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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 51. Prag, 1835.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] und Temperatur hervorgelockt; die Theorie dersel-
ben ist höchst einfach, und keine andere, als die
jedes Springbrunnens, wenn man sich anstatt der
geneigten Röhren zwei wasserdichte Wände vorstellt,
zwischen welchen das mittelst Durchbohrung einer
tiefgelegenen festen Schicht gewonnene Wasser em-
porspringt. Dasselbe ist kein Quellwasser, sondern
vielmehr athmosphärisches Wasser, das von der
Erde auf einer Höhe aufgenommen, bis zu dem-
jenigen Punkte der Erde gedrungen ist, auf den man
bohrt; trifft man nun durch fortgesetztes Bohren den
Ort, wo dieses Wasser zwischen Gebirgsschichten so
eingeschlossen ist, daß es weder tiefer eindringen,
noch nach einer Seite hin, einen Abfluß erzwingen
kann, so steigt dasselbe nach den Gesetzen des Falls
so weit wieder in die Höhe, als es eingedrungen
war; es geht also aus dieser ersten Bedingung,
dem Vorhandenseyn einer solchen Gebirgsschicht mit
dem zwischen ihr eingepreßten Wasser, die zweite
hervor, daß nämlich der Punkt, wo die Bohrung
angestellt wird, tiefer als derjenige gelegen sey,
wo die Gebirgsschicht, auf die man nach Verhältniß
der obern Bodengattung früher oder später trifft,
auf der Erdoberfläche zu Tage kommt.



Faschingslustbarkeiten in Paris.

Der Pariser Karneval versammelt in den letz-
ten Tagen des Faschings die reiche und müßige Be-
völkerung zu Wagen, zu Rosse und zu Fuß auf
den Boulevards. Man kommt, um zu sehen und
gesehen zu werden. Zahlreiche Masken laufen um-
her, man bietet Karrikaturen feil; doch herrscht keine
italienische Lebhaftigkeit, kein eigener Volksjubel
des südlichen Himmels von Rom und Neapel.
Nur einige reiche Engländer machen sich manchmal
das Vergnügen, größere Maskeraden zu Wagen
aufzuführen.



Die Wilberforce = Wasserfälle in Nord -
Amerika.

Wenn die englischen Unternehmungen zur Ent-
scheidung der großen geographischen Frage über die
Wirklichkeit einer nordwestlichen Durchfahrt nach
Jndien zwar nicht das gewünschte Ergebniß geliefert,
so haben sie dagegen ein großes Licht über die Geo-
graphie dieser nördlichen Gegenden verbreitet, und
niemals noch sind die Grenzen der Wissenschaften
erweitert worden, ohne daß hiedurch nicht auch der
Menschheit wesentliche Vortheile erwachsen wären.
Schon hat der Wallfischfang durch die ausgebreite-
tere Kenntniß der nördlichen Meere bedeutend ge-
wonnen, und Kapitän Parry's Pläne, um die
Gesundheit und die Erhaltung seiner Schiffsmann-
schaft zu sichern, werden jedem nachfolgenden See-
fahrer, der ferne Weltgegenden entdecken will, die
trefflichsten Winke und Belehrungen geben, und die
Schriften, in denen er und andere die Erfolge ihrer
Bemühungen niedergelegt haben, sind die unterhal-
tendsten und werthvollsten Beiträge, welche die eng-
lische Literatur in neuerer Zeit erhalten hat.

Unter diesen behauptet den ersten Platz Kapi-
tän Franklins Erzählung seiner Landreise nach
den Küsten des Eismeeres. Diese Expedition fällt
in die Zeit der ersten Reise des Kapitän Parry,
und sie wurde von der englischen Regierung nur
[Spaltenumbruch] darum ausgerüstet, um in Gemeinschaft mit diesem
Seefahrer zur Erforschung der nördlichen Küste von
Amerika mitzuwirken. Kapitän Franklin, begleitet
von Dr. Richardson und den Herren Back und
Hood, verließ England im Jahre 1819, und nach-
dem er an der York = Faktorei, einer Station an der
östlichen Küste der Hudsons = Bai, angekommen war,
setzte er seine Reise zu Lande durch die Wüsten und
Eisseen des nördlichen Festlandes fort; welches sie
in westlicher Richtung durchschnitten, bis sie die Ufer
des Kupferminenflußes an der westlichen Küste er-
reicht hatten. Hier schifften sie sich in zwei Booten
ein, und setzten ihre Reise gegen Osten fort, längs
der nördlichen Küste des Festlandes in einer Strecke
von nahe an 600 Meilen, bis es ihnen unmöglich
war, weiter vorzudringen, und da ihre Boote un-
brauchbar geworden, so kehrten sie zu Lande bis
zum Kupferminenfluße zurück, von wo sie nach einer
Abwesenheit von drei Jahren ihren Weg nach Hause
zurück nahmen.

Kapitän Parry war unterdessen in der Baf-
fins = Bai vorgedrungen, und hatte westwärts die
Nordküste umschifft, bis er in seinem Laufe bei der
Jnsel Melville aufgehalten wurde, einem Punkte
in nicht großer Entfernung von jenem, welchen
Franklin in der entgegengesetzten Richtung erreicht
hatte. Ohngeachtet mehrerer nochmaliger Versuche
Kapitän Parry's blieb dennoch die Grenzscheide
zwischen diesen beiden Punkten unzugänglich. Der
letzte Versuch wurde von Kapitän Roß gemacht,
dessen lange Abwesenheit so viele Besorgnisse um sein
Wohl erregt hatte. Kapitän Franklins Werk ist noch
bisher von keinem andern Reisewerke übertroffen wor-
den. Die Beschwerden und Gefahren, welche er und
seine Begleiter ausgestanden hatten, erregen das höchste
Jnteresse; während die Kraft und Ausdauer, mit
der sie jedes Hinderniß besiegten, und der uner-
schütterliche Muth, der jeder Gefahr Trotz bot, die
tiefste Bewunderung erweckt. Eine große Tugend-
lehre liegt ferner in der Geduld und der frommen
Hingebung, mit der sie die fürchterlichsten Drangsale
erduldeten. Der eigenthümliche Einfluß der Religion
und ihrer Wirkungen auf die Seele sind darin mit
der rührendsten Einfachheit dargestellt. Wir können
uns das Vergnügen nicht versagen, folgende Stelle
aus Dr. Richardsons Erzählung herzusetzen, worin
er die Empfindungen der kleinen Gesellschaft in den
furchtbarsten Verhältnissen beschreibt, die sich denken
lassen: "Durch die äußerste Gefälligkeit und Vorsicht
einer Dame war die Gesellschaft, bevor sie London
verließ, mit einer kleinen Sammlung religiöser Bü-
cher versehen worden, von denen wir noch zwei oder
drei der tragbarsten erhalten hatten, die für uns
unberechenbare Wohlthaten wurden. Wir lasen uns,
im Bette liegend, nachdem wir bereits unsern Mor-
gen = und Abendgottesdienst verrichtet hatten, ein-
ander Stellen daraus vor, und fanden uns nach
jedesmaligem Lesen so innig von der Allgegenwart
eines gütigen Gottes begeistert, daß uns unsere Lage,
selbst in diesen Wildnissen nicht länger mehr ret-
tungslos schien; wir besprachen uns dann nicht nur
mit Ruhe, sondern sogar mit Heiterkeit, indem wir
mit unbegrenztem Vertrauen die vergangenen Bege-
benheiten unseres Lebens überdachten und mit un-
gestörter Hoffnung auf den Aussichten der Zukunft
verweilten."

Während des ganzen Verlaufes ihrer Gefahren
waren sie von demselben Geiste beseelt, und ihr
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] und Temperatur hervorgelockt; die Theorie dersel-
ben ist höchst einfach, und keine andere, als die
jedes Springbrunnens, wenn man sich anstatt der
geneigten Röhren zwei wasserdichte Wände vorstellt,
zwischen welchen das mittelst Durchbohrung einer
tiefgelegenen festen Schicht gewonnene Wasser em-
porspringt. Dasselbe ist kein Quellwasser, sondern
vielmehr athmosphärisches Wasser, das von der
Erde auf einer Höhe aufgenommen, bis zu dem-
jenigen Punkte der Erde gedrungen ist, auf den man
bohrt; trifft man nun durch fortgesetztes Bohren den
Ort, wo dieses Wasser zwischen Gebirgsschichten so
eingeschlossen ist, daß es weder tiefer eindringen,
noch nach einer Seite hin, einen Abfluß erzwingen
kann, so steigt dasselbe nach den Gesetzen des Falls
so weit wieder in die Höhe, als es eingedrungen
war; es geht also aus dieser ersten Bedingung,
dem Vorhandenseyn einer solchen Gebirgsschicht mit
dem zwischen ihr eingepreßten Wasser, die zweite
hervor, daß nämlich der Punkt, wo die Bohrung
angestellt wird, tiefer als derjenige gelegen sey,
wo die Gebirgsschicht, auf die man nach Verhältniß
der obern Bodengattung früher oder später trifft,
auf der Erdoberfläche zu Tage kommt.



Faschingslustbarkeiten in Paris.

Der Pariser Karneval versammelt in den letz-
ten Tagen des Faschings die reiche und müßige Be-
völkerung zu Wagen, zu Rosse und zu Fuß auf
den Boulevards. Man kommt, um zu sehen und
gesehen zu werden. Zahlreiche Masken laufen um-
her, man bietet Karrikaturen feil; doch herrscht keine
italienische Lebhaftigkeit, kein eigener Volksjubel
des südlichen Himmels von Rom und Neapel.
Nur einige reiche Engländer machen sich manchmal
das Vergnügen, größere Maskeraden zu Wagen
aufzuführen.



Die Wilberforce = Wasserfälle in Nord -
Amerika.

Wenn die englischen Unternehmungen zur Ent-
scheidung der großen geographischen Frage über die
Wirklichkeit einer nordwestlichen Durchfahrt nach
Jndien zwar nicht das gewünschte Ergebniß geliefert,
so haben sie dagegen ein großes Licht über die Geo-
graphie dieser nördlichen Gegenden verbreitet, und
niemals noch sind die Grenzen der Wissenschaften
erweitert worden, ohne daß hiedurch nicht auch der
Menschheit wesentliche Vortheile erwachsen wären.
Schon hat der Wallfischfang durch die ausgebreite-
tere Kenntniß der nördlichen Meere bedeutend ge-
wonnen, und Kapitän Parry's Pläne, um die
Gesundheit und die Erhaltung seiner Schiffsmann-
schaft zu sichern, werden jedem nachfolgenden See-
fahrer, der ferne Weltgegenden entdecken will, die
trefflichsten Winke und Belehrungen geben, und die
Schriften, in denen er und andere die Erfolge ihrer
Bemühungen niedergelegt haben, sind die unterhal-
tendsten und werthvollsten Beiträge, welche die eng-
lische Literatur in neuerer Zeit erhalten hat.

Unter diesen behauptet den ersten Platz Kapi-
tän Franklins Erzählung seiner Landreise nach
den Küsten des Eismeeres. Diese Expedition fällt
in die Zeit der ersten Reise des Kapitän Parry,
und sie wurde von der englischen Regierung nur
[Spaltenumbruch] darum ausgerüstet, um in Gemeinschaft mit diesem
Seefahrer zur Erforschung der nördlichen Küste von
Amerika mitzuwirken. Kapitän Franklin, begleitet
von Dr. Richardson und den Herren Back und
Hood, verließ England im Jahre 1819, und nach-
dem er an der York = Faktorei, einer Station an der
östlichen Küste der Hudsons = Bai, angekommen war,
setzte er seine Reise zu Lande durch die Wüsten und
Eisseen des nördlichen Festlandes fort; welches sie
in westlicher Richtung durchschnitten, bis sie die Ufer
des Kupferminenflußes an der westlichen Küste er-
reicht hatten. Hier schifften sie sich in zwei Booten
ein, und setzten ihre Reise gegen Osten fort, längs
der nördlichen Küste des Festlandes in einer Strecke
von nahe an 600 Meilen, bis es ihnen unmöglich
war, weiter vorzudringen, und da ihre Boote un-
brauchbar geworden, so kehrten sie zu Lande bis
zum Kupferminenfluße zurück, von wo sie nach einer
Abwesenheit von drei Jahren ihren Weg nach Hause
zurück nahmen.

Kapitän Parry war unterdessen in der Baf-
fins = Bai vorgedrungen, und hatte westwärts die
Nordküste umschifft, bis er in seinem Laufe bei der
Jnsel Melville aufgehalten wurde, einem Punkte
in nicht großer Entfernung von jenem, welchen
Franklin in der entgegengesetzten Richtung erreicht
hatte. Ohngeachtet mehrerer nochmaliger Versuche
Kapitän Parry's blieb dennoch die Grenzscheide
zwischen diesen beiden Punkten unzugänglich. Der
letzte Versuch wurde von Kapitän Roß gemacht,
dessen lange Abwesenheit so viele Besorgnisse um sein
Wohl erregt hatte. Kapitän Franklins Werk ist noch
bisher von keinem andern Reisewerke übertroffen wor-
den. Die Beschwerden und Gefahren, welche er und
seine Begleiter ausgestanden hatten, erregen das höchste
Jnteresse; während die Kraft und Ausdauer, mit
der sie jedes Hinderniß besiegten, und der uner-
schütterliche Muth, der jeder Gefahr Trotz bot, die
tiefste Bewunderung erweckt. Eine große Tugend-
lehre liegt ferner in der Geduld und der frommen
Hingebung, mit der sie die fürchterlichsten Drangsale
erduldeten. Der eigenthümliche Einfluß der Religion
und ihrer Wirkungen auf die Seele sind darin mit
der rührendsten Einfachheit dargestellt. Wir können
uns das Vergnügen nicht versagen, folgende Stelle
aus Dr. Richardsons Erzählung herzusetzen, worin
er die Empfindungen der kleinen Gesellschaft in den
furchtbarsten Verhältnissen beschreibt, die sich denken
lassen: „Durch die äußerste Gefälligkeit und Vorsicht
einer Dame war die Gesellschaft, bevor sie London
verließ, mit einer kleinen Sammlung religiöser Bü-
cher versehen worden, von denen wir noch zwei oder
drei der tragbarsten erhalten hatten, die für uns
unberechenbare Wohlthaten wurden. Wir lasen uns,
im Bette liegend, nachdem wir bereits unsern Mor-
gen = und Abendgottesdienst verrichtet hatten, ein-
ander Stellen daraus vor, und fanden uns nach
jedesmaligem Lesen so innig von der Allgegenwart
eines gütigen Gottes begeistert, daß uns unsere Lage,
selbst in diesen Wildnissen nicht länger mehr ret-
tungslos schien; wir besprachen uns dann nicht nur
mit Ruhe, sondern sogar mit Heiterkeit, indem wir
mit unbegrenztem Vertrauen die vergangenen Bege-
benheiten unseres Lebens überdachten und mit un-
gestörter Hoffnung auf den Aussichten der Zukunft
verweilten.“

Während des ganzen Verlaufes ihrer Gefahren
waren sie von demselben Geiste beseelt, und ihr
[Ende Spaltensatz]

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Schon hat der Wallfischfang durch die ausgebreite- tere Kenntniß der nördlichen Meere bedeutend ge- wonnen, und Kapitän Parry's Pläne, um die Gesundheit und die Erhaltung seiner Schiffsmann- schaft zu sichern, werden jedem nachfolgenden See- fahrer, der ferne Weltgegenden entdecken will, die trefflichsten Winke und Belehrungen geben, und die Schriften, in denen er und andere die Erfolge ihrer Bemühungen niedergelegt haben, sind die unterhal- tendsten und werthvollsten Beiträge, welche die eng- lische Literatur in neuerer Zeit erhalten hat. Unter diesen behauptet den ersten Platz Kapi- tän Franklins Erzählung seiner Landreise nach den Küsten des Eismeeres. Diese Expedition fällt in die Zeit der ersten Reise des Kapitän Parry, und sie wurde von der englischen Regierung nur darum ausgerüstet, um in Gemeinschaft mit diesem Seefahrer zur Erforschung der nördlichen Küste von Amerika mitzuwirken. 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Kapitän Parry war unterdessen in der Baf- fins = Bai vorgedrungen, und hatte westwärts die Nordküste umschifft, bis er in seinem Laufe bei der Jnsel Melville aufgehalten wurde, einem Punkte in nicht großer Entfernung von jenem, welchen Franklin in der entgegengesetzten Richtung erreicht hatte. Ohngeachtet mehrerer nochmaliger Versuche Kapitän Parry's blieb dennoch die Grenzscheide zwischen diesen beiden Punkten unzugänglich. Der letzte Versuch wurde von Kapitän Roß gemacht, dessen lange Abwesenheit so viele Besorgnisse um sein Wohl erregt hatte. Kapitän Franklins Werk ist noch bisher von keinem andern Reisewerke übertroffen wor- den. Die Beschwerden und Gefahren, welche er und seine Begleiter ausgestanden hatten, erregen das höchste Jnteresse; während die Kraft und Ausdauer, mit der sie jedes Hinderniß besiegten, und der uner- schütterliche Muth, der jeder Gefahr Trotz bot, die tiefste Bewunderung erweckt. 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Wir lasen uns, im Bette liegend, nachdem wir bereits unsern Mor- gen = und Abendgottesdienst verrichtet hatten, ein- ander Stellen daraus vor, und fanden uns nach jedesmaligem Lesen so innig von der Allgegenwart eines gütigen Gottes begeistert, daß uns unsere Lage, selbst in diesen Wildnissen nicht länger mehr ret- tungslos schien; wir besprachen uns dann nicht nur mit Ruhe, sondern sogar mit Heiterkeit, indem wir mit unbegrenztem Vertrauen die vergangenen Bege- benheiten unseres Lebens überdachten und mit un- gestörter Hoffnung auf den Aussichten der Zukunft verweilten.“ Während des ganzen Verlaufes ihrer Gefahren waren sie von demselben Geiste beseelt, und ihr

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 51. Prag, 1835, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama51_1835/7>, abgerufen am 15.06.2024.