Allgemeine Zeitung, Nr. 40, 9. Februar 1850.[Spaltenumbruch]
ben sollen. Es ist jedoch die Warnung beigefügt keine Ursache zur Un- Italien. Modena, 1 Febr. Der regierende Herzog ist, in Gesellschaft seiner Die Mailänder Zeitung vom 4 Febr. erklärt in einem leitenden Schweiz. ^ Bern, 5 Febr. Das Schreiben des Staatsraths von Genf an Griechenland. * Es liegt uns ein großer Stoß Briefe aus Athen vom 22 bis zum Türkei. Konstantinopel, 23 Jan. Wenn ich Ihnen sage daß wir *) Wie kommt es daß die Felsen des Piräeus nicht mit einigen Batterien
versehen wurden, die in der engen Bucht den englischen Kriegsschiffen übler mitspielen könnten als die Kanonen von Eckernförde dem "Christian" und der "Gesion"? [Spaltenumbruch]
ben ſollen. Es iſt jedoch die Warnung beigefügt keine Urſache zur Un- Italien. Modena, 1 Febr. Der regierende Herzog iſt, in Geſellſchaft ſeiner Die Mailänder Zeitung vom 4 Febr. erklärt in einem leitenden Schweiz. △ Bern, 5 Febr. Das Schreiben des Staatsraths von Genf an Griechenland. * Es liegt uns ein großer Stoß Briefe aus Athen vom 22 bis zum Türkei. ꘉ Konſtantinopel, 23 Jan. Wenn ich Ihnen ſage daß wir *) Wie kommt es daß die Felſen des Piräeus nicht mit einigen Batterien
verſehen wurden, die in der engen Bucht den engliſchen Kriegsſchiffen übler mitſpielen könnten als die Kanonen von Eckernförde dem „Chriſtian“ und der „Geſion“? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0007" n="631"/><cb/> ben ſollen. Es iſt jedoch die Warnung beigefügt keine Urſache zur Un-<lb/> ordnung daraus zu machen, ſonſt würden ſie alsbald weggeſchafft werden.<lb/> Dieſe Schöpfung Cauſſidière’s wird alſo vorläufig nicht weiter angetaſtet<lb/> werden, aber die Aufregung batte ſich auch heute noch nicht ganz gelegt,<lb/> und die militäriſchen Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der National-<lb/> verſammlung wurden verſtärkt. 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Eine Unterbrechung würde durch die Fäulniß des<lb/> angeſammelten Waſſers der Geſundheit ſchädlich ſeyn und nur den Anblik<lb/> unnützer Trümmer bieten, die doch nicht wieder aufgebaut würden. Der<lb/> Staatsrath ziehe daher den Schluß, die Bundesbehörde habe die Einſtel-<lb/> lung nicht von dieſem Theil der unternommenen Arbeit verſteben können.<lb/> Ueberdieß müſſe dieſe vor Ende Aprils beendigt ſeyn, wolle man die beab-<lb/> ſichtigten Häfen an den beiden Ufern bauen, weil nach Anfang Mais das<lb/> Steigen des Waſſers daran hindern würde. Ferner wird der Widerſpruch<lb/> nachgewieſen in den die etdgenöſſiſchen Erperten in ihrem Bericht gefallen<lb/> ſeyen, indem ſie einerſeits die Unmöglichkeit zugeben Genf von der Seite<lb/> von St. Jean zu vertheidigen, und andererſeits doch einen ſolchen Werth<lb/> auf die Erhaltung der Feſtungswerke legen. Uebrigens ſey es nicht ein-<lb/> mal gewiß daß die Bundesverſammlung ſich mit den Genfer Schanzen be-<lb/> ſchäftigen wolle, und würde ſie es auch beſchließen, ſo könne ſie ihren Be-<lb/> ſchlüſſen doch keine rückwirkende Kraft beilegen, und zwar um ſo weniger<lb/> als ſie durch ſolche Geſetze kundgebe daß die Verfaſſung dem Bunde die<lb/> Verfügung über die kantonalen Feſtungswerke nicht zutheilte, indem ſonſt<lb/> eine ſolche Beſtimmung im Militärgeſetze vollkommen überflüſſig wäre.<lb/> Der Bundesrath ſcheint übrigens nicht die Sache aufs äußerſte treiben zu<lb/> wollen. Hr. Oberſt La Mica von Chur hat nämlich den Auftrag erhal-<lb/> ten ſich bei günſtigerer Jahreszeit noch einmal nach Genf zu begeben um<lb/> ſeine frühere Unterſuchung über die Abtragung der Feſtungswerke in dem<lb/> Sinne zu vervollſtändigen: inwieweit es möglich ſey die militäriſchen In-<lb/> tereſſen der Eidgenoſſenſchaft mit den beſondern Localintereſſen von Genf<lb/> in Uebereinſtimmung zu bringen.</p> </div> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Griechenland.</hi> </head><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="2"><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* Es liegt uns ein großer Stoß Briefe aus <hi rendition="#g">Athen</hi> vom 22 bis zum<lb/> 28 Jan. vor. Der neueſte Stand iſt in der heutigen Münchener Cor-<lb/> reſpondenz zuſammengefaßt, deren Inhalt unſre directen Mittheilungen,<lb/> von Griechen und Deutſchen, beſtätigen. 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Und dem tritt England entgegen, mit<lb/> derſelben bittern Feindſeligkeit womit es die Anfänge des griechiſchen Be-<lb/> freiungskampfes behandelt, und hülfreiche Hand geboten hatt Parga<lb/> und Candia in die alte Knechiſchaft zurückzuwerfen.</p> </div> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Türkei.</hi> </head><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="2"><lb/> <div type="jComment" n="3"> <dateline>ꘉ <hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 23 Jan.</dateline> <p>Wenn ich Ihnen ſage daß wir<lb/> hier bis vor wenigen Tagen noch keinen Froſt und Schnee hatten, ſo<lb/> denken Sie wohl wir vernehmen die Nachrichten von dem frühen ſtrengen<lb/> Winter faſt allerorten in Europa mit der Befriedigung die man fühlt<lb/> wenn man im warmen Stübchen ſitzt, und um Giebel und Schornſtein den<lb/> Sturm heulen und auf Dach und Straße die Schloſſen niederpraſſeln<lb/> hört. Dem iſt aber doch nicht ganz ſo. Die Witterung war hier bis<lb/> jetzt zwar wirklich auffallend mild, aber die Näſſe doch ſehr bedeutend und<lb/> höchſt läſtig. Bei der ſchlechten Vauart der Häuſer dringt der Regen<lb/> durch Dach und Decke in Wohn- und Schlafgemach, und die Straßen<lb/> werden Moräſte, die man nur in kniehohen Ueberſtiefeln zu durchwaten<lb/> wagen kann, oder auf Holzſtelzchen wie die Damen von Stambul. Lang-<lb/> ſamen Schrittes ſchreitet einer hinter dem andern fort, und an Gelegen-<lb/> heit ſich in der orientaliſchen Tugend eines philoſophiſchen Gleichmuths<lb/> zu üben fehlts dabei wahrlich nie. Wenn z. B. ein Paſcha mit ſeinem<lb/> Dienertroß oder etwa ein armeniſcher Dandy oder auch nur irgendein<lb/> Pferdejunge vorbeitrottet, was iſt zu thun, als ruhig Mantel und Hut<lb/> und wohl auch Geſicht der auffpritzenden Lache preiszugeben. Mittler-<lb/> weile ſtreicht wohl auch der Ballen den ein Pferd vorbeiſchleppt, uns über<lb/> die Füße, oder vorbeigetriebene mit Kalk, Erde, Gyps bepackte Eſel ſetzen<lb/> einen Theil ihrer Ladung an unſerem Ueberrock ab. Das ſind ein paar<lb/> Andeutungen von den Annehmlichkeiten die wir ſeither in dem milden<lb/> Winter in Stambul genoſſen. Seit drei Tagen hat Stambul aber plötz-<lb/> lich eine ganz andere Phyſiognomie angenommen. Ein heftiger Nord-<lb/> ſturm — Boreas ſagt hier der türkiſche und armeniſche wie der griechi-<lb/> ſche Schiffer noch heute, ſo auch Notos ꝛc. — brachte uns auf einmal bei<lb/> einer Kälte von 10 bis 12° R. einen mehrere Fuß hohen Schneefall. Auf<lb/> die hieſige Bevölkerung übte dieß eine höchſt auffallende Wirkung. Faſt<lb/> aller Verkehr gerieth plötzlich ins Stocken. 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Doch kann ich Ihnen andererſeits aller-<lb/> dings auch ein Beiſpiel von heroiſcher Verachtung der Kälte neunen. Der<lb/> unerwartete Schneeſturm hatte, ſcheint es, auch die mehr an der Ober-<lb/> fläche des Meers ſich aufhaltenden Fiſche betäubt, eine außerordentliche<lb/> Menge derſelben ſchwamm überall am Ufer herum und ließ ſich mit Leich-<lb/> tigkeit fangen. Jung und Alt lief herbei und fiſchte ſie heraus mit<lb/> Netzen, Hamen, Haken u. dgl. Mehrere Burſche aber die kein Inſtru-<lb/> ment bei ſich hatten, ſah ich beuiebegierig bis an die Bruſt ins Waſſer<lb/> waten und die Fiſche mit den Händen erhaſchen. Dieſer reichliche Fiſch-<lb/> fang kömmt gerade in dieſen Tagen dem armen Volk ſehr erwünſcht.<lb/> Denn wenn dieſe Witterung etwas anhielte, würde bald Mangel an Lebens-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [631/0007]
ben ſollen. Es iſt jedoch die Warnung beigefügt keine Urſache zur Un-
ordnung daraus zu machen, ſonſt würden ſie alsbald weggeſchafft werden.
Dieſe Schöpfung Cauſſidière’s wird alſo vorläufig nicht weiter angetaſtet
werden, aber die Aufregung batte ſich auch heute noch nicht ganz gelegt,
und die militäriſchen Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der National-
verſammlung wurden verſtärkt. Die Montague hat in ihren Journalen
das Volk zur Ruhe ermahnt.
Italien.
Modena, 1 Febr. Der regierende Herzog iſt, in Geſellſchaft ſeiner
Gemahlin, k. Hoh., und ſeines Oheims des Erzherzogs Ferdinand, am
30 Jan. wohlbehalten in ſeine Herrſchaft zurückgekehrt.
Die Mailänder Zeitung vom 4 Febr. erklärt in einem leitenden
Artikel, jedoch in ihrem nichtamtlichen Theile, das durch belgiſch und
ſardiniſche Blätter verbreitete Gerücht von Unterhandlungen über Abtre-
tung der Lombardei an Piemont für ein eitles Märchen. (Mittlerweile iſt in
Turiner Blättern ein anderes Gerücht aufgetaucht, nämlich daß der Her-
zog von Modena von Oeſterreich zum Vicekönig — ſie ſagen König —
von Venedig und Lombardei beſtimmt ſey). Mailand wird durch Außen-
werke (fortini) ſtark befeſtigt, und ſoeben ſind wieder von Mantua zwei
große Mörſer, mit 400 Bomben und 72 Centnern Pulver zur Bewaffnung
des Forts an der Porta Toſa eingetroffen.
Schweiz.
△ Bern, 5 Febr. Das Schreiben des Staatsraths von Genf an
den Bundesrath, worin deſſen Einladung die Abtragung der Schanzen
einzuſtellen zurückgewieſen wird, enthält die Eröffnung daß die Arbeiten
ſich auf die beiden Plätze beſchränken ſollen wo ſie begonnen und bereits ſo
weit vorgerückt ſeyen daß nur noch ein Viertheil der Unternehmung zu
vollenden übrig bleibe. Eine Unterbrechung würde durch die Fäulniß des
angeſammelten Waſſers der Geſundheit ſchädlich ſeyn und nur den Anblik
unnützer Trümmer bieten, die doch nicht wieder aufgebaut würden. Der
Staatsrath ziehe daher den Schluß, die Bundesbehörde habe die Einſtel-
lung nicht von dieſem Theil der unternommenen Arbeit verſteben können.
Ueberdieß müſſe dieſe vor Ende Aprils beendigt ſeyn, wolle man die beab-
ſichtigten Häfen an den beiden Ufern bauen, weil nach Anfang Mais das
Steigen des Waſſers daran hindern würde. Ferner wird der Widerſpruch
nachgewieſen in den die etdgenöſſiſchen Erperten in ihrem Bericht gefallen
ſeyen, indem ſie einerſeits die Unmöglichkeit zugeben Genf von der Seite
von St. Jean zu vertheidigen, und andererſeits doch einen ſolchen Werth
auf die Erhaltung der Feſtungswerke legen. Uebrigens ſey es nicht ein-
mal gewiß daß die Bundesverſammlung ſich mit den Genfer Schanzen be-
ſchäftigen wolle, und würde ſie es auch beſchließen, ſo könne ſie ihren Be-
ſchlüſſen doch keine rückwirkende Kraft beilegen, und zwar um ſo weniger
als ſie durch ſolche Geſetze kundgebe daß die Verfaſſung dem Bunde die
Verfügung über die kantonalen Feſtungswerke nicht zutheilte, indem ſonſt
eine ſolche Beſtimmung im Militärgeſetze vollkommen überflüſſig wäre.
Der Bundesrath ſcheint übrigens nicht die Sache aufs äußerſte treiben zu
wollen. Hr. Oberſt La Mica von Chur hat nämlich den Auftrag erhal-
ten ſich bei günſtigerer Jahreszeit noch einmal nach Genf zu begeben um
ſeine frühere Unterſuchung über die Abtragung der Feſtungswerke in dem
Sinne zu vervollſtändigen: inwieweit es möglich ſey die militäriſchen In-
tereſſen der Eidgenoſſenſchaft mit den beſondern Localintereſſen von Genf
in Uebereinſtimmung zu bringen.
Griechenland.
* Es liegt uns ein großer Stoß Briefe aus Athen vom 22 bis zum
28 Jan. vor. Der neueſte Stand iſt in der heutigen Münchener Cor-
reſpondenz zuſammengefaßt, deren Inhalt unſre directen Mittheilungen,
von Griechen und Deutſchen, beſtätigen. Man ſchien in Athen darauf
gefaßt dem Aeußerſten mit jener Entſchloſſenheit zu begegnen, welche die
Väter und noch ein großer Theil der Lebenden jahrelang gegen die Tür-
ken bewährt hatten, in Augenblicken die noch viel düſterer und hoffnungs-
loſer waren als die gegenwärtigen. Ein Kriegsratb hatte die Vertheidi-
gung Athens, im Fall eines Angriffs der Engländer — eine Vertheidigung
bis zum letzten Mann beſchloſſen. *) General Grivas ward zum Befehls-
haber von Attika und Athen ernannt. Graf Metaras, der nach Peters-
burg hätte gehen ſollen, lehnte wegen ſeiner leidenden Geſundheitsum-
ſtände die Miſſion ab. Hr. Zographos übernahm die Sendung. Hr. De-
lijanni ging nach Konſtantinopel. Von allen Seiten des Landes, das die
brittiſchen Schiffe in allen ſeinen Häfen bedrängten, kamen Aufmunterungs-
adreſſen, in der angenommenen ſelbſtändigen Haltung nicht zu wanken.
Nirgends war irgendein Erceß vorgekommen. So widerlegte das griechi-
ſche Volk ſeine Verleumder und beſchämte ſeine Feinde. War es das
einzige das — ein Häuflein von 800,000 Seelen — gegen einen rieſenhaf-
ten Feind ſeine Unabhängigkeit erſtritt, ſo war es auch das einzige das
ſeine Freiheit, maßhaltend, zu bewahren wußte. Um ſo ſchmachvoller
iſt das Benehmen Englands, und nur ſchafmüthige Philiſterhaftig-
keit kann jenes Benehmen damit entſchuldigen daß England dem ruſ-
ſiſchen Vorſchreiten an der Donau und dem Zerklüften des türkiſchen
Reichs durch die von Rußland gepflegte Auſſtachelung der verwandten
griechiſchen Elemente Schach bieten müſſe, indem es ſeinen eiſernen Fuß
auf das junge Königreich ſetze und vom Archipel bis zum Helleſpont neue
Stationsrote für ſeine Flotten ſuche. Der kurzſichtigſte Politiker muß
einfehen daß das moslemiſche Reich dem Anprall von zwei Seiten nicht
widerſtehen kann, daß ein Koloß wie Rußland früher oder ſpäter den Aus-
gang aus dieſen verſchloſſenen Meeren, wie dem Athemzug für eine be-
klemmte Bruſt, haben muß, und daß ihm von der freien Bewegung die-
ſer Meere aus allein die freiere geiſtige und politiſche Bewegung für ſeine
Binnenländer kommen wird. Ein ſich erweiterndes griechiſches Reich
iſt in dieſen Entwickelungen der Zukunft ein von der Natur und der Ge-
ſchichte gegebene Nothwendigkeit. Und dem tritt England entgegen, mit
derſelben bittern Feindſeligkeit womit es die Anfänge des griechiſchen Be-
freiungskampfes behandelt, und hülfreiche Hand geboten hatt Parga
und Candia in die alte Knechiſchaft zurückzuwerfen.
Türkei.
ꘉ Konſtantinopel, 23 Jan. Wenn ich Ihnen ſage daß wir
hier bis vor wenigen Tagen noch keinen Froſt und Schnee hatten, ſo
denken Sie wohl wir vernehmen die Nachrichten von dem frühen ſtrengen
Winter faſt allerorten in Europa mit der Befriedigung die man fühlt
wenn man im warmen Stübchen ſitzt, und um Giebel und Schornſtein den
Sturm heulen und auf Dach und Straße die Schloſſen niederpraſſeln
hört. Dem iſt aber doch nicht ganz ſo. Die Witterung war hier bis
jetzt zwar wirklich auffallend mild, aber die Näſſe doch ſehr bedeutend und
höchſt läſtig. Bei der ſchlechten Vauart der Häuſer dringt der Regen
durch Dach und Decke in Wohn- und Schlafgemach, und die Straßen
werden Moräſte, die man nur in kniehohen Ueberſtiefeln zu durchwaten
wagen kann, oder auf Holzſtelzchen wie die Damen von Stambul. Lang-
ſamen Schrittes ſchreitet einer hinter dem andern fort, und an Gelegen-
heit ſich in der orientaliſchen Tugend eines philoſophiſchen Gleichmuths
zu üben fehlts dabei wahrlich nie. Wenn z. B. ein Paſcha mit ſeinem
Dienertroß oder etwa ein armeniſcher Dandy oder auch nur irgendein
Pferdejunge vorbeitrottet, was iſt zu thun, als ruhig Mantel und Hut
und wohl auch Geſicht der auffpritzenden Lache preiszugeben. Mittler-
weile ſtreicht wohl auch der Ballen den ein Pferd vorbeiſchleppt, uns über
die Füße, oder vorbeigetriebene mit Kalk, Erde, Gyps bepackte Eſel ſetzen
einen Theil ihrer Ladung an unſerem Ueberrock ab. Das ſind ein paar
Andeutungen von den Annehmlichkeiten die wir ſeither in dem milden
Winter in Stambul genoſſen. Seit drei Tagen hat Stambul aber plötz-
lich eine ganz andere Phyſiognomie angenommen. Ein heftiger Nord-
ſturm — Boreas ſagt hier der türkiſche und armeniſche wie der griechi-
ſche Schiffer noch heute, ſo auch Notos ꝛc. — brachte uns auf einmal bei
einer Kälte von 10 bis 12° R. einen mehrere Fuß hohen Schneefall. Auf
die hieſige Bevölkerung übte dieß eine höchſt auffallende Wirkung. Faſt
aller Verkehr gerieth plötzlich ins Stocken. Eine alte Griechin verſicherte
mich ſeit Napoleons Zeiten ſey kein ſolches Wetter geweſen, und wirklich
ſcheint es als glaubte ſich das hieſige Volk von einem Winter überraſcht,
nicht minder ſtreng als jener berüchtigte der die große Armee vernichtete.
Faſt alle Waarenmagazine, Läden und Buden ſind geſchloſſen, eben ſo die
großen Bazars. Die Straßen ſind wie ausgeſtorben, kaum ein Zwanzig-
ſtel der gewöhnlichen Menſchenmenge iſt ſichtbar, und die wenigen die es
wagen auszugehen erſcheinen in den ſonderbarſten Coſtümen, eingewickelt
in Schawls, Tücher, Mäntel über und über, ſo daß oft kaum für die
Augen ein kleiner Spalt frei bleibt. Einen Soldaten ſah ich auf dem
Poſten ſtehen wie eine Vogelſcheuche; er hatte über ſeinen mit Pelz ge-
fütterten und mit Kapuze verſehenen Mantel, wie ihn die Soldaten hier
tragen, noch einen zweiten gleichen Mantel gleichſam wie eine Rieſen-
kapuze über den Kopf gehängt. Doch kann ich Ihnen andererſeits aller-
dings auch ein Beiſpiel von heroiſcher Verachtung der Kälte neunen. Der
unerwartete Schneeſturm hatte, ſcheint es, auch die mehr an der Ober-
fläche des Meers ſich aufhaltenden Fiſche betäubt, eine außerordentliche
Menge derſelben ſchwamm überall am Ufer herum und ließ ſich mit Leich-
tigkeit fangen. Jung und Alt lief herbei und fiſchte ſie heraus mit
Netzen, Hamen, Haken u. dgl. Mehrere Burſche aber die kein Inſtru-
ment bei ſich hatten, ſah ich beuiebegierig bis an die Bruſt ins Waſſer
waten und die Fiſche mit den Händen erhaſchen. Dieſer reichliche Fiſch-
fang kömmt gerade in dieſen Tagen dem armen Volk ſehr erwünſcht.
Denn wenn dieſe Witterung etwas anhielte, würde bald Mangel an Lebens-
*) Wie kommt es daß die Felſen des Piräeus nicht mit einigen Batterien
verſehen wurden, die in der engen Bucht den engliſchen Kriegsſchiffen
übler mitſpielen könnten als die Kanonen von Eckernförde dem „Chriſtian“
und der „Geſion“?
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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