- treffend Aenderung des Jagdpolizeigeſetzes. Zur Reform des Schulweſens in Preußen. Telegramm. * Berlin, 1. Dec. Der „Reichs-Anzeiger“ meldet: Die Conferenz zur Berathung von Fragen, das höhere Schul- weſen betreffend, wird allerhöchſter Beſtimmung zufolge Donnerſtag, den 4. December d. J., in den Räumen des Cultus- miniſteriums eröffnet werden. Se. Majeſtät der Kaiſer und König beabſichtigen, Allerhöchſtſelbſt der Eröffnung beizuwohnen. Zur Theilnahme an der Verathung ſind mit Genehmigung Sr. Majeſtät die in dem nachſtehenden Verzeichniß benannten Ver- trauensmänner unter dem 31. October d. J. eingeladen worden und haben demnächſt ſämmtlich mit Ausnahme des Geheimen Medicinalraths Profeſſors Dr. Koch, welcher mit Rückſicht auf ſeine anderweitigen dringenden Arbeiten um Diſpenſation gebeten hat, der Einladung bereitwillig entſprochen. Die der Conferenz vorzulegenden Fragen, welche in dem (morgen. D. N.) nachfolgenden Fragebogen enthalten ſind, ſind unter dem 12. Nov. d. J. ſämmt- lichen Theilnehmern der Conferenz mit getheilt worden, nachdem vorher ſchon den von dem Unterrichtsminiſter bezeichneten Berichterſtattern und Mitberichterſtattern die ihnen beſonders überwieſenen Fragen zugeſtellt waren. Die von denſelben der Conferenz zu unterbrei- tenden Theſen ſind eingegangen und durch den Druck vervielfältigt. Was die äußere Einrichtung der Verhandlungen angeht, ſo werden dieſelben ſich in den herkömmlichen Formen auf Grund einer be- ſonderen, den Mitgliedern der Conferenz mitgetheilten Geſchäfts- ordnung vollziehen. Den Vorſitz in der Verſammlung wird, ſo weit er nicht durch anderweitige Berufspflichten, insbeſondere die Theilnahme an den Berathungen des Hauſes der Abgeordneten in Anſpruch genommen iſt, der Unterrichtsminiſter führen. Als Vertreter der Staatsregierung werden außerdem Commiſſare der erſten Unterrichtsabtheilung des Cultusminiſteriums, ferner des Finanzminiſteriums, des Kriegsminiſteriums und des Mini- ſteriums für Landwirthſchaft den Berathungen anwohnen, ohne jedoch an den Abſtimmungen theilzunehmen. Ueber die Verhand- lungen werden außer dem Sitzungsprotokoll ſtenographiſche Berichte aufgenommen werden. Bezüglich der Veröffentlichung der Berathungen bleibt weitere Entſchließung vorbe- halten. Dagegen werden ſofort nach dem Schluß jeder Sitzung in dem „Reichs- und Staats-Anzeiger“ kurze Berichte über den Inhalt der betreffenden Verhandlungen erſcheinen. Verzeichniß der Mitglieder der Conferenz zur Be- rathung von Fragen, das höhere Schulweſen betreffend: 1) Dr. Albrecht, kaiſerlicher Oberſchulrath, Geh. Regierungsrath in Straßburg i. Elſaß; 2) Dr. Betram, Stadtſchulrath in Berlin; 3) Dr. v. Bodelſchwingh, Paſtor in Bielefeld; 4) Dr. Deiters, königlicher Provincialſchulrath in Koblenz; 5) Graf Douglas, Bergwerksbeſitzer und Mitglied des Hauſes der Abgeordneten in Berlin; 6) Dr. Eitner, Gymnaſialdirector in Görlitz; 7) Ende, königlicher Geh. Regierungsrath, Profeſſor in Wannſee bei Berlin; 8) Dr. Fiedler, Oberrealſchuldirector in Breslau; 9) Dr. Frick, Director der Francke’ſchen Stiftungen in Halle a. S.; 10) D. Frommel, Hofprediger und Militäroberpfarrer in Berlin; 11) Frowein, Fabrikbeſitzer in Elberfeld; 12) Dr. Göring in Berlin; 13) Dr. Graf, königlicher Geh. Sanitätsrath, Vorſitzender des Deutſchen Aerztevereins, in Elberfeld; 14) Dr. Güßfeldt, Privatgelehrter, Rittmeiſter der Reſerve des Leib-Garde-Huſaren- Negiments, in Berlin; 15) Dr. Hartwig, Gymnaſialdirector, Profeſſor in Frankfurt a. M.; 16) Dr. v. Helmholtz, königlicher ordentlicher Profeſſor, Präſident der Phyſikaliſch-Techniſchen Reichs- anſtalt in Charlottenburg; 17) Dr. Frhr. v. Heereman, Regie- rungsrath a. D. in Münſter; 18) Dr. Hinzpeter, königlicher Geh. Oberregierungsrath in Bielefeld; 19) Dr. Holzmüller, Gewerbeſchuldirector in Hagen; 20) Hornemann, Oberlehrer an Lyceum in Hannover; 21) Dr. Jäger, königlicher Gymnaſial- director in Köln; 22) Kaſelowsky, Director der Berliner Maſchinenbauactiengeſellſchaft, Commercienrath in Berlin; 23) Dr. Klix, königlicher Geh. Regierungs- und Provincialſchulrath in Berlin; 24) Dr. Koch, königlicher Geh. Medicinalrath, Profeſſor in Berlin; 25) Dr. Kopp, Fürſtbiſchof in Breslau; 26) Dr. Kropatſcheck, Oberlehrer a. D., Mitglied des Reichstages und des Hauſes der Abgeordneten, in Berlin; 27) Dr. Kruſe, könig- licher Geh. Regierungs- und Provincialſchulrath in Danzig; 28) Dr. Matthias, Realgymnaſialdirector in Düſſeldorf; 29) D. Mosler, Domherr und Profeſſor in Trier; 30) Dr. Paulſen, königlicher außerordentlicher Profeſſor, in Steglitz bei Berlin; 31) Dr. Paehler, königlicher Gymnaſtaldirector in Wiesbaden; 32) Dr. Schauenburg, Realgymnaſialdirector in Krefeld; 33) v. Schencken- dorff, Telegraphendirectionsrath a. D., Mitglied des Hauſes der Abgeordneten, in Görlitz; 34) Dr. Schiller, großherzoglich heſſiſcher Gymnaſialdirector, Profeſſor und Geh. Oberſchulrath in Gießen; 35) Dr. Schlee, königlicher Realgymnaſialdirector in Altona; 36) Dr. Schottmüller, königlicher Geh. Regierungs- rath, Profeſſor, in Zehlendorf bei Berlin; 37) Dr. Schrader, königlicher Univerſitätscurator, Geh. Oberregierungsrath, in Halle a. S. 38) Dr. Schulze, königlicher Gymnaſialdirector in Berlin; 39) Dr. Tobler, königlicher ordentlicher Profeſſor, Rector der Univerſität in Berlin; 40) D. Uhlhorn, Abt zu Loccum, königlicher Ober- conſiſtorialrath in Hannover; 41) Dr. Uhlig, großherzoglich badiſcher Gymnaſialdirector, Profeſſor in Heidelberg; 42) Dr. Bolkmann, Rector der Landesſchule in Pforta; 43) Dr. Birchow, königlicher ordentlicher Profeſſor, Geh. Medicinalrath in Berlin; 44) Dr. Zeller, königlicher ordentlicher Profeſſor, Geh. Regie- rungsrath in Berlin. Deutſches Reich. * Berlin, 1. Dec. Tel. Die heutige militäriſche Feier anläßlich der Thronbeſteigung des Großen Kurfürſten nahm einen glänzenden Verlauf. Der Kaiſer hatte ſchon früh einen prachtvollen großen Lorbeerkranz, deſſen Atlasſchleifen den Namenszug des Kaiſers und eine Krone trugen, vor dem Stand- bilde des Kurfürſten niederlegen laſſen; über dem Standbild war ein Baldachin mit Fahnenſchmuck errichtet; bei demſelben hielten zwei Leibcüraſſiere, ein Gardecüraſſier und ein Grenadier des zweiten Garderegiments die Ehrenwache. Nachdem die dazu befohlenen hieſigen Truppen und die Deputationen auswärtiger Regimenter mit den Fahnen und Standarten in der Nähe des Standbildes auf dem Schloßplatze Aufſtellung genommen, trat der Kaiſer in der Uniform des Leibcüraſſierregiments „Großer Kurfürſt“ Punkt 11 Uhr, umgeben von dem Kronprinzen von Griechenland, den Prinzen Leopold, Albrecht und Alexander und zahlreichen anderen Fürſtlichkeiten, mit glänzender Suite aus dem Schloßportale. Die Truppen präſentirten, der Kaiſer hielt eine kurze, auf die Feier bezügliche Anſprache, an deren Schluſſe die Leibbatterie mit 101 Schüſſen ſalutirte. Die Truppen rückten ſodann durch den Luſtgarten ab, der Kaiſer ſtieg zu Pferde, ritt die Front der Unter den Linden zur Parade aufgeſtellten Truppen entlang und nahm alsdann vor dem Blücherdenkmal den Vorbeimarſch ab. Der Kaiſer ſprach ſich höchſt befriedigt über den Verlauf der Parade, ſowie darüber aus, daß er die früher übliche Abnahme der Parade Unter den Linden wieder eingeführt habe. Die Generalfeldmarſchälle Grafen Moltke und Blumenthal wohnten ebenfalls der Parade bei. Der Kaiſer wurde überall mit begeiſtertem Jubel begrüßt. — Der „Reichs-Anzeiger“ hebt in einem dieſem Jahres- tage gewidmeten Artikel hervor: „Drei Gedanken durchziehen die Politik des Großen Kurfürſten: den Staat militäriſch ſtark und kräſtig zu machen und ihn von fremden Gewalten zu befreien, die Unterthanen mit dem Bewußtſein des einheitlichen Staates zu durchdringen und die Staatsgewalt im Sinne ausgleichen- der Gerechtigkeit zu handhaben. Auf dem Wahrſpruche des Großen Kurfürſten: „Ich werde die fürſtliche Gewalt ſo führen, daß Ich weiß, es iſt nicht Meine Privat- ſache, ſondern Volksſache“, arbeiteten die Könige und Kaiſer weiter bis heute, wo das damals begonnene Werk blühend, glänzend, geſund und kräſtig als Bürgſchaft des Friedens im Innern und nach außen daſteht. Der Kaiſer gab heute am Denkmal des Großen Kurfürſten den Gefühlen der Dankbarkeit, der Ehrfurcht und der Bewunderung vor dem Geiſte Ausdruck, welcher Preußen geſchaffen und erhalten; mit dem Kaiſer ſchlagen heute alle Preußenherzen höher und ge- loben, feſtzuhalten an den Grundlagen, welche der Große Kurfürſt geſchaffen, und auf ihnen weiterzubauen.“ Der Kaiſer hat heute folgenden Armeebefehl erlaſſen: Heute vor 250 Jahren beſtieg mein Ahnherr, der Große Kurfürſt, den Thron Meiner Väter. Sein Regierungsantritt bedeutet für Mein Haus und Preußen den Auſſchwung zu poli- tiſcher Macht, zur Wohlfahrt und zu hohen geiſtigen Be- ſtrebungen; die Schaffung eines ſtehenden Heeres legte den Grund zu der militäriſchen Machtentfaltung des Staates. Ich habe die Feldzeichen, welche aus jener glorreichen Zeit in der Armee vorhanden ſind, bier um das Denkmal des Großen Kur- fürſten verſammelt, damit ſie die Erinnerung wachrufen an ſeine Thaten und an diejenigen ſeines Heeres. Dieſe Thaten konnten nur vollbracht werden durch den Geiſt der Treue, der Gottes- furcht, des Gehorſams und der Tapferkeit, welchen der Große Kurfürſt in ſeinem Heere zu erwecken und zu erhalten wußte. Dieſer Geiſt iſt durch mehr als zwei Jahrhunderte Eigenthum des Heeres geblieben; auf ihm beruht die Größe und Stärke des Vaterlandes; ihn zu bewahren und zu pflegen, iſt auch heute noch die heiligſte Pflicht der Armee, und im Hinblick auf den Großen Kurfürſten von Brandenburg und ſein ruhmreiches Heer ſoll und wird jeder Einzelne Meiner Armee dieſer Pflicht eingedenk bleiben. Berlin, den 1. December 1890. (gez.) Wilhelm R. Luxemburg. ch. Luxemburg, 30. Nov. Am Dienſtag früh wird Groß- herzog Adolf von Luxemburg Frankfurt a. M. verlaſſen, um ſich über Koblenz und Köln nach dem Haag zu den Beſtattungsfeier- lichkeiten weiland Wilhelms III. zu begeben. Der Erbgroßherzog Wilhelm und einige Herren des Gefolges werden ihn begleiten. In Koblenz wird Staatsminiſter Dr. Eyſchen ſich dem Großherzog anſchließen. Von der großherzoglichen Regierung werden außer- dem in Delft anweſend ſein die Herren Generaldirectoren Kirpach und Mongenaſt, ſowie Hr. Regierungsrath Ruppert. Die Depu- tirtenkammer wird vertreten durch ihren Präſidenten de Waequant und die durch das Loos bezeichneten Abgg. Crocius und Bech; der Staatsrath durch ſeinen Vicepräſidenten Bannerus, Vorſitzenden des Obergerichtshofes, und Staatsrath Chomé, Oberſtaatsanwalt. Die Hauptſtadt des Landes iſt repräſentirt durch den Bürgermeiſter E. Fiſcher. Sämmtliche Abordnungen werden prachtvolle Kränze niederlegen. — Auf Wunſch J. Maj. der Königin Emma wird der Großherzog im k. Palais abſteigen. Am Samſtag erfolgt die Rückreiſe des Großherzogs nach Frankfurt a. M. Oeſterreich-Ungarn. S. Eger, 1. Dec. Tel. Der Führer der Deutſchen, Dr. Plener, ſprach heute vor ſeinen Wählern, der hieſigen Handelskammer, und äußerte ſich über die Lage im weſentlichen folgendermaßen: Der Inhalt der Ausgleichsgeſetze iſt Regierungsprogramm geworden. Keine Negierung darf dieſelben mehr ignoriren. Das jetzige Cabinet läßt es bisher allerdings an Energie fehlen, doch kann es davon nicht mehr zurückweichen. Ueber die Nichtbeſchickung der Ausſtellung ſagte Dr. Plener: Angeſichts der politiſchen Lage im Lande und im Landtage, ſowie angeſichts der Unmöglich- keit, ein politiſches Ausgleichsgeſetz durchzubringen, konnten wir als ernſthafte Politiker nicht anders, als die Nichtbeſchickung der Ausſtellung den deutſchen Induſtriellen zu empfehlen. Es hat uns bei unſerm Beſchluſſe ſchmerzlich berührt, daß es ſich dabei um ein Unternehmen handelt, welchem das Protectorat des Kaiſers zutheil wurde. In unſrer gegenwärtigen in neren Politik herrſcht keine einfache, natürliche Logik, ſonſt hätten im Januar die Conſequenzen der damaligen politiſchen Wendung, die ſchon in der Einberufung der Conferenz lag, gezogen werden müſſen, und müßten jetzt hin- wiederum die Folgerungen des theilweiſen Scheiterns des Ausgleichs gezogen werden. Dieſe einfachen und klaren Folgen werden aber bei uns nicht gezogen, und darum enthalte ich mich aller Conjecturalpolitik. Die Forderungen unſrer Partei, die ſich aus der gegenwärtigen Situation ergeben, werden wir am paſſenden Orte und zu paſſender Zeit vorbringen, und es wird ſich zeigen, ob die Regierung der Entwicklung der Dinge in Böhmen einfach mit verſchränkten Armen ferner wird zuſehen können. Unſre Partei ſteht nach außen Achtung gebietend vor der Oeffentlichkeit und wird hoffentlich dieſe Stellung auch im letzten Seſſionsabſchnitt der Wahlperiode des Reichsrathes behaupten. (Beifall.) Redner ſpricht über die bevorſtehenden Arbeiten der nächſten Seſſion und über die bevorſtehenden Handelsvertragsverhandlungen mit Deutſchland. Oeſterreich ſei hiebei in einer günſtigen Lage. Jn Deutſchland ſei die frühere Coalition der Großgrundbeſitzer und der Großinduſtriellen, die als Cartellparteien die Neichstagsmehr- heit bildeten, gelöst, in der Bevölkerung herrſche große Bewegung auf Verbilligung der Lebensmittel, Aufhebung der Getreidezölle und Freigebung der Vieheinfuhr. Deutſchland müſſe dabei aus innerpolitiſchen Gründen hier Ermäßigungen unter allen Umſtänden eintreten laſſen, ohne dafür erſt von Oeſterreich-Ungarn beſondere Compenſationen verlangen zu können. Die öſterreichiſchen Unter- händler müßten darum beſtrebt ſein, öſterreichiſcherſeits Conceſſionen erſt für differentielle Begünſtigung der öſterreichiſchen landwirth- ſchaftlichen Ausfuhr zu gewähren. Erſt auf dieſer Baſis werde den gegenwärtig in Deutſchland herrſchenden Verhältniſſen Rechnung getragen. Der Abſchluß eines Tarifvertrages ſei lebhaft zu wünſchen, damit der für zwei international ſo eng verbündete Staaten unverſtändliche und ſchädliche Zollkampf hinwegfalle und die Induſtrie Sicherung gegen ſprunghafte einſeitige Tariferhöhungen erhalte. „Die unter der Herrſchaft der Zollpolitik der letzten 12 Jahre entſtandenen induſtriellen Intereſſen verdienen forgſamſte Beachtung, und wir wollen hoffen, daß es unſern Unterhändlern gelingen wird, bei allem Entgegenkommen gegen Deutſchland den richtigen Standpunkt zur Wahrung unſrer Intereſſen zu finden.“ (Zuſtimmung.) Großbritannien. &#xfffc; London, 29. Nov. Das Parnell’ſche Manifeſt an das iriſche Volk hat in den hieſigen Clubs und maßgebenden politiſchen Kreiſen eine ungeheuere Senſation erregt, nicht ſo- wohl deshalb weil er auf den unmittelbaren Anlaß ſeiner Aech- tung, den O’Shea’ſchen Scheidungsproceß, mit keiner Silbe eingeht, ſondern hauptſächlich weil er Gladſtone und Morley, ſeinen alten Bundesgenoſſen, in der unverſchämteſten Weiſe den Fehdehandſchuh hinwirft und eine Reihe von vertraulichen Unterhandlungen mit grober Verletzung des parlamentariſchen Ehrencodex an die Oeffentlichkeit zerrt. Allerdings gewähren dieſe Indiscretionen einen Einblick in die radicalen Meinungsver- ſchiedenheiten innerhalb des Parnell-Gladſtone’ſchen Bündniſſes, worüber die Conſervativen ſich ins Fäuſichen lachen werden, da ſie eine Wiederverföhnung dieſer beiden „Obſtructionsparteien“ un- möglich zu machen ſcheinen. Parnells Taktik zielt offenbar darauf ab, durch ſein Zerwürfniß mit der Gladſtone’ſchen Partei den Riß zwiſchen dieſer letzteren und den Unioniſten zu heilen, die Conſervativen durch die Rückkehr dieſer Letzteren ins liberale Lager zu ſchwächen und ſomit die nume- riſche Gleichheit der beiden Hauptparteien wieder herzuſtellen, wobei dann eine unabhängige iriſche Partei das Zünglein der Wage bei jeder Abſtimmung je nach Belieben nach rechts oder nach links dirigiren könnte. Auch die Abtrünnigkeit einer großen Anzahl der nationaliſtiſchen Abgeordneten ſcheint ihm nur wenig Kopfzerbrechen zu machen. Er behandelt ſie mit der nämlichen Verachtung, mit welcher er ſie ſtets behandelt hat, und über ſie hinweg appellirt er an das ſouveräne iriſche Volk. Wird dieſe Berufung zu ſeinen Gunſten ausfallen? Wir können natürlich nur mit bekannten Factoren rechnen; dieſe zeigen uns allerdings einen tiefgehenden Riß in dem nationali- ſtiſchen Lager, den auch das Manifeſt nicht verringert hat, aber faſt ſcheint es, als ob Parnell für ſich eine Unterſtützung von Seiten des iriſchen Epiſkopats oder doch des niederen Klerus erwarte; bisher haben die Biſchöfe ſich jeder Meinungs- äußerung enthalten, nur Erzbiſchof Walſh hat einen Brief geſchrieben, in welchem er ſich ſehr unbeſtimmt aus- drückt und ſeine Stellungnahme bis nach dem Mee- ting der iriſchen Abgeordneten am Montag hinausſchiebt. (S. indeſſen die telegraph. Meldungen im geſtrigen Abend- blatt. D. N.) Nach Veröffentlichung ſeines Manifeſtes, welche der „große Taktiker“, wie ihn ſeine Freunde zu nennen pflegten, bis gegen Mitternacht verſchob, wohl um eine Erwiderung feiner parlamentariſchen Collegen unmöglich zu machen, wollte ſich Parnell heute nach Cork begeben, um ſich von ſeinen Wählern ein Vertrauensvotum zu holen. Die augenblickliche Lage — bei dem ſchnellen Wechſel der Poſitionen ſind nur Moment- photographien möglich — läßt ſich nicht beſſer ſkizziren, als durch Wiedergabe der folgenden Zeilen aus dem „Star“, dem Londoner Organ der nationaliſtiſchen Partei. „Mit raſchen Schritten conſolidirt ſich die Lage hier in London gegen Parnell. Die feindliche Majorität iſt im Wachſen begriffen und wird ohne Zweifel noch weiter zunehmen in Folge dieſes Mani- feſtes, welches er veröffentlicht hat, ohne die Zuſtimmung ſeiner Collegen oder der ganzen Partei zu erhalten, ja ohne ſie auch nur zu Nathe gezogen zu haben. Alle maßgebenden Mitglieder der Partei ſind gegen ihn: Dillon, O’Brien, Healey, Sexton, T. P. O’Connor, McCarthy und Clancy. Tim Harrington hat ſich noch nicht geäußert, und ſo ſind denn die HH. John Nedmond und Dr. Kenny die einzigen Männer von Gewicht, die an Parnells Führerſchaft hangen. Ja, trotz der Oppo- ſition des „Freeman“ (des in Dublin erſcheinenden Partei- organs) conſolidirt die Partei ſich ſchleunigſt auf anti-parnelli- ſtiſchen Grundlagen. Die erklärten Gegner zählen 43 und haben ſonach die Majorität, da nur 23 erklärte Anhänger Parnells ſind, während 13 ſich neutral verhalten; indeß auch von dieſen letzteren werden immerbin einige gegen eine Dictatur ſtimmen, wie Hr. Parnell ſie jetzt für ſich beanſprucht. Im Parlaments- foyer kam es geſtern Abend zu ganz ungeſchminkten Meinungs- äußerungen. Hrn. Parnells befremdende Abſchließung, ſeine Weigerung, den Nath der Collegen zu befragen, ſeine bittere Feindſchaft gegen die früheren Verbündeten, alles dies gab zu recht derben Bemerkungen Anlaß ſeitens der Männer, die ſo lange Jahre ihr ganzes Vertrauen auf ihn geſetzt hatten.“ An einer anderen Stelle bringt das nämliche Blatt einen Leit- artikel unter der Ueberſchrift „Parnells Selbſtmord“, in welchem nach iriſcher Art die Kraftausdrücke nicht geſpart werden. Bayeriſche Chronik. Amtliche Nachrichten. * Orden. Der Militärverdienſtorden wurde nachbenannten k. preußiſchen Officieren verliehen: dem General der Cavallerie Grafen v. Häſeler, commandirender General des XVI. Armeecorps, das Großkrenz; den Generallientenants v. Fiſcher, Gonverneur von Metz, v. Laue, Commandant von Metz, v. Bergmann, Commandeur der 33. Diviſion, v. Goetze, Commandeur der 30. Diviſion, und v. Bartenwerffer, Commandeur der 34. Diviſion, das Groß- comthurkrenz; dem Major v. Hausmann im Generalſtabe der 34. Diviſion das Ritterkrenz erſter Claſſe; dem Hauptmann des Barres vom 5. badiſchen Infanterieregiment Nr. 113, Adjutanten bei der 34. Diviſion, das Ritterkrenz zweiter Claſſe; der Oberſt z. D. Eder, Adjutant bei der Inſpection der Militärbildungsanſtalten, wurde aus der zweiten in die erſte Claſſe der Ritter des Militärverdienſtordens befördert. Ferner wurde dem Oberſtlientenant Frhrn. v. Waldenfels, à la suite des 4. Infanterieregiments König Karl von Württemberg und Commandeur des Cadettencorps, die Erlaubniß zur Annahme und zum Tragen des k. preußiſchen Kronenordens dritter Claſſe ertheilt. * Militärdienſtesnachrichten. Se. kgl. Hoh. der Prinz-Regent hat dem Major Hartmann, etatsmäßiger Stabsofficier des 2. Schw. Reiter-Reg., den Abſchied mit Penſion und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform bewilligt; den Major Roſenbuſch vom General- ſtabe der 1. Diviſion als etatsm. Stabsofficier zum 2. Schw. Reiter- Reg. und den Major Frhrn. Kreß v. Kreßenſtein von der Central- ſtelle des Generalſtabs zum Generalſtabe der 1. Diviſion verſetzt; den Second-Lientenant a. D. Friedrich Wagner mit einem Patent vom 1. Juli 1885 im 2. Train-Bat. wieder angeſtellt; die Stabs- und Bat.-

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2021-09-13T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 334. München, 2. Dezember 1890, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine334_1890/2>, abgerufen am 01.06.2024.