Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Berlinische Privilegierte Zeitung. Nr. 44. Berlin, 11. April 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

durch Eröfnung ihrer Geld=Beutel erleichtern zu helffen.
Zu Florenz ist der Marchese Fogliani in der Eigenschafft ei-
nes blossen Ministers des Don Carlos angelanget, und hat
dem Abt Tornaquinci, als Staats=Secretario, sein Be-
glaubigungs=Schreiben übergeben, bei dem Groß=Herzog
aber wegen demselben von neuen zugestossenen starken Gicht-
Anfalls, noch kein Gehör gehabt: Gleichfals sind auch der
Kaiserl. Hof=Kriegs=Rahts=Secretarius, Frei=Herr von
Breitenbauch, und der Hauß=Hof=Meister des auf der
Reise begriffenen Fürstens von Craon, daselbst angekom-
men. Von einem Zweikampffe des Generals von Wach-
dendonk und des Generals von Diesbach, wird als von
etwas gewissen gesprochen, ob aber der erstere babei geblie-
ben, wie bisher vorgegeben worden, ist noch nicht bestäti-
get. Nach Briefen aus Constantinopel, welche mit Schif-
fen von Smirna, die nur 22 Tage unter Wegens gewesen,
zu Livorno angekommen, ist der Krieg zwischen Rußland
und den Türken ganz gewiß, indem in allen Städten des Ot-
tomannischen Reiches davon, und daß der Groß=Sultan
sein Hof Lager zu Adrianopel aufschlagen werde, gesprochen
würde. Der Baron von Neuhof ist zwar noch nicht wieder
in Corsica angekommen, hat seine Purtei aber von neuen
durch ein Schreiben auf seine eheste Uberkunfft vertröstet.
Es stehet zu vermuten, daß seine eingebildete Majestät, wo-
fern er sich nicht bald in einer andern Gestalt zeiget, in Brun-
nen fallen möchte, ob er gleich dieselbe durch Ausübung aller
Königl. Vorrechte und die Errichtung eines neuen Ritter-
Ordens von der Erlösung, davon man die Artikul und
Freiheiten der Ritter, welche den 16. Sept. des vorigen Jah-
res von ihm unterzeichnet, und noch vor seiner Abreise kund
gemacht worden, zu unterstüzen gesucht; denn hierzu wer-
den wesentlichere Anstalten erfordert. Die von Neapolis
mit 2500 Mann Spaniern beladene Uberführungs=Schiffe,
so leztens von Livorno wieder abgeseegelt, sind in dem Meer-
Busen von Spezzia den 14ten, und den Tag drauf zehen Ga-
leeren davon zu Genua angekommen. Der König von
Sardinien stehet in Begrif von Turin mit seinem Hofe nach
Savoien aufzubrechen. Der Erz=Bischof nebst vielen Be-
dienten und Gerätschafft, auch drei Compagnien von der

durch Eröfnung ihrer Geld=Beutel erleichtern zu helffen.
Zu Florenz ist der Marchese Fogliani in der Eigenschafft ei-
nes blossen Ministers des Don Carlos angelanget, und hat
dem Abt Tornaquinci, als Staats=Secretario, sein Be-
glaubigungs=Schreiben übergeben, bei dem Groß=Herzog
aber wegen demselben von neuen zugestossenen starken Gicht-
Anfalls, noch kein Gehör gehabt: Gleichfals sind auch der
Kaiserl. Hof=Kriegs=Rahts=Secretarius, Frei=Herr von
Breitenbauch, und der Hauß=Hof=Meister des auf der
Reise begriffenen Fürstens von Craon, daselbst angekom-
men. Von einem Zweikampffe des Generals von Wach-
dendonk und des Generals von Diesbach, wird als von
etwas gewissen gesprochen, ob aber der erstere babei geblie-
ben, wie bisher vorgegeben worden, ist noch nicht bestäti-
get. Nach Briefen aus Constantinopel, welche mit Schif-
fen von Smirna, die nur 22 Tage unter Wegens gewesen,
zu Livorno angekommen, ist der Krieg zwischen Rußland
und den Türken ganz gewiß, indem in allen Städten des Ot-
tomannischen Reiches davon, und daß der Groß=Sultan
sein Hof Lager zu Adrianopel aufschlagen werde, gesprochen
würde. Der Baron von Neuhof ist zwar noch nicht wieder
in Corsica angekommen, hat seine Purtei aber von neuen
durch ein Schreiben auf seine eheste Uberkunfft vertröstet.
Es stehet zu vermuten, daß seine eingebildete Majestät, wo-
fern er sich nicht bald in einer andern Gestalt zeiget, in Brun-
nen fallen möchte, ob er gleich dieselbe durch Ausübung aller
Königl. Vorrechte und die Errichtung eines neuen Ritter-
Ordens von der Erlösung, davon man die Artikul und
Freiheiten der Ritter, welche den 16. Sept. des vorigen Jah-
res von ihm unterzeichnet, und noch vor seiner Abreise kund
gemacht worden, zu unterstüzen gesucht; denn hierzu wer-
den wesentlichere Anstalten erfordert. Die von Neapolis
mit 2500 Mann Spaniern beladene Uberführungs=Schiffe,
so leztens von Livorno wieder abgeseegelt, sind in dem Meer-
Busen von Spezzia den 14ten, und den Tag drauf zehen Ga-
leeren davon zu Genua angekommen. Der König von
Sardinien stehet in Begrif von Turin mit seinem Hofe nach
Savoien aufzubrechen. Der Erz=Bischof nebst vielen Be-
dienten und Gerätschafft, auch drei Compagnien von der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews" n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0003"/>
durch Eröfnung ihrer Geld=Beutel erleichtern zu helffen.<lb/>
Zu Florenz ist der Marchese Fogliani in der Eigenschafft ei-<lb/>
nes blossen Ministers des Don Carlos angelanget, und hat<lb/>
dem Abt Tornaquinci, als Staats=Secretario, sein Be-<lb/>
glaubigungs=Schreiben übergeben, bei dem Groß=Herzog<lb/>
aber wegen demselben von neuen zugestossenen starken Gicht-<lb/>
Anfalls, noch kein Gehör gehabt: Gleichfals sind auch der<lb/>
Kaiserl. Hof=Kriegs=Rahts=Secretarius, Frei=Herr von<lb/>
Breitenbauch, und der Hauß=Hof=Meister des auf der<lb/>
Reise begriffenen Fürstens von Craon, daselbst angekom-<lb/>
men. Von einem Zweikampffe des Generals von Wach-<lb/>
dendonk und des Generals von Diesbach, wird als von<lb/>
etwas gewissen gesprochen, ob aber der erstere babei geblie-<lb/>
ben, wie bisher vorgegeben worden, ist noch nicht bestäti-<lb/>
get. Nach Briefen aus Constantinopel, welche mit Schif-<lb/>
fen von Smirna, die nur 22 Tage unter Wegens gewesen,<lb/>
zu Livorno angekommen, ist der Krieg zwischen Rußland<lb/>
und den Türken ganz gewiß, indem in allen Städten des Ot-<lb/>
tomannischen Reiches davon, und daß der Groß=Sultan<lb/>
sein Hof Lager zu Adrianopel aufschlagen werde, gesprochen<lb/>
würde. Der Baron von Neuhof ist zwar noch nicht wieder<lb/>
in Corsica angekommen, hat seine Purtei aber von neuen<lb/>
durch ein Schreiben auf seine eheste Uberkunfft vertröstet.<lb/>
Es stehet zu vermuten, daß seine eingebildete Majestät, wo-<lb/>
fern er sich nicht bald in einer andern Gestalt zeiget, in Brun-<lb/>
nen fallen möchte, ob er gleich dieselbe durch Ausübung aller<lb/>
Königl. Vorrechte und die Errichtung eines neuen Ritter-<lb/>
Ordens von der Erlösung, davon man die Artikul und<lb/>
Freiheiten der Ritter, welche den 16. Sept. des vorigen Jah-<lb/>
res von ihm unterzeichnet, und noch vor seiner Abreise kund<lb/>
gemacht worden, zu unterstüzen gesucht; denn hierzu wer-<lb/>
den wesentlichere Anstalten erfordert. Die von Neapolis<lb/>
mit 2500 Mann Spaniern beladene Uberführungs=Schiffe,<lb/>
so leztens von Livorno wieder abgeseegelt, sind in dem Meer-<lb/>
Busen von Spezzia den 14ten, und den Tag drauf zehen Ga-<lb/>
leeren davon zu Genua angekommen. Der König von<lb/>
Sardinien stehet in Begrif von Turin mit seinem Hofe nach<lb/>
Savoien aufzubrechen. Der Erz=Bischof nebst vielen Be-<lb/>
dienten und Gerätschafft, auch drei Compagnien von der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0003] durch Eröfnung ihrer Geld=Beutel erleichtern zu helffen. Zu Florenz ist der Marchese Fogliani in der Eigenschafft ei- nes blossen Ministers des Don Carlos angelanget, und hat dem Abt Tornaquinci, als Staats=Secretario, sein Be- glaubigungs=Schreiben übergeben, bei dem Groß=Herzog aber wegen demselben von neuen zugestossenen starken Gicht- Anfalls, noch kein Gehör gehabt: Gleichfals sind auch der Kaiserl. Hof=Kriegs=Rahts=Secretarius, Frei=Herr von Breitenbauch, und der Hauß=Hof=Meister des auf der Reise begriffenen Fürstens von Craon, daselbst angekom- men. Von einem Zweikampffe des Generals von Wach- dendonk und des Generals von Diesbach, wird als von etwas gewissen gesprochen, ob aber der erstere babei geblie- ben, wie bisher vorgegeben worden, ist noch nicht bestäti- get. Nach Briefen aus Constantinopel, welche mit Schif- fen von Smirna, die nur 22 Tage unter Wegens gewesen, zu Livorno angekommen, ist der Krieg zwischen Rußland und den Türken ganz gewiß, indem in allen Städten des Ot- tomannischen Reiches davon, und daß der Groß=Sultan sein Hof Lager zu Adrianopel aufschlagen werde, gesprochen würde. Der Baron von Neuhof ist zwar noch nicht wieder in Corsica angekommen, hat seine Purtei aber von neuen durch ein Schreiben auf seine eheste Uberkunfft vertröstet. Es stehet zu vermuten, daß seine eingebildete Majestät, wo- fern er sich nicht bald in einer andern Gestalt zeiget, in Brun- nen fallen möchte, ob er gleich dieselbe durch Ausübung aller Königl. Vorrechte und die Errichtung eines neuen Ritter- Ordens von der Erlösung, davon man die Artikul und Freiheiten der Ritter, welche den 16. Sept. des vorigen Jah- res von ihm unterzeichnet, und noch vor seiner Abreise kund gemacht worden, zu unterstüzen gesucht; denn hierzu wer- den wesentlichere Anstalten erfordert. Die von Neapolis mit 2500 Mann Spaniern beladene Uberführungs=Schiffe, so leztens von Livorno wieder abgeseegelt, sind in dem Meer- Busen von Spezzia den 14ten, und den Tag drauf zehen Ga- leeren davon zu Genua angekommen. Der König von Sardinien stehet in Begrif von Turin mit seinem Hofe nach Savoien aufzubrechen. Der Erz=Bischof nebst vielen Be- dienten und Gerätschafft, auch drei Compagnien von der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlinpz44_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlinpz44_1737/3
Zitationshilfe: Berlinische Privilegierte Zeitung. Nr. 44. Berlin, 11. April 1737, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlinpz44_1737/3>, abgerufen am 09.06.2024.