Mainzer Journal. Nr. 256. Mainz, 27. Oktober 1849.Erste Beilage zum Mainzer Journal. Nro 256. Sonntag, den 28. October. 1849. [Beginn Spaltensatz]
Deutschland. Wien 23. October. Nach einem im Kriegsministerium abge- Die k. k. Truppen in Ungarn haben bereits die Winterdislo- Die Weigerung der Pforte die ungarischen Flüchtlinge an Trier 25. October. Das Amtsblatt der hiesigen königlichen Aus Westphalen 25. October. ( K. Z. ) Am 22. d. M. hat Aus Bayern. ( Bamb. T. ) Nach ziemlich zuverlässigen aus München 25. October. Gestern Nacht traf ein französischer Dresden 20. October. ( L. Z. ) Das Gesammtresultat des Leipzig 24. October. ( D. Z. ) Der Ausgang des Wahlkam- Rastatt 25. October. ( D. Z. ) Heute wurde dem Standge- Erste Beilage zum Mainzer Journal. Nro 256. Sonntag, den 28. October. 1849. [Beginn Spaltensatz]
Deutschland. Wien 23. October. Nach einem im Kriegsministerium abge- Die k. k. Truppen in Ungarn haben bereits die Winterdislo- Die Weigerung der Pforte die ungarischen Flüchtlinge an Trier 25. October. Das Amtsblatt der hiesigen königlichen Aus Westphalen 25. October. ( K. Z. ) Am 22. d. M. hat Aus Bayern. ( Bamb. T. ) Nach ziemlich zuverlässigen aus München 25. October. Gestern Nacht traf ein französischer Dresden 20. October. ( L. Z. ) Das Gesammtresultat des Leipzig 24. October. ( D. Z. ) Der Ausgang des Wahlkam- Rastatt 25. October. ( D. Z. ) Heute wurde dem Standge- <TEI> <text> <back> <pb facs="#f0005"/> <div> <floatingText> <front> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#fr">Erste Beilage zum Mainzer Journal.</hi> </titlePart> </docTitle><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <docImprint>N<hi rendition="#sup">ro</hi> 256. <docDate><hi rendition="#c">Sonntag, den 28. 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Februar 1850 um 10 Uhr Vormittags auf<lb/> hiesiger Hauptwache anberaumten Termin sich einzufinden, widri-<lb/> genfalls sie <hi rendition="#aq">in contumaciam</hi> für Deserteure erachtet und zu einer<lb/> Geldbuße von 50—1000 Thalern werden verurtheilt werden.<lb/> Trier, den 13. October 1849. Königliches Gericht der 16. Di-<lb/> vision.“ Schily war der Anführer bei dem Zeughaussturme in<lb/> Prüm; er und Simon befinden sich in der Schweiz. Das kriegs-<lb/> rechtliche Urtheil über die Prümer Landwehrleute lautet, wie es<lb/> jetzt genauer bekannt geworden, auf Steilen, Mannstein, Alken<lb/> zum Tode ( bereits vollzogen ) , Patzen zum Tode verurtheilt und<lb/> zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt, Tambour Scholzen zu<lb/> 6 1 / 2 Jahr Festung; Zenzen zu2 1 / 2 Jahr; Hornist Schadler zu<lb/> 7 Monat; Besatzung der Stube Nro. 9. zu 9 Monat, Besatzung<lb/> der Stube Nro. 10., 11. und 12. zu 6 Monat, alle mit Ehren-<lb/> strafen belegt. Bingen ist freigesprochen. 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Von der Cavallerie sollen 4 Schwadronen des zweiten<lb/> Chevauxlegersregimentes da bleiben und zwar zwei in Zweibrücken,<lb/> eine in Speyer und die vierte getheilt in Landau und Germers-<lb/> heim.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>München 25. October. Gestern Nacht traf ein französischer<lb/><hi rendition="#g">Courier</hi> hier ein, der nach Ordnung seiner Depeschen unverzüg-<lb/> lich und in größter Eile nach Wien abging. Fast gleichzeitig kam<lb/> ein englischer Courier, gleichfalls in größter Eile, auf dem Wege<lb/> nach Wien.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Dresden 20. October. ( L. Z. ) Das Gesammtresultat des<lb/> Wahlbezirks Dresden stellte sich auf 921 Stimmen für Geheimen<lb/> Rath <hi rendition="#g">Weinlig</hi> und 842 für den suspendirten Advocaten <hi rendition="#g">Blöde.</hi><lb/> Die Dresdner Wahlen sind nunmehr vollständig beendigt, und<lb/> auch in der ersten Kammer haben die conservativen Candidaten,<lb/> Staatsminister a. D. v. <hi rendition="#g">Carlowitz</hi> und Finanzprocurator<lb/><hi rendition="#g">Küttner,</hi> fast noch einmal so viele Stimmen erhalten als die von<lb/> den Radicalen aufgestellten Gegner.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Leipzig 24. October. ( D. Z. ) Der Ausgang des Wahlkam-<lb/> pfes läßt sich für das ganze Land noch nicht übersehen, da nur erst<lb/> aus einem Theile der Wahlbezirke die vollständigen Resultate vor-<lb/> liegen, aus den anderen nur die einzelnen Wahlabtheilungen be-<lb/> kannt sind, wobei denn natürlich jede Partei die ihr günstigen in<lb/> ihren Organen hervorhebt, die entgegengesetzten verschweigt oder<lb/> zu verkleinern sucht. Die traurige Gewißheit scheint leider aus<lb/> diesen vereinzelten Berichten und aus der neuerdings bemerkbaren<lb/> größeren Wortkargheit der Leipziger Zeitung in Betreff der Wahlen<lb/> hervorzugehen: daß die radicale Partei denn doch noch mehr Bo-<lb/> den im Lande hat, als man hoffte, oder, was vielleicht das Richti-<lb/> gere, daß sie in ihren Wahloperationen geschickter und glücklicher<lb/> gewesen ist, als die, theils durch Uneinigkeit und kleinliche Sonder-<lb/> rücksichten, theils durch Lauheit ihrer Anhänger in Nachtheil versetzte<lb/> conservative Partei. Namentlich hat der letzteren <hi rendition="#g">die Eigenwil-<lb/> ligkeit und Verblendung der sogenannten constitu-<lb/> tionellen Vereine</hi> geschadet, welche an mehreren Orten den<lb/> conservativen Candidaten, die ihnen nicht gut genug waren, an-<lb/> dere gegenüber stellten, dadurch die Stimmen zersplitterten und<lb/> den Radicalen den Sieg verschafften. So ist es in Grimma, so<lb/> in Annaberg, so noch an anderen Orten ergangen. Jn Leipzig<lb/> drohte ebenfalls eine solche Stimmenzersplitterung den Sieg der<lb/> Conservativen zu gefährden, doch einigte man sich noch zur rech-<lb/> ten Zeit. Freilich in ziemlich einseitiger Weise. Der constitutionelle<lb/> Verein beharrte trotzig auf seinen Vorschlägen und machte nur<lb/> ein einziges Zugeständniß, indem er H. <hi rendition="#g">Brockhaus</hi> fallen ließ<lb/> und <hi rendition="#g">Düfour</hi> an seine Stelle setzte. Dagegen ward von den<lb/> speciellen Candidaten der Partei, <hi rendition="#g">die sich auf Grund des<lb/> Gothaer Programms gebildet hatten,</hi> kein Einziger in<lb/> die vereinbarte Liste aufgenommen, weder <hi rendition="#g">Biedermann</hi> noch<lb/><hi rendition="#g">Reimer.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Rastatt 25. October. ( D. Z. ) Heute wurde dem Standge-<lb/> richt der hiesige Blechnermeister <hi rendition="#g">Unkel</hi> vorgeführt. Er war Einer<lb/> der allerärgsten Wühler hiesiger Stadt, hat Schandgedichte der<lb/> gröbsten Art gegen den Fürsten und die Regierung drucken lassen<lb/> und selbst unter die Soldaten und sogar unter Schulkinder ver-<lb/> theilt; er hat sich ferner an Verhaftungen und Mißhandlungen<lb/> geachteter Personen, sowie an wühlerischen Umzügen und an Exe-<lb/> cutionsmärschen in der Umgegend betheiligt. Der Vertheidiger<lb/> versuchte einen ganz besonderen Weg, seinen Clienten dem Stand-<lb/> gerichte zu entziehen. Er rechnete nämlich demselben vor, daß die<lb/> letzte Verlängerung des Kriegszustandes in unserem Lande keine<lb/> neue Einsetzung desselben, sondern eben nur eine Verlängerung<lb/> sey; ferner sey dieselbe am 29. September das letzte Mal abge-<lb/> laufen gewesen, am 26. September schon wieder verlängert wor-<lb/> den, daher die letzten vier Wochen am 24. October zu Ende wären<lb/> und da seither keine Verlängerung mehr erschienen, nun auch das<lb/> Standgericht nicht mehr zu bestehen habe. Der Staatsanwalt wies<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </back> </text> </TEI> [0005]
Erste Beilage zum Mainzer Journal.
Nro 256. Sonntag, den 28. October. 1849.
Deutschland.
Wien 23. October. Nach einem im Kriegsministerium abge-
faßten detaillirten Ausweise sind in Ungarn im Ganzen 660,151
Flinten, 2879 Pistolen 216,000 Säbel, 2073 Lanzen und 500
Kanonen verschiedenen Calibers der ungarischen Armee abgenom-
men worden. — Auch aus Hermannstadt bringen die neue-
sten Nachrichten kriegsrechtlich gefällte Urtheile, welche bei
der Rebellion compromittirte Geistliche und Beamte in höherer
Stellung betreffen. Sie scheinen jedoch von milderen Gesichtspunk-
ten auszugehen und erstrecken sich nicht über zweijahrige Festungs-
strafen. — Der in Pesth hingerichtete Giron war ein Aachener
Bürger. — Außer den Personalnotizen über die Commandanten-
stellen der verschiedenen Truppenkorps verlautet sehr Weniges
über die Conferenzen, welche die österreichischen Heerführer
jüngst gehalten. Daß Ungarn und Siebenbürgen, so wie Jtalien
unter Militärgouverneurs gestellt bleiben, erklart sich aus den letz-
ten Ereignissen. Allein auch Croatien, Dalmatien, Galizien, die
Bukowina und Krakau und sogar das österreichische Kustenland
soll in der Weise administrirt werden, daß das Civil= und Mili-
tärgouvernement in Einer Hand vereinigt sey. Jn welcher Weise
die Uebergangsperiode bis zu einer vollstandig geordneten constitu-
tionellen Civilgewalt in den anderen Provinzen ausgeführt wer-
den soll, ist nirgends angedeutet; für Wien und Prag aber ist
eine Aufhebung des Ausnahmezustandes nicht so bald zu erwarten.
Die k. k. Truppen in Ungarn haben bereits die Winterdislo-
cationen bezogen und es sind 84 Ortschaften mit Garnisonen
( mindestens zu ein Bataillon ) versehen worden.
Die Weigerung der Pforte die ungarischen Flüchtlinge an
Oesterreich auszuliefern, hat, als erste Folge, die kaiserl. öster-
reichische Regierung bewogen, die Unabhängigkeit des Bey's von
Tunis anzuerkennen und so das Beispiel Englands und Frank-
reichs nachzuahmen. Die Handelsverhältnisse zwischen Oester-
reich und Tunis, die seit 1846 unterbrochen waren, sollen wieder
aufgenommen und daher ein österreichischer Generalconsul bei dem
Bey von Tunis accreditirt werden, ohne vorherige Erholung
eines Fermans der Pforte zu diesem Ende.
Trier 25. October. Das Amtsblatt der hiesigen königlichen
Regierung vom 18. October ( Nr. 43. ) enthält folgende Edictal-
citation: „Die im Laufe dieses Jahres vom 1. Bataillon ( Trier )
30. Landwehrregiments als Deserteure gemeldeten Secondelieu-
tenants und Advocaten beim hiesigen Landgerichte: 1 ) Victor
Schily, 38 Jahr alt, und 2 ) Ludwig Simon, 30 Jahr alt,
werden hierdurch aufgefordert, binnen 3 Monaten und spätestens
in dem auf den 25. Februar 1850 um 10 Uhr Vormittags auf
hiesiger Hauptwache anberaumten Termin sich einzufinden, widri-
genfalls sie in contumaciam für Deserteure erachtet und zu einer
Geldbuße von 50—1000 Thalern werden verurtheilt werden.
Trier, den 13. October 1849. Königliches Gericht der 16. Di-
vision.“ Schily war der Anführer bei dem Zeughaussturme in
Prüm; er und Simon befinden sich in der Schweiz. Das kriegs-
rechtliche Urtheil über die Prümer Landwehrleute lautet, wie es
jetzt genauer bekannt geworden, auf Steilen, Mannstein, Alken
zum Tode ( bereits vollzogen ) , Patzen zum Tode verurtheilt und
zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt, Tambour Scholzen zu
6 1 / 2 Jahr Festung; Zenzen zu2 1 / 2 Jahr; Hornist Schadler zu
7 Monat; Besatzung der Stube Nro. 9. zu 9 Monat, Besatzung
der Stube Nro. 10., 11. und 12. zu 6 Monat, alle mit Ehren-
strafen belegt. Bingen ist freigesprochen. Major Fransecky und
Premierlieutenant v. Goltz, beide zu zwei Jahren Festung. Jm
Ganzen sind außer den vier Meistgravirten noch 52 Militärper-
sonen wegen des Verbrechens des militärischen Aufruhres und
der Theilnahme an einem Aufruhre von Civilpersonen verurtheilt
worden. Der Proceß gegen die Angeklagten von Civil wird vor
die Assisen des ersten Quartales 1850 kommen.
Aus Westphalen 25. October. ( K. Z. ) Am 22. d. M. hat
zu Münster die vierte Generalversammlung der Aerzte
Westphalens statt gefunden. Nach erfolgter Wahl des Kreis-
physicus Dr. Bernay zum Secretär hielt der Präsident des
Vereines, Dr. Brefeld aus Hamm, einen lehrreichen Vortrag
über die am letzteren Orte ausgebrochene Cholera. Nach mehre-
ren anderen Vorträgen wurde auf den Antrag des Kreisphysikus
Dr. Wiesmann aus Dülmen von der Versammlung der Be-
schluß gefaßt, dem Professor Dr. Nasse zu Bonn zu seinem fünf-
zigjährigen Doctor=Jubiläum ein Gratulationsschreiben zu über-
reichen und ihn zum Ehrenmitgliede des Vereines zu ernennen.
Als nächster Versammlungsort wurde Dortmund festgesetzt und
als Thema der Besprechung die Medicinal=Taxe bestimmt.
Aus Bayern. ( Bamb. T. ) Nach ziemlich zuverlässigen aus
der Pfalz eingetroffenen Nachrichten will man wissen, daß von
den 17 dortselbst befindlichen Jnfanteriebataillonen nächstens 5
nach diesseits gehen werden, jedoch sind dieselben noch nicht be-
nannt. Von der Cavallerie sollen 4 Schwadronen des zweiten
Chevauxlegersregimentes da bleiben und zwar zwei in Zweibrücken,
eine in Speyer und die vierte getheilt in Landau und Germers-
heim.
München 25. October. Gestern Nacht traf ein französischer
Courier hier ein, der nach Ordnung seiner Depeschen unverzüg-
lich und in größter Eile nach Wien abging. Fast gleichzeitig kam
ein englischer Courier, gleichfalls in größter Eile, auf dem Wege
nach Wien.
Dresden 20. October. ( L. Z. ) Das Gesammtresultat des
Wahlbezirks Dresden stellte sich auf 921 Stimmen für Geheimen
Rath Weinlig und 842 für den suspendirten Advocaten Blöde.
Die Dresdner Wahlen sind nunmehr vollständig beendigt, und
auch in der ersten Kammer haben die conservativen Candidaten,
Staatsminister a. D. v. Carlowitz und Finanzprocurator
Küttner, fast noch einmal so viele Stimmen erhalten als die von
den Radicalen aufgestellten Gegner.
Leipzig 24. October. ( D. Z. ) Der Ausgang des Wahlkam-
pfes läßt sich für das ganze Land noch nicht übersehen, da nur erst
aus einem Theile der Wahlbezirke die vollständigen Resultate vor-
liegen, aus den anderen nur die einzelnen Wahlabtheilungen be-
kannt sind, wobei denn natürlich jede Partei die ihr günstigen in
ihren Organen hervorhebt, die entgegengesetzten verschweigt oder
zu verkleinern sucht. Die traurige Gewißheit scheint leider aus
diesen vereinzelten Berichten und aus der neuerdings bemerkbaren
größeren Wortkargheit der Leipziger Zeitung in Betreff der Wahlen
hervorzugehen: daß die radicale Partei denn doch noch mehr Bo-
den im Lande hat, als man hoffte, oder, was vielleicht das Richti-
gere, daß sie in ihren Wahloperationen geschickter und glücklicher
gewesen ist, als die, theils durch Uneinigkeit und kleinliche Sonder-
rücksichten, theils durch Lauheit ihrer Anhänger in Nachtheil versetzte
conservative Partei. Namentlich hat der letzteren die Eigenwil-
ligkeit und Verblendung der sogenannten constitu-
tionellen Vereine geschadet, welche an mehreren Orten den
conservativen Candidaten, die ihnen nicht gut genug waren, an-
dere gegenüber stellten, dadurch die Stimmen zersplitterten und
den Radicalen den Sieg verschafften. So ist es in Grimma, so
in Annaberg, so noch an anderen Orten ergangen. Jn Leipzig
drohte ebenfalls eine solche Stimmenzersplitterung den Sieg der
Conservativen zu gefährden, doch einigte man sich noch zur rech-
ten Zeit. Freilich in ziemlich einseitiger Weise. Der constitutionelle
Verein beharrte trotzig auf seinen Vorschlägen und machte nur
ein einziges Zugeständniß, indem er H. Brockhaus fallen ließ
und Düfour an seine Stelle setzte. Dagegen ward von den
speciellen Candidaten der Partei, die sich auf Grund des
Gothaer Programms gebildet hatten, kein Einziger in
die vereinbarte Liste aufgenommen, weder Biedermann noch
Reimer.
Rastatt 25. October. ( D. Z. ) Heute wurde dem Standge-
richt der hiesige Blechnermeister Unkel vorgeführt. Er war Einer
der allerärgsten Wühler hiesiger Stadt, hat Schandgedichte der
gröbsten Art gegen den Fürsten und die Regierung drucken lassen
und selbst unter die Soldaten und sogar unter Schulkinder ver-
theilt; er hat sich ferner an Verhaftungen und Mißhandlungen
geachteter Personen, sowie an wühlerischen Umzügen und an Exe-
cutionsmärschen in der Umgegend betheiligt. Der Vertheidiger
versuchte einen ganz besonderen Weg, seinen Clienten dem Stand-
gerichte zu entziehen. Er rechnete nämlich demselben vor, daß die
letzte Verlängerung des Kriegszustandes in unserem Lande keine
neue Einsetzung desselben, sondern eben nur eine Verlängerung
sey; ferner sey dieselbe am 29. September das letzte Mal abge-
laufen gewesen, am 26. September schon wieder verlängert wor-
den, daher die letzten vier Wochen am 24. October zu Ende wären
und da seither keine Verlängerung mehr erschienen, nun auch das
Standgericht nicht mehr zu bestehen habe. Der Staatsanwalt wies
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