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Allgemeine Zeitung, Nr. 35, 29. August 1914.

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Allgemeine Zeitung 29. August 1914.
[Spaltenumbruch] bei jedem die Ueberzeugung so unerschütterlich, daß wir es schaffen
werden. Wen rührte es nicht, zu sehen, wie Dorf und Stadt, arm
und reich, Väter, Brüder und Söhne dahingehen, als trügen sie das
fromme und tapfere Wort mit sich, das Roon seinem Freunde
Perthes für Düppel schrieb: "Als die Söhne auszogen, da haben
wir sie schon weggegeben, ganz und gar. Kehren sie einst unver-
letzt zurück, so sind sie ein neues Geschenk unseres gnädigen Gottes."
Und welch' Kinderspiel damals -- und es war doch eine welt-
bewegende Leistung --, gemessen an der unerhörten Aufgabe, die
unser Volk heute zu leisten bestimmt ist. Schon sind Taten voll-
bracht, die sich an die größten Kiegsleistungen des deutschen Volkes
würdig anreihen. Größere werden und müssen folgen. Wir
müssen siegen! Ehern steht der Entschluß in allen Herzen, ehern
wird ihn weiter die Tat bewähren. Wir waren von einem dichten
Lügengewebe eingesponnen. Wenn Krieg mit Druckerschwärze und
Zeitungspapier ausgefochten würde, so wäre Deutschland heute
mausetot. Frankreichs Art ist es immer gewesen, sich von phanta-
stischen Selbsttäuschungen lenken zu lassen, bis das Erwachen und
der Zusammenbruch in derselben Stunde kam.

Mit dem ungeheuren Lügenapparat aber, der in dieser Woche
von Frankreich und England in Bewegung gesetzt wurde, ist noch
ein ganz bestimmter Zweck verfolgt worden. Es war ein Kampf
um die Seelen der Neutralen. Es handelte sich darum, die
neutralen Staaten zu einer Stellungnahme gegen Deutschland und
Oesterreich-Ungarn zu bewegen, ehe die Tatsache des Schlachtfeldes
das entscheidende Wort sprach. Heute ist der erste große Sieg, der
zählt, in aller Welt bekannt und damit der Schleier der Täuschung
zerissen. Unsere Armee hat die Probe glanzvoll und über alles Maß
bestanden. Dankbar und deutsch grüßt Deutschland seine tapferen
Söhne."

Selbstverständlich hat die Siegesnachricht auch in Oesterreich-
Ungarn ein freudiges Echo erweckt:

Die Blätter beglückwünschen das verbündete deutsche Volk zu
dem überwältigenden Siege bei Metz, der sich würdig an die Siege
bei Metz vom Jahre 1870 anreihe. Die Metzer Niederlage der
Franzosen von 1914 mache alle Pläne zur Wiedereroberung Loth-
ringens vollständig zu nichte. Die Blätter heben hervor, daß es der
Sohn einer österreichischen Erzherzogin war, unter dessen Führung
die deutsche Armee diese glänzende Ruhmestat vollbrachte.

Die Truppen, die unter der Führung des Kronprinzen von
Bayern siegten, haben die Linie Luneville-Blamont-Cirey über-
schritten. Das 21. Armeekorps zog heute in Luneville ein.
Die Verfolgung beginnt reiche Früchte zu tragen. Außer zahlreichen
Gefangenen und Feldzeichen hat der an und in den Vogesen vor-
gehende linke Flügel bereits 150 Geschütze erbeutet. Die Armee
des deutschen Kronprinzen hat heute den Kampf und die Verfolgung
vorwärts Longwy fortgesetzt. Die zu beiden Seiten von Neufchateau
vorgehende Armee des Herzogs Albrecht von Württemberg schlug
heute eine über die Semois vorgedrungene französische Armee
vollständig und befindet sich in der Verfolgung. Zahlreiche Geschütze,
Feldzeichen und Gefangene, darunter mehrere Generale, sind ihr
in die Hand gefallen. Westlich der Maas gehen unsere Truppen
gegen Maubeuge vor. Eine vor ihrer Front auftretende englische
Kavallerie-Brigade ist geschlagen.



Auch in Belgien befinden wir uns auf dem Vormarsch.
Dem Londoner Reuterschen Bureau in Gent wird gemeldet:

Ein Husaren- und ein Ulanen-Regiment von der deutschen Armee
kamen am 20. August früh vor den Toren an. Der Bürgermeister
ging zu ihnen hinaus, um mit ihnen eine Besprechung zu führen.
Nachmittags langten deutsche Offiziere im Automobil an und fuhren
zum Rathaus. Die Telegraphenstationen sind geschlossen. Zahl-
reiche Flüchtlinge sind in Gent und Ostende eingetroffen.

Unsere Truppen dringen unaufhaltsam im Westen vor. Der
Nachricht von dem glänzenden Siege bei Metz und in den Vogesen
folgte die Nachricht von dem Fall von Namur. Der General-
quartiermeister Stein meldet unterm 25. d. M.:

Von der Festung Namur sind fünf Forts und die Stadt in
unserem Besitz. Vier Forts werden noch beschossen. Der Fall
scheint in Kürze bevorzustehen.

Unser König hatte an seinem Namenstag, der nach seinem
Wunsche in aller Stille nur durch Festgottesdienste und Wohltätig-
keitsakte gefeiert wurde, die große Freude, seinen Sohn, den Kron-
prinzen Rupprecht von dem Kaiser mit dem Eisernen Kreuz
1. und 2. Klasse für dessen großen Sieg bei Metz ausgezeichnet zu
[Spaltenumbruch] sehen. Der König hat sich übrigens, begleitet von dem Staats-
minister des Kgl. Hauses und des Aeußern, Dr. Grafen von Hert-
ling, und dem Kriegsminister, Generalobersten von Kreß, sowie den
Herren des Gefolges mit Sonderzug in das große Hauptquartier be-
geben. Auch der König von Württemberg hat sich ins Feld be-
geben.

Die deutsche Verwaltung Belgiens.

Mit der Verwaltung der okkupierten Teile Belgiens ist unter
Ernennung zum Generalgouverneur der Generalfeldmarschall
v. d. Goltz beauftragt worden, die Zivilverwaltung ist dem zum
Verwaltungschef ernannten Regierungspräsidenten v. Sandt
(Aachen) übertragen worden, um für die Dauer seiner Tätigkeit
das Prädikat Exzellenz beigelegt ist. Dem Verwaltungschef sind
beigegeben der Oberregierungsrat v. Wussow aus Kassel, Landrat
Dr. Kaufmann aus Euskirchen, Justizrat Trimborn, Mit-
glied des Reichstags, aus Köln, der bisherige Konsul in Brüssel
Legationsrat Kämpf, sowie der Bürgermeister v. Loebell aus
Oranienburg. Die Berufung weiterer Beamten, insbesondere
Techniker der Berg- und Bauverwaltung, ist in Aussicht genommen.
Der Generalgouverneur von der Goltz hat sich zur Uebernahme
seiner neuen Tätigkeit bereits nach Belgien begeben.



Wie zu erwarten war, sind inzwischen Namur und Longwy
genommen worden. Diese Freudenbotschaft wird am 26. ds. wie
folgt gemeldet:

Bei Namur sind sämtliche Forts gefallen, Ebenso ist Longwy
nach tapferer Gegenwehr genommen. Gegen den linken Flügel der
Armee des deutschen Kronprinzen gingen aus Verdun und östlich
starke Kräfte vor, die zurückgeschlagen sind. Das Oberelsaß ist bis
auf unbedeutende Abteilungen westlich von Kolmar von den Fran-
zosen geräumt.


Es ist wohl in keinem Kriege der Welt soviel zusammengelogen
worden, wie in diesem. Unsere Feinde in Ost und West leisten darin
Unglaubliches, und da selbstverständlich jede telegraphische Ver-
bindung mit ihnen unterbrochen ist, und wir leider auch in den
neutralen Staaten, insbesondere in Jtalien, infolge früherer Un-
terlassungssünden, die sich jetzt bitter rächen, keine oder nur wenig
Gelegenheit haben, gegen solche Lügenoerichte aufzukommen, muß
sich erst nach und nach das Gewicht der Tatsachen unserer Siege
im Feindeslande durchsetzen. Jn Frankreich und Belgien dringt
auch schon nach und nach ein Schimmer der Wahrheit durch, und
den dortigen Meldungen ist die Verlegenheit und die gewundene
Stilisierung deutlich anzumerken. Verhältnismäßig die größte
Klarheit über die wirkliche Sachlage herrscht wohl jetzt in Belgien.
Die Verzweiflung ist dort um so größer, als die Truppen sich von
den Engländern und Franzosen betrogen glauben. Seit 14 Tagen,
sagten sie, wurde uns beständig Hilfe versprochen, und wenn es
darauf ankam, standen wir allein und mußten uns totschießen lassen.



Der Kaiser hat an das Staatsministerium aus dem Haupt-
kriegsquartier nachstehendes Telegramm gerichtet:

Großes Hauptquartier, 27. August. Die Heimsuchung meiner
treuen Provinz Ostpreußen durch das Eindringen feindlicher
Truppen erfüllt mich mit herzlicher Teilnahme. Jch kenne den in
noch schwererer Zeit bewährten unerschütterlichen Mut meiner Ost-
preußen zu genau, um nicht zu wissen, daß sie stets bereit sind,
auf dem Altar des Vaterlandes Gut und Blut zu opfern und die
Schrecknisse des Krieges standhaft auf sich zu nehmen. Das Ver-
trauen der unwiderstehlichen Macht unseres heldenmütigen Heeres
und der unerschütterliche Glaube an die Hilfe des lebendigen
Gottes, der dem deutschen Volke in seiner gerechten Sache und
Notwehr bisher so wunderbaren Beistand geleistet hat, werden
niemand in der Zuversicht auf baldige Befreiung des Vaterlandes
von den Feinden ringsum wanken lassen.

Jch wünsche aber, daß alles, was zur Linderung der augen-
blicklichen Not in Ostpreußen, sowohl der von ihrer Scholle Ver-
triebenen als auch der in ihrem Besitz und Erwerb gestörten Be-
völkerung geschehen kann, als ein Akt der Dankbarkeit des Vater-
landes sogleich in Angriff genommen wird.

Ich beauftrage das Staatsministerium, im Verein mit den Be-
hörden des Staates, den provinziellen und städtischen Verbänden
und den Hilfsvereinen auf den verschiedenen Gebieten der Fürsorge
durchgreifende Maßnahmen zu treffen und mir vom Geschehenen
Meldung zu machen.
Wilhelm R.

Allgemeine Zeitung 29. Auguſt 1914.
[Spaltenumbruch] bei jedem die Ueberzeugung ſo unerſchütterlich, daß wir es ſchaffen
werden. Wen rührte es nicht, zu ſehen, wie Dorf und Stadt, arm
und reich, Väter, Brüder und Söhne dahingehen, als trügen ſie das
fromme und tapfere Wort mit ſich, das Roon ſeinem Freunde
Perthes für Düppel ſchrieb: „Als die Söhne auszogen, da haben
wir ſie ſchon weggegeben, ganz und gar. Kehren ſie einſt unver-
letzt zurück, ſo ſind ſie ein neues Geſchenk unſeres gnädigen Gottes.“
Und welch’ Kinderſpiel damals — und es war doch eine welt-
bewegende Leiſtung —, gemeſſen an der unerhörten Aufgabe, die
unſer Volk heute zu leiſten beſtimmt iſt. Schon ſind Taten voll-
bracht, die ſich an die größten Kiegsleiſtungen des deutſchen Volkes
würdig anreihen. Größere werden und müſſen folgen. Wir
müſſen ſiegen! Ehern ſteht der Entſchluß in allen Herzen, ehern
wird ihn weiter die Tat bewähren. Wir waren von einem dichten
Lügengewebe eingeſponnen. Wenn Krieg mit Druckerſchwärze und
Zeitungspapier ausgefochten würde, ſo wäre Deutſchland heute
mauſetot. Frankreichs Art iſt es immer geweſen, ſich von phanta-
ſtiſchen Selbſttäuſchungen lenken zu laſſen, bis das Erwachen und
der Zuſammenbruch in derſelben Stunde kam.

Mit dem ungeheuren Lügenapparat aber, der in dieſer Woche
von Frankreich und England in Bewegung geſetzt wurde, iſt noch
ein ganz beſtimmter Zweck verfolgt worden. Es war ein Kampf
um die Seelen der Neutralen. Es handelte ſich darum, die
neutralen Staaten zu einer Stellungnahme gegen Deutſchland und
Oeſterreich-Ungarn zu bewegen, ehe die Tatſache des Schlachtfeldes
das entſcheidende Wort ſprach. Heute iſt der erſte große Sieg, der
zählt, in aller Welt bekannt und damit der Schleier der Täuſchung
zeriſſen. Unſere Armee hat die Probe glanzvoll und über alles Maß
beſtanden. Dankbar und deutſch grüßt Deutſchland ſeine tapferen
Söhne.“

Selbſtverſtändlich hat die Siegesnachricht auch in Oeſterreich-
Ungarn ein freudiges Echo erweckt:

Die Blätter beglückwünſchen das verbündete deutſche Volk zu
dem überwältigenden Siege bei Metz, der ſich würdig an die Siege
bei Metz vom Jahre 1870 anreihe. Die Metzer Niederlage der
Franzoſen von 1914 mache alle Pläne zur Wiedereroberung Loth-
ringens vollſtändig zu nichte. Die Blätter heben hervor, daß es der
Sohn einer öſterreichiſchen Erzherzogin war, unter deſſen Führung
die deutſche Armee dieſe glänzende Ruhmestat vollbrachte.

Die Truppen, die unter der Führung des Kronprinzen von
Bayern ſiegten, haben die Linie Luneville-Blamont-Cirey über-
ſchritten. Das 21. Armeekorps zog heute in Luneville ein.
Die Verfolgung beginnt reiche Früchte zu tragen. Außer zahlreichen
Gefangenen und Feldzeichen hat der an und in den Vogeſen vor-
gehende linke Flügel bereits 150 Geſchütze erbeutet. Die Armee
des deutſchen Kronprinzen hat heute den Kampf und die Verfolgung
vorwärts Longwy fortgeſetzt. Die zu beiden Seiten von Neufchâteau
vorgehende Armee des Herzogs Albrecht von Württemberg ſchlug
heute eine über die Sémois vorgedrungene franzöſiſche Armee
vollſtändig und befindet ſich in der Verfolgung. Zahlreiche Geſchütze,
Feldzeichen und Gefangene, darunter mehrere Generale, ſind ihr
in die Hand gefallen. Weſtlich der Maas gehen unſere Truppen
gegen Maubeuge vor. Eine vor ihrer Front auftretende engliſche
Kavallerie-Brigade iſt geſchlagen.



Auch in Belgien befinden wir uns auf dem Vormarſch.
Dem Londoner Reuterſchen Bureau in Gent wird gemeldet:

Ein Huſaren- und ein Ulanen-Regiment von der deutſchen Armee
kamen am 20. Auguſt früh vor den Toren an. Der Bürgermeiſter
ging zu ihnen hinaus, um mit ihnen eine Beſprechung zu führen.
Nachmittags langten deutſche Offiziere im Automobil an und fuhren
zum Rathaus. Die Telegraphenſtationen ſind geſchloſſen. Zahl-
reiche Flüchtlinge ſind in Gent und Oſtende eingetroffen.

Unſere Truppen dringen unaufhaltſam im Weſten vor. Der
Nachricht von dem glänzenden Siege bei Metz und in den Vogeſen
folgte die Nachricht von dem Fall von Namur. Der General-
quartiermeiſter Stein meldet unterm 25. d. M.:

Von der Feſtung Namur ſind fünf Forts und die Stadt in
unſerem Beſitz. Vier Forts werden noch beſchoſſen. Der Fall
ſcheint in Kürze bevorzuſtehen.

Unſer König hatte an ſeinem Namenstag, der nach ſeinem
Wunſche in aller Stille nur durch Feſtgottesdienſte und Wohltätig-
keitsakte gefeiert wurde, die große Freude, ſeinen Sohn, den Kron-
prinzen Rupprecht von dem Kaiſer mit dem Eiſernen Kreuz
1. und 2. Klaſſe für deſſen großen Sieg bei Metz ausgezeichnet zu
[Spaltenumbruch] ſehen. Der König hat ſich übrigens, begleitet von dem Staats-
miniſter des Kgl. Hauſes und des Aeußern, Dr. Grafen von Hert-
ling, und dem Kriegsminiſter, Generaloberſten von Kreß, ſowie den
Herren des Gefolges mit Sonderzug in das große Hauptquartier be-
geben. Auch der König von Württemberg hat ſich ins Feld be-
geben.

Die deutſche Verwaltung Belgiens.

Mit der Verwaltung der okkupierten Teile Belgiens iſt unter
Ernennung zum Generalgouverneur der Generalfeldmarſchall
v. d. Goltz beauftragt worden, die Zivilverwaltung iſt dem zum
Verwaltungschef ernannten Regierungspräſidenten v. Sandt
(Aachen) übertragen worden, um für die Dauer ſeiner Tätigkeit
das Prädikat Exzellenz beigelegt iſt. Dem Verwaltungschef ſind
beigegeben der Oberregierungsrat v. Wuſſow aus Kaſſel, Landrat
Dr. Kaufmann aus Euskirchen, Juſtizrat Trimborn, Mit-
glied des Reichstags, aus Köln, der bisherige Konſul in Brüſſel
Legationsrat Kämpf, ſowie der Bürgermeiſter v. Loebell aus
Oranienburg. Die Berufung weiterer Beamten, insbeſondere
Techniker der Berg- und Bauverwaltung, iſt in Ausſicht genommen.
Der Generalgouverneur von der Goltz hat ſich zur Uebernahme
ſeiner neuen Tätigkeit bereits nach Belgien begeben.



Wie zu erwarten war, ſind inzwiſchen Namur und Longwy
genommen worden. Dieſe Freudenbotſchaft wird am 26. ds. wie
folgt gemeldet:

Bei Namur ſind ſämtliche Forts gefallen, Ebenſo iſt Longwy
nach tapferer Gegenwehr genommen. Gegen den linken Flügel der
Armee des deutſchen Kronprinzen gingen aus Verdun und öſtlich
ſtarke Kräfte vor, die zurückgeſchlagen ſind. Das Oberelſaß iſt bis
auf unbedeutende Abteilungen weſtlich von Kolmar von den Fran-
zoſen geräumt.


Es iſt wohl in keinem Kriege der Welt ſoviel zuſammengelogen
worden, wie in dieſem. Unſere Feinde in Oſt und Weſt leiſten darin
Unglaubliches, und da ſelbſtverſtändlich jede telegraphiſche Ver-
bindung mit ihnen unterbrochen iſt, und wir leider auch in den
neutralen Staaten, insbeſondere in Jtalien, infolge früherer Un-
terlaſſungsſünden, die ſich jetzt bitter rächen, keine oder nur wenig
Gelegenheit haben, gegen ſolche Lügenoerichte aufzukommen, muß
ſich erſt nach und nach das Gewicht der Tatſachen unſerer Siege
im Feindeslande durchſetzen. Jn Frankreich und Belgien dringt
auch ſchon nach und nach ein Schimmer der Wahrheit durch, und
den dortigen Meldungen iſt die Verlegenheit und die gewundene
Stiliſierung deutlich anzumerken. Verhältnismäßig die größte
Klarheit über die wirkliche Sachlage herrſcht wohl jetzt in Belgien.
Die Verzweiflung iſt dort um ſo größer, als die Truppen ſich von
den Engländern und Franzoſen betrogen glauben. Seit 14 Tagen,
ſagten ſie, wurde uns beſtändig Hilfe verſprochen, und wenn es
darauf ankam, ſtanden wir allein und mußten uns totſchießen laſſen.



Der Kaiſer hat an das Staatsminiſterium aus dem Haupt-
kriegsquartier nachſtehendes Telegramm gerichtet:

Großes Hauptquartier, 27. Auguſt. Die Heimſuchung meiner
treuen Provinz Oſtpreußen durch das Eindringen feindlicher
Truppen erfüllt mich mit herzlicher Teilnahme. Jch kenne den in
noch ſchwererer Zeit bewährten unerſchütterlichen Mut meiner Oſt-
preußen zu genau, um nicht zu wiſſen, daß ſie ſtets bereit ſind,
auf dem Altar des Vaterlandes Gut und Blut zu opfern und die
Schreckniſſe des Krieges ſtandhaft auf ſich zu nehmen. Das Ver-
trauen der unwiderſtehlichen Macht unſeres heldenmütigen Heeres
und der unerſchütterliche Glaube an die Hilfe des lebendigen
Gottes, der dem deutſchen Volke in ſeiner gerechten Sache und
Notwehr bisher ſo wunderbaren Beiſtand geleiſtet hat, werden
niemand in der Zuverſicht auf baldige Befreiung des Vaterlandes
von den Feinden ringsum wanken laſſen.

Jch wünſche aber, daß alles, was zur Linderung der augen-
blicklichen Not in Oſtpreußen, ſowohl der von ihrer Scholle Ver-
triebenen als auch der in ihrem Beſitz und Erwerb geſtörten Be-
völkerung geſchehen kann, als ein Akt der Dankbarkeit des Vater-
landes ſogleich in Angriff genommen wird.

Ich beauftrage das Staatsminiſterium, im Verein mit den Be-
hörden des Staates, den provinziellen und ſtädtiſchen Verbänden
und den Hilfsvereinen auf den verſchiedenen Gebieten der Fürſorge
durchgreifende Maßnahmen zu treffen und mir vom Geſchehenen
Meldung zu machen.
Wilhelm R.

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[528/0002] Allgemeine Zeitung 29. Auguſt 1914. bei jedem die Ueberzeugung ſo unerſchütterlich, daß wir es ſchaffen werden. Wen rührte es nicht, zu ſehen, wie Dorf und Stadt, arm und reich, Väter, Brüder und Söhne dahingehen, als trügen ſie das fromme und tapfere Wort mit ſich, das Roon ſeinem Freunde Perthes für Düppel ſchrieb: „Als die Söhne auszogen, da haben wir ſie ſchon weggegeben, ganz und gar. Kehren ſie einſt unver- letzt zurück, ſo ſind ſie ein neues Geſchenk unſeres gnädigen Gottes.“ Und welch’ Kinderſpiel damals — und es war doch eine welt- bewegende Leiſtung —, gemeſſen an der unerhörten Aufgabe, die unſer Volk heute zu leiſten beſtimmt iſt. Schon ſind Taten voll- bracht, die ſich an die größten Kiegsleiſtungen des deutſchen Volkes würdig anreihen. Größere werden und müſſen folgen. Wir müſſen ſiegen! Ehern ſteht der Entſchluß in allen Herzen, ehern wird ihn weiter die Tat bewähren. Wir waren von einem dichten Lügengewebe eingeſponnen. Wenn Krieg mit Druckerſchwärze und Zeitungspapier ausgefochten würde, ſo wäre Deutſchland heute mauſetot. Frankreichs Art iſt es immer geweſen, ſich von phanta- ſtiſchen Selbſttäuſchungen lenken zu laſſen, bis das Erwachen und der Zuſammenbruch in derſelben Stunde kam. Mit dem ungeheuren Lügenapparat aber, der in dieſer Woche von Frankreich und England in Bewegung geſetzt wurde, iſt noch ein ganz beſtimmter Zweck verfolgt worden. Es war ein Kampf um die Seelen der Neutralen. Es handelte ſich darum, die neutralen Staaten zu einer Stellungnahme gegen Deutſchland und Oeſterreich-Ungarn zu bewegen, ehe die Tatſache des Schlachtfeldes das entſcheidende Wort ſprach. Heute iſt der erſte große Sieg, der zählt, in aller Welt bekannt und damit der Schleier der Täuſchung zeriſſen. Unſere Armee hat die Probe glanzvoll und über alles Maß beſtanden. Dankbar und deutſch grüßt Deutſchland ſeine tapferen Söhne.“ Selbſtverſtändlich hat die Siegesnachricht auch in Oeſterreich- Ungarn ein freudiges Echo erweckt: Die Blätter beglückwünſchen das verbündete deutſche Volk zu dem überwältigenden Siege bei Metz, der ſich würdig an die Siege bei Metz vom Jahre 1870 anreihe. Die Metzer Niederlage der Franzoſen von 1914 mache alle Pläne zur Wiedereroberung Loth- ringens vollſtändig zu nichte. Die Blätter heben hervor, daß es der Sohn einer öſterreichiſchen Erzherzogin war, unter deſſen Führung die deutſche Armee dieſe glänzende Ruhmestat vollbrachte. Die Truppen, die unter der Führung des Kronprinzen von Bayern ſiegten, haben die Linie Luneville-Blamont-Cirey über- ſchritten. Das 21. Armeekorps zog heute in Luneville ein. Die Verfolgung beginnt reiche Früchte zu tragen. Außer zahlreichen Gefangenen und Feldzeichen hat der an und in den Vogeſen vor- gehende linke Flügel bereits 150 Geſchütze erbeutet. Die Armee des deutſchen Kronprinzen hat heute den Kampf und die Verfolgung vorwärts Longwy fortgeſetzt. Die zu beiden Seiten von Neufchâteau vorgehende Armee des Herzogs Albrecht von Württemberg ſchlug heute eine über die Sémois vorgedrungene franzöſiſche Armee vollſtändig und befindet ſich in der Verfolgung. Zahlreiche Geſchütze, Feldzeichen und Gefangene, darunter mehrere Generale, ſind ihr in die Hand gefallen. Weſtlich der Maas gehen unſere Truppen gegen Maubeuge vor. Eine vor ihrer Front auftretende engliſche Kavallerie-Brigade iſt geſchlagen. Auch in Belgien befinden wir uns auf dem Vormarſch. Dem Londoner Reuterſchen Bureau in Gent wird gemeldet: Ein Huſaren- und ein Ulanen-Regiment von der deutſchen Armee kamen am 20. Auguſt früh vor den Toren an. Der Bürgermeiſter ging zu ihnen hinaus, um mit ihnen eine Beſprechung zu führen. Nachmittags langten deutſche Offiziere im Automobil an und fuhren zum Rathaus. Die Telegraphenſtationen ſind geſchloſſen. Zahl- reiche Flüchtlinge ſind in Gent und Oſtende eingetroffen. Unſere Truppen dringen unaufhaltſam im Weſten vor. Der Nachricht von dem glänzenden Siege bei Metz und in den Vogeſen folgte die Nachricht von dem Fall von Namur. Der General- quartiermeiſter Stein meldet unterm 25. d. M.: Von der Feſtung Namur ſind fünf Forts und die Stadt in unſerem Beſitz. Vier Forts werden noch beſchoſſen. Der Fall ſcheint in Kürze bevorzuſtehen. Unſer König hatte an ſeinem Namenstag, der nach ſeinem Wunſche in aller Stille nur durch Feſtgottesdienſte und Wohltätig- keitsakte gefeiert wurde, die große Freude, ſeinen Sohn, den Kron- prinzen Rupprecht von dem Kaiſer mit dem Eiſernen Kreuz 1. und 2. Klaſſe für deſſen großen Sieg bei Metz ausgezeichnet zu ſehen. Der König hat ſich übrigens, begleitet von dem Staats- miniſter des Kgl. Hauſes und des Aeußern, Dr. Grafen von Hert- ling, und dem Kriegsminiſter, Generaloberſten von Kreß, ſowie den Herren des Gefolges mit Sonderzug in das große Hauptquartier be- geben. Auch der König von Württemberg hat ſich ins Feld be- geben. Die deutſche Verwaltung Belgiens. Mit der Verwaltung der okkupierten Teile Belgiens iſt unter Ernennung zum Generalgouverneur der Generalfeldmarſchall v. d. Goltz beauftragt worden, die Zivilverwaltung iſt dem zum Verwaltungschef ernannten Regierungspräſidenten v. Sandt (Aachen) übertragen worden, um für die Dauer ſeiner Tätigkeit das Prädikat Exzellenz beigelegt iſt. Dem Verwaltungschef ſind beigegeben der Oberregierungsrat v. Wuſſow aus Kaſſel, Landrat Dr. Kaufmann aus Euskirchen, Juſtizrat Trimborn, Mit- glied des Reichstags, aus Köln, der bisherige Konſul in Brüſſel Legationsrat Kämpf, ſowie der Bürgermeiſter v. Loebell aus Oranienburg. Die Berufung weiterer Beamten, insbeſondere Techniker der Berg- und Bauverwaltung, iſt in Ausſicht genommen. Der Generalgouverneur von der Goltz hat ſich zur Uebernahme ſeiner neuen Tätigkeit bereits nach Belgien begeben. Wie zu erwarten war, ſind inzwiſchen Namur und Longwy genommen worden. Dieſe Freudenbotſchaft wird am 26. ds. wie folgt gemeldet: Bei Namur ſind ſämtliche Forts gefallen, Ebenſo iſt Longwy nach tapferer Gegenwehr genommen. Gegen den linken Flügel der Armee des deutſchen Kronprinzen gingen aus Verdun und öſtlich ſtarke Kräfte vor, die zurückgeſchlagen ſind. Das Oberelſaß iſt bis auf unbedeutende Abteilungen weſtlich von Kolmar von den Fran- zoſen geräumt. Es iſt wohl in keinem Kriege der Welt ſoviel zuſammengelogen worden, wie in dieſem. Unſere Feinde in Oſt und Weſt leiſten darin Unglaubliches, und da ſelbſtverſtändlich jede telegraphiſche Ver- bindung mit ihnen unterbrochen iſt, und wir leider auch in den neutralen Staaten, insbeſondere in Jtalien, infolge früherer Un- terlaſſungsſünden, die ſich jetzt bitter rächen, keine oder nur wenig Gelegenheit haben, gegen ſolche Lügenoerichte aufzukommen, muß ſich erſt nach und nach das Gewicht der Tatſachen unſerer Siege im Feindeslande durchſetzen. Jn Frankreich und Belgien dringt auch ſchon nach und nach ein Schimmer der Wahrheit durch, und den dortigen Meldungen iſt die Verlegenheit und die gewundene Stiliſierung deutlich anzumerken. Verhältnismäßig die größte Klarheit über die wirkliche Sachlage herrſcht wohl jetzt in Belgien. Die Verzweiflung iſt dort um ſo größer, als die Truppen ſich von den Engländern und Franzoſen betrogen glauben. Seit 14 Tagen, ſagten ſie, wurde uns beſtändig Hilfe verſprochen, und wenn es darauf ankam, ſtanden wir allein und mußten uns totſchießen laſſen. Der Kaiſer hat an das Staatsminiſterium aus dem Haupt- kriegsquartier nachſtehendes Telegramm gerichtet: Großes Hauptquartier, 27. Auguſt. Die Heimſuchung meiner treuen Provinz Oſtpreußen durch das Eindringen feindlicher Truppen erfüllt mich mit herzlicher Teilnahme. Jch kenne den in noch ſchwererer Zeit bewährten unerſchütterlichen Mut meiner Oſt- preußen zu genau, um nicht zu wiſſen, daß ſie ſtets bereit ſind, auf dem Altar des Vaterlandes Gut und Blut zu opfern und die Schreckniſſe des Krieges ſtandhaft auf ſich zu nehmen. Das Ver- trauen der unwiderſtehlichen Macht unſeres heldenmütigen Heeres und der unerſchütterliche Glaube an die Hilfe des lebendigen Gottes, der dem deutſchen Volke in ſeiner gerechten Sache und Notwehr bisher ſo wunderbaren Beiſtand geleiſtet hat, werden niemand in der Zuverſicht auf baldige Befreiung des Vaterlandes von den Feinden ringsum wanken laſſen. Jch wünſche aber, daß alles, was zur Linderung der augen- blicklichen Not in Oſtpreußen, ſowohl der von ihrer Scholle Ver- triebenen als auch der in ihrem Beſitz und Erwerb geſtörten Be- völkerung geſchehen kann, als ein Akt der Dankbarkeit des Vater- landes ſogleich in Angriff genommen wird. Ich beauftrage das Staatsminiſterium, im Verein mit den Be- hörden des Staates, den provinziellen und ſtädtiſchen Verbänden und den Hilfsvereinen auf den verſchiedenen Gebieten der Fürſorge durchgreifende Maßnahmen zu treffen und mir vom Geſchehenen Meldung zu machen. Wilhelm R.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Susanne Haaf, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 35, 29. August 1914, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine35_1914/2>, abgerufen am 01.11.2024.