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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 4. Köln, 4. Juni 1848.

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[Deutschland]
** Köln, 3. Juni.
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Koblenz, 1. Juni.
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Koblenz, 2. Juni.

Dem Vernehmen nach wird General Wrangel als kommandirender General des achten Armeekorps hieher kommen. (Rh.- u. M.-Z.)

XBerlin, 1. Juni.

Gestern in der National-Versammlung beschäftigt, konnte ich Ihnen nichts Genaues über die am Zeughause vorgefallenen Unruhen berichten. Ich trage Ihnen heute nach. Das Volk merkte daß große Kisten aus dem Zeughause in Kähne verladen wurden; man sagte, es seien alte Gewehre, aber als einige Kisten erbrochen wurden, fand sich, daß die Gewehre ganz neu waren. Man suchte weiter nach, und fand daß die ganze Ladung aus Kartätschbüchsen, Kanonenkugeln, Flinten etc. bestand. Alles wurde konfiscirt, desgleichen mehrere Kanonen. Die Aufregung wuchs fortwährend. Die Bürgerwehr besetzte das Zeughaus, die Kanonen der Artilleriekaserne am Kupfergraben wurden hingebracht unddie Menge verlief sich. Jedoch soll die Bürgerwehr zuletzt auch gegen das Volk eingeschritten sein, um es zu zerstreuen. Gewalt wurde nicht gebraucht.

XNachschrift.

So eben waren, wie gestern, so auch heute wieder Aufläufe am Zeughause. Da das Militär neben der Bürgerwehr noch im Zeughause geblieben war, so verlangte das Volk sturmisch seine Entfernung. Der Generalmarsch mußte geschlagen werden. Berlin ist seit den letzten Wiener Ereignissen und seit dem Verfassungsentwurf sehr unruhig geworden. Lokale Verhältnisse tragen bei, die Unruhe zu vermehren, so das Votum der Bürgerwehr auf Aschoffs Absetzung. Aschoff ist zugleich Kommandant der Stadt und der Bürgerwehr und gar nicht mehr beliebt.

Berlin, 29. Mai.

Die demokratische Partei in der Bürgerwehr ist jetzt entschieden die überwiegende. Die Regierung will nun einen neuen Staatsstreich begehen und den Versuch zur Entwaffnung der Handwerks-Kompagnie machen, unter dem Vorwande, daß sie ein unregelmäßiges Exercitium habe. Es versteht sich von selbst, daß dieser Versuch vollständig mißlingen wird.

(A. D. Z.)
*Berlin, 31. Mai.

Nach einem Artikel des Pr. St. A. bildet das Berliner Zeughaus das Central-Waffendepot für das ganze Land; Sendungen von Waffen in die Waffenplätze der Provinzen können also "als rein administrative Maßregeln des Kriegsministeriums ein besonderes Aufsehen mit Grund (!) nicht erregen." Die zur Sicherung des Zeughauses getroffenen Vorkehrungen sind gegen früher in keiner Weise geändert. -- Natürlich; wenn das Ministerium alle Waffen aus dem Zeughause entfernen und an die reaktionären ucker- und andere märker Bauern und Pfahlbürger ertheilt, so kann das "als rein administrative Maßregel ein besonderes Aufsehen mit Grund nicht erregen!"

*Osnabrück, 1. Juni.

Gegen den Stüve'schen Separatpatriotismus haben sich bereits zahlreiche Adressen ausgesprochen, die "tapfern Küstenbewohner" scheinen gar nicht so abgeneigt gegen eine engere Vereinigung mit dem übrigen Deutschland zu sein, wie Hr. Stüve ihnen zumuthet. Auf heute ist von den Volksversammlungen von Hoya und Verden eine große Versammlung aus dem ganzen Lande nach Eistruch ausgeschrieben, welche sich wahrscheinlich ebenfalls gegen die Separation aussprechen wird. In Hannover selbst hat sich der Volksunwille gegen die reaktionären Bestrebungen Stüve's durch lärmende Demonstrationen und Fenstereinwerfen geltend gemacht. Auch der Premierminister, Graf Bennigsen, und der Stadtdirektor Evers haben ihr Theil davon mitbekommen. Ein sonderbares Verhängniß war es nur, daß noch reaktionärere Bestrebungen, als die des Ministeriums die Veranlassung geben mußten. Unsere im vorigen Jahre neu geschaffene Gewerbeordnung greift nämlich einigermaßen störend in die Zunftverhältnisse ein, besonders durch die im § 222 enthaltene Bestimmung, wonach "die am Orte vorhandnen Handwerkszünfte den Mitgliedern der Handelszunft nicht wehren können, auch mit solchen Gegenständen zu handeln, zu deren Verfertigung sie ausschließlich befugt seien." In einer neuen Berathung der zweiten Kammer war die Beibehaltung dieses Paragraphen beschlossen, während ein anderer, wonach Handwerker ihren Laden auch mit erkauften Waaren ihres Gewerkes versehen dürfen, aufgehoben werden sollte. Die Handwerker aber wollen Suspendirung des ganzen Gewerbegesetzes und vollständige Wiederherstellung des Schutzes, den ihnen die alte Zunftordnung gewährte. Eine Deputation sollte dem Minister Stüve ihre Wünsche vortragen, er mußte sie zum Premierminister begleiten, wo denn durch die bald gesammelte Volksmenge die Ausführung des oben genannten Schauspiels begann. Durch die Versicherung der Kammer, daß sie die alten Zunftverhältnisse in möglichster Ausdehnung wiederherstellen werde, scheinen die Handwerker zwar beruhigt zu sein, nicht so aber das Volk, das ganz andere Dinge verlangt. Stüve's Anhänger, deren Zahl hierorts immer noch ziemlich groß ist, geben sich vergebliche Mühe, dieser Demonstration ihre Bedeutung zu rauben, indem sie dieselbe als eine rein gewerbliche darstellen; es lassen sich aber nicht Viele dadurch täuschen; gegen einen beliebten Minister läßt sich das Volk so leicht nicht aufreizen, die mittelalterlichen Gelüste der hannöver'schen Landjunker würden gegen den liberalen Stüve keine so allgemeine Unterstützung gefunden haben. Selbst in der Kammer hat das Ministerium eine Niederlage, wenn auch nur eine vorübergehende erlitten. Trotz des Widerstandes der Minister Stüve, Braun und Lehzen ging der Antrag Hantelmanns auf Gleichstellung aller Konfessionen mit 35 gegen 26, also mit einer relativen Majorität von 9 Stimmen durch, während die absolute Majorität 41 Stimmen erfordert. Es fragt sich also, ob sich bei den nächsten beiden Abstimmungen von den fehlenden 19 Stimmen noch sechs zur jetzigen Majorität schlagen werden. Von wahrhaft klassischer Bornirtheit zeugt die Aeußerung Stüve's, "daß durch die Annahme des Hantelmann'schen Antrags der amerikanischen Rohheit der Weg angebahnt werde, an die Stelle der deutschen Bildung zu treten". Wie es heißt, beabsichtigen Stüve und Bennigsen, ihr Portefeuille niederzulegen; für ein Ministerium Hantelmann wäre dann die größte Wahrscheinlichkeit. Unser Adel fängt zwar schon wieder an sich gewaltig zu spreitzen, ihm ist die neue Zusammensetzung der ersten Kammer schon zu viel; auch er hofft auf den Sturz des Ministeriums, doch hat er nicht Lebenskraft genug mehr, um aus seiner Mitte ein neues schaffen zu können. Unser Kleinbürger fangt allmälig an, sich zu fühlen, und so sehr er nach Ruhe und Ordnung um jeden Preis schreit, so könnte ihn der Versuch einer neuen Adelsherrschaft doch bald wieder mit revolutionären Gelüsten erfüllen. Er glaubt seine Herrschaft schon gesichert, und möchte auf den leicht errungenen Lorbeeren ausruhen; nach diesem Glücke seufzt er vergebens. Die Adelskammer wird sich aber selbst um so leichter stürzen, je kühnere Anstrengungen sie macht, ihre Rechte zu wahren, und in ihren Sturz das ganze Zweikammersystem mithineinziehen, trotzdem die zweite Kammer es jetzt auch in ihrer dritten Abstimmung zu dem ihrigen gemacht hat.

*München, 30. Mai.

Die Arbeiten der Kammern sind geschlossen; das Lehengesetz, das Ablösungsgesetz, das Gesetz über die Grundlagen der künftigen Gesetzgebung und das Jagdgesetz sind endlich zwischen den beiden Kammern und den Ministern "vereinbart" worden. Welche Bedeutung diese Gesetze für die Zukunft Baierns haben werden, geht aus dem folgenden Satze der A. A. Z. hervor: "Das Gesetz über die Grundlagen der künftigen Gesetzgebung wurde dadurch vereinbart, daß die Reichsräthe -- gegen die Stimmen des Grafen C. Seinsheim und des Frhrn. v. Aretin -- in die Aufhebung der Siegelmäßigkeit als Vorrecht mit Eintritt der erwarteten Notariats- und Preßgesetze willigten." -- Die Wirkungen des vielgepriesenen "deutschen Staatsbürgerrechts" treten. immer deutlicher hervor. In München z. B. haben die Schuhmacher die Arbeit eingestellt und fordern höheren Lohn. Sofort droht ein vom 28. d. M. datirter Maueranschlag von Seite der k. Polizeidirektion allen Schuhmachergesellen, welche nicht bis morgen früh entweder Arbeit bei einem Meister nachweisen oder ihre Wanderbücher auf der Polizei abholen, mit polizeilicher Answeisung von hier und Schubtransport in ihre Heimath! Natürlich! Die Schuster können ja nur durch geheime Wühler (sagt die Augsb. A. Z.), welche der Stadt die Ruhe mißgönnen, aufgereizt sehn. Sie dringen auf Erhöhung des Arbeitslohnes, halten Versammlungen und tragen ihre Unzufriedenheit selbst auf den Straßen zur Schau. Die Behörden schreiten jedoch kräftig ein, und durch Mithülfe der hier in Besatzung liegenden Jäger sind zwischen gestern und heute 160 solcher unruhiger Köpfe eingefangen, und zum großen Theil schon mittelst Schub in ihre entsprechende Heimath geschafft worden. Sie dringen auf Erhöhung des Lohns -- schrecklich! sie halten Versammlungen -- entsetzlich! ja, sie tragen ihre Unzufriedenheit selbst auf den Straßen zur Schau! Welche Verbrechen im "freien" Baiernlande, wo die Siegelmäßigkeit kein Vorrecht mehr ist!

*Wien, 30. Mai.

Das Ministerium hat eine "Kundmachung an die Bewohner der Residenz" erlassen, worin es über seine Handlungen und Absichten Erläuterungen zu geben und besonders gegen den Vorwurf der Planlosigkeit sich zu vertheidigen versucht. Auf die Wiener wird dies mühsam zusammengestellte Schriftstück, an dem man gar sehr die alte Metternichsche Gewandtheit vermißt, nicht den mindesten Eindruck machen; es scheint auch lediglich für die Provinzen berechnet zu sein, um hier wenigstens den Schein zu retten und das Fortbestehen des Ministeriums, das nach den jüngsten Ereignissen eine völlige Unmöglichkeit wäre, wenn die Wiener nicht gutmüthig bis zur Einsetzung eines neuen sich geduldeten, mit doktrinären Floskeln zu beschönigen. -- Die Verfassung vom 25. April wird als das "Programm," als das "Glaubensbekenntniß" des Ministeriums hingestellt. "Die Bewegungen im Mai, heißt es dann, haben gezeigt, daß hier nicht die Wünsche über alle Bestimmungen der Verfassung übereinstimmen. Allein keine ihrer Grundlagen wurde angegriffen. Der Charakter der Verfassung als eine vollendete Urkunde wurde bestritten; gegen die Zweckmäßigkeit der Wahleinrichtung in einzelnen ihrer Bestimmungen wurden Zweifel erhoben; gegen die erste Kammer in ihrer Zusammensetzung machten sich Einsprüche geltend. Diese Einsprüche und jene Zweifel wurden behoben (sic); der erste Reichstag wurde als ein konstituirender anerkannt." Also eine Verfassung wird in keiner ihrer Grundlagen angegriffen, wenn sich solche "Einsprüche und Zweifel" erheben, wenn ihre ganze Grundlage, die kaiserliche Machtvollkommenheit, als deren Ausfluß sie gegeben war, über den Haufen geworfen ist! Es macht keinen wesentlichen Unterschied, ob eine Verfassung von Gottes Gnaden octroyirt, ob sie mit dem Volke vereinbart, ob sie rein aus dem Volkswillen hervorgegangen ist! -- Das Ministerium erkennt daher in dem Siege des demokratischen Prinzips nur "einen längern Weg" um "zu den organischen Gesetzen, welche die Verfassung ergänzen müssen, zur Ordnung des innern Haushalts der Monarchie, zu jenen Einrichtungen und Anordnnngen zu gelangen, welche das Vertrauen befestigen und das materielle Wohl fördern sollen." Es ist der alte Kunstgriff, politischen Reformen philantrophische Redensarten entgegenzustellen. Indessen verspricht das Ministerium, auch "den längeren Weg redlich zu erfüllen" (sic) weil er als "der vorzüglichere" erkannt wurde. Dann kommen Redlichkeitsbetheuerungen. An der Verfassung habe es streng festgehalten, nur eine "Verwaltungs-Maßregel" sei auf "heftigen Widerstand" gestoßen. "Sie (die Minister) haben auf dem einzigen konstitutionellen Wege durch die Niederlegung ihrer Aemter geantwortet, der Wille des Monarchen hat sie bis zur Ernennung ihrer Nachfolger in diesen Aemtern festgehalten, und die Erklärungen der ausgezeichnetsten Körperschaften der Residenz haben sich diesem Willen angeschlossen." Man sieht, der kaiserliche Wille ist nicht mehr maßgebend, er bedarf der Sanktion der Wiener Bevölkerung. Darum wenden die Minister sich denn auch an diese und sprechen ihr Vertrauen an, weil sie "der Monarchie Stärke und Achtung nach Außen, Ordnung, Freiheit und Sicherheit im Innern, Vertrauen, Erwerb und Förderung aller zum Wohlstand führenden Interessen zu - verbürgen - gestrebt"! Ja diese Bürgschaftsbestreben sollen es sogar dahin gebracht haben, daß "der Bürger wie der Landmann bereits in allen Theilen des Reichs Freiheiten und Erleichterungen besitzt, wie sich deren die glücklichsten Länder dieses Welttheils erfreuen"!! Diese kühne Behauptung wird dann gemildert durch das Geständniß, daß "Manches beschleunigt, rascher die Hand an die nöthigen Reformen gelegt, ein entschiednerer Gang der Regierung nach allen Theilen des Reiches entwickelt werden könnte." Aber dazu gehört wieder Vertrauen und darum erklären die Herren Minister: "sie kennen keine Reaktion, welche ihren Gang zu lähmen bemüht oder das vom Monarchen Zugestandene zurückzunehmen vermögend wäre." Die Reaktion scheint also nur noch in der Erinnerung zu existiren, und wenn in Wien Montecuculi und Bombelles in effigie an den Galgen gehängt sind, so hat das keine Bedeutung für die Zukunft.

Deutlich sah er, wie die Nullen des Capital-Conto's in geordneten Linien von der einen Seite heranrückten und wie sich von der andern die Zahlen aus allen kleinen Rechnungsposten in zwar ungeregelten aber desto wildern Massen in den Kampf drängten. Einige Kolonnen rother Zinszahlen, welche mit der republikanischen Infanterie des Auslandes die frappanteste Aehnlichkeit hatten, ließen ihre Fronte noch schauerlicher erscheinen, und trugen nicht wenig dazu bei, das königliche Blut der Nullen vor Schreck erstarren zu machen. Nur der kommandirende Prinz, eine Null vom reinsten Wasser, der Abgott der legitimen Soldateska, hatte sein schreckliches Herz auf der rechten Stelle; er hatte zwei große historische Rittersporen an die Absätze seiner allerhöchsten Stiefel geschnallt; in der königlichen Faust trug er ein schartiges, sehr antikes Schwert aus der Blüthezeit des Absolutismus. Manchmal reitend auf einem englischen konstitutionellen Renner, bestieg er doch heute einen vaterländischen urkräftigen Klepper. Den Schnurbart streichend kommandirte er in jenem berüchtigten fürstlichen Accent das Vorwärts; die Garde blies auf ihren Schalmeien das entsetzliche Lied: "Liebe, Liebe ist mein Leben, Liebe ist mich nöthig," und unaufhaltbar wogte die Schaar der Nullen ihren Feinden entgegen. Diese mit bürgerlichen Mistgabeln, mit modernen Basaltblöcken und höchst beunruhigenden Eisenstangen stellten sich ebenfalls in Reihe und Glied. Zarte Frauen schickten sich an, von den Dächern hinab die königlichen Nullen zum zweiten Male mit zwar erhitztem, aber dennoch ambrosischem Rüböle zu salben, während die Kinder nicht etwa Rosen und Aurikeln, sondern Scherben echten Krystalls dem heranziehenden Feinde entgegenstreuten. Selbst des Volkes verachtetste Hunde und des Märzes verliebteste Katzen schienen heute ihre Bravour außer aller Frage stellen zu wollen und erhuben als Antwort auf die Janitscharen-Musik der königlichen Garde jenes herzerhebende nationale Geheul und Gezisch, das Stein erweichen, Menschen rasend machen kann. Während die beiden Parteien, kaum noch getrennt durch die Entfernung eines unwillkührlichen, gegenseitigen Respectes und durch einige in rein gothischem Style aufgeführte Barrikaden, einander auf den Leib zu rücken suchten, rollten von der Stirn des Träumenden heiße, schwere Tropfen in den Brustlatz seines unschuldreinen Hemdes.

Der Herr Preiß erkannte nemlich gar nicht die welthistorische Bedeutung seines Traumes. In der Empörung der Zahlen gegen die Nullen seines Capital Conto's sah er einzig und allein eine Gefährung seiner kommerziellen Interessen. Gern hätte er deswegen das verhängnißvolle Hauptbuch hintereinander zugeschlagen, um auf diese Weise beide Partheien in der Geburt ihres Streites zu ersticken. Je näher der Ausbruch der Feindseligkeiten bevor stand, desto reaktionärere Gelüste erfaßten ihn. Am Ende sollst du mit deinem guten Gelde die Kosten dieser zwar sehr interressanten, aber dennoch verwerflichen Umwälzung bezahlen ... dachte er, und ich frage jeden Unparteiischen, ob der würdige Handelsherr nicht das größte Recht hatte in einen sehr wohlthätigen Schweiß aus zubrechen.

Das Röcheln seiner träumerischen Angst sollte indeß noch größer werden, als nun endlich die erste königliche Kartätsche mit einer unbegreiflichen Unverschämtheit den kühnen revolutionären Zahlen auf die Köpfe fiel und sofort von einem solchen Meteorsteinregen erwiedert wurde, daß zwei königliche Nullen klagend das Zeitliche segneten. Der Kampf war nun eröffnet und mit Entsetzen bemerkte der Träumende, wie dem Angriff der Nullen nur eine immer wilder emporflammende Raserei der Zahlen folgte. Die Säbel der Insurgenten, die Kugeln ihrer Jagdgewehre und die von allen Dächern tropfenden Pflastersteine vernichteten ganze Kolonnen seines Capital-Conto's. Dazu klang das Läuten der Sturmglocken so schauerlich, wie das Klappern von falschen Dukaten; es war ihm nicht anders mehr zu Muthe, als hätte er sieben unversicherte Schiffsladungen Kaffe auf der See, in einem Aequinoctialsturme; sein edles kaufmännisches Herz schlug wie der Wecker an einer schwarzwälder Uhr und mit jeder Null, die hinunter zum Styr fuhr, rollte ein neuer Angstschweißtropfen über seine olympische Stirn.

Alles dies ertrug indeß noch die Seele des Gepeinigten; mit wahrem Heroismus sah der herrliche Dulder die Tausende durch das Fallen zweier oder dreier Nullen zu Zehnern oder zu Einern werden; als aber endlich den Kieselsteinen, den Büchsenkugeln, den Delphiolen und den Bierglasscherben gar noch der Feuerbrand folgte, als man das ganze Hauptbuch mit sämmtlichen kaiserlichen, königlichen, gräflichen und ähnlichen Nullen in Brand zu stecken suchte: da fuhr er empor mit dem Schrei der Verzweiflung, die baumwollene Nachtmütze entsank seinem Schädel und die Decken zur Seite schiebend und mit beiden beunterhoßten Beinen zu gleicher Zeit dem Bette entfahrend, griff er wie rasend nach einer der türkischen Pistolen des Nachttisches; rechts und links stürzten Leuchter und Schwefelhölzer, Pantoffeln und Nachttopf - losknallte das Pistol und das Schlafgemach krachte bis in sein letztes Mauseloch.

Der Buchhalter Lenz, der eben seinen Herrn zu wecken gedachte und voll haarsträubender Angst. daß er sich frevelnd ein Leides angethan, in's Zimmer stürzte, fand den würdigen Prinzipal selig lächelnd am Fenster stehen. Der Herr Preiß sah daß er geträumt hatte und neugierig blickte er hinüber nach dem nächsten Kirchthurme, von dessen Spitze die schwarz-roth-goldene Fahne lustig im Morgenwinde flatterte.

Leipzig, 28. Mai.

Schon seit einigen Tagen verbreitete sich das Gerücht, daß die Nachtwächter einen Mann zur Haft gebracht hätten.

(W.M.)

Man berichtet, "daß Berlin sich jeden Tag einen Tag mehr vom 18. März entferne." Dies ist freilich außerordentlich merkwürdig.

[Deutschland]
** Köln, 3. Juni.
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Koblenz, 1. Juni.
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Koblenz, 2. Juni.

Dem Vernehmen nach wird General Wrangel als kommandirender General des achten Armeekorps hieher kommen. (Rh.- u. M.-Z.)

XBerlin, 1. Juni.

Gestern in der National-Versammlung beschäftigt, konnte ich Ihnen nichts Genaues über die am Zeughause vorgefallenen Unruhen berichten. Ich trage Ihnen heute nach. Das Volk merkte daß große Kisten aus dem Zeughause in Kähne verladen wurden; man sagte, es seien alte Gewehre, aber als einige Kisten erbrochen wurden, fand sich, daß die Gewehre ganz neu waren. Man suchte weiter nach, und fand daß die ganze Ladung aus Kartätschbüchsen, Kanonenkugeln, Flinten etc. bestand. Alles wurde konfiscirt, desgleichen mehrere Kanonen. Die Aufregung wuchs fortwährend. Die Bürgerwehr besetzte das Zeughaus, die Kanonen der Artilleriekaserne am Kupfergraben wurden hingebracht unddie Menge verlief sich. Jedoch soll die Bürgerwehr zuletzt auch gegen das Volk eingeschritten sein, um es zu zerstreuen. Gewalt wurde nicht gebraucht.

XNachschrift.

So eben waren, wie gestern, so auch heute wieder Aufläufe am Zeughause. Da das Militär neben der Bürgerwehr noch im Zeughause geblieben war, so verlangte das Volk sturmisch seine Entfernung. Der Generalmarsch mußte geschlagen werden. Berlin ist seit den letzten Wiener Ereignissen und seit dem Verfassungsentwurf sehr unruhig geworden. Lokale Verhältnisse tragen bei, die Unruhe zu vermehren, so das Votum der Bürgerwehr auf Aschoffs Absetzung. Aschoff ist zugleich Kommandant der Stadt und der Bürgerwehr und gar nicht mehr beliebt.

Berlin, 29. Mai.

Die demokratische Partei in der Bürgerwehr ist jetzt entschieden die überwiegende. Die Regierung will nun einen neuen Staatsstreich begehen und den Versuch zur Entwaffnung der Handwerks-Kompagnie machen, unter dem Vorwande, daß sie ein unregelmäßiges Exercitium habe. Es versteht sich von selbst, daß dieser Versuch vollständig mißlingen wird.

(A. D. Z.)
*Berlin, 31. Mai.

Nach einem Artikel des Pr. St. A. bildet das Berliner Zeughaus das Central-Waffendepot für das ganze Land; Sendungen von Waffen in die Waffenplätze der Provinzen können also „als rein administrative Maßregeln des Kriegsministeriums ein besonderes Aufsehen mit Grund (!) nicht erregen.“ Die zur Sicherung des Zeughauses getroffenen Vorkehrungen sind gegen früher in keiner Weise geändert. — Natürlich; wenn das Ministerium alle Waffen aus dem Zeughause entfernen und an die reaktionären ucker- und andere märker Bauern und Pfahlbürger ertheilt, so kann das „als rein administrative Maßregel ein besonderes Aufsehen mit Grund nicht erregen!“

*Osnabrück, 1. Juni.

Gegen den Stüve'schen Separatpatriotismus haben sich bereits zahlreiche Adressen ausgesprochen, die „tapfern Küstenbewohner“ scheinen gar nicht so abgeneigt gegen eine engere Vereinigung mit dem übrigen Deutschland zu sein, wie Hr. Stüve ihnen zumuthet. Auf heute ist von den Volksversammlungen von Hoya und Verden eine große Versammlung aus dem ganzen Lande nach Eistruch ausgeschrieben, welche sich wahrscheinlich ebenfalls gegen die Separation aussprechen wird. In Hannover selbst hat sich der Volksunwille gegen die reaktionären Bestrebungen Stüve's durch lärmende Demonstrationen und Fenstereinwerfen geltend gemacht. Auch der Premierminister, Graf Bennigsen, und der Stadtdirektor Evers haben ihr Theil davon mitbekommen. Ein sonderbares Verhängniß war es nur, daß noch reaktionärere Bestrebungen, als die des Ministeriums die Veranlassung geben mußten. Unsere im vorigen Jahre neu geschaffene Gewerbeordnung greift nämlich einigermaßen störend in die Zunftverhältnisse ein, besonders durch die im § 222 enthaltene Bestimmung, wonach „die am Orte vorhandnen Handwerkszünfte den Mitgliedern der Handelszunft nicht wehren können, auch mit solchen Gegenständen zu handeln, zu deren Verfertigung sie ausschließlich befugt seien.“ In einer neuen Berathung der zweiten Kammer war die Beibehaltung dieses Paragraphen beschlossen, während ein anderer, wonach Handwerker ihren Laden auch mit erkauften Waaren ihres Gewerkes versehen dürfen, aufgehoben werden sollte. Die Handwerker aber wollen Suspendirung des ganzen Gewerbegesetzes und vollständige Wiederherstellung des Schutzes, den ihnen die alte Zunftordnung gewährte. Eine Deputation sollte dem Minister Stüve ihre Wünsche vortragen, er mußte sie zum Premierminister begleiten, wo denn durch die bald gesammelte Volksmenge die Ausführung des oben genannten Schauspiels begann. Durch die Versicherung der Kammer, daß sie die alten Zunftverhältnisse in möglichster Ausdehnung wiederherstellen werde, scheinen die Handwerker zwar beruhigt zu sein, nicht so aber das Volk, das ganz andere Dinge verlangt. Stüve's Anhänger, deren Zahl hierorts immer noch ziemlich groß ist, geben sich vergebliche Mühe, dieser Demonstration ihre Bedeutung zu rauben, indem sie dieselbe als eine rein gewerbliche darstellen; es lassen sich aber nicht Viele dadurch täuschen; gegen einen beliebten Minister läßt sich das Volk so leicht nicht aufreizen, die mittelalterlichen Gelüste der hannöver'schen Landjunker würden gegen den liberalen Stüve keine so allgemeine Unterstützung gefunden haben. Selbst in der Kammer hat das Ministerium eine Niederlage, wenn auch nur eine vorübergehende erlitten. Trotz des Widerstandes der Minister Stüve, Braun und Lehzen ging der Antrag Hantelmanns auf Gleichstellung aller Konfessionen mit 35 gegen 26, also mit einer relativen Majorität von 9 Stimmen durch, während die absolute Majorität 41 Stimmen erfordert. Es fragt sich also, ob sich bei den nächsten beiden Abstimmungen von den fehlenden 19 Stimmen noch sechs zur jetzigen Majorität schlagen werden. Von wahrhaft klassischer Bornirtheit zeugt die Aeußerung Stüve's, „daß durch die Annahme des Hantelmann'schen Antrags der amerikanischen Rohheit der Weg angebahnt werde, an die Stelle der deutschen Bildung zu treten“. Wie es heißt, beabsichtigen Stüve und Bennigsen, ihr Portefeuille niederzulegen; für ein Ministerium Hantelmann wäre dann die größte Wahrscheinlichkeit. Unser Adel fängt zwar schon wieder an sich gewaltig zu spreitzen, ihm ist die neue Zusammensetzung der ersten Kammer schon zu viel; auch er hofft auf den Sturz des Ministeriums, doch hat er nicht Lebenskraft genug mehr, um aus seiner Mitte ein neues schaffen zu können. Unser Kleinbürger fangt allmälig an, sich zu fühlen, und so sehr er nach Ruhe und Ordnung um jeden Preis schreit, so könnte ihn der Versuch einer neuen Adelsherrschaft doch bald wieder mit revolutionären Gelüsten erfüllen. Er glaubt seine Herrschaft schon gesichert, und möchte auf den leicht errungenen Lorbeeren ausruhen; nach diesem Glücke seufzt er vergebens. Die Adelskammer wird sich aber selbst um so leichter stürzen, je kühnere Anstrengungen sie macht, ihre Rechte zu wahren, und in ihren Sturz das ganze Zweikammersystem mithineinziehen, trotzdem die zweite Kammer es jetzt auch in ihrer dritten Abstimmung zu dem ihrigen gemacht hat.

*München, 30. Mai.

Die Arbeiten der Kammern sind geschlossen; das Lehengesetz, das Ablösungsgesetz, das Gesetz über die Grundlagen der künftigen Gesetzgebung und das Jagdgesetz sind endlich zwischen den beiden Kammern und den Ministern „vereinbart“ worden. Welche Bedeutung diese Gesetze für die Zukunft Baierns haben werden, geht aus dem folgenden Satze der A. A. Z. hervor: „Das Gesetz über die Grundlagen der künftigen Gesetzgebung wurde dadurch vereinbart, daß die Reichsräthe — gegen die Stimmen des Grafen C. Seinsheim und des Frhrn. v. Aretin — in die Aufhebung der Siegelmäßigkeit als Vorrecht mit Eintritt der erwarteten Notariats- und Preßgesetze willigten.“ — Die Wirkungen des vielgepriesenen „deutschen Staatsbürgerrechts“ treten. immer deutlicher hervor. In München z. B. haben die Schuhmacher die Arbeit eingestellt und fordern höheren Lohn. Sofort droht ein vom 28. d. M. datirter Maueranschlag von Seite der k. Polizeidirektion allen Schuhmachergesellen, welche nicht bis morgen früh entweder Arbeit bei einem Meister nachweisen oder ihre Wanderbücher auf der Polizei abholen, mit polizeilicher Answeisung von hier und Schubtransport in ihre Heimath! Natürlich! Die Schuster können ja nur durch geheime Wühler (sagt die Augsb. A. Z.), welche der Stadt die Ruhe mißgönnen, aufgereizt sehn. Sie dringen auf Erhöhung des Arbeitslohnes, halten Versammlungen und tragen ihre Unzufriedenheit selbst auf den Straßen zur Schau. Die Behörden schreiten jedoch kräftig ein, und durch Mithülfe der hier in Besatzung liegenden Jäger sind zwischen gestern und heute 160 solcher unruhiger Köpfe eingefangen, und zum großen Theil schon mittelst Schub in ihre entsprechende Heimath geschafft worden. Sie dringen auf Erhöhung des Lohns — schrecklich! sie halten Versammlungen — entsetzlich! ja, sie tragen ihre Unzufriedenheit selbst auf den Straßen zur Schau! Welche Verbrechen im „freien“ Baiernlande, wo die Siegelmäßigkeit kein Vorrecht mehr ist!

*Wien, 30. Mai.

Das Ministerium hat eine „Kundmachung an die Bewohner der Residenz“ erlassen, worin es über seine Handlungen und Absichten Erläuterungen zu geben und besonders gegen den Vorwurf der Planlosigkeit sich zu vertheidigen versucht. Auf die Wiener wird dies mühsam zusammengestellte Schriftstück, an dem man gar sehr die alte Metternichsche Gewandtheit vermißt, nicht den mindesten Eindruck machen; es scheint auch lediglich für die Provinzen berechnet zu sein, um hier wenigstens den Schein zu retten und das Fortbestehen des Ministeriums, das nach den jüngsten Ereignissen eine völlige Unmöglichkeit wäre, wenn die Wiener nicht gutmüthig bis zur Einsetzung eines neuen sich geduldeten, mit doktrinären Floskeln zu beschönigen. — Die Verfassung vom 25. April wird als das „Programm,“ als das „Glaubensbekenntniß“ des Ministeriums hingestellt. „Die Bewegungen im Mai, heißt es dann, haben gezeigt, daß hier nicht die Wünsche über alle Bestimmungen der Verfassung übereinstimmen. Allein keine ihrer Grundlagen wurde angegriffen. Der Charakter der Verfassung als eine vollendete Urkunde wurde bestritten; gegen die Zweckmäßigkeit der Wahleinrichtung in einzelnen ihrer Bestimmungen wurden Zweifel erhoben; gegen die erste Kammer in ihrer Zusammensetzung machten sich Einsprüche geltend. Diese Einsprüche und jene Zweifel wurden behoben (sic); der erste Reichstag wurde als ein konstituirender anerkannt.“ Also eine Verfassung wird in keiner ihrer Grundlagen angegriffen, wenn sich solche „Einsprüche und Zweifel“ erheben, wenn ihre ganze Grundlage, die kaiserliche Machtvollkommenheit, als deren Ausfluß sie gegeben war, über den Haufen geworfen ist! Es macht keinen wesentlichen Unterschied, ob eine Verfassung von Gottes Gnaden octroyirt, ob sie mit dem Volke vereinbart, ob sie rein aus dem Volkswillen hervorgegangen ist! — Das Ministerium erkennt daher in dem Siege des demokratischen Prinzips nur „einen längern Weg“ um „zu den organischen Gesetzen, welche die Verfassung ergänzen müssen, zur Ordnung des innern Haushalts der Monarchie, zu jenen Einrichtungen und Anordnnngen zu gelangen, welche das Vertrauen befestigen und das materielle Wohl fördern sollen.“ Es ist der alte Kunstgriff, politischen Reformen philantrophische Redensarten entgegenzustellen. Indessen verspricht das Ministerium, auch „den längeren Weg redlich zu erfüllen“ (sic) weil er als „der vorzüglichere“ erkannt wurde. Dann kommen Redlichkeitsbetheuerungen. An der Verfassung habe es streng festgehalten, nur eine „Verwaltungs-Maßregel“ sei auf „heftigen Widerstand“ gestoßen. „Sie (die Minister) haben auf dem einzigen konstitutionellen Wege durch die Niederlegung ihrer Aemter geantwortet, der Wille des Monarchen hat sie bis zur Ernennung ihrer Nachfolger in diesen Aemtern festgehalten, und die Erklärungen der ausgezeichnetsten Körperschaften der Residenz haben sich diesem Willen angeschlossen.“ Man sieht, der kaiserliche Wille ist nicht mehr maßgebend, er bedarf der Sanktion der Wiener Bevölkerung. Darum wenden die Minister sich denn auch an diese und sprechen ihr Vertrauen an, weil sie „der Monarchie Stärke und Achtung nach Außen, Ordnung, Freiheit und Sicherheit im Innern, Vertrauen, Erwerb und Förderung aller zum Wohlstand führenden Interessen zu ‒ verbürgengestrebt“! Ja diese Bürgschaftsbestreben sollen es sogar dahin gebracht haben, daß „der Bürger wie der Landmann bereits in allen Theilen des Reichs Freiheiten und Erleichterungen besitzt, wie sich deren die glücklichsten Länder dieses Welttheils erfreuen“!! Diese kühne Behauptung wird dann gemildert durch das Geständniß, daß „Manches beschleunigt, rascher die Hand an die nöthigen Reformen gelegt, ein entschiednerer Gang der Regierung nach allen Theilen des Reiches entwickelt werden könnte.“ Aber dazu gehört wieder Vertrauen und darum erklären die Herren Minister: „sie kennen keine Reaktion, welche ihren Gang zu lähmen bemüht oder das vom Monarchen Zugestandene zurückzunehmen vermögend wäre.“ Die Reaktion scheint also nur noch in der Erinnerung zu existiren, und wenn in Wien Montecuculi und Bombelles in effigie an den Galgen gehängt sind, so hat das keine Bedeutung für die Zukunft.

Deutlich sah er, wie die Nullen des Capital-Conto's in geordneten Linien von der einen Seite heranrückten und wie sich von der andern die Zahlen aus allen kleinen Rechnungsposten in zwar ungeregelten aber desto wildern Massen in den Kampf drängten. Einige Kolonnen rother Zinszahlen, welche mit der republikanischen Infanterie des Auslandes die frappanteste Aehnlichkeit hatten, ließen ihre Fronte noch schauerlicher erscheinen, und trugen nicht wenig dazu bei, das königliche Blut der Nullen vor Schreck erstarren zu machen. Nur der kommandirende Prinz, eine Null vom reinsten Wasser, der Abgott der legitimen Soldateska, hatte sein schreckliches Herz auf der rechten Stelle; er hatte zwei große historische Rittersporen an die Absätze seiner allerhöchsten Stiefel geschnallt; in der königlichen Faust trug er ein schartiges, sehr antikes Schwert aus der Blüthezeit des Absolutismus. Manchmal reitend auf einem englischen konstitutionellen Renner, bestieg er doch heute einen vaterländischen urkräftigen Klepper. Den Schnurbart streichend kommandirte er in jenem berüchtigten fürstlichen Accent das Vorwärts; die Garde blies auf ihren Schalmeien das entsetzliche Lied: „Liebe, Liebe ist mein Leben, Liebe ist mich nöthig,“ und unaufhaltbar wogte die Schaar der Nullen ihren Feinden entgegen. Diese mit bürgerlichen Mistgabeln, mit modernen Basaltblöcken und höchst beunruhigenden Eisenstangen stellten sich ebenfalls in Reihe und Glied. Zarte Frauen schickten sich an, von den Dächern hinab die königlichen Nullen zum zweiten Male mit zwar erhitztem, aber dennoch ambrosischem Rüböle zu salben, während die Kinder nicht etwa Rosen und Aurikeln, sondern Scherben echten Krystalls dem heranziehenden Feinde entgegenstreuten. Selbst des Volkes verachtetste Hunde und des Märzes verliebteste Katzen schienen heute ihre Bravour außer aller Frage stellen zu wollen und erhuben als Antwort auf die Janitscharen-Musik der königlichen Garde jenes herzerhebende nationale Geheul und Gezisch, das Stein erweichen, Menschen rasend machen kann. Während die beiden Parteien, kaum noch getrennt durch die Entfernung eines unwillkührlichen, gegenseitigen Respectes und durch einige in rein gothischem Style aufgeführte Barrikaden, einander auf den Leib zu rücken suchten, rollten von der Stirn des Träumenden heiße, schwere Tropfen in den Brustlatz seines unschuldreinen Hemdes.

Der Herr Preiß erkannte nemlich gar nicht die welthistorische Bedeutung seines Traumes. In der Empörung der Zahlen gegen die Nullen seines Capital Conto's sah er einzig und allein eine Gefährung seiner kommerziellen Interessen. Gern hätte er deswegen das verhängnißvolle Hauptbuch hintereinander zugeschlagen, um auf diese Weise beide Partheien in der Geburt ihres Streites zu ersticken. Je näher der Ausbruch der Feindseligkeiten bevor stand, desto reaktionärere Gelüste erfaßten ihn. Am Ende sollst du mit deinem guten Gelde die Kosten dieser zwar sehr interressanten, aber dennoch verwerflichen Umwälzung bezahlen … dachte er, und ich frage jeden Unparteiischen, ob der würdige Handelsherr nicht das größte Recht hatte in einen sehr wohlthätigen Schweiß aus zubrechen.

Das Röcheln seiner träumerischen Angst sollte indeß noch größer werden, als nun endlich die erste königliche Kartätsche mit einer unbegreiflichen Unverschämtheit den kühnen revolutionären Zahlen auf die Köpfe fiel und sofort von einem solchen Meteorsteinregen erwiedert wurde, daß zwei königliche Nullen klagend das Zeitliche segneten. Der Kampf war nun eröffnet und mit Entsetzen bemerkte der Träumende, wie dem Angriff der Nullen nur eine immer wilder emporflammende Raserei der Zahlen folgte. Die Säbel der Insurgenten, die Kugeln ihrer Jagdgewehre und die von allen Dächern tropfenden Pflastersteine vernichteten ganze Kolonnen seines Capital-Conto's. Dazu klang das Läuten der Sturmglocken so schauerlich, wie das Klappern von falschen Dukaten; es war ihm nicht anders mehr zu Muthe, als hätte er sieben unversicherte Schiffsladungen Kaffe auf der See, in einem Aequinoctialsturme; sein edles kaufmännisches Herz schlug wie der Wecker an einer schwarzwälder Uhr und mit jeder Null, die hinunter zum Styr fuhr, rollte ein neuer Angstschweißtropfen über seine olympische Stirn.

Alles dies ertrug indeß noch die Seele des Gepeinigten; mit wahrem Heroismus sah der herrliche Dulder die Tausende durch das Fallen zweier oder dreier Nullen zu Zehnern oder zu Einern werden; als aber endlich den Kieselsteinen, den Büchsenkugeln, den Delphiolen und den Bierglasscherben gar noch der Feuerbrand folgte, als man das ganze Hauptbuch mit sämmtlichen kaiserlichen, königlichen, gräflichen und ähnlichen Nullen in Brand zu stecken suchte: da fuhr er empor mit dem Schrei der Verzweiflung, die baumwollene Nachtmütze entsank seinem Schädel und die Decken zur Seite schiebend und mit beiden beunterhoßten Beinen zu gleicher Zeit dem Bette entfahrend, griff er wie rasend nach einer der türkischen Pistolen des Nachttisches; rechts und links stürzten Leuchter und Schwefelhölzer, Pantoffeln und Nachttopf ‒ losknallte das Pistol und das Schlafgemach krachte bis in sein letztes Mauseloch.

Der Buchhalter Lenz, der eben seinen Herrn zu wecken gedachte und voll haarsträubender Angst. daß er sich frevelnd ein Leides angethan, in's Zimmer stürzte, fand den würdigen Prinzipal selig lächelnd am Fenster stehen. Der Herr Preiß sah daß er geträumt hatte und neugierig blickte er hinüber nach dem nächsten Kirchthurme, von dessen Spitze die schwarz-roth-goldene Fahne lustig im Morgenwinde flatterte.

Leipzig, 28. Mai.

Schon seit einigen Tagen verbreitete sich das Gerücht, daß die Nachtwächter einen Mann zur Haft gebracht hätten.

(W.M.)

Man berichtet, „daß Berlin sich jeden Tag einen Tag mehr vom 18. März entferne.“ Dies ist freilich außerordentlich merkwürdig.

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        <head>[Deutschland]</head>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Karl Marx: Das Ministerium Camphausen. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 57.</bibl></note>
          <head><bibl><author>**</author></bibl> Köln, 3. Juni.</head>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Valdenaires Verhaftung. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 59.</bibl></note>
          <head><hi rendition="#g">Koblenz</hi>, 1. Juni.</head>
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          <head><hi rendition="#g">Koblenz,</hi> 2. Juni.</head>
          <p>Dem Vernehmen nach wird General Wrangel als kommandirender General des achten Armeekorps       hieher kommen. <bibl>(Rh.- u. M.-Z.)</bibl></p>
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          <head><bibl><author>X</author></bibl><hi rendition="#g">Berlin,</hi> 1. Juni.</head>
          <p>Gestern in der National-Versammlung beschäftigt, konnte ich Ihnen nichts Genaues über die am       Zeughause vorgefallenen Unruhen berichten. Ich trage Ihnen heute nach. Das Volk merkte daß       große Kisten aus dem Zeughause in Kähne verladen wurden; man sagte, es seien alte Gewehre,       aber als einige Kisten erbrochen wurden, fand sich, daß die Gewehre ganz neu waren. Man suchte       weiter nach, und fand daß die ganze Ladung aus Kartätschbüchsen, Kanonenkugeln, Flinten etc.       bestand. Alles wurde konfiscirt, desgleichen mehrere Kanonen. Die Aufregung wuchs fortwährend.       Die Bürgerwehr besetzte das Zeughaus, die Kanonen der Artilleriekaserne am Kupfergraben wurden       hingebracht unddie Menge verlief sich. Jedoch soll die Bürgerwehr zuletzt auch gegen das Volk       eingeschritten sein, um es zu zerstreuen. Gewalt wurde nicht gebraucht.</p>
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          <head><bibl><author>X</author></bibl><hi rendition="#g">Nachschrift</hi>.</head>
          <p>So eben waren, wie gestern, so auch heute wieder Aufläufe am Zeughause. Da das Militär neben       der Bürgerwehr noch im Zeughause geblieben war, so verlangte das Volk sturmisch seine       Entfernung. Der Generalmarsch mußte geschlagen werden. Berlin ist seit den letzten Wiener       Ereignissen und seit dem Verfassungsentwurf sehr unruhig geworden. Lokale Verhältnisse tragen       bei, die Unruhe zu vermehren, so das Votum der Bürgerwehr auf Aschoffs Absetzung. Aschoff ist       zugleich Kommandant der Stadt und der Bürgerwehr und gar nicht mehr beliebt.</p>
        </div>
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          <head><hi rendition="#g">Berlin,</hi> 29. Mai.</head>
          <p>Die demokratische Partei in der Bürgerwehr ist jetzt entschieden die überwiegende. Die       Regierung will nun einen neuen Staatsstreich begehen und den Versuch zur Entwaffnung der       Handwerks-Kompagnie machen, unter dem Vorwande, daß sie ein unregelmäßiges Exercitium habe. Es       versteht sich von selbst, daß dieser Versuch vollständig mißlingen wird.</p>
          <bibl>(A. D. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar004_011" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl><hi rendition="#g">Berlin,</hi> 31. Mai.</head>
          <p>Nach einem Artikel des Pr. St. A. bildet das Berliner Zeughaus das Central-Waffendepot für       das ganze Land; Sendungen von Waffen in die Waffenplätze der Provinzen können also &#x201E;als rein       administrative Maßregeln des Kriegsministeriums ein besonderes Aufsehen mit Grund (!) nicht       erregen.&#x201C; Die zur Sicherung des Zeughauses getroffenen Vorkehrungen sind gegen früher in       keiner Weise geändert. &#x2014; Natürlich; wenn das Ministerium alle Waffen aus dem Zeughause       entfernen und an die reaktionären ucker- und andere märker Bauern und Pfahlbürger ertheilt, so       kann das &#x201E;als rein administrative Maßregel ein besonderes Aufsehen mit Grund nicht       erregen!&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar004_012" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl><hi rendition="#g">Osnabrück,</hi> 1. Juni.</head>
          <p>Gegen den Stüve'schen Separatpatriotismus haben sich bereits zahlreiche Adressen       ausgesprochen, die &#x201E;tapfern Küstenbewohner&#x201C; scheinen gar nicht so abgeneigt gegen eine engere       Vereinigung mit dem übrigen Deutschland zu sein, wie Hr. Stüve ihnen zumuthet. Auf heute ist       von den Volksversammlungen von Hoya und Verden eine große Versammlung aus dem ganzen Lande       nach Eistruch ausgeschrieben, welche sich wahrscheinlich ebenfalls gegen die Separation       aussprechen wird. In Hannover selbst hat sich der Volksunwille gegen die reaktionären       Bestrebungen Stüve's durch lärmende Demonstrationen und Fenstereinwerfen geltend gemacht. Auch       der Premierminister, Graf Bennigsen, und der Stadtdirektor Evers haben ihr Theil davon       mitbekommen. Ein sonderbares Verhängniß war es nur, daß noch reaktionärere Bestrebungen, als       die des Ministeriums die Veranlassung geben mußten. Unsere im vorigen Jahre neu geschaffene       Gewerbeordnung greift nämlich einigermaßen störend in die Zunftverhältnisse ein, besonders       durch die im § 222 enthaltene Bestimmung, wonach &#x201E;die am Orte vorhandnen Handwerkszünfte den       Mitgliedern der Handelszunft nicht wehren können, auch mit solchen Gegenständen zu handeln, zu       deren Verfertigung sie ausschließlich befugt seien.&#x201C; In einer neuen Berathung der zweiten       Kammer war die Beibehaltung dieses Paragraphen beschlossen, während ein anderer, wonach       Handwerker ihren Laden auch mit erkauften Waaren ihres Gewerkes versehen dürfen, aufgehoben       werden sollte. Die Handwerker aber wollen Suspendirung des ganzen Gewerbegesetzes und       vollständige Wiederherstellung des Schutzes, den ihnen die alte Zunftordnung gewährte. Eine       Deputation sollte dem Minister Stüve ihre Wünsche vortragen, er mußte sie zum Premierminister       begleiten, wo denn durch die bald gesammelte Volksmenge die Ausführung des oben genannten       Schauspiels begann. Durch die Versicherung der Kammer, daß sie die alten Zunftverhältnisse in       möglichster Ausdehnung wiederherstellen werde, scheinen die Handwerker zwar beruhigt zu sein,       nicht so aber das Volk, das ganz andere Dinge verlangt. Stüve's Anhänger, deren Zahl hierorts       immer noch ziemlich groß ist, geben sich vergebliche Mühe, dieser Demonstration ihre Bedeutung       zu rauben, indem sie dieselbe als eine rein gewerbliche darstellen; es lassen sich aber nicht       Viele dadurch täuschen; gegen einen beliebten Minister läßt sich das Volk so leicht nicht       aufreizen, die mittelalterlichen Gelüste der hannöver'schen Landjunker würden gegen den <hi rendition="#g">liberalen</hi> Stüve keine so allgemeine Unterstützung gefunden haben. Selbst       in der Kammer hat das Ministerium eine Niederlage, wenn auch nur eine vorübergehende erlitten.       Trotz des Widerstandes der Minister Stüve, Braun und Lehzen ging der Antrag Hantelmanns auf       Gleichstellung aller Konfessionen mit 35 gegen 26, also mit einer relativen Majorität von 9       Stimmen durch, während die absolute Majorität 41 Stimmen erfordert. Es fragt sich also, ob       sich bei den nächsten beiden Abstimmungen von den fehlenden 19 Stimmen noch sechs zur jetzigen       Majorität schlagen werden. Von wahrhaft klassischer Bornirtheit zeugt die Aeußerung Stüve's,       &#x201E;daß durch die Annahme des Hantelmann'schen Antrags der amerikanischen Rohheit der Weg       angebahnt werde, an die Stelle der deutschen Bildung zu treten&#x201C;. Wie es heißt, beabsichtigen       Stüve und Bennigsen, ihr Portefeuille niederzulegen; für ein Ministerium Hantelmann wäre dann       die größte Wahrscheinlichkeit. Unser Adel fängt zwar schon wieder an sich gewaltig zu       spreitzen, ihm ist die neue Zusammensetzung der ersten Kammer schon zu viel; auch er hofft auf       den Sturz des Ministeriums, doch hat er nicht Lebenskraft genug mehr, um aus seiner Mitte ein       neues schaffen zu können. Unser Kleinbürger fangt allmälig an, sich zu fühlen, und so sehr er       nach Ruhe und Ordnung um jeden Preis schreit, so könnte ihn der Versuch einer neuen       Adelsherrschaft doch bald wieder mit revolutionären Gelüsten erfüllen. Er glaubt seine       Herrschaft schon gesichert, und möchte auf den leicht errungenen Lorbeeren ausruhen; nach       diesem Glücke seufzt er vergebens. Die Adelskammer wird sich aber selbst um so leichter       stürzen, je kühnere Anstrengungen sie macht, ihre Rechte zu wahren, und in ihren Sturz das       ganze Zweikammersystem mithineinziehen, trotzdem die zweite Kammer es jetzt auch in ihrer       dritten Abstimmung zu dem ihrigen gemacht hat.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar004_013" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl><hi rendition="#g">München,</hi> 30. Mai.</head>
          <p>Die Arbeiten der Kammern sind geschlossen; das Lehengesetz, das Ablösungsgesetz, das Gesetz       über die Grundlagen der künftigen Gesetzgebung und das Jagdgesetz sind endlich zwischen den       beiden Kammern und den Ministern &#x201E;vereinbart&#x201C; worden. Welche Bedeutung diese Gesetze für die       Zukunft Baierns haben werden, geht aus dem folgenden Satze der A. A. Z. hervor: &#x201E;Das Gesetz       über die Grundlagen der künftigen Gesetzgebung wurde dadurch vereinbart, daß die Reichsräthe &#x2014;       gegen die Stimmen des Grafen C. Seinsheim und des Frhrn. v. Aretin &#x2014; in die Aufhebung der <hi rendition="#g">Siegelmäßigkeit</hi> als Vorrecht mit Eintritt der erwarteten Notariats- und       Preßgesetze willigten.&#x201C; &#x2014; Die Wirkungen des vielgepriesenen &#x201E;deutschen Staatsbürgerrechts&#x201C;       treten. immer deutlicher hervor. In München z. B. haben die Schuhmacher die Arbeit eingestellt       und fordern höheren Lohn. Sofort droht ein vom 28. d. M. datirter Maueranschlag von Seite der       k. Polizeidirektion allen Schuhmachergesellen, welche nicht bis morgen früh entweder Arbeit       bei einem Meister nachweisen oder ihre Wanderbücher auf der Polizei abholen, mit polizeilicher       Answeisung von hier und <hi rendition="#g">Schubtransport in ihre Heimath!</hi> Natürlich! Die       Schuster können ja nur durch geheime Wühler (sagt die Augsb. A. Z.), welche der Stadt die Ruhe       mißgönnen, aufgereizt sehn. Sie dringen auf Erhöhung des Arbeitslohnes, halten Versammlungen       und tragen ihre Unzufriedenheit selbst auf den Straßen zur Schau. Die Behörden schreiten       jedoch kräftig ein, und durch Mithülfe der hier in Besatzung liegenden Jäger sind zwischen       gestern und heute 160 solcher unruhiger Köpfe eingefangen, und zum großen Theil schon mittelst       Schub in ihre entsprechende Heimath geschafft worden. Sie dringen auf Erhöhung des Lohns &#x2014;       schrecklich! sie halten Versammlungen &#x2014; entsetzlich! ja, sie tragen ihre Unzufriedenheit       selbst auf den Straßen zur Schau! Welche Verbrechen im &#x201E;freien&#x201C; Baiernlande, wo die       Siegelmäßigkeit kein Vorrecht mehr ist!</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl><hi rendition="#g">Wien,</hi> 30. Mai.</head>
          <p>Das Ministerium hat eine &#x201E;Kundmachung an die Bewohner der Residenz&#x201C; erlassen, worin es über       seine Handlungen und Absichten Erläuterungen zu geben und besonders gegen den Vorwurf der       Planlosigkeit sich zu vertheidigen versucht. Auf die Wiener wird dies mühsam zusammengestellte       Schriftstück, an dem man gar sehr die alte Metternichsche Gewandtheit vermißt, nicht den       mindesten Eindruck machen; es scheint auch lediglich für die Provinzen berechnet zu sein, um       hier wenigstens den Schein zu retten und das Fortbestehen des Ministeriums, das nach den       jüngsten Ereignissen eine völlige Unmöglichkeit wäre, wenn die Wiener nicht gutmüthig bis zur       Einsetzung eines neuen sich geduldeten, mit doktrinären Floskeln zu beschönigen. &#x2014; Die       Verfassung vom 25. April wird als das &#x201E;Programm,&#x201C; als das &#x201E;Glaubensbekenntniß&#x201C; des       Ministeriums hingestellt. &#x201E;Die Bewegungen im Mai, heißt es dann, haben gezeigt, daß hier nicht       die Wünsche über alle Bestimmungen der Verfassung übereinstimmen. Allein <hi rendition="#g">keine ihrer Grundlagen wurde angegriffen.</hi> Der Charakter der Verfassung als eine       vollendete Urkunde wurde bestritten; gegen die Zweckmäßigkeit der Wahleinrichtung in einzelnen       ihrer Bestimmungen wurden Zweifel erhoben; gegen die erste Kammer in ihrer Zusammensetzung       machten sich Einsprüche geltend. Diese Einsprüche und jene Zweifel wurden behoben (sic); der       erste Reichstag wurde als ein konstituirender anerkannt.&#x201C; Also eine Verfassung wird in <hi rendition="#g">keiner</hi> ihrer Grundlagen angegriffen, wenn sich <hi rendition="#g">solche</hi> &#x201E;Einsprüche und Zweifel&#x201C; erheben, wenn ihre <hi rendition="#g">ganze</hi> Grundlage, die kaiserliche Machtvollkommenheit, als deren Ausfluß sie gegeben war, über den       Haufen geworfen ist! Es macht keinen wesentlichen Unterschied, ob eine Verfassung von Gottes       Gnaden octroyirt, ob sie mit dem Volke vereinbart, ob sie rein aus dem Volkswillen       hervorgegangen ist! &#x2014; Das Ministerium erkennt daher in dem Siege des demokratischen Prinzips       nur &#x201E;einen längern Weg&#x201C; um &#x201E;zu den organischen Gesetzen, welche die Verfassung ergänzen       müssen, zur Ordnung des innern Haushalts der Monarchie, zu jenen Einrichtungen und Anordnnngen       zu gelangen, welche das Vertrauen befestigen und das materielle Wohl fördern sollen.&#x201C; Es ist       der alte Kunstgriff, politischen Reformen philantrophische Redensarten entgegenzustellen.       Indessen verspricht das Ministerium, auch &#x201E;den längeren Weg redlich zu erfüllen&#x201C; (sic) weil er       als &#x201E;der vorzüglichere&#x201C; erkannt wurde. Dann kommen Redlichkeitsbetheuerungen. An der       Verfassung habe es streng festgehalten, nur eine &#x201E;Verwaltungs-Maßregel&#x201C; sei auf &#x201E;heftigen       Widerstand&#x201C; gestoßen. &#x201E;Sie (die Minister) haben auf dem einzigen konstitutionellen Wege durch       die Niederlegung ihrer Aemter geantwortet, der Wille des Monarchen hat sie bis zur Ernennung       ihrer Nachfolger in diesen Aemtern festgehalten, und die Erklärungen der ausgezeichnetsten       Körperschaften der Residenz haben sich diesem Willen angeschlossen.&#x201C; Man sieht, der       kaiserliche Wille ist nicht mehr maßgebend, er bedarf der Sanktion der Wiener Bevölkerung.       Darum wenden die Minister sich denn auch an diese und sprechen ihr Vertrauen an, weil sie &#x201E;der       Monarchie Stärke und Achtung nach Außen, Ordnung, Freiheit und Sicherheit im Innern,       Vertrauen, Erwerb und Förderung aller zum Wohlstand führenden Interessen zu &#x2012; <hi rendition="#g">verbürgen</hi> &#x2012; <hi rendition="#g">gestrebt</hi>&#x201C;! Ja diese       Bürgschaftsbestreben sollen es sogar dahin gebracht haben, daß &#x201E;der Bürger wie der Landmann <hi rendition="#g">bereits in allen Theilen des Reichs</hi> Freiheiten und Erleichterungen       besitzt, wie sich deren die glücklichsten Länder dieses Welttheils erfreuen&#x201C;!! Diese kühne       Behauptung wird dann gemildert durch das Geständniß, daß &#x201E;Manches beschleunigt, rascher die       Hand an die nöthigen Reformen gelegt, ein entschiednerer Gang der Regierung nach allen Theilen       des Reiches entwickelt werden <hi rendition="#g">könnte</hi>.&#x201C; Aber dazu gehört wieder       Vertrauen und darum erklären die Herren Minister: &#x201E;<hi rendition="#g">sie kennen keine        Reaktion,</hi> welche ihren Gang zu lähmen bemüht oder das vom Monarchen Zugestandene       zurückzunehmen vermögend wäre.&#x201C; Die Reaktion scheint also nur noch in der Erinnerung zu       existiren, und wenn in Wien Montecuculi und Bombelles in effigie an den Galgen gehängt sind,       so hat das keine Bedeutung für die Zukunft.</p>
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          <p>Deutlich sah er, wie die Nullen des Capital-Conto's in geordneten Linien von der einen Seite       heranrückten und wie sich von der andern die Zahlen aus allen kleinen Rechnungsposten in zwar       ungeregelten aber desto wildern Massen in den Kampf drängten. Einige Kolonnen rother       Zinszahlen, welche mit der republikanischen Infanterie des Auslandes die frappanteste       Aehnlichkeit hatten, ließen ihre Fronte noch schauerlicher erscheinen, und trugen nicht wenig       dazu bei, das königliche Blut der Nullen vor Schreck erstarren zu machen. Nur der       kommandirende Prinz, eine Null vom reinsten Wasser, der Abgott der legitimen Soldateska, hatte       sein schreckliches Herz auf der rechten Stelle; er hatte zwei große historische Rittersporen       an die Absätze seiner allerhöchsten Stiefel geschnallt; in der königlichen Faust trug er ein       schartiges, sehr antikes Schwert aus der Blüthezeit des Absolutismus. Manchmal reitend auf       einem englischen konstitutionellen Renner, bestieg er doch heute einen vaterländischen       urkräftigen Klepper. Den Schnurbart streichend kommandirte er in jenem berüchtigten       fürstlichen Accent das Vorwärts; die Garde blies auf ihren Schalmeien das entsetzliche Lied:       &#x201E;Liebe, Liebe ist mein Leben, Liebe ist mich nöthig,&#x201C; und unaufhaltbar wogte die Schaar der       Nullen ihren Feinden entgegen. Diese mit bürgerlichen Mistgabeln, mit modernen Basaltblöcken       und höchst beunruhigenden Eisenstangen stellten sich ebenfalls in Reihe und Glied. Zarte       Frauen schickten sich an, von den Dächern hinab die königlichen Nullen zum zweiten Male mit       zwar erhitztem, aber dennoch ambrosischem Rüböle zu salben, während die Kinder nicht etwa       Rosen und Aurikeln, sondern Scherben echten Krystalls dem heranziehenden Feinde       entgegenstreuten. Selbst des Volkes verachtetste Hunde und des Märzes verliebteste Katzen       schienen heute ihre Bravour außer aller Frage stellen zu wollen und erhuben als Antwort auf       die Janitscharen-Musik der königlichen Garde jenes herzerhebende nationale Geheul und Gezisch,       das Stein erweichen, Menschen rasend machen kann. Während die beiden Parteien, kaum noch       getrennt durch die Entfernung eines unwillkührlichen, gegenseitigen Respectes und durch einige       in rein gothischem Style aufgeführte Barrikaden, einander auf den Leib zu rücken suchten,       rollten von der Stirn des Träumenden heiße, schwere Tropfen in den Brustlatz seines       unschuldreinen Hemdes.</p>
          <p>Der Herr Preiß erkannte nemlich gar nicht die welthistorische Bedeutung seines Traumes. In       der Empörung der Zahlen gegen die Nullen seines Capital Conto's sah er einzig und allein eine       Gefährung seiner kommerziellen Interessen. Gern hätte er deswegen das verhängnißvolle       Hauptbuch hintereinander zugeschlagen, um auf diese Weise beide Partheien in der Geburt ihres       Streites zu ersticken. Je näher der Ausbruch der Feindseligkeiten bevor stand, desto       reaktionärere Gelüste erfaßten ihn. Am Ende sollst du mit deinem guten Gelde die Kosten dieser       zwar sehr interressanten, aber dennoch verwerflichen Umwälzung bezahlen &#x2026; dachte er, und ich       frage jeden Unparteiischen, ob der würdige Handelsherr nicht das größte Recht hatte in einen       sehr wohlthätigen Schweiß aus zubrechen.</p>
          <p>Das Röcheln seiner träumerischen Angst sollte indeß noch größer werden, als nun endlich die       erste königliche Kartätsche mit einer unbegreiflichen Unverschämtheit den kühnen       revolutionären Zahlen auf die Köpfe fiel und sofort von einem solchen Meteorsteinregen       erwiedert wurde, daß zwei königliche Nullen klagend das Zeitliche segneten. Der Kampf war nun       eröffnet und mit Entsetzen bemerkte der Träumende, wie dem Angriff der Nullen nur eine immer       wilder emporflammende Raserei der Zahlen folgte. Die Säbel der Insurgenten, die Kugeln ihrer       Jagdgewehre und die von allen Dächern tropfenden Pflastersteine vernichteten ganze Kolonnen       seines Capital-Conto's. Dazu klang das Läuten der Sturmglocken so schauerlich, wie das       Klappern von falschen Dukaten; es war ihm nicht anders mehr zu Muthe, als hätte er sieben       unversicherte Schiffsladungen Kaffe auf der See, in einem Aequinoctialsturme; sein edles       kaufmännisches Herz schlug wie der Wecker an einer schwarzwälder Uhr und mit jeder Null, die       hinunter zum Styr fuhr, rollte ein neuer Angstschweißtropfen über seine olympische Stirn.</p>
          <p>Alles dies ertrug indeß noch die Seele des Gepeinigten; mit wahrem Heroismus sah der       herrliche Dulder die Tausende durch das Fallen zweier oder dreier Nullen zu Zehnern oder zu       Einern werden; als aber endlich den Kieselsteinen, den Büchsenkugeln, den Delphiolen und den       Bierglasscherben gar noch der Feuerbrand folgte, als man das ganze Hauptbuch mit sämmtlichen       kaiserlichen, königlichen, gräflichen und ähnlichen Nullen in Brand zu stecken suchte: da fuhr       er empor mit dem Schrei der Verzweiflung, die baumwollene Nachtmütze entsank seinem Schädel       und die Decken zur Seite schiebend und mit beiden beunterhoßten Beinen zu gleicher Zeit dem       Bette entfahrend, griff er wie rasend nach einer der türkischen Pistolen des Nachttisches;       rechts und links stürzten Leuchter und Schwefelhölzer, Pantoffeln und Nachttopf &#x2012; losknallte       das Pistol und das Schlafgemach krachte bis in sein letztes Mauseloch.</p>
          <p>Der Buchhalter Lenz, der eben seinen Herrn zu wecken gedachte und voll haarsträubender       Angst. daß er sich frevelnd ein Leides angethan, in's Zimmer stürzte, fand den würdigen       Prinzipal selig lächelnd am Fenster stehen. Der Herr Preiß sah daß er geträumt hatte und       neugierig blickte er hinüber nach dem nächsten Kirchthurme, von dessen Spitze die       schwarz-roth-goldene Fahne lustig im Morgenwinde flatterte.</p>
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          <head><hi rendition="#g">Leipzig</hi>, 28. Mai.</head>
          <p>Schon seit einigen Tagen verbreitete sich das Gerücht, daß die Nachtwächter einen Mann zur       Haft gebracht hätten.</p>
          <bibl>(W.M.)</bibl>
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          <p>Man berichtet, &#x201E;daß Berlin sich jeden Tag einen Tag mehr vom 18. März entferne.&#x201C; Dies ist       freilich außerordentlich merkwürdig.</p>
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</TEI>
[0014/0002] [Deutschland] ** Köln, 3. Juni. _ Koblenz, 1. Juni. _ Koblenz, 2. Juni. Dem Vernehmen nach wird General Wrangel als kommandirender General des achten Armeekorps hieher kommen. (Rh.- u. M.-Z.) XBerlin, 1. Juni. Gestern in der National-Versammlung beschäftigt, konnte ich Ihnen nichts Genaues über die am Zeughause vorgefallenen Unruhen berichten. Ich trage Ihnen heute nach. Das Volk merkte daß große Kisten aus dem Zeughause in Kähne verladen wurden; man sagte, es seien alte Gewehre, aber als einige Kisten erbrochen wurden, fand sich, daß die Gewehre ganz neu waren. Man suchte weiter nach, und fand daß die ganze Ladung aus Kartätschbüchsen, Kanonenkugeln, Flinten etc. bestand. Alles wurde konfiscirt, desgleichen mehrere Kanonen. Die Aufregung wuchs fortwährend. Die Bürgerwehr besetzte das Zeughaus, die Kanonen der Artilleriekaserne am Kupfergraben wurden hingebracht unddie Menge verlief sich. Jedoch soll die Bürgerwehr zuletzt auch gegen das Volk eingeschritten sein, um es zu zerstreuen. Gewalt wurde nicht gebraucht. XNachschrift. So eben waren, wie gestern, so auch heute wieder Aufläufe am Zeughause. Da das Militär neben der Bürgerwehr noch im Zeughause geblieben war, so verlangte das Volk sturmisch seine Entfernung. Der Generalmarsch mußte geschlagen werden. Berlin ist seit den letzten Wiener Ereignissen und seit dem Verfassungsentwurf sehr unruhig geworden. Lokale Verhältnisse tragen bei, die Unruhe zu vermehren, so das Votum der Bürgerwehr auf Aschoffs Absetzung. Aschoff ist zugleich Kommandant der Stadt und der Bürgerwehr und gar nicht mehr beliebt. Berlin, 29. Mai. Die demokratische Partei in der Bürgerwehr ist jetzt entschieden die überwiegende. Die Regierung will nun einen neuen Staatsstreich begehen und den Versuch zur Entwaffnung der Handwerks-Kompagnie machen, unter dem Vorwande, daß sie ein unregelmäßiges Exercitium habe. Es versteht sich von selbst, daß dieser Versuch vollständig mißlingen wird. (A. D. Z.) *Berlin, 31. Mai. Nach einem Artikel des Pr. St. A. bildet das Berliner Zeughaus das Central-Waffendepot für das ganze Land; Sendungen von Waffen in die Waffenplätze der Provinzen können also „als rein administrative Maßregeln des Kriegsministeriums ein besonderes Aufsehen mit Grund (!) nicht erregen.“ Die zur Sicherung des Zeughauses getroffenen Vorkehrungen sind gegen früher in keiner Weise geändert. — Natürlich; wenn das Ministerium alle Waffen aus dem Zeughause entfernen und an die reaktionären ucker- und andere märker Bauern und Pfahlbürger ertheilt, so kann das „als rein administrative Maßregel ein besonderes Aufsehen mit Grund nicht erregen!“ *Osnabrück, 1. Juni. Gegen den Stüve'schen Separatpatriotismus haben sich bereits zahlreiche Adressen ausgesprochen, die „tapfern Küstenbewohner“ scheinen gar nicht so abgeneigt gegen eine engere Vereinigung mit dem übrigen Deutschland zu sein, wie Hr. Stüve ihnen zumuthet. Auf heute ist von den Volksversammlungen von Hoya und Verden eine große Versammlung aus dem ganzen Lande nach Eistruch ausgeschrieben, welche sich wahrscheinlich ebenfalls gegen die Separation aussprechen wird. In Hannover selbst hat sich der Volksunwille gegen die reaktionären Bestrebungen Stüve's durch lärmende Demonstrationen und Fenstereinwerfen geltend gemacht. Auch der Premierminister, Graf Bennigsen, und der Stadtdirektor Evers haben ihr Theil davon mitbekommen. Ein sonderbares Verhängniß war es nur, daß noch reaktionärere Bestrebungen, als die des Ministeriums die Veranlassung geben mußten. Unsere im vorigen Jahre neu geschaffene Gewerbeordnung greift nämlich einigermaßen störend in die Zunftverhältnisse ein, besonders durch die im § 222 enthaltene Bestimmung, wonach „die am Orte vorhandnen Handwerkszünfte den Mitgliedern der Handelszunft nicht wehren können, auch mit solchen Gegenständen zu handeln, zu deren Verfertigung sie ausschließlich befugt seien.“ In einer neuen Berathung der zweiten Kammer war die Beibehaltung dieses Paragraphen beschlossen, während ein anderer, wonach Handwerker ihren Laden auch mit erkauften Waaren ihres Gewerkes versehen dürfen, aufgehoben werden sollte. Die Handwerker aber wollen Suspendirung des ganzen Gewerbegesetzes und vollständige Wiederherstellung des Schutzes, den ihnen die alte Zunftordnung gewährte. Eine Deputation sollte dem Minister Stüve ihre Wünsche vortragen, er mußte sie zum Premierminister begleiten, wo denn durch die bald gesammelte Volksmenge die Ausführung des oben genannten Schauspiels begann. Durch die Versicherung der Kammer, daß sie die alten Zunftverhältnisse in möglichster Ausdehnung wiederherstellen werde, scheinen die Handwerker zwar beruhigt zu sein, nicht so aber das Volk, das ganz andere Dinge verlangt. Stüve's Anhänger, deren Zahl hierorts immer noch ziemlich groß ist, geben sich vergebliche Mühe, dieser Demonstration ihre Bedeutung zu rauben, indem sie dieselbe als eine rein gewerbliche darstellen; es lassen sich aber nicht Viele dadurch täuschen; gegen einen beliebten Minister läßt sich das Volk so leicht nicht aufreizen, die mittelalterlichen Gelüste der hannöver'schen Landjunker würden gegen den liberalen Stüve keine so allgemeine Unterstützung gefunden haben. Selbst in der Kammer hat das Ministerium eine Niederlage, wenn auch nur eine vorübergehende erlitten. Trotz des Widerstandes der Minister Stüve, Braun und Lehzen ging der Antrag Hantelmanns auf Gleichstellung aller Konfessionen mit 35 gegen 26, also mit einer relativen Majorität von 9 Stimmen durch, während die absolute Majorität 41 Stimmen erfordert. Es fragt sich also, ob sich bei den nächsten beiden Abstimmungen von den fehlenden 19 Stimmen noch sechs zur jetzigen Majorität schlagen werden. Von wahrhaft klassischer Bornirtheit zeugt die Aeußerung Stüve's, „daß durch die Annahme des Hantelmann'schen Antrags der amerikanischen Rohheit der Weg angebahnt werde, an die Stelle der deutschen Bildung zu treten“. Wie es heißt, beabsichtigen Stüve und Bennigsen, ihr Portefeuille niederzulegen; für ein Ministerium Hantelmann wäre dann die größte Wahrscheinlichkeit. Unser Adel fängt zwar schon wieder an sich gewaltig zu spreitzen, ihm ist die neue Zusammensetzung der ersten Kammer schon zu viel; auch er hofft auf den Sturz des Ministeriums, doch hat er nicht Lebenskraft genug mehr, um aus seiner Mitte ein neues schaffen zu können. Unser Kleinbürger fangt allmälig an, sich zu fühlen, und so sehr er nach Ruhe und Ordnung um jeden Preis schreit, so könnte ihn der Versuch einer neuen Adelsherrschaft doch bald wieder mit revolutionären Gelüsten erfüllen. Er glaubt seine Herrschaft schon gesichert, und möchte auf den leicht errungenen Lorbeeren ausruhen; nach diesem Glücke seufzt er vergebens. Die Adelskammer wird sich aber selbst um so leichter stürzen, je kühnere Anstrengungen sie macht, ihre Rechte zu wahren, und in ihren Sturz das ganze Zweikammersystem mithineinziehen, trotzdem die zweite Kammer es jetzt auch in ihrer dritten Abstimmung zu dem ihrigen gemacht hat. *München, 30. Mai. Die Arbeiten der Kammern sind geschlossen; das Lehengesetz, das Ablösungsgesetz, das Gesetz über die Grundlagen der künftigen Gesetzgebung und das Jagdgesetz sind endlich zwischen den beiden Kammern und den Ministern „vereinbart“ worden. Welche Bedeutung diese Gesetze für die Zukunft Baierns haben werden, geht aus dem folgenden Satze der A. A. Z. hervor: „Das Gesetz über die Grundlagen der künftigen Gesetzgebung wurde dadurch vereinbart, daß die Reichsräthe — gegen die Stimmen des Grafen C. Seinsheim und des Frhrn. v. Aretin — in die Aufhebung der Siegelmäßigkeit als Vorrecht mit Eintritt der erwarteten Notariats- und Preßgesetze willigten.“ — Die Wirkungen des vielgepriesenen „deutschen Staatsbürgerrechts“ treten. immer deutlicher hervor. In München z. B. haben die Schuhmacher die Arbeit eingestellt und fordern höheren Lohn. Sofort droht ein vom 28. d. M. datirter Maueranschlag von Seite der k. Polizeidirektion allen Schuhmachergesellen, welche nicht bis morgen früh entweder Arbeit bei einem Meister nachweisen oder ihre Wanderbücher auf der Polizei abholen, mit polizeilicher Answeisung von hier und Schubtransport in ihre Heimath! Natürlich! Die Schuster können ja nur durch geheime Wühler (sagt die Augsb. A. Z.), welche der Stadt die Ruhe mißgönnen, aufgereizt sehn. Sie dringen auf Erhöhung des Arbeitslohnes, halten Versammlungen und tragen ihre Unzufriedenheit selbst auf den Straßen zur Schau. Die Behörden schreiten jedoch kräftig ein, und durch Mithülfe der hier in Besatzung liegenden Jäger sind zwischen gestern und heute 160 solcher unruhiger Köpfe eingefangen, und zum großen Theil schon mittelst Schub in ihre entsprechende Heimath geschafft worden. Sie dringen auf Erhöhung des Lohns — schrecklich! sie halten Versammlungen — entsetzlich! ja, sie tragen ihre Unzufriedenheit selbst auf den Straßen zur Schau! Welche Verbrechen im „freien“ Baiernlande, wo die Siegelmäßigkeit kein Vorrecht mehr ist! *Wien, 30. Mai. Das Ministerium hat eine „Kundmachung an die Bewohner der Residenz“ erlassen, worin es über seine Handlungen und Absichten Erläuterungen zu geben und besonders gegen den Vorwurf der Planlosigkeit sich zu vertheidigen versucht. Auf die Wiener wird dies mühsam zusammengestellte Schriftstück, an dem man gar sehr die alte Metternichsche Gewandtheit vermißt, nicht den mindesten Eindruck machen; es scheint auch lediglich für die Provinzen berechnet zu sein, um hier wenigstens den Schein zu retten und das Fortbestehen des Ministeriums, das nach den jüngsten Ereignissen eine völlige Unmöglichkeit wäre, wenn die Wiener nicht gutmüthig bis zur Einsetzung eines neuen sich geduldeten, mit doktrinären Floskeln zu beschönigen. — Die Verfassung vom 25. April wird als das „Programm,“ als das „Glaubensbekenntniß“ des Ministeriums hingestellt. „Die Bewegungen im Mai, heißt es dann, haben gezeigt, daß hier nicht die Wünsche über alle Bestimmungen der Verfassung übereinstimmen. Allein keine ihrer Grundlagen wurde angegriffen. Der Charakter der Verfassung als eine vollendete Urkunde wurde bestritten; gegen die Zweckmäßigkeit der Wahleinrichtung in einzelnen ihrer Bestimmungen wurden Zweifel erhoben; gegen die erste Kammer in ihrer Zusammensetzung machten sich Einsprüche geltend. Diese Einsprüche und jene Zweifel wurden behoben (sic); der erste Reichstag wurde als ein konstituirender anerkannt.“ Also eine Verfassung wird in keiner ihrer Grundlagen angegriffen, wenn sich solche „Einsprüche und Zweifel“ erheben, wenn ihre ganze Grundlage, die kaiserliche Machtvollkommenheit, als deren Ausfluß sie gegeben war, über den Haufen geworfen ist! Es macht keinen wesentlichen Unterschied, ob eine Verfassung von Gottes Gnaden octroyirt, ob sie mit dem Volke vereinbart, ob sie rein aus dem Volkswillen hervorgegangen ist! — Das Ministerium erkennt daher in dem Siege des demokratischen Prinzips nur „einen längern Weg“ um „zu den organischen Gesetzen, welche die Verfassung ergänzen müssen, zur Ordnung des innern Haushalts der Monarchie, zu jenen Einrichtungen und Anordnnngen zu gelangen, welche das Vertrauen befestigen und das materielle Wohl fördern sollen.“ Es ist der alte Kunstgriff, politischen Reformen philantrophische Redensarten entgegenzustellen. Indessen verspricht das Ministerium, auch „den längeren Weg redlich zu erfüllen“ (sic) weil er als „der vorzüglichere“ erkannt wurde. Dann kommen Redlichkeitsbetheuerungen. An der Verfassung habe es streng festgehalten, nur eine „Verwaltungs-Maßregel“ sei auf „heftigen Widerstand“ gestoßen. „Sie (die Minister) haben auf dem einzigen konstitutionellen Wege durch die Niederlegung ihrer Aemter geantwortet, der Wille des Monarchen hat sie bis zur Ernennung ihrer Nachfolger in diesen Aemtern festgehalten, und die Erklärungen der ausgezeichnetsten Körperschaften der Residenz haben sich diesem Willen angeschlossen.“ Man sieht, der kaiserliche Wille ist nicht mehr maßgebend, er bedarf der Sanktion der Wiener Bevölkerung. Darum wenden die Minister sich denn auch an diese und sprechen ihr Vertrauen an, weil sie „der Monarchie Stärke und Achtung nach Außen, Ordnung, Freiheit und Sicherheit im Innern, Vertrauen, Erwerb und Förderung aller zum Wohlstand führenden Interessen zu ‒ verbürgen ‒ gestrebt“! Ja diese Bürgschaftsbestreben sollen es sogar dahin gebracht haben, daß „der Bürger wie der Landmann bereits in allen Theilen des Reichs Freiheiten und Erleichterungen besitzt, wie sich deren die glücklichsten Länder dieses Welttheils erfreuen“!! Diese kühne Behauptung wird dann gemildert durch das Geständniß, daß „Manches beschleunigt, rascher die Hand an die nöthigen Reformen gelegt, ein entschiednerer Gang der Regierung nach allen Theilen des Reiches entwickelt werden könnte.“ Aber dazu gehört wieder Vertrauen und darum erklären die Herren Minister: „sie kennen keine Reaktion, welche ihren Gang zu lähmen bemüht oder das vom Monarchen Zugestandene zurückzunehmen vermögend wäre.“ Die Reaktion scheint also nur noch in der Erinnerung zu existiren, und wenn in Wien Montecuculi und Bombelles in effigie an den Galgen gehängt sind, so hat das keine Bedeutung für die Zukunft. Deutlich sah er, wie die Nullen des Capital-Conto's in geordneten Linien von der einen Seite heranrückten und wie sich von der andern die Zahlen aus allen kleinen Rechnungsposten in zwar ungeregelten aber desto wildern Massen in den Kampf drängten. Einige Kolonnen rother Zinszahlen, welche mit der republikanischen Infanterie des Auslandes die frappanteste Aehnlichkeit hatten, ließen ihre Fronte noch schauerlicher erscheinen, und trugen nicht wenig dazu bei, das königliche Blut der Nullen vor Schreck erstarren zu machen. Nur der kommandirende Prinz, eine Null vom reinsten Wasser, der Abgott der legitimen Soldateska, hatte sein schreckliches Herz auf der rechten Stelle; er hatte zwei große historische Rittersporen an die Absätze seiner allerhöchsten Stiefel geschnallt; in der königlichen Faust trug er ein schartiges, sehr antikes Schwert aus der Blüthezeit des Absolutismus. Manchmal reitend auf einem englischen konstitutionellen Renner, bestieg er doch heute einen vaterländischen urkräftigen Klepper. Den Schnurbart streichend kommandirte er in jenem berüchtigten fürstlichen Accent das Vorwärts; die Garde blies auf ihren Schalmeien das entsetzliche Lied: „Liebe, Liebe ist mein Leben, Liebe ist mich nöthig,“ und unaufhaltbar wogte die Schaar der Nullen ihren Feinden entgegen. Diese mit bürgerlichen Mistgabeln, mit modernen Basaltblöcken und höchst beunruhigenden Eisenstangen stellten sich ebenfalls in Reihe und Glied. Zarte Frauen schickten sich an, von den Dächern hinab die königlichen Nullen zum zweiten Male mit zwar erhitztem, aber dennoch ambrosischem Rüböle zu salben, während die Kinder nicht etwa Rosen und Aurikeln, sondern Scherben echten Krystalls dem heranziehenden Feinde entgegenstreuten. Selbst des Volkes verachtetste Hunde und des Märzes verliebteste Katzen schienen heute ihre Bravour außer aller Frage stellen zu wollen und erhuben als Antwort auf die Janitscharen-Musik der königlichen Garde jenes herzerhebende nationale Geheul und Gezisch, das Stein erweichen, Menschen rasend machen kann. Während die beiden Parteien, kaum noch getrennt durch die Entfernung eines unwillkührlichen, gegenseitigen Respectes und durch einige in rein gothischem Style aufgeführte Barrikaden, einander auf den Leib zu rücken suchten, rollten von der Stirn des Träumenden heiße, schwere Tropfen in den Brustlatz seines unschuldreinen Hemdes. Der Herr Preiß erkannte nemlich gar nicht die welthistorische Bedeutung seines Traumes. In der Empörung der Zahlen gegen die Nullen seines Capital Conto's sah er einzig und allein eine Gefährung seiner kommerziellen Interessen. Gern hätte er deswegen das verhängnißvolle Hauptbuch hintereinander zugeschlagen, um auf diese Weise beide Partheien in der Geburt ihres Streites zu ersticken. Je näher der Ausbruch der Feindseligkeiten bevor stand, desto reaktionärere Gelüste erfaßten ihn. Am Ende sollst du mit deinem guten Gelde die Kosten dieser zwar sehr interressanten, aber dennoch verwerflichen Umwälzung bezahlen … dachte er, und ich frage jeden Unparteiischen, ob der würdige Handelsherr nicht das größte Recht hatte in einen sehr wohlthätigen Schweiß aus zubrechen. Das Röcheln seiner träumerischen Angst sollte indeß noch größer werden, als nun endlich die erste königliche Kartätsche mit einer unbegreiflichen Unverschämtheit den kühnen revolutionären Zahlen auf die Köpfe fiel und sofort von einem solchen Meteorsteinregen erwiedert wurde, daß zwei königliche Nullen klagend das Zeitliche segneten. Der Kampf war nun eröffnet und mit Entsetzen bemerkte der Träumende, wie dem Angriff der Nullen nur eine immer wilder emporflammende Raserei der Zahlen folgte. Die Säbel der Insurgenten, die Kugeln ihrer Jagdgewehre und die von allen Dächern tropfenden Pflastersteine vernichteten ganze Kolonnen seines Capital-Conto's. Dazu klang das Läuten der Sturmglocken so schauerlich, wie das Klappern von falschen Dukaten; es war ihm nicht anders mehr zu Muthe, als hätte er sieben unversicherte Schiffsladungen Kaffe auf der See, in einem Aequinoctialsturme; sein edles kaufmännisches Herz schlug wie der Wecker an einer schwarzwälder Uhr und mit jeder Null, die hinunter zum Styr fuhr, rollte ein neuer Angstschweißtropfen über seine olympische Stirn. Alles dies ertrug indeß noch die Seele des Gepeinigten; mit wahrem Heroismus sah der herrliche Dulder die Tausende durch das Fallen zweier oder dreier Nullen zu Zehnern oder zu Einern werden; als aber endlich den Kieselsteinen, den Büchsenkugeln, den Delphiolen und den Bierglasscherben gar noch der Feuerbrand folgte, als man das ganze Hauptbuch mit sämmtlichen kaiserlichen, königlichen, gräflichen und ähnlichen Nullen in Brand zu stecken suchte: da fuhr er empor mit dem Schrei der Verzweiflung, die baumwollene Nachtmütze entsank seinem Schädel und die Decken zur Seite schiebend und mit beiden beunterhoßten Beinen zu gleicher Zeit dem Bette entfahrend, griff er wie rasend nach einer der türkischen Pistolen des Nachttisches; rechts und links stürzten Leuchter und Schwefelhölzer, Pantoffeln und Nachttopf ‒ losknallte das Pistol und das Schlafgemach krachte bis in sein letztes Mauseloch. Der Buchhalter Lenz, der eben seinen Herrn zu wecken gedachte und voll haarsträubender Angst. daß er sich frevelnd ein Leides angethan, in's Zimmer stürzte, fand den würdigen Prinzipal selig lächelnd am Fenster stehen. Der Herr Preiß sah daß er geträumt hatte und neugierig blickte er hinüber nach dem nächsten Kirchthurme, von dessen Spitze die schwarz-roth-goldene Fahne lustig im Morgenwinde flatterte. Leipzig, 28. Mai. Schon seit einigen Tagen verbreitete sich das Gerücht, daß die Nachtwächter einen Mann zur Haft gebracht hätten. (W.M.) Man berichtet, „daß Berlin sich jeden Tag einen Tag mehr vom 18. März entferne.“ Dies ist freilich außerordentlich merkwürdig.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 4. Köln, 4. Juni 1848, S. 0014. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz004_1848/2>, abgerufen am 27.04.2024.