Allgemeine Zeitung, Nr. 35, 29. August 1914.29. August 1914. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
Mit den Mißerfolgen Frankreichs steht es gewiß im Zusam- Paris, 27. August. In der Absicht, dem Ministerium eine Kaiser Franz Josef hat dann unter dem 27. d. M. an den Die herrlichen, den mächtigen Feind niederwerfenden Siege, Mit welcher Bravour unsere Flotte ins Zeug geht, das zeigl Der kleine Kreuzer "Magdeburg" ist bei einem Vorstoß im Der Feind im Osten. Starke russische Kräfte, die gegen die Linie Gumbinnen -- Dabei wurden 8000 Gefangene gemacht und 8 Geschütze er- Von einer beim I. Armeekorps befindlichen Kavalleriedivision Weitere russische Verstärkungen gehen nördlich des Pregel und Der Generalquartiermeister v. Stein, welcher in Vertretung Während auf dem westlichen Kriegsschauplatz die Lage des Der Feind hat die Nachricht verbreitet, daß er vier deutsche Vom österreichisch-russischen und serbischen Kriegsschauplatz Feindliche Kavallerie, die sich in den Grenzgegenden im Nor- Eine in der Richtung auf Sokol vorgedrungene feindliche Eine spätere Meldung besagt: Von dem russischen Kriegsschauplatz lassen sich schöne Erfolge Unsere Flieger erzielten in kühnen Leistungen, die sie tief in Eine weitere Meldung kommt aus Lemberg vom 22. d. M.: "Przegled Lwowski" meldet: 29. Auguſt 1914. Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch]
Mit den Mißerfolgen Frankreichs ſteht es gewiß im Zuſam- Paris, 27. Auguſt. In der Abſicht, dem Miniſterium eine Kaiſer Franz Joſef hat dann unter dem 27. d. M. an den Die herrlichen, den mächtigen Feind niederwerfenden Siege, Mit welcher Bravour unſere Flotte ins Zeug geht, das zeigl Der kleine Kreuzer „Magdeburg“ iſt bei einem Vorſtoß im Der Feind im Oſten. Starke ruſſiſche Kräfte, die gegen die Linie Gumbinnen — Dabei wurden 8000 Gefangene gemacht und 8 Geſchütze er- Von einer beim I. Armeekorps befindlichen Kavalleriediviſion Weitere ruſſiſche Verſtärkungen gehen nördlich des Pregel und Der Generalquartiermeiſter v. Stein, welcher in Vertretung Während auf dem weſtlichen Kriegsſchauplatz die Lage des Der Feind hat die Nachricht verbreitet, daß er vier deutſche Vom öſterreichiſch-ruſſiſchen und ſerbiſchen Kriegsſchauplatz Feindliche Kavallerie, die ſich in den Grenzgegenden im Nor- Eine in der Richtung auf Sokol vorgedrungene feindliche Eine ſpätere Meldung beſagt: Von dem ruſſiſchen Kriegsſchauplatz laſſen ſich ſchöne Erfolge Unſere Flieger erzielten in kühnen Leiſtungen, die ſie tief in Eine weitere Meldung kommt aus Lemberg vom 22. d. M.: „Przegled Lwowſki“ meldet: <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <pb facs="#f0003" n="529"/> <fw place="top" type="header">29. Auguſt 1914. <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi></fw><lb/> <cb/> <p>Mit den Mißerfolgen Frankreichs ſteht es gewiß im Zuſam-<lb/> menhange, daß ſein gegenwärtiges Miniſterium plötzlich abdiziert<lb/> hat. Das Wolffſche Telegraphenbureau meldet dieſe neueſte Wen-<lb/> dung in der ſprunghaften Politik Frankreichs wie folgt:</p><lb/> <cit> <quote><hi rendition="#g">Paris,</hi> 27. Auguſt. In der Abſicht, dem Miniſterium eine<lb/> breitere Baſis zu geben, überreichte der Miniſterpräſident <hi rendition="#g">Viviani</hi><lb/> geſtern dem Präſidenten das Entlaſſungsgeſuch des ganzen Kabinetts.<lb/> Der Präſident nahm dieſes an und beauftragte Viviani mit der<lb/> Neubildung des Miniſteriums. Abends unterbreitete Viviani dem<lb/> Präſidenten folgende neue Miniſterliſte: Präſidentſchaft: <hi rendition="#g">Viviani</hi><lb/> ohne Portefeuille; Juſtiz: <hi rendition="#g">Briand;</hi> Auswärtiges: <hi rendition="#g">Delcaſſé;</hi><lb/> Inneres: <hi rendition="#g">Malvy;</hi> Krieg: <hi rendition="#g">Millerand;</hi> Marine: <hi rendition="#g">Augag-<lb/> neur;</hi> Finanzen: <hi rendition="#g">Ribot;</hi> Oeffentlichen Unterricht: <hi rendition="#g">Sarraut;</hi><lb/> Oeffentliche Arbeiten: <hi rendition="#g">Sembat;</hi> Handel: <hi rendition="#g">Thomſon;</hi> Kolonien:<lb/><hi rendition="#g">Doumergue;</hi> Landwirtſchaft: Fernand <hi rendition="#g">David;</hi> Miniſter ohne<lb/> Portefeuille: Jules <hi rendition="#g">Guesde.</hi> Zum Gouverneur von Paris iſt<lb/> an Stelle des Diviſionsgenerals Michel General <hi rendition="#g">Gallieni</hi> er-<lb/> nannt worden. Michel bat um ein Kommando unter Gallieni.<lb/> Morgen ſoll ein Erlaß im Amtsblatt erſcheinen, der proviſoriſch<lb/> für die Kriegsdauer geſtattet, bei der Beförderung von Offizieren<lb/> vom Dienſtalter abzuſehen.</quote> </cit> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p>Kaiſer Franz Joſef hat dann unter dem 27. d. M. an den<lb/> Deutſchen Kaiſer noch nachſtehendes überaus herzliches Telegramm<lb/> geſandt:</p><lb/> <cit> <quote>Die herrlichen, den mächtigen Feind niederwerfenden Siege,<lb/> welche das deutſche Heer unker Deiner oberſten Führung erkämpfte,<lb/> haben ihre Grundlage und ihren Erfolg Deinem eiſernen Willen<lb/> zu danken, welcher das wuchtige Schwert ſchärfke und ſchwang.<lb/> Dem Lorbeer, der Dich als Sieger ſchmückt, möchte ich das hehrſte<lb/> militäriſche Ehrenzeichen, das wir beſitzen, anreihen dürfen, indem<lb/> ich Dich bitte, das Großkreuz Meines militäriſchen Maria-Thereſien-<lb/> ordens als Zeichen Meiner hohen Wertſchätzung in kreuer Waffen-<lb/> brüderſchaft annehmen zu wollen. Die Jnſignien ſoll Dir, keurer<lb/> Freund, ein beſonderer Abgeſandker überbringen, ſobald es Dir<lb/> genehm iſt. Wohl wiſſend, wie ſehr Du und Dein Heer die genialen<lb/> Leiſtungen des Generals der Jnfankerie v. Moltke zu ſchätzen<lb/> wiſſen, verleihe ich ihm das Kommandeurkreuz des militäriſchen<lb/> Maria-Thereſienordens.</quote> </cit><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="5"><lb/> <p>Mit welcher Bravour unſere Flotte ins Zeug geht, das zeigl<lb/> ſelbſt der <hi rendition="#g">Untergang</hi> des kleinen <hi rendition="#g">Kreuzers Magde-<lb/> burg,</hi> den wir zu beklagen haben, worüber das Wolffſche Tele-<lb/> graphenbureau nachſtehende Meldung ausgibt:</p><lb/> <cit> <quote>Der kleine Kreuzer „Magdeburg“ iſt bei einem Vorſtoß im<lb/> Finniſchen Meerbuſen in der Nähe der Inſel Odensholm im Nebel<lb/> auf Grund geraten. Hilfeleiſtung durch andere Schiffe war bei dem<lb/> dicken Wetter unmöglich. Da es nicht gelang, das Schiff abzu-<lb/> bringen, wurde es beim Eintreffen weit überlegener ruſſiſcher<lb/> Streitkräfte in die Luft geſprengt und hat ſo einen ehrenvollen<lb/> Untergang gefunden. Unter dem feindlichen Feuer wurde vom<lb/> Torpedoboot „<hi rendition="#aq">V</hi> 26“ der größte Teil der Beſatzung des Kreuzers<lb/> gerettet. Die Verluſte der „Magdeburg“ und des „<hi rendition="#aq">V</hi> 26“ ſtehen<lb/> noch nicht ganz feſt. Bisher ſind gemeldet: tot 17, verwundet 21,<lb/> vermißt 85, darunter der Kommandant der „Magdeburg“. Die Ge-<lb/> retteten werden heute in deutſchen Häfen eintreffen. Die Verluſt-<lb/> liſte wird ſobald als möglich herausgegeben werden.</quote> </cit> </div> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Der Feind im Oſten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p>Starke ruſſiſche Kräfte, die gegen die Linie Gumbinnen —<lb/> Angerburg vorgingen, griff das <hi rendition="#aq">I.</hi> Armeekorps am 20. Auguſt an<lb/> und warf den erneut auf Gumbinnen vorgehenden Feind.</p><lb/> <p>Dabei wurden 8000 Gefangene gemacht und 8 Geſchütze er-<lb/> beutet.</p><lb/> <p>Von einer beim <hi rendition="#aq">I.</hi> Armeekorps befindlichen Kavalleriediviſion<lb/> war längere Zeit keine Nachricht vorhanden. Die Diviſion hat ſich<lb/> inzwiſchen mit zwei feindlichen Kavalleriediviſionen herumgeſchlagen<lb/> und traf geſtern wieder beim <hi rendition="#aq">I.</hi> Armeekorps ein mit 500 Ge-<lb/> fangenen.</p><lb/> <p>Weitere ruſſiſche Verſtärkungen gehen nördlich des Pregel und<lb/> ſüdlich der maſuriſchen Seenlinie vor. Ueber das weitere Ver-<lb/> halten unſerer Oſtarmeen muß noch Schweigen bewahrt werden,<lb/> um dem Gegner unſere Maßnahmen nicht vorzeitig zu verraten.</p><lb/> <cb/> <p>Der Generalquartiermeiſter v. <hi rendition="#g">Stein,</hi> welcher in Vertretung<lb/> des preußiſchen Kriegsminiſteriums die Verlautbarungen und Er-<lb/> klärungen der Oeffentlichkeit gegenüber unterzeichnet, hat unterm<lb/> 24. d. M. dem Wolffſchen Telegraphenbureau eine Mitteilung ge-<lb/> macht, aus der leider hervorgeht, daß unſer Feind im Oſten aber-<lb/> mals deutſches Gebiet betreten hat, wobei es noch nicht gelang, ihn<lb/> über ſeine Grenzen zurückzuwerfen. Man kann aber nicht etwa<lb/> von einer Niederlage ſprechen, und es iſt zu erwarten, daß min-<lb/> deſtens der frühere Zuſtand wieder hergeſtellt wird. Das Tele-<lb/> gramm lautet:</p><lb/> <cit> <quote>Während auf dem weſtlichen Kriegsſchauplatz die Lage des<lb/> deutſchen Heeres durch Gottes Gnade eine unerwartet günſtige iſt,<lb/> hat auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatz der Feind deutſches Gebiet<lb/> betreten. Zahlreiche ruſſiſche Kräfte ſind in Richtung der<lb/><hi rendition="#g">Angerapp</hi> und nördlich der Eiſenbahn <hi rendition="#g">Stallupönen-<lb/> Jnſterburg</hi> vorgedrungen. Das <hi rendition="#aq">I.</hi> Armeekorps hat den Feind<lb/> bei Wirrballen in ſiegreichem Gefecht aufgehalten. Es wurde zurück-<lb/> genommen auf weiter rückwärts ſtehende Truppen. Die hier ver-<lb/> ſammelten Kräſte haben den auf Gumbinnen und ſüdlich vorgehen-<lb/> den Gegner angegriffen. Das <hi rendition="#aq">I.</hi> Armeekorps warf den gegenüber-<lb/> ſtehenden Feind ſiegreich zurück, machte 8000 Gefangene und eroberte<lb/> ſchwere Batterien. Eine zu ihm gehörende Kavalleriediviſion warf<lb/> zwei ruſſiſche Kavalleriediviſionen und brachte 500 Gefangene ein.<lb/> Die weiter ſüdlich kämpfenden Truppen ſtießen teils auf ſtarke Be-<lb/> feſtigungen, die ohne Vorbereitungen nicht genommen werden könn-<lb/> ten, teils befanden ſie ſich in ſiegreichem Fortſchreiten. Da ging<lb/> die Nachricht ein vom Vormarſch weiterer feindlicher Kräfte aus der<lb/> Richtung des <hi rendition="#g">Narews</hi> gegen die Gegend ſüdlich der maſuriſchen<lb/> Seen. Das Oberkommando glaubte, hier Gegenmaßregeln treffen<lb/> zu müſſen und zog ſeine Truppen zurück. Die Ablöſung vom Feind<lb/> erfolgte ohne jede Schwierigkeit. Der Feind folgte nicht. Die auf<lb/> dem öſtlichen Kriegsſchauplatz getroffenen Maßnahmen mußten zu-<lb/> nächſt durchgeführt und in ſolche Bahnen geleitet werden, daß eine<lb/> neue Entſcheidung geſucht werden kann. Dieſe ſteht unmittelbar<lb/> bevor.</quote> </cit><lb/> <p>Der Feind hat die Nachricht verbreitet, daß er vier deutſche<lb/> Armeekorps geſchlagen habe. Dieſe Nachricht iſt unwahr, kein deut-<lb/> ſches Armeekorps iſt geſchlagen. Unſere Truppen haben das Be-<lb/> wußtſein des Sieges und der Ueberlegenheit mit ſich genommen.<lb/> Der Feind iſt über die Angerapp bis jetzt nur mit Kavallerie gefolgt.<lb/> Längs der Eiſenbahn ſoll er <hi rendition="#g">Jnſterburg</hi> erreicht haben. Die<lb/> beklagenswerten Teile der Provinz, die dem feindlichen Einbruch<lb/> ausgeſetzt ſind, bringen dieſe Opfer im Jntereſſe des ganzen Vater-<lb/> landes. Daran ſoll ſich dasſelbe nach erfolgter Entſcheidung dank-<lb/> bar erinnern.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p>Vom öſterreichiſch-ruſſiſchen und ſerbiſchen Kriegsſchauplatz<lb/> werden ebenfalls größere und kleinere Erfolge gemeldet:</p><lb/> <cit> <quote>Feindliche Kavallerie, die ſich in den Grenzgegenden im Nor-<lb/> den von <hi rendition="#g">Lemberg</hi> bewegte, wurde auf der ganzen Linie zurück-<lb/> geworfen. Sie zog ſich fluchtartig zurück. Auf feindlicher Seite<lb/> wurde ein General gefangen genommen und ein General verwundet<lb/> ins Garniſonslazarett von Lemberg überführt. Der Feind hatte<lb/> viele Tote und Verwundete. Es wurden auch viele Gefangene ge-<lb/> macht.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Eine in der Richtung auf Sokol vorgedrungene feindliche<lb/> Koſakendiviſion der Vortruppen, verſtärkt durch Infanterie, wurde<lb/> geſtern von den Unſeren angegriffen und in kurzem Kampfe ge-<lb/> ſchlagen, wobei ein Brigade vollkommen zerſprengt wurde. Zahl-<lb/> reiche Gefangene und Kriegsmaterial wurden erbeutet.</quote> </cit><lb/> <p>Eine ſpätere Meldung beſagt:</p><lb/> <cit> <quote>Von dem ruſſiſchen Kriegsſchauplatz laſſen ſich ſchöne Erfolge<lb/> unſerer Kavallerie vermelden. In Tomaſſow wurde eine feindliche<lb/> Truppendiviſion überfallen. Zwei Koſaken-Regimenter und eines<lb/> ihrer Ulanen-Regimenter mußten flüchten. Der Angriff einer ruſſi-<lb/> ſchen Kavallerie-Diviſion iſt zuſammengebrochen. Eine ihrer<lb/> Brigaden wurde bei Turynka vernichtet, die andere wurde bei<lb/> Kamionka-Strumilowa ſehr ſtark mitgenommen.</quote> </cit><lb/> <cit> <quote>Unſere Flieger erzielten in kühnen Leiſtungen, die ſie tief in<lb/> das ruſſiſche Gebiet hineinführten, vorzügliche Aufklärungsreſultate<lb/> und riefen durch das Abwerfen von Bomben große Verwirrung in<lb/> den feindlichen Lagern und Trains hervor.</quote> </cit><lb/> <p>Eine weitere Meldung kommt aus <hi rendition="#g">Lemberg</hi> vom 22. d. M.:</p><lb/> <p>„Przegled Lwowſki“ meldet: <cit><quote>Jn der Nähe von Radziechow<lb/> an der öſterreichiſch-ungariſchen Grenze kam es vorgeſtern zu einem<lb/></quote></cit></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [529/0003]
29. Auguſt 1914. Allgemeine Zeitung
Mit den Mißerfolgen Frankreichs ſteht es gewiß im Zuſam-
menhange, daß ſein gegenwärtiges Miniſterium plötzlich abdiziert
hat. Das Wolffſche Telegraphenbureau meldet dieſe neueſte Wen-
dung in der ſprunghaften Politik Frankreichs wie folgt:
Paris, 27. Auguſt. In der Abſicht, dem Miniſterium eine
breitere Baſis zu geben, überreichte der Miniſterpräſident Viviani
geſtern dem Präſidenten das Entlaſſungsgeſuch des ganzen Kabinetts.
Der Präſident nahm dieſes an und beauftragte Viviani mit der
Neubildung des Miniſteriums. Abends unterbreitete Viviani dem
Präſidenten folgende neue Miniſterliſte: Präſidentſchaft: Viviani
ohne Portefeuille; Juſtiz: Briand; Auswärtiges: Delcaſſé;
Inneres: Malvy; Krieg: Millerand; Marine: Augag-
neur; Finanzen: Ribot; Oeffentlichen Unterricht: Sarraut;
Oeffentliche Arbeiten: Sembat; Handel: Thomſon; Kolonien:
Doumergue; Landwirtſchaft: Fernand David; Miniſter ohne
Portefeuille: Jules Guesde. Zum Gouverneur von Paris iſt
an Stelle des Diviſionsgenerals Michel General Gallieni er-
nannt worden. Michel bat um ein Kommando unter Gallieni.
Morgen ſoll ein Erlaß im Amtsblatt erſcheinen, der proviſoriſch
für die Kriegsdauer geſtattet, bei der Beförderung von Offizieren
vom Dienſtalter abzuſehen.
Kaiſer Franz Joſef hat dann unter dem 27. d. M. an den
Deutſchen Kaiſer noch nachſtehendes überaus herzliches Telegramm
geſandt:
Die herrlichen, den mächtigen Feind niederwerfenden Siege,
welche das deutſche Heer unker Deiner oberſten Führung erkämpfte,
haben ihre Grundlage und ihren Erfolg Deinem eiſernen Willen
zu danken, welcher das wuchtige Schwert ſchärfke und ſchwang.
Dem Lorbeer, der Dich als Sieger ſchmückt, möchte ich das hehrſte
militäriſche Ehrenzeichen, das wir beſitzen, anreihen dürfen, indem
ich Dich bitte, das Großkreuz Meines militäriſchen Maria-Thereſien-
ordens als Zeichen Meiner hohen Wertſchätzung in kreuer Waffen-
brüderſchaft annehmen zu wollen. Die Jnſignien ſoll Dir, keurer
Freund, ein beſonderer Abgeſandker überbringen, ſobald es Dir
genehm iſt. Wohl wiſſend, wie ſehr Du und Dein Heer die genialen
Leiſtungen des Generals der Jnfankerie v. Moltke zu ſchätzen
wiſſen, verleihe ich ihm das Kommandeurkreuz des militäriſchen
Maria-Thereſienordens.
Mit welcher Bravour unſere Flotte ins Zeug geht, das zeigl
ſelbſt der Untergang des kleinen Kreuzers Magde-
burg, den wir zu beklagen haben, worüber das Wolffſche Tele-
graphenbureau nachſtehende Meldung ausgibt:
Der kleine Kreuzer „Magdeburg“ iſt bei einem Vorſtoß im
Finniſchen Meerbuſen in der Nähe der Inſel Odensholm im Nebel
auf Grund geraten. Hilfeleiſtung durch andere Schiffe war bei dem
dicken Wetter unmöglich. Da es nicht gelang, das Schiff abzu-
bringen, wurde es beim Eintreffen weit überlegener ruſſiſcher
Streitkräfte in die Luft geſprengt und hat ſo einen ehrenvollen
Untergang gefunden. Unter dem feindlichen Feuer wurde vom
Torpedoboot „V 26“ der größte Teil der Beſatzung des Kreuzers
gerettet. Die Verluſte der „Magdeburg“ und des „V 26“ ſtehen
noch nicht ganz feſt. Bisher ſind gemeldet: tot 17, verwundet 21,
vermißt 85, darunter der Kommandant der „Magdeburg“. Die Ge-
retteten werden heute in deutſchen Häfen eintreffen. Die Verluſt-
liſte wird ſobald als möglich herausgegeben werden.
Der Feind im Oſten.
Starke ruſſiſche Kräfte, die gegen die Linie Gumbinnen —
Angerburg vorgingen, griff das I. Armeekorps am 20. Auguſt an
und warf den erneut auf Gumbinnen vorgehenden Feind.
Dabei wurden 8000 Gefangene gemacht und 8 Geſchütze er-
beutet.
Von einer beim I. Armeekorps befindlichen Kavalleriediviſion
war längere Zeit keine Nachricht vorhanden. Die Diviſion hat ſich
inzwiſchen mit zwei feindlichen Kavalleriediviſionen herumgeſchlagen
und traf geſtern wieder beim I. Armeekorps ein mit 500 Ge-
fangenen.
Weitere ruſſiſche Verſtärkungen gehen nördlich des Pregel und
ſüdlich der maſuriſchen Seenlinie vor. Ueber das weitere Ver-
halten unſerer Oſtarmeen muß noch Schweigen bewahrt werden,
um dem Gegner unſere Maßnahmen nicht vorzeitig zu verraten.
Der Generalquartiermeiſter v. Stein, welcher in Vertretung
des preußiſchen Kriegsminiſteriums die Verlautbarungen und Er-
klärungen der Oeffentlichkeit gegenüber unterzeichnet, hat unterm
24. d. M. dem Wolffſchen Telegraphenbureau eine Mitteilung ge-
macht, aus der leider hervorgeht, daß unſer Feind im Oſten aber-
mals deutſches Gebiet betreten hat, wobei es noch nicht gelang, ihn
über ſeine Grenzen zurückzuwerfen. Man kann aber nicht etwa
von einer Niederlage ſprechen, und es iſt zu erwarten, daß min-
deſtens der frühere Zuſtand wieder hergeſtellt wird. Das Tele-
gramm lautet:
Während auf dem weſtlichen Kriegsſchauplatz die Lage des
deutſchen Heeres durch Gottes Gnade eine unerwartet günſtige iſt,
hat auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatz der Feind deutſches Gebiet
betreten. Zahlreiche ruſſiſche Kräfte ſind in Richtung der
Angerapp und nördlich der Eiſenbahn Stallupönen-
Jnſterburg vorgedrungen. Das I. Armeekorps hat den Feind
bei Wirrballen in ſiegreichem Gefecht aufgehalten. Es wurde zurück-
genommen auf weiter rückwärts ſtehende Truppen. Die hier ver-
ſammelten Kräſte haben den auf Gumbinnen und ſüdlich vorgehen-
den Gegner angegriffen. Das I. Armeekorps warf den gegenüber-
ſtehenden Feind ſiegreich zurück, machte 8000 Gefangene und eroberte
ſchwere Batterien. Eine zu ihm gehörende Kavalleriediviſion warf
zwei ruſſiſche Kavalleriediviſionen und brachte 500 Gefangene ein.
Die weiter ſüdlich kämpfenden Truppen ſtießen teils auf ſtarke Be-
feſtigungen, die ohne Vorbereitungen nicht genommen werden könn-
ten, teils befanden ſie ſich in ſiegreichem Fortſchreiten. Da ging
die Nachricht ein vom Vormarſch weiterer feindlicher Kräfte aus der
Richtung des Narews gegen die Gegend ſüdlich der maſuriſchen
Seen. Das Oberkommando glaubte, hier Gegenmaßregeln treffen
zu müſſen und zog ſeine Truppen zurück. Die Ablöſung vom Feind
erfolgte ohne jede Schwierigkeit. Der Feind folgte nicht. Die auf
dem öſtlichen Kriegsſchauplatz getroffenen Maßnahmen mußten zu-
nächſt durchgeführt und in ſolche Bahnen geleitet werden, daß eine
neue Entſcheidung geſucht werden kann. Dieſe ſteht unmittelbar
bevor.
Der Feind hat die Nachricht verbreitet, daß er vier deutſche
Armeekorps geſchlagen habe. Dieſe Nachricht iſt unwahr, kein deut-
ſches Armeekorps iſt geſchlagen. Unſere Truppen haben das Be-
wußtſein des Sieges und der Ueberlegenheit mit ſich genommen.
Der Feind iſt über die Angerapp bis jetzt nur mit Kavallerie gefolgt.
Längs der Eiſenbahn ſoll er Jnſterburg erreicht haben. Die
beklagenswerten Teile der Provinz, die dem feindlichen Einbruch
ausgeſetzt ſind, bringen dieſe Opfer im Jntereſſe des ganzen Vater-
landes. Daran ſoll ſich dasſelbe nach erfolgter Entſcheidung dank-
bar erinnern.
Vom öſterreichiſch-ruſſiſchen und ſerbiſchen Kriegsſchauplatz
werden ebenfalls größere und kleinere Erfolge gemeldet:
Feindliche Kavallerie, die ſich in den Grenzgegenden im Nor-
den von Lemberg bewegte, wurde auf der ganzen Linie zurück-
geworfen. Sie zog ſich fluchtartig zurück. Auf feindlicher Seite
wurde ein General gefangen genommen und ein General verwundet
ins Garniſonslazarett von Lemberg überführt. Der Feind hatte
viele Tote und Verwundete. Es wurden auch viele Gefangene ge-
macht.
Eine in der Richtung auf Sokol vorgedrungene feindliche
Koſakendiviſion der Vortruppen, verſtärkt durch Infanterie, wurde
geſtern von den Unſeren angegriffen und in kurzem Kampfe ge-
ſchlagen, wobei ein Brigade vollkommen zerſprengt wurde. Zahl-
reiche Gefangene und Kriegsmaterial wurden erbeutet.
Eine ſpätere Meldung beſagt:
Von dem ruſſiſchen Kriegsſchauplatz laſſen ſich ſchöne Erfolge
unſerer Kavallerie vermelden. In Tomaſſow wurde eine feindliche
Truppendiviſion überfallen. Zwei Koſaken-Regimenter und eines
ihrer Ulanen-Regimenter mußten flüchten. Der Angriff einer ruſſi-
ſchen Kavallerie-Diviſion iſt zuſammengebrochen. Eine ihrer
Brigaden wurde bei Turynka vernichtet, die andere wurde bei
Kamionka-Strumilowa ſehr ſtark mitgenommen.
Unſere Flieger erzielten in kühnen Leiſtungen, die ſie tief in
das ruſſiſche Gebiet hineinführten, vorzügliche Aufklärungsreſultate
und riefen durch das Abwerfen von Bomben große Verwirrung in
den feindlichen Lagern und Trains hervor.
Eine weitere Meldung kommt aus Lemberg vom 22. d. M.:
„Przegled Lwowſki“ meldet: Jn der Nähe von Radziechow
an der öſterreichiſch-ungariſchen Grenze kam es vorgeſtern zu einem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Susanne Haaf, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |