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Allgemeine Zeitung. Nr. 334. München, 2. Dezember 1890.

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Morgenblatt Nr. 334. München, Dienstag Allgemeine Zeitung 2. December 1890.


[Spaltenumbruch] Aerzte Dr. Lösch vom 13. Inf.-Reg. und Dr. Koch vom 8. Inf.-Reg.
gegenseitig versetzt; den Buchhalter Vocke der Zahlungsstelle des
II. Armeecorps in den erbetenen Ruhestand treten lassen; den Director
des Generalanditoriats und functionirenden Justitiar des Kriegsmini
steriums, Generalanditeur Ritter v. Knötzinger, in die erste Rang-
classe, dann die Oberanditeure Ritter v. Erl und Grimm des General-
anditeriats in die zweite Rangclasse der Beamten der Militärverwaltung
vorrücken lassen; der Adjutanten-Function wurden enthoben: der Prem.-
Lient. Ipfelkofer, Vat.-Adj. im 6. Inf.-Reg., und der Sec.-Lieut.
Frhr. v. Leonrod, Reg.-Adj. im 1. Ul.-Reg.; dagegen wurden ernannt:
zu Regimentsadjntanten: der Prem.-Lieut. Hoffmann im 2. Chev.-Reg.
und der Sec.-Lieut. Frhr. von und zu Guttenberg im 1. Ul.-
Reg.; zum Bataillonsadjutanten: der Sec.-Lieut. Schönwerth im
6. Inf.-Reg.



München, 1. December.
* Allerhöchste Anerkennung.

Se. k. Hoh. der Prinz-
Regent hat angeordnet, daß der 3. Compagnie 1. Pionier-
bataillons
für ihre ebenso umsichtige als unter schwierigen
Verhältnissen ausdauernde Thätigkeit und die hiedurch erzielten
erfolgreichen Leistungen anläßlich der jüngsten Ueberschwemmungen
bei Ingolstadt die allerhöchste Anerkennung ausgesprochen
werde.

* Hof- und Personalnachrichten.

Prinz und Prin-
zessin Arnulf haben für morgen als Gäste geladen die Gene-
rale der Infanterie v. Fries, v. Muck und v. Fleschnez, die General-
majors Blume, v. Malaise und Frhr. v. Hertling, die Obersten
Vogel, Neiser, Böck, Frhrn. v. Branca und Neureuther, die
Oberstlientenants Heerwagen, Frhr. v. Horn, Frhr. v. Riedheim und
Günther, die Majore Nosenbusch, Frhr. v. Kreß, Frhr. v. Priel-
mayer und Kery, sowie Intendanturrath Müller. Für den beur-
lanbten Adjutanten, Hauptmann Frhr. v. Gumppenberg hat die
Function Frhr. von der Tann, Major, übernommen. -- Cultus-
minister Dr. v. Müller ist von seiner Inspectionsreise nach Ober-
und Mittelfranken gestern Abend wieder hieher zurückgekehrt.

* Wie wir erfahren, haben bereits in Universitätskreisen Vor-
besprechungen behufs Errichtung eines Monumentes für
den verstorbenen Geheimrath Dr. v. Nußbaum stattgefunden.
Bei der Bedeutung und Beliebtheit des Verstorbenen wird die
Anregung sicher auf fruchtbaren Boden fallen.
* Pagentag.

Im Hotel "Bayerischer Hof" fand heute
Abends 8 Uhr der sogenannte Pagentag (Zusammenkunft der
früheren Angehörigen der Pagerie) statt.

* Die Einfuhr von Rindvieh aus Italien wurde vom
kgl. Ministerium des Innern, im Einverständnisse mit dem Reichs-
rmte des Innern, fü die Städte München, Rosenheim, Ingol-
stadt, Landshut, Kaiserslautern, Ludwigshafen, Speyer, Pirmasens,
Neustadt a. H., Frankenthal, Zweibrücken, St. Ingbert, Landau
in der Pfalz, Regensburg, Amberg, Nürnberg, Fürth, Erlangen,
Bamberg, Bayreuth, Hof, Würzburg, Aschaffenburg, Neu-Ulm,
Augsburg und Lindau durch Ministerialentschließung vom 29. Nov.
bis auf Weiteres bewilligt. Die Erlaubniß zur Einfuhr ist jedoch
an die Bedingungen geknüpst, daß die Sendungen von Ursprungs-
zeugnissen begleitet sind, in welchen auch die Gesundheit der Thiere
bestätigt ist, daß die einzuführenden Viehstücke an der Grenz-
eingangsstelle vor ihrer Zulassung in das Reichsgebiet durch den
inländischen (deutschen) Grenzcontrolthierarzt untersucht und --
wenn seuchenfrei befunden -- mittelst der Eisenbahn in geschlossenen
Waggons, ohne Umladung und unter thunlichster Vermeidung von
Transportverzögerungen, an ihren Bestimmungsort behufs als-
baldiger Abschlachtung in dem städtischen Schlachthause übergeführt
verden. Von der vorstehenden Bewilligung und den Bedingungen
derselben ist den betheiligten Stadtmagistraten (Bürgermeistern)
und einschlägigen Geschäftsinteressenten sofort Kenntniß zu geben;
ebenso sind Controlvorschriften zu treffen, welche geeignet sind,
einen Mißbrauch der ertheilten Einfuhrbewilligung zu verhüten.
Sollte noch für andere, mit öffentlichen Schlachthäusern versehene
Städte diese Einfuhrbewilligung veranlaßt erscheinen, so ist sofort
bezüglicher Antrag zu stellen.

* Kaufmännischer Verein München.

Am Dienstag den
2. December hält Hr. Legationsrath Dr. Ludwig Trost im Saale des
katholischen Casinos einen Vortrag über "König Ludwig I. in seinen
Briefen an seinen Sohn König Otto von Griechenland". Der Inhalt
dieses Vortrages ist aus bisher noch nicht benützten archivalischen Quellen
geschöpft und gibt interessante Beiträge zur Beurtheilung des Lebens
und Strebens König Ludwigs I., sowie seines Verhältnisses zu
Griechenland.

* Die Bürgersängerzunft begeht in diesem Monat ihre
fünfzigste Stistungsfeier. Die Festlichkeiten finden im Saale von
Kils Colosseum nach folgendem Programm statt: 9. Dec. Jubi-
läumsconcert, Anfang 8 Uhr; 13. Dec. Stistungsfest in dem Rituale
der Nürnberger Meistersinger: Einzünstung, Sängertag, Frei-
sprechung und Ehrung, Anfang 8 Uhr; 14. Dec. Musikabend mit
Festspiel, Vorträge der Musikcapelle der Bürgersängerzunft, An-
fang 7 Uhr.

* Der Lehrergesangvere in München veranstaltet Mittwoch
den 3. December ein Concert in "Kils Colosseum" unter Mitwirkung
des k. Hofmusikers Hrn. Ludwig Vollnhals. Orchester: Capelle Jäger.
Das Programm enthält u. a. die Ouverture zur Oper: "Euryanthe",
von C. M. v. Weber; Vorspiel zur Oper: "Loreley" von Max Bruch
n. s. f.



Telegraphische Nachricht
Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung.

Die erste Lesung des Neichshaus-
haltsetats
ist kaum vor dem 8. December zu erwarten; bis
dahin wird der Landtag mit den ersten Lesungen seiner Vor-
lagen fertig sein. Im Reichstage sollen neben der Förde-
rung der Etatsarbeiten alle neuen Vorlagen bis zur Weihnachts-
pause, die ungefähr am 18. December beginnen dürste, erledigt
werden. Nach Neujahr soll mit der zweiten Lesung der Ge-
werbeordnungsnovelle begonnen werden.


Minister v. Maybach versprach
dem Landesdirector v. Hammerstein (Hannover) die Förderung
des Rhein-Weser-Elbe-Canals,
da derselbe die Eisenbahnen
entlaste.


Professor Koch, der eine Einladung
zum heutigen Galadeiner im königlichen Schloß erhalten hatte,
entschuldigte seine Abwesenheit durch eine leichte Unpäßlichkeit.


Die "Wiener Zeitung" schreibt:
Die Sitzung des obersten Sanitätsrathes am 29. Nov.
wurde mit der Mittheilung des Präsidenten eröffnet, daß
die nach Berlin entsendeten Mitglieder ihre Mission beendet
haben und telegraphischer Mittheilung zufolge eine Sendung
Koch'scher Injectionsflüssigkeit für die österreichischen
Krankenanstalten abgegangen ist. Obersanitätsrath Weichsel-
baum
berichtete über das Ergebniß seiner Berliner Studien-
reise und gelangte dabei zu nachstehenden Schlußfolgerungen:
1) Kochs Mittel stellt ein äußerst empfindliches Reagens hin-
sichtlich des Bestehens tuberculöser Processe im Organismus dar
und bildet daher ein sehr wichtiges diagnostisches Hülfsmittel.
[Spaltenumbruch] 2) Die auf die Injection eintretende Reaction verläuft nicht immer
nach dem von Koch beschriebenen Typus, sondern kann mannichfache
Abweichungen darbieten, ohne daß gegenwärtig anzugeben möglich
ist, welche Factoren diese Abweichungen bedingen. Deßhalb und
weil die allgemeine und örtliche Reaction mitunter einen
sehr schweren, selbst lebensgefährlichen Charakter annehmen
kann, ist fortwährende ärztliche Ueberwachung der mit
dem Koch'schen Mittel behandelten Kranken und Vorsorge
für rasche ärztliche Hülfeleistung unumgänglich nothwendig.
3) Ein sicheres Urtheil über die Frage definitiver Heilung tuber-
culöser Processe durch Kochs Mittel allein oder in Verbindung mit
anderen Behandlungsarten ist wegen der Kürze der Beobachtungsdauer
dermalen noch nicht abzugeben, dagegen schon jetzt zu behaupten,
daß die Alteration tuberculöser Gewebe durch Mittel in
der Richtung erfolgt, daß eine Ausheilung des Krankheitsprocesses
angebahnt wird. Ebenso ist anzunehmen, daß mit der Auffindung
des Koch'schen Mittels der Weg für zukünftige Behandlung von
infectiösen Krankheiten angedentet ist. Der oberste Sanitätsrath
trat diesen Anschauungen bei und beschloß nach eingehender Er-
örterung über die Anwendung des Heilverfahrens in Kranken-
anstalten und in der Privatpraxis auf Antrag Weichselbaums, sich
dahin auszusprechen, daß behufs objectiver wissenschaftlicher Prüfung
des Koch'schen Heilverfahrens die Universitätskliniken und großen
Krankenanstalten mit Injectionsflüssigkeit zu versehen, zugleich aber
anzuhalten wären, über die Ergebnisse der Untersuchungen einen er-
schöpfenden wissenschaftlichen Bericht dem Ministerium des Innern vorzu-
legen. Weiterhin erklärte der oberste Sanitätsrath die ambulatorische Be-
handlung der Kranken nach dem Koch'schen Heilverfahren ohne andanernde
ärztliche Ueberwachung für unzulässig und beantragte die An-
wendung des Heilverfahrens den Aerzten nur nach vorausgegangener
Anzeige bei der politischen Behörde und Nachweisung der Provenienz
der Lymphe zu gestatten.


Das "Fremdenblatt" meldet: Die acht
deutschen Commissare zu den Handelsvertragsverhand-
lungen
sind bereits in Wien eingetroffen, und zwar zwei Ver-
treter der Reichsregierung, zwei sächsische, zwei bayerische und zwei
Vertreter anderer süddeutscher Regierungen. Es wäre unter allen
Umständen bei der Unkenntniß der deutschen Vorschläge eine reine
Conjecturalpolitik, heute über die Möglichkeit oder Wahrscheinlich-
keit des Endresultats eine Ansicht auszusprechen. Die
Interessen beider Reiche weisen unaufhaltsam darauf
hin, daß das Ziel, ein Tarifvertrag, erreicht werde
.


Die Congo-Regierung schlägt
den Signatarmächten der Brüsseler Afrika-Conferenz vor, auf
Hollands Ansuchen eine neue Bedenkfrist zu gewähren.



Telegramme des Wolff'schen Bureaus.

An der Galatafel anläßlich der
Jubelfeier der Thronbesteigung des Großen Kurfürsten (vgl.
auch Deutsches Reich. D. R.) nahmen an der Seite des Kaisers
Prinz Friedrich Leopold und der Kronprinz von Griechenland, gegen-
über Graf Moltke zwischen dem Generalobersten v. Pape und dem Reichs-
kanzler, ferner die in der Garde dienenden Prinzen, die Generalität, die
Minister und die Commandeure der vier ersten Leib-
regimenter theil. Im ganzen waren 156 Gedecke aufge-
legt. Die Musik stellten die schlesischen Cürassiere des Re-
giments "Großer Kurfürst". Während der Tafel hielt der
Kaiser ein Ansprache, in der er nach einem historischen Rückblick
auf die damalige Zeit bervorhob, was der Kurfürst für die
militärische und die sittliche Hebung des Volkes gethan. Seine
Schöpfungen bildeten die Basis, auf welcher das Reich auferstand.
Er, der Kaiser, wiederhole die Worte Friedrich des Großen:
"der hat viel gethan", und rufe besonders den Herren vom
Regiment "Großer Kurfürst" zu: "Wir wollen fortfahren auf der
Bahn Meines großen Ahnherrn, festhalten an Gottesfurcht, Treue,
Hingebung und Gehorsam. Ich trinke auf das Wohl Brandenburgs.
Hurrah!"


Die Arbeiterschutzcommission des
Reichstags begann heute (wie schon in einer Privatdepesche des
gestrigen Abendblattes kurz berichtet) die zweite Berathung der
Gewerbeordnungsnovelle auf Grund der Vorberathung der Sub-
commission. Die socialdemokratischen Mitglieder stehen gegenüber
den Compromißanträgen der übrigen Parteien von eigenen An-
trägen ab und behalten sich dieselben für das Plenum vor. Zu-
nächst wurde ein neuer §. 40a angenommen, wonach in solchen
offenen Verkaufsstellen, deren Bedienstete an Sonn- und Festtagen
nicht zu beschäftigen sind, auch der Gewerbebetrieb nicht stattfinden
darf, ferner §. 55a, wonach an Sonn- und Festtagen der Gewerbe-
betrieb im Umherziehen mit Ausnahme künstlerischer Leistungen
verboten ist. Sodann wurde bei §. 105a ein Compromißantrag
angenommen, wonach die Gewerbetreibenden ihre Arbeiter zum
Arbeiten an Sonn- und Festtagen nicht verpflichten können. Zu
§. 105 b (Sonntagsruhe in Bergwerken, Salinen etc.) setzte die Com-
missson unter Abänderung des Beschlusses erster Lesung eine
24stündige Sonntagsruhe fest und beschloß zu Absatz 2 (Sonn-
tagsruhe im Handelsgewerbe), ebenfalls unter Abänderung des
Beschlusses erster Lesung, Einschränkung der Sonntagsarbeit im
Handelsgewerbe durch Ortsstatut zuzulassen. Mit diesen Abände-
rungen wurde der ganze Paragraph genehmigt.


Die heute hier eröffnete, von zahlreichen
Industrieverbänden, Handelskammern und gewerblichen Instituten
beschicke Conferenz für den Schutz gewerblichen Eigen-
thums,
welcher Commissarien des Reichsamts des Innern und
des Handelsministers, sowie der Präsident des Patentamts bei-
wohnten, wählte den Abg. Dr. Hammacher zum Vorsitzenden
und Hrn. Henneberg (Berlin) zu dessen Stellvertreter. Die
Conserenz sprach sich einstimmig für die Bildung einer Reichs-
centralstelle zum Schutz des gewerblichen Eigenthums aus, bejahte
einstimmig die Frage, ob es geboten erscheine, bei Berathung der
neuen Schutzgesetze die Frage des Anschlusses an die Staatenunion
für den Schutz des gewerblichen Eigenthums zu berücksichtigen,
überwies die Frage, ob sich ein solcher Anschluß empfehle, einer
Section zur Vorberathung und genehmigte einstimmig eine Reso-
lution, wonach sich für alle Gebiete des gewerblichen Eigenthums
die Anwendung des Grundsatzes civil- und strafrechtlicher Verant-
wortlichkeit empfehle. Die Conferenz hat sodann heute Nach-
mittag eine Reihe von Thesen angenommen, welche Reformen
der Markenschutzgesetzgebung betreffen und welche die fer-
nere Beibehaltung des bloßen Anmeldeverfahrens verwerfen, die
Anmeldung sämmtlicher Waarenzeichen ausschließlich einer von
Angebörigen der Industrie und des Handels und von richterlichen
Beamten besetzten Centralstelle überweisen und den Klageweg gegen
die Entscheidungen dieser Centralstelle beim Reichsgericht oder bei
einer mit dieser Centralbehörde selbst geschaffenen obersten Instanz
regeln wollen. Alsdann begann die Berathung der Specialfrage
der Patente. Fortsetzung morgen.


Die Abendblätter bestätigen das Gr-
rücht, daß der Spender einer Million Mark für die
Koch'sche Heilanstalt
der Geh. Commercienrath v. Bleich-
röder
ist; außer der Million überwies derselbe dazu noch
Baugründe.

[Spaltenumbruch]

Auf dem Bauplatze der
elektrischen Ausstellung hat sich abermals ein Unfall er-
eignet. Durch den Einsturz eines Gerüstes wurde ein Arbeiter
ernstlicher, drei andere unbedeutend verletzt. Die Sachbeschädigung
ist unerheblich.


Der niederösterreichische Landtag nahm
Artikel 1 des Gesetzentwurfs über Groß-Wien, welcher den Um-
fang des neuen Gemeindegebiets betrifft, an. Der Statthalter er-
klärte gegenüber den vorliegenden Abänderungsanträgen, die Re-
gierung könne der Ziehung einer engeren Grenze nicht zustimmen.
Der Artikel, betreffend die Eintheilung in Bezirke, wurde gleichfalls
unverändert angenommen.


Das Abgeordnetenhaus überwies
die Petition der Liquidatoren der ungarischen Wafsenfabrik
um Freigabe der Caution von 200,000 Gulden dem Finanzausschusse.


Bei der heutigen Eröffnung der Bundes-
versammlung
gedachte der Alterspräsident im Ständerath in
warmen Worten der Entdeckung Kochs.


Parnell ist zunächst nicht nach Cork
abgereist; er beabsichtigt, der heute Nachmittag stattfindenden
Versammlung der irischen Deputirten beizuwohnen.


In der heutigen Versammlung der der
nationalistischen Partei angehörenden Mitglieder der Muni-
cipalität
wurde mit 29 gegen 12 Stimmen eine Resolution
angenommen, welche erklärt, daß Parnell der Chef der
nationalistischen Partei bleiben
solle.


Königin Wilbelmine und die
Königin-Mutter sind heute früh von Loo hier eingetroffen
und haben sich alsbald nach dem Palais Noordeinde begeben.
Gestern Abend fand am Sarge des Königs ein Gottesdienst
in Gegenwart der beiden Königinnen statt.


Der königliche Leichenzug traf
um 4 Uhr auf dem Staatsbahnhof unter Glockengeläute und
Artilleriesalven ein und wurde unter großer Cortege nach dem
Palais in Nordende gebracht, wo der Zug um 51/4 Uhr ein-
traf. Der Sarg wurde im Trauergemache des dortigen Palais
aufgebahrt.


Die Trauerfeier am Sarge des
Königs ist in erhebendster Weise verlaufen. Eine nach Tausenden
zählende Menge folgte der Ueberführung des Sarges nach dem
Bahnhofe, von wo derselbe um 11 Uhr 35 Min. mittelst
Sonderzugs nach Haag überführt wurde.


Dem Vernehmen nach erscheint der
Antrag der niederländischen Regierung, neuerdings
eine Frist zur Erklärung über die Einfuhrzölle im Congo-
Staat
zu gewähren, unausführbar, weil es einer neuen Con-
ferenz zur Verständigung hierüber bedürfte, eine solche zu be-
rufen aber bis zum 2. Januar 1891, dem Tage des Ablaufens
der gegenwärtigen Frist, unmöglich wäre. (S. oben.)


Nachrichten vom Congo berichten, daß
größere Banden arabischer Sklavenhändler, welche sich
gegen Sankurn in Bewegung gesetzt hatten, mit erheblichen Ver-
lusten durch die Truppen des Lagers am Sankuru unter Lieute-
nant Descamps zurückgeworfen worden sind. -- Bei Banana
wurden bedeutende Vorräthe von Feuerwaffen, welche für
Rechnung der Nieuwe Afrikaansche Vennootschap von Rotterdam
eingeführt worden, angehalten und beschlagnahmt.


Prinz Waldemar ist heute
abgereist, um sich über Korsoer und Kiel nach Holland zur
Theilnahme an der Leichenfeier zu begeben.


Es ist Thauwetter eingetreten,
die Zugänge zu den Häfen werden durch Eisbrecher freigemacht.


Carnot empfing heute Nachmittag den
bayerischen Geschäftsträger Frhrn. v. Tucher. -- Die vierte Sub-
commission des Zollanschlusses erhöhte die Zölle auf Stein-
geschirre und bemalte Fayencen. -- Die Abgeordneten Leydet und
Peytral brachten ein Amendement zum Fi'nanzbudget ein,
welches die Aufhebung des Zündholzmonopols betrifft. -- Heute
erschien der Bericht über die Arbeitsverhältnisse in den
Niederlanden und in Luxemburg.


Die Kammer erklärte ohne Debatte die
Wahl Raynands für ungültig. -- Freycinets Befinden hat
sich gebessert.


Professor Pean setzt die Impfungen mit
Koch'scher Lymphe fort. Von den Patienten weisen zwei Lupus-
Erkrankte eine sichtbare Befferung auf; ihre Heilung ist nicht un-
wahrscheinlich. Die Doctoren Gerard, Leon Petit und Gonel,
welche aus Berlin Lomphe mitbrachten, haben heute mit der
Impfung Phthisis-Kranker begonnen. Es sind dies die ersten Ver-
suche in Frankreich mit dem Koch'schen Mittel.


Der König hat heute seinen Leibarzt
und einen anderen Hofarzt zum Studium des Koch'schen Heil-
verfahrens
nach Berlin gesendet.


Nachrichten aus Wladiwostock
zufolge wird aus Tientsin gemeldet, daß es unter der
Bevölkerung gähre. Durch Ueberschwemmung brodlos ge-
worden, drohe der Pöbel, die Europäer umzubringen
und dann nach Pecking zu ziehen, um mit dem Kaiser ab-
zurechnen. Uebrigens ankerten gegenwärtig vor Tientsin zum
Schutze der Europäer vier chinesische, je ein französisches und
ein amerikanisches Kriegsschiff.


Die russische Yacht "Roxane" ist
hier eingelaufen. Die Großfürstin Stane, die Herzogin von Leuchten-
berg und Prinzessin Anna sind mit der Yacht angekommen und zu
Wagen nach Cetinje weitergereist.


Eine Botschaft des Präsidenten
Harrison an den Congreß erklärt es für nothwendig,
einige Monate abzuwarten, um die Wirkung der Silber-
acte
auf Silber und die davon abhängigen Werthe festzu-
stellen; vorläufig habe das Gesetz allgemein einen wohlthätigen
Einfluß auf die Geschäfte ausgeübt. Der beträchtliche Gold-
vorrath der Vereinigten Staaten werde den Abschluß einer
internationalen Vereinbarung über den unein-
geschränkten Gebrauch des Silbers
fördern, sowohl
in geprägtem als ungeprägtem Zustande. Bezüglich der
MacKinley-Bill erklärt die Botschaft es nicht für zweck-
mäßig, eine Veränderung vorzunehmen, bevor nicht allgemein
vollständige Erfahrungen über die Wirkung derselben vorliege.
Bisher sei nicht bewiesen, daß der Tarif für die Interessen des
Handels und der Industrie der Vereinigten Staaten nach-
theilig sei; eher sei das Gegentheil der Fall. Die Botschaft er-
wähnt ferner, daß die Beziehungen zu allen Staaten Europa's
und des Orients freundlich seien; die Verbindung mit den ameri-
kanischen Staaten sei durch den panamerikanischen Congreß ver-
stärkt. Der Präsident hofft, daß die Mächte das Schissfahrts-
reglement annehmen werden.




S. M. S. "Niobe" ist am 29. Novem
ber in La Guayra eingetroffen und beabsichtigt, am 9. December
nach Barbadoes in See zu gehen.



Morgenblatt Nr. 334. München, Dienſtag Allgemeine Zeitung 2. December 1890.


[Spaltenumbruch] Aerzte Dr. Löſch vom 13. Inf.-Reg. und Dr. Koch vom 8. Inf.-Reg.
gegenſeitig verſetzt; den Buchhalter Vocke der Zahlungsſtelle des
II. Armeecorps in den erbetenen Ruheſtand treten laſſen; den Director
des Generalanditoriats und functionirenden Juſtitiar des Kriegsmini
ſteriums, Generalanditeur Ritter v. Knötzinger, in die erſte Rang-
claſſe, dann die Oberanditeure Ritter v. Erl und Grimm des General-
anditeriats in die zweite Rangclaſſe der Beamten der Militärverwaltung
vorrücken laſſen; der Adjutanten-Function wurden enthoben: der Prem.-
Lient. Ipfelkofer, Vat.-Adj. im 6. Inf.-Reg., und der Sec.-Lieut.
Frhr. v. Leonrod, Reg.-Adj. im 1. Ul.-Reg.; dagegen wurden ernannt:
zu Regimentsadjntanten: der Prem.-Lieut. Hoffmann im 2. Chev.-Reg.
und der Sec.-Lieut. Frhr. von und zu Guttenberg im 1. Ul.-
Reg.; zum Bataillonsadjutanten: der Sec.-Lieut. Schönwerth im
6. Inf.-Reg.



München, 1. December.
* Allerhöchſte Anerkennung.

Se. k. Hoh. der Prinz-
Regent hat angeordnet, daß der 3. Compagnie 1. Pionier-
bataillons
für ihre ebenſo umſichtige als unter ſchwierigen
Verhältniſſen ausdauernde Thätigkeit und die hiedurch erzielten
erfolgreichen Leiſtungen anläßlich der jüngſten Ueberſchwemmungen
bei Ingolſtadt die allerhöchſte Anerkennung ausgeſprochen
werde.

* Hof- und Perſonalnachrichten.

Prinz und Prin-
zeſſin Arnulf haben für morgen als Gäſte geladen die Gene-
rale der Infanterie v. Fries, v. Muck und v. Fleſchnez, die General-
majors Blume, v. Malaiſé und Frhr. v. Hertling, die Oberſten
Vogel, Neiſer, Böck, Frhrn. v. Branca und Neureuther, die
Oberſtlientenants Heerwagen, Frhr. v. Horn, Frhr. v. Riedheim und
Günther, die Majore Noſenbuſch, Frhr. v. Kreß, Frhr. v. Priel-
mayer und Kery, ſowie Intendanturrath Müller. Für den beur-
lanbten Adjutanten, Hauptmann Frhr. v. Gumppenberg hat die
Function Frhr. von der Tann, Major, übernommen. — Cultus-
miniſter Dr. v. Müller iſt von ſeiner Inſpectionsreiſe nach Ober-
und Mittelfranken geſtern Abend wieder hieher zurückgekehrt.

* Wie wir erfahren, haben bereits in Univerſitätskreiſen Vor-
beſprechungen behufs Errichtung eines Monumentes für
den verſtorbenen Geheimrath Dr. v. Nußbaum ſtattgefunden.
Bei der Bedeutung und Beliebtheit des Verſtorbenen wird die
Anregung ſicher auf fruchtbaren Boden fallen.
* Pagentag.

Im Hôtel „Bayeriſcher Hof“ fand heute
Abends 8 Uhr der ſogenannte Pagentag (Zuſammenkunft der
früheren Angehörigen der Pagerie) ſtatt.

* Die Einfuhr von Rindvieh aus Italien wurde vom
kgl. Miniſterium des Innern, im Einverſtändniſſe mit dem Reichs-
rmte des Innern, fü die Städte München, Roſenheim, Ingol-
ſtadt, Landshut, Kaiſerslautern, Ludwigshafen, Speyer, Pirmaſens,
Neuſtadt a. H., Frankenthal, Zweibrücken, St. Ingbert, Landau
in der Pfalz, Regensburg, Amberg, Nürnberg, Fürth, Erlangen,
Bamberg, Bayreuth, Hof, Würzburg, Aſchaffenburg, Neu-Ulm,
Augsburg und Lindau durch Miniſterialentſchließung vom 29. Nov.
bis auf Weiteres bewilligt. Die Erlaubniß zur Einfuhr iſt jedoch
an die Bedingungen geknüpſt, daß die Sendungen von Urſprungs-
zeugniſſen begleitet ſind, in welchen auch die Geſundheit der Thiere
beſtätigt iſt, daß die einzuführenden Viehſtücke an der Grenz-
eingangsſtelle vor ihrer Zulaſſung in das Reichsgebiet durch den
inländiſchen (deutſchen) Grenzcontrolthierarzt unterſucht und —
wenn ſeuchenfrei befunden — mittelſt der Eiſenbahn in geſchloſſenen
Waggons, ohne Umladung und unter thunlichſter Vermeidung von
Transportverzögerungen, an ihren Beſtimmungsort behufs als-
baldiger Abſchlachtung in dem ſtädtiſchen Schlachthauſe übergeführt
verden. Von der vorſtehenden Bewilligung und den Bedingungen
derſelben iſt den betheiligten Stadtmagiſtraten (Bürgermeiſtern)
und einſchlägigen Geſchäftsintereſſenten ſofort Kenntniß zu geben;
ebenſo ſind Controlvorſchriften zu treffen, welche geeignet ſind,
einen Mißbrauch der ertheilten Einfuhrbewilligung zu verhüten.
Sollte noch für andere, mit öffentlichen Schlachthäuſern verſehene
Städte dieſe Einfuhrbewilligung veranlaßt erſcheinen, ſo iſt ſofort
bezüglicher Antrag zu ſtellen.

* Kaufmänniſcher Verein München.

Am Dienſtag den
2. December hält Hr. Legationsrath Dr. Ludwig Troſt im Saale des
katholiſchen Caſinos einen Vortrag über „König Ludwig I. in ſeinen
Briefen an ſeinen Sohn König Otto von Griechenland“. Der Inhalt
dieſes Vortrages iſt aus bisher noch nicht benützten archivaliſchen Quellen
geſchöpft und gibt intereſſante Beiträge zur Beurtheilung des Lebens
und Strebens König Ludwigs I., ſowie ſeines Verhältniſſes zu
Griechenland.

* Die Bürgerſängerzunft begeht in dieſem Monat ihre
fünfzigſte Stiſtungsfeier. Die Feſtlichkeiten finden im Saale von
Kils Coloſſeum nach folgendem Programm ſtatt: 9. Dec. Jubi-
läumsconcert, Anfang 8 Uhr; 13. Dec. Stiſtungsfeſt in dem Rituale
der Nürnberger Meiſterſinger: Einzünſtung, Sängertag, Frei-
ſprechung und Ehrung, Anfang 8 Uhr; 14. Dec. Muſikabend mit
Feſtſpiel, Vorträge der Muſikcapelle der Bürgerſängerzunft, An-
fang 7 Uhr.

* Der Lehrergeſangvere in München veranſtaltet Mittwoch
den 3. December ein Concert in „Kils Coloſſeum“ unter Mitwirkung
des k. Hofmuſikers Hrn. Ludwig Vollnhals. Orcheſter: Capelle Jäger.
Das Programm enthält u. a. die Ouverture zur Oper: „Euryanthe“,
von C. M. v. Weber; Vorſpiel zur Oper: „Loreley“ von Max Bruch
n. ſ. f.



Telegraphiſche Nachricht
Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung.

Die erſte Leſung des Neichshaus-
haltsetats
iſt kaum vor dem 8. December zu erwarten; bis
dahin wird der Landtag mit den erſten Leſungen ſeiner Vor-
lagen fertig ſein. Im Reichstage ſollen neben der Förde-
rung der Etatsarbeiten alle neuen Vorlagen bis zur Weihnachts-
pauſe, die ungefähr am 18. December beginnen dürſte, erledigt
werden. Nach Neujahr ſoll mit der zweiten Leſung der Ge-
werbeordnungsnovelle begonnen werden.


Miniſter v. Maybach verſprach
dem Landesdirector v. Hammerſtein (Hannover) die Förderung
des Rhein-Weſer-Elbe-Canals,
da derſelbe die Eiſenbahnen
entlaſte.


Profeſſor Koch, der eine Einladung
zum heutigen Galadîner im königlichen Schloß erhalten hatte,
entſchuldigte ſeine Abweſenheit durch eine leichte Unpäßlichkeit.


Die „Wiener Zeitung“ ſchreibt:
Die Sitzung des oberſten Sanitätsrathes am 29. Nov.
wurde mit der Mittheilung des Präſidenten eröffnet, daß
die nach Berlin entſendeten Mitglieder ihre Miſſion beendet
haben und telegraphiſcher Mittheilung zufolge eine Sendung
Koch’ſcher Injectionsflüſſigkeit für die öſterreichiſchen
Krankenanſtalten abgegangen iſt. Oberſanitätsrath Weichſel-
baum
berichtete über das Ergebniß ſeiner Berliner Studien-
reiſe und gelangte dabei zu nachſtehenden Schlußfolgerungen:
1) Kochs Mittel ſtellt ein äußerſt empfindliches Reagens hin-
ſichtlich des Beſtehens tuberculöſer Proceſſe im Organismus dar
und bildet daher ein ſehr wichtiges diagnoſtiſches Hülfsmittel.
[Spaltenumbruch] 2) Die auf die Injection eintretende Reaction verläuft nicht immer
nach dem von Koch beſchriebenen Typus, ſondern kann mannichfache
Abweichungen darbieten, ohne daß gegenwärtig anzugeben möglich
iſt, welche Factoren dieſe Abweichungen bedingen. Deßhalb und
weil die allgemeine und örtliche Reaction mitunter einen
ſehr ſchweren, ſelbſt lebensgefährlichen Charakter annehmen
kann, iſt fortwährende ärztliche Ueberwachung der mit
dem Koch’ſchen Mittel behandelten Kranken und Vorſorge
für raſche ärztliche Hülfeleiſtung unumgänglich nothwendig.
3) Ein ſicheres Urtheil über die Frage definitiver Heilung tuber-
culöſer Proceſſe durch Kochs Mittel allein oder in Verbindung mit
anderen Behandlungsarten iſt wegen der Kürze der Beobachtungsdauer
dermalen noch nicht abzugeben, dagegen ſchon jetzt zu behaupten,
daß die Alteration tuberculöſer Gewebe durch Mittel in
der Richtung erfolgt, daß eine Ausheilung des Krankheitsproceſſes
angebahnt wird. Ebenſo iſt anzunehmen, daß mit der Auffindung
des Koch’ſchen Mittels der Weg für zukünftige Behandlung von
infectiöſen Krankheiten angedentet iſt. Der oberſte Sanitätsrath
trat dieſen Anſchauungen bei und beſchloß nach eingehender Er-
örterung über die Anwendung des Heilverfahrens in Kranken-
anſtalten und in der Privatpraxis auf Antrag Weichſelbaums, ſich
dahin auszuſprechen, daß behufs objectiver wiſſenſchaftlicher Prüfung
des Koch’ſchen Heilverfahrens die Univerſitätskliniken und großen
Krankenanſtalten mit Injectionsflüſſigkeit zu verſehen, zugleich aber
anzuhalten wären, über die Ergebniſſe der Unterſuchungen einen er-
ſchöpfenden wiſſenſchaftlichen Bericht dem Miniſterium des Innern vorzu-
legen. Weiterhin erklärte der oberſte Sanitätsrath die ambulatoriſche Be-
handlung der Kranken nach dem Koch’ſchen Heilverfahren ohne andanernde
ärztliche Ueberwachung für unzuläſſig und beantragte die An-
wendung des Heilverfahrens den Aerzten nur nach vorausgegangener
Anzeige bei der politiſchen Behörde und Nachweiſung der Provenienz
der Lymphe zu geſtatten.


Das „Fremdenblatt“ meldet: Die acht
deutſchen Commiſſare zu den Handelsvertragsverhand-
lungen
ſind bereits in Wien eingetroffen, und zwar zwei Ver-
treter der Reichsregierung, zwei ſächſiſche, zwei bayeriſche und zwei
Vertreter anderer ſüddeutſcher Regierungen. Es wäre unter allen
Umſtänden bei der Unkenntniß der deutſchen Vorſchläge eine reine
Conjecturalpolitik, heute über die Möglichkeit oder Wahrſcheinlich-
keit des Endreſultats eine Anſicht auszuſprechen. Die
Intereſſen beider Reiche weiſen unaufhaltſam darauf
hin, daß das Ziel, ein Tarifvertrag, erreicht werde
.


Die Congo-Regierung ſchlägt
den Signatarmächten der Brüſſeler Afrika-Conferenz vor, auf
Hollands Anſuchen eine neue Bedenkfriſt zu gewähren.



Telegramme des Wolff’ſchen Bureaus.

An der Galatafel anläßlich der
Jubelfeier der Thronbeſteigung des Großen Kurfürſten (vgl.
auch Deutſches Reich. D. R.) nahmen an der Seite des Kaiſers
Prinz Friedrich Leopold und der Kronprinz von Griechenland, gegen-
über Graf Moltke zwiſchen dem Generaloberſten v. Pape und dem Reichs-
kanzler, ferner die in der Garde dienenden Prinzen, die Generalität, die
Miniſter und die Commandeure der vier erſten Leib-
regimenter theil. Im ganzen waren 156 Gedecke aufge-
legt. Die Muſik ſtellten die ſchleſiſchen Cüraſſiere des Re-
giments „Großer Kurfürſt“. Während der Tafel hielt der
Kaiſer ein Anſprache, in der er nach einem hiſtoriſchen Rückblick
auf die damalige Zeit bervorhob, was der Kurfürſt für die
militäriſche und die ſittliche Hebung des Volkes gethan. Seine
Schöpfungen bildeten die Baſis, auf welcher das Reich auferſtand.
Er, der Kaiſer, wiederhole die Worte Friedrich des Großen:
der hat viel gethan“, und rufe beſonders den Herren vom
Regiment „Großer Kurfürſt“ zu: „Wir wollen fortfahren auf der
Bahn Meines großen Ahnherrn, feſthalten an Gottesfurcht, Treue,
Hingebung und Gehorſam. Ich trinke auf das Wohl Brandenburgs.
Hurrah!“


Die Arbeiterſchutzcommiſſion des
Reichstags begann heute (wie ſchon in einer Privatdepeſche des
geſtrigen Abendblattes kurz berichtet) die zweite Berathung der
Gewerbeordnungsnovelle auf Grund der Vorberathung der Sub-
commiſſion. Die ſocialdemokratiſchen Mitglieder ſtehen gegenüber
den Compromißanträgen der übrigen Parteien von eigenen An-
trägen ab und behalten ſich dieſelben für das Plenum vor. Zu-
nächſt wurde ein neuer §. 40a angenommen, wonach in ſolchen
offenen Verkaufsſtellen, deren Bedienſtete an Sonn- und Feſttagen
nicht zu beſchäftigen ſind, auch der Gewerbebetrieb nicht ſtattfinden
darf, ferner §. 55a, wonach an Sonn- und Feſttagen der Gewerbe-
betrieb im Umherziehen mit Ausnahme künſtleriſcher Leiſtungen
verboten iſt. Sodann wurde bei §. 105a ein Compromißantrag
angenommen, wonach die Gewerbetreibenden ihre Arbeiter zum
Arbeiten an Sonn- und Feſttagen nicht verpflichten können. Zu
§. 105 b (Sonntagsruhe in Bergwerken, Salinen ꝛc.) ſetzte die Com-
miſſſon unter Abänderung des Beſchluſſes erſter Leſung eine
24ſtündige Sonntagsruhe feſt und beſchloß zu Abſatz 2 (Sonn-
tagsruhe im Handelsgewerbe), ebenfalls unter Abänderung des
Beſchluſſes erſter Leſung, Einſchränkung der Sonntagsarbeit im
Handelsgewerbe durch Ortsſtatut zuzulaſſen. Mit dieſen Abände-
rungen wurde der ganze Paragraph genehmigt.


Die heute hier eröffnete, von zahlreichen
Induſtrieverbänden, Handelskammern und gewerblichen Inſtituten
beſchicke Conferenz für den Schutz gewerblichen Eigen-
thums,
welcher Commiſſarien des Reichsamts des Innern und
des Handelsminiſters, ſowie der Präſident des Patentamts bei-
wohnten, wählte den Abg. Dr. Hammacher zum Vorſitzenden
und Hrn. Henneberg (Berlin) zu deſſen Stellvertreter. Die
Conſerenz ſprach ſich einſtimmig für die Bildung einer Reichs-
centralſtelle zum Schutz des gewerblichen Eigenthums aus, bejahte
einſtimmig die Frage, ob es geboten erſcheine, bei Berathung der
neuen Schutzgeſetze die Frage des Anſchluſſes an die Staatenunion
für den Schutz des gewerblichen Eigenthums zu berückſichtigen,
überwies die Frage, ob ſich ein ſolcher Anſchluß empfehle, einer
Section zur Vorberathung und genehmigte einſtimmig eine Reſo-
lution, wonach ſich für alle Gebiete des gewerblichen Eigenthums
die Anwendung des Grundſatzes civil- und ſtrafrechtlicher Verant-
wortlichkeit empfehle. Die Conferenz hat ſodann heute Nach-
mittag eine Reihe von Theſen angenommen, welche Reformen
der Markenſchutzgeſetzgebung betreffen und welche die fer-
nere Beibehaltung des bloßen Anmeldeverfahrens verwerfen, die
Anmeldung ſämmtlicher Waarenzeichen ausſchließlich einer von
Angebörigen der Induſtrie und des Handels und von richterlichen
Beamten beſetzten Centralſtelle überweiſen und den Klageweg gegen
die Entſcheidungen dieſer Centralſtelle beim Reichsgericht oder bei
einer mit dieſer Centralbehörde ſelbſt geſchaffenen oberſten Inſtanz
regeln wollen. Alsdann begann die Berathung der Specialfrage
der Patente. Fortſetzung morgen.


Die Abendblätter beſtätigen das Gr-
rücht, daß der Spender einer Million Mark für die
Koch’ſche Heilanſtalt
der Geh. Commercienrath v. Bleich-
röder
iſt; außer der Million überwies derſelbe dazu noch
Baugründe.

[Spaltenumbruch]

Auf dem Bauplatze der
elektriſchen Ausſtellung hat ſich abermals ein Unfall er-
eignet. Durch den Einſturz eines Gerüſtes wurde ein Arbeiter
ernſtlicher, drei andere unbedeutend verletzt. Die Sachbeſchädigung
iſt unerheblich.


Der niederöſterreichiſche Landtag nahm
Artikel 1 des Geſetzentwurfs über Groß-Wien, welcher den Um-
fang des neuen Gemeindegebiets betrifft, an. Der Statthalter er-
klärte gegenüber den vorliegenden Abänderungsanträgen, die Re-
gierung könne der Ziehung einer engeren Grenze nicht zuſtimmen.
Der Artikel, betreffend die Eintheilung in Bezirke, wurde gleichfalls
unverändert angenommen.


Das Abgeordnetenhaus überwies
die Petition der Liquidatoren der ungariſchen Wafſenfabrik
um Freigabe der Caution von 200,000 Gulden dem Finanzausſchuſſe.


Bei der heutigen Eröffnung der Bundes-
verſammlung
gedachte der Alterspräſident im Ständerath in
warmen Worten der Entdeckung Kochs.


Parnell iſt zunächſt nicht nach Cork
abgereist; er beabſichtigt, der heute Nachmittag ſtattfindenden
Verſammlung der iriſchen Deputirten beizuwohnen.


In der heutigen Verſammlung der der
nationaliſtiſchen Partei angehörenden Mitglieder der Muni-
cipalität
wurde mit 29 gegen 12 Stimmen eine Reſolution
angenommen, welche erklärt, daß Parnell der Chef der
nationaliſtiſchen Partei bleiben
ſolle.


Königin Wilbelmine und die
Königin-Mutter ſind heute früh von Loo hier eingetroffen
und haben ſich alsbald nach dem Palais Noordeinde begeben.
Geſtern Abend fand am Sarge des Königs ein Gottesdienſt
in Gegenwart der beiden Königinnen ſtatt.


Der königliche Leichenzug traf
um 4 Uhr auf dem Staatsbahnhof unter Glockengeläute und
Artillerieſalven ein und wurde unter großer Cortège nach dem
Palais in Nordende gebracht, wo der Zug um 5¼ Uhr ein-
traf. Der Sarg wurde im Trauergemache des dortigen Palais
aufgebahrt.


Die Trauerfeier am Sarge des
Königs iſt in erhebendſter Weiſe verlaufen. Eine nach Tauſenden
zählende Menge folgte der Ueberführung des Sarges nach dem
Bahnhofe, von wo derſelbe um 11 Uhr 35 Min. mittelſt
Sonderzugs nach Haag überführt wurde.


Dem Vernehmen nach erſcheint der
Antrag der niederländiſchen Regierung, neuerdings
eine Friſt zur Erklärung über die Einfuhrzölle im Congo-
Staat
zu gewähren, unausführbar, weil es einer neuen Con-
ferenz zur Verſtändigung hierüber bedürfte, eine ſolche zu be-
rufen aber bis zum 2. Januar 1891, dem Tage des Ablaufens
der gegenwärtigen Friſt, unmöglich wäre. (S. oben.)


Nachrichten vom Congo berichten, daß
größere Banden arabiſcher Sklavenhändler, welche ſich
gegen Sankurn in Bewegung geſetzt hatten, mit erheblichen Ver-
luſten durch die Truppen des Lagers am Sankuru unter Lieute-
nant Descamps zurückgeworfen worden ſind. — Bei Banana
wurden bedeutende Vorräthe von Feuerwaffen, welche für
Rechnung der Nieuwe Afrikaanſche Vennootſchap von Rotterdam
eingeführt worden, angehalten und beſchlagnahmt.


Prinz Waldemar iſt heute
abgereist, um ſich über Korſoer und Kiel nach Holland zur
Theilnahme an der Leichenfeier zu begeben.


Es iſt Thauwetter eingetreten,
die Zugänge zu den Häfen werden durch Eisbrecher freigemacht.


Carnot empfing heute Nachmittag den
bayeriſchen Geſchäftsträger Frhrn. v. Tucher. — Die vierte Sub-
commiſſion des Zollanſchluſſes erhöhte die Zölle auf Stein-
geſchirre und bemalte Fayencen. — Die Abgeordneten Leydet und
Peytral brachten ein Amendement zum Fi’nanzbudget ein,
welches die Aufhebung des Zündholzmonopols betrifft. — Heute
erſchien der Bericht über die Arbeitsverhältniſſe in den
Niederlanden und in Luxemburg.


Die Kammer erklärte ohne Debatte die
Wahl Raynands für ungültig. — Freycinets Befinden hat
ſich gebeſſert.


Profeſſor Péan ſetzt die Impfungen mit
Koch’ſcher Lymphe fort. Von den Patienten weiſen zwei Lupus-
Erkrankte eine ſichtbare Befferung auf; ihre Heilung iſt nicht un-
wahrſcheinlich. Die Doctoren Gérard, Léon Petit und Gonel,
welche aus Berlin Lomphe mitbrachten, haben heute mit der
Impfung Phthiſis-Kranker begonnen. Es ſind dies die erſten Ver-
ſuche in Frankreich mit dem Koch’ſchen Mittel.


Der König hat heute ſeinen Leibarzt
und einen anderen Hofarzt zum Studium des Koch’ſchen Heil-
verfahrens
nach Berlin geſendet.


Nachrichten aus Wladiwoſtock
zufolge wird aus Tientſin gemeldet, daß es unter der
Bevölkerung gähre. Durch Ueberſchwemmung brodlos ge-
worden, drohe der Pöbel, die Europäer umzubringen
und dann nach Pecking zu ziehen, um mit dem Kaiſer ab-
zurechnen. Uebrigens ankerten gegenwärtig vor Tientſin zum
Schutze der Europäer vier chineſiſche, je ein franzöſiſches und
ein amerikaniſches Kriegsſchiff.


Die ruſſiſche Yacht „Roxane“ iſt
hier eingelaufen. Die Großfürſtin Stane, die Herzogin von Leuchten-
berg und Prinzeſſin Anna ſind mit der Yacht angekommen und zu
Wagen nach Cetinje weitergereist.


Eine Botſchaft des Präſidenten
Harriſon an den Congreß erklärt es für nothwendig,
einige Monate abzuwarten, um die Wirkung der Silber-
acte
auf Silber und die davon abhängigen Werthe feſtzu-
ſtellen; vorläufig habe das Geſetz allgemein einen wohlthätigen
Einfluß auf die Geſchäfte ausgeübt. Der beträchtliche Gold-
vorrath der Vereinigten Staaten werde den Abſchluß einer
internationalen Vereinbarung über den unein-
geſchränkten Gebrauch des Silbers
fördern, ſowohl
in geprägtem als ungeprägtem Zuſtande. Bezüglich der
MacKinley-Bill erklärt die Botſchaft es nicht für zweck-
mäßig, eine Veränderung vorzunehmen, bevor nicht allgemein
vollſtändige Erfahrungen über die Wirkung derſelben vorliege.
Bisher ſei nicht bewieſen, daß der Tarif für die Intereſſen des
Handels und der Induſtrie der Vereinigten Staaten nach-
theilig ſei; eher ſei das Gegentheil der Fall. Die Botſchaft er-
wähnt ferner, daß die Beziehungen zu allen Staaten Europa’s
und des Orients freundlich ſeien; die Verbindung mit den ameri-
kaniſchen Staaten ſei durch den panamerikaniſchen Congreß ver-
ſtärkt. Der Präſident hofft, daß die Mächte das Schiſſfahrts-
reglement annehmen werden.




S. M. S. „Niobe“ iſt am 29. Novem
ber in La Guayra eingetroffen und beabſichtigt, am 9. December
nach Barbadoes in See zu gehen.



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2) Die auf die Injection eintretende Reaction verläuft nicht immer<lb/>
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3) Ein &#x017F;icheres Urtheil über die Frage definitiver Heilung tuber-<lb/>
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[3/0003] Morgenblatt Nr. 334. München, Dienſtag Allgemeine Zeitung 2. December 1890. Aerzte Dr. Löſch vom 13. Inf.-Reg. und Dr. Koch vom 8. Inf.-Reg. gegenſeitig verſetzt; den Buchhalter Vocke der Zahlungsſtelle des II. Armeecorps in den erbetenen Ruheſtand treten laſſen; den Director des Generalanditoriats und functionirenden Juſtitiar des Kriegsmini ſteriums, Generalanditeur Ritter v. Knötzinger, in die erſte Rang- claſſe, dann die Oberanditeure Ritter v. Erl und Grimm des General- anditeriats in die zweite Rangclaſſe der Beamten der Militärverwaltung vorrücken laſſen; der Adjutanten-Function wurden enthoben: der Prem.- Lient. Ipfelkofer, Vat.-Adj. im 6. Inf.-Reg., und der Sec.-Lieut. Frhr. v. Leonrod, Reg.-Adj. im 1. Ul.-Reg.; dagegen wurden ernannt: zu Regimentsadjntanten: der Prem.-Lieut. Hoffmann im 2. Chev.-Reg. und der Sec.-Lieut. Frhr. von und zu Guttenberg im 1. Ul.- Reg.; zum Bataillonsadjutanten: der Sec.-Lieut. Schönwerth im 6. Inf.-Reg. München, 1. December. * Allerhöchſte Anerkennung. Se. k. Hoh. der Prinz- Regent hat angeordnet, daß der 3. Compagnie 1. Pionier- bataillons für ihre ebenſo umſichtige als unter ſchwierigen Verhältniſſen ausdauernde Thätigkeit und die hiedurch erzielten erfolgreichen Leiſtungen anläßlich der jüngſten Ueberſchwemmungen bei Ingolſtadt die allerhöchſte Anerkennung ausgeſprochen werde. * Hof- und Perſonalnachrichten. Prinz und Prin- zeſſin Arnulf haben für morgen als Gäſte geladen die Gene- rale der Infanterie v. Fries, v. Muck und v. Fleſchnez, die General- majors Blume, v. Malaiſé und Frhr. v. Hertling, die Oberſten Vogel, Neiſer, Böck, Frhrn. v. Branca und Neureuther, die Oberſtlientenants Heerwagen, Frhr. v. Horn, Frhr. v. Riedheim und Günther, die Majore Noſenbuſch, Frhr. v. Kreß, Frhr. v. Priel- mayer und Kery, ſowie Intendanturrath Müller. Für den beur- lanbten Adjutanten, Hauptmann Frhr. v. Gumppenberg hat die Function Frhr. von der Tann, Major, übernommen. — Cultus- miniſter Dr. v. Müller iſt von ſeiner Inſpectionsreiſe nach Ober- und Mittelfranken geſtern Abend wieder hieher zurückgekehrt. * Wie wir erfahren, haben bereits in Univerſitätskreiſen Vor- beſprechungen behufs Errichtung eines Monumentes für den verſtorbenen Geheimrath Dr. v. Nußbaum ſtattgefunden. Bei der Bedeutung und Beliebtheit des Verſtorbenen wird die Anregung ſicher auf fruchtbaren Boden fallen. * Pagentag. Im Hôtel „Bayeriſcher Hof“ fand heute Abends 8 Uhr der ſogenannte Pagentag (Zuſammenkunft der früheren Angehörigen der Pagerie) ſtatt. * Die Einfuhr von Rindvieh aus Italien wurde vom kgl. Miniſterium des Innern, im Einverſtändniſſe mit dem Reichs- rmte des Innern, fü die Städte München, Roſenheim, Ingol- ſtadt, Landshut, Kaiſerslautern, Ludwigshafen, Speyer, Pirmaſens, Neuſtadt a. H., Frankenthal, Zweibrücken, St. Ingbert, Landau in der Pfalz, Regensburg, Amberg, Nürnberg, Fürth, Erlangen, Bamberg, Bayreuth, Hof, Würzburg, Aſchaffenburg, Neu-Ulm, Augsburg und Lindau durch Miniſterialentſchließung vom 29. Nov. bis auf Weiteres bewilligt. Die Erlaubniß zur Einfuhr iſt jedoch an die Bedingungen geknüpſt, daß die Sendungen von Urſprungs- zeugniſſen begleitet ſind, in welchen auch die Geſundheit der Thiere beſtätigt iſt, daß die einzuführenden Viehſtücke an der Grenz- eingangsſtelle vor ihrer Zulaſſung in das Reichsgebiet durch den inländiſchen (deutſchen) Grenzcontrolthierarzt unterſucht und — wenn ſeuchenfrei befunden — mittelſt der Eiſenbahn in geſchloſſenen Waggons, ohne Umladung und unter thunlichſter Vermeidung von Transportverzögerungen, an ihren Beſtimmungsort behufs als- baldiger Abſchlachtung in dem ſtädtiſchen Schlachthauſe übergeführt verden. Von der vorſtehenden Bewilligung und den Bedingungen derſelben iſt den betheiligten Stadtmagiſtraten (Bürgermeiſtern) und einſchlägigen Geſchäftsintereſſenten ſofort Kenntniß zu geben; ebenſo ſind Controlvorſchriften zu treffen, welche geeignet ſind, einen Mißbrauch der ertheilten Einfuhrbewilligung zu verhüten. Sollte noch für andere, mit öffentlichen Schlachthäuſern verſehene Städte dieſe Einfuhrbewilligung veranlaßt erſcheinen, ſo iſt ſofort bezüglicher Antrag zu ſtellen. * Kaufmänniſcher Verein München. Am Dienſtag den 2. December hält Hr. Legationsrath Dr. Ludwig Troſt im Saale des katholiſchen Caſinos einen Vortrag über „König Ludwig I. in ſeinen Briefen an ſeinen Sohn König Otto von Griechenland“. Der Inhalt dieſes Vortrages iſt aus bisher noch nicht benützten archivaliſchen Quellen geſchöpft und gibt intereſſante Beiträge zur Beurtheilung des Lebens und Strebens König Ludwigs I., ſowie ſeines Verhältniſſes zu Griechenland. * Die Bürgerſängerzunft begeht in dieſem Monat ihre fünfzigſte Stiſtungsfeier. Die Feſtlichkeiten finden im Saale von Kils Coloſſeum nach folgendem Programm ſtatt: 9. Dec. Jubi- läumsconcert, Anfang 8 Uhr; 13. Dec. Stiſtungsfeſt in dem Rituale der Nürnberger Meiſterſinger: Einzünſtung, Sängertag, Frei- ſprechung und Ehrung, Anfang 8 Uhr; 14. Dec. Muſikabend mit Feſtſpiel, Vorträge der Muſikcapelle der Bürgerſängerzunft, An- fang 7 Uhr. * Der Lehrergeſangvere in München veranſtaltet Mittwoch den 3. December ein Concert in „Kils Coloſſeum“ unter Mitwirkung des k. Hofmuſikers Hrn. Ludwig Vollnhals. Orcheſter: Capelle Jäger. Das Programm enthält u. a. die Ouverture zur Oper: „Euryanthe“, von C. M. v. Weber; Vorſpiel zur Oper: „Loreley“ von Max Bruch n. ſ. f. Telegraphiſche Nachricht Privattelegramme der Allgemeinen Zeitung. &#xfffc; Berlin, 1. Dec. Die erſte Leſung des Neichshaus- haltsetats iſt kaum vor dem 8. December zu erwarten; bis dahin wird der Landtag mit den erſten Leſungen ſeiner Vor- lagen fertig ſein. Im Reichstage ſollen neben der Förde- rung der Etatsarbeiten alle neuen Vorlagen bis zur Weihnachts- pauſe, die ungefähr am 18. December beginnen dürſte, erledigt werden. Nach Neujahr ſoll mit der zweiten Leſung der Ge- werbeordnungsnovelle begonnen werden. △○ Berlin, 1. Dec. Miniſter v. Maybach verſprach dem Landesdirector v. Hammerſtein (Hannover) die Förderung des Rhein-Weſer-Elbe-Canals, da derſelbe die Eiſenbahnen entlaſte. ** Berlin, 1. Dec. Profeſſor Koch, der eine Einladung zum heutigen Galadîner im königlichen Schloß erhalten hatte, entſchuldigte ſeine Abweſenheit durch eine leichte Unpäßlichkeit. C. B. Wien, 1. Dec. Die „Wiener Zeitung“ ſchreibt: Die Sitzung des oberſten Sanitätsrathes am 29. Nov. wurde mit der Mittheilung des Präſidenten eröffnet, daß die nach Berlin entſendeten Mitglieder ihre Miſſion beendet haben und telegraphiſcher Mittheilung zufolge eine Sendung Koch’ſcher Injectionsflüſſigkeit für die öſterreichiſchen Krankenanſtalten abgegangen iſt. Oberſanitätsrath Weichſel- baum berichtete über das Ergebniß ſeiner Berliner Studien- reiſe und gelangte dabei zu nachſtehenden Schlußfolgerungen: 1) Kochs Mittel ſtellt ein äußerſt empfindliches Reagens hin- ſichtlich des Beſtehens tuberculöſer Proceſſe im Organismus dar und bildet daher ein ſehr wichtiges diagnoſtiſches Hülfsmittel. 2) Die auf die Injection eintretende Reaction verläuft nicht immer nach dem von Koch beſchriebenen Typus, ſondern kann mannichfache Abweichungen darbieten, ohne daß gegenwärtig anzugeben möglich iſt, welche Factoren dieſe Abweichungen bedingen. Deßhalb und weil die allgemeine und örtliche Reaction mitunter einen ſehr ſchweren, ſelbſt lebensgefährlichen Charakter annehmen kann, iſt fortwährende ärztliche Ueberwachung der mit dem Koch’ſchen Mittel behandelten Kranken und Vorſorge für raſche ärztliche Hülfeleiſtung unumgänglich nothwendig. 3) Ein ſicheres Urtheil über die Frage definitiver Heilung tuber- culöſer Proceſſe durch Kochs Mittel allein oder in Verbindung mit anderen Behandlungsarten iſt wegen der Kürze der Beobachtungsdauer dermalen noch nicht abzugeben, dagegen ſchon jetzt zu behaupten, daß die Alteration tuberculöſer Gewebe durch Mittel in der Richtung erfolgt, daß eine Ausheilung des Krankheitsproceſſes angebahnt wird. Ebenſo iſt anzunehmen, daß mit der Auffindung des Koch’ſchen Mittels der Weg für zukünftige Behandlung von infectiöſen Krankheiten angedentet iſt. Der oberſte Sanitätsrath trat dieſen Anſchauungen bei und beſchloß nach eingehender Er- örterung über die Anwendung des Heilverfahrens in Kranken- anſtalten und in der Privatpraxis auf Antrag Weichſelbaums, ſich dahin auszuſprechen, daß behufs objectiver wiſſenſchaftlicher Prüfung des Koch’ſchen Heilverfahrens die Univerſitätskliniken und großen Krankenanſtalten mit Injectionsflüſſigkeit zu verſehen, zugleich aber anzuhalten wären, über die Ergebniſſe der Unterſuchungen einen er- ſchöpfenden wiſſenſchaftlichen Bericht dem Miniſterium des Innern vorzu- legen. Weiterhin erklärte der oberſte Sanitätsrath die ambulatoriſche Be- handlung der Kranken nach dem Koch’ſchen Heilverfahren ohne andanernde ärztliche Ueberwachung für unzuläſſig und beantragte die An- wendung des Heilverfahrens den Aerzten nur nach vorausgegangener Anzeige bei der politiſchen Behörde und Nachweiſung der Provenienz der Lymphe zu geſtatten. N. Wien, 1. Dec. Das „Fremdenblatt“ meldet: Die acht deutſchen Commiſſare zu den Handelsvertragsverhand- lungen ſind bereits in Wien eingetroffen, und zwar zwei Ver- treter der Reichsregierung, zwei ſächſiſche, zwei bayeriſche und zwei Vertreter anderer ſüddeutſcher Regierungen. Es wäre unter allen Umſtänden bei der Unkenntniß der deutſchen Vorſchläge eine reine Conjecturalpolitik, heute über die Möglichkeit oder Wahrſcheinlich- keit des Endreſultats eine Anſicht auszuſprechen. Die Intereſſen beider Reiche weiſen unaufhaltſam darauf hin, daß das Ziel, ein Tarifvertrag, erreicht werde. □ Brüſſel, 1. Dec. Die Congo-Regierung ſchlägt den Signatarmächten der Brüſſeler Afrika-Conferenz vor, auf Hollands Anſuchen eine neue Bedenkfriſt zu gewähren. Telegramme des Wolff’ſchen Bureaus. * Berlin, 1. Dec. An der Galatafel anläßlich der Jubelfeier der Thronbeſteigung des Großen Kurfürſten (vgl. auch Deutſches Reich. D. R.) nahmen an der Seite des Kaiſers Prinz Friedrich Leopold und der Kronprinz von Griechenland, gegen- über Graf Moltke zwiſchen dem Generaloberſten v. Pape und dem Reichs- kanzler, ferner die in der Garde dienenden Prinzen, die Generalität, die Miniſter und die Commandeure der vier erſten Leib- regimenter theil. Im ganzen waren 156 Gedecke aufge- legt. Die Muſik ſtellten die ſchleſiſchen Cüraſſiere des Re- giments „Großer Kurfürſt“. Während der Tafel hielt der Kaiſer ein Anſprache, in der er nach einem hiſtoriſchen Rückblick auf die damalige Zeit bervorhob, was der Kurfürſt für die militäriſche und die ſittliche Hebung des Volkes gethan. Seine Schöpfungen bildeten die Baſis, auf welcher das Reich auferſtand. Er, der Kaiſer, wiederhole die Worte Friedrich des Großen: „der hat viel gethan“, und rufe beſonders den Herren vom Regiment „Großer Kurfürſt“ zu: „Wir wollen fortfahren auf der Bahn Meines großen Ahnherrn, feſthalten an Gottesfurcht, Treue, Hingebung und Gehorſam. Ich trinke auf das Wohl Brandenburgs. Hurrah!“ * Berlin, 1. Dec. Die Arbeiterſchutzcommiſſion des Reichstags begann heute (wie ſchon in einer Privatdepeſche des geſtrigen Abendblattes kurz berichtet) die zweite Berathung der Gewerbeordnungsnovelle auf Grund der Vorberathung der Sub- commiſſion. Die ſocialdemokratiſchen Mitglieder ſtehen gegenüber den Compromißanträgen der übrigen Parteien von eigenen An- trägen ab und behalten ſich dieſelben für das Plenum vor. Zu- nächſt wurde ein neuer §. 40a angenommen, wonach in ſolchen offenen Verkaufsſtellen, deren Bedienſtete an Sonn- und Feſttagen nicht zu beſchäftigen ſind, auch der Gewerbebetrieb nicht ſtattfinden darf, ferner §. 55a, wonach an Sonn- und Feſttagen der Gewerbe- betrieb im Umherziehen mit Ausnahme künſtleriſcher Leiſtungen verboten iſt. Sodann wurde bei §. 105a ein Compromißantrag angenommen, wonach die Gewerbetreibenden ihre Arbeiter zum Arbeiten an Sonn- und Feſttagen nicht verpflichten können. Zu §. 105 b (Sonntagsruhe in Bergwerken, Salinen ꝛc.) ſetzte die Com- miſſſon unter Abänderung des Beſchluſſes erſter Leſung eine 24ſtündige Sonntagsruhe feſt und beſchloß zu Abſatz 2 (Sonn- tagsruhe im Handelsgewerbe), ebenfalls unter Abänderung des Beſchluſſes erſter Leſung, Einſchränkung der Sonntagsarbeit im Handelsgewerbe durch Ortsſtatut zuzulaſſen. Mit dieſen Abände- rungen wurde der ganze Paragraph genehmigt. * Berlin, 1. Dec. Die heute hier eröffnete, von zahlreichen Induſtrieverbänden, Handelskammern und gewerblichen Inſtituten beſchicke Conferenz für den Schutz gewerblichen Eigen- thums, welcher Commiſſarien des Reichsamts des Innern und des Handelsminiſters, ſowie der Präſident des Patentamts bei- wohnten, wählte den Abg. Dr. Hammacher zum Vorſitzenden und Hrn. Henneberg (Berlin) zu deſſen Stellvertreter. Die Conſerenz ſprach ſich einſtimmig für die Bildung einer Reichs- centralſtelle zum Schutz des gewerblichen Eigenthums aus, bejahte einſtimmig die Frage, ob es geboten erſcheine, bei Berathung der neuen Schutzgeſetze die Frage des Anſchluſſes an die Staatenunion für den Schutz des gewerblichen Eigenthums zu berückſichtigen, überwies die Frage, ob ſich ein ſolcher Anſchluß empfehle, einer Section zur Vorberathung und genehmigte einſtimmig eine Reſo- lution, wonach ſich für alle Gebiete des gewerblichen Eigenthums die Anwendung des Grundſatzes civil- und ſtrafrechtlicher Verant- wortlichkeit empfehle. Die Conferenz hat ſodann heute Nach- mittag eine Reihe von Theſen angenommen, welche Reformen der Markenſchutzgeſetzgebung betreffen und welche die fer- nere Beibehaltung des bloßen Anmeldeverfahrens verwerfen, die Anmeldung ſämmtlicher Waarenzeichen ausſchließlich einer von Angebörigen der Induſtrie und des Handels und von richterlichen Beamten beſetzten Centralſtelle überweiſen und den Klageweg gegen die Entſcheidungen dieſer Centralſtelle beim Reichsgericht oder bei einer mit dieſer Centralbehörde ſelbſt geſchaffenen oberſten Inſtanz regeln wollen. Alsdann begann die Berathung der Specialfrage der Patente. Fortſetzung morgen. * Berlin, 1. Dec. Die Abendblätter beſtätigen das Gr- rücht, daß der Spender einer Million Mark für die Koch’ſche Heilanſtalt der Geh. Commercienrath v. Bleich- röder iſt; außer der Million überwies derſelbe dazu noch Baugründe. * Frankfurt a. M., 1. Dec. Auf dem Bauplatze der elektriſchen Ausſtellung hat ſich abermals ein Unfall er- eignet. Durch den Einſturz eines Gerüſtes wurde ein Arbeiter ernſtlicher, drei andere unbedeutend verletzt. Die Sachbeſchädigung iſt unerheblich. * Wien, 1. Dec. Der niederöſterreichiſche Landtag nahm Artikel 1 des Geſetzentwurfs über Groß-Wien, welcher den Um- fang des neuen Gemeindegebiets betrifft, an. Der Statthalter er- klärte gegenüber den vorliegenden Abänderungsanträgen, die Re- gierung könne der Ziehung einer engeren Grenze nicht zuſtimmen. Der Artikel, betreffend die Eintheilung in Bezirke, wurde gleichfalls unverändert angenommen. * Peſt, 1. Dec. Das Abgeordnetenhaus überwies die Petition der Liquidatoren der ungariſchen Wafſenfabrik um Freigabe der Caution von 200,000 Gulden dem Finanzausſchuſſe. * Bern, 1. Dec. Bei der heutigen Eröffnung der Bundes- verſammlung gedachte der Alterspräſident im Ständerath in warmen Worten der Entdeckung Kochs. * London, 1. Dec. Parnell iſt zunächſt nicht nach Cork abgereist; er beabſichtigt, der heute Nachmittag ſtattfindenden Verſammlung der iriſchen Deputirten beizuwohnen. * Dublin, 1. Dec. In der heutigen Verſammlung der der nationaliſtiſchen Partei angehörenden Mitglieder der Muni- cipalität wurde mit 29 gegen 12 Stimmen eine Reſolution angenommen, welche erklärt, daß Parnell der Chef der nationaliſtiſchen Partei bleiben ſolle. * Haag, 1. Dec. Königin Wilbelmine und die Königin-Mutter ſind heute früh von Loo hier eingetroffen und haben ſich alsbald nach dem Palais Noordeinde begeben. Geſtern Abend fand am Sarge des Königs ein Gottesdienſt in Gegenwart der beiden Königinnen ſtatt. * Haag, 1. Dec. Der königliche Leichenzug traf um 4 Uhr auf dem Staatsbahnhof unter Glockengeläute und Artillerieſalven ein und wurde unter großer Cortège nach dem Palais in Nordende gebracht, wo der Zug um 5¼ Uhr ein- traf. Der Sarg wurde im Trauergemache des dortigen Palais aufgebahrt. * Loo, 1. Dec. Die Trauerfeier am Sarge des Königs iſt in erhebendſter Weiſe verlaufen. Eine nach Tauſenden zählende Menge folgte der Ueberführung des Sarges nach dem Bahnhofe, von wo derſelbe um 11 Uhr 35 Min. mittelſt Sonderzugs nach Haag überführt wurde. * Brüſſel, 1. Dec. Dem Vernehmen nach erſcheint der Antrag der niederländiſchen Regierung, neuerdings eine Friſt zur Erklärung über die Einfuhrzölle im Congo- Staat zu gewähren, unausführbar, weil es einer neuen Con- ferenz zur Verſtändigung hierüber bedürfte, eine ſolche zu be- rufen aber bis zum 2. Januar 1891, dem Tage des Ablaufens der gegenwärtigen Friſt, unmöglich wäre. (S. oben.) * Brüſſel, 1. Dec. Nachrichten vom Congo berichten, daß größere Banden arabiſcher Sklavenhändler, welche ſich gegen Sankurn in Bewegung geſetzt hatten, mit erheblichen Ver- luſten durch die Truppen des Lagers am Sankuru unter Lieute- nant Descamps zurückgeworfen worden ſind. — Bei Banana wurden bedeutende Vorräthe von Feuerwaffen, welche für Rechnung der Nieuwe Afrikaanſche Vennootſchap von Rotterdam eingeführt worden, angehalten und beſchlagnahmt. * Kopenhagen, 1. Dec. Prinz Waldemar iſt heute abgereist, um ſich über Korſoer und Kiel nach Holland zur Theilnahme an der Leichenfeier zu begeben. * Helſingfors, 1. Dec. Es iſt Thauwetter eingetreten, die Zugänge zu den Häfen werden durch Eisbrecher freigemacht. * Paris, 1. Dec. Carnot empfing heute Nachmittag den bayeriſchen Geſchäftsträger Frhrn. v. Tucher. — Die vierte Sub- commiſſion des Zollanſchluſſes erhöhte die Zölle auf Stein- geſchirre und bemalte Fayencen. — Die Abgeordneten Leydet und Peytral brachten ein Amendement zum Fi’nanzbudget ein, welches die Aufhebung des Zündholzmonopols betrifft. — Heute erſchien der Bericht über die Arbeitsverhältniſſe in den Niederlanden und in Luxemburg. * Paris, 1. Dec. Die Kammer erklärte ohne Debatte die Wahl Raynands für ungültig. — Freycinets Befinden hat ſich gebeſſert. * Paris, 1. Dec. Profeſſor Péan ſetzt die Impfungen mit Koch’ſcher Lymphe fort. Von den Patienten weiſen zwei Lupus- Erkrankte eine ſichtbare Befferung auf; ihre Heilung iſt nicht un- wahrſcheinlich. Die Doctoren Gérard, Léon Petit und Gonel, welche aus Berlin Lomphe mitbrachten, haben heute mit der Impfung Phthiſis-Kranker begonnen. Es ſind dies die erſten Ver- ſuche in Frankreich mit dem Koch’ſchen Mittel. * Rom, 1. Dec. Der König hat heute ſeinen Leibarzt und einen anderen Hofarzt zum Studium des Koch’ſchen Heil- verfahrens nach Berlin geſendet. * St. Petersburg, 1. Dec. Nachrichten aus Wladiwoſtock zufolge wird aus Tientſin gemeldet, daß es unter der Bevölkerung gähre. Durch Ueberſchwemmung brodlos ge- worden, drohe der Pöbel, die Europäer umzubringen und dann nach Pecking zu ziehen, um mit dem Kaiſer ab- zurechnen. Uebrigens ankerten gegenwärtig vor Tientſin zum Schutze der Europäer vier chineſiſche, je ein franzöſiſches und ein amerikaniſches Kriegsſchiff. * Cattaro, 1. Dec. Die ruſſiſche Yacht „Roxane“ iſt hier eingelaufen. Die Großfürſtin Stane, die Herzogin von Leuchten- berg und Prinzeſſin Anna ſind mit der Yacht angekommen und zu Wagen nach Cetinje weitergereist. * Waſhington, 1. Dec. Eine Botſchaft des Präſidenten Harriſon an den Congreß erklärt es für nothwendig, einige Monate abzuwarten, um die Wirkung der Silber- acte auf Silber und die davon abhängigen Werthe feſtzu- ſtellen; vorläufig habe das Geſetz allgemein einen wohlthätigen Einfluß auf die Geſchäfte ausgeübt. Der beträchtliche Gold- vorrath der Vereinigten Staaten werde den Abſchluß einer internationalen Vereinbarung über den unein- geſchränkten Gebrauch des Silbers fördern, ſowohl in geprägtem als ungeprägtem Zuſtande. Bezüglich der MacKinley-Bill erklärt die Botſchaft es nicht für zweck- mäßig, eine Veränderung vorzunehmen, bevor nicht allgemein vollſtändige Erfahrungen über die Wirkung derſelben vorliege. Bisher ſei nicht bewieſen, daß der Tarif für die Intereſſen des Handels und der Induſtrie der Vereinigten Staaten nach- theilig ſei; eher ſei das Gegentheil der Fall. Die Botſchaft er- wähnt ferner, daß die Beziehungen zu allen Staaten Europa’s und des Orients freundlich ſeien; die Verbindung mit den ameri- kaniſchen Staaten ſei durch den panamerikaniſchen Congreß ver- ſtärkt. Der Präſident hofft, daß die Mächte das Schiſſfahrts- reglement annehmen werden. * Berlin, 1. Dec. S. M. S. „Niobe“ iſt am 29. Novem ber in La Guayra eingetroffen und beabſichtigt, am 9. December nach Barbadoes in See zu gehen.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2021-09-13T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 334. München, 2. Dezember 1890, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine334_1890/3>, abgerufen am 12.06.2024.