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Mainzer Journal. Nr. 260. Mainz, 2. November 1849.

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[Beginn Spaltensatz] Berichterstatter über das Einnahme=Budget soll im Laufe des
Monats November ernannt werden, so das die Nationalversamm-
lung wahrscheinlich noch vor dem December ihre Berathungen des
Budgets von 1850 eröffnen kann. -- Die Budget=Commission
hat gestern entschieden, daß die lyoner Eisenbahn ohne Unter-
brechung bis Avignon fortgesetzt werden soll; man glaubt daher,
daß nur eine einzige Gesellschaft zur Uebernahme zugelassen wird.

Die wegen des Angriffes auf die Präfectur zu Montpellier
verhafteten Personen sind nach Air abgeführt worden. Als man
sie in einen Omnibus nach der Station brachte, riefen einige:
"Es lebe Barbes! Es lebe Robespierre! Es lebe die Guillotine!"

Nach Allem, was man hört, ist die Arbeit und der Verdienst
in Paris mehr und mehr in gedeihlicher Zunahme begriffen. Fast
alle Gewerbe sind in Paris wieder in vollem Gange. Sogar das
Bauwesen, das so lange in Stockung blieb, beginnt sich wieder
zu heben. Die Bestellungen zu Ausfuhr, besonders was Mode-
waaren, fertige Kleider, Gold= und Silberwaaren, Papparbei-
ten, Spielsachen betrifft, sind bedeutend. Nur der Buchhan-
del ist noch in mehrfacher Beziehung leidend. Jm Allgemeinen
aber hofft man einen für den Erwerb günstigen Winter; -- falls
nicht neuerdings die "Organisation der Arbeit" oder der " Wohl-
stand für Alle" die Leute in Arbeitslosigkeit und Armuth stürzt.
Auffallend ist die Zunahme der Selbstmorde. Gestern hat sich
wieder ein Mann von einem der Thürme von Notre Dame her-
abgestürzt. Sein Körper, von einem Gerüste, auf das er unter-
wegs fiel, wieder abgeprallt, zerschellte auf dem Straßenpflaster.
Jn einem auf dem Thurme zurückgelassenen Briefe bittet er seine
Mutter wegen des Kummers, den er ihr verursache, um Ver-
zeihung.

Die "Assemblee nationale," welche erst vorgestern die falsche
Nachricht von der die Schweiz betreffenden Note der nordischen
Mächte brachte, will jetzt wissen, daß nach Depeschen aus Kon-
stantinopel dort zwischen den Gesandten Englands und Frank-
reichs eine Mißhelligkeit ausgebrochen sey, weil jener die Trans-
portation der ungarischen Flüchtlinge nach Amerika nicht zugeben
wolle, während dieser damit einverstanden sey. Der hiesige tür-
kische Gesandte soll geäußert haben, der Sultan würde die
Flüchtlinge, wenn es anginge, nach dem Monde transportiren
lassen, um nur mit der Sache fertig zu werden. -- 5% 88. 25.
-- 3% 55. 90. -- Bankactien 2340.

Paris 31. October. Der Präsident der Republik hat
heute der Nationalversammlung eine officielle Botschaft übermacht
des Jnhaltes: daß das seitherige Ministerium sich
aufgelöst habe und nicht mehr bestehe.
General
d'Hautpoul, der ein persönlicher Freund des Präsidenten ist
und bedeutende legitimistische Sympathien, allein keine hervorra-
gende politische Bildung besitzt, soll mit der Zusammensetzung des
neuen Cabinettes beauftragt seyn.

Mol e und Thiers sollen bestimmt erklärt haben, daß sie in
ein neues Ministerium nicht eintreten würden, es ist auch unter
den obwaltenden Umständen schwerlich eine Einladung dazu an sie
ergangen. Dagegen ist ein alter Napoleonide, der Graf Flahaut,
früher unter Louis Philipp Gesandter in Wien, hier auf des
Präsidenten Wunsch wieder eingetroffen und hat sich seinem Hofe
angeschlossen.

Großbritannien.

London 29. October. Die Gerüchte über Parteidemonstra-
tionen, welche die Protestanten Nordirlands für den 5. Novem-
ber, den Jahrestag der Pulververschwörung, beabsichtigen sollen,
scheinen durchaus nicht grundlos zu seyn, da die mit militärischen
Maßregeln sonst sehr vorsichtige Regierung es für angemessen
hält, bedeutende Truppenverstärkungen nach dem Norden zu
schicken, bis jetzt einige Compagnien des 54. Regiments, zwei
Compagnien Scharfschützen und mehrere Abtheilungen von 17.
Lancierregimente. Auf morgen hat der protestantische Verein von
Ulster, welcher 1600 Mitglieder zählt, eine Zusammenkunft in
der Musikhalle zu Belfast ausgeschrieben, um, wie es im Belfaster
protestantischen Journale heißt, "offen ihre heiligen Grundsätze
darzulegen, einstimmig eine Danksagung an ihren geliebten Füh-
rer, Lord Roden, zu erlassen und dem Statthalter zu erkennen zu
geben, daß es Pfaffen und Demagogen nicht gestattet seyn solle,
geschworenen Magistratspersonen in Gewissensangelegenheiten
Vorschriften zu machen."

Wie aus den neuesten Mittheilungen vom Cap hervorgeht,
hat der Staatssecretär für die Colonien, Graf Grey, seine Ab-
sicht, das Capland zu einem Ablagerungsplatze für Sträflinge zu
machen, keineswegs aufgegeben, vielmehr beschlossen, außer ge-
wöhnlichen Verbrechern auch alle Militärsträflinge aus Ceylon
und Hongkong dem Caplande aufzubürden. Die Colonisten sind
[Spaltenumbruch] entschlossen, sich dieses nicht gefallen zu lassen, ja es sieht darnach
aus, als ob sie sich einer Landung von Sträflingen, wenn sie mit
Gewalt versucht werden sollte, auch mit Gewalt zu widersetzen
beabsichtigten. Andererseits scheint die Regierung entschlossen zu
seyn, es aufs Aeußerste ankommen zu lassen, zumal da auch an-
dere Colonien wie die neugegründeten auf Neuseeland und selbst
Sidney sich ebenfalls sträuben, für den Auswurf Englands, den
man doch nicht in dem "Käfig voll wilder Bestien," wie ein bri-
tischer Reisebeschreiber die Norfolkinsel nennt, zusammenhäufen
kann, Abzugscanäle zu werden oder zu bleiben. Man wird viel-
leicht an der Capcolonie ein Exempel statuiren, um den Unab-
hängigkeitssinn, der sich fast in allen Colonien immer bedenklicher
auszusprechen beginnt, einzuschüchtern. Die Times scheint diese
Ansicht mit der Regierung zu theilen. Was solle aus England
werden, fragt sie, wenn es seine Verbrecher nicht mehr nach seinen
fernen Colonien absetzen dürfe? Schon allgemeine Menschlich-
keitsgründe riethen hierzu, da die Erfahrung lehre, daß allein die
räumliche Versetzung nach fernen Gegenden einen sehr heilsamen
Einfluß auf die Mehrzahl der noch nicht ganz verdorbenen Sträf-
linge ausübe.

Das Chronicle, welches bisher die Kriegstrompete gegen
Rußland sehr laut geblasen, bezeichnet nun selbst den Krieg als
unwahrscheinlich und glaubt, daß der Zwist auf dem Wege der
Diplomatie werde beigelegt werden -- der Diplomatie, welche so
abkühlend auf die politischen Leidenschaften wirke. Die französi-
sche Regierung verabscheue den Krieg auf's Aeußerste; England
sey ohnehin dem Frieden geneigt ( ! ) ; Kaiser Nikolaus werde
Rußlands seit Peter dem Großen traditionelle Politik: langsam
aber sicher im Süden vorzugehen, nicht vergessen haben; und für
Oesterreich, das noch von den eben überstandenen Kämpfen athem-
lose, würde es barer Wahnsinn seyn, sich jetzt in einen allge-
meinen Krieg einzulassen. Jedermann wisse, wie Metternich auf
eine russische Einladung mit nach Konstantinopel zu marschiren
geantwortet haben würde.

Türkei.

Nach Correspondenzen des "Journal des Debats" aus Kon-
stantinopel vom 15. October ist eine große Zahl polnischer
Flüchtlinge neuerdings zum Jslam übergetreten. Die Pforte hat
den Befehl gegeben, daß die Angeseheneren der Flüchtlinge mit
der polnischen Legion nach Schumla gesandt würden. Die
italiänischen Flüchtlinge werden nach Gallipoli gesandt. Man
wird die Christen von denjenigen trennen, welche zum Jslam
übergetreten sind, aber sie werden alle mit den gleichen Rücksich-
ten behandelt werden.



Durchschnittspreise
der in der Stadt Mainz vom 27. bis zum 2. November 1849 verkauften
Früchte.

Säcke. Fruchtgattungen. fl. kr.
-- Weißmehl das Malter a 140 Pfund 7 --
-- Roggenmehl ditto 5 --
408 Waizen a 200 Pfund 7 33
75 Korn " 5 14
60 Gerste " 4 33
66 Hafer " 5 48
-- Spelz "----

Scke. Jn der Halle am 2. Nov. fl. kr. Scke. Außerhalb derselben: fl. kr.
213 Waizen a 200 Pfd. 7 36 195 Waizen a 200 Pfd. 7 29
75 Korn " 5 14 -- Korn " -- --
14 Gerste " 4 46 46 Gerste " 4 30
66 Hafer " 5 48 -- Hafer " -- --
-- Spelz " -- -- -- Spelz "----
Brodtaxe vom 2. November.
kr. pf. kr. pf.
Schwarzbrod ( 4 Pfd. ) 9 -- Gemischtes Brod ( 3 Pfd. ) 12 --
Fleischpreise
für die Stadt Mainz vom 2. November bis einschließlich 9. November 1849.

kr.
pf. kr. pf.
Ochsenfleisch allgem. Preis 12 -- Schweinenfleisch allgem. Pr. 11 --
Kalbfleisch 12 -- Rinderfleisch 10 --
Hammelfleisch 10 -- Kuhfleisch 9 --
Amtliche Brodtaxe vom 3. November
für die Gemeinden der Friedensgerichtsbezirke Niederolm und Oppen-
heim
für die nächsten acht Tage.

kr.
pf. kr. pf.
1te Sorte ( 4 Pfd. ) 7 3 2te Sorte ( 4 Pfd. ) 71
[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz] Berichterstatter über das Einnahme=Budget soll im Laufe des
Monats November ernannt werden, so das die Nationalversamm-
lung wahrscheinlich noch vor dem December ihre Berathungen des
Budgets von 1850 eröffnen kann. — Die Budget=Commission
hat gestern entschieden, daß die lyoner Eisenbahn ohne Unter-
brechung bis Avignon fortgesetzt werden soll; man glaubt daher,
daß nur eine einzige Gesellschaft zur Uebernahme zugelassen wird.

Die wegen des Angriffes auf die Präfectur zu Montpellier
verhafteten Personen sind nach Air abgeführt worden. Als man
sie in einen Omnibus nach der Station brachte, riefen einige:
„Es lebe Barbès! Es lebe Robespierre! Es lebe die Guillotine!“

Nach Allem, was man hört, ist die Arbeit und der Verdienst
in Paris mehr und mehr in gedeihlicher Zunahme begriffen. Fast
alle Gewerbe sind in Paris wieder in vollem Gange. Sogar das
Bauwesen, das so lange in Stockung blieb, beginnt sich wieder
zu heben. Die Bestellungen zu Ausfuhr, besonders was Mode-
waaren, fertige Kleider, Gold= und Silberwaaren, Papparbei-
ten, Spielsachen betrifft, sind bedeutend. Nur der Buchhan-
del ist noch in mehrfacher Beziehung leidend. Jm Allgemeinen
aber hofft man einen für den Erwerb günstigen Winter; — falls
nicht neuerdings die „Organisation der Arbeit“ oder der „ Wohl-
stand für Alle“ die Leute in Arbeitslosigkeit und Armuth stürzt.
Auffallend ist die Zunahme der Selbstmorde. Gestern hat sich
wieder ein Mann von einem der Thürme von Notre Dame her-
abgestürzt. Sein Körper, von einem Gerüste, auf das er unter-
wegs fiel, wieder abgeprallt, zerschellte auf dem Straßenpflaster.
Jn einem auf dem Thurme zurückgelassenen Briefe bittet er seine
Mutter wegen des Kummers, den er ihr verursache, um Ver-
zeihung.

Die „Assemblee nationale,“ welche erst vorgestern die falsche
Nachricht von der die Schweiz betreffenden Note der nordischen
Mächte brachte, will jetzt wissen, daß nach Depeschen aus Kon-
stantinopel dort zwischen den Gesandten Englands und Frank-
reichs eine Mißhelligkeit ausgebrochen sey, weil jener die Trans-
portation der ungarischen Flüchtlinge nach Amerika nicht zugeben
wolle, während dieser damit einverstanden sey. Der hiesige tür-
kische Gesandte soll geäußert haben, der Sultan würde die
Flüchtlinge, wenn es anginge, nach dem Monde transportiren
lassen, um nur mit der Sache fertig zu werden. — 5% 88. 25.
— 3% 55. 90. — Bankactien 2340.

☞ Paris 31. October. Der Präsident der Republik hat
heute der Nationalversammlung eine officielle Botschaft übermacht
des Jnhaltes: daß das seitherige Ministerium sich
aufgelöst habe und nicht mehr bestehe.
General
d'Hautpoul, der ein persönlicher Freund des Präsidenten ist
und bedeutende legitimistische Sympathien, allein keine hervorra-
gende politische Bildung besitzt, soll mit der Zusammensetzung des
neuen Cabinettes beauftragt seyn.

Mol é und Thiers sollen bestimmt erklärt haben, daß sie in
ein neues Ministerium nicht eintreten würden, es ist auch unter
den obwaltenden Umständen schwerlich eine Einladung dazu an sie
ergangen. Dagegen ist ein alter Napoleonide, der Graf Flahaut,
früher unter Louis Philipp Gesandter in Wien, hier auf des
Präsidenten Wunsch wieder eingetroffen und hat sich seinem Hofe
angeschlossen.

Großbritannien.

London 29. October. Die Gerüchte über Parteidemonstra-
tionen, welche die Protestanten Nordirlands für den 5. Novem-
ber, den Jahrestag der Pulververschwörung, beabsichtigen sollen,
scheinen durchaus nicht grundlos zu seyn, da die mit militärischen
Maßregeln sonst sehr vorsichtige Regierung es für angemessen
hält, bedeutende Truppenverstärkungen nach dem Norden zu
schicken, bis jetzt einige Compagnien des 54. Regiments, zwei
Compagnien Scharfschützen und mehrere Abtheilungen von 17.
Lancierregimente. Auf morgen hat der protestantische Verein von
Ulster, welcher 1600 Mitglieder zählt, eine Zusammenkunft in
der Musikhalle zu Belfast ausgeschrieben, um, wie es im Belfaster
protestantischen Journale heißt, „offen ihre heiligen Grundsätze
darzulegen, einstimmig eine Danksagung an ihren geliebten Füh-
rer, Lord Roden, zu erlassen und dem Statthalter zu erkennen zu
geben, daß es Pfaffen und Demagogen nicht gestattet seyn solle,
geschworenen Magistratspersonen in Gewissensangelegenheiten
Vorschriften zu machen.“

Wie aus den neuesten Mittheilungen vom Cap hervorgeht,
hat der Staatssecretär für die Colonien, Graf Grey, seine Ab-
sicht, das Capland zu einem Ablagerungsplatze für Sträflinge zu
machen, keineswegs aufgegeben, vielmehr beschlossen, außer ge-
wöhnlichen Verbrechern auch alle Militärsträflinge aus Ceylon
und Hongkong dem Caplande aufzubürden. Die Colonisten sind
[Spaltenumbruch] entschlossen, sich dieses nicht gefallen zu lassen, ja es sieht darnach
aus, als ob sie sich einer Landung von Sträflingen, wenn sie mit
Gewalt versucht werden sollte, auch mit Gewalt zu widersetzen
beabsichtigten. Andererseits scheint die Regierung entschlossen zu
seyn, es aufs Aeußerste ankommen zu lassen, zumal da auch an-
dere Colonien wie die neugegründeten auf Neuseeland und selbst
Sidney sich ebenfalls sträuben, für den Auswurf Englands, den
man doch nicht in dem „Käfig voll wilder Bestien,“ wie ein bri-
tischer Reisebeschreiber die Norfolkinsel nennt, zusammenhäufen
kann, Abzugscanäle zu werden oder zu bleiben. Man wird viel-
leicht an der Capcolonie ein Exempel statuiren, um den Unab-
hängigkeitssinn, der sich fast in allen Colonien immer bedenklicher
auszusprechen beginnt, einzuschüchtern. Die Times scheint diese
Ansicht mit der Regierung zu theilen. Was solle aus England
werden, fragt sie, wenn es seine Verbrecher nicht mehr nach seinen
fernen Colonien absetzen dürfe? Schon allgemeine Menschlich-
keitsgründe riethen hierzu, da die Erfahrung lehre, daß allein die
räumliche Versetzung nach fernen Gegenden einen sehr heilsamen
Einfluß auf die Mehrzahl der noch nicht ganz verdorbenen Sträf-
linge ausübe.

Das Chronicle, welches bisher die Kriegstrompete gegen
Rußland sehr laut geblasen, bezeichnet nun selbst den Krieg als
unwahrscheinlich und glaubt, daß der Zwist auf dem Wege der
Diplomatie werde beigelegt werden — der Diplomatie, welche so
abkühlend auf die politischen Leidenschaften wirke. Die französi-
sche Regierung verabscheue den Krieg auf's Aeußerste; England
sey ohnehin dem Frieden geneigt ( ! ) ; Kaiser Nikolaus werde
Rußlands seit Peter dem Großen traditionelle Politik: langsam
aber sicher im Süden vorzugehen, nicht vergessen haben; und für
Oesterreich, das noch von den eben überstandenen Kämpfen athem-
lose, würde es barer Wahnsinn seyn, sich jetzt in einen allge-
meinen Krieg einzulassen. Jedermann wisse, wie Metternich auf
eine russische Einladung mit nach Konstantinopel zu marschiren
geantwortet haben würde.

Türkei.

Nach Correspondenzen des „Journal des Debats“ aus Kon-
stantinopel vom 15. October ist eine große Zahl polnischer
Flüchtlinge neuerdings zum Jslam übergetreten. Die Pforte hat
den Befehl gegeben, daß die Angeseheneren der Flüchtlinge mit
der polnischen Legion nach Schumla gesandt würden. Die
italiänischen Flüchtlinge werden nach Gallipoli gesandt. Man
wird die Christen von denjenigen trennen, welche zum Jslam
übergetreten sind, aber sie werden alle mit den gleichen Rücksich-
ten behandelt werden.



Durchschnittspreise
der in der Stadt Mainz vom 27. bis zum 2. November 1849 verkauften
Früchte.

Säcke. Fruchtgattungen. fl. kr.
Weißmehl das Malter à 140 Pfund 7
Roggenmehl ditto 5
408 Waizen à 200 Pfund 7 33
75 Korn „ 5 14
60 Gerste „ 4 33
66 Hafer „ 5 48
Spelz „

Scke. Jn der Halle am 2. Nov. fl. kr. Scke. Außerhalb derselben: fl. kr.
213 Waizen à 200 Pfd. 7 36 195 Waizen à 200 Pfd. 7 29
75 Korn „ 5 14 Korn „
14 Gerste „ 4 46 46 Gerste „ 4 30
66 Hafer „ 5 48 Hafer „
Spelz „ Spelz „
Brodtaxe vom 2. November.
kr. pf. kr. pf.
Schwarzbrod ( 4 Pfd. ) 9 Gemischtes Brod ( 3 Pfd. ) 12
Fleischpreise
für die Stadt Mainz vom 2. November bis einschließlich 9. November 1849.

kr.
pf. kr. pf.
Ochsenfleisch allgem. Preis 12 Schweinenfleisch allgem. Pr. 11
Kalbfleisch 12 Rinderfleisch 10
Hammelfleisch 10 Kuhfleisch 9
Amtliche Brodtaxe vom 3. November
für die Gemeinden der Friedensgerichtsbezirke Niederolm und Oppen-
heim
für die nächsten acht Tage.

kr.
pf. kr. pf.
1te Sorte ( 4 Pfd. ) 7 3 2te Sorte ( 4 Pfd. ) 71
[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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[0004] Berichterstatter über das Einnahme=Budget soll im Laufe des Monats November ernannt werden, so das die Nationalversamm- lung wahrscheinlich noch vor dem December ihre Berathungen des Budgets von 1850 eröffnen kann. — Die Budget=Commission hat gestern entschieden, daß die lyoner Eisenbahn ohne Unter- brechung bis Avignon fortgesetzt werden soll; man glaubt daher, daß nur eine einzige Gesellschaft zur Uebernahme zugelassen wird. Die wegen des Angriffes auf die Präfectur zu Montpellier verhafteten Personen sind nach Air abgeführt worden. Als man sie in einen Omnibus nach der Station brachte, riefen einige: „Es lebe Barbès! Es lebe Robespierre! Es lebe die Guillotine!“ Nach Allem, was man hört, ist die Arbeit und der Verdienst in Paris mehr und mehr in gedeihlicher Zunahme begriffen. Fast alle Gewerbe sind in Paris wieder in vollem Gange. Sogar das Bauwesen, das so lange in Stockung blieb, beginnt sich wieder zu heben. Die Bestellungen zu Ausfuhr, besonders was Mode- waaren, fertige Kleider, Gold= und Silberwaaren, Papparbei- ten, Spielsachen betrifft, sind bedeutend. Nur der Buchhan- del ist noch in mehrfacher Beziehung leidend. Jm Allgemeinen aber hofft man einen für den Erwerb günstigen Winter; — falls nicht neuerdings die „Organisation der Arbeit“ oder der „ Wohl- stand für Alle“ die Leute in Arbeitslosigkeit und Armuth stürzt. Auffallend ist die Zunahme der Selbstmorde. Gestern hat sich wieder ein Mann von einem der Thürme von Notre Dame her- abgestürzt. Sein Körper, von einem Gerüste, auf das er unter- wegs fiel, wieder abgeprallt, zerschellte auf dem Straßenpflaster. Jn einem auf dem Thurme zurückgelassenen Briefe bittet er seine Mutter wegen des Kummers, den er ihr verursache, um Ver- zeihung. Die „Assemblee nationale,“ welche erst vorgestern die falsche Nachricht von der die Schweiz betreffenden Note der nordischen Mächte brachte, will jetzt wissen, daß nach Depeschen aus Kon- stantinopel dort zwischen den Gesandten Englands und Frank- reichs eine Mißhelligkeit ausgebrochen sey, weil jener die Trans- portation der ungarischen Flüchtlinge nach Amerika nicht zugeben wolle, während dieser damit einverstanden sey. Der hiesige tür- kische Gesandte soll geäußert haben, der Sultan würde die Flüchtlinge, wenn es anginge, nach dem Monde transportiren lassen, um nur mit der Sache fertig zu werden. — 5% 88. 25. — 3% 55. 90. — Bankactien 2340. ☞ Paris 31. October. Der Präsident der Republik hat heute der Nationalversammlung eine officielle Botschaft übermacht des Jnhaltes: daß das seitherige Ministerium sich aufgelöst habe und nicht mehr bestehe. General d'Hautpoul, der ein persönlicher Freund des Präsidenten ist und bedeutende legitimistische Sympathien, allein keine hervorra- gende politische Bildung besitzt, soll mit der Zusammensetzung des neuen Cabinettes beauftragt seyn. Mol é und Thiers sollen bestimmt erklärt haben, daß sie in ein neues Ministerium nicht eintreten würden, es ist auch unter den obwaltenden Umständen schwerlich eine Einladung dazu an sie ergangen. Dagegen ist ein alter Napoleonide, der Graf Flahaut, früher unter Louis Philipp Gesandter in Wien, hier auf des Präsidenten Wunsch wieder eingetroffen und hat sich seinem Hofe angeschlossen. Großbritannien. London 29. October. Die Gerüchte über Parteidemonstra- tionen, welche die Protestanten Nordirlands für den 5. Novem- ber, den Jahrestag der Pulververschwörung, beabsichtigen sollen, scheinen durchaus nicht grundlos zu seyn, da die mit militärischen Maßregeln sonst sehr vorsichtige Regierung es für angemessen hält, bedeutende Truppenverstärkungen nach dem Norden zu schicken, bis jetzt einige Compagnien des 54. Regiments, zwei Compagnien Scharfschützen und mehrere Abtheilungen von 17. Lancierregimente. Auf morgen hat der protestantische Verein von Ulster, welcher 1600 Mitglieder zählt, eine Zusammenkunft in der Musikhalle zu Belfast ausgeschrieben, um, wie es im Belfaster protestantischen Journale heißt, „offen ihre heiligen Grundsätze darzulegen, einstimmig eine Danksagung an ihren geliebten Füh- rer, Lord Roden, zu erlassen und dem Statthalter zu erkennen zu geben, daß es Pfaffen und Demagogen nicht gestattet seyn solle, geschworenen Magistratspersonen in Gewissensangelegenheiten Vorschriften zu machen.“ Wie aus den neuesten Mittheilungen vom Cap hervorgeht, hat der Staatssecretär für die Colonien, Graf Grey, seine Ab- sicht, das Capland zu einem Ablagerungsplatze für Sträflinge zu machen, keineswegs aufgegeben, vielmehr beschlossen, außer ge- wöhnlichen Verbrechern auch alle Militärsträflinge aus Ceylon und Hongkong dem Caplande aufzubürden. Die Colonisten sind entschlossen, sich dieses nicht gefallen zu lassen, ja es sieht darnach aus, als ob sie sich einer Landung von Sträflingen, wenn sie mit Gewalt versucht werden sollte, auch mit Gewalt zu widersetzen beabsichtigten. Andererseits scheint die Regierung entschlossen zu seyn, es aufs Aeußerste ankommen zu lassen, zumal da auch an- dere Colonien wie die neugegründeten auf Neuseeland und selbst Sidney sich ebenfalls sträuben, für den Auswurf Englands, den man doch nicht in dem „Käfig voll wilder Bestien,“ wie ein bri- tischer Reisebeschreiber die Norfolkinsel nennt, zusammenhäufen kann, Abzugscanäle zu werden oder zu bleiben. Man wird viel- leicht an der Capcolonie ein Exempel statuiren, um den Unab- hängigkeitssinn, der sich fast in allen Colonien immer bedenklicher auszusprechen beginnt, einzuschüchtern. Die Times scheint diese Ansicht mit der Regierung zu theilen. Was solle aus England werden, fragt sie, wenn es seine Verbrecher nicht mehr nach seinen fernen Colonien absetzen dürfe? Schon allgemeine Menschlich- keitsgründe riethen hierzu, da die Erfahrung lehre, daß allein die räumliche Versetzung nach fernen Gegenden einen sehr heilsamen Einfluß auf die Mehrzahl der noch nicht ganz verdorbenen Sträf- linge ausübe. Das Chronicle, welches bisher die Kriegstrompete gegen Rußland sehr laut geblasen, bezeichnet nun selbst den Krieg als unwahrscheinlich und glaubt, daß der Zwist auf dem Wege der Diplomatie werde beigelegt werden — der Diplomatie, welche so abkühlend auf die politischen Leidenschaften wirke. Die französi- sche Regierung verabscheue den Krieg auf's Aeußerste; England sey ohnehin dem Frieden geneigt ( ! ) ; Kaiser Nikolaus werde Rußlands seit Peter dem Großen traditionelle Politik: langsam aber sicher im Süden vorzugehen, nicht vergessen haben; und für Oesterreich, das noch von den eben überstandenen Kämpfen athem- lose, würde es barer Wahnsinn seyn, sich jetzt in einen allge- meinen Krieg einzulassen. Jedermann wisse, wie Metternich auf eine russische Einladung mit nach Konstantinopel zu marschiren geantwortet haben würde. Türkei. Nach Correspondenzen des „Journal des Debats“ aus Kon- stantinopel vom 15. October ist eine große Zahl polnischer Flüchtlinge neuerdings zum Jslam übergetreten. Die Pforte hat den Befehl gegeben, daß die Angeseheneren der Flüchtlinge mit der polnischen Legion nach Schumla gesandt würden. Die italiänischen Flüchtlinge werden nach Gallipoli gesandt. Man wird die Christen von denjenigen trennen, welche zum Jslam übergetreten sind, aber sie werden alle mit den gleichen Rücksich- ten behandelt werden. Durchschnittspreise der in der Stadt Mainz vom 27. bis zum 2. November 1849 verkauften Früchte. Säcke. Fruchtgattungen. fl. kr. — Weißmehl das Malter à 140 Pfund 7 — — Roggenmehl ditto 5 — 408 Waizen à 200 Pfund 7 33 75 Korn „ 5 14 60 Gerste „ 4 33 66 Hafer „ 5 48 — Spelz „ — — Scke. Jn der Halle am 2. Nov. fl. kr. Scke. Außerhalb derselben: fl. kr. 213 Waizen à 200 Pfd. 7 36 195 Waizen à 200 Pfd. 7 29 75 Korn „ 5 14 — Korn „ — — 14 Gerste „ 4 46 46 Gerste „ 4 30 66 Hafer „ 5 48 — Hafer „ — — — Spelz „ — — — Spelz „ — — Brodtaxe vom 2. November. kr. pf. kr. pf. Schwarzbrod ( 4 Pfd. ) 9 — Gemischtes Brod ( 3 Pfd. ) 12 — Fleischpreise für die Stadt Mainz vom 2. November bis einschließlich 9. November 1849. kr. pf. kr. pf. Ochsenfleisch allgem. Preis 12 — Schweinenfleisch allgem. Pr. 11 — Kalbfleisch 12 — Rinderfleisch 10 — Hammelfleisch 10 — Kuhfleisch 9 — Amtliche Brodtaxe vom 3. November für die Gemeinden der Friedensgerichtsbezirke Niederolm und Oppen- heim für die nächsten acht Tage. kr. pf. kr. pf. 1te Sorte ( 4 Pfd. ) 7 3 2te Sorte ( 4 Pfd. ) 7 1 Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 260. Mainz, 2. November 1849, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal260_1849/4>, abgerufen am 31.10.2024.